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Stirn.1) Die komische Produktion überragt daher die tragische um ein Beträchtliches. Im Jahre 105 trat überdies ein Ereignis ein, welches der gesamten dramatischen Dichtung recht schädlich werden sollte: in diesem Jahre wurden nämlich unter den Konsuln P. Rutilius Rufus und C. Manlius die Gladiatorenspiele zu einer staatlichen Feier erhoben; 2) durch den häufigen Anblick solcher Metzeleien musste das Gefühl der Zuschauer ungemein verwildern und für Aufnahme edlerer Dichtungen unempfänglich werden.

Es wird hier der geeignete Ort sein, von der römischen Tragödie ein allgemeines Bild zu entwerfen. Wie die Komödien, so waren auch die Tragödien, wenn man von den wenigen Praetextae absieht, Uebersetzungen; bei diesen Uebersetzungen war es aber niemals auf genaue, wörtliche Uebereinstimmung abgesehen. Da die Tragödie sich in einer gehobenen, der Alltäglichkeit abgewandten Sphäre bewegt, muss dem entsprechend die Sprache einen gewissen Schwung erhalten; die Nachlässigkeiten der Volkssprache, die sich der Komödiendichter gestatten kann, sind hier ausgeschlossen. Für Anwendung rhetorischer Figuren bietet sich dem tragischen Dichter vielfach Gelegenheit. Oft begnügte sich aber der Dichter nicht mit der blossen Tätigkeit des freien Uebersetzens, sondern nahm selbständige Aenderungen am Originale vor; wir können dies mehrfach nachweisen; hier möge auf das Zeugnis Ciceros 3) hingedeutet sein, der uns berichtet, dass Pacuvius die Scene der Niptra, in der Sophokles den verwundeten Odysseus furchtbar jammern lässt, änderte; die Klagen des Odysseus erschienen dem Römer unmännlich. Ziemlich weitgehend waren die Aenderungen in den Massen, so wurden z. B. oft die Trimeterpartien in trochäische Tetrameter umgesetzt; dann wendeten die Römer auch Metra an, welche den Griechen ganz unbekannt waren. Auch Spuren der Contamination sind vorhanden. Am durchgreifendsten war die Abweichung zwischen der Bearbeitung und dem Original in Bezug auf den Chor. Dass ein solcher sowohl in der Tragödie als in der Praetexta vorhanden war, kann nicht bezweifelt werden; die Titel der Stücke, sowie auch erhaltene Fragmente erweisen dies. Allein seit der Zeit der grossen Tragiker war mit dem Drama eine bedeutende Veränderung vor sich gegangen; der Chor, aus dem sich das Drama herausgebildet hatte, war stark in den Hintergrund gedrängt worden, und es ist wahrscheinlich, dass die Tragödie der hellenistischen Zeit auf den Chor gänzlich verzichtete, wie die

1) Auf eine analoge moderne Erscheinung macht Grillparzer (Sämtl. Werke 9. Bd., Stuttg.2 1874, p. 211) aufmerksam; er erzählt, dass bei einer Aufführung eines Shakespeareschen Stückes der Londoner Pöbel fortwährend lärmte, dagegen bei der nachfolgenden Posse die grösste Aufmerksamkeit an den Tag legte.

2) F. Buecheler (Rhein. Mus. 38 (1883) p. 478) hat dieses Faktum aus Ennodius p. 284 Hartel gewonnen: Rutilium et Manlium comperimus gladiatorium conflictum magistrante populis providentia contulisse, ut inter theatrales caveas plebs diuturna pace

possessa quid in acie gereretur agnosceret. Er bemerkt noch: Zehn Jahre vorher war alle ars ludicra nicht einheimischen Ursprungs aus Rom ausgewiesen worden (Cassiodor chron. z. J. 639/115); es offenbart sich in dieser ganzen Periode so mannigfach, besonders auch in ihren Schauspielen ein Antagonismus gegen die mit dem Griechentum verwachsene feinere und edlere Art, ein gewisser Rückfall in die Roheit des italischen Naturmenschen; auch die staatliche Aufnahme jener Metzeleien kann ein Symptom davon scheinen."

3) Tusc. 2, 21, 49.

neuere Komödie. Als die Aufführung der Dramen in die Hände von Schauspielertruppen kam, lag es ja in deren Interesse, die Chorpartien anfangs zurücktreten und später ganz fallen zu lassen. Dieses Vorbild der späteren Tragödie musste natürlich auf die römischen Dichter wirken, als sie daran gingen, die Werke der alten griechischen Meister zu übertragen; sie konnten sich in der Art helfen, dass sie die Chorlieder in Monodien und in Wechselgesänge zwischen einzelnen Personen umsetzten.1) Auf diese Weise liess sich ein grosser Teil des Chors durch Statisten ersetzen. Es ist fraglich, ob überhaupt die ältere römische Tragödie einen eigentlichen Chorgesang kannte; dieser ist erst seit Ciceros Zeit bezeugt. Der Chor hat seine Haupttätigkeit in den Zwischenakten, allein mitunter griff er auch in die Handlung ein; auch Ab- und Zugehen fand statt.

Wie die Komödie, so zerfiel auch die Tragödie in zwei Partien: Diverbia (Deverbia) und Cantica. Wenn wir das, was über die Vortragsweise der beiden Partien in der Komödie ermittelt ist, auf die Tragödie übertragen 2) dürfen, so ist der Umfang der Cantica grösser, als man bisher angenommen hat, indem nicht bloss die gesungenen Partien, sondern auch die zur Musikbegleitung gesprochenen dazu gehörten. Für reine Deklamation waren nur die jambischen Senare bestimmt, die anderen trochäischen und jambischen Verse (Septenare, jambische Oktonare) dagegen wurden unter Flötenbegleitung gesprochen. Was den Vortrag der in freien lyrischen Massen abgefassten Cantica anlangt, so wird uns berichtet,3) dass solche von einem eigenen Sänger zur Flötenbegleitung gesungen wurden, während der Schauspieler sich auf die Gestikulation beschränkte. Allein dies kann sich nur auf die Monodien bezogen haben und wird selbst da nicht stete Regel gewesen sein.

Als Ableger der Tragödie lernten wir die Praetexta kennen. Naevius machte den kühnen Versuch, statt der übertragenen Tragödie eine originale zu schaffen, und begründete so das historische Schauspiel, die Praetexta; ihm folgten Ennius, Pacuvius und Accius. Zu einer rechten Blüte wollte indes diese Spielart des ernsten Dramas sich nicht entwickeln; sie blieb auf einzelne Versuche beschränkt und fungierte vorzugsweise als patriotisches Gelegenheitsstück bei den Triumphalfeierlichkeiten. Es bleibt dies eine merkwürdige Erscheinung, denn die römische Geschichte mit ihren grossen Taten hätte dem dramatischen Dichter den dankbarsten Stoff dargeboten; wie wirksam dieser hätte verarbeitet werden können, zeigen uns moderne Römertragödien. Doch greift auch die spätere Zeit noch hie und da zu der Praetexta; so wird uns von Asinius Pollio berichtet, dass der Caesarianer L. Cornelius Balbus einen Akt aus seinem politischen Leben zu einer Praetexta verarbeitete und in Gades aufführen liess. Er hatte nämlich den Auftrag erhalten, den Konsul L. Cornelius Lentulus, der aus Rom geflohen war, zur Rückkehr nach Rom zu bewegen. Die Reise, die Balbus zu diesem Zwecke unternahm, war der Originale sind in Dialogverse übertragen.“

1) Vgl. über das Verfahren des Ennius in seiner Medea F. Leo, Plaut. Forsch. p. 85: Alle sicheren Beispiele gesungener Verse in den Tragödienfragmenten des Ennius sind aus Monodien; alle sicheren Chorverse der

2) Th. Bergk (Kl. philol. Schr. 1 p. 199 Anm. 7) überträgt es auch auf die griechische Tragödie.

3) Vgl. Liv. 7, 2, 8 (oben p. 59).

vornehmliche Gegenstand seines Stückes, das ihn bei der Aufführung zu Tränen rührte.

Wir müssen es sehr bedauern, dass uns keine Praetexta aus der republikanischen Zeit erhalten ist. Jetzt sind wir einzig und allein auf ein Stück aus der Kaiserzeit, die Octavia, angewiesen. Aber selbst diese Dichtung, welche in das düstere Leben Neros hineingreift, erregt noch unser Interesse in hohem Grade.

Allgemeine Litteratur über die Tragödie. A. G. Lange,,Vindiciae tragoediae Romanae, Leipz. 1822 Verm. Schr., Leipz. 1832, p. 15; M. Patin, Études sur la poésie latine 22 (Paris 1875) p. 104; O. Ribbeck, Die röm. Tragödie im Zeitalter der Republik, Leipz. 1875 (vgl. bes. p. 632: Die Kunstform der älteren röm. Tragödie); Gesch. der röm. Dichtung 12 (Stuttgart 1894) p. 195; L. Müller, Q. Ennius; eine Einleitung in das Studium der röm. Poesie, St. Petersb. 1884, p. 75; W. Y. Sellar, The Roman poets of the republic, Oxford3 1889, p. 120. Die Fragmente bei O. Ribbeck, Scaenicae Romanorum poesis fragmenta vol. 1: Tragicorum Romanorum fragmenta, Leipz.3 1897.

Das Verhältnis der Uebertragungen zu den Originalen. Th. Bergk, Kl. philol. Schr. 1 (Halle 1884) p. 225.

Ueber die Sprache der Tragödie. C. Horstmann, De veterum tragicorum Romanorum lingua, Diss. Münster 1870.

Zeugnisse über den Chor in der röm. Tragödie. Cic. de or. 3, 50, 196 at in his (numeris) si paullum modo offensum est, ut aut contractione brevius fieret aut productione longius, theatra tota reclamant. quid, hoc non idem fit in vocibus, ut a multitudine et populo non modo catervae atque concentus, sed etiam ipsi sibi singuli discrepantes eiiciantur? Diomedes Gramm. lat. 1 p. 491, 27 in choris numerus personarum definitus non est, quippe iunctim omnes loqui debent, quasi voce confusa et concentu in unam personam reformantes. p. 492, 10 quando chorus canebat, choricis tibiis, id est choraulicis, artifex concinebat, in cantico autem pythaulicis responsabat.... siquando monodio agebat, unam tibiam inflabat, siquando synodio, utrasque. Columella 12, 2, 4 ubi chorus canentium non ad certos modos neque numeris praeeuntis magistri consensit, dissonum quiddam ac tumultuosum audientibus canere videtur. Ueber den Chor handelt Horaz de arte poet. Vs. 193.

Litteratur über den Chor der röm. Tragödie. C. J. Grysar, Ueber das Canticum und den Chor in der röm. Tragödie (Sitzungsber. der Wien. Akad. der Wissensch. 15 (1855) p. 365); O. Jahn, Hermes 2 (1867) p. 227; E. Capps, The chorus in the later greek drama with reference to the stage question (American Journal of archaeology 10 (1895) p. 297); F. Leo, Plaut. Forsch., Berl. 1895, p. 85; W. Dörpfeld und E. Reisch, Das griech. Theater, Athen u. Leipz. 1896, p. 262; vgl. auch Pauly-Wissowas Realencycl. Bd. 3 Sp. 2403; E. Bethe, Prolegomena zur Gesch. des Theaters im Altertum, Leipz. 1896, p. 251. Ueber den Chor in den Tragödien Senecas vgl. F. Leo, Die Composition der Chorlieder Senecas (Rhein. Mus. 52 (1897) p. 509).

....

Zeugnisse über die Praetexta. Paulus p. 223 0. M. praetextae appellantur, quae res gestas Romanorum continent scriptas. Diomedes Gramm. lat. 1 p. 489, 23 prima species est togatarum quae praetextatae dicuntur, in quibus imperatorum negotia agebantur et publica et reges Romani vel duces inducuntur, personarum dignitate et [personarum] sublimitate tragoediis similes. praetextatae autem dicuntur, quia fere regum vel magistratuum qui praetexta utuntur in eius modi fabulis acta comprehenduntur ... togata praetextata a tragoedia differt, quod in tragoedia heroes inducuntur .... in praetextata autem quae inscribitur Brutus vel Decius, item Marcellus. Donat. de comoedia p. 25 Wessner tragoedia, si latina argumentatio sit, praetexta dicitur. Euanthius p. 21 Wessner praetextatas a dignitate personarum tragicarum ex latina historia. Lydus de mag. 1, 40 (ń roaywdia) téμνεται εἰς κρηπιδᾶταν καὶ πραιτεξτᾶταν· ὧν ἡ μὲν κρηπιδατα ἑλληνικὰς ἔχει ὑποθέσεις, ἡ δὲ πραιτεξτᾶτα ρωμαϊκάς. Crepidata ist das latinisierte κρηπίς und wird wohl im Sinne von cothurnus zu verstehen sein; vgl. O. Crusius, Philol. 48 (1889) p. 704. Die scharfe Scheidung der Tragödien in crepidata und praetexta kennt Donat. zu Terent. Ad. prol. 7 nicht, wo es heisst: cuius (fabulae) species sunt tragoedia, comoedia, togata, tabernaria, praetexta, crepidata, Atellana, uiuos, Rinthonica. Seneca (epist. mor. 8, 8) nennt die Praetextae allgemein togatae: non adtingam tragicos nec togatas nostras. habent enim hae quoque aliquid severitatis et sunt inter comoedias ac tragoedias mediae. Auch tragoediae konnten die Praetextatae genannt werden. Von den beiden vorkommenden Formen praetexta und praetextata ist praetexta die in der klassischen Zeit gebräuchliche; vgl. Cic. epist. ad fam. (Asinius Pollio) 10, 32, 3 u. 5; Horat. de arte poet. 288.

Litteratur über die Praetexta. F. Schöll, Eine Tragödie aus Roms Kaiserzeit (Im neuen Reich 8 (1878) 2 p. 121); K. Meiser, Ueber historische Dramen der Römer,

Festrede geh. in der Münchener Akad., München 1887; A. Schöne, Das historische Nationaldrama der Römer, die fabula praetexta, Kiel 1893; G. Boissier, Les fabulae praetextae (Revue de philol. 17 (1893) p. 101); H. Reich, Ueber die Quellen der ältesten röm. Gesch. und die röm. Nationaltragödie (Sonderabdr. aus der Festschr. zum 70. Geburtstage O. Schades, Königsberg i. Pr. 1896). Vgl. auch R. Schöll, Comment. Woelfflinianae, Leipz. 1891, p. 395. Die namentlich angeführten Praetextae sind zusammengestellt bei O. Ribbeck, Tragicorum Rom. fragm. p. 335, die Fragmente ebenda p. 321. Ueber die Praetextae des Naevius vgl. § 27, über die des Ennius § 37, über die des Accius § 48, über eine des Pacuvius § 40. Ueber die Praetexta Aeneas des Pomponius Secundus vgl. § 381. Ueber Cato und Domitius des Curiatius Maternus vgl. § 402. Ueber die Octavia vgl. § 380.

3

Die Praetexta des L. Cornelius Balbus. Asinius Pollio bei Cic. epist. ad fam. 10, 32, 3 aus dem Jahre 43 (Balbus quaestor) ludis (zu Gades) praetextam de suo itinere ad L. Lentulum procos. sollicitandum posuit, et quidem, cum ageretur, flevit memoria rerum gestarum commotus (§5) praetextam, si voles legere, Gallum Cornelium, familiarem meum, poscito. A. Schöne (Coniectanea critica, Kiel 1894, p. 8) schreibt composuit statt posuit; vgl. dagegen H. Weil, Revue de philol. 18 (1894) p. 153. Wie man ponere vom Auftischen der Gerichte gebraucht, so wird hier das Verbum vom Vorführen eines Dramas angewendet; es steht also statt docuit mit einer geringschätzigen Nebenbedeutung. Dass Balbus die Geschichte seiner Reise zu Lentulus selbst schilderte, hätte G. Boissier (Revue de philol. 17 (1893) p. 102) nicht bezweifeln sollen. Der Titel des Stückes war wohl Iter. Ueber den Inhalt vgl. O. Ribbeck, Gesch. der röm. Dichtung 12 p. 194; F. Marx, Lucil. 2 p. 45.

Spuren der Praetexta. Wie einst B. G. Niebuhr Spuren epischer Lieder bei den römischen Historikern nachging, so hat man neuerdings nicht ohne Grund auch Spuren der Praetextae bei denselben zu finden geglaubt. 1. O. Ribbeck (Rhein. Mus. 36 (1881) p. 321) machte auf den dramatischen Charakter in der Erzählung der Eroberung von Veii bei Livius (5, 21, 8) und besonders auf die charakteristischen Worte haec ad ostentationem scaenae gaudentis miraculis aptiora aufmerksam. Schöne verfolgt diesen Gesichtspunkt weiter (p. 13) und erschliesst zwei weitere Praetextae: 2. Dionys. antiqu. 3, 18 và μɛrà ταύτην γενόμενα πάθη θεατρικαῖς ἐοικότα περιπετείαις μὴ ῥᾳθύμως διελθεῖν (Geschichte der Horatier und Curiatier); 3. 9, 22 μύθοις δὴ ταῦτά γε καὶ πλάσμασιν ἔοικε 9ɛatozois (Fabiersage). 4. O. Jahn (Der Tod der Sophoniba, Bonn 1859) hat ein pompeianisches Wandgemälde (vgl. Visconti, Iconographie grecque pl. 56) auf den Tod der Sophoniba gedeutet und mit einer Praetexta in Verbindung gebracht (p. 12); allein diese Deutung ist sehr zweifelhaft; vgl. J. J. Bernoulli, Röm. Ikonogr. 1 (Stuttg. 1882) p. 56. 5. Ueber eine Praetexta Porcia vgl. Th. Mommsen, Hermes 15 (1880) p. 102. 6. Ovid. fast. 4, 326 mira sed et scaena testificata loquar (Claudia).

9. Titinius, T. Quinctius Atta, L. Afranius.

53. Das lateinische Originallustspiel (Fabula togata). Wir rufen uns die Worte des Horaz1) ins Gedächtnis:

Nil intemptatum nostri liquere poetae,
nec minimum meruere decus vestigia graeca
ausi deserere et celebrare domestica facta,
vel qui praetextas vel qui docuere togatas.

Wie in der Tragödie neben den Uebersetzungen aus dem Griechischen eine Originalform in der Praetexta sich herausbildete, so erscheint auch in der Komödie neben den übersetzten Stücken (fabulae palliatae) das Originallustspiel, die fabula togata, in der die Darstellenden nicht das griechische Pallium, sondern die römische Toga trugen. Das nationale Schauspiel verdanken wir Naevius; vielleicht hat er auch für das lateinische Originallustspiel den Weg gewiesen; die Tunicularia wenigstens zeigt in ihren Fragmenten Verwandtschaft mit der Togata. Allein die nächste Zeit nach Naevius hatte noch genug mit den griechischen Uebersetzungen zu tun; erst nachdem hier eine Ermattung eingetreten war, versuchte man sich in selbständigen Schöpfungen. Das neue Produkt charakterisiert sich da

1) De arte poet. 285.

durch, dass es nicht mehr Uebersetzung, sondern Nachdichtung ist. Allein auch diese Neuschöpfung bewegt sich durchaus in dem Rahmen des griechischen Intriguenstücks; der Schauplatz der frei erfundenen Handlung ist aber nicht mehr Griechenland, sondern Italien, die Familie nicht mehr die griechische, sondern die lateinische. Die Latinisierung der Familie ist dadurch gekennzeichnet, dass der listige Sklave, der seinen Herrn übertölpelt, als dem römischen Gefühl widerstreitend ausgemerzt wird, und dass das weibliche Element der Familie stärker hervortritt. Es ist selbstverständlich, dass die Titel heimisches Gepräge tragen, und dass auch die griechischen Brocken, die aus dem Original manche Uebersetzer der Palliata beibehalten, hier keinen rechten Platz mehr hatten. Im Selbstgefühl des Lateiners spricht ein Togatendichter (Vs. 104) verächtlich sogar von den Leuten, welche oskisch und volskisch sprechen, da sie das Latein nicht kennen. Wir beklagen es sehr, dass von diesen lateinisches Leben darstellenden Stücken keines auf die Nachwelt gekommen ist; wir können daher nur aus den Titeln und wenigen unzusammenhängenden Fragmenten ein dürftiges Bild gewinnen.

Allgemeine Litteratur über die fabula togata. J. H. Neukirch, De fabula togata Romanorum; accedunt fabularum togatarum reliquiae, Leipz. 1833; Th. Mommsen, Röm. Gesch. 16 p. 904; 26 p. 436; O. Ribbeck, Gesch. der röm. Dichtung 12 (Stuttgart 1894) p. 201. Die Fragmente bei O. Ribbeck, Comicorum Rom. fragmenta, Leipz.3 1898, p. 157. Die Terminologie. a) Fabula togata wird im allgemeinen Sinn gebraucht und bezeichnet in diesem Fall jedes Drama, das nicht aus dem Griechischen übertragen ist. In diesem allgemeinen Sinn versteht Diomedes (Gramm. lat. 1 p. 489, 23) die fabula togata und rechnet zu ihr als Unterarten: 1. praetextatae, 2. tabernariae, 3. Atellanae, 4. planipedes (mimus). ) Die fabula togata wird aber gewöhnlich von den Schriftstellern für das lateinische Originallustspiel gebraucht, das zwar nach dem Muster der Palliata bearbeitet wird, aber auf dem italischen Leben beruht und nicht eine Atellane oder ein Mimus ist. In diesem Sinn verstehen fabula togata Cicero pro Sestio 55, 118, Horaz (1. c.), Velleius 2, 9, 2, Sueton. Nero 11, Quintil. 10, 1, 100, Gellius 10, 11, 8; 13, 8, 3, Macrobius Sat. 6, 1, 4. Diese spezielle fabula togata nennt Diomedes an der obigen Stelle tabernaria. Doch erscheint an derselben Stelle Atta togatarum scriptor. Ueber analoge Bezeichnung der Dramen nach der Bekleidung der Schauspieler in der modernen Litteratur vgl. F. Schöll, Eine Tragödie aus Roms Kaiserzeit (Im neuen Reich 8 (1878) Bd. 2 p. 124).

Das Wesen der fabula togata. Diomedes (Gramm. lat. 1 p. 489, 28) definiert die fabula tabernaria, d. h. die fabula togata im engeren Sinn, also: secunda species est togatarum quae tabernariae dicuntur et humilitate personarum et argumentorum similitudine comoediis (= palliatis) pares, in quibus non magistratus regesve sed humiles homines et privatae domus inducuntur, quae quidem olim quod tabulis tegerentur, communiter tabernae vocabantur. Festus p. 352 O. M. sagt von den Personen der tabernaria: in iis cum hominibus excellentibus etiam humiles permixti sunt, fures, plagiarii, servi denique et omnes, qui ex tabernis honeste prodeant homines. Ueber das Hervortreten des weiblichen Elements vgl. die Titel und schol. Dan. zu Verg. Aen. 11, 160: in togatis victrices appellantur, quae viros extulerunt. Ueber das Zurücktreten des Sklavenelements vgl. Donat. zu Terent. Eunuch. Vs. 57 (p. 280 Wessner) concessum est in palliata poetis comicis servos dominis sapientiores fingere, quod idem in togata non fere licet. Th. Mommsen (Röm. Gesch. 16 p. 904 Anm.) stellt die Ansicht auf, dass der Schauplatz der fabula togata stets eine Stadt lateinischen Rechts Die Stadt und die Bürgerschaft Roms auf die Bühne zu bringen, sei überhaupt dem Lustspieldichter untersagt gewesen. Durch die Erstreckung des Bürgerrechts auf ganz Italien ging den Lustspiel dichtern diese lateinische Inscenierung verloren, da das cisalpinische Gallien, das rechtlich an die Stelle der lateinischen Gemeinden gesetzt ward, für den hauptstädtischen Bühnendichter zu fern lag, und es scheint damit auch die fabula togata in der Tat verschwunden zu sein. Indes traten die rechtlich untergegangenen Gemeinden Italiens, wie Capua und Atella, in diese Lücke ein und insofern ist die fabula Atellana gewissermassen die Fortsetzung der togata."

war.

Wiedergabe der fabula togata. «) Durch Pantomimen. Plin. n. h. 7, 159 minus miror Stephanionem, qui primus togatus saltare instituit, utrisque saecularibus ludis saltavisse. Sueton. August. 45 histrionum licentiam adeo compescuit, ut Stephanionem toga

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