Immagini della pagina
PDF
ePub

Jurisprudenz war, das neue Recht mit dem geschriebenen durch Interpretation im Einklang zu erhalten, für den neuen Rechtsstoff das Fundament im alten Gesetz nachzuweisen. Durch diese Tätigkeit wurde das jeweils gültige Recht festgestellt; es geschah dies in der Regel durch die Form des Rechtsbescheids, des Responsum, das Ti. Coruncanius (§ 17) zuerst öffentlich erteilte. Endlich musste der Jurist im Einklang mit dem Gesetz Formularien für die Rechtsgeschäfte entwerfen und die Klageformen zusammenstellen. Es war an der Zeit, das zerstreute Material auf dem Gebiete des Rechts zu sammeln und einmal in einen Ueberblick zu bringen. Dieser Aufgabe unterzog sich Sex. Aelius Paetus (Cos. 198), der wegen seiner grossen Rechtskenntnis Catus, „der Schlaue", zubenannt wurde und den Ennius in seinen Annalen als ausgezeichnet begabten Mann feiert. Er schrieb ein Werk mit dem Titel „Tripertita", welches man als die Wiege des Rechts pries und das in der Tat einen Wendepunkt in der Geschichte des römischen Rechts darstellt. Aelius Paetus hatte sich nämlich die Aufgabe gestellt, an der Hand des XII Tafelgesetzes die Interpretatio, d. h. das aus den XII Tafeln durch eine weitherzige Erklärung abgeleitete moderne Recht, und im Anschluss hieran die Klageformeln zu entwickeln; so bekam er die dreifache Gliederung: lex, interpretatio, legis actio. Es ist eine Streitfrage, ob von diesen drei Teilen jeder für sich selbständig war oder ob sie, indem Gesetz für Gesetz durchgegangen wurde, miteinander vereinigt waren; da zu „Tripertita" wohl commentaria" zu ergänzen ist und „Tripertita“ demnach „Dreiteilige Erörterungen" bedeutet, wird die letzte Alternative die wahrscheinlichere sein. Das Volk scheint dieses Buch nach der Analogie des Jus Flavianum Jus Aelianum genannt zu haben. Ein eigenes Werk mit diesem Titel neben den „Tripertita" anzunehmen, erscheint untunlich. Es zirkulierten im Altertum noch drei Werke unter dem Namen des Sex. Aelius Paetus; allein sie wurden schon damals als apokryphe angesehen.

[ocr errors]

L. Acilius. a) Cic. Lael. 2, 6 sagt Fannius: scimus L. Acilium apud patres nostros appellatum esse sapientem quia prudens esse in iure civili putabatur. Die Worte apud patres nostros beweisen, dass Acilius einer früheren Epoche angehörte als Fannius, welcher in der Gracchenzeit lebte (§ 71, 6). Da an unserer Stelle Acilius dem M. Porcius Cato gegenübergestellt wird, wird er wohl Zeitgenosse desselben sein. Cic. de leg. 2, 23, 59 mulieres genas ne radunto neve lessum funeris ergo habento. hoc veteres interpretes Sex. Aelius, L. Acilius non satis se intellegere dixerunt. 8) Pomponius dig. 1, 2, 2, 38 nennt den Rechtsgelehrten P. Atilius; dass er unseren L. Acilius meint, geht aus den nachfolgenden Worten hervor: Atilius primus a populo Sapiens appellatus est. Die Abweichungen des Pomponius können der Autorität Ciceros gegenüber nicht in die Wagschale fallen. P. Jörs, Röm. Rechtswissenschaft zur Zeit der Republik 1 (Berl. 1888) p. 247.

Biographisches über Sex. Aelius Paetus. In den fasti Capitolini finden wir als Konsul des Jahres 198: Sex. Allius Q. f. P. n. Paitus Catus. Censor 194 (CIL 12 p. 25); als solcher wies er mit seinem Kollegen C. Cornelius Cethegus den Senatoren eigene Sitze bei den ludi Romani an; vgl. Liv. 34, 44, 5. Cic. Cato maior 9, 27 wird er unter denen aufgezählt, quorum usque ad extremum spiritum est provecta prudentia. Ueber seine allgemeine Bildung vgl. Cic. de or. 3, 33, 133. E. Klebs, Pauly-Wissowas Realencycl. Bd. 1 Sp. 527.

Die juristische Schriftstellerei des Aelius. «) Die Tripertita. Pomponius dig. 1, 2, 2, 38 exstat illius (scil. Aelii) liber qui inscribitur 'tripertita', qui liber veluti cunabula iuris continet; tripertita autem dicitur, quoniam lege duodecim tabularum praeposita iungitur interpretatio, deinde subtexitur legis actio. ) Apokryphe Schriften. Eiusdem esse tres alii libri referuntur, quos tamen quidam negant eiusdem esse: hos sectatus ad aliquid est Cato (Huschke: sed hos sectati ad aliquid Aelii Cati; vgl. dagegen

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VIII, 1. 3. Aufl.

22

R. Schöll, Legis XII tab. reliqu. p. 24 Anm. 1; Jörs p. 110 Anm. 1). y) Jus Aelianum. Pomponius dig. 1, 2, 2, 7 (nach Darlegung des ius civile Flavianum) augescente civitate quia deerant quaedam genera agendi, non post multum temporis spatium Sextus Aelius alias actiones composuit et librum populo dedit, qui appellatur ius Aelianum. Die wenigen Fragmente bei Bremer p. 15.

[ocr errors]

Die Struktur der Tripertita. a) Die Dreiteilung wird so verstanden, dass zuerst die einzelne lex der XII Tafeln gegeben wurde und daran die Interpretation und endlich die Erörterung über die betreffende legis actio sich anschloss. Nach dieser Ansicht wäre das Werk Tripertita genannt worden, weil alle Erörterungen in drei Schichten erschienen. 8) Die Dreiteilung wird so aufgefasst, dass das Werk in drei voneinander getrennte Teile zerfiel: 1. in den Text der XII Tafeln, 2. in die Interpretatio, 3. in die legis actiones. Wenn hierbei von Krüger 1. c. und Jörs p. 105 angenommen wird, dass mit dem Text der XII Tafeln zugleich die Erläuterung verbunden war und dem zweiten Teil nur die Interpretatio, soweit die Fortbildung des Rechts in Frage kommt, zugewiesen wurde, so ist mit Recht dagegen eingewendet worden, dass eine solche Scheidung nicht möglich ist; vgl. Lenel 1. c. und Th. Kipp, Gesch. der Quellen des röm. Rechts, Leipz.2 1903, p. 90 Anm. 10. Für die erste Annahme scheint der Titel zu sprechen; denn da Cic. de or. 1, 56, 240 von L. Crassus sagt: illum .... ad auctores confugisse et id, quod ipse diceret, et in P. Mucii fratris sui libris et in Sex. Aelii commentariis scriptum protulisse, werden wir Tripertita mit Ergänzung von 'commentaria' aufzufassen und demnach mit Dreiteilige Erörterungen zu übersetzen haben; möglicherweise könnte Tripertita mit Ergänzung von 'lex' als Femininum gedeutet werden. In beiden Fällen aber spricht der Titel für die Wahrscheinlichkeit der ersten Ansicht. Gegen den Versuch Voigts, das Aelius-System zu rekonstruieren, vgl. Jörs p. 108 Anm. 2.

Das Verhältnis der Tripertita und des Jus Aelianum zueinander. a) Die beiden Werke sind verschieden. Diesen Satz hat zuerst E. Huschke (Zeitschr. für geschichtl. Rechtswissensch. 15 (1850) p. 178) ausgesprochen; ihm folgten A. F. Rudorff, Röm. Rechtsgesch. 1 (Leipzig 1857) p. 158, p. 263; P. Krüger, Gesch. der Quellen des röm. Rechts, Leipz. 1888, p. 54; P. Jörs, Röm. Rechtswissenschaft 1 p. 103 Anm. 1. 8) Die beiden Werke sind identisch. Diese ältere Ansicht wird geteilt von R. Schöll, Legis XII tabularum reliquiae, Leipz. 1866, p. 22; O. Karlowa, Röm. Rechtsgesch. 1 (Leipz. 1885) p. 476; O. Lenel, Das Sabinussystem (Festgabe für R. v. Jhering, Strassb. 1892, p. 9 Anm. 2); F. P. Bremer, Jurisprudentiae antehadrianae quae supersunt 1 (Leipz. 1896) p. 15. Auch mir scheint die letztere Ansicht die richtige zu sein, da aus § 38 hervorgeht, dass Pomponius nur ein echtes Werk, die Tripertita, von Aelius kennt, und die legis actiones doch auch in diesem ihren Platz gefunden hatten; 'Jus Aelianum' ist ein nicht von dem Verfasser, sondern von dem Publikum nach Analogie von 'Jus Flavianum' gemachter Titel.

Zur Charakteristik des Aelius. Ennius annal. 10, 331 Vahlen egregie cordatus homo catus Aelius Sextus (Cic. de rep. 1, 18, 30; de or. 1, 45, 198; Tusc. 1, 9, 18; Varro de lingua lat. 7, 46). Cic. Brutus 20, 78 Sex. Aelius iuris quidem civilis omnium peritissimus, sed etiam ad dicendum paratus. De or. 1, 48, 212 sin quaereretur quisnam iuris consultus vere nominaretur, eum dicerem. qui legum et consuetudinis eius, qua privati in civitate uterentur, et ad respondendum et ad agendum et ad cavendum peritus esset, et ex eo genere Sex. Aelium, M'. Manilium, P. Mucium nominarem. 1,43, 193 quem haec Aeliana (so Madvig statt des überlieferten aliena) studia delectant, plurima est et in omni iure civili et in pontificum libris et in XII tabulis antiquitatis effigies, quod et verborum vetustas prisca cognoscitur et actionum genera quaedam maiorum consuetudinem vitamque declarant. Dass sich die Aeliana studia nicht auf den Philologen Aelius Stilo, sondern auf unseren Juristen Aelius beziehen, hat M. Voigt, Ueber das Aelius- und Sabinus-System etc. (Abh. der sächs. Ges. der Wissensch. 17, philol.-hist. Kl. 7 (1879) p. 324) dargetan; vgl. auch Jörs p. 105 Anm. 1.

79. Regularjurisprudenz. Nach der umfassenden Bearbeitung des Rechts in den „Tripertita" warf sich die Jurisprudenz mit gesteigerter Kraft auf Einzelheiten des Rechts; diese Arbeit spiegelt sich ab in der juristischen Kontroverse und hat zum Ziel die Rechtsregel. Gelegenheit boten dazu die Disputationen bei Erteilung der Rechtsbescheide und beim Rechtsunterrichte. Im Gebiete dieser Tätigkeit tritt uns M. Porcius Cato Licinianus, der Sohn des Cato Censorius, mit einem Werke entgegen, das mindestens aus 15 Büchern bestand. Gellius rühmt sehr diese Leistung; ob die Worte de iuris disciplina", mit denen er Catos Werk bezeichnete, auch den Titel desselben darstellen, ist nicht sicher. Aus

[ocr errors]

dieser Schrift wird wohl die „regula Catoniana" stammen, die also lautet: „Ein Legat, welches unwirksam wäre, wenn der Testator sofort nach der Testamentserrichtung stürbe, bleibt unwirksam, wenn auch der Tod erst später erfolgt." Es ist klar, dass solche Regeln für die theoretische Ausbildung des Rechts von der grössten Bedeutung sein mussten. An die Catonen reiht Pomponius die drei Juristen P. Mucius, Brutus und Manilius; er spricht von ihnen als Begründern des Rechts. Wir werden nicht irren, wenn wir auch diesen Männern die erfolgreiche Behandlung juristischer Kontroversen und Auffindung juristischer Regeln zuschreiben. Oefters werden Kontroversen erwähnt, die von diesen Juristen behandelt wurden. Im einzelnen ist über ihre Schriftstellerei noch folgendes zu bemerken: P. Mucius Scaevola (Cos. 133), derselbe, dem wir wahrscheinlich die Redaktion der Annalen in Buchform verdanken, schrieb 10 Bücher juristischen Inhalts. Er war ein starrer Jurist, und ein Gegner warf ihm vor, dass er lieber das römische Reich zusammenbrechen lasse, als das Recht preisgebe. Dem M. Junius Brutus legt Cicero drei Bücher über das Civilrecht bei, während die Pandekten von sieben Büchern berichten. Dass aber nur drei Bücher echt seien, bemerkt Cicero ausdrücklich mit Berufung auf das Zeugnis des Scaevola. Diese Schrift hat noch eine ganz besondere litterarische Bedeutung; sie ist die erste dialogische Darstellung des Rechts und, soweit wir sehen können, die erste dialogische Darstellung in der römischen Prosa überhaupt. Aus den Mitteilungen Ciceros erkennen wir, dass jedes der drei Bücher einen verschiedenen Schauplatz hatte, das erste Privernum, das zweite Albanum, das dritte Tibur. Von M'. Manilius (Cos. 149), der von Cicero als Teilnehmer an dem Gespräch über den Staat" eingeführt wird, gab es zwei Werke: das eine mit dem Titel Monumenta stellte die angeblichen Gesetze des Königs Numa zusammen und erörterte ihren Inhalt; das andere mit dem Titel Actiones war für das bürgerliche Leben bestimmt; es enthielt, wie wir aus Varro sehen, Verkaufsformulare. Auch der bereits früher besprochene P. Rutilius Rufus war nicht ohne Erfolg in der Rechtswissenschaft tätig.

[ocr errors]

M. Porcius Cato Licinianus. † um 152 als designierter Prätor (vgl. oben p. 246). Ueber ihn handelt am ausführlichsten P. Jörs, Röm. Rechtswissenschaft zur Zeit der Republik 1 (Berl. 1888) p. 283, der hierbei auch das Wesen der Regularjurisprudenz klargelegt.

Die juristische Schriftstellerei des M. Cato Licinianus. Gellius 13, 20 (19), 9 ex maiore Catonis filio, qui praetor designatus patre vivo mortuus est et egregios de iuris disciplina (vgl. Th. Mommsen, Röm. Gesch. 26 p. 458 Anm. und dagegen Jörs p. 289 Anm. 4, p. 312 Anm. 2) libros reliquit etc. Auf dieses Werk werden wir beziehen Paulus dig. 45, 1, 4, 1 Cato libro quinto decimo scribit. · Die Fragmente bei F. P. Bremer, Juris

prudentiae antehadrianae quae supersunt 1 (Leipz. 1896) p. 19.

Der ältere und der jüngere Cato als Rechtsgelehrte. Pomponius dig. 1, 2, 2, 38 deinde M. Cato princeps Porciae familiae, cuius et libri exstant; sed plurimi filii eius, ex quibus ceteri oriuntur (Mommsen: ordiuntur); über die Stelle vgl. Jörs p. 308 Anm. 1, der durch den Relativsatz den Gedanken ausgedrückt finden will, dass die späteren Juristen von den Schriften des jüngeren Cato ihren Ausgang nahmen". Das juristische Eigentum beider Catonen ist schwer voneinander zu scheiden. Im Corpus erscheint Cato dig. 24, 3. 44 pr.; 45, 1, 4, 1; 50, 16, 98, 1; 21, 1, 10, 1; 34, 7, 1 pr.; Inst. 1, 11, 12. Von diesen Stellen glaubt Jörs p. 290 Anm. 1, dass dig. 45, 1, 4, 1; 34, 7, 1 pr. sicher, Inst. 1, 11, 12; dig. 21, 1, 10, 1 wahrscheinlich dem jüngeren Cato angehören. Es bleiben noch zwei Stellen übrig: Festus p. 154 O. M. sic refert (über den Namen mundus) Cato in commentariis iuris civilis. Für den Vater wird hier geltend gemacht, dass Festus im Vorausgehenden mehrere Frag

[ocr errors]

mente des Cato Censorius beibringt und auch eines von dessen Neffen, den er aber ausdrücklich als solchen bezeichnet; man müsste daher auch, wenn die Commentarii dem Sohne gehörten, eine ausdrückliche Bezeichnung desselben erwarten; vgl. H. Jordan in seiner Fragmentsammlung p. CV. Cic. de or. 2, 33, 142 video in Catonis et in Bruti libris nominatim fere referri, quid alicui de iure viro aut mulieri responderit; credo, ut putaremus in hominibus, non in re consultationis aut dubitationis causam aliquam fuisse. Hier wird für den Vater angeführt, dass Cicero sonst niemals des jüngeren Cato Schriften erwähnt, ja ihn überhaupt nirgends als Juristen nennt, während beides bezüglich des älteren Cato wiederholt geschieht" (Jörs p. 311 Anm. 2); eine sichere Entscheidung ist nicht möglich. Die regula Catoniana. Dig. 34, 7, 1 pr. (Celsus libro trigesimo quinto digestorum) Catoniana regula sic definit, quod, si testamenti facti tempore decessisset testator, inutile foret, id legatum quandocumque decesserit, non valere. Dass die regula von dem Sohne ihren Namen hat, ist wahrscheinlich; es liegt kein Grund vor, mit Bremer p. 20 anzunehmen, dass die Regel nicht von Cato selbst formuliert sei, sondern aus einem Rechtsbescheid von ihm durch einen anderen. Ueber die Regel vgl. Jörs p. 290, p. 303 und H. Fraenkel, Die Regula Catoniana, Diss. Berl. 1897.

Die drei Begründer des bürgerlichen Rechts. Pomponius dig. 1, 2, 2, 39 post hos (nach den Catonen) fuerunt P. Mucius et Brutus et Manilius, qui fundaverunt ius civile. ex his P. Mucius etiam decem libellos reliquit, Brutus septem, Manilius tres: et extant volumina scripta Manilii monumenta. illi duo consulares fuerunt, Brutus praetorius, P. autem Mucius etiam pontifex maximus. Da Cicero (vgl. unten) nur drei echte Bücher des Brutus kennt, hat man vorgeschlagen, Brutus und Manilius ihre Stellen vertauschen zu lassen, wodurch dann auch illi duo seine klare Beziehung erhält. Ueber die Bedeutung des fundare ius civile vgl. O. Karlowa, Röm. Rechtsgesch. 1 (Leipz. 1885) p. 476. Cic. de fin. 1, 4, 12 an, partus ancillae sitne in fructu habendus, disseretur inter principes civitatis, P. Scaevolam, M.'que Manilium, ab iisque M. Brutus dissentiet? Ueber eine andere von den drei Gelehrten erörterte Kontroverse vgl. Gellius 17, 7, 3. Cic. epist. ad fam. 7, 22 ut scires id, quod tu neminem sensisse dicebas, Sex. Aelium, M.' Manilium, M. Brutum sensisse. 7, 10, 2 idem Mucio et Manilio placebat. Dig. 41, 2, 3, 3 Brutus et Manilius putant. 49, 15, 4 an qui hostibus deditus reversus nec a nobis receptus civis Romanus sit, inter Brutum et Scaevolam varie tractatum est.

P. Mucius Scaevola. Cos. 133. Wahrscheinlich geht auf ihn die litterarische Bearbeitung der Annalen zurück, da die amtlichen nur bis zu seinem Pontifikat (um 123) reichten (vgl. § 14). Als der Senat ein bewaffnetes Einschreiten gegen Ti. Gracchus verlangte, lehnte das P. Mucius Scaevola, der damals Konsul war, ab: Val. Max. 3, 2, 17 tum Scipio Nasica 'quoniam' inquit 'consul, dum iuris ordinem sequitur, id agit ut cum omnibus legibus Romanum imperium corruat, egomet me privatus voluntati vestrae ducem offero'. Von ihm und seinem Sohn, dem berühmten Juristen Q. Mucius Scaevola, sagt Cic. de leg. 2, 19, 47: pontifices ambo et eidem iuris peritissimi! 'saepe', inquit Publii filius, 'ex patre audivi pontificem bonum neminem esse, nisi qui ius civile cognosset'. Auf seine juristische Schrift weist hin Cic. de or. 1, 56, 240: (Crassum) id, quod ipse diceret, et in P. Mucii fratris sui libris et in Sex. Aelii commentariis scriptum protulisse. Cicero geht öfters auf seine Ansichten ein; vgl. top. 4, 24; de domo sua 53, 136; de leg. 2, 22, 57; 2, 21, 52; 2, 20, 50. Ueber seine Beredsamkeit sagt Cic. Brutus 28, 108: P. Scaevola valde prudenter et acute; paulo etiam copiosius nec multo minus prudenter M.' Manilius (latine loqui putabatur). Sein Bruder war P. Licinius Crassus Dives Mucianus, adoptiert von P. Crassus. Cos. 131. Cic. Brutus 26, 98 nennt ihn einen valde probatus orator und äussert sich weiterhin: cum esset P. Muci filius fratremque haberet P. Scaevolam, domi ius civile cognoverat. in eo industriam constat summam fuisse maximamque gratiam, cum et consuleretur plurimum et diceret. Auch Pomponius dig. 1, 2, 2, 40 führt ihn an, aber mit dem falschen Vornamen L. Cic. de or. 1, 37, 170 P. Crassum illum Divitem, et multis aliis rebus elegantem hominem et ornatum et praecipue in hoc efferendum et laudandum puto, quod, cum P. Scaevolae frater esset, solitus est ei persaepe dicere, neque illum in iure civili satis facere posse, nisi dicendi copiam adsumpsisset

neque se ante causas amicorum tractare atque agere coepisse, quam ius civile didicisset. Gellius 1, 13, 10 is Crassus.. traditur habuisse quinque rerum bonarum maxima et praecipua: quod esset ditissimus, quod nobilissimus, quod eloquentissimus, quod iurisconsultissimus, quod pontifex maximus. Die Fragmente bei Bremer p. 32.

M. Junius Brutus. Cic. Brutus 34, 130 nennt ihn optimum virum et iuris peritissimum und de off. 2, 14, 50 sagt er von ihm: iuris civilis in primis peritus fuit.

Sein Werk. 1. Die Zahl der Bücher wird von Pomponius auf 7 angegeben; dieser Angabe steht gegenüber Cic. de or. 2, 55, 224: ex libro tertio, in quo finem scribendi fecit (tot enim, ut audivi Scaevolam dicere, sunt veri Bruti libri); vgl. oben. 2. Die dialogische Einkleidung des Werkes erhellt aus den Einleitungsworten der drei Bücher bei Cic. pro Cluentio 51, 141 (vgl. de or. 2, 55, 224). Buch 1: forte evenit, ut ruri in Privernati essemus ego

et Brutus filius; Buch 2: in Albano eramus ego et Brutus filius; Buch 3: in Tiburti forte cum adsedissemus ego et Brutus filius. Vgl. auch Quintil. 6, 3, 44. R. Hirzel, Der Dialog 1 (Leipz. 1895) p. 428. Ueber die Art und Weise, wie sich Crassus durch Vorlesung dieser Eingangsworte an dem Sohn M. Junius Brutus rächte, vgl. oben p. 321. Ueber eine Eigentümlichkeit in den Responsa des Brutus vgl. oben den Passus Der ältere und der jüngere Cato als Rechtsgelehrte". Die Fragmente bei Bremer p. 22.

[ocr errors]

M'. Manilius. Cos. 149. Cic. de rep. 1, 12, 18 führt ihn ein mit den Worten: vir prudens omnibusque illis et iucundus et carus, M.' Manilius. Cic. de or. 3, 33, 133 M'. Manilium nos etiam vidimus transverso ambulantem foro; quod erat insigne eum, qui id faceret, facere civibus suis omnibus consilii sui copiam. Ueber seine Beredsamkeit vgl. unter P. Mucius Scaevola.

Die juristische Schriftstellerei des M'. Manilius. «) Die Monumenta. Die Worte et extant volumina scripta Manilii monumenta sind verdorben, Mommsen tilgte monumenta; es ist aber wahrscheinlich mit Pernice zu lesen: et extant volumina Manilii inscripta (so auch Ferrini) monumenta. O. Hirschfeld, Die Monumenta des Manilius und das Jus Papirianum (Sitzungsber. der Berl. Akad. der Wissensch. 1903 p. 3) erblickt einen Hinweis auf diese Monumenta in den Worten des jüngeren Scipio (Cic. de rep. 2, 14, 26): idemque Pompiliùs .... animos propositis legibus his, quas in monumentis habemus, ardentis consuetudine et cupiditate bellandi religionum caerimoniis mitigavit. Dieser Hinweis sei um so einleuchtender, als M'. Manilius sich an dem Gespräche über den Staat selbst beteilige. Auch in dem Satz (5, 2, 3), wo von Numa gesagt wird, dass er auch legum scriptor gewesen sei, quas scitis extare, sei eine Hindeutung auf das Werk des Manilius gegeben. Den Inhalt der Monumenta des Manilius bildeten also Gesetze Numas, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass auch andere Dokumente, ja selbst wissenschaftliche Erörterungen in dieses Werk aufgenommen worden sind" (Hirschfeld p. 5). Diesem Werke weist Hirschfeld auch zu Festus p. 334 O. M. (über die Abschaffung der Menschenopfer in Rom durch Hercules) und Arnobius adv. nat. 3, 38 (Deutung der dei novensiles), während Bremer (p. 107) sie einen Werke „De iure sacro" zuteilt, dessen Verfasser vielleicht der zu Sullas Zeit lebende L. Manlius sei. Ueber das Verhältnis dieser Monumenta

Manilii zum Jus Papirianum vgl. § 16. ) Die Actiones. Varro r. r. 2, 5, 11 qui Manili (überliefert Mamili) actiones secuntur. 2, 3, 5 Manilius (überliefert Mamilibus) scriptum reliquit sic. 2, 7, 6 ut in Manili (überliefert Mamili) actionibus sunt perscripta. Es handelt sich hier um Verkaufsformulare; vgl. auch Varro de lingua lat. 7, 105 nexum Manilius (überliefert Mamilius) scribit, omne quod per libram et aes geritur, in quo sint mancipia. Cic. de or. 1, 58, 246 Manilianas venalium vendendorum leges. Die Fragmente bei Bremer p. 25.

Ueber P. Rutilius Rufus als Juristen vgl. oben § 73, 3. Ueber Sex. Pompeius vgl. § 74, 3 p. 305.

80. Systematisches Recht. Einen grossen Einschnitt in der Entwicklung der Jurisprudenz bildet das litterarische Schaffen des Q. Mucius Scaevola (Cos. 95, † 82), des Sohnes des obengenannten P. Mucius Scaevola. Von seinem gleichnamigen Oheim, der als Respondent sich grosser Beliebtheit und Berühmtheit erfreute und aus dessen Rechtskenntnis Cicero Belehrung schöpfte, wird er dadurch unterschieden, dass er Pontifex maximus zubenannt wurde, während sein Oheim den Beinamen Augur führte. Wir kennen den Pontifex bereits als Redner aus dem Prozess des M'. Curius, in dem er sich sehr an den Buchstaben des Gesetzes anklammerte (p. 321). Noch in einer anderen sehr berühmt gewordenen Rede trat er auf; er verteidigte nämlich den P. Rutilius Rufus (§ 73, 3), den er in seiner Provinz Asia als Legaten bei sich hatte, d. h. er verteidigte seine eigene durch ihre Unbestechlichkeit ausgezeichnete Verwaltung. Scaevola fasste den Gedanken, den bis dahin in den Formelsammlungen, Rechtsbescheiden, Kontroversen, Regeln zerstreut vorliegenden Rechtsstoff in ein System zu bringen; er ging daher nicht von dem Gesetz, sondern von den einzelnen Rechtsgebilden aus, die er in ihre verschiedene Unterarten zu zerlegen suchte; diese Resultate seiner Arbeit legte er in einem 18 Bücher umfassenden Werke nieder. Um an eine

« IndietroContinua »