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Ueber Velius Longus Gramm. lat. 7 p. 74, 19 oriens consul magistrum populi dicat als ein Fragment eines commentarius consularis vgl. A. Reifferscheid, Rhein. Mus. 15 (1860) p. 627; Th. Mommsen, Röm. Staatsrecht 13 (Leipz. 1887) p. 6 Anm. und dagegen Premerstein Sp. 732.

Das Verhältnis der libri und commentarii. Lange Zeit hatte man angenommen, dass libri und commentarii (der Priesterschaften) sich in der Weise unterscheiden, dass die libri die Bücher bezeichnen, welche die Vorschriften für die Ausübung des Amtes enthalten, commentarii dagegen die Aufzeichnungen über die Amtshandlungen selbst (vgl. z. B. E. Hübner, Fleckeis. Jahrb. 79 p. 407; H. Peter, Hist. Rom. reliquiae 1 p. IV). Dieser Unterschied wird aber von den Schriftstellern nicht durchgängig beobachtet, wie nach dem Vorgange A. Reifferscheids (Bursians Jahresber. 23 (1880) p. 274) P. Preibisch, Quaest. de libris pontificiis p. 4 und P. Regell, De aug. publ. libris p. 30 dargelegt haben. So wird z. B. Plin. n. h. 18, 14 eine Vorschrift des Auguraldienstes (augurio canario agendo dies constituantur etc.) ausdrücklich als aus den commentarii der pontifices entnommen dargestellt. Unrichtig ist es aber, wenn Th. Mommsen die commentarii schlechtweg als Schemata (Röm. Staatsrecht 2 p. 12 Anm. 3) oder als Amtsinstruktionen auffasst; vgl. dagegen Premerstein Sp. 747. In den sog. commentarii isagogici liegen allerdings solche Amtsanweisungen vor; vgl. Gellius 14, 7, wo erzählt wird, dass, ehe Cn. Pompeius das Konsulat antrat, er M. Varronem, familiarem suum, rogavit, uti commentarium faceret ɛioαywyızóv sic enim Varro ipse appellat, ex quo disceret, quid facere dicereque deberet, cum senatum consuleret. Allein diese Commentare sind Privatarbeiten. Festzuhalten ist, dass es ursprünglich nur ein Amtsjournal gab; hätte es von vornherein normierende und registrierende Amtsbücher gegeben, so würden das Jus Flavianum und Papirianum keine Bearbeitungen, sondern Kopien sein.

Das Verhältnis der acta und commentarii. Ueber den Unterschied zwischen acta und commentarii vgl. H. Peter, Die geschichtl. Litt. über die röm. Kaiserzeit bis Theodosius I. und ihre Quellen 1 (Leipz. 1897) p. 205: „Acta' bedeutet sowohl die Amtshandlungen selbst als auch die Aufzeichnungen von solchen und berührt sich in letzterem Sinne mit 'Commentarii', so jedoch, dass jenes mehr die Absicht hervortreten lässt, das Verhandelte rechtlich zu fixieren und gegen Zweifel zu schützen, dies gemäss seiner Ableitung die Niederschrift namentlich als Material für die Zukunft erscheinen lässt." Dieser Bemerkung muss noch hinzugefügt werden, dass die commentarii auch fremde Aktenstücke in sich aufnehmen können; doch werden bei den Schriftstellern die beiden Ausdrücke unterschiedslos gebraucht, so dass Th. Mommsen den Unterschied ganz leugnet; vgl. Röm. Staatsrecht 3 p. 1019 Anm. 1: „Ein sachlicher Unterschied zwischen den commentarii, den,Aufzeichnungen' und den acta, den,Amtshandlungen' ist nicht zu finden, wie denn auch das griechische noμvýjμara technisch beiden entspricht. In Beziehung auf den Senat braucht die erstere Bezeichnung Tacitus (ann. 15, 74 reperio in commentariis senatus Cerialem Anicium consulem designatum pro sententia dixisse), die zweite Sueton und die Späteren ausschliesslich In ähnlicher Weise werden die über die hauptstädtischen Vorgänge in Tageblattform in Umlauf gesetzten Berichte in der ciceronischen Zeit bald commentarii rerum urbanarum, bald acta rerum urbanarum genannt, während späterhin die letztere Benennung allein gebraucht wird.“

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Das commentarium vetus des Quaestor M. Sergius. Varro de lingua lat. 6, 90 circum moeros mitti solitum quo modo inliceret populum in eum [locum,] unde vocare posset ad contionem, non solum ad consules et censores, sed etiam quaestores, commentarium indicat vetus anquisitionis M. Sergii Mani filii quaestoris, qui capitis accusavit Trogum; in quo sic est ... in eodem commentario anquisitionis ad extremum scriptum caput edicti hoc est. Aus der Darstellung Varros lernen wir, dass der Quaestor M. Sergius die genauen Vorschriften, die ihm von den Konsuln für die Vornahme der Voruntersuchung gegen T. Quintius Trogus gegeben wurden, in sein commentarium eingetragen hat.

Commentarien aus der Kaiserzeit. Ueber die Einrichtung der Commentarien, welche die Priesterschaften führten, geben uns die Aufzeichnungen über die Saecularfeiern vom Jahre 17 v. Chr. unter Augustus und vom Jahre 204 n. Chr. unter Septimius Severus deutlichen Aufschluss. Die erste findet sich CIL 6, 32323 Ephem. epigr. 8 p. 229, abgekürzt auch bei H. Dessau, Inscriptiones lat. selectae vol. 2 pars 1 (Berl. 1902) p. 282, die zweite CIL 6, 32327 Ephem. epigr. 8 p. 278, abgekürzt auch bei Dessau p. 287. Die erste Aufzeichnung wird als commentarium ludorum eorum angeführt, die zweite trägt die Ueberschrift: commentarium ludorum saecularium septimorum qui facti sunt etc. Sehr wichtig für die Beurteilung des antiken Commentars ist der Auszug aus dem Amtsjournal (commentarium cottidianum municipi Caeritum) vom Jahre 113 n. Chr. (CIL 11, 3614), weil er uns zeigt, dass auch einlaufende Aktenstücke in dasselbe eingetragen wurden. Sehr belehrend ist auch, was U. Wilcken (Philol. 53 (1894) p. 80) über das Tagebuch des Strategen für den Gau von Omboi und Elephantine aus dem Jahre 223 n. Chr. in trefflicher

Weise auseinandergesetzt hat; über die caeritische Inschrift vgl. Wilcken p. 110. Den Commentarien entsprechen die griechischen vnoμvηuatioμoi (vgl. Wilcken p. 104).

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Indigitamenta. Censorin. de die nat. 3, 2 eundem esse Genium et Larem multi veteres memoriae prodiderunt, in quis etiam Granius Flaccus in libro quem ad Caesarem de indigitamentis scriptum reliquit. 3, 4 sunt dei complures hominum vitam pro sua quisque portione adminiculantes, quos volentem cognoscere indigitamentorum libri satis edocebunt. Serv. zu Verg. georg. 1, 21 nomina haec numinum in indigitamentis inveniuntur, id est in libris pontificalibus, qui et nomina deorum et rationes ipsorum nominum continent, quae etiam Varro dicit. nam nomina numinibus ex officiis constat inposita, verbi causa ut ab occatione deus Occator dicatur, a sarritione Sarritor, a stercoratione Sterculinius, a satione Sator. Der Zusammenhang der Worte indigitamentum und indigitare mit den dii indigites ist wohl unleugbar. Die dii indigites sind aber die ursprünglichen heimischen Götter gegenüber den von aussen hinzugekommenen dii novensiles; so heisst es bei Livius 8, 9, 6: Jane, Juppiter, Mars pater, Quirine, Bellona, Lares, divi novensiles, di indigetes, divi quorum est potestas_nostrorum hostiumque, diique manes, vos precor etc.; vgl. J. N. Madvig, Verfassung und Verwaltung des röm. Staates 2 p. 588 Anm. **); G. Wissowa, Religion und Kultus der Römer, München 1902, p. 15; Ges. Abh. zur röm. Religions- und Stadtgesch., München 1904, p. 176, p. 306. Wie hebetare 'stumpf machen' heisst, so muss indigitare heissen 'zu einem Eingeborenen machen'. Die Handlung muss sich sonach auf die dii novensiles erstrecken. Diese werden aber zu dii indigetes gemacht, wenn ihnen ihre Stelle im Kultus angewiesen wird, d. h. wenn die Formeln bezeichnet werden, unter denen sie angerufen werden sollen. Indigitamentum ist aber das Mittel, einen deus novensilis zum deus indiges zu machen, d. h. seine Gebets- und Anrufungsformel. Mit der Zeit konnte sich der Gegensatz verwischen und indigitamentum allgemein die Anrufungsformel bedeuten. Von anderen modernen Etymologien mag die W. Corssens hier Platz finden (Krit. Nachträge zur lat. Formenlehre, Leipz. 1866, p. 254): „Von dem abgestumpften Partizip Pass. indige(t)s ist das denominative Verbum indigitare 'anrufen, anbeten' und weiter das Substantivum Neutr. Plur. indigitamenta 'Anrufungen' gebildet. In diesen Wörtern ist der Bestandteil -ig des zweiten Compositionsgliedes eine Verbalwurzel ag-, die auch in aio für agio, nego für neigo, in adagium und in den altlateinischen Wörtern axare 'anrufen' (acsare) und axamenta 'Anrufungen' der Salierpriesterschaft enthalten ist und der Sanskr.Wz. ah- 'sprechen, sagen' entspricht. Daher bedeutet Indige(t)es dii so viel wie invocati dii." Allein diese Etymologie berücksichtigt nicht den Gegensatz von dii indigetes und dii novensiles. R. Peter in Roschers mytholog. Lexikon 2 Sp. 129; R. Agahd, Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 24 (1898) p. 130; C. Moratti, L' iscrizione osca di Agnone e gli indigitamenta (Rivista di filol. 27 (1899) p. 587); vgl. auch H. Usener, Götternamen; Versuch einer Lehre von der religiösen Begriffsbildung, Bonn 1896, p. 75; A. Walde, Etymol. Wörterbuch, Heidelberg 1905, s. v.

Die libri lintei. Allgemein werden die Magistratsverzeichnisse libri magistratuum genannt: Liv. 4, 7, 10 idque monumenti est, consules eos illo anno fuisse, qui neque in annalibus priscis neque in libris magistratuum inveniuntur. 9, 18, 12 in annalibus magistratuum fastisque. Zu diesen Magistratsverzeichnissen gehören die libri lintei. Liv. 4, 7, 12 Licinius Macer auctor est, et in foedere Ardeatino et in linteis libris ad Monetae inventa. 4, 13, 7 nihil constat nisi in libros linteos utroque anno relatum inter magistratus praefecti nomen. 4, 20, 8 libri quos linteos in aede repositos Monetae Macer Licinius citat. 4, 23, 2 in tam discrepante editione et Tubero et Macer libros linteos auctores profitentur Licinio libros haut dubie sequi linteos placet et Tubero incertus veri est. Ueber die Glaubwürdigkeit der Linnenrollen vgl. Th. Mommsen, R. Chronol. p. 90; H. Peter, Hist. Rom. reliquiae 1 (Leipz. 1870) p. CCCXLV; G. F. Unger, Fleckeis. Jahrb. 143 (1891) p. 650. Bezüglich des Materials vgl. Plin. n. h. 13, 69: postea publica monumenta plumbeis voluminibus, mox et privata linteis confici coepta aut ceris. Solche libri lintei bezeugen noch: Liv. 10, 38, 6 ̄ex libro vetere linteo; Fronto p. 67 Naber multi libri lintei, quod ad sacra attinet.

Litteratur über die Religionsbücher. a) J. Ambrosch, Ueber die Religionsbücher der Römer, Bonn 1843 (grundlegende Abhandlung); A. Schwegler, Röm. Gesch. 1 (Tübingen 1853) p. 31 (Priesterschriften). 8) E. Lübbert, Comment. pontificales, Berl. 1859, p. 79; P. Preibisch, Quaestiones de libris pontificiis, Diss. Breslau 1874; Fragmenta librorum pontificiorum, Progr. Tilsit 1878; M. Voigt, Ueber die leges regiae, Leipz. 1876/77 (Abh. der sächs. Ges. der Wissensch. 17 (1879) p. 648). Ueber die Zurückführung von Varro de lingua lat. 5, 45 über die sacra Argeorum auf die libri pontificii vgl. H. Jordan, Topographie der Stadt Rom im Altertum 2 (Berl. 1871) p. 237, p. 599. 7) Librorum de disciplina augurali ante Augusti mortem scriptorum reliquiae ed. F. A. Brause, I, Diss. Leipz. 1875; H. Galetschky, Fragmenta auguralia, Progr. Ratibor 1875; P. Regell, De augurum publicorum libris part. I, Diss. Breslau 1878; Fragmenta auguralia, Progr. Hirschberg 1882; Auguralia (Comment. philol. in honorem A. Reifferscheidii, Breslau 1884, p. 61); Commentarii in librorum auguralium fragmenta specimen, Progr. Hirschberg 1893. Ueber ein FragHandbuch der klass. Altertumswissenschaft. VIII, 1. 3. Aufl. 3

ment aus den libri augurales bei Varro de lingua lat. 7, 8 vgl. H. Jordan, Kritische Beitr. zur Gesch. der lat. Sprache, Berl. 1879, p. 89.

14. Die amtliche Chronik. Wie im Mittelalter die Chronik aus der Ostertafel entstanden ist, so bei den Römern aus dem Kalender. Es war Sache der Pontifices, die Zeitrechnung festzustellen und zu diesem Zweck die Schaltung vorzunehmen. Mit dem Kalender mussten aber zugleich aus religiösen Rücksichten die Tage festgestellt werden, an denen es gestattet war, Recht zu sprechen (fari) und mit dem Volk zu verhandeln (dies fasti im ursprünglichen Sinn), und die Tage, an denen beides nicht gestattet war (dies nefasti). Da der dies fasti bedeutend mehr waren als der dies nefasti, erhielt der Kalender den Namen fasti. Den Kalender machten die Pontifices in Abschnitten bekannt; Cn. Flavius veröffentlichte den ganzen Kalender für ein Jahr (c. 304). Seitdem musste der ganze Kalender jährlich bekannt gemacht werden. Jedoch ist uns über die Art der Bekanntmachung nichts überliefert. Damit eine Jahreszählung durchgeführt werden konnte, wurde dem Kalender wohl zugleich ein Verzeichnis der eponymen Magistrate beigegeben. Nur aus dieser Verbindung erklärt sich, dass auch diese Eponymenliste den Namen fasti erhalten konnte. Auch ist sehr wahrscheinlich, dass dem Kalender von den Pontifices Vermerke über ihre Amtshandlungen beigeschrieben wurden. Da diese Amtshandlungen mit dem öffentlichen Leben in innigem Zusammenhang standen, erhielten die Vermerke einen historischen Charakter. Diese drei Teile des Kalenders, die wir auf diese Weise bekommen, die Tages- oder Monatstafel, die Jahres- oder Magistratstafel, die Chronik mussten mit der Zeit durch die Fülle des Stoffes ihre Vereinigung lösen. Bei der Chronik scheint dies sehr bald eingetreten zu sein. Das Bestreben, die wichtigen Begebenheiten dem Gedächtnis der Mitlebenden einzuprägen und den späteren Generationen zu übermitteln, führte zu folgender Einrichtung: Der Pontifex maximus liess in seinem Amtslokal eine weisse Tafel aufstellen, auf der oben die Konsuln und die anderen Magistrate verzeichnet waren. Trat nun ein wichtiges Ereignis ein, so wurde es mit dem Tagesdatum auf die Tafel geschrieben. Die auf der Tafel stehenden Notizen waren kurz und dürftig (Gellius 5, 18, 8); es waren nicht bloss politische Ereignisse notiert, sondern auch Teuerung, Sonnen- und Mondfinsternisse; der Prodigien war seit 249 v. Chr. ausführlich Erwähnung getan. Selbstverständlich ist, dass diese Chronik, als von den Pontifices ausgehend, offiziellen Charakter trug und im Geist des Kollegiums gehalten war. Diese Tafeln wurden im Amtslokal der Pontifices aufbewahrt, sie konnten also dort eingesehen und abgeschrieben werden. Auf diese Weise mussten sich Chroniken in Buchform bilden, welche natürlich durch Weglassungen oder auch durch Zusätze verschiedene Fassung erhielten. Diese Annalen, welche sich Privatpersonen auf die angedeutete Weise anlegten, traten aber in den Hintergrund, als mit dem Abkommen der amtlichen Annalentafel eine Redaktion der Annalen in Buchform und zwar in 80 Büchern eintrat. Da diese Annalen jetzt die vollständigsten und wegen des offiziellen Charakters zugleich die wichtigsten waren, erhielten sie den Namen annales maximi und traten dadurch in Gegensatz zu jenen weniger

umfangreichen Privatannalen. Das Abkommen der öffentlichen Annalen wird mit dem Pontificat des P. Mucius Scaevola (um 123) in Verbindung gebracht. Wahrscheinlich ist aber auch die litterarische Bearbeitung der Annalen auf diesen P. Mucius Scaevola zurückzuführen. Die Tafeln waren beim gallischen Brand zu Grunde gegangen, es waren also die vor diesem Ereignis vorausliegenden rekonstruiert worden; doch konnte naturgemäss diese Rekonstruktion nicht weit zurückgehen. So mochte denn die Buchausgabe der Annalen etwa 280 Jahre umfasst haben. Die Fülle des Stoffes, den die Tafeln dieser Jahre darboten, muss, wie die 80 Bücher andeuten, gross gewesen sein. Allein das Werk kam zu spät. Das Publikum griff lieber zu den Historikern, welche die Chronik und die ausführlicheren Aufzeichnungen der Pontifices verarbeitet hatten; daher findet sich eine direkte Benutzung dieser Buchchronik nur in geringen Spuren bei den Autoren. Für uns leben die Pontifikaltafeln in der Magistratsliste und im Triumphverzeichnis fort, welche von ihrem jetzigen Aufbewahrungsort den Namen fasti capitolini" führen; denn diese haben ihre Hauptquelle in der amtlichen Chronik.

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Der römische Kalender. Varro de lingua lat. 6, 29 dies fasti, per quos praetoribus omnia verba sine piaculo licet fari, comitiales dicti, quod tum ut esset (O. Müller: coiret) populus constitutum est ad suffragium ferundum, nisi si quae feriae conceptae essent, propter quas non liceret, ut Compitalia et Latinae. contrarii horum vocantur dies nefasti, per quos dies nefas fari praetorem 'do dico addico'. itaque non potest agi. Aus der Stelle ersieht man, dass auch die dies comitiales, die im Kalender mit C bezeichnet wurden, dies fasti, d. h. F-Tage des Kalenders, waren. Es konnte also auch an den dies comitiales, obwohl ihnen im Kalender kein F beigeschrieben war, Recht gesprochen werden, wenn keine Volksversammlung statthatte (vgl. Macrob. Sat. 1, 16, 14 comitiales sunt, quibus cum populo agi licet; et fastis quidem lege agi potest, cum populo non potest, comitialibus utrumque potest; J. N. Madvig, Die Verfassung und Verwaltung des röm. Staates 2 (Leipz. 1882) p. 713 Anm. **); und ursprünglich waren wohl beide Handlungen: lege agere und cum populo agere an den dies fasti gestattet; vgl. L. Lange, Röm. Altertümer 12 (Berl. 1863) p. 310. Liv. 1, 19, 7 idem (Numa) nefastos dies fastosque fecit. Ueber die Reform des Kalenders durch Caesar vgl. Sueton. Jul. 40: fastos correxit, iam pridem vitio pontificum per intercalandi licentiam adeo turbatos, ut neque messium feriae aestate neque vindemiarum autumno conpeterent. August: 31 annum a divo Julio ordinatum, sed postea neglegentia conturbatum atque confusum, rursus ad pristinam rationem redegit; in cuius ordinatione Sextilem mensem e suo cognomine nuncupavit. Zur Einrichtung des Kalenders vgl. noch Cic. Phil. 2, 34, 87: adscribi iussit (Antonius) in fastis ad Lupercalia: C. Caesari, dictatori perpetuo, M. Antonium consulem populi iussu regnum detulisse, Caesarem uti noluisse. Tacit. hist. 4, 40 tum sorte ducti .... qui .... fastos adulatione temporum foedatos exonerarent. Th. Mommsen, Röm. Chronologie, Berl.2 1859; J. Marquardt, Röm. Staatsverwaltung 32 (Leipz. 1885) p. 567 (römische Festkalender); O. Seeck, Die Kalendertafel der Pontifices, Berl. 1885; G. Wissowa, Röm. Bauernkalender (Apophoreton, Berl. 1903, p. 29).

Die Steinkalender. a) Macrob. Sat. 1, 12, 16 Fulvius Nobilior in fastis quos in aede Herculis Musarum posuit (vgl. unten § 76). Sueton. de gramm. 17 statuam habet (Verrius Flaccus) Praeneste in inferiore fori parte circa hemicyclium, in quo fastos a se ordinatos et marmoreo parieti incisos publicarat (vgl. § 340). Petron. sat. 30 duae tabulae in utroque poste (triclinii) defixae .... altera lunae cursum stellarumque septem imagines pictas; et qui dies boni quique incommodi essent, distinguente bulla notabantur. Wir besitzen aus der Zeit vom Ende der Republik bis zur Zeit des Kaisers Claudius die Ueberreste von etwa 20 Steinkalendern, die sämtlich auf ein Urexemplar zurückgehen. Sie sind von Th. Mommsen (CIL 12 p. 205; vgl. auch CIL 6 p. 625) publiziert; es sind: I. Fasti Esquilini (p. 210), II. Caeretani (p. 212), III. Arvalium (p. 214), IV. Tusculani (p. 216), V. Allifani (p. 217), VI. Pinciani (p. 219), VII. Sabini (p. 220), VIII. Venusini (p. 220), IX. Maffeiani (p. 222), X. Feriale Cumanum (p. 229; vgl. CIL 10, 8375; Mommsen, Das augustische Festverzeichnis von Cumae, Hermes 17 (1882) p. 631), XI. Praenestini (p. 230), XII. Vallenses (p. 240), XIII. Paulini (p. 242), XIV. Vaticani (p. 242), XV. Amiternini (p. 243), XVI. Pighiani (p. 246), XVII. Antiates (p. 247), XVIII. Farnesiani (p. 250), XIX. Fragmenta minora (p. 250), XX. Guidizzolenses (p. 253). Ein neues Fragm. aus Rom in: Bullettino della

commissione archeol. comunale di Roma 22 (1894) p. 241; 23 (1895) p. 126. Ueber die Anordnung der Kalender vgl. G. Wissowa, Religion und Kultus der Römer, München 1902, p. 2. Auf einen bemerkenswerten Umstand macht Mommsen (CIL 12 p. 283) aufmerksam: Scilicet in tabulis omnibus fastorum, quas habemus incisas et recte descriptas, maioribus elementis exaratas cernimus litteras nundinales et dierum nomina notasque, cum reliqua omnia tam dierum non nominatorum numeri quam ludi sacra alia adscribantur minoribus; ut vel specie externa appareat illa vetustiora esse et quodammodo contextus locum obtinere, haec scholiorum instar postea demum adiecta esse. Nimirum illa maioribus litteris perscripta pars tabula est dierum fastorum nefastorumque regis Numae, quam ex penetralibus pontificum prolatam XII tabulis inseruit Ap. Claudius, publice rursus edidit a. u. c. 450 Cn. Flavius; neque aetate liberae rei publicae quicquam in ea consulto mutatum est non magis quam in reliquis decemvirum tabulis aliisve legibus vetustis." ) Die Fasti der feriae latinae sind in Fragmenten in dem Tempel des Juppiter Latiaris auf dem Mons Albanus zum Vorschein gekommen; sie reichen von 451 v. Chr. bis 109 n. Chr.. ediert CIL 6, 2011-2022, 3874 = 14, 2236-2248; vgl. G. de Rossi, Ephem. epigr. 2 p. 93; Th. Mommsen, Röm. Forschungen 2 (Berl. 1879) p. 97; Chr. Werner, De feriis latinis, Diss. Leipz. 1888, p. 57. 7) Es sind uns auch zwei Bauernkalender erhalten: Das menologium Colotianum und das menologium Vallense, ediert CIL 6, 2305, 2306 (vgl. 32503, 32504), 12 p. 280. Schriftprobe bei E. Hübner, Exempla etc., Berl. 1885, Nr. 979. Die beiden Menologien gehen auf ein und dasselbe Exemplar zurück. Vgl. jetzt über dieselben auch G. Wissowa, Apophoreton p. 29.

Die Buchkalender. Ueber den Kalender des Chronographen vom Jahre 354 vgl. § 796. Ueber den Kalender des Polemius Silvius werden wir im letzten Bande handeln. Beide Kalender sind am besten herausgegeben von Th. Mommsen, CIL 12 p. 256.

Fasti als Buchtitel. Festus p. 87 O. M. Fastorum libri appellantur, in quibus totius anni fit descriptio. Fasti enim dies festi sunt. Macrob. Sat. 1, 11, 50 spricht von Leuten qui rationem anni mensium dierumque et ordinationem a C. Caesare digestam plenius retulerunt. Die Fastenlitteratur ist bei den Römern reichlich vertreten; am bekanntesten sind die Fasti Ovids.

Zeugnisse über die amtliche Chronik. Schol. Dan. zu Verg. Aen. 1, 373 ita autem annales conficiebantur: tabulam dealbatam quotannis pontifex maximus habuit, in qua praescriptis consulum nominibus et aliorum magistratuum digna memoratu notare consueverat domi militiaeque terra marique gesta per singulos dies. cuius diligentiae annuos commentarios in octoginta libros veteres retulerunt, eosque a pontificibus maximis a quibus fiebant annales maximos appellarunt. (Ueber diese unrichtige Etymologie vgl. Hübner 1. c. p. 419.) Festus-Paulus p. 126 O. M. maximi annales appellabantur non magnitudine, sed quod eos pontifex maximus confecisset; vgl. auch Macrob. Sat. 3, 2, 17. Cic. de or. 2, 12, 52 erat historia nihil aliud nisi annalium confectio; cuius rei memoriaeque publicae retinendae causa ab initio rerum Romanarum usque ad P. Mucium pontificem maximum res omnes singulorum annorum mandabat litteris pontifex maximus referebatque in album et proponebat tabulam domi, potestas ut esset populo cognoscendi; itaque etiam nunc annales maximi nominantur. hanc similitudinem scribendi multi secuti sunt, qui sine ullis ornamentis monumenta solum temporum, hominum, locorum gestarumque rerum reliquerunt. Dieses Zeugnis Ciceros ist weniger genau als das des Servius; vgl. über die Verschiedenheit der beiden Berichte H. Peter, Hist. Rom. reliqu. 1 p. X. Dionys. antiqu. 1, 73 nakavos μὲν οὖν οὔτε συγγραφεὺς οὔτε λογογράφος ἐστὶ Ῥωμαίων οὐδὲ εἷς· ἐκ παλαιῶν μέντοι λόγων ἐν ἱεραῖς δέλτοις σωζομένων ἕκαστος τι παραλαβὼν ἀνέγραψεν. 1, 74 ἐπὶ τοῦ παρὰ τοῖς άoxiɛɛvõi xɛiμévov пívaxos. Gellius 2, 28, 6 verba Catonis ex originum quarto haec sunt: non lubet scribere, quod in tabula apud pontificem maximum est, quotiens annona cara, quotiens lunae aut solis lumine caligo aut quid obstiterit. Cic. de leg. 1, 2, 6 post annalis pontificum maximorum, quibus nihil potest esse ieiunius (so Ursinus statt des überlieferten iucundius). De rep. 1, 16, 25 qui (Ennius) ut scribit, anno trecentesimo quinquagesimo fere post Romam conditam: Nonis Junis soli luna obstitit et nox. atque hac in re tanta inest ratio atque sollertia, ut ex hoc die, quem apud Ennium et in maximis annalibus consignatum videmus, superiores solis defectiones reputatae sint.

Die Pontifikaltafeln und die annales maximi. a) Tabulae pontificis maximi. Ueber den Namen vgl. Cato bei Gellius 2, 28, 6; Polybius bei Dionys. antiqu. 1,74. Ueber die Entstehung der Pontifikaltafel haben in neuerer Zeit gehandelt Seeck, Cichorius und Soltau. Bei dieser Frage sind zwei Dinge auseinanderzuhalten: 1. wie der Pontifex maximus dazu kam, sich historische Notizen zu machen, 2. warum er diese Notizen öffentlich ausstellte. Beide Dinge waren nicht von Anfang an miteinander verbunden; die öffentliche Ausstellung erfolgte erst später. In ersterer Beziehung hat man richtig erkannt, dass die Pontifices durch ihre Tätigkeit mit den meisten öffentlichen Begebenheiten in Berührung kamen. Es lag gewiss nahe, dass im Kollegium der Pontifices Vermerke über diese Akte gemacht wurden. Sie werden die Daten ihrem Kalender bei

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