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grammatische Probleme beschäftigten. Auf ein litterarhistorisches Gedicht in Hexametern führt ein Vers, in dem Accius wegen Anwendung einer griechischen Accusativform getadelt wird. Aus einem naturphilosophischen Gedicht werden zwei Hexameter angeführt:

Juppiter omnipotens rerum regumque repertor,
Progenitor genetrixque deum, deus unus et idem.

Diese Verse deuten auf den Pantheismus der Stoa. Eine dritte Schrift war an einen P. Scipio gerichtet, wahrscheinlich an den Prätor des Jahres 93 P. Scipio Nasica; ob sie in Prosa oder in Poesie abgefasst war, lässt sich nicht sicher entscheiden. Dagegen war, wie es scheint, in Prosa geschrieben ein Werk, das er mit geziertem Titel Eлontides benannte; denn demselben waren Inhaltsverzeichnisse beigegeben, was bei keinem Werke vorher in der römischen Litteratur vorkam; Inhaltsverzeichnisse des Autors sind aber doch nur für ein prosaisches Werk geeignet. Vielleicht waren allegorische Deutungen von Namen nach der Weise der Stoiker Hauptgegenstand des Buches. Hier mag Valerius den Geheimnamen Roms ausgeplaudert haben; als er später in Sizilien hingerichtet wurde, erblickten fromme Gemüter darin eine gerechte Strafe der Götter. Die Heimat des Valerius ist nach Cic. Brutus 46, 169 Sora; Soranus darf also nicht als Cognomen gefasst werden.

Cicero und Q. Valerius Soranus. Cicero lässt de or. 3, 11, 43 Crassus in einem ins Jahr 91 fallenden Gespräche folgendes sagen: nostri minus student litteris quam Latini. tamen ex istis, quos nostis, urbanis, in quibus minimum est litterarum, nemo est quin litteratissimum togatorum omnium, Q. Valerium Soranum, lenitate vocis atque ipso oris pressu et sono facile vincat. Cic. Brutus 46, 169 apud socios et latinos oratores habiti sunt Q. D. Valerii Sorani, vicini et familiares mei, non tam in dicendo admirabiles, quam docti et graecis litteris et latinis. Vielleicht ist Q. Valerius Q. f. Orca, der mit Cicero ebenfalls sehr befreundet war und an den die Briefe ad fam. 13, 4. 5. 6a. 6b gerichtet sind, der Prätor des Jahres 57, ein Sohn des gelehrten Q. Valerius; vgl. Cichorius p. 66.

Tod des Valerius. Plin. n. h. 3, 65 Roma ipsa, cuius nomen alterum dicere arcanis caerimoniarum nefas habetur, optimaque et salutari fide abolitum enuntiavit Valerius Soranus luitque mox poenas (daraus Solin. 1, 4). Plutarch. quaest. Rom. 58, 61 ταύτην τὴν ἀπόρθησιν (in Bezug auf Roms geheimen Namen) ἐξάπτουσι δεισιδαιμονίας ἱστοροῦντες Ουαλέριον Σωρανὸν ἀπολέσθαι κακῶς διὰ τὸ ἐξειπείν. Serv. zu Verg. Αen. 1, 277 tribunus plebei quidam Valerius Soranus, ut ait Varro et multi alii, hoc nomen (den Geheimnamen Roms) ausus enuntiare, ut quidam dicunt, raptus a senatu et in crucem levatus est, ut alii, metu supplicii fugit et in Sicilia comprehensus a praetore praecepto senatus occisus est. Plutarch. Pompeius 10 Γάϊος δὲ Ὄππιος ὁ Καίσαρος ἑταῖρος ἀπανθρώπως φησὶ καὶ Κοΐντῳ Οὐαλλερίῳ χρήσασθαι τὸν Πομπήϊον. ἐπιστάμενον γάρ, ὡς ἔστι φιλολόγος ἀνὴρ καὶ φιλομαθὴς ἐν ὀλίγοις ὁ Οὐαλλέριος, ὡς ἤχθη πρὸς αὐτόν, ἐπισπασάμενον καὶ συμ περιπατήσαντα καὶ πυθόμενον ὧν ἔχρηζε καὶ μαθόντα, προστάξαι τοῖς ὑπηρέταις εὐθὺς ἀνελεῖν ἀπαγαγόντας. Ueber Pompeius' Auftreten in Sizilien im Jahre 82 v. Chr. vgl. W. Drumann, Gesch. Roms 4 p. 329. Auf diese Stelle hat zuerst C. Cichorius, Zur Lebensgeschichte des Valerius Soranus (Hermes 41 (1906) p. 59) aufmerksam gemacht und sie sachkundig verwertet.

Litterarhistorisches Gedicht. Auf ein solches weist wohl der von Varro (de lingua lat. 10, 70) angeführte Hexameter: Accius Hectorem nollet facere, Hectora mallet. Vgl. oben p. 183; J. Vahlen, Monatsber. der Berl. Akad. 1876 p. 789.

Das naturphilosophische Gedicht. Augustin. de civ. dei 7, 9 führt zwei oben ausgeschriebene Hexameter an, in denen Juppiter im pantheistischen Sinn gefeiert wird. F. Susemihl, Gesch. der griech. Litt. 1 (Leipz. 1891) p. 376 Anm. 7 und wieder dagegen p. 896; Büttner, Porcius Licinus p. 121.

Ueber eine Schrift an P. Scipio vgl. Varro de lingua lat. 7, 31: vetus adagio est, o Publi Scipio, aus welcher Stelle Baehrens durch Konjektur einen jambischen Senar gestaltet. Der hier genannte P. Scipio ist wohl P. Scipio Nasica, der Prätor des Jahres 93, nicht, wie A. Schmekel (Die Philosophie der mittleren Stoa, Berl. 1892, p. 446) und E. Norden (Rhein. Mus. 48 (1893) p. 535 Anm.) annehmen, der jüngere P. Scipio Africanus;

vgl. Cichorius p. 63. Ohne Grund rüttelten Th. Bergk (Philol. 32 (1873) p. 567) und Büttner (Porcius Licinus p. 118) an der Ueberlieferung.

Die Enoлtides des Q. Valerius. Für die Beigabe eines Inhaltsverzeichnisses zu den Büchern der naturalis historia beruft sich Plinius (praef. 33) auf den Vorgang des Q. Valerius, der zuerst in der Litteratur dies getan: hoc ante me fecit in litteris nostris Valerius Soranus in libris, quos noпridor inscripsit. Daraus schliesst Büttner, Porcius Licinus p. 121, dass die Enonrides nicht mit dem naturphilosophischen Gedicht zusammenfielen, sondern ein prosaisches Werk waren; über den Inhalt vgl. ebenda.

Sprachstudien des Valerius. Gellius 2, 10, 3 eadem epistula negat (M. Terentius Varro) quidem se in litteris invenisse, cur 'favisae dictae sint, sed Q. Valerium Soranum (hier also der Vorname bezeugt) solitum dicere ait, quos 'thesauros' graeco nomine appellaremus, priscos Latinos 'flavisas' dixisse, quod in eos non rude aes argentumque, sed flata signataque pecunia conderetur. Zur Frage, ob Valerius auch Erklärer der XII Tafeln war, vgl. Festus p. 321, p. 253, p. 353 O. M. und R. Schöll, Legis XII tabularum reliquiae, Leipz. 1866, p. 35.

Die Fragmente bei E. Baehrens, Fragm. poet. Rom. p. 272. Besprochen sind dieselben bei R. Bütttner, Porcius Licinus und der litterarische Kreis des Q. Lutatius Catulus, Leipz. 1893, p. 117.

62 a. Das litterarhistorische Gedicht des Porcius Licinus. Accius hatte in seinen Didascalica litterarhistorische Fragen behandelt; sein Beispiel reizte zur Nachahmung; es erscheinen jetzt litterarhistorische Gedichte. Ein solches verfasste Porcius Licinus in trochäischen Tetrametern; leider kennen wir seinen Titel nicht. Aus diesem Werke stammen die berühmten Verse, welche den Einzug der griechischen Kunstpoesie in Rom schildern:

Poenico bello secundo Musa pinnato gradu intulit se bellicosam in Romuli gentem feram. Man wusste, dass mit dem Tarentiner Andronicus die griechische Kunstdichtung in Rom begründet wurde; es war daher wichtig, das Jahr zu kennen, in welchem Livius aus Tarent nach Rom kam; denn es war ein epochemachendes für das römische Geistesleben. Da bekannt war, dass Livius Andronicus die erste griechische Tragödie und Komödie in lateinischer Uebersetzung den Römern vorführte, musste sich die Untersuchung zunächst auf die Feststellung dieses Jahres werfen, um von diesem Ausgangspunkt die Ankunft des Andronicus in Rom chronologisch zu fixieren. Für die erste Aufführung eines griechischen Dramas in Rom nahm Accius das Jahr 197 an, wohl von dem Gedanken ausgehend, dass der Patron des Livius Andronicus M. Livius Salinator, der Sieger von Sena, sei. Da weiterhin bekannt war, dass Andronicus bei einer Eroberung von Tarent nach Rom kam, musste er folgerichtig schliessen, dass dies im Jahre 209 geschah. Offensichtlich folgt Porcius Licinus in den obigen Versen, die ohne Zweifel die Ankunft des Andronicus in Rom im Auge haben, dem Ansatz des Accius. Der Gelehrsamkeit Varros war es beschieden, diese unrichtige Chronologie in ihren Konsequenzen darzulegen; er ermittelte aus amtlichen Quellen, dass die erste griechische Tragödie und Komödie in lateinischer Uebersetzung von Livius Andronicus im Jahre 240 gegeben wurde, und damit ergab sich zugleich, dass Andronicus bei der ersten Eroberung Tarents, also im Jahre 272, nach Rom gelangte. Allein die gelehrte Forschung Varros scheint wenig ins Publikum gedrungen zu sein, denn noch Horaz folgt dem Ansatz des Accius, wahrscheinlich weil er sie in der Schule seiner Zeit so gelernt hatte. Von dem poetischen Werk des Porcius Licinus haben sich nur wenige Fragmente erhalten; eines

handelt über Ennius, ein anderes über den Palliatendichter und Uebersetzer der sophokleischen Electra Atilius, den er einen eisernen Schriftsteller nannte, ein Urteil, das er vielleicht durch die Einschränkung milderte, dass der Autor doch gelesen zu werden verdiene. Die beste Vorstellung von seiner Behandlungsweise gibt uns eine Reihe trochäischer Tetrameter, die über den verdächtigten Umgang des Terenz mit dem Scipionenkreise und über des komischen Dichters Tod handeln. Sie sind eigentlich kein erfreuliches Produkt; aus ihnen spricht eine gehässige Stimmung gegen Terenz und ein Hass gegen die Nobilität. Auch als Epigrammatiker werden wir Porcius Licinus kennen lernen (§ 63).

Der Name des Dichters. Da in der gens Porcia das Cognomen Licinus üblich ist (vgl. W. Drumann, Gesch. Roms 5 p. 93), müssen wir auch unserem Dichter dieses Cognomen geben, unbekümmert um die Variante Licinius.

Zeugnis über das litterarhistorische Gedicht des Porcius Licinus. a) Gellius 17, 21, 45 Porcius Licinus serius poeticum Romae coepisse dicit in his versibus: Poenico bello secundo Musa pinnato gradu | intulit se bellicosam in Romuli gentem feram. Da die Ueberlieferung Porcium Licinum bietet, hatte F. Ritschl (Parerga p. 244) dicere korrigiert, wodurch dann das Citat deutlich auf Rechnung Varros gesetzt wird. F. Leo, Plaut. Forsch., Berl. 1895, p. 58; G. L. Hendrickson, A pre-Varronian chapter of Roman literary history (American Journal of philol. 19 (1898) p. 285); M. Schanz, Rhein. Mus. 54 (1899) p. 19; R. Büttner, Porcius Licinus über den Anfang der röm. Kunstdichtung (ebenda 55 (1900) p. 121); F. Leo, Livius und Horaz über die Vorgesch. des röm. Dramas (Hermes 39 (1904) p. 63). p) Dass auch Ennius behandelt war, ergibt sich aus Varro de lingua lat. 5, 163 (vgl. oben p. 112). 7) Ueber seine Beurteilung des Dichters Atilius vgl. Cic. de fin. 1, 2, 5 (vgl. oben p. 218). Fraglich ist, wie weit das Citat aus Atilius genommen ist; vgl. darüber Madvig z. St. und Büttner, Porcius Licinus etc. 1893 p. 53. d) In der Suetonvita (1 p. 3 Wessner) ist uns ein grösseres Bruchstück über Terenz erhalten; über dasselbe vgl. Büttner p. 14 und dazu E. Norden, Gött. gel. Anz. 1894 p. 483; O. Ribbeck, Rhein. Mus. 50 (1895) p. 314; J. M. Stowasser, Zeitschr. für die österr. Gymn. 51 (1900) p. 1069 und oben p. 135.

Die Zeit des Porcius Licinus. Ein bestimmtes Zeugnis glaubt R. Büttner (Porcius Licinus p. 89) in der Cicerostelle de or. 3, 60, 225 gefunden zu haben: idem Gracchus, quod potes audire, Catule, ex Licinio (die Ueberlieferung schwankt zwischen Licinio, Licino und Erycino), cliente tuo, litterato homine, quem servum sibi ille habuit ad manum, cum eburneola solitus est habere fistula, qui staret occulte post ipsum cum contionaretur, peritum hominem, qui inflaret celeriter eum sonum, quo illum aut remissum excitaret aut a contentione revocaret. Hier will Büttner den Relativsatz nicht auf das Vorhergehende beziehen, sondern auf das Nachfolgende, so dass der Amanuensis des Gracchus zugleich sein fistulator gewesen sei. Dadurch wird der als Quelle angegebene homo litteratus vom Sklavenstand befreit und kann jetzt mit Porcius Licinus, der dadurch als Klient des Q. Lutatius Catulus (Cos. 102) erscheint, identifiziert werden. Allein diese Beziehung ist unnatürlich und scheitert an ille, welches bei der von Büttner angenommenen Konstruktion nicht möglich ist; vgl. M. Rothstein, Wochenschr. für klass. Philol. 1893 Sp. 1399. Auch bei Plutarch Ti. Gracchus c. 2 ist vom oixérns Aixivvios des jüngeren Gracchus die Rede. Sachlich ist zu bemerken, dass der Sklave seinen Namen von der Gemahlin des C. Gracchus, Licinia, erhalten konnte, nachdem er durch sie freigelassen worden war; dass sich der Freigelassene Licinius aber später an Q. Lutatius Catulus anschloss, kann nicht als Unmöglichkeit bezeichnet werden. Sonach muss diese Stelle für Porcius Licinus gänzlich ausser acht bleiben. Für die zeitliche Bestimmung des Porcius Licinus sind folgende Momente zu verwerten. a) In der Aufzählung epigrammatischer Dichter wird Licinus nach Valerius Aedituus und vor Lutatius Catulus genannt; vgl. J. N. Madvig, Opusc., Kopenhagen 1887, p. 85. f) Das litterarhistorische Gedicht des Licinus muss nach Accius' Didascalica und vor Varros de poetis entstanden sein; da Accius 170 geboren wurde, wird seine Schriftstellerei nicht vor 140 begonnen worden sein; vgl. M. Schanz, Rhein. Mus. 54 (1899) p. 23. 7) Der Hass gegen die Nobilität erklärt sich am leichtesten, wenn P. L. Zeitgenosse und Anhänger des Marius ist (vgl. F. Marx, Ausg. des Auctor ad Herennium, Leipz. 1894, p. 150); wir werden also den Dichter gegen Ende des 2. Jahrhunderts anzusetzen haben.

Die Fragmente bei E. Baehrens, Fragm. poet. Rom. p. 277, besprochen von Büttner, Porcius Licinus p. 50.

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62b. Das Gedicht des Volcacius Sedigitus,,De poetis" und sein Kanon. Ausser dem Werk des Porcius Licinus wird uns noch ein litterarhistorisches Gedicht des Volcacius Sedigitus erwähnt, welches den Titel „De poetis“ führte. Aus diesem Werk stammt der berühmte oder vielmehr berüchtigte Kanon der zehn römischen Palliatendichter. Volcacius weist in diesem Kanon jedem der Palliatendichter, die er ausgehoben, seinen Rang an. Die erste Stelle erhält Statius Caecilius; ihm schliesst sich Plautus an, dann lässt er den feuerigen" Naevius folgen; alsdann erscheinen Licinius, Atilius, Terentius, Turpilius, Trabea, Luscius und „des Alters wegen" Ennius. Gewiss ist es berechtigt, in einer Litteraturgattung die Frage aufzuwerfen, wer als ihr vorzüglichster Vertreter zu betrachten sei, und dass diese Frage auch für die Palliata in Rom damals aufgeworfen wurde, sagt Volcacius ausdrücklich. Berechtigt ist ferner der Versuch, aus einer Litteraturgattung die besten, d. h. die lesenswertesten Autoren auszuheben. Aber ein schwieriges Unternehmen ist es, die ausgehobenen Autoren zugleich zu rangieren; am leichtesten gelingt noch eine solche Reihenfolge, wenn man von den leichteren zu den schwereren Schriftstellern aufsteigt, also den Unterricht zu Grunde legt. Allein auf unüberwindbare Schwierigkeiten stösst man, wenn für die Rangordnung der innere Wert der Autoren als massgebend erachtet werden soll. Es kann nicht bestritten werden, dass Volcacius seine zehn Palliatendichter abschätzen will; aber es bleibt unklar, nach welchem Prinzip er hiebei verfahren ist. Bei Naevius führt er, wie wir gesehen haben, den feuerigen Charakter des Autors an, bei Ennius das hohe Alter. Subjektive Eindrücke und Willkür wird den Dichter bei seiner Klassifizierung geleitet haben; dass er sich mit dem Machtspruch abfinden zu können glaubt: „Wer ihm nicht beistimme, sei ein Tor“, ist für ihn charakteristisch. Ja der Kanon wird den Abschnitt über die Palliatendichtung in dem litterarhistorischen Gedicht eingeleitet haben; man konnte daher leicht auf diesen Abschnitt mit dinumeratio omnium" hinweisen, zumal da es nicht wahrscheinlich ist, dass auch in den anderen Litteraturgattungen solche Canones von Volcacius gegeben waren. Es sind uns noch einige Fragmente aus dem die Palliata behandelnden Abschnitt erhalten; eines dieser Fragmente erörterte die Nachrichten über den Tod des Terenz; ein anderes bezieht sich auf die Hecyra dieses Dichters, und zwar wird das Stück als sechstes, d. h. als letztes aufgeführtes bezeichnet. Diese Fragmente lehren uns also, dass das Gedicht des Volcacius das Leben der Dichter besprach und auf die einzelnen Komödien einging, wobei auch deren äussere Schicksale nicht ausser acht gelassen wurden. Wahrscheinlich können wir dem. didaktischen Gedicht noch ein drittes Fragment zuweisen, das nach der Ueberlieferung von einem Valle gius herrühren soll; hier wird in lebhafter Rede untersucht, ob die unter dem Namen des Terenz überlieferten Stücke sein Eigentum oder das des jüngeren Scipio seien. Da sonach ein Eigentumsstreit durchgefochten wird, konnte in dem betreffenden Citat mit actio" auf diesen Abschnitt hingedeutet werden. Auch das Eigentumsrecht des Plautus an den seinen Namen tragenden Palliaten wurde untersucht, d. h. das echte Gut von dem unechten gesondert.

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VIII, 1. 3. Aufl.

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Was die Zeit des Volcacius Sedigitus anlangt, so fehlt es an ausdrücklichen Zeugnissen; wir sind auf Combinationen angewiesen, und diese lassen es geraten erscheinen, Volcacius Sedigitus etwa um 100 v. Chr. anzusetzen.

Der Name des Dichters. Die richtige Schreibung ist Volcacius, nicht Volcatius, denn die griechische Schreibung ist Boλxáxios; vgl. F. Buecheler, Rhein. Mus. 33 (1878) p. 492. Ueber den Beinamen Sedigitus vgl. Plin. n. h. 11, 244, der Volcacius Sedigitus inlustris in poetica nennt.

Der Kanon des Volcacius Sedigitus. Gellius 15, 24 Sedigitus (in der Kapitelüberschrift: Vulcacius Sedigitus) in libro, quem scripsit de poetis, quid de his sentiat, qui comoedias fecerunt, et quem ex omnibus praestare ceteris putet ac deinceps, quo quemque in loco et honore ponat, his versibus suis demonstrat: multos incertos certare hanc rem vidimus, | palmam poetae comico cui deferant. | eum meo iudicio errorem dissolvam tibi, | ut, contra si quis sentiat, nihil sentiat. | Caecilio palmam Statio do mimico. | Plautus secundus facile exuperat ceteros. | dein Naevius, qui fervet, pretio in tertiost. | si erit, quod quarto detur, dabitur Licinio. | post insequi Licinium facio Atilium. | in sexto consequetur hos Terentius, | Turpilius septimum, Trabea octavum optinet, | nono loco esse facile facio Luscium. | decimum addo causa antiquitatis Ennium. Man hat versucht, das Prinzip dieser Anordnung zu bestimmen: «) Th. Ladewig (Ueber den Kanon des Volcacius Sedigitus, Neustrelitz 1842) erkennt dieses in der grösseren oder geringeren Originalität, 8) H. Iber (De Volcacii Sedigiti canone, Münster 1865, p. 4) in dem grösseren oder geringeren Mass des nάos; y) H. Reich (Der Mimus 1 (Berl. 1903) p. 349) stellt als Prinzip des Kanon hin, das grössere oder geringere Vorherrschen des mimischen Elementes"; d) dagegen urteilt richtig Büttner (p. 36), dass Volcacius bei Aufstellung des Kanon von persönlichen Neigungen und Abneigungen bestimmt wurde.

Aus dem Abschnitt über Terenz. «) Drei jambische Trimeter über den Tod des Terenz werden uns in dessen Suetonvita aus des Volcacius liber de poetis überliefert (1 p. 7 Wessner); vgl. darüber Büttner p. 35. 8) Bezüglich der Hecyra berichtet die Suetonvita des Terenz: hanc (scil. Andriam) et quinque reliquas aequaliter populo probavit, quamvis Vulcatius denumeratione omnium ita scribat: sumetur hęc ira sexta in his fabula. So ist in der ältesten Handschrift, dem Parisinus A, überliefert. Aus dem Ritschlschen Apparat verzeichnen wir noch: sumetur F; sumeretur EGZ; submet B; submeret CD. F. Ritschl (Opusc. 3 p. 207) schreibt: quamvis Volcatius in dinumeratione omnium ita scribat: Simitur Hecura sexta exclusast fabula; Büttner p. 37: quamvis Volcatius in dinumeratione omnium ita scribat: Submovetur (!) Hecura sexta ex hisce fabula; J. M. Stowasser, Zeitschr. für die österr. Gymn. 51 (1900) p. 1074: quamvis Volcatius de numeratione omnium ita scribat: Hecura sexta ex his submeretur fabula.

re

Der sog. Vallegius. Vita Terentii (1 p. 9 Wessner) Scipionis fabulas edidisse Terentium Vallegius in actione ait; es folgen dann im Parisinus A die Worte: hae quae vocantur fabulae cuiae sunt non has qui iura populis retentibus dabat summo honore affectus fecit fabulas. Ritschl (p. 214) schreibt: tuae, Terenti, quae vocantur fabulae cuiae sunt? non has, iura qui populis dabat, | summo ille honore affectus, fecit fabulas? Büttner p. 41: hae quae vocantur fabulae tuaene sunt? | non has, qui iura populis se efferentibus dabat, honore summo affectus fecit fabulas? Stowasser p. 1075: hae quae vorantur (sic!) fabulae, cuiae sient? | non has, qui iura populis <et> regentibus | dabat, summo honore affectus, fecit fabulas? F. Schöll, Rhein. Mus. 57 (1902) p. 165: in actionem hae quae vocantur fabulae; über den zweiten Vers kommt er nicht ins Reine und den dritten schreibt er wie Stowasser. Statt des überlieferten Vullegius haben Ribbeck und früher Buecheler (Rhein. Mus. 33 (1878) p. 492) Vagellius geschrieben. Vagellius ist allerdings als Namensform üblich; so hiess ein dichterischer Freund des Philosophen Seneca (nat. quaest. 6, 2, 9), und diesen will sogar Stowasser als Autor der Verse festhalten; dass aber der genannte Autor ein poeta vetus ist, schliesst Buecheler aus dem Gebrauch des Pronomen cuiae. Jetzt vermutet Buecheler 1. c., dass in Vallegius Volcacius stecke, und ihm stimmt F. Leo (Rhein. Mus. 38 (1883) p. 321) bei. Leo nimmt weiter an, dass auch diese Stelle aus des Volcacius Sedigitus Buch de poetis genommen sei, wie das Urteil über die Hecyra, und dass auf den betreffenden Abschnitt an beiden Stellen mit in enumeratione omnium, was er hier wie dort gelesen wissen will, hingewiesen werde.

Aus dem Abschnitt über Plautus. Unter den Verfassern von indices Plautini erscheint bei Gellius 3, 3, 1 (vgl. oben p. 72) auch Sedigitus.

Ueber die Zeit des Volcacius. J. N. Madvig (Opusc. acad., Kopenhagen 1887, p. 86 Anm. 2) weist darauf hin, dass die Reihenfolge der Autoren, die über Terenz urteilen, ist: Afranius, Volcacius, Cicero, C. Caesar, und dass darin ein chronologisches Moment

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