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egisse aliquanto magis vigente motu, quia nihil vocis usus impediebat. inde ad manum cantari histrionibus coeptum diverbiaque tantum ipsorum voci relicta. ε) postquam lege hac fabularum ab risu ac soluto ioco res avocabatur et ludus in artem paulatim verterat, iuventus histrionibus fabellarum actu relicto ipsa inter se more antiquo ridicula intexta versibus iactitare coepit, quae exodia postea appellata consertaque fabellis potissimum Atellanis sunt. quod genus ludorum ab Oscis asceptum tenuit iuventus nec ab histrionibus pollui passa est. eo institutum manet, ut actores Atellanarum nec tribu moveantur et stipendia, tamquam expertes artis ludicrae, faciant. Die Darstellung des Livius zeigt offensichtlich, dass uns eine konstruierte Geschichte des römischen Dramas vorliegt. Diese Konstruktion sucht aber einen Zusammenhang herzustellen, der tatsächlich nicht besteht. So wird ganz unrichtig Livius Andronicus, der griechische Komödien ins Lateinische übersetzte, als Fortsetzer einer volksmässigen Posse betrachtet, welche in dem Bericht mit satura bezeichnet wird. Gewiss hat es in Rom vor Einführung der kunstmässigen griechischen Komödie durch Livius Andronicus eine volksmässige Posse gegeben, die wahrscheinlich als eine Fortsetzung der Fescenninen anzusehen ist. Allein diese volksmässige vorlivianische Posse dürfte kaum einen Namen gehabt haben. Der konstruierende Gelehrte wollte ihr aber einen solchen geben; da er den Fortschritt von der volksmässigen Posse zu der livianischen Komödie darin fand, dass in der letzteren ein Stoff planvoll durchgeführt war, während die volksmässige Posse Planlosigkeit und Durcheinander darbot, stellte sich ihm das Wort satura ein, das im Leben gebraucht wurde, um die mannigfachen Gaben der Opferschale und die heterogenen Bestandteile eines Gesetzes (satura lanx, satura lex) zu bezeichnen. Es kam hinzu, dass für vermischte oder auch lose componierte Gedichte der Name satura, wie Ennius und Lucilius zeigen, in Anwendung gekommen war. Dass der konstruierende Forscher in seiner Namengebung nicht gerade unglücklich war, geht daraus hervor, dass der Togatendichter Atta, der Atellanendichter Pomponius und vielleicht auch bereits der Dichter Naevius ebenfalls eines ihrer Stücke „satura" nannten. Ausser unserer Stelle wird an keiner anderen die volksmässige Posse vor Livius satura benannt. Es dürfte daher geraten sein, aus der Litteraturgeschichte die dramatische satura zu verbannen und nur von Fescenninen und volksmässiger Posse zu sprechen. Vgl. über den Namen O. Keller, Philol. 45 (1886) p. 391 = Lat. Volksetymol., Leipz. 1891, p. 295; A. Funk, Satur und die davon abgeleiteten Wörter, Kiel 1888 Archiv für lat. Lexikographie 5 (1888) p. 33; F. Marx, Interpretationum hexas II (Ind. lect. Rostock 1889/90 p. 13); J. Lezius, Zur Bedeutung von satura (Wochenschr. für klass. Philol. 1891 Sp. 1131); H. Nettleship, The original form of the Roman satura (Lectures and essays 2 (Oxford 1895) p. 23); A. Dieterich, Pulcinella p. 75. Zur Geschichte der Frage. Ueber den ätiologischen Charakter des livianischen Berichtes handelte zuerst O. Jahn, Hermes 2 (1867) p. 225. Th. Mommsen (Röm. Gesch. 16 (Berl. 1874) p. 28) erklärt die dramatische satura als Mummenschanz der 'vollen Leute', die in Schaf- und Bockfelle gehüllt mit ihren Spässen das Fest beschliessen“. Auch Lucrez 5, 1390 und Tibull 2, 1, 51 sprechen vom Gesang der vollen Leute; vgl. F. Marx, Lucil. 1 p. XIII. Wesentlich auf demselben Standpunkt steht O. Ribbeck, der (Gesch. der röm. Dichtung 12 (Stuttgart 1894) p. 9) schreibt: Die Hirten in ihren Bocksfellen hiessen saturi wie die griechischen oarvoor d. h. Böcke; ihr ausgelassener Scherz satura, Bocksscherz. Eine naheliegende Volksetymologie hat aber schon sehr früh den lateinischen Ausdruck für den Begriff der Sättigung hiermit in Verbindung gebracht." Einen anderen Weg schlug A. Kiessling in der Einleitung zu seiner Ausg. der horazischen Satiren, Berl. 1886, p. VII ein, indem er sich also vernehmen lässt: Es ist überhaupt sehr fraglich, ob diese Bezeichnung (satura) für die alten kunstlosen Improvisationen der römischen Bühne je anderswo existiert hat, als in den Köpfen derjenigen Litterarhistoriker, welche bei der Vergleichung der römischen Bühnendichtung mit ihren attischen Mustern, neben der Tragödie und Komödie eine der Gattung der Zarvoo entsprechende primitive Form römischer scenischer Dichtung vermissten, also im Kopfe Varros oder wer sonst der Gewährsmann von Livius' berühmtem Ueberblick über die Anfänge des römischen Dramas ist." F. Leo, Varro und die Satire (Hermes 24 (1889) p. 77) spricht, indem er unsere livianische Stelle einer genauen Analyse unterwirft, folgende Sätze aus: „Eine (dramatische) Satura vorhistorischer Zeit (d. h. vor Andronicus) erscheint nur an dieser Stelle (denn Valerius Max. II 4, 4 paraphrasiert Livius). Man hat daraus eine eigene Gattung gemacht .... Aber einmal ist aus einer so offenbar konstruierten Darstellung kein Moment als historische Tatsache anzunehmen; zum anderen hat der Litterarhistoriker augenscheinlich nur nach einem Ausdruck gesucht, der eine noch in freier Form sich bewegende Dichtungsart schicklich bezeichnen könnte; er fand den von Ennius aus der Sprache des Lebens (per saturam) eingeführten Titel bezeichnend. Möglich auch, dass er, der Etymologie satura oarvoor folgend, den Namen nach dem aristotelischen dia to ex oarvoizov uɛraßɑdeîv óyè à¤èoɛμvivon (poet. 1149 20) bildete; sicher, dass er im Folgenden diese satura in Analogie zum Satyrspiel setzt. Jedesfalls muss die vorhistorische satura aus der Geschichte der römischen Poesie in ihre Quellenkunde versetzt werden." (Die Quellenfrage des livianischen Berichtes ist Gegenstand der Abhand

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lung von J. Orendi, M. Terentius Varro, die Quelle zu Livius 7, 2, Bistritz 1891.) An Leo schloss sich G. L. Hendrickson, The dramatic satura and the old comedy at Rome (American Journal of philol. 15 (1894) p. 1) an, und zwar suchte er zu zeigen (p. 4), dass zwischen Aristoteles (Poetik) und Livius ein weit engerer und ausgedehnterer Parallelismus besteht, als Leo angenommen zu haben scheint. Den Gegenstand verfolgt weiter eine zweite Abhandlung Hendricksons, A pre-varronian chapter of Roman literary history, American Journal of philol. 19 (1898) p. 285 (vgl. dazu F. Leo, Livius und Horaz über die Vorgesch. des röm. Dramas, Hermes 39 (1904) p. 63). Hier wird das Kapitel auf eine vorvarronianische Quelle zurückgeführt, nämlich auf Accius (z. B. p. 311). Das Wort satura erklärt Hendrickson in der Weise, dass er annimmt, die Quelle des Livius habe als Vorstufe der neuen Komödie, die bei den Römern mit Livius begonnen habe, die alte hingestellt und diese wegen ihres aggressiven Charakters durch das Wort bezeichnet, mit dem auch Lucilius seine ebenfalls mit der alten Komödie in Verbindung gebrachten Schöpfungen bezeichnet habe. Von neueren Gelehrten haben den Gegenstand gestreift J. Vahlen (Ausg. des Ennius, Leipz.2 1903, p. CCXIV), der die dramatische satura leugnet, und F. Marx (Lucilii carminum reliquiae 1 (Leipz. 1904) p. XIII), der in der Beurteilung Mommsens sagt: „Haec doctrina nullo pacto poterit consociari cum Ennii saturis quibus nulla inerat neque maledictio probosa neque insolentia contumax: hanc primus Lucilius intulit huic carmini. Praeterea nusquam traditur ab antiquis veteres Latinos versus fescenninos appellasse saturam vel saturas nominatas fuisse priscorum Latinorum carmina impudica." Zuletzt ist noch ein amerikanischer Gelehrter, H. M. Hopkins, Dramatic Satura in relation to Book Satura and the Fabula Togata (Transactions and Proceedings of the American philol. association 31 (1900) p. L) der Frage näher getreten. Ueber das Ziel spricht sich der Eingang des Referats klar aus: The paper defended the traditional view that Book Satura was derived from a rude dramatic prototype such as Livy describes in VII. 2.“ Weiterhin leitet er von dieser dramatischen satura ab die geschriebene ('Satura' of Naevius, 'Saturio' of Plautus, 'Satura' of Atta). Die dramatische satura hält aufrecht H. de la Ville de Mirmont, Études sur l'ancienne poésie latine, Paris 1903, p. 353. Die Anschauungen Mommsens und Ribbecks, die ich früher vertreten habe, gebe ich jetzt auf.

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9a. Die Triumphlieder. An die Seite der Fescenninen können die Triumphlieder gestellt werden. Wenn der siegreiche Feldherr seinen Aufzug hielt, folgte ihm das geschmückte Heer unter dem Jubelgeschrei „io triumphe". Aber auch regelrechter Gesang der Krieger erhöhte die Feier des Triumphes. Der Preis des Feldherrn, vielleicht auch Preis der Götter war ein sich von selbst darbietendes Thema dieser Soldatenlieder. Aber auch der Scherz sollte in der Festesfreude seinen Platz erhalten; man sah es daher den Soldaten nach, wenn sie sich in scherzhaften Anspielungen selbst auf den Feldherrn ergingen. Bekannt ist der Vers, den beim Triumphzuge Caesars das Heer sang:

Urbani, servate uxores: moechum calvom adducimus. Aber auch zu Rede und Gegenrede gaben diese Triumphlieder Anlass, indem die Gegensätze zwischen Heer und Volk und zwischen den Führern des Krieges sich in der Festlaune Luft machen konnten; dem Schlage folgte der Gegenschlag. Auch an dem Feldherrn suchte man gern Situationen auszuspähen, die eine scharfe Antithese ermöglichten, z. B.:

Ecce Caesar nunc triumphat qui subegit Gallias,
Nicomedes non triumphat qui subegit Caesarem.

Die Triumphlieder mussten, wenn die Feier ohne Störung verlaufen sollte, vorbereitet werden; doch wird auch die Improvisation hie und da wirksam gewesen sein. Künstlerische Form hatten diese Gesänge nicht; Livius spricht daher von „carmina incondita".

Zeugnisse über die Triumphlieder. «) Varro de lingua lat. 6, 68 sic triumphare appellatum, quod cum imperatore milites redeuntes clamitant per urbem in Capitolium eunti: Io triumphe. Tibull. 2, 5, 117 lauro devinctus agresti | miles 'io' magna voce 'triumphe' canet; vgl. Horat. carm. 4, 2, 49, Ovid. trist. 4, 2, 51. 8) Liv. 4, 20, 2 longe maximum triumphi spectaculum fuit Cossus spolia opima regis interfecti gerens. in eum milites

carmina incondita aequantes cum Romulo canere. 45, 38, 12 (milites) suasque et imperatoris laudes canentes per urbem incedunt. 45, 43, 8 laetior hunc triumphum est secutus miles, multisque dux ipse carminibus celebratus. 10, 30, 9 milites triumphantem secuti sunt. celebrata inconditis carminibus militaribus non magis victoria Q. Fabii quam mors praeclara P. Deci est excitataque memoria parentis aequata eventu publico privatoque fili laudibus. Plutarch. Marcell. 8 ὁ δὲ στρατὸς εἶπετο καλλίστοις ὅπλοις κεκοσμημένος ᾄδων ἅμα πεποιημένα μέλη καὶ παιᾶνας ἐπινικίους εἰς τὸν θεὸν καὶ τὸν στρατηγόν. γ) Liv. 7, 38, 3 cum incondito militari ioco haud minus tribuni celebre nomen quam consulum esset. 39, 7, 3 carminaque a militibus ea in imperatorem dicta, ut facile adpareret in ducem indulgentem ambitiosumque ea dici, triumphum esse militari magis favore quam populari celebrem. Appian. Libyka 66 (1 p. 251 Mendelssohn) καὶ τῶν ἀρχόντων οὓς μὲν ἐπαινοῦσιν, οὓς δὲ σκωπτουσιν, οὓς δὲ ψέγουσιν. Martial. epigr. 1, 4, 3 consuevere iocos vestri quoque ferre triumphi materiam dictis nec pudet esse ducem; vgl. Dionys. 7, 72. d) Liv. 5, 49, 7 (Camillus) triumphans in urbem redit, interque iocos militares, quos inconditos iaciunt, Romulus ac parens patriae conditorque alter urbis haud vanis laudibus appellabatur. 3, 29, 5 epulantesque cum carmine triumphali et sollemnibus iocis comisantium modo currum secuti sunt. 7, 10, 13 inter carminum prope modum incondita quaedam militariter ioculantes Torquati cognomen auditum. 7, 17, 5 victores reverterunt, militaribus iocis cum apparatum hostium tum suum increpantes pavorem. Plutarch. Aemil. Paulus 34 ᾄδων δὲ τα μὲν ᾠδάς τινας πατρίους ἀναμεμιγμένας γέλωτι, τὰ δὲ παιᾶνας ἐπινικίους καὶ τῶν διαπεπραγμένων ἐπαίνους εἰς τὸν Aiuiliov negiẞhentov övτa. e) Liv. 4, 53, 11 alternis inconditi versus militari licentia iactati. Plin. n. h. 19, 144 alternis versibus (die Soldaten Caesars beim Triumph) exprobravere lapsana se vixisse apud Durrachium, praemiorum parsimoniam cavillantes. Dionys. antiqu. 2, 34 ἡ δ' ἄλλη δύναμις αὐτῷ παρηκολούθει πεζῶν τε καὶ ἱππέων κεκοσμημένη κατὰ τέλη θεούς τε ὑμνοῦσα πατρίοις ᾠδαῖς καὶ τὸν ἡγεμόνα κυδαίνουσα ποιήμασιν αὐτοσχεδίοις. 5) Einzelne Verse aus den carmina triumphalia werden citiert von Sueton. Julius 49; 51; 80; Vell. Paterc. 2, 67; Vopisc. Aurel. 6, 5 (2 p. 152 Peter).

Litteratur. A. Nadal, Sur l'origine de la liberté qu'avoient les soldats Romains de dire des vers satiriques contre ceux qui triomphoient (Oeuvres mêlées 1 (Paris 1738) p. 145); G. H. Bernstein, Versus ludicri in Romanorum Caesares priores olim compositi, Halle 1810; K. Zell, Ueber die Volkslieder der alten Römer (Ferienschriften 2 (Freib. i. B. 1829) p. 148); H. J. Guicherit, Quaest. hist., Diss. Leiden 1846 (behandelt die carmina Marciana und triumphalia); E. Stampini, Alcune osservazioni sui carmi trionfali Romani (Rivista di filol. 26 (1898) p. 230); J. G. Kempf, Romanorum sermonis castrensis rel. (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 26 (1903) p. 341). E. Baehrens, Fragm. poet. Rom. p. 330.

c) Anfänge der epischen Poesie.

10. Die Totenklagen und die Ahnenlieder. Als zweite Form der Poesie betrachten wir die Gedichte, in denen sich der Tanz abgelöst hat und nur noch der Gesang vorhanden ist. Es sind dies die Totenklage und das Ahnenlied. Die ursprüngliche Form der Totenklage war wohl die, dass sie von den Angehörigen selbst gesungen wurde; später erscheint sie in einer anderen Form. Eine Frau (praefica) wird gedungen, um vor dem Hause des Verstorbenen Zeichen der Trauer zu geben und das Trauerlied unter Instrumentalbegleitung anzustimmen, in das dann die anderen miteinstimmten. Dieses Lied, welches den Namen „nenia" führte, war ein Lob- und Klagelied auf den Verstorbenen. Das Lied erstarrte später und kam dann in Verruf und Verachtung, so dass die litterarische Entwicklung nicht an dasselbe anknüpfen konnte.1) Ueber das Ahnenlied liegen uns zwei Zeugnisse vor, eines, das auf den alten Cato zurückgeht, ein anderes, das von dem Antiquar Varro herrührt. Beide Zeugen berichten übereinstimmend, dass beim Gastmahl das Lob berühmter Männer gesungen wurde. Sie weichen aber insofern voneinander ab, als nach Varro Knaben diese Gesänge aufführten, während nach Cato die Teilnehmer am Gastmahl der Reihe nach jene Lieder sangen, weiterhin als

1) Eine Parodie der nenia findet sich bei Seneca Apocolocynth. 12.

Varro die Lieder mit und ohne Flötenbegleitung recitieren lässt, während Cato Tischlieder ohne Flötenbegleitung nicht erwähnt. Was diese Differenzen anlangt, so ist die letztere einfach dadurch zu lösen, dass man die Flötenbegleitung zwar nicht als obligat, aber doch als regelmässig ansieht, die erste dadurch, dass man in dem Knabengesang und in dem Rundgesang zeitlich getrennte Formen erblickt, und zwar den Knabengesang für die spätere, den Rundgesang für die frühere Form hält. Diese Sitte der Tischlieder war bereits zur Zeit Catos seit längerem ausser Gebrauch gekommen. Ueber den Inhalt der Lieder sind uns keine genaueren Mitteilungen überliefert. Aber die römische Geschichte bietet uns eine Reihe der schönsten Sagen dar; diese Sagen müssen doch einmal von Dichtern geschaffen worden sein. Wir werden nicht irren, wenn wir annehmen, dass dieselben in den Tischliedern ihre Wurzeln haben. Soweit ist die Hypothese Niebuhrs im höchsten Grade wahrscheinlich, die überdies auch durch die analogen Erscheinungen bei anderen Völkern gestützt wird; dagegen an den Zusammenschluss der Lieder zu einem die ganze ältere Geschichte umfassenden Ganzen braucht man nicht zu denken.

Die nenia. a) Festus p. 163 O. M. naenia est carmen, quod in funere laudandi gratia cantatur ad tibiam. Sunt, qui eo verbo finem significari putant. Quidam volunt naeniam ideo dici, quod voci similior querimonia flentium sit. Quidam aiunt naeniae ductum nomen ab extremi intestini vocabulo; Graeci enim véatov extremum dicunt; sive quod chordarum ultima výτŋ dicitur, extremam cantionis vocem naeniam appellarunt. Nonius 1 p. 210 L. Müller nenia, ineptum et inconditum carmen, quod à conducta muliere, quae praefica diceretur, is, quibus propinqui non essent, mortuis exhiberetur. Varro de vita populi Romani lib. IIII: ibi a muliere, quae optuma voce esset, [perquam] laudari; dein neniam cantari solitam ad tibias et fides. Cic. de leg. 2, 24, 62 cantus ad tibicinem, cui nomen neniae, quo vocabulo etiam apud Graecos cantus lugubres nominantur. Pollux 4, 79 to dè νηνίατον ἔστι μὲν Φρύγιον, Ἱππώναξ δ' αὐτοῦ μνημονεύει (vgl. Ribbeck p. 8). Petron. 58 non didici geometrias, critica et alogias menias, sed lapidarias litteras scio. Capitolin. Clod. Alb. 12, 12 (1 p. 177 Peter) cum ille neniis quibusdam anilibus occupatus inter Milesias Punicas Apulei sui et ludicra litteraria consenesceret. 8) Festus p. 223 O. M. praeficae dicuntur mulieres ad lamentandum mortuum conductae, quae dant ceteris modum plangendi, quasi in hoc ipsum praefectae. Naevius: „Haec quidem mehercle, opinor, praefica est, quae sic mortuum collaudat." Varro de lingua lat. 7, 70 (praefica) dicta, ut Aurelius scribit, mulier, ab luco quae conduceret, quae ante domum mortui laudis eius canerent. Lucilius Vs. 954 p. 64 Marx mercede quae conductae flent alieno in funere | praeficae, multo et capillos scindunt et clamant magis; vgl. noch Serv. zu Verg. Aen. 6, 215.

Mit der nenia ist verwandt das metrische elogium; vgl. unten § 19a. Litteratur über die nenia. B. G. Niebuhr, Vorträge über röm. Gesch. hrsg. von M. Isler 1 (Berl. 1846) p. 92; J. Wehr, De Romanorum nenia (Propempticon für E. Curtius, Göttingen 1868, p. 11); O. Ribbeck, Gesch. der röm. Dichtung 12 (Stuttgart 1894) p. 8; H. de la Ville de Mirmont, La «nenia» (Revue de philol. 26 (1902) p. 263, 335 p. Études sur l'ancienne poésie latine, Paris 1903, p. 361).

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Zeugnisse über die Ahnen- (Tisch)lieder. a) Ahnenlied als Rundgesang. Cic. Tusc. 4, 2, 3 in Originibus dixit Cato morem apud maiores hunc epularum fuisse, ut deinceps, qui accubarent, canerent ad tibiam clarorum virorum laudes atque virtutes (vgl. noch 1, 2, 3). Brutus 19, 75 atque utinam exstarent illa carmina, quae multis saeculis ante suam aetatem in epulis esse cantitata a singulis convivis de clarorum virorum laudibus in Originibus scriptum reliquit Cato! Val. Max. 2, 1, 10 maiores natu in conviviis ad tibias egregia superiorum opera carmine comprehensa pangebant, quo ad ea imitanda iuventutem alacriorem redderent. Die Einrichtung wird auf Numa zurückgeführt; vgl. Cic. de or. 3, 51, 197: quorum (numerorum) illa summa vis carminibus est aptior et cantibus, non neglecta, ut mihi videtur, a Numa rege doctissimo maioribusque nostris, ut epularum sollemnium fides ac tibiae Saliorumque versus indicant; Quintil. 1, 10, 20. Den Rundgesang hat auch Horaz (carm. 4, 15, 25) im Auge, wenn er sagt: nosque et profestis lucibus et sacris inter iocosi munera Liberi .... virtute functos more patrum duces Lydis remixto carmine tibiis Troiamque et Anchisen et almae progeniem Veneris canemus. B) Das Ahnenlied als Knabengesang. Nonius p. 77 M. (1 p. 105 L. M.) Varro de vita populi Romani lib. II:

in conviviis pueri modesti ut cantarent carmina antiqua, in quibus laudis erant maiorum, et assa voce et cum tibicine.

Zeugnisse über Lieder auf Personen der Vorzeit. Dionys. antiqu. 1, 79 ws ἐν τοῖς πατρίοις ὕμνοις ὑπὸ Ῥωμαίων ἔτι καὶ νῦν (wohl zur Zeit des Quellenautors) ᾄδεται (in Bezug auf Romulus und Remus). Plutarch. Numa 5 xairo Pwμihov μèv ovo naida θεῶν ὑμνοῦσι φήμαις, καὶ τροφήν τινα δαιμόνιον αὐτοῦ καὶ σωτηρίαν ἄπιστον ἔτι νηπίου λέγουσιν. Dionys. antiqu. 8, 62 άδεται καὶ ὑμνεῖται πρὸς πάντων ὡς εὐσεβὴς καὶ δίκαιος avno (Coriolan). E. Cocchia, La leggenda di Coriolano e l'origine della poesia in Roma (Nuova Antol. vol. 144 (Rom 1895) p. 315, p. 481; vol. 146 (1896) p. 525),

Verhältnis des Rund- und Knabengesanges. Nur die Form des Knabengesanges scheint Ribbeck anzuerkennen, wenn er sagt (p. 8): „Knaben aus guter Familie pflegten der Reihe nach bald mit einfacher Stimme, bald von einem Flötenspieler begleitet, Lieder von den Ruhmestaten der Vorfahren zu singen, gewiss nicht improvisierend, sondern aus dem Gedächtnis nach bekannten Texten." Th. Mommsen (Röm. Gesch. 16 p. 222) hält den Knabengesang für die ursprüngliche Form; denn er schreibt: Dass auch die Männer bei dem Gastmahl der Reihe nach sangen, ist wohl erst spätere vermutlich den Griechen entlehnte Sitte"; vgl. auch denselben p. 452. W. Corssen (Origines poesis Romanae, Berl. 1846, p. 118) hält dagegen den Knabengesang für das spätere, und ich glaube, dass er Recht hat. Denn der Knabengesang deutet schon darauf hin, dass der Vortrag der Ahnenlieder nicht mehr völliges Gemeingut war, dass also schon die Arbeitsteilung begonnen hatte; vgl. auch Nitzsch p. 248.

Die Niebuhrsche Hypothese ist entwickelt Röm. Gesch. 1 p. 268; Vorträge über röm. Gesch. hrsg. von M. Isler 1 (Berl. 1846) p. 12, p. 86. Niebuhr behauptet, dass die Geschichte der römischen Könige die in Prosa aufgelösten Ahnenlieder seien. Weiterhin meint er (p. 269), dass in dieser ganzen Dichtung plebeischer Sinn herrscht, Hass gegen die Unterdrücker und sichtbare Spuren, dass, als sie gesungen ward, plebeische Geschlechter schon gross und mächtig waren. Bezüglich der Zeit der Gesänge äussert sich Niebuhr (p. 269) also: „Ich möchte diese Gedichte, wie wir ihren Inhalt kennen, nicht über die Herstellung der Stadt nach dem gallischen Unglück und dieses als den frühesten Zeitpunkt hinaufsetzen." Vor Niebuhr hatte auch J. Perizonius (Animadversiones historicae, Amsterdam 1685, p. 202) denselben Gedanken ausgesprochen. Gegen die Niebuhrsche Hypothese wendet sich in scharfer Kritik A. Schwegler, Röm. Gesch. 1 p. 53; ebenso wird Niebuhr von Corssen p. 162 bekämpft. Dagegen stellt sich mit Entschiedenheit auf Seite Niebuhrs Macaulay und macht sogar den Versuch, einige dieser Heldenlieder zu rekonstruieren; vgl. Altrömische Heldengesänge (Lays of ancient Rome), deutsch im Versmass der Originale von Wilhelm du Nord, Wien 1903. In neuester Zeit mehren sich die Stimmen, welche den Kern der Niebuhrschen Hypothese, d. h. eine altrömische Balladenpoesie, festhalten; vgl. K. W. Nitzsch, Die röm. Annalistik, Berl. 1873, p. 248; M. A. Krepelka, Philol. 37 (1877) p. 450; E. Meyer, Gesch. des Altertums 2 (Stuttgart 1893) p. 397; R. Poehlmann, Aus Altertum und Gegenwart, München 1895, p. 62; O. Ribbeck, Gesch. der röm. Dichtung 12 (Stuttgart 1894) p. 8. Eine Zusammenstellung von Zeugnissen über solche Lieder bei anderen Völkern gibt E. Pais, Storia di Roma vol. 1 parte 1 (Turin 1898) p. 9 Anm. 1.

d) Anfänge der didaktischen Poesie.

11. Weissagungen und Sprüche. Während die von uns bisher betrachteten Formen der Poesie mit Gesang und Tanz oder mit Gesang allein verbunden waren, erhalten wir in der Spruchdichtung, diese im weitesten Sinne gefasst, eine Form der Poesie, welche lediglich durch das Wort zu wirken bestimmt ist. Vor allem gehören hieher die Weissagungen. Ausser den griechisch geschriebenen sibyllinischen Büchern, die als offizielles Wahrsagebuch galten, waren auch viele Privatweissagungen seit den ältesten Zeiten in Umlauf. Besonders berühmt waren die Sprüche des Sehers Marcius. Livius erzählt, dass 213 v. Chr. ein Senatsbeschluss die Sammlung der umlaufenden Weissagungen anordnete. Hiebei kamen auch zwei vaticinia des Sehers Marcius zum Vorschein; in dem ersten war die Schlacht von Cannä vorausgesagt; in dem zweiten war als Mittel zur Vertreibung der Feinde die Einsetzung von Spielen zu Ehren des Apollo vorgeschrieben. Diese ludi Apollinares wurden in der Tat 212 eingerichtet.

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