Immagini della pagina
PDF
ePub

liege. Büttner (p. 36) setzt, besonders mit Rücksicht auf sic vita vacat (vita Terentii p. 7 Wessner), den Dichter um 130 v. Chr. an; vgl. dagegen E. Norden, Gött. gel. Anz. 1894 p. 486.

Die Fragmente bei E. Baehrens, Fragm. poet. Rom. p. 279.

63. Die epigrammatische Dichtung. Das Epigramm im eigentlichen Sinn des Wortes findet die häufigste Anwendung auf dem Grabdenkmal. Die ursprünglich einfache Form desselben mag die Grabschrift auf Pacuvius zur Anschauung bringen:

Adulescens, tam etsi properas, hoc te saxulum

Rogat ut se aspicias, deinde, quod scriptum est, legas.

Hic sunt poetae Pacuvi Marci sita

Ossa. hoc volebam, nescius ne esses. vale.

Auch inschriftlich sind uns mehrere Grabepigramme erhalten, welche durch die Natürlichkeit des Tons den Leser fesseln. Ganz anderer Art ist das künstliche, nach alexandrinischer Manier gedichtete Epigramm. Hier kommt alles auf einen scharf zugespitzten Gedanken an. So fordert in einem Epigramm (Gellius 19, 9, 13) des uns bereits bekannten Porcius Licinus einer, dessen Herz von Liebe erglüht, die Feuer suchenden Hirten auf, das Feuer von ihm zu nehmen, denn wohin er blicke und was er angreife, werde zu Feuer; das Epigramm ist auch durch seine dramatische Fassung bemerkenswert. Mit dem Motiv war Kallimachus dem Dichter vorausgegangen. In sehr künstlicher und gesuchter Weise malt ein Epigramm des Valerius Aedituus die Angst und Scheu des Liebhabers, der Geliebten sein Verlangen kundzugeben:

Dicere cum conor curam tibi, Pamphila, cordis,
quid mi abs te quaeram, verba labris abeunt,
per pectus manat subito subido mihi sudor:
sic tacitus, subidus, dum pudeo, pereo.

Ein anderes Epigramm desselben Dichters enthält die Gedankenspitze, dass das natürliche Feuer durch den Regen, das Feuer der Liebe nur durch die Liebe selbst gelöscht werden könne (Gellius 19, 9, 11 und 12). Der aus dem Cimbernkrieg bekannte Q. Lutatius Catulus dichtet nach Kallimachus ein Epigramm (Gellius 19, 9, 14), in dem er seine verlorene Seele bei dem geliebten Theotimus suchen will; er fürchtet aber, dass, wenn er zu Theotimus kommt, um seine Seele zu holen, auch sein Leib zurückbehalten wird. In einem andern feiert er den Schauspieler Roscius in folgender schwärmerischen Weise:

Constiteram exorientem Auroram forte salutans,

cum subito a laeva Roscius exoritur. Pace mihi liceat, caelestes, dicere vestra: mortalis visust pulcrior esse deo.

Auch eines Pompilius, der sich in einem Epigramm als Schüler des Pacuvius vorstellt und diesen als Schüler des Ennius und Ennius als Schüler der Musen bezeichnet, soll hier gedacht werden; dies konnte er nur, wenn er Tragödiendichter war, und wirklich wird ihm ein Tragödienfragment in der Ueberlieferung zugeschrieben; aber auch ein erotisches Epigramm wird man ihm beilegen müssen.

Das Grabesepigramm. E. Cocchia, Gli epigrammi sepolcrali dei più antichi poeti latini, Neapel 1893 (Estratto dal vol. XVI degli Atti dell' accademia di archeologia, lettere e belli arti p. 347); F. Plessis, Epitaphes, Paris 1905. Ueber das Epigramm auf Pacuvius vgl. Gellius 1, 24, 4 (vgl. oben p. 130); über die Grabschrift auf Naevius vgl. oben p. 68;

über das Epigramm auf Plautus vgl. p. 103; über das auf Ennius p. 112, p. 122, p. 126. Schlichte Grabesepigramme geben uns die Nummern 52, 54, 55 in Carmina lat. epigraphica ed. F. Buecheler; vgl. Étude sur la poésie funéraire à Rome d'après les inscriptions bei Plessis p. XV.

Die Epigramme des Valerius Aedituus. Bezüglich des ersten Epigramms macht K. P. Schulze (Fleckeis. Jahrb. 131 (1885) p. 631) auf die Nachahmung der berühmten sapphischen Ode paiverai uoi aufmerksam. Ein dem zweiten ähnliches pompeianisches Epigramm der sullanisch-ciceronischen Periode behandelt F. Buecheler, Rhein. Mus. 38 (1883) p. 474; vgl. Carmina lat. epigraphica Nr. 934 und E. Baehrens, Fleckeis. Jahrb. 127 (1883) p. 798.

Die Epigramme des Q. Lutatius Catulus. a) Das erotische Epigramm schwebte Marc Aurel vor, als er an Fronto schrieb (p. 4 Naber): at ego ubi animus meus sit, nescio: nisi hoc scio illo nescio quo ad te profectum eum esse; vgl. H. Usener, Rhein. Mus. 20 (1865) p. 151. p) Das Epigramm auf den Schauspieler Roscius wird uns von Cicero (de nat. deorum 1, 28, 79) mitgeteilt; vgl. darüber Th. Mommsen, Röm. Gesch. 2o p. 442 Anm. ***; O. Ribbeck, Die röm. Tragödie, Leipz. 1875, p. 671 Anm. 136.

Eine römische lyrische Anthologie. Bei Gellius 19, 9, 11 folgen sich die drei Dichter in der Reihe Valerius Aedituus, Porcius Licinus und Q. Catulus. Wenn wir nun bei Apuleius apol. c. 9 lesen: apud nos Aedituus et Porcius et Catulus, isti quoque cum aliis innumeris. at philosophi non fuere, so scheint die Vermutung begründet zu sein, dass beiden Autoren eine lyrische Anthologie vorlag, die mit Valerius Aedituus, Porcius Licinus und Q. Lutatius Catulus begann; vgl. H. Usener, Rhein. Mus. 20 (1865) p. 151. Ueber die innumeri bei Apuleius kann Plin. epist. 5, 3, 5 eine Vorstellung geben. Die Anthologie ist wahrscheinlicher als eine Sammlung der Epigramme der drei Lyriker, die Büttner (p. 114) annimmt.

Der Dichter Pompilius. a) Nonius p. 88, 5 M. Varro Ovos Augas: Pacvi discipulus dicor. porro is fuit Enni, | Enniu' Musarum. Pompilius clueor. ) Varro de lingua lat. 7, 28 item ostendit Papini epigrammation, quod in adolescentem fecerat Cascam; es folgen zwei Distichen erotischen Inhalts. Priscian. Gramm. lat. 2 p. 90, 1 vetustissimi commune accipientes,hic et,haec senex' proferebant. Pompilius (P: Pompnius, wofür manche auch Pomponius schreiben) in epigrammate quod M. Varro in libris qui sunt de lingua latina refert: tua amica senex. Auch dieses Epigramm legt man durch Konjektur dem an erster Stelle genannten Pompilius bei; vgl. E. Baehrens, Fragm. poet. Rom. p. 274. y) Varro de lingua lat. 7, 93 apud Pompilium: heu, qua me causa, fortuna, infeste premis? Dieses Fragment zeigt, dass Pompilius auch Tragödien dichtete; vgl O. Ribbeck, Tragicorum Rom. fragmenta, Leipz. 1897, p. 263. Wenn Pompilius Tragödiendichter war, so begreift man, warum er sich Schüler des Pacuvius nennen konnte; denn auf die Tragödie fällt das Hauptgewicht in der dichterischen Tätigkeit des Pacuvius. Wenig wahrscheinlich ist es dagegen, wenn L. Havet (Revue de philol. 7 (1883) p. 193) an die Satirendichtung des Pacuvius und Ennius denkt und die Nachfolge des Pompilius auf dieses Gebiet einschränkt. Den gleichen Weg schlägt C. Pascal (Studi sugli scrittori latini, Turin 1900, p. 30) ein; auch er glaubt, dass es sich um Nachfolge in der Satirendichtung handle, will aber an den beiden ersten Stellen den Atellanen dichter L. Pomponius verstanden wissen, dagegen den Tragiker Pompilius an der dritten Stelle, also als eine verschiedene Persönlichkeit auffassen. Allein schon das Metrum verbietet, in dem Epigramm der saturae Menippeae Varros Pomponius statt Pompilius einzusetzen. Es fragt sich noch, wo das Epigramm, in dem sich Pompilius als Schüler des Pacuvius vorstellt, gestanden hat; man kann es als Beigabe zu einer Sammlung seiner Gedichte oder auch zu einer Auswahl aus solchen betrachten.

Litteratur. Zur Kritik und Erklärung der epigrammatischen Dichtung vgl. H. Usener, Rhein. Mus. 19 (1864) p. 150; 20 (1865) p. 147; F. Maixner, Zeitschr. für die österr. Gymn. 34 (1883) p. 405; 36 (1885) p. 583; 38 (1887) p. 1; O. Ribbeck, Die röm. Trag., Leipz. 1875, p. 671 Anm. 136; R. Büttner, Porcius Licinus etc., Leipz. 1893, p. 96 (sehr ausführlich); A. G. Amatucci, L' epigramma di Porcio Licino (Rivista di filol. 28 (1900) p. 291).

Gannius und Canius. a) Der Epiker Gannius. Aus einem Epos eines Gannius führt Priscian. Gramm. lat. 2 p. 237 drei Hexameter aus den drei ersten Büchern an und zwar aus jedem Buch einen. 3) Der Komiker oder Redner Gannius. Festus p. 369 O. M. Gannius: mulieri non astutae facile veterator persuasit. O. Müller (z. St.) hält diesen Gannius für einen orator. L. Havet (Revue de philol. 14 (1890) p. 24) will in diesem Gannius einen Komiker erkennen, indem er bemerkt: Le fragment cité forme un ïambique septénaire, coupé après 4 pieds et demi." y) Der dramatische Dichter Canius. Varro de lingua lat. 6, 81 Canius: sensumque inesse et motum in membris cerno (L. Spengel: cernimus; E. Baehrens: cernito). Baehrens (Fragm. poet. Rom. p. 297) vermutet, dass

an dieser Stelle Ganius zu lesen sei und Gannius und Ganius nur Variationen desselben Namens seien. Ob der bei Cic. de off. 3, 14, 58 charakterisierte C. Canius, eques Romanus, nec infacetus et satis litteratus, der Rutilius Rufus verteidigte (de or. 2, 69, 280), hierher gehört, ist fraglich.

b) Die Prosa.

a) Die Historiker.

1. Q. Fabius Pictor und andere Annalisten.

64. Römische Annalistik in griechischer Sprache. Es muss als eine der merkwürdigsten Tatsachen angesehen werden, dass erst nach dem zweiten punischen Krieg ein prosaisches Werk über römische Geschichte an das Licht trat; es ist dies um so merkwürdiger, als die Pontifikaltafel ja jährlich historische Rudimente lieferte und eine Geschichtschreibung damit nahelegte. Der Dichter Naevius hatte allerdings den ersten punischen Krieg, den er mitgemacht hatte, dichterisch behandelt, und auch in anderen Litteraturen finden wir, dass die Poesie sich der Geschichte eher bemächtigt als die Prosa. Aber das poetische Werk kann niemals, auch wenn es noch so chronikartig verläuft, die Aufgabe der Geschichte voll und ganz erfüllen. Erst die Hellenisierung der vornehmen römischen Welt hat der römischen Litteratur das erste prosaische Geschichtswerk zugeführt. Es war in griechischer Sprache geschrieben, denn ein Muster konnte der Verfasser nur der griechischen Litteratur entnehmen; die griechische Sprache war ihm selbstverständlich geläufig, da der Lektüre fast nur Werke, die in diesem Idiom geschrieben waren, zu Gebote standen. Als der Historiker sein Buch herausgab, dachte er sich als Leserpublikum nicht das gesamte römische Volk, wie der in heimischer Sprache schreibende Dichter, sondern die hellenisierten vornehmen Kreise, in denen griechische Sprache und Litteratur eine bleibende Stätte gefunden hatten; dazu konnte er hoffen, dass er auch im griechischen Osten Leser finden werde. Der neuentstandenen Geschichtschreibung vornehmste Aufgabe musste sein, den gesamten vorliegenden historischen Stoff einmal in eine Uebersicht zu bringen; sie begann daher von den ältesten Zeiten und führte die Erzählung bis zur Gegenwart. Die Sagenzeit und die Gegenwart mussten den reichsten Stoff darbieten. Für den Aufbau des Ganzen zeigten die Pontifikaltafeln den Weg: die Schilderung der historischen Tatsachen in chronologischer Folge.

Diese römische Historiographie in griechischer Sprache hat längeren Bestand gehabt; sie musste weichen, als der nationale Geist erwachte und den Hellenismus der gebildeten Klassen zurückdrängte.

Allgemeine Litteratur. G. J. Vossius, De historicis latinis libri III, Leiden2 1651; H. v. d. Bergh, De antiquissimis annalium scriptoribus Romanis, Diss. Greifswald 1859; H. Nissen, Kritische Untersuchungen über die Quellen der 4. und 5. Dekade des Livius, Berl. 1863 (eine musterhafte, reiche Belehrung gewährende Leistung); K. W. Nitzsch, Röm. und deutsche Annalistik und Geschichtschreibung (Sybels hist. Zeitschr. 11 (1864) p. 1); Die röm. Annalistik von ihren ersten Anfängen bis auf Valerius Antias, Berl. 1873; Die antike Geschichtschreibung (Gesch. der röm. Republik 1 (Leipz. 1884) p. 5); C. Peter, Zur Kritik der Quellen der älteren röm. Gesch., Halle 1879; A. Schaefer, Abriss der Quellenkunde der griech. und röm. Gesch., 2. Abt.: Röm. Gesch. bis auf Justinian, 2. Aufl. besorgt von H. Nissen, Leipz. 1885 (recht brauchbar, weil hier die entscheidenden Stellen abgedruckt sind); W. Soltau, Zur Gesch. der röm. Annalistik in: Nord und Süd 78 (1896) p. 373 (über die Entstehung und Trübung der historischen Ueberlieferung); Livius' Ge

schichtswerk, seine Composition und seine Quellen, Leipz. 1897, p. 206. Manchen verwertbaren Gedanken geben E. Bernheim, Lehrbuch der historischen Methode, Leipz. 1903 und E. Bethe, Mythus, Sage, Märchen (Sonderabdruck aus den Hessischen Blättern für Volkskunde, Bd. 4, Heft 2 und 3), Leipz. 1905.

Ueber die griechische Sprache in den Annalen vgl. B. G. Niebuhr, Röm. Gesch. 2 p. 9; Th. Mommsen, Röm. Gesch. 16 p. 921; A. Schwegler, Röm. Gesch. 1 p. 76; H. Peter, Hist. Rom. reliqu. 1 p. LXXIV; E. Zarncke, Der Einfluss der griech. Litt. auf die Entwicklung der röm. Prosa (Comment. philol. quibus O. Ribbeckio .... congratulantur, Leipz. 1888, p. 270); H. Hesselbarth, Historisch-kritische Untersuchungen zur dritten Dekade des Livius, Halle 1889, p. 628; H. Diels, Sibyllinische Blätter, Berl. 1890, p. 9 Anm. 1; A. v. Gutschmid, Kl. Schr. 5 (Leipz. 1894) p. 514.

Die Fragmente der römischen Historiker sind gesammelt von H. Peter, Hist. Rom. reliqu. vol. prius, Leipz. 1870; vol. alterum 1906 (die Prolegomena erörtern die einzelnen litterarhistorischen Fragen). In der Bibliotheca Teubneriana erschien: Hist. Rom. fragm., Leipz. 1883.

1. Q. Fabius Pictor. Als nach der Schlacht bei Cannae die Lage des römischen Volkes eine trostlose war, wurde eine der leitenden Persönlichkeiten Q. Fabius Pictor nach Delphi zum Orakel geschickt, um sich Rats zu erholen. Dieses Ereignis beweist zur Genüge, wie sehr die vornehme römische Welt hellenisiert war. Es ist daher auch kein Wunder, wenn derselbe Q. Fabius Pictor, als er eine römische Geschichte schrieb, sich der griechischen Sprache bediente, die ihm durch Beschäftigung mit der griechischen Litteratur als Schriftidiom geläufig war. Es war keine leichte Aufgabe, zum ersten Male einen Ueberblick über die römische Geschichte von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart in einem geschlossenen Ganzen zu geben; der Stoff musste aus den verschiedenen Quellen zusammengearbeitet werden. Es lag eine reiche Sagenwelt vor, die unbekannte römische Dichter geschaffen hatten; in den Jahrestafeln der Pontifices waren geschichtliche Ereignisse kurz und dürftig verzeichnet; gewiss war auch in den Familienarchiven der Fabier und anderer Geschlechter manches weniger bekannte Faktum aufgehellt; reiches Material bot die Gegenwart, da der Autor allen entscheidenden Ereignissen nahestand und auch von anderen handelnden Persönlichkeiten Aufschluss über die Geschehnisse erhalten konnte; auch das eine oder andere griechische historische Werk mochte dem Schriftsteller manchen Fingerzeig geben; doch ist das, was Plutarch über die Abhängigkeit des Q. Fabius Pictor von dem Griechen Diokles von Peparethos in der Gründungssage berichtet, sicherlich ohne Berechtigung. Um einen geordneten Aufbau des Ganzen zu ermöglichen, war ein fester chronologischer Ausgangspunkt notwendig; es war dies die Gründung Roms, welche Fabius in das Jahr 747 v. Chr. setzte. Ueber die Anlage des Werkes erzählt uns ein Gewährsmann, der es benutzt hat, dass Fabius, wie auch sein Nachfolger L. Cincius, die selbsterlebte Zeit eingehend und genau zur Darstellung brachte, während die Epoche nach der Gründung der Stadt summarisch behandelt war. Diese 、 Methode ist leicht begreiflich; wenn die Sage in den Hintergrund tritt und die schlichte historische Erzählung beginnt, wird der Stoff einförmiger und dürrer. Wahrscheinlich führte Fabius die Erzählung bis zur Zeit nach dem zweiten punischen Krieg. Das Geschichtswerk des Fabius war eine epochemachende Tat in der römischen Litteratur. Zwar rügt Polybius, dass Fabius sich vom römischen Interesse allzusehr habe leiten lassen, wie Philinus vom karthagischen; allein der Historiker, der nicht Chroniken

schreiber sein will, bedarf eines festen Stützpunktes, um die Ereignisse beurteilen zu können, und dieser Stützpunkt ist naturgemäss der patriotische. Dass Fabius überall von Wahrheitsliebe beseelt war, bezeugt nicht bloss Polybius, sondern auch Dionysius; auch Livius spricht von dem Annalisten mit grosser Achtung; alle drei Autoren haben ihn auch zu Rate gezogen, wenn es auch nicht immer leicht ist, die Spuren des alten Annalisten aufzuzeigen. Das wichtige Verzeichnis der italischen Wehrfähigen aus dem Jahre 225 v. Chr., das wir bei Polybius lesen, stammt zweifellos aus den Annalen unseres Autors. Ob auch Diodor in der wichtigen Partie über die ältere römische Geschichte den Spuren des Fabius folgt, lässt sich zur vollen Evidenz nicht bringen. Noch bei Plinius erscheint er als Gewährsmann. Mit der antiken Hochschätzung des Autors stimmt die moderne; so sagt einer unserer besten Kenner der alten Geschichte:1) Fabius ist unsere beste Quelle altrömischer Geschichte."

Neben den griechischen Annalen des Fabius Pictor finden wir auch lateinische angeführt und zwar so, dass an Hand derselben Eigentümlichkeiten der lateinischen Sprache besprochen werden. Das Verhältnis dieser lateinischen Annalen zu den griechischen ist verschieden aufgefasst worden; am wahrscheinlichsten ist die Annahme, dass die griechischen Annalen des Fabius später lateinisch bearbeitet wurden; denn dass es nahe lag, das ausgezeichnete griechische Werk, als die historische lateinische Litteratur erstarkt war, einem grösseren Teile des römischen Publikums vorzuführen, liegt auf der Hand. Diese lateinische Bearbeitung dem Q. Fabius Pictor selbst zuzuteilen, ist ebensowenig geraten, als ihn zum Autor einer Schrift De iure pontificio zu machen, die wir mit grösserem Rechte dem Q. Fabius Maximus Servilianus (Cos. 142) zuschreiben.

Litteratur. W. Harless, De Fabiis et Aufidiis rerum Romanarum scriptoribus, Bonn 1853; W. N. du Rieu, Disputatio de gente Fabia, Leiden 1856; H. Nissen, Rhein. Mus. 22 (1867) p. 565; Th. Plüss, Fleckeis. Jahrb. 99 (1869) p. 239; H. Peter, Hist. Rom. reliqu. 1 p. LXIX; K. W. Nitzsch, Die röm. Annalistik, Berl. 1873, p. 267; A. v. Gutschmid, Kl. Schr. 5 (Leipz. 1894) p. 512; H. Diels, Sibyllinische Blätter, Berl. 1890; M. Büdinger, Die Universalhistorie im Altertum, Wien 1895, p. 65; C. Wachsmuth, Einl. in das Stud. der alten Gesch., Leipz. 1895, p. 622; über den wertlosen Aufsatz G. Pasciuccos, Quinto Fabio Pittore, vgl. G. de Sanctis, Rivista di filol. 31 (1903) p. 172.

Biographisches. Polybius 3, 9 xarà rovs xaigos (zur Zeit des zweiten punischen Krieges) ὁ γράφων (Fabius Pictor) γέγονε καὶ τοῦ συνεδρίου μετεῖχε τῶν Ῥωμαίων. Liv. 22, 57, 5 Q. Fabius Pictor Delphos ad oraculum missus est (nach der Schlacht bei Cannae 216 v. Chr.) sciscitatum, quibus precibus suppliciisque deos possent placare et quaenam futura finis tantis cladibus foret. Plutarch. Fab. Max. 18 eis 4ekpovs éréμpin Gro Πίκτωρ συγγενὴς Φαβίου. Appian. Αννιβαική 27 (1 p. 168 Mendelssohn) ἡ βουλὴ Κόιντον μὲν Φάβιον, τὸν συγγραφέα τῶνδε τῶν ἔργων, ἐς Δελφοὺς ἔπεμπε χρησόμενον περὶ τῶν пαρóvτov. Liv. 23, 11, 1 Q. Fabius Pictor legatus a Delphis Romam rediit responsumque ex scripto recitavit. Ueber die ihm gewordenen Orakelverse vgl. H. Diels, Sibyllinische Blätter, Berl. 1890, p. 11; über Q. Fabius Pictor als Verfasser der beiden Androgynenorakel (Phlegon mirabilia c. 10) vgl. Diels p. 106 (F. Noack, Hermes 27 (1892) p. 433 Anm. 2) und dagegen K. Buresch, Wochenschr. für klass. Philol. 1890 Sp. 1253.

Allgemeine Charakteristik der griechischen Annalen des Fabius Pictor. a) Sprache und Anlage. Dionys. antiqu. 1, 6 .... őσơi và nakaià čoya iŋs nólews é22nνικῇ διαλέκτῳ συνέγραψαν, ων εἰσι πρεσβύτατοι Κόιντος τε Φάβιος καὶ Λεύκιος Κίγκιος, αμφότεροι κατὰ τοὺς Φοινικικοὺς ἀκμάσαντες πολέμους. τούτων δὲ τῶν ἀνδρῶν ἑκάτερος οἷς μὲν αὐτὸς ἔργοις παρεγένετο διὰ τὴν ἐμπειρίαν ἀκριβῶς ἀνέγραψε, τὰ δὲ ἀρχαῖα τὰ μετὰ τὴν κτίσιν τῆς πόλεως γενόμενα κεφαλαιωδῶς ἐπέδραμεν. Die Abfassung der Annalen in griechischer Sprache bezeugt auch Cic. de div. 1, 21, 43: Aeneae somnium, quod in Fabii

1) Gutschmid, Kl. Schr. 5 P. 517.

« IndietroContinua »