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Baehrens fragm. 23 geschehen ist. Damit bricht aber auch die Hypothese O. Ribbecks zusammen, dass Parerga der Titel eines Sammelwerks gewesen sei, das alle gelehrten Dichtungen des Accius umfasste. Wenn Ribbeck die hohe Buchzahl der Annalen (XXVII) damit erklären will, dass er diese Buchzahl auf die Stelle bezieht, welche die Annalen in dem Sammelwerk eingenommen, so ist das willkürlich, da das Citat in keiner Weise auf dieses Sammelwerk hinweist; die hohe Buchzahl ist ein Irrtum der Ueberlieferung.

Sammlung der Fragmente, die nicht aus den Tragödien und Praetexten genommen sind, bei L. Müller, Ausg. des Lucilius, Leipz. 1872, p. 303; E. Baehrens, Fragm. poet. Rom. p. 266; vgl. dazu L. Havet, Revue de philol. 15 (1891) ̄p. 130.

50. Accius' Schriftreformen. Wie wir aus Lucilius ersehen können, war die Reform der Schrift lange Zeit ein sehr beliebtes Thema bei den Römern. Auch Accius beteiligte sich an derselben in ziemlich intensiver Weise; vor allem beschäftigte ihn das Problem, wie die Vokallänge durch die Schrift zu bezeichnen sei; er wählte für a, e, u nach dem Vorgang der italischen Dialekte das Mittel der Verdoppelung der Vokale, für langes i dagegen die Schreibung durch den Diphthongen ei. Gegen die Verdoppelungen erklärte sich im neunten Buch Lucilius, auch mit der Schreibung ei war er nicht einverstanden, hier wollte er Scheidung zwischen offenem i (ei) und dem geschlossenen i (i), welche Laute damals schon anfingen zusammenzufliessen.1) Diese Schriftreform des Accius ist insofern merkwürdig, weil sie uns zeigt, dass die italischen Dialekte jetzt auch von seiten der römischen Gelehrten Berücksichtigung fanden. Ferner wollte Accius nach griechischem Muster gg, gc statt ng, nc geschrieben wissen, also „aggulus", „agcora"; auch in der Schreibung „scena" statt ,scaena" und in der Form „Hectora" statt „Hectorem" folgte er den Griechen; andererseits vermied er die griechischen Buchstaben y und z. Die orthographischen Neuerungen des Accius hatten auch das Interesse des gelehrten Varro erregt; er widmete dem Dichter höchst wahrscheinlich seine Schrift de antiquitate litterarum“. 2)

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Aus den Citaten ergibt sich nicht, dass diese Neuerungen von Accius nach Art des Lucilius theoretisch in einer eigenen Schrift behandelt waren; vielmehr wird man annehmen müssen, dass Accius dieselben nur praktisch in seinen Gedichten durchführte.

Hauptzeugnis über die Schriftreformen des Accius. Marius Victorinus Gramm. lat. 6 p. 8, 11 Accius cum scriberet fanguis anguies angules imponebat. idem nec z litteram nec y in libros suos rettulit, quod ante fecerant Naevius et Livius; et cum longa syllaba scribenda esset, duas vocales ponebat, praeterquam quae in i litteram incideret: hanc enim per e et i scribebat. F. Ritschl, De vocalibus geminatis deque L. Accio grammatico (Opusc. 4 (Leipz. 1878) p. 142). Ueber diese Schriftreformen handelt auch A. Wilmanns, De M. Terenti Varronis libris grammaticis scripsit reliquiasque subiecit, Berl. 1864, p. 127. Dass eine eigene Schrift des Accius über die Schriftreformen nicht erwiesen werden kann, heben Ritschl (p. 153) und L. Müller (Lucilius p. 318) hervor.

a) Schreibung gg, gc statt ng, nc. Priscian. Gramm. lat. 2 p. 30, 12 sequente g vel c, pro ea g scribunt Graeci et quidam tamen vetustissimi auctores Romanorum, euphoniae causa bene hoc facientes, ut Agchises agceps aggulus aggens, quod ostendit Varro in primo de origine linguae latinae his verbis: 'ut Ion scribit, quinta vicesima est littera quam vocant agma, cuius forma nulla est et vox communis est Graecis et Latinis, ut his verbis aggulus, aggens, agguilla, iggerunt. in eiusmodi Graeci et Accius noster bina g scribunt, alii n et g, quod in hoc veritatem videre facile non est; similiter agceps agcora'; vgl. Ritschl p. 144. Die den gleichen Gegenstand behandelnde Stelle des Marius Victorinus

1) L. Müller, Leben des Lucilius, Leipz. 1876, p. 39; R. Thurneysen, Zeitschr. für vergleichende Sprachforschung 30 N. F. 10

(1890) p. 498.

2) Vgl. oben § 47 a Absatz „Die Dauer seiner Lebenszeit“.

ist verdorben; wir verzeichnen folgende Heilungsversuche: Ritschl p. 143 Accius cum scriberet angulus, aggulus ponebat; W. Schady, De Mari Victorini libri I capite IV quod inscribitur de orthographia pars prior, Diss. Bonn 1869, p. 16 (mit H. Usener) Accius cum scriberet anguis aggueis agma interponebat; H. Keil Accius, cum scriberet agguis, non anguis, et aggulus, non angulus, ng non ponebat.

8) Das Fehlen des z und y in den Schriften des Accius. Nach rettulit gibt die Ueberlieferung in Marius Victorinus Folgendes: quia quae ante fecerant Naevius et Livius. Ritschl p. 144 schreibt: quamquam id (richtig p. 150 illud) ante fecerant Naevius et Livius. Ritschl glaubt nämlich, dass der Gebrauch von z für Livius und Naevius angenommen werden könne, nicht aber der von y (p. 146). H. Keil gibt im Text: quod ante fecerant Naevius et Livius, bemerkt jedoch im kritischen Apparat: Rectius tamen nec z litteram nec x scribi puto, ut Nigidius, qui in libris suis x littera non est usus antiquitatem sequens p. 21, 3 (der Ausgabe) Accii exemplum secutus sit." L. Müller (p. 309) schlägt vor: quia s duplicata et u apte videbantur exprimi. nam neque ante fecerant Naevius et Livius; Baehrens, Fragm. poet. Rom. p. 272: quod aeque ante fecerant Naevius et Livius; F Schöll quia neque ante fecerant Naevius et Livius; vgl. auch y. Ueber die Verdrängung des z durch Appius Claudius vgl. § 20.

7) Verdoppelung der Vokale zur Bezeichnung der Vokallänge. Was die Ueberlieferung der Stelle bei Marius Victorinus anlangt, so fehlt et und erscheint ponebant, inciderant, scribebant; Ritschl (p. 144) fügt et hinzu und schreibt ponebat, inciderent und scribebat. Ueber diese Schriftreform des Accius berichten auch Velius Longus Gramm. lat. 7 p. 55, 25: nec Accium secuti sumus semper vocales geminantem, ubicumque producitur syllaba, quoniam expedita debet esse condicio scribendi. Scaurus Gramm. lat. 7 p. 18, 12 primum per adiectionem illa videntur esse vitiosa, quod Accius geminatis vocalibus scribi natura longas syllabas voluit, cum alioqui adiecto vel sublato apice longitudinis et brevitatis nota posset ostendi. Aus diesen Stellen folgt nicht mit Notwendigkeit, dass Accius diese Verdoppelung zuerst auf brachte, sondern dass er sie nur in seinen Schriften konsequent durchführte. Wenn wir die Verdoppelung auch in Inschriften finden, die in die Blütezeit des Accius fallen, so dürfen wir nicht schliessen, dass durch die Autorität des Dichters diese Verdoppelung zur Regel wurde, sondern dass er etwas, was bereits üblich war, streng durchführte. Damit steht im Einklang, was Quintilian berichtet, dass schon vor Accius die Verdoppelung vorkam; vgl. 1, 7, 14: semivocalis geminare, diu non fuit usitatissimi moris, atque e contrario usque ad Accium et ultra porrectas syllabas geminis, ut dixi, vocalibus scripserunt (vgl. auch 1, 4, 10). Ob aber die Doppelschreibung bereits auf Livius und Naevius zurückgeht, ist zweifelhaft; dies ist nämlich die Ansicht Schadys, der (p. 21) schreibt: quod ante fecerant Naevius et Livius, cum longa syllaba scribenda esset, duas vocales ponebat, praeterquam quae in i litteram inciderant: hanc enim per e et i scribebant. Dass Accius, wie es scheint, oo vermied, erklärt Ritschl (p. 157) daraus, dass in dem Vorbild des Dichters, im Oskischen, sich kein oo fand, da hier überhaupt der Vokal o aufgegeben war; auch i wurde hier nicht verdoppelt. Die Ansicht Ritschls von dem Oskischen als Vorbild für Accius wird aber durch H. Jordan (Kritische Beitr. zur Gesch. der lat. Sprache, Berl. 1879, p. 125) also modifiziert: Dass wie das Oskische, so das Umbrische, Sabellische und Etruskische vor der Zeit des Accius eine wenn auch sporadische, das Umbrische eine durch Interaspiration noch besonders markierte Verdoppelung langer Vokale gekannt hat, steht fest."

d) Die Schreibung von scena. Varro de lingua lat. 7, 96 obscaenum dictum ab scaena; eam ut Graeci Accius scribit scena. Ueber die Stelle vgl. E. Norden, Rhein. Mus. 48 (1893) p. 534. Ueber die Entstehung der Schreibung scaena vgl. Koterba p. 115 Anm. 2.

) Gebrauch griechischer Formen. Varro de lingua lat. 10, 70 Accius haec in tragoediis largius a prisca consuetudine movere coepit et ad formas graecas verborum magis revocare, a quo Valerius (§ 62) ait: Accius Hectorem nollet facere, Hectora mallet.

50a. Charakteristik. Wie Ennius war auch Accius kein Lateiner; aber als Umbrer stand Accius dem lateinischen Volkstum näher als der Messapier Ennius. Beide Dichter fanden erst in Rom den passenden Ort, ihr Talent zu entfalten. Zu der römischen Aristokratie trat der eine wie der andere in engere Beziehungen und verkündeten deren Ruhmestaten; aber Ennius scheint sich in der vornehmen Welt beliebter gemacht zu haben als Accius, der keine schmiegsame Natur war. Von dem Bewusstsein ihres Wertes war der Umbrer wie der Messapier durchdrungen; der erste liess sich eine Statue bei Lebzeiten setzen, der andere verkündete selbst, dass er in dem Andenken der Menschen ewig fortleben

werde. Merkwürdig ist, dass Ennius und Accius nicht bloss Dichter, sondern auch Gelehrte waren; beide beteiligten sich an der Verbesserung des lateinischen Alphabets. Beide erforschten die Probleme, die mit ihrer Kunst zusammenhingen, und legten ihre Untersuchungen in eigenen Schriften nieder. Als Schöpfer des Hexameters erörterte Ennius prosodische und metrische Fragen und gab der römischen Versifikation für alle Zeiten ihre griechische Grundlage. Accius wendete der Poetik und der damit zusammenhängenden Litteraturgeschichte sein Augenmerk zu. In der griechischen Litteratur lebten und webten beide, und sie griffen auch nach entlegeneren Werken, um sie dem römischen Publikum zu verdolmetschen. Als Dichter ist Ennius vielseitiger als Accius; beide sind dramatische Dichter, und zwar ist es eine Gattung, die Tragödie, in der sie schöpferisch auftraten; denn Accius hat die Komödie gänzlich beiseite gelassen, Ennius sie nur gestreift. Die Fruchtbarkeit des Accius in der tragischen Kunst war grösser als die des Ennius; auch scheint der Umbrer in der Formgebung den Rudiner überflügelt zu haben. Allein der genialere Dichter ist doch Ennius, denn er hat richtig erkannt, dass nur der ein wahrer Dichter der Römer sein könne, der aus dessen Volkstum seine Nahrung ziehe. Es lässt sich nicht leugnen, dass auch für die dramatische Dichtung die römische Geschichte Stoff in Hülle und Fülle bot; beide Dichter haben diesen Stoff in ihren Praetexten ausgenutzt. Aber der Baum der Poesie wollte hier keine rechten Blüten treiben; nur das Epos, das in den alten Heldenliedern einen nationalen Stützpunkt fand, führte auf die richtige Bahn, und diese hat Ennius in den Annalen, welche die glänzende römische Geschichte besangen, ruhmreich betreten und damit den Accius weit aus dem Felde geschlagen.

8. C. Titius und C. Julius Caesar Strabo.

51. Symptome des Niedergangs der Tragödie. Reinerhaltung der Gattung gilt als ein oberstes Gesetz im litterarischen Schaffen des Altertums. Dieses Gesetz verletzte in der Tragödie C. Titius, der zugleich Redner war; von seinen Reden ist diejenige bekannt, welche er als junger Mensch im Jahre 161 für das Luxusgesetz des Fannius hielt; daraus ist uns die berühmte Stelle erhalten, welche einen Richter schildert, der noch halbtrunken von einem Gelage zur Sitzung sich begibt, dort mit Widerwillen die Zeugen und Advokaten anhört und sich bei seinen Genossen beklagt, dass ihn die langweilige Geschichte vom Trunk und Mahl abhalte. Das Fragment zeigt einen Meister in der Kunst zu charakterisieren. Seine dichterische Tätigkeit kann nur nach den Aeusserungen Ciceros beurteilt werden; denn lediglich einen Tragödientitel „Protesilaus“ können wir ihm mit sehr zweifelhafter Berechtigung zuschreiben. Von seinem Stil sagt aber Cicero, dass er den tragischen Charakter verleugnete; denn das Zugespitzte, Witzige in seinen Reden übertrug er auch in seine Tragödien; es ist daher nicht zu verwundern, wenn ihn der Togatendichter L. Afranius sich zum Muster nahm. Den tragischen Ton wusste auch C. Julius Caesar Strabo († 87) nicht recht anzuschlagen; er war zu gleicher Zeit mit Accius tätig, aber es scheint eine gewisse Spannung zwischen beiden

Dichtern bestanden zu haben, wenigstens wird erzählt, dass Accius vor dem vornehmen Mann nicht aufstand, wenn derselbe in der Dichterzunft erschien.1) Wie Titius, so war auch Julius Caesar Strabo Redner und Dichter zugleich. Als Redner gehörte er zu den berühmtesten Sachwaltern, auch dem Tragödien dichter spendet Asconius Lob. Sechs Reden können wir von ihm nachweisen, darunter die Rede gegen T. Albucius wegen Erpressung (103), die gegen den Volkstribunen C. Scribonius (90) und die gegen den Volkstribunen P. Sulpicius Rufus (88). Tragödien von ihm kennen wir drei: Adrastus, Teuthras, Tecmesa; von den uns erhaltenen Fragmenten gehören zwei dem Adrastus und eines dem Teuthras an. Sein Stil prägte sich nach dem Urteil Ciceros in gleicher Weise in seinen Tragödien wie in seinen Reden aus, es war Anmut ohne Kraft" (lenitas sine nervis). Diese Anmut arbeitete aber auf Ausgleichung der Gegensätze hin, so dass er das Tragische fast komisch, das Traurige milde, das Ernste heiter behandelte, kurz Ernst und Scherz miteinander verband. Diese Art der Darstellung war eine ganz neue.

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Zeugnisse über C. Titius. Cic. Brutus 45, 167 eiusdem fere temporis (wie M. Antonius und L. Crassus) fuit eques Romanus C. Titius, qui meo iudicio eo pervenisse videtur, quo potuit fere latinus orator sine graecis litteris et sine multo usu pervenire. huius orationes tantum argutiarum, tantum exemplorum, tantum urbanitatis habent, ut paene attico stilo scriptae esse videantur. easdem argutias in tragoedias satis quidem ille acute, sed parum tragice transtulit. quem studebat imitari L. Afranius poeta, homo perargutus, in fabulis quidem etiam, ut scitis, disertus. Fronto p. 20 Naber contigisse quid tale M. Porcio aut Q. Ennio aut C. Graccho aut Titio poetae? Macrob. Sat. 3, 16, 14 C. Titius, vir aetatis Lucilianae, in oratione qua legem Fanniam suasit. Bei dem Atellanendichter Novius (O. Ribbeck, Comic. Rom. fragm., Leipz.3 1898, p. 321 Vs. 67) wird nec umquam vidit rostrum in tragoedia tantum Titi <theatrum> auf unseren Titius bezogen; vgl. F. Buecheler, Coniectanea latina (Ind. lect. Greifswald 1868/69 p. 3). Haym, De C. Titio, Progr. Lauban

1832; O. Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 12 (Stuttgart 1894) p. 189.

Die Zeit des C. Titius. Da die lex Fannia ins Jahr 161 fällt, andererseits L. Crassus 140-91, M. Antonius 143-87 lebten, meinten einige Gelehrten, es lägen hier über die Lebenszeit des Titius widersprechende Angaben vor. Um diesen vermeintlichen Widerspruch zu beseitigen, statuierte man Verschiedenheit der Personen bei Cicero und Macrobius. L. Müller (Q. Ennius, Petersb. 1884, p. 97) behauptet, dass sich Macrobius im Namen geirrt habe; K. W. Piderit (Ausg. des Brutus, erklärende Indices s. v. Titius) greift zur unwahrscheinlichen Vermutung, dass zwei Titii anzusetzen seien. Teuffel Schwabe § 141, 7 vermutet, dass sich Macrobius nur in dem Namen des Gesetzes geirrt und dass Titius für eine spätere lex sumptuaria gesprochen habe. A. Cima (L' eloquenza latina prima di Cicerone, Rom 1903, p. 137) trägt folgende unwahrscheinliche Hypothese vor: Avendo Cicerone creduto erroneamente.... che il console del 122, C. Fannio, fosse figlio di Caio, egli confuse questo col C. Fannio figlio di Caio, console del 161, e a lui, invece che all' altro, attribuì la legge suntuaria sostenuta da Tizio. In tal caso, Tizio poteva esser nato una ventina di anni prima ed esser quindi coetaneo di Crasso ed Antonio, nati l'uno nel 140 e l' altro nel 143." Wenn Titius im Alter von etwa 25 Jahren die lex Fannia des Jahres 161 verteidigte, war er um 186 geboren, konnte also von Macrobius als vir aetatis Lucilianae bezeichnet werden, denn Lucilius lebte von 180-102 (§ 56). Wenn aber Titius 70 Jahre alt wurde, also das Jahr 116 erreichte, so konnte er als ein Mann eiusdem fere temporis, wie Antonius und Crassus, aufgeführt werden.

Titius' Reden und Tragödien. «) Reden. Das von Macrobius mitgeteilte, höchst interessante Bruchstück, das Th. Mommsen (Röm. Gesch. 26 p. 403) übersetzt hat, beweist zwar nicht das, was Cicero von den Reden des Titius aussagt, aber es beweist, dass der Redner höchst dramatisch zu gestalten weiss, also dichterisch beanlagt ist. H. Meyer, Orat. Rom. fragm., Zürich 1842, p. 203. ) Tragödien. Bezüglich eines für Titius in Anspruch genommenen Titels einer Tragödie bemerkt O. Ribbeck, Die röm. Tragödie, Leipz. 1875, p. 326: „Für sehr unsicher muss eine Notiz des Antonius Vulscus zur 13. ovidischen Heroide erklärt werden, dass Pacuvius und sein etwas jüngerer Zunftgenosse Titius

1) Valer. Max. 3, 7, 11 (vgl. oben p. 176).

Tragödien des Namens Protesilaus gedichtet haben, aus der Vieles in jenen Brief der Laodamia übertragen sei." Den oben ausgeschriebenen Vers des Novius erklärt Ribbeck (1. c. p. 613) also: Es scheint, dass Titius das Mundstück der tragischen Maske, welches auf den uns erhaltenen Exemplaren im Vergleich zu denen der Komödie weniger breit geöffnet ist und namentlich die muschelartige Ausweitung entbehrt, aus gewissen akustischen Gründen, vielleicht um den Ton weniger hohl erscheinen zu lassen, vergrösserte, also auch hierin sich der Komödie näherte." Dagegen erklärt Buecheler p. 4: (Titi) tragoediis rostra ista ingentia quibus immodestam oratoriae facultatis profusionem illudi putamus satis apte conveniunt." Ueber die Nachahmung des Titius durch Afranius vgl. die oben mitgeteilte Stelle Ciceros. Die Nachahmung wird sich nicht nur auf die Tragödien, sondern auch auf die Reden erstreckt haben; eine Gerichtsscene, wie sie Vs. 216 der Materterae voraussetzt, bot dem Dichter Afranius Anlass, in seinen Togaten auch die Reden des Titius nachzuahmen. Biographisches über C. Julius Caesar Strabo. CIL 12 p. 198 C. Julius L. F. Caesar Strabo aed. cur. tr. mil. bis Xvir agr. dand. adtr. iud. pontif. a) Name. Marius Victorinus Gramm. lat. 6 p. 8, 8 Julius Caesar, qui Vopiscus et Strabo et Sesquiculus dictus est. Varro r. r. 1, 7, 10 Caesar Vopiscus. 8) Amtliche Laufbahn. Seine curulische Aedilität fällt ins Jahr 90 (vgl. Cic. Brutus 89, 305). Ueber Xvir agr. dand. adtr. iud. vgl. Th. Mommsen, Röm. Staatsrecht 23 (Leipz. 1887) p. 633 Anm. 4. Cic. Philipp. 11, 5, 11 Caesar Vopiscus ille summo ingenio, summa potentia, qui ex aedilitate consulatum petit, solvatur legibus. 7) Sein Tod. Cic. Brutus 89, 307 occiderat Sulpicius illo anno tresque proxumo (87) trium aetatum oratores erant crudelissime_interfecti Q. Catulus M. Antonius C. Julius; vgl. de or. 3, 3, 10. W. Drumann, Gesch. Roms 32 (Leipz. 1906) p. 123.

Zeugnisse über die litterarische Wirksamkeit Caesar Strabos. Cic. Brutus 48, 177 festivitate et facetiis C. Julius L. F. et superioribus et aequalibus suis omnibus praestitit oratorque fuit minume ille quidem vehemens, sed nemo umquam urbanitate, nemo lepore, nemo suavitate conditior. sunt eius aliquot orationes, ex quibus, sicut ex eiusdem tragoediis, lenitas eius sine nervis perspici potest. Tusc. 5, 19, 55 C. Caesaris, in quo mihi videtur specimen fuisse humanitatis, salis, suavitatis, leporis. De or. 3, 8, 30 quid, noster hic Caesar nonne novam quandam rationem attulit orationis et dicendi genus induxit prope singulare? quis umquam res praeter hunc tragicas paene comice, tristes remisse, severas hilare, forenses scaenica prope venustate tractavit atque ita, ut neque iocus magnitudine rerum excluderetur nec gravitas facetiis minueretur? Vgl. noch 2, 23, 98; de off. 1, 37, 133. Asconius p. 22 K.-Sch. idem (C. Julius) inter primos temporis sui oratores et tragicus poeta bonus admodum habitus est; huius sunt enim tragoediae, quae inscribuntur Juli. a) Reden. Cic. Brutus 89, 305 C. etiam Julius aedilis curulis cotidie fere accuratas contiones habebat. 57,207 von den gesuchten Anwälten sprechend: horum (Antoni et Crassi) qui neutrum habebat, confugiebat ad Philippum fere aut ad Caesarem; vgl. 88, 301. Die Fragmente bei H. Meyer, Orat. Rom. fragm., Zürich 1842, p. 330. ) Tragödien. Die Fragmente bei O. Ribbeck, Tragicorum Rom. fragm., Leipz. 1897, p. 263. Ueber die drei Stücke Adrastus, Teuthras und Tecmesa vgl. denselben, Die röm. Tragödie, Leipz. 1875, p. 614.

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52. Rückblick. Charakteristik der römischen Tragödie. Wenn wir auf die Entwicklung der Tragödie zurückblicken, so sehen wir sie in fortwährendem Aufsteigen bis auf Accius. Livius führte die übersetzte Tragödie ein, ihm werden wir die Gestaltung der metrischen Gesetze im wesentlichen zuzuschreiben haben. Stil und Composition der Tragödie fanden ihre Vollendung durch Ennius, Pacuvius und Accius; besonders mit Accius war der Kulminationspunkt des tragischen Schaffens erreicht; aber bereits zu seiner Zeit zeigten sich Symptome des Niedergangs der tragischen Poesie, und bald erlosch fast gänzlich die tragische Produktion. Dass sich die Stoffe der alten griechischen Sage erschöpfen mussten, ist nicht verwunderlich. Allein damit erklärt sich der Verfall der Tragödie nicht vollkommen; das Wesentliche ist, dass den Römern im grossen Ganzen jene feinere und edlere Bildung, welche zum Genuss der tragischen Schönheit befähigt, abging; das Theater war den meisten viel mehr eine Quelle der Erholung als eine Quelle der Erhebung. Interessant ist, was wir im Prolog des Amphitruo (Vs. 51) lesen: als der Prologsprecher das Wort „Tragödie" in den Mund nahm, runzelten die Zuschauer die

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