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Fragmente der XII Tafeln. Von den XII Tafeln ist uns keine erhalten; sie gingen bei der gallischen Eroberung (387/6) zu Grund; ob sie wieder hergestellt wurden oder ein anderweitiger Ersatz eintrat, ist nicht sicher; vgl. O. Karlowa, Rechtsgesch. 1 (Leipz. 1885) p. 108. Dass aus Cyprian ad Donatum 10 (incisae sint licet leges XII tabulis et publico aere praefixo iura proscripta sint, inter leges ipsas delinquitur, inter iura peccatur) nicht auf den damaligen Bestand der XII Tafeln geschlossen werden kann, ist klar. Wir sind daher auf die Angaben bei den Schriftstellern angewiesen, welche aus rechtlichen oder sprachlichen Rücksichten entweder ganze Gesetze oder Teile citieren. Die Restauration des Gesetzgebungswerkes ist daher ein sehr schwieriges Problem und kann nur in unvollkommener Weise gelöst werden; einmal erscheint der Wortlaut der Gesetze vielfach modernisiert, indem sie sich der Sprache der jeweiligen Generation anpassen. Alte Formen, die in den XII Tafeln vorhanden sein mussten, sind nicht selten spurlos verschwunden. Es ist daher sehr fraglich, ob es überhaupt möglich ist, die Urform der Gesetze herzustellen, und ob wir nicht zufrieden sein müssen, wenn es uns gelingt, die Gesetze in der Fassung, in der sie bei den Schriftstellern einer bestimmten Epoche erscheinen, zu geben. Noch weniger als die Form der Gesetze können wir die Reihenfolge der Tafeln und der Gesetze ermitteln. Ein um die Geschichte des römischen Rechts hochverdienter Gelehrter H. E. Dirksen z. B. hat, nachdem ihm der berühmte Jurist Jac. Gothofredus (Quatuor fontes iuris civilis 1653) vorangegangen war, einen derartigen Versuch gemacht, allein derselbe hält genauerer Prüfung nicht Stand. Vgl. auch die kritischen Bemerkungen O. Lenels über die Anordnung der XII Tafeln in seiner Abhandlung: Das Sabinussystem (Festgabe für Rud. v. Jhering, Strassb. 1892, p. 4).

Bedeutung der XII Tafeln. a) Für den Schulunterricht. Cic. de leg. 2, 23, 59 discebamus pueri XII ut carmen necessarium, quas iam nemo discit. p) Für die Jurisprudenz. Liv. 3, 34, 6 decem tabularum leges perlatae sunt, quae nunc quoque in hoc inmenso aliarum super alias acervatarum legum cumulo fons omnis publici privatique est iuris. Commentiert wurden die XII Tafeln vielfach von den Juristen, so von Sex. Aelius Paetus Catus (§ 78), von M. Antistius Labeo (§ 354) und von Gaius (§ 619). ) Für die Philologie. Da die Sprache der XII Tafeln dem Verständnis der späteren Geschlechter Schwierigkeiten darbot (Favorinus bei Gellius 20, 1, 4 quaedam istic (in den XII Tafeln) esse animadvertuntur aut obscurissima <aut durissima> aut lenia contra nimis et remissa aut nequaquam ita, ut scriptum est, consistentia), musste die Philologie eingreifen und das unverständlich Gewordene verständlich machen. So beschäftigte sich gleich der erste Philolog L. Aelius Stilo Praeconinus mit der Erklärung der XII Tafeln (§ 76).

Litteratur über die XII Tafeln. H. E. Dirksen, Uebersicht der bisherigen Versuche zur Kritik und Herstellung des Textes der XII Tafelfragmente, Leipz. 1824; Legis XII tabularum reliquiae ed. R. Schöll, Leipz. 1866; M. Voigt, Die XII Tafeln; Gesch. und allgem. juristische Lehrbegriffe der XII Tafeln nebst deren Fragmenten, Leipz. 1883; vgl. auch dessen Röm. Rechtsgesch. 1 (Leipz. 1892) p. 27; A. Volkmar, De annalibus Romanis quaest.: I. De historia decemviratus, qua aetate confecta sit; II. De T. Livio fonte Dionysi Halicarnassei, Diss. Marb. 1890; C. G. Bruns, Fontes iuris Romani, Freib. 1893, p. 15; P. F. Girard, Textes de droit romain, Paris2 1895; M. Bréal, Sur la langue de la loi des XII tables (Journal des savants 1902 p. 599). Ueber die verschiedenen Bezeichnungen der XII Tafeln vgl. Th. Mommsen, Awdexádɛkros (Mélanges Boissier, Paris 1903, p. 1).

16. Das papirische Rechtsbuch (Jus Papirianum). Ausser den XII Tafeln begegnet uns noch eine Kodifikation, nämlich die Kodifikation der Königsgesetze (leges regiae) im sog. ius Papirianum. Dieselbe ist aber eine litterarische, d. h. in Buchform gebrachte. Nach dem Zeugnis des Pomponius ist es eine Sammlung der Gesetze, welche die Könige gegeben haben, veranstaltet von einem Sex. Papirius zur Zeit des Tarquinius Superbus. Dionysius berichtet noch ausführlicher, dass ein Oberpontifex C. Papirius nach der Vertreibung der Könige eine Sammlung sakraler Bestimmungen wieder zur öffentlichen Kenntnis gebracht habe, nachdem eine solche Publikation des Ancus Marcius die verheerende Wirkung der Zeit erfahren hätte. Allein es ist schwer, sich jene Gesetze des ius Papirianum als von den Königen erlassene Gesetze zu denken; es ist unmöglich, in jenem Papirius, dessen Vorname schwankend angegeben wird, den Redaktor der Gesetzessammlung zu erblicken. Die erste schriftliche Gesetz

gebung erhalten wir in den XII Tafeln; deren Notwendigkeit zeigt, dass zuvor eine kodifizierte Gesetzgebung nicht existierte. Sonach haben wir die Zeit der Redaktion und die Person des Redaktors als apokryph anzusehen. Wie steht es nun mit dem Inhalt? Soweit die Fragmente es erkennen lassen, sind die Königsgesetze Bestimmungen ritueller und sakralrechtlicher Natur, welche für das Publikum allgemeines Interesse hatten, und zwar solche, die in den Amtsbereich der Pontifices fielen. Sonach werden die Königsgesetze auf einem Auszug aus den Pontifikalbüchern beruhen. Dieser Sammlung, welche auf privatem Weg erfolgte, wurde der Name jenes Oberpontifex Papirius vorgesetzt, um ihr mehr Gewicht zu verleihen. Commentiert wurde das Buch von Granius Flaccus, einem Zeitgenossen Caesars; also muss die Sammlung schon damals bestanden haben; über die caesarische Zeit hinauf lässt sich die Entstehung der Sammlung nicht verfolgen.

Zeugnisse über das ius Papirianum. Dionysius (antiqu. 3, 36) erzählt, dass Ancus Marcius die Gesetze des Numa auf hölzerne Tafeln schreiben und auf dem Markte aufstellen liess; mit der Zeit hätten sich aber die Schriftzüge verwischt. Dann fährt er fort: μετὰ τὴν ἐκβολὴν τῶν βασιλέων εἰς ἀναγραφὴν δημοσίαν αὖθις ἤχθησαν ὑπ' ἀνδρὸς ἱεροφάντου (= pontifex maximus) Γαίου Παπιρίου, τὴν ἁπάντων τῶν ἱερῶν ἡγεμονίαν EZOVTOS. Nach dem gallischen Brand sollten die foedera und die leges (d. h. die 12 Tafeln und bestimmte leges regiae) wiederhergestellt werden. Das Endergebnis war nach Livius 6, 1, 10: alia ex eis edita etiam in volgus; quae autem ad sacra pertinebant, a pontificibus maxime, ut religione obstrictos haberent multitudinis animos, suppressa. Nachdem Pomponius von den Gesetzen der Könige gesprochen, fährt er fort (Dig. 1, 2, 2, 2): quae (leges) omnes conscriptae exstant in libro Sexti Papirii, qui fuit illis temporibus, quibus Superbus Demarati Corinthii filius, ex principalibus viris. is liber, ut diximus, appellatur ius civile Papirianum, non quia Papirius de suo quicquam ibi adiecit, sed quod leges sine ordine latas in unum composuit. Dig. 1, 2, 2, 36 fuit in primis peritus Publius Papirius, qui leges regias in unum contulit. 50, 16, 144 Granius Flaccus in libro de iure Papiriano scribit. Der hier genannte Granius Flaccus wird derselbe sein, wie der von Censorinus (de die natali 3, 2) citierte: Granius Flaccus in libro quem ad Caesarem de indigitamentis scriptum reliquit. Der verwandte Inhalt seiner beiden Werke legt diese Annahme nahe. Unter Caesar werden wir aber den Diktator zu verstehen haben, dem als pontifex maximus sehr gut das Werk de indigitamentis gewidmet werden konnte. Das Jus Papirianum war bereits 7 v. Chr. vorhanden, da in diesem Jahre die Antiquitates des Dionysius erschienen (vgl. 1, 7). Den terminus post quem gibt der Brief Ciceros (ad fam. 9, 21), in dem nachgewiesen wird, dass die Ansicht, die Papirier seien in den alten Zeiten Plebeier gewesen, falsch ist. Wäre nun damals die Sammlung der Königsgesetze unter dem Namen eines Pontifex Papirius vorhanden gewesen, so hätte Cicero doch wohl dieses Papirius gedenken müssen; es ist daher mit Hirschfeld (p. 10) wohl der Schluss zu ziehen, dass die Sammlung zur Zeit, als Cicero den Brief schrieb (etwa 46), noch nicht existierte. Wir hätten also für die Entstehung der Sammlung das Intervallum 46-7 v. Chr. Neuerdings taucht die Vermutung auf, dass Granius Flaccus nicht bloss der Commentator, sondern auch der Compilator der leges regiae sei; vgl. Lambert p. 165. Das Verhältnis des Jus Papirianum zu den Monumenta des M'. Manilius, welche die gleiche Materie behandelten (vgl. § 79), kann nicht mehr ermittelt werden; wenn Hirschfeld (p. 12) sagt, dass der Inhalt gewiss grossenteils in die Sammlung der Königsgesetze übernommen wurde, so behauptet er mehr, als sich erweisen lässt. Ueber die unhaltbare Hypothese F. P. Bremers (Jurisprud. antehadr. 1 p. 132) vgl. Hirschfeld p. 7.

Litteratur. Das Material liefern M. Voigt, Ueber die leges regiae, Leipz. 1876/77 (Abh. der sächs. Ges. der Wissensch. 17 (1879) p. 557); Cuq s. v. Leges regiae in Dictionnaire des antiquités von Daremberg und Saglio; C. G. Bruns, Fontes iuris Romani, Freib. 1893, p. 1; F. P. Bremer, Jurisprud. antehadr. 1 (Leipz. 1896) p. 261. Erörterungen bei Th. Mommsen, Röm. Staatsrecht 23 (Leipz. 1887) p. 41; O. Karlowa, Röm. Rechtsgesch. 1 (Leipz. 1885) p. 105; E. Lambert, Nouvelle Revue historique du droit français et étranger 26 (1902) p. 163; O. Hirschfeld, Die Monumenta des Manilius und das Jus Papirianum (Sitzungsber. der Berl. Akad. der Wissensch. 1903 p. 5); Th. Kipp, Gesch. der Quellen des röm. Rechts, Leipz.2 1903, p. 24.

Leges regiae und commentarii regii. Neben den leges regiae finden wir auch

commentarii regii citiert; vgl. Liv. 1, 32. Ueber den Unterschied beider Schriftwerke sagt Th. Mommsen, Röm. Staatsrecht 23 p. 42 Anm. 3: Die sakralen commentarii regii, wie sie für Numa z. B. Livius 1, 19. 20 beschreibt, oder wie Cicero (de leg. 2, 10, 23) sie nennt, die constitutio religionum Numas sind von den sogenannten leges regiae verschieden. Die Commentarien sind die pontifikale Sakralordnung überhaupt, die leges regiae eine daraus für das Publikum ausgezogene Anweisung hauptsächlich zur Vermeidung des piaculum.“ Die Bücher Numas. Mehrfach werden von Autoren unter verschiedenen Namen schriftliche Erzeugnisse Numas citiert, z. B. Liv. 1, 31, 8 commentarios Numae; 1, 32, 2 ex commentariis regis (Numae); Plin. n. h. 28, 14 ex Numae libris (Gewährsmann L. Piso); Serv. zu Verg. Aen. 6, 859 will den Vers secundum legem Numae deuten; Festus p. 189 O. M. esse etiam compelli reges (O. Müller: Pompili regis) legem. Auf Schwindeleien, die auch E. v. Lasaulx, Ueber die Bücher des Königs Numa (Abh. der Münchner Akad. der Wissensch. Bd. 5 (1847) p. 83 Studien des klass. Altertums, Regensb. 1854, p. 92) nicht beseitigen kann, beruhen die Bücher Numas, die angeblich 181 v. Chr. ausgegraben worden sind. Plinius (n. h. 13, 84) nennt als älteste Gewährsmänner für diese Geschichte die Annalisten Hemina und Piso (vgl. H. Peter, Hist. Rom. fragm. p. 73, p. 80); vgl. noch Varro bei Augustin. de civ. dei 7, 34; Liv. 40, 29. Diese Ausgrabung ist ein litterarisches Kunstmittel, um der Fälschung mehr Eingang zu verschaffen; vgl. E. Rohde, Der griech. Roman, Leipz.2 1900, p. 292; A. Schwegler, Röm. Gesch. 1 (Tübingen 1853) p. 564. Im vorliegenden Fall handelt es sich wohl (vgl. den Bericht Heminas) um ein Werk, das Numa zum Schüler des Pythagoras machen sollte.

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17. Das flavische Rechtsbuch (Jus Flavianum). Ti. Coruncanius. Das Landrecht war kodifiziert, man wusste, was Rechtens war, allein es fehlte noch die allgemeine Kenntnis der Mittel und Wege, sein Recht geltend zu machen. Zu diesem Zwecke war es notwendig, einmal zu wissen, welches die Tage waren, an denen Recht gesprochen werden durfte, dann welches die Prozessformen waren, um einen Rechtsstreit gültig einzuleiten. Dieses Wissen war aber ein Privilegium der Pontifices. Sonach war noch immer das Recht gebunden und unfrei. Diese Gebundenheit wurde beseitigt durch eine kühne Tat, welche Appius Claudius Caecus hervorgerufen hatte. Sein Schreiber Cn. Flavius stellte ein Verzeichnis der Gerichts- und der anderen Tage auf dem Forum auf, ferner veröffentlichte er Prozessformulare (legis actiones) in Buchform. Dieses Buch hiess Jus Flavianum. Mit dieser Publikation hörte jedes Geheimnis des Rechtes auf. Wir stossen daher auch bald auf den ersten Rechtslehrer, Ti. Coruncanius (Cos. 280), welcher der erste plebeische Pontifex maximus war (254). Er erteilte nämlich seine Rechtsbescheide öffentlich, so dass zuhören konnte, wer wollte, nicht bloss der einen Rechtsbescheid Suchende, und knüpfte Erörterungen daran. Damit tat wiederum die Rechtskunde einen weiteren Schritt in die Oeffentlichkeit. Die Kunst, das Recht anzuwenden, ward jetzt verallgemeinert, sie trat aus dem Kreis der Pontifices heraus. Schriften hinterliess Coruncanius nicht, allein es hatten sich von ihm mehrere Rechtsbescheide und merkwürdige Aeusserungen oder Handlungen (memorabilia) durch Tradition erhalten.

Zeugnisse über das Jus Flavianum. Liv. 9, 46, 5 civile ius repositum in penetralibus pontificum evulgavit, fastosque circa forum in albo proposuit, ut quando lege agi posset sciretur. Cic. Mur. 11, 25 posset agi lege necne, pauci quondam sciebant; fastos enim vulgo non habebant. erant in magna potentia, qui consulebantur; a quibus etiam dies tamquam a Chaldaeis petebatur. inventus est scriba quidam, Cn. Flavius, qui cornicum oculos confixerit et singulis diebus ediscendis fastos populo proposuerit et ab ipsis capsis iurisconsultorum sapientiam compilarit. De orat. 1, 41, 186 expositis a Cn. Flavio primum actionibus. Ad Att. 6, 1, 8 quid ergo profecit, quod protulit (Cn. Flavius) fastos? occultatam putant quodam tempore istam tabulam, ut dies agendi peterentur a paucis; nec vero pauci sunt auctores Cn. Flavium scribam fastos protulisse actionesque exposuisse. Valer. Max. 2, 5, 2 ius civile per multa saecula inter sacra caerimoniasque deorum inmortalium

abditum solisque pontificibus notum Cn. Flavius .... vulgavit ac fastos paene toto foro exposuit. Plin. n. h. 33, 17 hic (Cn. Flavius) publicatis diebus fastis, quos populus a paucis principum cotidie petebat, tantam gratiam plebei adeptus est scriba Appi Caeci, cuius hortatu exceperat eos dies consultando adsidue sagaci ingenio; vgl. dazu R. Maschke, Philol. 54 (1895) p. 150 und dagegen F. Münzer, Beitr. zur Quellenkritik der Naturgesch. des Plinius, Berl. 1897, p. 225. Pompon. dig. 1, 2, 2, 7 cum Appius Claudius proposuisset et ad formam redegisset has actiones, Gnaeus Flavius scriba eius libertini filius subreptum librum populo tradidit, et adeo gratum fuit id munus populo, ut tribunus plebis fieret et senator et aedilis curulis. hic liber, qui actiones continet, appellatur ius civile Flavianum, sicut_ille_ius_civile Papirianum: nam nec Gnaeus Flavius de suo quicquam adiecit libro. Das Jus Flavianum sucht in einer ausführlichen, an Combinationen reichen Abhandlung O. Seeck (Die Kalendertafel der Pontifices, Berl. 1885, p. 1) aus der Welt zu schaffen. Er schreibt (p. 51), unsere Zweifel könnten nur beseitigt werden, wenn zu dem sogenannten 'Jus Flavianum' entweder ein antiker Commentar nachweislich wäre oder ein Citat daraus oder wenigstens ein glaubwürdiger Zeuge, der es mit eigenen Augen gesehen hätte“. Die Ausstellung des Kalenders (p. 35) und das Formelbuch (p. 51) sind nach seiner Darlegung ein Mythus, für dessen Entstehung er Anhaltspunkte gibt. Gewiss hat sich die Phantasie um die Person des Cn. Flavius geschlungen; allein ein Kern muss doch dieser ausgeschmückten Ueberlieferung zu Grunde liegen, und ich finde diesen in der Veröffentlichung des Kalenders und der Aktionen. Die Vermutung, dass wir in den Noten des Probus Auszüge aus dem Jus Flavianum vor uns haben, stellte Th. Mommsen, M. Valerius Probus de notis antiquis (Ber. der sächs. Ges. der Wissensch. 1853 p. 134) auf.

....

Ti. Coruncanius, der erste öffentliche Rechtslehrer. Pomponius dig. 1, 2, 2, 35 et quidem ex omnibus, qui scientiam nancti sunt, ante Tiberium Coruncanium publice professum neminem traditur: ceteri autem ad hunc vel in latenti ius civile retinere cogitabant solumque consultatoribus vacare potius quam discere volentibus se praestabant (§ 38) post hos fuit Tiberius Coruncanius, ut dixi, qui primus profiteri coepit: cuius tamen scriptum nullum exstat, sed responsa complura et memorabilia eius fuerunt (Muretus: feruntur); vgl. Plin. n. h. 8, 77; Cic. de leg. 2, 21, 52. O. Karlowa, Röm. Rechtsgesch. 1 (Leipz. 1885) p. 475; P. Jörs, Röm. Rechtswissenschaft zur Zeit der Republik 1 (Berl. 1888) p. 73; Pauly-Wissowas Realencycl. Bd. 4 Sp. 1664; F. P. Bremer, Jurisprud. antehadr. 1 (Leipz. 1896) p. 7.

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Die Fragmente der vorjustinianischen Juristen sind gesammelt von E. Huschke, Iurisprudentiae anteiustinianae quae supersunt, Leipz. 1886 und F. P. Bremer, Iurisprudentiae antehadrianae quae supersunt pars 1, Leipz. 1896.

Ueber Cn. Flavius als angeblichen Verfasser der XII Tafeln vgl. § 15. Ueber Cn. Flavius als angeblichen Redaktor der Fasten vgl. § 14.

18. Verträge und Gesetze. Ihre Zahl ist klein; denn durch den Brand, der bei der gallischen Eroberung (387/6) Rom mit Ausnahme des Kapitols und eines Teils des Palatins einäscherte, sind die meisten zu Grund gegangen. Durch Augenzeugen haben wir nur von folgenden Schriftdenkmälern aus der Zeit vor dem gallischen Brande Kunde erhalten. 1. Dionysius sah noch den Bündnisvertrag, der zwischen Rom und den Latinern angeblich unter Servius Tullius abgeschlossen wurde. Derselbe war auf eine eherne Tafel mit altgriechischen Buchstaben eingegraben; die Tafel war in dem Bundestempel der Diana auf dem Aventin aufgestellt. 2. In gleicher Weise schildert nach Autopsie Dionysius den Vertrag eines Tarquinius mit Gabii; er stand auf einem mit einer Rindshaut überzogenen Schild im Tempel des Sancus auf dem Quirinal, welcher Tempel wahrscheinlich auch der gallischen Katastrophe entgangen war. Auf diesen Vertrag spielt Horaz (epist. 2, 1, 25) an. 3. Polybius setzt den ersten Handelsvertrag der Römer mit den Karthagern, dessen Inhalt er angibt, ins Jahr 509; er fügt bei, dass derselbe in einem Latein abgefasst war, welches den Gelehrten seiner Zeit Schwierigkeiten machte. Allein es ist strittig, ob dieser Vertrag hieher gehört, da Diodor (16, 69) und Livius (7, 27) den ersten dieser mit Karthago geschlossenen Handelsverträge ins Jahr 348 setzen. 4. Cicero erinnerte sich noch, in seiner Jugendzeit den Bundesvertrag gesehen zu haben, den

Sp. Cassius 493 v. Chr. mit den Latinern schloss; er stand auf einer ehernen Säule, die auf dem Forum aufgestellt war. 5. Livius gedenkt des Gesetzes vom Einschlagen des Jahresnagels; dasselbe war im kapitolinischen Tempel angeheftet. 6. Zur Zeit des Dionysius befand sich noch im Aventintempel die eherne Säule, auf der das Gesetz des L. Icilius Ruga (456) betreffend die Verteilung des auf dem Aventin befindlichen ager publicus an die armen Plebeier für Bauplätze geschrieben stand. 7. Der wahrscheinlich gefälschte Bundesvertrag mit Ardea (444) scheint noch dem C. Licinius Macer aus der Zeit Sullas zugänglich gewesen zu sein. 8. Endlich um auch dies gleich hier zu erwähnen las noch Augustus die Inschrift auf dem linnenen Panzer des Vejenter-Königs Tolumnius, den der Konsul A. Cornelius Cossus im Fidenatenkrieg besiegt und dessen Panzer er im Tempel des Juppiter Feretrius geweiht hatte (wahrscheinlich 428). Das sind die ältesten Schriftdenkmäler, von denen uns noch die spätere Zeit auf Autopsie hin Kunde gibt. Alles sonstige der gallischen Katastrophe vorausliegende Schrifttum, das wir erwähnt finden, ist zweifelhafter Natur. Man begreift, wie unsicher die Ueberlieferung der ältesten römischen Geschichte sein musste, und versteht die Klage des Livius (6, 1).

ή

Zeugnisse. 1. Dionys. antiqu. 4, 26 στήλην κατασκευάσας χαλκήν, ἔγραψεν ἐν ταύτῃ τά τε δόξαντα τοῖς συνέδροις καὶ τὰς μετεχούσας τῆς συνόδου πόλεις. αὕτη διέμεινεν ἡ στήλη μέχρι τῆς ἐμῆς ἡλικίας ἐν τῷ τῆς ̓Αρτέμιδος ἱερῷ κειμένη γραμμάτων ἔχουσα χαρακ τῆρας Ἑλληνικῶν, οἷς τὸ παλαιὸν ἡ Ἑλλὰς ἐχρῶτο Nach Th. Mommsen (Rom. Gesch. 16 p. 216) war dieses Exemplar eine nach dem Brand mit Hilfe eines latinischen Exemplars hergestellte Kopie; vgl. dazu D. Detlefsen, Philol. 20 (1863) p. 448. 2. 4, 58 Toutov (des Vertrags) ἐστὶ τῶν ὁρκίων μνημεῖον ἐν Ῥώμῃ κείμενον ἐν ἱερῷ Διὸς Πιστίου, ὃν Ῥωμαῖοι Σάγκον καλοῦσιν, ἀσπὶς ξυλίνη βύρση βοείς περίτονος τοῦ σφαγιασθέντος ἐπὶ τῶν ὁρκίων τότε βοός, γράμμασιν ἀρχαϊκοῖς ἐπιγεγραμμένη τὰς γενομένας αὐτοῖς ὁμολογίας; vgl. PaulusFestus p. 56 0. M. 3. Polybius 3, 22 sagt von der Sprache des Vertrags: naixavený diaφορὰ γέγονε τῆς διαλέκτου καὶ παρὰ Ῥωμαίοις τῆς νῦν πρὸς τὴν ἀρχαίαν ὥστε τοὺς συνετωτάτους ἔνια μόλις ἐξ ἐπιστάσεως διευκρινεῖν. 4. Cic. pro Balbo 23, 53 cum Latinis omnibus foedus esse ictum Sp. Cassio Postumo Cominio consulibus quis ignorat? quod quidem nuper in columna ahenea meminimus post rostra incisum et perscriptum fuisse; vgl. Liv. 2, 33, 4; Festus p. 166 O. M.; Th. Mommsen, Hermes 5 (1871) p. 231. 5. Liv. 7, 3, 5 lex vetusta est priscis litteris verbisque scripta, ut qui praetor maximus sit idibus Septembribus clavum pangat. fixa fuit dextro lateri aedis Iovis optimi maximi, ex qua parte Minervae templum est. 6. Dionys. antiqu. 10, 32 ὁ νόμος ἐκυρώθη, ὅς ἐστιν ἐν στήλῃ χαλκῇ γεγραμμένος, ἣν ἀνέθεσαν ἐν τῷ Αὐεντίνῳ, κομίσαντες εἰς τὸ τῆς ̓Αρτέμιδος ἱερόν. 7. Liv. 4, 7, 10 his consulibus cum Ardeatibus foedus renovatum est. idque monumenti est, consules eos illo anno fuisse, qui neque in annalibus priscis neque in libris magistratuum inveniuntur: credo, quod tribuni militum initio anni fuerunt, eo perinde ac si totum annum in imperio fuerint, suffectis iis consulibus praetermissa nomina consulum horum. Licinius Macer auctor est, et in foedere Ardeatino et in linteis libris ad Monetae inventa. 8. 4, 20, 6 titulus ipse spoliis inscriptus illos (auctores) meque arguit, consulem ea Cossum cepisse. hoc ego cum Augustum Caesarem ingressum aedem Feretrii Iovis, quam vetustate dilapsam refecit, se ipsum in thorace linteo scriptum legisse audissem, prope sacrilegium ratus sum, Cosso spoliorum suorum Caesarem, ipsius templi auctorem, subtrahere testem. Hiezu kommt noch Varro bei Macrob. Sat. 1, 13, 21 antiquissimam legem incisam in columna aerea a L. Pinario et Furio consulibus (472).

Litteratur. A. Schwegler, Röm. Gesch. 1 (Tübingen 1853) p. 18; Th. Mommsen, Röm. Gesch. 16 p. 216; Röm. Forsch. 2 (Leipz. 1879) p. 159, p. 238; Röm. Chronol., Berl. 1859, p. 93. Die reiche Litteratur über die karthagischen Verträge siehe bei O. Meltzer, Gesch. der Karthager 1 (Berl. 1879) p. 187 und bei W. Soltau, Philol. 48 (1889) p. 131. Besonders wichtig sind Mommsen (Röm. Chronol. p. 320), welcher den ersten Vertrag ins Jahr 348 v. Chr. setzt, und H. Nissen (Fleckeis. Jahrb. 97 (1868) p. 321), welcher Polybius folgt. Ch. Mücke, Vom Euphrat zum Tiber; Untersuchungen zur alten Gesch., Leipz. 1899, p. 18; H. Winckler, Zu den karthagisch-röm. Verträgen (Altoriental. Forschungen 2. Reihe, 2. Bd., 2. Heft, Leipz. 1899, p. 316), der, auf Mückes Untersuchungen bauend, den ersten

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