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karthagisch-römischen Handelsvertrag ins Jahr 376, den zweiten ins Jahr 348 setzt. Ueber den Wortlaut des 279/8 zwischen Rom und Karthago geschlossenen Bündnisses vgl. Th. Büttner-Wobst, Beitr. zur alten Gesch. 3 (1903) p. 164.

b) Familiendenkmäler.

19. Die Leichenrede. Von Privataufzeichnungen sind für die ältesten Zeiten nur wenige Spuren vorhanden. Die wichtigste ist die Leichenrede (laudatio funebris). Es war Sitte, dass auf den vornehmen Verstorbenen von einem Angehörigen, der dem Toten am nächsten stand und zugleich befähigt war, oder wenn es sich um ein öffentliches Leichenbegängnis handelte, von einem hierzu bestellten Beamten auf dem Forum eine Leichenrede gehalten wurde. Diese Sitte, welche auf Polybius grossen Eindruck machte und ihn zu einer sehr interessanten, den Leser ungemein fesselnden Schilderung veranlasste, geht sehr weit zurück, wie man aus dem Geschichtswerk des Dionysius von Halikarnass zu schliessen berechtigt ist. Solche Reden wurden wohl anfangs nicht aufgeschrieben; schriftlich fixiert fanden sie ihre passende Stätte im Familienarchiv; von da aus nahmen sie, besonders wenn es sich um berühmte Persönlichkeiten handelte, nicht selten auch den Weg in die Oeffentlichkeit. Die Schriftsteller geben uns Kunde von solchen umlaufenden Reden: der ältere Plinius führt aus der Leichenrede des Q. Caecilius Metellus auf seinen Vater (221 v. Chr.) Gedanken an; aus Plutarch können wir erschliessen, dass seiner Quelle noch die Leichenrede vorlag, die Fabius Maximus Cunctator zwischen 207 und 203 auf seinen Sohn hielt. Auch die Leichenrede auf Marcellus, den Eroberer von Syrakus, der im Jahre 208 starb, lag dem Historiker Caelius Antipater vor. Auf den jüngeren Scipio gab es eine Leichenrede, die Laelius für Q. Fabius Maximus geschrieben hatte (129 v. Chr.); die Ciceroscholien von Bobbio haben uns aus dieser Rede ein Kolon erhalten. Nach Cicero scheinen diese Reden von künstlerischer Form weit entfernt gewesen zu sein. Die Autoren klagen, dass durch diese Leichenreden die Geschichte verfälscht wurde, und die Klage scheint berechtigt zu sein. Da eine Leichenrede manchmal nicht gehalten werden konnte, stellte sich von selbst die Buchform als Ersatz ein. Diese machte eine vielfach andere Behandlung notwendig. Es bildete sich eine Form heraus, die sich mit der Biographie berührte.

Die Sitte der laudationes funebres. a) Polyb. 6, 53, 2 пégiž navròs tov dýμov στάντος, ἀναβὰς ἐπὶ τοὺς ἐμβόλους, ἂν μὲν υἱὸς ἐν ἡλικίᾳ καταλείπηται καὶ τύχῃ παρών, οὗτος, εἰ δὲ μή, τῶν ἄλλων εἴ τις ἀπὸ γένους ὑπάρχει, λέγει περὶ τοῦ τετελευτηκότος τὰς ἀρετὰς καὶ τὰς ἐπιτετευγμένας ἐν τῷ ζῆν πράξεις. Dionys. antiqu. 5, 17 ὅτι Ῥωμαίων ἐστὶν ἀρχαῖον εὕρημα τὸ παρὰ τὰς ταφὰς τῶν ἐπισήμων ἀνδρῶν ἐπαίνους τῆς ἀρετῆς αὐτῶν Aéyɛo9α. B) Cic. de or. 2, 11, 44 sagt Antonius zu Q. Lutatius Catulus: a te est Popilia, mater vestra, laudata, cui primum mulieri hunc honorem in nostra civitate tributum puto. Plutarch. Caes. 5 τὸ μὲν οὖν ἐπὶ γυναιξὶ πρεσβυτέραις λόγους ἐπιταφίους διεξιέναι πάτριον ἦν Ῥωμαίοις, νέαις δ' οὐκ ἂν ἐν ἔθει πρώτος εἶπε Καῖσαρ ἐπὶ τῆς ἑαυτοῦ γυναικὸς ἀποθα vovans. Abweichend Liv. 5, 50 und Plutarch. Camillus 8. 7) Quintil. 3, 7, 2 funebres laudationes pendent frequenter ex publico aliquo officio, atque ex senatusconsulto magistratibus saepe mandantur. Vgl. Vollmer p. 454, p. 461.) Cassius Dio sagt bezüglich der Octavia (54, 35, 5): αὐτὸς ὁ Αύγουστος) τὸν ἐπιτάφιον εἶπε, καὶ ὁ Δρούσος ἐπὶ τοῦ βήματος. Bezüglich des verstorbenen Drusus sagt Cassius Dio 55, 2, 2: ὅ τε Τιβέριος ἐνταῦθα ἐν τῇ ἀγορᾷ αὐτὸν ἐπῄνεσε, καὶ ὁ Αὐγουστος ἐν τῷ Φλαμινίῳ ἱπποδρόμῳ. Capitol Antonin. philos. 7, 11 (1 p. 54 Peter) laudavere uterque (M. Aurelius und Verus) pro rostris patrem.

Die Composition. Cic. de or. 2, 84, 341 nostrae laudationes, quibus in foro utimur,

aut testimonii brevitatem habent nudam atque inornatam aut scribuntur ad funebrem contionem, quae ad orationis laudem minime accommodata est. Vgl. auch Quintil. 11, 3, 153.

Kritik der laudationes funebres. Cic. Brut. 16, 62 et hercules hae quidem (laudationes mortuorum) exstant: ipsae enim familiae sua quasi ornamenta ac monumenta servabant et ad usum, si quis eiusdem generis occidisset, et ad memoriam laudum domesticarum et ad illustrandam nobilitatem suam. quamquam his laudationibus historia rerum nostrarum est facta mendosior. multa enim scripta sunt in eis, quae facta non sunt, falsi triumphi, plures consulatus, genera etiam falsa et ad plebem transitiones, cum homines humiliores in alienum eiusdem nominis infunderentur genus. Liv. 8, 40, 4 vitiatam memoriam funebribus laudibus reor falsisque imaginum titulis, dum familia ad se quaeque famam rerum gestarum honorumque fallenti mendacio trahunt. inde certe et singulorum gesta et publica monumenta rerum confusa; vgl. 27, 27, 12. W. Soltau, Die römischen Laudationen und ihr Einfluss auf die Annalistik (Deutsche Zeitschr. für Geschichtswissensch. N. F. 2 (1897/98) p. 105).

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Die einzelnen laudationes. Plin. n. h. 7, 139 Q. Metellus in ea oratione quam habuit supremis laudibus patris sui L. Metelli scriptum reliquit. Plutarch. Fabius 1 διασώζεται αὐτοῦ λόγος, ὃν εἶπεν ἐν τῷ δήμῳ, τοῦ παιδὸς αὐτοῦ μεθ' ὑπατείαν ἀποθανόντος ¿yzwμtov; vgl. H. Peter, Quellen des Plutarch, Halle 1865, p. 56. Liv. 27, 27, 13 berichtet über den Tod des Marcellus: Coelius triplicem gestae rei ordinem edit: unam traditam fama, alteram scriptam laudatione fili, qui rei gestae interfuerit. Scholia Bob. in Cic. pro Milone p. 283 Orelli super eius (Scipionis Aemiliani) laudibus extat oratio C. Laeli sapientis, qua usus videtur Q. Fabius Maximus in laudatione mortui Scipionis. Ueber andere laudationes vgl. Vollmer p. 478. Die Sammlung der Fragmente bei Vollmer p. 480.

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Litteratur. A. Schwegler, Röm. Gesch. 1. Bd. 1. Abt. (Tübingen 1853) p. 14; H. Graff, De Romanorum laudationibus, Dorpat 1862; E. Hübner, Hermes 1 (1866) p. 440; Th. Mommsen, CIL 1, 277; H. Peter, Historicorum Romanorum reliquiae 1 (Leipz. 1870) p. XXVIII; C. Martha, L'oraison funèbre chez les Romains (Revue des deux mondes 21 (1877) p. 654 Études morales sur l'antiquité, Paris 1883, p. 1). Die Hauptschrift ist jetzt F. Vollmer, Laudationum funebrium Romanorum historia et reliquiarum editio (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 18 (1892) p. 449); F. Leo, Die griech.-röm. Biogr., Leipz. 1901, p. 225. 19 a. Aufschrift unter dem Ahnenbild. Verwandt mit der Leichenrede ist die Aufschrift unter dem Ahnenbild, die als eine abgekürzte Leichenrede angesehen werden kann. Es war nämlich in Rom Sitte, dass von den Verstorbenen, welche kurulische Aemter bekleidet hatten, Wachsmasken (imagines) angefertigt und in Schreinen im Atrium aufbewahrt wurden; eine Aufschrift (titulus) bezeichnete nach dem Namen die von dem Verstorbenen bekleideten Aemter und die Priestertümer. Mit Hilfe dieser imagines und ihrer tituli konnte durch Verbindungslinien sogar ein Stammbaum des Geschlechtes hergestellt werden. Starb ein verdienter Staatsmann, so wurden Personen bestellt, welche diese Masken sich aufsetzten und dem Leichenzuge folgten; die berühmten Ahnen des Verstorbenen sollten also sogar äusserlich in Erscheinung treten. Aus dem Atrium des Hauses nahmen diese Aufschriften auch den Weg in die Oeffentlichkeit; so liess Appius Claudius den von ihm 296 v. Chr. gestifteten Tempel der Bellona mit seinen Ahnenbildern, denen Aufschriften beigegeben waren, ausschmücken. Der Vorgang zeigt zugleich, dass die Aufstellung der Ahnenbilder mit ihren Aufschriften im Atrium sehr weit zurückging. Augustus machte die Sitte der Politik dienstbar; er stellte auf seinem Forum in der Säulenhalle des Marstempels die Statuen berühmter Männer aus der Zeit der Republik auf und fügte ihnen Unterschriften bei; manche derselben haben sich erhalten. Auch auf dem Grabmal konnte die Aufschrift des Ahnenbildes verwertet werden. Für diese aus dem Atrium in die Oeffentlichkeit gedrungene Aufschrift ist die Bezeichnung elogium üblich geworden. Auch in der Litteratur bekam das Elogium seinen Platz. Die Ahnenaufschrift erschien in gebundener Form

und wurde so ein Zweig der Dichtkunst; ferner wurde aus den verschiedenen Elogien eine Geschlechtschronik hergestellt; damit gelangte das Elogium in die Historiographie. Das Bestreben, Ahnen aufzuweisen, die sich im Krieg und Frieden ausgezeichnet hatten, und das Bestreben, sie weitmöglichst zurückzuführen und mit troianischen Geschlechtern in Verbindung zu bringen, musste, wie in der laudatio funebris, vielfach auch hier zur Geschichtsfälschung führen.

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Die imagines. c) Vitruv. 6, 3, 6 imagines item alte cum suis ornamentis ad latitudinem alarum sint constitutae. Polyb. 6, 53, 4 τιθέασι τὴν εἰκόνα τοῦ μεταλλάξαντος εἰς τὸν ἐπιφανέ στατον τόπον τῆς οἰκίας, ξύλινα καΐδια περιτιθέντες· ἡ δὲ εἰκών ἐστι πρόσωπον εἰς ὁμοιότητα διαφερόντως ἐξειργασμένον, καὶ κατὰ τὴν πλάσιν, καὶ κατὰ τὴν ὑπογραφήν. Plin. n. h. 35, 6 expressi cera voltus singulis disponebantur armariis .... stemmata vero liniis discurrebant ad imagines pictas; vgl. Seneca de benef. 3, 28, 2. Valer. Max. 5, 8, 3 effigies maiorum cum titulis suis idcirco in prima parte aedium poni solere, ut eorum virtutes posteri non solum legerent sed etiam imitarentur. Tibull. 4, 1, 30 nec quaeris, quid quaque index sub imagine dicat. Liv. 10, 7, 11 cuius imaginis titulo consulatus censuraque et triumphus aequo animo legetur, si auguratum aut pontificatum adieceritis, non sustinebunt legentium oculi. ß) Polyb. 6, 53, 6 ταύτας δὴ τὰς εἰκόνας ἔν τε ταῖς δημοτελέσι θυσίαις ἀνοίγοντες κοσμοῦσι φιλοτίμως, ἐπαν τε τῶν οἰκείων μεταλλάξῃ τις ἐπιφανής, ἄγουσιν εἰς τὴν ἐκφοράν, περιτιθέντες ὡς ὁμοιοτάτοις εἶναι δοκοῦσι κατά τε τὸ μέγεθος καὶ τὴν ἄλλην περικοπήν. Vgl. auch Th. Mommsen, Röm. Staatsrecht 13 (Leipz. 1887) p. 442. y) Plin. n. h. 35, 12 posuit (Appius Claudius Caecus) in Bellonae aede maiores suos placuitque in excelso spectari et titulos honorum legi (vgl. § 20). Asconius in Pison. p. 11 K.-Sch. idem (M. Marcellus) cum statuas sibi ac patri itemque avo poneret in monumentis avi sui ad Honoris et Virtutis, decore subscripsit. Sueton. August. 31 statuas omnium triumphali effigie in utraque fori sui porticu dedicavit. Auf die Inschriften dieser Statuen spielt Horaz carm. 4, 8, 13 an. Vgl. O. Hirschfeld, Das Elogium des M'. Valerius Maximus, Philol. 34 (1876) p. 85 (als seine Quelle wird Valerius Antias hingestellt); H. Hildesheimer, De libro de vir. ill. urbis Romae, Diss. Leipz. 1880, p. 36; Mommsen 1. c. p. 445 Anm. 2; G. Schoen, Die Elogien des Augustusforum und der liber de vir. ill. urbis Romae, Progr. Cilli 1895; H. Peter, Die geschichtl. Litt. über die röm. Kaiserzeit 1 (Leipz. 1897) p. 264. Die Ueberreste bei Th. Mommsen, CIL 1 p. 277; Ch. Huelsen, CIL 12 p. 185; G. Wilmanns, Exempla inscriptionum lat. 1 (Berl. 1873) p. 178 Nr. 622 ff.; H. Dessau, Inscriptiones lat. selectae 1 (Berl. 1892) Nr. 50 ff.

Die tituli imaginum und die elogia. Der technische Ausdruck für die Aufschrift auf den Ahnenbildern war titulus imaginis; vgl. Th. Mommsen, Staatsr. 13 p. 445 Anm. 2. Sueton gebraucht in diesem Sinn auch elogium: Galba 3 imagines et elogia universi generis exequi longum est. Für Aufschriften auf Statuen gebraucht es der alte Cato (Gellius 3, 7, 19), der ausführt, dass die Tat des Leonidas verherrlicht wird monumentis, signis, statuis, elogiis, historiis aliisque rebus. Cicero (Cato maior 17, 61) bezeichnet mit dem Wort eine Grabaufschrift, die in diesem Falle eine metrische ist: in quem (A. Atilium Calatinum) illud elogium .... notum est totum carmen incisum in sepulcro (vgl. de fin. 2, 35, 116 elogia monimentorum). Ueber die Etymologie des Wortes elogium handelt G. Curtius, Ber. der sächs. Ges. der Wissensch. 1864 p. 1: Kleinere Schr. 2 (Leipz. 1886) p. 230 (er fasst p. 4 elogium éleyɛiov); ergänzend dazu A. Fleckeisen, Fleckeis. Jahrb. 93 (1866) p. 3; H. Jordan, Vindiciae sermonis lat. antiquissimi (Ind. lect. Königsberg 1882 p. 19); anders H. Düntzer, Zeitschr. für vergleichende Sprachforschung 16 (1867) p. 275. Ueber andere Deutungen vgl. A. v. Premerstein, Pauly-Wissowas Realencycl. Bd. 5 Sp. 2440. Für die Form der elogia ist charakteristisch, dass die Namen der kurulischen Aemter und der Priestertümer im Nominativ stehen; vgl. Mommsen 1. c. p. 445 Anm. 2.

Die elogia in der Litteratur. a) Metrische elogia. Nepos berichtet von Atticus (c. 18, 5): de viris (libri: versibus), qui honore rerumque gestarum amplitudine ceteros Romani populi praestiterunt, exposuit ita, ut sub singulorum imaginibus facta magistratusque eorum non amplius quaternis quinisque versibus descripserit. Ueber die metrischen Elogien Varros vgl. § 186. Ueber eine Nachahmung derselben durch den älteren Symmachus vgl. § 816 p. 111. Andere Proben in Anthol. lat. ed. A. Riese Nr. 831 ff.; E. Baehrens, Poet. lat. min. 5 p. 396. ) Geschlechtschronik aus Elogien. Cornel. Nepos Atticus 18, 3 M. Bruti rogatu Juniam familiam a stirpe ad hanc aetatem ordine enumeravit notans qui a quoque ortus quos honores quibusque temporibus cepisset, pari modo Marcelli Claudii de Marcellorum, Scipionis Cornelii et Fabii Maximi Fabiorum et Aemiliorum. Gellius 13, 20, 17 cum et laudationes funebres et librum commentarium de familia Porcia legeremus. Hierher wird auch gehören Sueton. Vitellius 1: extatque elogi (so M. Hertz, da überliefert ist: que elogii; Casaubonus: Q. Eulogii) ad Q. Vitellium divi Augusti quaestorem libellus.

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VIII, 1. 3. Aufl.

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Zur Kritik der elogia. Vgl. die p. 48 ausgeschriebene Stelle Liv. 8, 40, 4. Plin. n. h. 35, 8 etiam mentiri clarorum imagines erat aliquis virtutum amor. Festus p. 166 O. M. Nautiorum familia a Troianis dicitur oriunda.

Elogia Scipionum. Cic. Tusc. 1, 7, 13 an tu egressus porta Capena cum Calatini Scipionum Serviliorum Metellorum sepulcra vides, miseros putas illos? Die Grabaufschriften wurden entdeckt Anfang des 17. und Ende des 18. Jahrhunderts. Die älteste der Scipioneninschriften bezieht sich auf L. Cornelius Cn. f. Scipio (cos. 298 v. Chr.). Ediert sind sie von F. Ritschl, Priscae latinitatis monumenta Tafeln 37-42; Th. Mommsen, CIL 1 Nr. 29–39, CIL 6, 1284-1294; G. Wilmanns, Exempla inscriptionum lat. 1 (Berl. 1873) Nr. 537-547; E. Schneider, Dialectorum Italicarum exempla selecta 1 (Leipz. 1886) p. 8 Nr. 88-93; H. Dessau, Inscriptiones lat. selectae 1 (Berl. 1892) Nr. 1-17. Von den metrischen Elogien sind vier in saturnischem und eines in elegischem Mass abgefasst; sie sind zusammengestellt von F. Buecheler, Carmina lat. epigraphica Nr. 6, 7, 8, 9, 958; die Saturnier sind auch abgedruckt in den Schriften über den Saturnier, z. B. bei Lucian Müller, Der saturnische Vers und seine Denkmäler, Leipz. 1885, p. 153. Ueber Nr. 6 und 7 Buech. handelt E. Wölfflin, Revue de philol. 14 (1890) p. 113. Die Zuteilung der elogia 6, 7, 8 B. an Ennius und elogium 9 B. an Pacuvius, welche E. Wölfflin (Sitzungsber. der Münchner Akad. der Wissensch. 1892 p. 188) versucht, steht auf schwachen Füssen. Zur Erläuterung vgl. F. Ritschl, Rhein. Mus. 9 (1853) p. 1, p. 159 = Opusc. 4 p. 213; F. Buecheler, Fleckeis. Jahrb. 87 (1863) p. 328; L. Müller, Der saturnische Vers p. 102.

c) Appius Claudius Caecus.

20. Der erste römische Schriftsteller. Die bisherige Betrachtung hat uns Schriftdenkmäler kennen gelehrt, welche durch äussere Bedürfnisse hervorgerufen wurden; sie hat uns aber auch freie Schöpfungen des Geistes und zwar in mannigfacher Gestalt vorgeführt. Allein an bestimmte Namen konnten wir diese Produkte nicht anknüpfen. Wir hatten Schriftoder auch Litteraturwerke, aber keine Schriftsteller. Mit Appius Claudius Caecus (Cos. 307 und 296), dessen grossartigen Einfluss auf die Verfassungsverhältnisse und Rechtsentwicklung (vgl. § 17) die politische Geschichte darzulegen hat, dessen grossartige Bauten seinen Namen unsterblich gemacht haben, erhalten wir auch den ersten römischen Schriftsteller. Es sind zwei Werke, welche die Litteratur von ihm lange Zeit bewahrt hat: ein Werk der Prosa und ein Werk der Poesie. Als der König Pyrrhus im Jahre 280 durch einen Abgesandten, den Thessaler Kineas, mit dem Senat wegen eines Friedens unterhandeln liess, trat Appius Claudius, damals schon hochbetagt, auf und sprach in so eindringlicher Weise dagegen, dass die Friedensanträge zurückgewiesen wurden. Diese berühmte Rede des Appius Claudius war aufgezeichnet und publiziert; ihr Vorhandensein zu Ciceros Zeit ist ausdrücklich bezeugt. Noch wichtiger ist das zweite Werk, eine Spruchsammlung (sententiae), in Saturniern. Nur drei Sprüche sind uns aus derselben erhalten, darunter der jetzt in aller Mund lebende: „Jeder ist seines Glückes Schmied"; weniger charakteristisch sind die beiden anderen: „Wenn du einen Freund siehst, vergisst du dein Leid; bist du aber ein verstellter Feind, vergisst du es nicht in gleichem Masse gern" und: „Gewinne es über dich, deiner Leidenschaften Herr zu bleiben, damit nicht dein Zorn Schaden und Schimpf hervorrufe". Cicero nennt diese Spruchsammlung, die selbst die Aufmerksamkeit des Griechen Panaetius auf sich gezogen, pythagoreisch, er denkt wohl an die goldenen Sprüche des Pythagoras. Wahrscheinlich ist es, dass die griechische Spruchdichtung auf Appius Claudius eingewirkt hat; nur werden wir nicht an die Sprüche des Pythagoras zu denken haben, son

dern an Sentenzen, welche aus den Komikern, besonders den zeitgenössischen, wie Philemon, genommen waren. Ausser diesen beiden Werken scheint es auch eine juristische Schrift des Appius Claudius gegeben zu haben; allein zur Zeit des Juristen Pomponius existierte sie nicht mehr.

Die ersten Schriftsteller sind zugleich die ersten Sprachmeister. Auch bei Appius Claudius trifft dies zu. Es werden einige Neuerungen in der Schrift ihm zugeschrieben. Er soll die Schreibung von r statt s in gewissen Wörtern eingeführt haben; es scheinen dies besonders Eigennamen gewesen zu sein, die noch die alte Schreibung bewahrten, nachdem längst der Lautwandel von s zu r sich vollzogen hatte; er verdrängte das z aus dem lateinischen Alphabet; später wieder aufgenommen, konnte es seine frühere Stelle im Alphabet nicht mehr gewinnen, sondern blieb ans Ende desselben gebannt.

Allgemeines über Appius Claudius. Ueber seine amtliche Laufbahn gibt das Elogium Aufschluss (CIL 1, 28 p. 287; G. Wilmanns, Exempla inscript. lat., Berl. 1873, Nr. 628; H. Dessau, Inscript. lat. selectae 1 (Berl. 1892) Nr. 54); nach Aufzählung der Aemter folgen die Worte: complura oppida de Samnitibus cepit; Sabinorum et Tuscorum exercitum fudit; pacem fieri cum Pyrrho rege prohibuit; in censura (312 v. Chr.) viam Appiam stravit et aquam in urbem adduxit; aedem Bellonae fecit (296 v. Chr.). Frontin. de aquis 1, 5 Buecheler aqua Appia in urbem ducta est ab Appio Claudio Crasso censore, cui postea Caeco fuit cognomen; vgl. über den Beinamen Caecus O. Hirschfeld, Hermes 8 (1874) p. 476. Plin. n. h. 35, 12 posuit in Bellonae aede maiores suos placuitque in excelso spectari et titulos honorum legi. Pompon. dig. 1, 2, 2, 36 hic (Appius Claudius) Centemmanus appellatus est. Liv. 10, 22, 7 callidos sollertesque iuris atque eloquentiae consultos, qualis App. Claudius esset. Auch im Altertum bestand die Tradition, dass Appius Claudius der erste Schriftsteller sei. Ungeschickt jedoch Isidor. etymol. 1, 38, 2 apud Romanos.... Appius Caecus adversus Pyrrhum solutam orationem primus exercuit. Th. Mommsen, Röm. Forsch. 1 (Berl. 1864) p. 301; F. Münzer, Pauly-Wissowas Realencycl. Bd. 3 Sp. 2681.

Die Rede des Appius Claudius gegen den Frieden mit Pyrrhus. Cic. Cato maior 6, 16 is (Appius Claudius), cum sententia senatus inclinaret (vgl. Brut. 14, 55; Quintil. 2, 16, 7) ad pacem cum Pyrrho foedusque faciendum, non dubitavit dicere illa, quae versibus persecutus est Ennius: Quo vobis mentes, rectae quae stare solebant | antehac, dementes sese flexere viai? (vgl. auch Plut. Pyrrh. c. 19). ceteraque gravissime; notum enim vobis carmen est; et tamen ipsius Appi extat oratio. Brut. 16, 61 nec vero habeo quemquam antiquiorem, cuius quidem scripta proferenda putem, nisi quem Appii Caeci oratio haec ipsa de Pyrrho et nonnullae mortuorum laudationes forte delectant. Seneca epist. 114, 13 Gracchus illis et Crassus et Curio nimis culti et recentes sunt: ad Appium usque et ad Coruncanium redeunt. Tacit. dial. 18 num dubitamus inventos, qui pro Catone Appium Caecum [magis] mirarentur? 21 Asinius quoque, quamquam propioribus temporibus natus sit, videtur mihi inter Menenios et Appios studuisse.

Die sententiae des Appius Claudius. Der Titel der Sammlung wird bezeugt von Festus p. 317 O. M. et in Appi sententiis. Cic. Tusc. 4, 2, 4 mihi quidem etiam Appii Caeci carmen, quod valde Panaetius laudat epistula quadam, quae est ad Q. Tuberonem, Pythagoreum videtur. Ps.-Sallust ad Caesarem de republica 1, 1, 2 in carminibus Appius ait, fabrum esse suae quemque fortunae. Vergleicht man damit die Fassung, welche der rheinische Dichter am Schluss seines „Otto der Schütz" dem Gedanken gegeben: „Sein Schicksal schafft sich selbst der Mann", oder die Fassung, welche sich bei Corn. Nep. Attic. 11 findet: sui cuique mores fingunt fortunam hominibus, so wird man einräumen, dass die Fassung des alten Römers durch das Bild ungleich wirksamer ist. Zwei andere Sentenzen gewinnen wir aus Priscian (Gramm. lat. 2 p. 384, 4 amicum cum vides, obliviscere miserias: inimicus si es commentus nec libens aeque; die richtige Erklärung der Stelle bei Marx 1. c. p. 218) und aus Festus p. 317 O. M. qui animi compotem esse, nequid fraudis stuprique ferocia pariat, wo F. Marx, Appius Claudius und Philemon (Zeitschr. für österr. Gymn. 48 (1897) p. 220) in qui den Imperativ von queo richtig erkennt und (1. c. p. 394), einer Anregung Dziatzkos folgend, statt compotem compote schreibt (Sallust. hist. 4, 54 p. 176 Maurenbrecher canina, ut ait Appius, facundia exercebatur; Val. Max. 7, 2, 1 App. Claudium crebro solitum dicere accepimus negotium populo Romano melius quam otium committi). Marx weist auf die Berührung der Sentenzen mit Gedanken Philemons hin; es findet sich die Sentenz suae quisque fortunae faber est in dem nach Philemon bear

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