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didascaliis Terentianis, Diss. Berl. 1864, p. 37; K. Dziatzko, Rhein. Mus. 20 (1865) p. 594; K. v. Jan, Berl. philol. Wochenschr. 1894 Sp. 211. y) Hypothetische Bestimmung der vier Musikgattungen. Die Terminologie bietet manches Auffällige dar. Man sollte meinen, dass die tibiae pares entweder duae dextrae oder duae sinistrae sein konnten; bei dieser Annahme aber würde die Bezeichnung tibiis paribus unvollkommen sein, ferner würde man auch duabus sinistris erwarten. Die Terminologie wurde daher in folgender Weise erklärt: 1. Dziatzko stellt die Hypothese auf (p. 596): Die t. pares sowie die t. impares bestanden aus je einer dextra und sinistra, von welchen jene die Hauptflöte, diese die begleitende war. Auf der Verschiedenheit der Art und Weise, wie das begleitende Instrument die Melodie der Hauptflöte unterstützte, beruhte alsdann der Unterschied zwischen t. pares und impares. Ferner ist klar, dass die Hauptflöte (t. dextra) auch ohne accompagnierendes Instrument die musikalischen Partien eines Lustspiels begleiten konnte; dann wurde sie aber zur Verstärkung verdoppelt und die Modulation geschah tibiis duabus dextris. Weniger glaublich erscheint es, dass die t. sinistra, einzeln oder doppelt, selbständig verwandt wurde, da sie ursprünglich ja nur zur Unterstützung der Hauptflöte diente, und in der Tat findet sich in den Terenzhandschriften niemals die Wendung tibiis sinistris. Ob die t. Sarranae wirklich, wie Donat angibt (?), identisch mit den t. sinistrae waren, muss mindestens dahingestellt bleiben." 2. A. Spengel (Ausg. von Terenz' Andria, Berl. 1888, p. VII Anm.) sagt: Tibiis paribus hat wahrscheinlich dieselbe Bedeutung wie tibiis duabus dextris, da die Composition tibiis duabus sinistris überhaupt nicht üblich gewesen zu sein scheint; tibiis imparibus ist dann gleich tibiis dextra et sinistra." Von den tibiae Sarranae wird keine Deutung gegeben. 3. Howard (p. 42) reduziert die vier Gattungen auf drei: pares, impares, Sarranae und fährt fort (p. 43): Of these three varieties the duae dextrae are said by Donatus, in the introduction to the Adelphoe, to have been the same as the Lydian pipes.... It seems necessary to assume that the pares mentioned by Donatus, in the introductions to the Andria and the Hecyra, were also Lydian pipes. In the impares the right pipe was perhaps the same as in the duae dextrae, the left pipe longer and curved at the end. The serranae, although pares, were probably both shorter than the duae dextrae. 4. Nach der Mitteilung E. Haulers (Ausg. des Phormio, Leipz. 1898, p. 45 Anm. 6) denkt F. Buecheler bei tibiae pares an monodischen (gymnastischen), bei t. impares an synodischen Vortrag (diese seien Flöten verschiedener Tonhöhe und Tonreihe); t. dextrae (nach Donat. praef. Ad.) bezögen sich auf Bass, sinistrae auf Diskant, diesen stünden die Sarranae nahe. Das Fehlen von duae sinistrae liesse sich darnach, da nur Männer spielten, unschwer erklären.

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Litteratur. a) F. A. Gevaert, Histoire et théorie de la musique de l'antiquité 1, Brüssel 1875; H. Riemann, Handbuch der Musikgesch. 1. Bd.: Altertum und Mittelalter bis 1450, erster Teil, Leipz. 1904. 8) K. Dziatzko, Rhein. Mus. 20 (1865) p. 594; E. v. Brunér, Quaest. Terentianae (De canticis et tibiis fabularum Terentii), Acta societ. scient. Fennicae 9 (1871) 2 p. 1; K. v. Jan, Auletischer und aulodischer Nomos (Fleckeis. Jahrb. 119 (1879) p. 592); Pauly-Wissowas Realencycl. Bd. 2 Sp. 2416 (s. v. Aúdós); A. Howard, The Autos or Tibia (Harvard studies in class. philol. 4 (1893) p. 1); vgl. dazu K. v. Jan, Berl. philol. Wochenschr. 1894 Sp. 207. Die verschiedenen Angaben in den Quellen über die Musikgattung werden erörtert von P. Rabbow, Fleckeis. Jahrb. 155 (1897) p. 324.

Einzelne scenische Fragen. a) Die pronuntiatio tituli. Ueber dieselbe bemerkt F. Leo, Plaut. Forsch., Berl. 1895, p. 222: „Auf der römischen Bühne fand eine tituli pronuntiatio nicht statt; der praeco der plautinischen Prologe gibt nur das Signal des Anfangs (face nunciam tu, praeco, omnem auritum poplum), weder vor- noch nachher ist Raum für andere Mitteilungen, als die etwa im Prolog gegeben wird. Dasselbe folgt aus dem Prolog des Heautontimorumenos Vs. 7. Zugleich lehrt diese Stelle unwidersprechlich, dass überhaupt eine Ankündigung stattfand, aber in einer Weise, dass nur die es erfuhren, die sich darum kümmerten; Terenz, der überhaupt ein litterarisches Interesse voraussetzt, das man einem modernen Publikum nicht zumuten dürfte, kümmert sich wieder nur um diese. Vor diesem Zeugnis fällt alles, was der Traktat Donats und die Praefationen über die pronuntiatio tituli, eben aus der Bühnensitte späterer Zeit, zu berichten wissen." Vgl. dagegen Dziatzko-Hauler, Ausg. des Phormio3 p. 32 Anm. 6. Ueber die προαναφώνησις vgl. E. Rohde, Kl. Schr. 2 (Tübingen u. Leipz. 1901) p. 396. ) Die Sprecher der Prologe. Vgl. Roehricht, Quaest. scaenicae Abschnitt III § 5. 7) Der choragus. Vgl. Plaut. Curc. 462 ff., Pers. 159 f., Trin. 558, Capt. 61. Gegen Mommsens (Röm. Gesch. 16 p. 884) Identifizierung mit dem dominus gregis vgl. W. Weinberger, Wien. Stud. 14 (1892) p. 123. Der choragus lieferte besonders die Bühnenkleidung. Nach Donat. zu Eun. Vs. 967 ecce autem video rure redeuntem senem] choragi est administratio, ut opportune in proscaenium war er auch Regisseur; vgl. Weinberger 1. c. Gegen die Ansicht F. Ostermayers, De historia fabulari etc., Greifsw. 1884, These II, dass alle Stellen, an denen der choragus erscheint, eingeschoben seien, vgl. Dziatzko-Hauler p. 34 Anm. 2.

10. C. Lucilius.

55. Die Satire als Organ der Kritik. Als Ennius eine Reihe vermischter Gedichte, d. h. Gedichte, die in Inhalt und Form verschieden waren, zusammenstellte, musste er einen passenden Titel für seine Sammlung suchen, wie ihn die Griechen sich mit "Ataxta und Zuμμixτa geprägt hatten; es bot sich ihm das Wort satura dar; dies wurde von der Opferschale gebraucht, die mit verschiedenen Gaben angefüllt war. Auch in der Küche hatte das Wort Eingang gefunden; man bezeichnete mit demselben eine Pastete, die aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt

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Von da aus nahm das Wort einen weiteren Entwicklungsgang, indem es selbständig wurde und das „Allerlei", „Durcheinander" bedeutet. Diese Selbständigkeit hat sich der Ausdruck in der Formel per saturam" erobert. Die Gesetzessprache griff zu der Formel, als sie verbot, heterogene Dinge durch eine Abstimmung zu erledigen. Leicht ging aber die Formel in die Bedeutung des Unordentlichen, Unüberlegten über. Wenn Ennius seine Sammlung vermischter Gedichte „satura" nannte, so wollte er vielleicht nicht bloss auf die Mannigfaltigkeit der Form und des Inhalts hinweisen, sondern seine Produkte zugleich als leicht hingeworfene Poesie charakterisieren. Nachdem Ennius in dem Wort satura einen passenden Titel für seine Sammlung vermischter Gedichte gefunden zu haben glaubte, konnte er noch einen Schritt weiter gehen und auch die einzelnen Gedichte als saturae bezeichnen, wie später auch „silva“ diesen Entwicklungsprozess durchgemacht hat; und in der Tat sprechen die Grammatiker von saturarum libri" des Ennius. Ob Ennius der erste war, der das Wort satura in die Litteratur einführte, ist jedoch zweifelhaft. Wahrscheinlich schrieb Naevius eine Komödie mit dem Titel „satura“, und naturgemäss konnte ein Bühnenstück, in dem es bunt durcheinander ging, satura" betitelt werden, wie denn auch Atta und Pomponius Stücke mit diesem Titel schrieben und vermutlich ein Litterarhistoriker die der übersetzten griechischen Palliata entgegenstehende und vorausgehende volksmässige Posse, die der geschlossenen Composition ermangelte, „satura“ nannte. Der Gedanke des Ennius fand Anklang: auch Pacuvius liess eine Sammlung vermischter Gedichte mit dem ennianischen Titel erscheinen. Aber eine eigene Gattung der römischen Litteratur war die Satire damit nicht geworden; es fehlte ihr noch eine das Ganze durchdringende Idee, und diese gab ihr C. Lucilius. Diese Idee war aber die Kritik der Gegenwart in allen ihren Erscheinungen. Der bunte Inhalt blieb, es blieben auch anfangs die wechselnden Metra, bis später der Hexameter das alleinige Mass wurde; es blieb auch die leicht hingeworfene Composition, die kein eigentliches Dichterwerk, sondern eine Plauderei in der Sprache des Lebens geben wollte. Aber es regte sich zugleich die Macht der Persönlichkeit, die sich den Massstab zur Beurteilung der Vorgänge in der Politik, in der Gesellschaft und in der Litteratur hinstellt; dadurch wurden die verschiedenen Gebilde in einen Brennpunkt vereinigt. Die römische Litteraturforschung erkannte richtig, dass sich die Satire mit der alten griechischen Komödie zusammenstellen lasse, aber sie irrte, wenn sie das römische Produkt in Abhängigkeit von dem griechischen stellte. Der

Ausspruch Quintilians (10, 1, 93) „satura tota nostra est" ist im Grunde ein wahres Wort.

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Allgemeine Litteratur über die satura. J. Casaubonus, De satyrica Graecorum poesi et de Romanorum satyra libri II, Paris 1605 (über den Unterschied zwischen dem Satyrdrama und der römischen Satire); C. L. Roth, De satirae natura, Nürnberg 1843 Kl. Schr. 2 (Stuttg. 1857) p. 384; De satirae Romanae indole eiusdemque de ortu et occasu, Progr. Schönthal 1844 Kl. Schr. 2 p. 411; Zur Theorie und inneren Gesch. der röm. Satire, Stuttg. 1848; F. Haase, Die röm. Satire (Prutz' Deutsch. Mus. 1851 p. 858); H. Nettleship, The original form of the Roman satura (1878) in den Lectures and essays, second series, Oxford 1895, p. 24; B. Grubel, De satirae Romanae origine et progressu, Posen 1883; Th. Birt, Zwei politische Satiren des alten Rom, Marburg 1888; Barillari, Studi su la satira latina, Messina 1890; C. M. Francken, Sylloge commentationum quam viro clarissimo Constantino Conto obtulerunt philologi Batavi, Leiden 1893, p. 13; E. T. Merrill, Fragments of Roman satire from Eunius to Apuleius, New-York 1897; A. Dieterich, Pulcinella, Leipz. 1897, p. 75; G. Friedrich, Zur Gesch. der röm. Satire, Progr. Schweidnitz 1899; F. Marx, Ausg. des Lucilius 1 (Leipz. 1904) p. IX; A. Kiessling-R. Heinze, Einleitung zu den Satiren des Horaz, Berl. 1906, p. IX.

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Die Deutung des Namens satura. Die Hauptstelle ist Diomedes Gramm: lat. 1 p. 485, die wir oben § 39 p. 122 ausgeschrieben haben. Hiezu ist noch folgende Stelle zu fügen: Festus p. 314 O. M. satura et cibi genus ex variis rebus conditum est, et lex multis alis legibus conferta. itaque in sanctione legum adscribitur 'neve per saturam abrogato aut derogato'. Den Ausdruck lex satura (vgl. Th. Mommsen, Röm. Staatsrecht 3 (Leipz. 1887) p. 336 Anm. 5) hält Marx (Ausg. 1 p. XI) für eine Erfindung des Verrius Flaccus oder seines Gewährsmannes; hier sei nur der Ausdruck per saturam üblich gewesen. bemerkt weiter: Jam Ennii temporibus probabile est per saturam locutione rem incondite et indiscrete et incomposite factam indicari esse solitam." Lactant. div. inst. 1, 21, 13 Pescennius Festus in libris historiarum per saturam refert. Lydus de magistr. 1, 41 p. 42 Wuensch Ρίνθωνα, ὃς ἐξαμέτροις ἔγραψε πρώτως κωμῳδίαν. ἐξ οὗ πρώτος λαβὼν τὰς ἀφορμὰς Λουκίλιος ὁ Ῥωμαῖος ἡρωικοῖς ἔπεσιν ἐκωμῳδησε. μεθ ̓ ὃν καὶ τοὺς μετ ̓ αὐτόν, οὓς καλοῦσι Ῥωμαῖοι σατυρικούς, οἱ νεώτεροι τὸν Κρατίνου καὶ Εὐπόλιδος χαρακτήρα ζηλώ σαντες τοῖς μὲν Ρίνθωνος μέτροις, τοῖς δὲ τῶν μνημονευθέντων διασυρμοῖς χρησάμενοι, tỷν σarvoinηv xoáτvrav zwuwdiar; vgl. F. Marx, Interpretationum hexas I (Ind. lect. Rostock 1888/89 p. 11). Ueber die sog. dramatische satura vgl. § 9 p. 21 und die dort angegebene Litteratur, wo noch hinzugefügt werden kann: G. Loeschcke, Korinthische Vase mit der Rückführung des Hephaistos (Mitteilungen des deutschen archaeol. Inst. Athen. Abt. Bd. 19 (1894) p. 523).

Die Schreibung. Die richtige Form ist satura; die Form satyra verdankt einer falschen Etymologie ihre Entstehung; Satira non Latina est, sed Graecanica ita ut i littera locum y teneat" (Marx, Ausg. 1 p. IX). Niemals erscheint in der Form per saturam die Form mit i, ebenso nicht satirare für saturare. Vgl. noch F. Marx, Interpretationum hexas II (Ind. lect. Rostock 1889/90 p. 13).

Ennius und Lucilius. Horat. sat. 1, 10, 64 fuerit Lucilius, inquam, comis et urbanus, fuerit limatior idem | quam rudis et Graecis intacti carminis auctor | quamque poetarum seniorum turba. Ueber die Stelle handeln u. a. C. F. Hermann, Disputatio de satirae Romanae auctore ex sententia Horatii serm. I, 10, 66, Progr. Marb. 1841; C. Nipperdey, Opusc., Berl. 1877, p. 507; G. L. Hendrickson, Studies in honor of Basil L. Gildersleeve, Baltimore 1902, p. 163; P. Rasi, Rivista di filol. 31 (1903) p. 121. In dieser schwierigen Stelle kann auctor wohl nur auf Ennius bezogen werden. Da Lucilius über Ennius in der Weise hinausging, dass er der Satire ihr polemisches Gepräge und schliesslich den Hexameter gab und sich nach der Theorie an die alte griechische Komödie anschloss, konnte Horaz Vs. 48 von Lucilius als inventor sprechen.

Das Wesen der lucilischen Satire. a) Die polemische Tendenz. Horat. sat. 2, 1, 62 quid? cum est Lucilius ausus | primus in hunc operis conponere carmina morem, | detrahere et pellem, nitidus qua quisque per ora | cederet, introrsum turpis. 3) Die Theorie von der Verknüpfung der Satire mit der alten Komödie. Nachdem Horaz (sat. 1, 4, 1) ausgeführt, dass die Dichter der alten Komödie die Schurken und die Verbrecher geisselten, fährt er fort (Vs. 6): hinc omnis pendet Lucilius, hosce secutus, | mutatis tantum pedibus numerisque; vgl. auch 1, 10, 14 ridiculum acri | fortius et melius magnas plerumque secat res. illi scripta quibus comoedia prisca viris est | hoc stabant, hoc sunt imitandi. G. L. Hendrickson, Horace and Lucilius: a study of Horace serm. I, 10 (Studies in honor of Basil L. Gildersleeve, Baltimore 1902, p. 151). 7) Lucilius bezeichnet seine Gedichte als ludus und sermones: 30, 1039 cuius vultu ac facie, ludo ac sermonibus nostris | virginis hoc pretium atque hunc reddebamus honorem. Unbegründet ist es, wenn Marx (Ausg. 1 p. XIV)

entgegen den Citaten der Grammatiker (saturarum libri) als Titel der Satiren 'sermones per saturam' vermutet. P. Rasi, Satirae Lucilianae ratio quae sit, Padua 1887.

56. Das Leben des C. Lucilius.1) Suessa Aurunca ist die Heimat des Dichters Lucilius; daher nennt ihn Juvenal „magnus Auruncae alumnus". Hier wurde er 180 aus einem vornehmen Geschlechte geboren. Bezüglich seiner Familienverhältnisse können wir es als wahrscheinlich erachten, dass sein Bruder Senator war und eine Tochter hatte, welche nachmals die Mutter des Pompeius Magnus geworden ist. Unter Scipio diente er als Ritter im numantinischen Krieg (134/33). Sein Leben brachte er, wie es scheint, grösstenteils in Rom zu; die Satiren wenigstens können nur dort abgefasst sein. Er war ein reicher Mann, besass ein fürstliches Haus in Rom und Landgüter in Sizilien. Seinem vertrauten Umgang mit Scipio und Laelius hat Horaz ein schönes Denkmal gesetzt; auch mit dem Philosophen Clitomachus muss er sehr befreundet gewesen sein, da ihm dieser ein Buch widmete. Gestorben ist Lucilius im Jahre 102; verheiratet war er, wie es scheint, nicht. Seiner politischen Gesinnung nach war er Anhänger der Nobilität und Feind der gracchischen Bestrebungen. Dass er sich durch seine Satiren Feindschaft zuzog, ist nicht zu verwundern; so wurde er von einem Schauspieler auf der Bühne angegriffen; in dem Prozess, den der Dichter gegen den Beleidiger erhob, unterlag er; der Beklagte wurde freigesprochen.

Allgemeine Litteratur über Lucilius. J. A. C. van Heusde, Studia critica in C. Lucilium poetam, Utrecht 1842 (vgl. dazu C. F. Hermann, Gött. gel. Anz. 1843 p. 361); Heusde, Epistola ad Car. Frid. Hermann de C. Lucilio, Utrecht 1844; F. D. Gerlach, C. Lucilius und die röm. Satura; ein Beitr. zur röm. Litteraturgesch., Basel 1844 = Hist. Stud. 2 (Basel 1847) p. 3; R. Bouterwek, De C. Lucilio satirico, Progr. Merseb. 1871; L. Müller, Leben und Werke des C. Lucilius; eine litterarhist. Skizze, Leipz. 1876; F. Marx, Studia Luciliana, Diss. Bonn 1882; Ausg. 1 p. XVII; C. Giussani, Quaest. Lucilianae, Mailand 1885 (vgl. dazu J. M. Stowasser, Berl. philol. Wochenschr. 1886 Sp. 1084).

Die Heimat des Lucilius. Juvenal. sat. 1, 19 cur tamen hoc potius libeat decurrere campo, per quem magnus equos Auruncae flexit alumnus, wozu der Scholiast bemerkt: Lucillium dicit. Liv. 8, 15, Suessam quae nunc Aurunca appellata. Vell. Paterc. 1, 14, 4 Suessa Aurunca. Ueber das Gebiet der Aurunker vgl. H. Nissen, Italische Landeskunde 2 (Berl. 1902) p. 656.

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Geburts- und Todesjahr des Lucilius. Hieronym. z. J. 1870 (Oxon., Middlehillensis, Amandinus und Freherianus 1869 148 v. Chr.) = 147 v. Chr. (2 p. 129 Sch.) Lucilius poeta nascitur. Z. J. 1914 (Amandinus 1915 102 v. Chr.) 103 v. Chr. (2 p. 133 Sch.) C. Lucilius (so Oxon. und Middlehillensis statt Lucius der übrigen Handschriften) satirarum scriptor Neapoli moritur ac (statt ac erwartet man mit Buecheler (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 19 (1893) p. 342 Anm. 4) Romam tralatus) publico funere effertur anno aetatis XLVI. Da der Amandinus im Einklang mit der Angabe über das Alter im Sterbejahr das Geburtsjahr festsetzt (1915 — 46 = 1869), wollen wir vorläufig dessen Angaben zu Grunde legen; darnach wäre Lucilius geboren 148, gestorben 102. Zur letzten Angabe stimmt, dass das Gespräch, welches Ciceros Schrift de oratore zu Grund liegt und ins Jahr 91 v. Chr. verlegt wird, Lucilius bereits als einen Verstorbenen behandelt; vgl. 1, 16, 72 solebat C. Lucilius saepe dicere; 2, 6, 25; 3, 43, 171. Wenn also Hieronymus das Todesjahr des Dichters richtig anzugeben scheint, so ist dies nicht der Fall bei dem Geburtsjahr; Lucilius musste viel früher geboren sein, wenn er im Jahre 134 den numantinischen Krieg mitmachen wollte; auch setzt das Freundschaftsverhältnis, in dem Lucilius zu dem 185 geborenen jüngeren Scipio stand, ein höheres Alter des Dichters voraus. Ferner konnte Horaz (sat. 2, 1, 34) von Lucilius nicht als senex sprechen, wenn dieser im 46. Lebensjahre starb; aus der Stelle des Horaz geht aber noch hervor, dass Lucilius erst im höheren Alter seine Satiren schrieb. Nun können wir den Anfang seiner Satirendichtung ungefähr in das Jahr 131 setzen (vgl. unten p. 208). Wäre das Geburtsjahr von Hieronymus richtig überliefert, so wäre Lucilius damals noch ein

1) Die Fragmente citieren wir durchwegs nach der Ausg. von Marx.

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unreifer junger Mensch gewesen. Den Weg zur Lösung dieser Schwierigkeit zeigte M. Haupt (vgl. Fleckeis. Jahrb. 107 (1873) p. 72). In den fasti consulares finden wir unter 606 a. u. c. 148 v. Chr. die Konsuln Sp. Postumius Albinus und L. Calpurnius Piso, unter 574 180 die Konsuln A. Postumius Albinus und C. Calpurnius Piso. M. Haupt nimmt nun an, dass Hieronymus in seiner Flüchtigkeit die beiden Konsulnpaare miteinander verwechselt habe und dass Lucilius also im Jahre 180 geboren sei. In der Tat verschwinden bei diesem Geburtsjahr alle die erwähnten Schwierigkeiten. Wenn wir vom Jahr 148 v. Chr. ausgehen, da es allein die Verwechslung bei Hieronymus erklärt, so ergibt sich mit Notwendigkeit, dass Lucilius im Jahr 102 starb, weil nur bei diesem Todesjahr ein Lebensalter von 46 Jahren sich berechnete. Der Lösung Haupts stellt P. Rasi (Rivista di filol. class. 1895 p. 350) eine andere gegenüber, die er in: Atti del congresso internazionale di scienze storiche vol. I, sezione 1 (1903) p. 213 gegen Einwendungen (vgl. F. Harder, Wochenschr. für klass. Philol. 1895 Sp. 1400; J. Hilberg, Zeitschr. für die österr. Gymn. 48 (1897) p. 723) verteidigt. Um das falsche Geburtsjahr zu beseitigen, greift er zu der Annahme, dass der Name Lucilius in der betreffenden Notiz verderbt sei und dass sich diese auf einen andern Dichter beziehe. Allein er ist zugleich gezwungen, die Worte anno aetatis XLVI als Interpolation eines späteren Grammatikers zu erklären, was die Hypothese unwahrscheinlich macht. Wegen dieser Altersbezeichnung ist auch mit der Konjektur Vallarsis agnoscitur statt nascitur nicht geholfen.

Familienverhältnisse des Lucilius. Vell. Paterc. 2, 29, 2 sagt von Cn. Pompeius Magnus: genitus matre Lucilia, stirpis senatoriae. Aus dieser Stelle folgt, dass der Vater des Cn. Pompeius, Cn. Pompeius Strabo, eine Lucilia zur Frau nahm, deren Vater Lucilius ein Mann senatorischen Ranges war. Nehmen wir an, dass dieser Lucilius der Bruder unseres Dichters war, so war dieser der Onkel (patruus) der Lucilia und der Grossoheim des Cn. Pompeius Magnus. Nun berichtet Ps.-Acro zu Horat. sat. 2, 1, 75: fertur Lucilius avunculus (so Parisinus y; maior avunculus die übrigen Handschriften) fuisse Pompei Magni; auch zu sat. 2, 1, 29 ist wohl avunculus statt avus zu lesen. Porphyrio z. St. constat enim Lucilium maiorem <avunculum> Pompei fuisse. etenim avia Pompei Lucilii soror fuerat. Wichtig ist hier, dass Cn. Pompeius Magnus mit dem Dichter Lucilius ausdrücklich in verwandtschaftliche Beziehung gesetzt wird, und wir werden daher auch bei Velleius diese annehmen dürfen. In beiden Fällen ist der Dichter der Grossoheim des Cn. Pompeius Magnus. Im einen Fall ist aber der Ausgangspunkt der Verwandtschaft der Bruder, im andern Fall die Schwester des Dichters. Velleius ist glaubwürdiger als die Horazscholiasten. Also der Bruder des Dichters ist der Grossvater des Cn. Pompeius Magnus. Von seinem Bruder spricht wahrscheinlich Lucilius 12, 427 (L. Müller, Ausg. p. 233).

Die persönlichen Verhältnisse des Lucilius. «) Ehelosigkeit. In den Fragmenten findet sich keine Andeutung von einer Gattin des Lucilius, dagegen finden sich viele Stellen, die sich auf die freie Liebe beziehen; auch tritt er geradezu als Bekämpfer der Ehe auf; vgl. fr. 26, 678. p) Staatsrechtliche Stellung. Wenn Lucilius unverheiratet war, so konnte er als Latiner das römische Bürgerrecht nicht auf Grund der von Liv. 41, 8, 9 gegebenen Bestimmung erwerben, dass die Latiner sich als römische Bürger einschreiben lassen konnten, wenn sie Kinder daheim zurückliessen; vgl. J. N. Madvig, Die Verfassung und Verwaltung des röm. Staates 1 (Leipz. 1881) p. 65. Ueber die Umgehung des Gesetzes vgl. Th. Mommsen, Röm. Staatsrecht 3 (Leipz. 1887) p. 630 Anm. 1. Wenn für die Zeit des Lucilius auch schon der Grundsatz galt, dass der Latiner, welcher schon eine Magistratur in der Heimat bekleidet hatte, damit auch das römische Bürgerrecht erlangen konnte (vgl. Madvig 1. c. p. 64; Mommsen 1. c. p. 640), so ist die Erlangung des Bürgerrechts von seiten des Lucilius auch auf diesem Weg nicht wahrscheinlich, da jedes Anzeichen fehlt, dass der Dichter in der Heimat eine Magistratur bekleidet habe. 7) Aeusserer Besitz. Asconius in Cic. Pison. p. 12, 9 K.-S. tradunt et Antiochi regis (d. h. des Grossen, den L. Cornelius Scipio 190 besiegte) filio obsidi domum publice aedificatam, inter quos Atticus in annali: quae postea dicitur Lucii (Manutius: Lucilii) poetae fuisse; vgl. Marx, Ausg. p. XXIV. Ueber Besitzungen des Lucilius auf Sicilien vgl. Marx zu 26, 667. Marx (Ausg. p. XXI) bezieht Cic. de or. 2, 70, 284 auf unseren Dichter; vgl. dagegen Th. Mommsen, Ber. über die Verh. der sächs. Ges. der Wissensch. 2 (1850) p. 92.

Der Militärdienst des Lucilius. Vell. Paterc. 2, 9, 4 celebre et Lucilii nomen fuit, qui sub P. Africano Numantino bello (im Jahre 134 und 133) eques militaverat. Ueber die Leistungen von Suessa an Reitern im Jahre 204 vgl. Liv. 29, 15, 6.

Lucilius und die lex Junia de peregrinis. Cic. de off. 3, 11, 47 male, qui peregrinos urbibus uti prohibent eosque exterminant, ut Pennus (im Jahre 126) apud patres nostros, Papius nuper. Ueber die lex des Volkstribunen M. Junius Pennus vgl. Th. Mommsen, Röm. Gesch. 2 p. 102; Röm. Staatsrecht 3 (Leipz. 1887) p. 200 Anm. 1. Marx (Studia Lucil. p. 93) glaubt, dass durch dieses Gesetz auch Lucilius betroffen wurde und daher mehrere Jahre von Rom abwesend war. Im Jahre 124 wurde das Gesetz auf Antrag des C. Grac

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