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sind, und wir können wenigstens sechs verschiedene Reden erkennen, die in dem Werke des Coelius Platz gehabt haben." Ueber die häufige Anwendung des Praesens historicum in der Erzählung belehren die Fragmente 9. 12. 22. 30. 32. 41. 44. 57. A. M. A. Schmidt, Zum Sprachgebrauche des L. Coel. A. (Serta Harteliana, Wien 1896, p. 205).

Quellen des Coelius Antipater. Wahrscheinlich hatte er in der Vorrede gesagt, dass er nur aus Autoren schöpfen wolle, die zuverlässig seien (fr. 2). Die Quellenforschung des Coelius wird bezeugt von Liv. 27, 27, 13: Coelius triplicem gestae rei ordinem edit: unam traditam fama, alteram scriptam laudatione filii (d. h. des Sohnes des Marcellus; vgl. § 19), qui rei gestae interfuerit, tertiam, quam ipse pro inquisita ac sibi conperta adfert. Am wichtigsten ist die Tatsache, dass er auch einen nichtrömischen Autor, nämlich Silenus, herangezogen hat. Cic. de div. 1, 24, 49 hoc item in Sileni, quem Coelius sequitur, graeca historia est: is autem diligentissime res Hannibalis persecutus est. Diese Heranziehung ist um so merkwürdiger als im Sinne Hannibals geschrieben; denn Silenus und Sosilus, der ebenfalls über die Taten Hannibals schrieb, befanden sich im Lager des Karthagers, quamdiu fortuna passa est (Corn. Nepos Hannibal 13, 3). Ueber die Benutzung Silens von seiten des Coelius vgl. G. Bujack, De Sileno scriptore Hannibalis, Diss. Königsberg 1859. Ueber die wahrscheinlich Silen entnommenen Traumerscheinungen vgl. H. Peter, Hist. Rom. reliqu. 1 p. CCXXII. Auch Polybius wird er gelesen haben; vgl. K. Kessler, Secundum quos auctores Livius res a Scipione maiore in Africa gestas narraverit, Diss. Kiel 1877, p. 23; Hesselbarth, Hist.-krit. Untersuch. p. 662; B. Niese, Gött. gel. Anz. 1890 p. 894; C. Wachsmuth, Einl. in das Stud. der alten Gesch., Leipz. 1895, p. 655. Die Ansicht Sieglins p. 69, dass umgekehrt Polybius den Coelius vor sich gehabt habe, ist unmöglich. Dass Coelius auch die einheimischen Quellen heranzog, ist selbstverständlich. Gellius 10, 24, 7 et historiam et verbum hoc sumpsit Coelius ex origine M. Catonis. Cic. de div. 1, 26, 55 omnes hoc historici, Fabii, Gellii, sed proxume Coelius. Ueber das Verhältnis des Coelius zu den Memoiren des älteren Scipio, bezw. zu der historia graeca seines Sohnes vgl. Gilbert p. 393 (über die Memoiren Scipios vgl. auch L. Keller, Der zweite punische Krieg und seine Quellen, Marburg 1875, p. 77; W. Soltau (Hermes 31 (1896) p. 160) stellt die Hypothese auf, dass Aufzeichnungen des Laelius über den älteren Scipio von Coelius benutzt worden seien). Ueber die historische Glaubwürdigkeit des Coelius fällt Valerius Maximus (1, 7, 6) das Urteil: certus Romanae historiae auctor.

Das Fortleben des Coelius. Wir machen hier folgende Momente namhaft: a) Die Epitome des M. Brutus. Cic. ad Attic. 13, 8 epitomen Bruti Coelianorum velim mihi mittas. Bezüglich des Plurals vgl. 12, 5, 3: in Bruti epitoma Fannianorum. Charis. Gramm. lat. 1 p. 220, 12 Brutus et Coelius frequenter eo (das Wort subinde) usi sunt. P) Coelius und Hadrian. Spart. Hadr. 16, 6 (1 p. 18 Peter) Ciceroni Catonem, Ver

gilio Ennium, Sallustio Coelium praetulit.

7) Der Commentator des Geschichtswerks Paulus. Charis. Gramm. lat. 1 p. 217, 29 Coelius historiarum I, 'commodum est, satis videtur'. 'nec enim pro sufficienti' inquit Paulus 'accipi debet sed pro pari et aequo'; p. 143, 9; p. 126, 31; vgl. § 527 a.

d) Coelius als Geschichtsquelle. 1. Livius. Coelius wird von Livius in der dritten Dekade elfmal citiert; die Benutzung des Coelius in der dritten Dekade ist daher eine feste Tatsache, und es ist verkehrt, wenn J. B. Sturm (Quae ratio inter tertiam T. Livi decadem et L. Coeli Antipatri historias intercedat, Diss. Würzburg 1883) meint, Livius habe bei der Abfassung der dritten Dekade die berühmte Monographie des Coelius über den hannibalischen Krieg gar nicht gekannt, sondern sei erst nach Vollendung seiner Arbeit auf dieselbe gestossen und habe sie dann in Nachträgen berücksichtigt (p. 53). Darüber aber, wie weit Coelius herangezogen wurde, gehen die Ansichten sehr auseinander; die Frage hängt mit der Quellenanalyse der dritten Dekade zusammen, und wir verweisen auf die $325 angegebene Litteratur; ein kurzes Referat gibt auch Gensel Sp. 191. 2. Cassius Dio. Unwahrscheinlich ist die Benutzung des Coelius durch Cassius Dio; vgl. G. F. Unger, Philol. 40 (1881) p. 184; E. Schwartz, Pauly-Wissowas Realencycl. Bd. 3 Sp. 1694. Eine solche behaupten z. B. M. Posner, Quibus auctoribus in bello Hannibalico enarrando usus sit Dio Cassius, Diss. Bonn 1874, p. 33; Th. Zielinski, Die letzten Jahre des zweiten punischen Krieges, Leipz. 1880, p. 146, der auch für Appian Coelius als Quelle statuiert; vgl. Gensel Sp. 193. 3. Plutarch. Ueber die Verwertung des Coelius in den Biographien des Fabius Maximus und des Marcellus vgl. H. Peter, Die Quellen Plutarchs in den Biographien der Römer, Halle 1865, p. 56, p. 80 und W. Soltau, De fontibus Plutarchi in secundo bello Punico enarrando, Diss. Bonn 1870. 4. Ueber Vergil und Coelius vgl. Schol. Dan. zu Verg. Aen. 6, 9 (fr. 54). 5. Valerius Maximus. 1, 7, 6 Coelius, certus Romanae historiae auctor, sermonem de ea re ad suas aures illo adhuc vivo pervenisse scribit. Vgl. M. Kranz, Beiträge zur Quellenkritik des Valerius Maximus, Progr. Posen 1876, p. 23. 6. Plinius. Coelius ist in dem Quellenverzeichnis der n. h. zu den Büchern 2, 3, 31, 36 angeführt. F. Münzer (Beiträge zur Quellenkritik der Naturgesch. des Plinius, Berl. 1897, p. 228) bemerkt, ,dass die Berichte über Prodigien der ersten Jahre des hannibalischen

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Krieges bei Plinius durch varronische Vermittlung auf Coelius Antipater zurückgehen (S. 243)“; vgl. auch L. Wülker, Die geschichtliche Entwicklung des Prodigienwesens bei den Römern, Diss. Leipz. 1903, p. 82. 7. Frontinus. Wölfflin p. 77.

Der Historiker Alfius. Festus handelt über den Ursprung des Namens Mamertini und fährt dann fort (p. 158 O. M.): cuius historiae auctor est Alfius libro primo belli Carthaginiensis. Wir müssen demnach annehmen, dass in dem Werke der erste punische Krieg erzählt war. Wir kennen diesen Historiker nicht weiter; nur das eine geht aus dem Citat hervor, dass er vor der augustischen Zeit schrieb. Wenn C. Nipperdey (Opusc, Berl. 1877, p. 402) Caelius statt Alfius lesen will, so hält diese Vermutung einer genaueren Prüfung nicht stand; es ist unerwiesen, dass Coelius auch den ersten punischen Krieg im Eingang seines Werkes behandelte; wäre dies aber wirklich geschehen, so wäre nicht eine Ausführlichkeit am Platze gewesen, wie sie das Fragment nahe legt. Vgl. H. Peter, Hist. Rom. reliqu. 1 p. CCXXXVI, p. CCCLXVII; Hist. Rom. fragm. p. 372.

5. Sempronius Asellio.

72. Die Zeitgeschichte. In der Geschichtschreibung macht es einen wesentlichen Unterschied, ob der Historiker Selbsterlebtes oder von anderen Berichtetes zu erzählen weiss. Im zweiten Fall kann der Stoff nicht vermehrt werden, der Darstellende kann ihn prüfen und sichten, er kann ihn künstlerisch gestalten, allein immer bleibt die Abhängigkeit von seinen Quellen bestehen; dagegen bei dem Selbsterlebten gibt der Historiker neuen Stoff, wenngleich nur nach seiner eigenen subjektiven Auffassung. Auch den Alten war diese Unterscheidung nicht entgangen, sie gebrauchten in der Regel den Ausdruck historia" für die Darstellung des Selbsterlebten. Praktisch betätigten sie diesen Gegensatz, indem sie in ihren Geschichtswerken die alte Zeit summarisch, die eigene dagegen ausführlich behandelten; besonders einschneidend war hier der Vorgang Catos, der nur Sage und Zeitgeschichte darstellte. Durch diese Behandlungsweise war aber die Einheitlichkeit des historischen Werkes gestört. Es war daher ein grosser Schritt, dass Sempronius Asellio, welcher Militärtribun im numantinischen Krieg (134/33) war, sich entschloss, mit dieser Gewohnheit zu brechen, in seinem Geschichtswerk die alte Zeit ganz wegzulassen und sich auf Darstellung des Selbsterlebten zu beschränken. Sempronius ist sich seiner Neuerung wohl bewusst, denn er setzt seine Geschichtschreibung in den schärfsten Gegensatz zu den Annalen, welche sich mit der bekannten Aufzählung der äusseren Ereignisse begnügen; er will auch den inneren Verhältnissen seine Aufmerksamkeit zuwenden; er will ferner den inneren Beweggründen der Handlungen nachgehen, d. h. pragmatische Geschichte schreiben, und endlich auch patriotisch-ethische Wirkung erzielen. Man spürt hier deutlich den Einfluss des Polybius. Ueber den Umfang des Werkes, das wohl den Titel Rerum gestarum libri führte, sind bei der geringen Anzahl der Fragmente nur Vermutungen gestattet; das letzte Ereignis scheint die Ermordung des M. Livius Drusus (91 v. Chr.) gewesen zu sein; denn Fragment 13 ist zu unbestimmt, um daraus Schlüsse zu ziehen. Begonnen hat das Werk wahrscheinlich mit dem numantinischen Krieg. Auch die Buchzahl lässt sich nicht sicher bestimmen. Merkwürdig ist, dass sich von diesem Werk keine tiefergehenden Spuren in der antiken historischen Litteratur nachweisen lassen.

Die verschiedenen Arten der Geschichtschreibung, annales und historiae. «) Schon Cato stellte seine Geschichtschreibung in Gegensatz zu den tabulae pontificum,

welche nichts als eine dürftige Chronik waren (Gellius 2, 28, 6). Einen ebenso scharfen Gegensatz zwischen seiner Geschichtschreibung und den Annalen statuiert Sempronius Asellio; vgl. Gellius 5, 18, 8 annales libri tantummodo, quod factum quoquo anno gestum sit, ea demonstrabant, id est quasi qui diarium scribunt, quam Graeci eqnuegida vocant; vgl. die Rubrik Tendenz des Werkes". Der Chronik wird hier die pragmatische Geschichtserzählung gegenübergestellt. ) Gellius 5, 18, 1 ‘historiam' ab ‘annalibus' quidam differre eo putant, quod, cum utrumque sit rerum gestarum narratio, earum tamen proprie rerum sit 'historia', quibus rebus gerendis interfuerit is, qui narret; eamque esse opinionem quorundam Verrius Flaccus refert in libro de significatu verborum quarto. ac se quidem dubitare super ea re dicit, posse autem videri putat nonnihil esse rationis in ea opinione, quod loropia Graece significet rerum cognitionem praesentium. sed nos audire soliti sumus annales omnino id esse, quod historiae sint, historias non omnino esse id, quod annales sint. Servius zu Verg. Aen. 1, 373 inter historiam et annales hoc interest: historia est eorum temporum, quae vel vidimus vel videre potuimus, dicta áлò τov iσroqɛiv i. e. videre. annales vero sunt eorum temporum, quae aetas nostra non novit. unde (hier fügt Masvicius Sallustius ex historia bei) Livius ex annalibus et historia constat. haec tamen confunduntur licenter. Hier wird die Darstellung der selbsterlebten Zeit gegenübergestellt der Darstellung vergangener Zeiten. Diese scharfe Scheidung von 'annales' und 'historiae' ist nicht haltbar; das Richtige dürfte folgendes sein. Nachdem man sich gewöhnt hatte, die römische Geschichte, die von den ältesten Zeiten anfing und den Jahren folgte, mit 'annales' zu bezeichnen, passte dieser Titel nicht gut zur Darstellung eines einzelnen Abschnittes der Geschichte, wie z. B. der selbsterlebten Zeit. Hier war der dem Griechischen entlehnte Ausdruck 'historia', zumal er auch das tiefere Eindringen, das hier eher möglich war als bei Darstellung der vergangenen Zeiten, bedeutete, ungleich geeigneter. Aber auch die Historien legten das annalistische Schema zu Grund, wie anderseits Annalen aus dem Chronikstil heraustreten konnten. B. G. Niebuhr, Ueber den Unterschied zwischen Annalen und Historie (Kl. hist. und philol. Schr. zweite Sammlung (Bonn 1843) p. 229, bes. p. 233); H. Nissen, Krit. Untersuchungen über die Quellen der 4. und 5. Dekade des Livius, Berl. 1863, p. 87; H. Peter, Hist. Rom. reliqu. 1 (Leipz. 1870) p. XLVIII; Ph. Fabia, Journal des savants 1900 p. 436.

Biographisches. Gellius 2, 13, 3 is Asellio sub P. Scipione Africano tribunus militum ad Numantiam fuit resque eas, quibus gerendis ipse interfuit, conscripsit. Dies fällt in die Jahre 134/33 v. Chr. Auch Lucilius diente als Tribun in diesem Kriege (vgl. § 56). Asellios Geburt wird um 160 v. Chr. anzusetzen sein.

Titel des Werkes. Die Citate schwanken zwischen res gestae und historiae. Gellius citiert res gestae: 13, 22 (21), 8 Sempronius Asellio in libro rerum gestarum XIV; 2, 13, 2; 4, 9, 12; Charisius (Gramm. lat. 1 p. 195, 18) citiert etwas abweichend Asellio rerum Romanarum XL, Gellius 13, 3, 6 quartum ex historia librum; die übrigen Autoren geben den Titel historiae. Da res gestae gegenüber historiae eine ungewöhnliche Bezeichnung ist, wird man jene Worte als Titel des Werkes festhalten. Vgl. E. Wölfflin, Sitzungsber. der Münchener Akad. der Wissensch. 1886 p. 277.

Umfang und Gliederung des Werkes. Charis. Gramm. lat. 1 p. 195, 18 (fr. 13) citiert: Asellio rerum Romanarum XL. Das Fragment wird von Th. Mommsen (Rhein. Mus. 16 (1861) p. 450) auf das Jahr 86 v. Chr. bezogen; allein die Beziehung ist unsicher. Es ist uns nicht möglich, den Stoff so zu verteilen, dass wir auf 40 Bücher kommen; die Zahl XL ist daher als verderbt anzusehen. Dagegen ist das 14. Buch bezeugt von Gellius 13, 22 (21), 8 und Charis. Gramm. lat. 1 p. 220, 14. Die Stelle des Gellius wird mit Rücksicht auf Appian. b. c. 1, 36 auf den Tod des M. Livius Drusus, also auf 91 v. Chr., bezogen. Wenn Asellio um 160 geboren wurde, war er bereits damals 69 Jahre alt, konnte also die Erzählung nicht viele Jahre über 91 hinaus fortführen. Im fünften Buch war nach Gellius 2, 13 (fr. 6) vom Tode des Ti. Gracchus 133 v. Chr. die Rede. Im vierten Buch wurde Lepidus berührt, wahrscheinlich M. Aemilius Lepidus Porcina, Cos. 137 v. Chr., der als Prokonsul im Jahre 136 gegen die Vaccaeer unglücklich kämpfte. Nipperdey (Opusc. p. 405) bezieht die Stelle auf das Jahr 135. Ferner war in dem vierten Buch (Gellius 13, 3, 6; fr. 5) von dem jüngeren Scipio die Rede, der im Jahre 134 den Feldzug gegen Numantia eröffnete. Nipperdey (1. c.) vermutet, dass der Historiker mit dem Jahre 141 begann und dass von den ersten fünf Büchern jedes zwei Jahre umfasste.

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Tendenz des Werkes. Gellius 5, 18, 8 nobis non modo satis esse video, quod factum esset, id pronuntiare, sed etiam, quo consilio quaque ratione gesta essent, demonnam neque alacriores ad rempublicam defendundam neque segniores ad rem perperam faciundam annales libri commovere quicquam possunt. scribere autem, bellum initum quo consule et quo confectum sit et quis triumphans introierit ex eo, <et eo> libro, quae in bello gesta sint, non praedicare aut, interea quid senatus decreverit aut quae lex rogatiove lata sit, neque quibus consiliis ea gesta sint, iterare: id fabulas pueris est narrare, non historias scribere. Ueber die Textgestaltung der Stelle vgl. Nipperdey, Opusc.

p. 404 und dazu M. Hertz, Fleckeis. Jahrb. 101 (1870) p. 303 = Opusc. Gelliana, Berl. 1886, p. 211.

Stil des Asellio. Cic. de leg. 1, 2, 6 ecce successere huic (Antipatro) † belli (vgl. oben p. 274) Clodius, Asellio, nihil ad Coelium, sed potius ad antiquorum languorem et inscitiam. Fortleben des Asellio. Cicero ausgenommen citiert kein Autor vor der hadrianischen Zeit unseren Historiker; auch verdanken wir kein Fragment einem Historiker, sondern sämtliche Grammatikern und Antiquaren. Vgl. H. Peter, Hist. Rom. reliqu. 1 p. CCL. Litteratur. C. Nipperdey, Philol. 6 (1851) p. 134 Opusc., Berl. 1877, p. 403; W. Stelkens, Der röm. Geschichtschreiber Sempronius Asellio, Progr. Crefeld 1867; W. Eggert, Sempronius Asellio quem locum quamque vim inter historicos Romanos habuerit, Diss. Rostock 1869; C. Wachsmuth, Einl. in das Stud. der alten Gesch., Leipz. 1895, p. 656. Die Fragmente bei H. Peter, Hist. Rom. reliqu. 1 p. 178; Hist. Rom. fragm. p. 109.

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6. M. Aemilius Scaurus, Q. Lutatius Catulus, P. Rutilius Rufus. 73. Die Autobiographien und die Denkschriften. Zur Zeitgeschichte gehören auch die Autobiographie und die Denkschrift oder die politische Broschüre. Als Vorläufer dieser Gattung können wir den griechischen Brief betrachten, den der ältere P. Cornelius Scipio Africanus an den König Philipp von Makedonien über sein Verfahren im spanischen Kriege und vor Karthago richtete, und einen zweiten griechischen Brief, den P. Cornelius Scipio Nasica an irgend einen König über den letzten Feldzug gegen Perseus, an dem er sich beteiligt hatte, geschrieben. Die Gattung selbst begründete C. Gracchus; er hatte eine Schrift zur Verteidigung der gracchischen Politik geschrieben, die dem M. Pomponius gewidmet war; er erzählte darin von einem im Hause seines Vaters erschienenen Schlangenpaar und dessen merkwürdiger Deutung durch die Haruspices, wahrscheinlich handelte er darin auch von sich selbst. Zur vollen Entfaltung gelangte aber diese Litteraturgattung erst gegen das Ende unserer Periode durch die Bürgerkriege. In dieser Zeit der wilden Parteikämpfe hatten die Handelnden nur zu oft Anlass zu Rechtfertigungsschriften. Es treten uns drei Personen mit solchen Schriften entgegen, M. Aemilius Scaurus, Q. Lutatius Catulus und endlich P. Rutilius Rufus.

Allgemeine Litteratur. L. Wiese, Comment. de vitarum scriptoribus Romanis, Berl. 1840; W. H. D. Suringar, De Romanis autobiographis, Leiden 1846; C. Wachsmuth, Einl. in das Stud. der alten Gesch., Leipz. 1895, p. 205; A. F. West, Roman autobiography particularly Augustine's confessions, Princeton University 1901.

Zeugnis über die Autobiographien. Tacit. Agric. 1 ac plerique suam ipsi vitam narrare fiduciam potius morum quam adrogantiam arbitrati sunt, nec id Rutilio et Scauro citra fidem aut obtrectationi fuit.

Der Brief des älteren P. Cornelius Scipio Africanus an den König Philipp von Makedonien. Polyb. 10, 9, 3 . ... καὶ ταῦτα χωρὶς τῶν εἰκότων καὶ τῆς τῶν συμβεβιω κότων μαρτυρίας, καὶ διὰ τῆς ἐπιστολῆς τῆς πρὸς τὸν Φίλιππον αὐτοῦ τοῦ Ποπλίου σαφῶς ἐκτεθεικότος ότι τούτοις τοῖς ἐκλογισμοῖς χρησάμενος, οἷς ἡμεῖς ἀνώτερον ἐξελογισάμεθα, καθόλου τε τοῖς ἐν Ἰβηρίᾳ πράγμασιν ἐπιβάλοιτο καὶ κατὰ μέρος τῇ τῆς Καρχηδόνος πολιορκία.

Der Brief des P. Cornelius Scipio Nasica an einen König. Plutarch. Aemil. Paul. 15 ἡσθεὶς οὖν ὁ Αιμίλιος δίδωσιν αὐτοῖς (nämlich dem Scipio Nasica und dem Fabius Maximus bei der Aufstellung der Truppen) οὐχ ὅσους Πολύβιος εἴρηκεν, ἀλλ' όσους αὐτὸς ὁ Νασικάς λαβεῖν φησι, γεγραφῶς περὶ τῶν πράξεων τούτων (im Krieg mit Perseus) ἐπιστόLov пgós rivα tov Basilewv. Ueber P. Cornelius Scipio Nasica sagt Cic. Brutus 20, 79: P. etiam Scipionem Nasicam, qui est Corculum appellatus, qui item bis consul (162 und 155 v. Chr.) et censor fuit, habitum eloquentem aiunt, illius qui sacra acceperit filium. Cic. Cato maior 14, 50 quid de P. Licinii Crassi et pontificii et civilis iuris studio loquar? aut de huius P Scipionis, qui his paucis diebus pontifex maximus factus est? Als der nicht genannte König wird von W. Schwarze (Quibus fontibus Plutarchus in vita L. Aemilii Paulli usus sit, Diss. Leipz. 1891, p. 6) mit Heeren Eumenes (197-159 v. Chr.), von W. Soltau, P. Cornelius Scipio Nasica als Quelle Plutarchs (Hermes 31 (1896) p. 156 f.) Masinissa an

gesehen. Soltau (p. 158) nimmt weiter an, dass Juba die Mittelquelle für Plutarch war. H. Nissen, Krit. Untersuchungen über die Quellen des Livius in der 4. und 5. Dekade des Livius, Berl. 1863, p. 267; H. Peter, Hist. Rom. reliqu. 1 p. XLV Anm. 1.

Zeugnisse über die Schrift des C. Gracchus. a) Cic. de div. 1, 18, 36 Ti. Gracchus, P. f..... nonne, ut C. Gracchus, filius eius, scriptum reliquit, duobus anguibus domi comprehensis haruspices convocavit? Auf die Sache nimmt auch Cic. de div. 2, 29, 62 Bezug, wobei die Schrift genauer angegeben wird: C. Gracchus ad M Pomponium scripsit duobus anguibus domi conprehensis haruspices a patre convocatos. Dieser Pomponius war ein Anhänger des C. Gracchus; vgl. was Velleius 2, 6, 6 über den Tod des C. Gracchus sagt: quo die singularis Pomponi equitis Romani in Gracchum fides fuit, qui more Coclitis sustentatis in ponte hostibus eius, gladio se transfixit. Valer. Max. 4, 7, 2; [Aurel. Vict.] de vir. ill. 65, 5. β) Plutarch. Ti. Gracchus 8 ὁ δ' ἀδελφὸς αὐτοῦ Γάϊος ἔν τινι βιβλίῳ γέγραφεν εἰς Νομαντίαν πορευόμενον διὰ τῆς Τυῤῥηνίας τὸν Τιβέριον καὶ τὴν ἐρημίαν τῆς χώρας ὁρῶντα καὶ τοὺς γεωργοῦντας ἢ νέμοντας οἰκέτας ἐπεισάκτους καὶ βαρβάρους τότε πρῶτον ἐπὶ νοῦν βαλέσθαι τὴν μυρίων κακῶν ἄρξασαν αὐτοῖς πολιτείαν. Man hat bei Cicero an einen an Pomponius gerichteten Brief, bei Plutarch an eine Rede oder ebenfalls an einen Brief gedacht; vgl. H. Klapp, De vitarum Plutarchearum auctoribus Romanis part. I, Diss. Bonn 1862, p. 31; Eduard Meyer, Untersuchungen zur Gesch. der Gracchen, Halle 1894, p. 6 Anm. 5. Viel wahrscheinlicher ist die Ansicht, dass sowohl bei Cicero als bei Plutarch eine politische Broschüre des C. Gracchus gemeint sei, die er seinem Freunde Pomponius gewidmet habe; vgl. C. Nipperdey, Opusc., Berl. 1877, p. 99. Die Worte scriptum reliquit deuten doch sehr auf eine Schrift hin; vgl. auch H. Peter, Hist. Rom. reliqu. 1 p. CLXXXV; E. Schwartz, Gött. gel. Anz. 1896 p. 793. Die Fragmente bei H. Peter, Hist. Rom. eliqu. 1 (Leipz. 1870) p. 116; Hist. Rom. fragm., Leipz. 1883, p. 117.

1. M. Aemilius Scaurus. Aus verarmtem Geschlecht hat sich Scaurus, ein Hauptvertreter der aristokratischen Partei, durch Klugheit und Schlauheit zu den höchsten Stellen emporgehoben; im Jahre 115 v. Chr. gelangte er zum Konsulat, 109 zur Censur. Er hielt sich nicht frei von der Bestechlichkeit des Adels in der damaligen Zeit, aber er verstand es, seine Hand aus dem Spiel zu ziehen, sobald es gefährlich erschien. Auch suchte er in seinem äusseren Auftreten Proben von der altrömischen Virtus zu geben: seinen Sohn, der sich im Krieg feige benommen hatte, behandelte er so hart, dass sich dieser das Leben nahm; als Konsul brachte er dem Prätor P. Decius, der vor ihm nicht aufstand, die äussere Würde seines Amtes zur Geltung. Als Varius mit der Anschuldigung gegen ihn auftrat, die Bundesgenossen aufgewiegelt zu haben, warf der selbstbewusste Mann die Anklage durch die Frage nieder: Wem glaubt ihr, dem Princeps des Senats oder dem Volkstribunen Varius? Auch seine Reden erhielten durch die Autorität seiner Persönlichkeit ihre Bedeutung; sie waren mehr im Senat als vor Gericht an ihrem Platze. Gegen Ende seines bewegten Lebens schrieb er eine Autobiographie in drei Büchern, welche wohl das Ziel verfolgte, sein oft sehr bedenkliches staatsmännisches Wirken zu rechtfertigen; sie war dem L. Fufidius gewidmet. Zur Zeit Ciceros fand die Schrift keine Leser mehr in der Gesellschaft; in gelehrten Kreisen lebte sie doch noch fort. Charisius und Diomedes, die vermutlich aus Julius Romanus schöpften, und wahrscheinlich Asconius benutzten das Werk; die Autoren Valerius Maximus und Ps.-Frontin kennen es. Das Kapitel über Scaurus in der Schrift de viris illustribus wird höchst wahrscheinlich in letzter Linie auf die Selbstbiographie zurückgehen.

Das Leben des M. Aemilius Scaurus. a) Der Name. CIL 12 p. 49 heisst er M. Aemilius M. f. L. n. Scaurus. P) Geburts- und Todesjahr. Geboren war er 162 v. Chr., was sich daraus ergibt, dass er, als Varius ihn im Jahre 90 beschuldigte, die Bundesgenossen zum Krieg aufgereizt zu haben, 72 Jahre alt war; vgl. Asconius p. 20, 1 K.-Sch. Sein Tod muss bald nach dieser Anklage erfolgt sein; denn 88 verheiratete sich seine Witwe Caecilia mit Sulla; vgl. Plutarch. Sulla 6. 7) Amtliche Laufbahn. [Aurel. Vict.] de

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