Immagini della pagina
PDF
ePub

zu den Annalen, den M. Antonius Gnipho schrieb. 1) Sein Zeitgenosse M. Pompilius Andronicus verfasste elenchi, kritische Untersuchungen zu dem historischen Gedicht, welche ein merkwürdiges Schicksal hatten.2) Wir treten in die ciceronische Epoche der römischen Litteratur ein; es waren seit dem Tode des Ennius etwa 100 Jahre verflossen, aber der Dichter hatte noch immer seine Bewunderer; zu ihnen gehörte der grosse Meister Lucrez, der dem Ennius das Lob erteilte, dass er den unverwelklichen Kranz von Helikons Höhen in Italiens Gefilde gebracht habe. Cicero hegte die grösste Begeisterung für Ennius, spricht von ihm mit der wärmsten Anerkennung und wird nicht müde, Verse aus ihm in seine Darstellung einzuflechten.3) Der Enthusiasmus für das alte Römertum musste auch den Polyhistor Varro zu Ennius hinziehen. In seinen sprachlichen Untersuchungen nahm er gern aus dessen Gedichten Beispiele; aber auch in seinen Satiren spielt er oft auf den Dichter an, ein Beweis, dass damals Ennius noch ein vielgelesener Autor war.4) Aber in dem ciceronischen Zeitalter begann doch schon eine Reaktion gegen Ennius. Die jungrömische Dichterschule, an deren Spitze Catull stand, wollte nichts von den langgedehnten Epen wissen und sah mit Geringschätzung auf den alten Dichter herab. Doch einen schweren Stoss erhielt Ennius durch Vergil. In seiner Aeneis hatte er den Römern ein neues Nationalepos gegeben, das auf einem höheren Standpunkt der Kunst stand und mit dem die des künstlerischen Aufbaus entbehrenden Annalen nicht mehr konkurrieren konnten. Aber dass Vergil auf den Schultern des Ennius stand, wurde schon im Altertum bemerkt. 5) Auch im Publikum der damaligen Zeit war, wie man aus Horaz ersieht, Ennius noch nicht verschollen; aber die Dichter jener Zeit konnten ihn doch nicht mehr als völlig ebenbürtig erachten, und in das Lob mischt sich daher nicht selten der Tadel ein. Der Dichter ist genial, aber seine Kunst ist unbeholfen, sagt Ovid. Der grammatischen Forschung blieb natürlich Ennius immer eine reiche Fundgrube, und so dürfen wir uns nicht wundern, wenn der ausgezeichnete Grammatiker der augustischen Zeit, Verrius Flaccus, fleissig die Gedichte desselben heranzog. 6) Auch der grosse Philolog der neronischen Zeit, M. Valerius Probus, berücksichtigte bei seinen Forschungen den Dichter.7) Aber der geistige Führer jener Zeit, der Philosoph Seneca, hat für den alten Poeten keine Sympathien. Dass jedoch Ennius nur schwer von seinem Platz in der römischen Litteratur zu verdrängen war, ersehen wir aus Martial, der uns bezeugt, dass neben Vergil immer noch Ennius sein Lesepublikum hatte. Selbst Quintilian, bei dem der rhetorische Gesichtspunkt bei Beurteilung der Autoren überwog, wagte nicht, ein völliges Verdammungsurteil über den Rudiner auszusprechen. Doch noch einmal sollte

1) Vgl. p. 119.

2) Vgl. p. 118.

3) J. Kubik, De M. Tullii Ciceronis poetarum lat. studiis, Diss. Wien 1887, p. 48: Aut Ennii ipsius aut carminum eius locis fere CLV facit mentionem, ex carminibus autem versus CCXXXVIIII (+ vv. XXXVII), [Ann. vv. LXXXII (+ vv. II), trag. vv. CXXXXVIII

(+ vv. XXXVI), Satur. vv. IIII, Epigr. vv. V]
scriptis suis intexuit.“ Vgl. auch H. Usener,
Rhein. Mus. 56 (1901) p. 313.

4) Vgl. Vahlen, Ausg. p. XXX.
5) Vgl. bes. Macrob. Sat. 6, 1, 8.
Vgl. Vahlen, Ausg. p. LXV.
Vgl. Gellius 4, 7.

der Dichter aufleben, als Hadrian auf den Thron gelangte. Die alten Schriftsteller wurden jetzt Modesache, und gern würzte man seinen Stil mit veralteten Ausdrücken, die man aus den halbvergessenen Autoren der Vorzeiten emsig zusammensuchte. Zu diesen Autoren gehörte auch Ennius; Hadrian zog ihn sogar Vergil vor. Fronto empfiehlt ihn zur Lektüre,1) bei Gellius ist viel von ihm die Rede, so dass man sieht, er stand damals im Mittelpunkt des litterarischen Interesses. 2) Aber die Zeit war für Ennius vorüber. Der aufkeimenden christlichen Litteratur flösste nur der Euhemerus einiges Interesse ein, weil er sich, wie wir aus Lactanz ersehen, gut als Schutzwaffe gegen das Heidentum verwenden liess.3) Aus der nationalen Litteratur schwindet er zusehends, und nur bei den Grammatikern, von denen besonders Nonius, Servius und Macrobius zu nennen sind, lebt er als Sprachdenkmal fort. Alle Werke des Dichters verfielen dem Untergang, und nur dürftige Fragmente sind uns aus den einst so viel gepriesenen Dichtungen übrig geblieben.

[ocr errors]

Zeugnisse über das Fortleben des Ennius (mit Auswahl). Fronto p. 62 Naber eum (Ennium) studiose aemulatus L. Coelius. Horat. sat. 1, 10, 54 non ridet (Lucilius) versus Enni gravitate minores. Lucret. 1, 117 Ennius ut noster cecinit, qui primus amoeno | detulit ex Helicone perenni fronde coronam, | per gentes Italas hominum quae clara clueret. Cic. Tusc. 3, 19, 45 o poetam egregium (Ennium)! quamquam ab his cantoribus Euphorionis contemnitur. De optimo genere orat. 2 licet dicere et Ennium summum epicum poetam, si cui ita videtur. Nach der Donatvita (p. 67 Reifferscheid) soll Vergil gesagt haben: se aurum colligere ex stercore Ennii. Horat. epist. 2, 1, 50 Ennius et sapiens et fortis et alter Homerus ut critici dicunt. Ovid. trist. 2, 424 Ennius ingenio maximus, arte rudis. Seneca epist. 58, 3 ex hoc intelligas quantum apud Ennium et Accium verborum situs occupaverit; vgl. fragm. 114 Haase. Ueber den Anfang des Verses annal. 115 p. 19 V. auf einer Wand von Pompei vgl. F. Buecheler, Rhein. Mus. 27 (1872) p. 474; Carmina lat. epigraphica p. 823; R. Ehwald, Curae exegeticae (Philol. 46 (1888) p. 641). Martial. epigr. 5, 10, 7 Ennius est lectus salvo tibi, Roma, Marone; vgl. 11, 90. Quintil. 10, 1, 88 Ennium sicut sacros vetustate lucos adoremus, in quibus grandia et antiqua robora iam non tantam habent speciem quantam religionem. Spart. Hadrian. 16, 5 (1 p. 18 Peter) controversias declamavit, Ciceroni Catonem, Vergilio Ennium, Sallustio Coelium praetulit eademque iactatione de Homero ac Platone iudicavit. Vulcac. Gallic. Avid. Cass. 5, 7 (1 p. 88 Peter) scis versum a bono poeta dictum et omnibus frequentatum: Moribus antiquis res stat Romana virisque (annal. 500 p. 91 V.). Macrob. Sat. 6, 9, 9 quia saeculum nostrum ab Ennio et omni bibliotheca vetere descivit, multa ignoramus, quae non laterent, si veterum lectio nobis esset familiaris. Vgl. auch die Testimonia de Ennio in der Ausg. L. Müllers p. 145.

Litteratur über das Fortleben des Ennius. Die Geschichte des Fortlebens des Ennius ist vollständig erschöpfend von J. Vahlen in der Praef. seiner Ausg. behandelt worden. Ueber Lucilius und Ennius vgl. die Stellensammlung bei F. Marx, Ausg. des Lucilius 1 (Leipz. 1904) p. 100. Ueber Accius und Ennius vgl. E. Norden, Vergils Aeneis Buch 6, Leipz. 1903, p. 439 Anm. 2. C. Pascal, De Pomponio Ennii imitatore (Studi sugli scrittori latini, Turin 1900, p. 32); A. Fleckeisen, Zu Ennius und Terentius (Fleckeis. Jahrb. 141 (1890) p. 466); H. Pullig, Ennio quid debuerit Lucretius, Diss. Halle 1888; J. Vahlen, Ueber Ennius und Lucretius (Sitzungsber. der Berl. Akad. der Wissensch. 1896 p. 717). Ueber die Nachahmungen des Ennius von seiten des Dichters Cicero vgl. H. Usener, Rhein. Mus. 56 (1901) p. 313; Norden 1. c. p. 367; Skutsch Sp. 2614. E. Wölfflin, Ennius und das Bellum Hispaniense (Archiv für lat. Lexikographie 8 (1893) p. 596); C. A. Bentfeld, Der Einfluss des Ennius auf Vergil, Progr. Salzb. 1875; Norden 1. c. p. 359; H. Hagen, Fleckeis. Jahrb. 109 (1874) p. 271; W. Sieglin, Chronologie der Belagerung von Sagunt, Leipz. 1878; Bärwinkel, Ueber Ennius und Livius, Progr. Sondershausen 1883; R. Ehwald, Ad historiam carminum Ovidianorum recensionemque symbolae, Progr. Gotha 1892; C. Lehmann, Der letzte Feldzug des hannibalischen Krieges, Leipz. 1894, p. 569; E. Wölfflin, Rhein. Mus. 50 (1895) p. 152; S. G. Stacey, Die Entwickelung des livianischen Stils (Archiv für lat. Lexikographie 10 (1898) p. 17); E. Norden, Die antike Kunstprosa 1 (Leipz. 1898) p. 235. Ueber Ennius und Silius Italicus vgl. E. Wezel, 1) Vgl. p. 224 Naber. 3) Vgl. p. 121.

2) Vgl. auch Gellius 18, 5, 2 (oben p. 118).

De C. Silii Italici cum fontibus tum exemplis, Diss. Leipz. 1873, p. 17. L. Valmaggi, Ennio e Ausonio (Rivista di filol. 27 (1899) p. 95); E. Stoecker, De Claudiani poetae veterum rerum Romanarum scientia, Diss. Marb. 1889; C. Weyman, Compte rendu du IV. congrès scientifique internationale des catholiques, Freib. i. d. Schw. 1898, Sect. VI p. 137; über Ennius im Mittelalter vgl. R. Förster, Rhein. Mus. 37 (1882) p. 485; M. Manitius, Philol. Supplementbd. 7 (1899) p. 761.

Gesamtausg. Erste Gesamtausg. von Hieronymus Columna, Neapel 1590, neu aufgelegt von F. Hessel, Amsterdam 1707. Neuere Gesamtausg. von J. Vahlen, Leipz. 1854, jetzt in 2. Aufl. 1903 (vgl. dazu F. Marx, Deutsche Litteraturzeitung 1903 Sp. 2746; O. Seyffert, Berl. philol. Wochenschr. 1904 Sp. 1322); von L. Müller, Petersb. 1884 (vgl. dazu: Ueber meine Ausg. des Ennius, Petersb. 1887; Philol. 42 (1884) p. 544; 43 (1884) p. 86); auch in J. P. Postgates Corpus poetarum lat. 1 (London 1894) p. 1 gab L. Müller die Fragmente des Ennius heraus. Weiterhin hat E. Baehrens (Fragm. poet. Rom. p. 58) die Fragmente des Ennius mit Ausnahme der scenischen aufgenommen und bearbeitet; vgl. denselben, Fleckeis. Jahrb. 125 (1882) p. 402; 129 (1884) p. 838; 135 (1887) p. 482; Archiv für lat. Lexikographie 3 (1886) p. 473.

Litteratur zur Sammlung, Sichtung und Erklärung der Fragmente. Die Abhandlungen Vahlens über Ennius sind in der Praefatio seiner Ausgabe (p. CXXXVI) zusammengestellt. Ausser Vahlen hat auch Th. Bergk Ennius mehrere Abhandlungen gewidmet, die jetzt in dessen Kl. philol. Schr. 1 (Halle 1884) p. 209 vereinigt sind. Beiträge liefert L. Havet, Revue de philol. 2 (1878) p. 93; 3 (1879) p. 80; 9 (1885) p. 24, p. 113, p. 189, p. 166; 11 (1887) p. 74; 14 (1890) p. 37; 15 (1891) p. 65; Archiv für lat. Lexikographie 2 (1885) p. 266; 7 (1892) p. 64; C. Pascal, De locis quibusdam qui Ennio falso putantur adscripti (Studi sugli scrittori latini, Turin 1900, p. 36).

5. Die Schule des Ennius: M. Pacuvius und Statius Caecilius.

40. Die Tragödien des M. Pacuvius. Als Schüler und Anhänger des Ennius erscheinen M. Pacuvius und Statius Caecilius. M. Pacuvius war der Schwestersohn des Ennius; 220 v. Chr. in Brundisium geboren, wanderte er später nach Rom, begab sich aber in hohem Alter nach Tarent, wo er starb. Beide unterscheiden sich dadurch von Ennius, dass sie nur eine dramatische Gattung kultivieren, Pacuvius die Tragödie und das mit ihr in Zusammenhang stehende historische Schauspiel, Caecilius dagegen nur die Komödie. Ausserdem versuchte sich Pacuvius auch in Satiren; allein von dieser Tätigkeit des Pacuvius sind alle Spuren erloschen. Die Zahl seiner Tragödien ist nicht sehr gross, wir zählen deren etwas über ein Dutzend. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass Pacuvius auch Maler war und sich daher nicht ausschliesslich der Dichtkunst widmen konnte. Ueberschaut man die Stoffe, so erkennt man, dass der Dichter einsame Pfade wandelt und entlegene Sagenkreise aufsucht. Sehr berühmt sind geworden Teucer,1) in dem die viel bewunderte Anrede Telamons an Teucer vorkam, Iliona, aus der Cicero 2) die ergreifende Scene mitteilt, in welcher der Schatten des ermordeten Deiphilos seiner Mutter erscheint und um ein Begräbnis bittet, die Antiopa, welche eine Hauptrolle für den Schauspieler Rupilius bildete,3) die Niptra, aus denen wiederum eine packende Scene Cicero mitteilt,4) Chryses, der den edlen Wettstreit des Orestes und Pylades enthielt.5) Unter den Fragmenten hat von jeher die prächtige Schilderung eines Sturms die Bewunderung erregt.") Auch die Stimme der Aufklärung hören wir einigemal, so wenn der Dichter vor den Zeichendeutern warnt') oder wenn er die schöne Stelle des Euripides (fr. 836 N.)

1) Cic. de or. 1, 58, 246 und 2, 46, 193.

2) Tusc. 1, 44, 106.

3) Cic. de off. 1, 31, 114.

4) Tusc. 2, 21, 48; vgl. unten § 52.

Handbuch der klass, Altertumswissenschaft. VIII, 1. 3. Aufl.

5) Cic. Laelius 7, 24.

6) Cic. de div. 1, 14, 24; de or. 3, 39, 157. 7) de div. 1, 57, 131.

9

von dem Aether als Vater, der Erde als Mutter aller Dinge in vergröberter Uebersetzung dem Leser bietet (fr. 86). Wie Ennius, so hat auch Pacuvius das historische Schauspiel nicht unangebaut gelassen. Er verfasste eine Praetexta Paulus, die allem Anscheine nach den Sieg des L. Aemilius Paulus über den König Perseus bei Pydna (168) feierte. Ueber Pacuvius liegen uns mehrere Urteile aus dem Altertume vor. Cicero nennt ihn den grössten Tragiker; er tut dies wahrscheinlich wegen des nachhaltigen Eindrucks, den die Stücke auf die Zuschauer machten. Bei Horaz wird er charakterisiert als „senex doctus". Das Prädikat „doctus“ verdient Pacuvius schon wegen seiner Bearbeitung auch der entlegensten Sagenkreise, dann wegen der künstlerischen Behandlung der Stoffe. Seinem Stil teilt Varro die Eigenschaft der Fülle" zu, Cicero dagegen will Unlateinisches in seiner Darstellung (wie in der des Caecilius) finden; und in der Tat zeigen die Fragmente manches Auffällige in der Diktion.

"

Biographisches. «) Namensform. Pacuvius ist ein .oskischer Name, der auch in den Nebenformen Pacvius, Paquius, Pacuius erscheint; vgl. Th. Mommsen, Unterital. Dialekte, Leipz. 1850, p. 284; C. Lachmann zu Lucr. p. 306. 3) Geburtsjahr. Cic. Brut. 64, 229 Accius iisdem aedilibus ait se et Pacuvium docuisse fabulam, cum ille octoginta, ipse triginta annos natus esset. Der Altersunterschied der beiden Dichter beträgt 50 Jahre; da Accius im Jahre 170 geboren wurde, fällt das Geburtsjahr des Pacuvius ins Jahr 220. y) Ueber die weiteren Lebensschicksale ist von Wichtigkeit Hieronymus z. J. 1863 = 154 v. Chr. (2 p. 129 Sch.): Pacuvius Brundisinus tragoediarum scriptor clarus habetur, Ennii poetae ex filia nepos, vixitque Romae quoad picturam exercuit ac fabulas venditavit. deinde Tarentum transgressus prope nonagenarius diem obiit. Aus dieser Stelle ersehen wir: 1. dass Pacuvius aus Brundisium stammte, 2. dass er kurz vor 130 in Tarent starb, 3. dass er zugleich Maler war. Dies bezeugt auch Plinius n. h. 35, 19: celebrata est in foro boario aede Herculis Pacuvii poetae pictura; Enni sorore genitus hic fuit clarioremque artem eam Romae fecit gloria scenae. Zugleich berichtigt Plinius einen Irrtum des Hieronymus, der Pacuvius einen Enkel des Ennius der Dichter war gar nicht verheiratet — nennt, während er nach Plinius der Schwestersohn des Ennius war. Den Wegzug des Pacuvius von Rom nach Tarent bezeugt auch Gellius 13, 2, 2: cum Pacuvius grandi iam aetate et morbo corporis diutino adfectus Tarentum ex urbe Roma concessisset. d) Die Grabaufschrift des Pacuvius teilt mit Gellius 1, 24, 4: Epigramma Pacuvii verecundissimum et purissimum dignumque eius elegantissima gravitate: adulescens, tam etsi properas, hoc te saxulum | rogat ut se aspicias, deinde, quod scriptum est, legas. | hic sunt poetae Pacuvi Marci sita | ossa. hoc volebam, nescius ne esses. vale. Dass diese Grabaufschrift die wirkliche, auf dem Grab des Pacuvius befindliche darstellt, hat mit Recht F. Buecheler (Rhein. Mus. 37 (1882) p. 521 Anm.) betont (Zweifel bei Bormann p. 231) und eine ähnlich lautende (Carmina lat. epigraphica ed. Buecheler Nr. 53) verglichen. Inzwischen ist die stadtrömische Grabschrift des L. Maecius Philotimus bekannt geworden (Carmina lat. epigraphica ed. Buecheler Nr. 848), die fast identisch mit der des Pacuvius ist; vgl. E. Bormann, Die Grabschrift des Dichters Pacuvius und des L. Maecius Philotimus (Archaeol.-epigraphische Mitteilungen aus Oesterreich-Ungarn 17 (1894) p. 227) und dazu E. Cocchia, Appendice zu der Abh.: L'origine del gentilizio Plautino secondo i più recenti seguaci della teoria Ritscheliana (Estratto dal vol. XX degli Atti dell' academia di archeologia, lettere e belle arti, Neapel 1899, p. 41). Dass das Epigramm von Pacuvius verfasst wurde, ist kaum anzunehmen. E. Baehrens (Fragm. poet. Rom. p. 26) will das Epigramm auf Pacuvius wie die an gleicher Stelle mitgeteilten auf Naevius und Plautus Varro zuteilen. Allein diese Ansicht lässt sich nicht begründen. ε) Ueber das Schülerverhältnis des Pacuvius zu Ennius belehrt uns ein Epigramm Varros (Nonius p. 88 M.; 1 p. 122 L. M.; Varronis menippeae 356 Buecheler): Pacvi discipulus dicor, porro is fuit Enni, Enniu' Musarum: Pompilius (Pomponius C. Pascal, Studi sugli scrittori latini, Turin 1900, p. 31) clueor.

Die Tragödien des Pacuvius. Wir kennen folgende Tragödien: 1. Antiopa. Ueber das euripideische Original vgl. A. Taccone, Rivista di filol. 33 (1905) p. 32. 2. Ārmorum iudicium. 3. Atalanta. Ueber den Stoff vgl. F. G. Welcker, Griech. Tragödie p. 1217; E. Rohde, Der griech. Roman, Leipz.2 1900, p. 37 und dagegen O. Ribbeck, Gesch. der röm. Dichtung 12 p. 174 und die Note dazu. 4. Chryses. 5. Dulorestes. Vgl. O. Jahn, Hermes 2 (1867) p. 229; O. Ribbeck, Die röm. Tragödie p. 239; Gesch. der röm. Dichtung 12 p. 170; Rhein. Mus. 50 (1895) p. 284; C. Robert, Bild und Lied (Philol. Unters. von Kiessling und

Wilamowitz 5. Heft (Berl. 1881) p. 185 Anm. 33). Ueber den Titel vgl. S. K. Sakellaropoulos, Toaμμarohoyixà xai xqıtıxà in memoriam Luciani Muelleri, Athen 1900, p. 3 (er verlangt Pyladorestes). Das Stück stellte wahrscheinlich die Heimkehr und Rache des Orestes dar. 6. Hermiona. 7. Iliona. 8. Medus. G. Castellani, Il Medo" di Pacuvio (Estratto dall' Ateneo Veneto, Januar-März 1895), Venedig 1895; vgl. dazu C. Haeberlin, Berl. philol. Wochenschr. 1895 Sp. 1352. 9. Niptra. Ueber das Sujet vgl. U. Wilamowitz, Homer. Unters. (Philol. Unters. 7. Heft (Berl. 1884) p. 194) und dagegen O. Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 12 p. 172 und die Note dazu. 10. Pentheus. 11. Periboea. 12. Teucer. Die Fragmente bei O. Ribbeck, Tragic. Rom. fragm. p. 86; vgl. auch L. Müller, De Pacuvii fabulis, Berl. 1889. Eine ausführliche Analyse der einzelnen Stücke bei Ribbeck, Die röm. Trag. p. 218.

Die Praetexta Paulus. Wir finden mehrfach das Citat Pacuvius in Paulo, z. B. Gellius 9, 14, 13. In diesem Paulus erkannten A. G. Lange (Vermischte Schr., Leipz. 1832, p. 35) und O. Jahn (Ber. über die Verh. der sächs. Ges. der Wissensch. 1856 p. 301) eine Praetexta, welche den Sieg des L. Aemilius Paulus über den macedonischen König Perseus bei Pydna im Jahre 168 v. Chr. zur Darstellung brachte. Ueber den Stoff vgl. O. Ribbeck, Die röm. Tragödie, Leipz. 1875, p. 326. Fragmente bei O. Ribbeck, Tragic. Rom. fragm., Leipz. 1897, p. 325.

Die Satiren des Pacuvius. Diomedes Gramm. lat. 1 p. 485 wird nach der Definition der satira fortgefahren: olim carmen quod ex variis poematibus constabat satira vocabatur, quale scripserunt Pacuvius et Ennius. Porphyrio zu Horat. sat. 1, 10, 46 wird Pacuvius als Satirenschreiber neben Terentius Varro und Ennius aufgeführt.

....

Urteile der Alten über die tragische Kunst des Pacuvius. Cic. de optimo genere oratorum 1, 2 itaque licet dicere et Ennium summum epicum poetam, si cui ita videtur, et Pacuvium tragicum et Caecilium fortasse comicum. Horat. epist. 2, 1, 55 aufert | Pacuvius docti famam senis, Accius alti. Velleius 2, 9, 2 clara etiam per idem aevi spatium fuere ingenia in togatis Afrani, in tragoediis Pacuvi atque Acci adeo quidem, ut in illis limae, in hoc paene plus videatur fuisse sanguinis. Quintil. 10, 1, 97 tragoediae scriptores veterum Attius atque Pacuvius grandissimi gravitate sententiarum, verborum pondere, auctoritate personarum virium tamen Attio plus tribuitur: Pacuvium videri doctiorem, qui esse docti affectant, volunt. Die Botenberichte des Pacuvius erscheinen exemplarisch dem Auctor ad Herennium 4, 7. Fronto p. 114 Naber gibt in seiner Charakteristik dem Dichter Pacuvius das Prädikat mediocris. Persius sat. 1, 77 sunt, quos Pacuviusque et verrucosa moretur | Antiopa, aerumnis cor luctificabile fulta. Martial. 11, 90; Tacit. dial. 20. Eine Anspielung auf Pacuvius will L. Müller (Berl. philol. Wochenschr. 1892 Sp. 1363) Sil. Ital. 11, 58 erkennen, indem er carmine statt crimine schreibt.

Sprache und Stil des Pacuvius. Gellius 6 (7), 14, 6 vera et propria huiuscemodi formarum exempla in Latina lingua M. Varro esse dicit ubertatis Pacuvium, gracilitatis Lucilium, mediocritatis Terentium. Cic. Brut. 74, 258 illorum (des Laelius und des jüngeren Africanus) aequales Caecilium et Pacuvium male locutos videmus. Lucilius ed. Marx 875 verum tristis contorto aliquo ex Pacuviano exordio. Ueber die Vorliebe für den Genitiv auf um vgl. Cic. or. 46, 155: at ille alter (Pacuvius) in Chryse non solum 'cives, antiqui amici maiorum meum', quod erat usitatum, sed durius etiam 'consilium socii augurium atque extum interpretes'; idemque pergit ‘postquam prodigium horriferum, portentum pavor', quae non sane sunt in omnibus neutris usitata. Quintil. 1, 5, 67 ceterum etiam ex praepositione et duobus vocabulis dure videtur struxisse Pacuvius: Nerëi repandirostrum, incurvicervicum pecus. Die Sonderbarkeiten in der Diktion des Pacuvius behandelt ein

gehend J. Kubik, De M. Tullii Ciceronis poetarum lat. studiis, Diss. Wien 1887, p. 50. A. Goette, De L. Accio et M. Pacuvio veteribus Romanorum poetis tragicis, Progr. Rheine 1892; L. Koterba, De sermone Pacuviano et Acciano (Dissertationes philol. Vindobonenses 8 (1905) p. 113), der auch p. 118 De re metrica et prosodia handelt.

Litteratur. Th. Mommsen, Röm. Gesch. 26 p. 431; O. Ribbeck, Die röm. Trag. p. 216, p. 334; Gesch. der röm. Dichtung 12 p. 167; W. Y. Sellar, The Roman poets of the republic, Oxford3 1889, p. 133; G. Michaut, Le génie latin, Paris 1900, p. 187.

40a. Die Komödien des Statius Caecilius. Statius Caecilius ist ein Insubrer und gehört sonach dem keltischen Stamme an; ursprünglich Sklave mit dem Namen Statius, nahm er später den Gentilnamen seines Herrn Caecilius an. Er war Hausgenosse des Ennius. Er schrieb nur Komödien, meist nach Menander; es sind über 40 Titel überliefert, in der Regel griechische. Die Fragmente sind nur in ganz wenigen Fällen ausreichend, um einige Grundzüge der Handlung zu erkennen. Selten zieht ein Fragment unsere Aufmerksamkeit in höherem Grade auf sich, wie z. B. das

« IndietroContinua »