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wissen, dass Naevius (wie Vergil) die beiden Schwestern Dido und Anna einführte, so ist nichts glaublicher, als dass schon er eine Einkehr des Aeneas bei der Königin der eben gegründeten Tyrierkolonie und jene erotische Katastrophe angenommen hat." Vgl. scholia Danielis zu Aen. 4, 9: Anna soror cuius filiae fuerint Anna et Dido, Naevius dicit. Ueber die Zurückführung von Ovid. fast. 3, 524 sqq. auf Naevius vgl. E. Maass, Commentatio mythographica (Ind. lect., Greifswald 1886/87, p. XVII); vgl. aber dagegen die richtigen Bemerkungen R. Heinzes, Virgils epische Technik, Leipz. 1903, p. 113 Anm. 1. Ueber Naevius als Quelle Vergils vgl. F. Noack, Die erste Aeneis Vergils (Hermes 27 (1892) p. 435). Die Einkehr des Aeneas bei Dido leugnet L. Müller, Q. Ennius, Petersb. 1884, p. 147; Q. Enni carminum reliquiae, Petersb. 1884, p. XXIII; etwas skeptisch äussert sich Heinze 1. c. Das Urteil Ciceros. Brutus 19, 75 illius (Naevi), quem in vatibus et Faunis adnumerat Ennius, bellum Punicum quasi Myronis opus delectat. sit Ennius sane, ut est certe, perfectior: qui si illum, ut simulat, contemneret, non omnia bella persequens primum illud Punicum acerrimum bellum reliquisset. sed ipse dicit, cur id faciat:

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scripsere, inquit, alii rem vorsibus, et luculente quidem scripserunt, etiamsi minus quam tu (scil. Ennius) polite: nec vero tibi aliter videri debet, qui a Naevio vel sumpsisti multa, si fateris, vel, si negas, surripuisti; vgl. C. Curcio, Rivista di filol. 26 (1898) p. 610.

Die Fragmente bei J. Vahlen, De bello Punico reliquiae, Leipz. 1854; L. Müller, Q. Enni carminum reliquiae, Petersb. 1884, p. 157; Der saturnische Vers, Leipz. 1885, p. 134; E. Baehrens, Fragm. poet. Rom. p. 43. Ausser dem angegebenen Fragment sind noch belehrend fragm. 3, 4, 24, 48 B. Vgl. auch Th. Mommsen, Röm. Gesch. 16 p. 917. Ueber die Einreihung von fragm. 51 B. in das 7. Buch vgl. J. Mesk, Wien. Stud. 22 (1900) p. 137. Ueber einzelne Verse vgl. F. Leo, Der saturn. Vers, Berl. 1905.

29. Charakteristik. Wenn wir zwischen Naevius und seinem Vorgänger einen Vergleich ziehen, so ergeben sich gleich in den äusseren Verhältnissen bedeutende Differenzen.1) Livius ist ein aus der Fremde stammender Sklave, Naevius Soldat im punischen Krieg; Livius wird durch Bedürfnis und Gelegenheit zum Dichter, den Naevius dagegen führt sein Genius auf den Parnass; der Tarentiner befand sich in Abhängigkeit von einem Herrn, der Campaner, eine starke, selbstbewusste, ja trotzige Natur, greift in seinen Gedichten die vornehme römische Welt an. Noch grösser ist die Differenz, wenn wir das geistige Schaffen der beiden Dichter ins Auge fassen. Livius ist im wesentlichen Uebersetzer, d. h. Bearbeiter fremder Gedanken; sein Verdienst ist also hauptsächlich in der Uebersetzungskunst und in der Verstechnik zu suchen. Naevius dagegen dringt von der Uebersetzung zu eigenem Schaffen vor, er ist eine originelle Natur; in der Komödie ebnet er der selbständigen Produktion den Weg durch die Contamination und durch das Eingreifen in die Politik; in der Tragödie begründet er das historische Schauspiel der Römer, in dem Epos nimmt er sich einen glorreichen Abschnitt der römischen Geschichte zum Vorwurf; überall ist es das nationale Empfinden, das sich siegreich durchringt. Aus den Fragmenten des Livius spiegelt sich keine Persönlichkeit ab; die Ueberreste des Naevius dagegen führen uns eine Individualität in scharfen Umrissen hervor. Als ein wahrhafter Genius hat er seine Spuren tief in die Herzen der Römer eingegraben. Als er durch den Tod dahingerafft wurde, fühlte alles, welche bedeutende Persönlichkeit mit ihm dahingegangen sei. Eine zu seinen Ehren verfasste Grabschrift klagt, dass die Römer ihr Latein vergessen hätten, seit Naevius in das unterirdische Haus hinabgestiegen. Die späteren Praetextatendichter und die Epiker blickten mit Verehrung zu dem Meister empor. Ennius musste in seinen Annalen mit der Tatsache rechnen, dass der erste punische Krieg bereits von Nae

1) Livius und Naevius werden zusammengestellt von Cic. de leg. 2, 15, 39 illud video,

quae solebant quondam conpleri severitate iucunda Livianis et Naevianis modis.

vius bearbeitet war; auch Vergil entlehnt für seine Aeneis manche Motive von dem campanischen Dichter. In der römischen Leserwelt erhielt sich Naevius lange Zeit; noch aus Horaz ersehen wir, dass der alte Dichter in den Händen seiner Zeitgenossen sich befindet.

Die Grabschrift des Naevius. Gellius 1, 24, 2 immórtalés, mortáles sí forét fas flére, flerént divaé Caménae Naéviúm poétam. | itáque póstquam est Orcho tráditús thesaúro, obliti súnt Romaé loquiér linguá Latina. Dass diese Grabschrift von Naevius selbst herrühre, ist mir sehr zweifelhaft. Auch O. Ribbeck (Gesch. der röm. Dicht. 12 p. 26) teilt diesen Zweifel, indem er sagt: Viel wahrscheinlicher stammt die Grabschrift von Varro, der in seinem Porträtalbum berühmter Männer (Imagines) dem Bildnis unseres Dichters diese Zeilen beigefügt hat, sei es, dass er sie selbst gemacht, sei es, dass er sie etwa der Ausgabe des Lampadio entnommen hat."

Fortleben des Naevius. Ueber das Verhältnis des Ennius zu Naevius vgl. oben § 28 Absatz: „Das Urteil Ciceros". Als Muster des alten Latein nennt Cicero neben Plautus Naevius; denn er lässt L. Licinius Crassus sagen (de or. 3, 12, 45): eam (Laeliam) sic audio, ut Plautum mihi aut Naevium videar audire. sono ipso vocis ita recto et simplici est, ut nihil ostentationis aut imitationis adferre videatur. Horat. epist. 2, 1, 53 Naevius in manibus non est et mentibus haeret | paene recens? adeo sanctum est vetus omne poema. Ueber die Ueberlieferung der Fragmente vgl. F. Leo, Plaut. Forsch. p. 18.

3. T. Maccius Plautus.

30. Biographisches. T. Maccius Plautus stammt aus dem umbrischen Sarsina. Ueber sein Leben liegt eine klassische Stelle bei Gellius vor; sie geht auf Varro zurück und weist noch die Spuren gewissenhafter Forschung auf, so dass wir keinen Grund zum Misstrauen zu haben brauchen. Nach diesem Zeugnis haben wir drei Perioden im Leben des Dichters zu unterscheiden. In jungen Jahren zog Plautus von seiner umbrischen Heimat nach Rom, wohin schon damals ein bedeutender Zuzug aus allen Gegenden Italiens statthatte. 1) Der Umbrer verdiente seinen Lebensunterhalt in der Hauptstadt durch Dienstleistungen beim Theater. Für seine Entwicklung war dies von grosser Bedeutung, denn er hatte Gelegenheit, sich mit der Bühnentechnik bekannt zu machen. Allein vorerst konnte ihn das Theaterleben nicht fesseln; nachdem er eine Summe Geldes sich erspart hatte, ging er auf Reisen und wollte als Kaufmann sich Reichtum erwerben. Aber das Glück war ihm nicht hold: er verlor seine Habe und kehrte völlig mittellos nach Rom zurück; doch hatte er Gelegenheit gehabt, sich die griechische Umgangssprache anzueignen und selbst sich einige Kenntnisse des Punischen zu verschaffen. Die Not des Lebens zwang ihn, sich bei einem Müller zu verdingen und den Mühlstein zu drehen. Als Mühlbursche schrieb er in seinen Freistunden drei Komödien: Saturio, Addictus und eine mit unbekanntem Titel. Seine geistige Arbeit befreite ihn von seiner äusseren Notlage; er wurde ein berühmter Komödiendichter. Seine Komödiendichtungen können wir verfolgen von 204 bis zu seinem Tode, 2) welcher nach sicherem Zeugnisse im Jahre 184 eintrat; doch ist es wohl möglich, dass seine schriftstellerische Tätigkeit schon mehrere Jahre vor 204 begonnen hat.

Allgemeine Uebersichten über des Plautus Leben und Schriften geben die Jahresberichte von A. O. F. Lorenz, Bursians Jahresber. 1873 p. 341; 1874/75 p. 606; 6. Bd. (1876) p. 1; 14 (1878) p. 1; 18 (1879) p. 1; 22 (1880) p. 1; 27 (1881) p. 1; 0. Seyffert, ebenda 31 (1882) p. 33; 47 (1886) p. 1; 80 (1894) p. 227; 84 (1895) p. 1; J. P. Waltzing, Bibliographia Plautina (1899-1901), Musée Belge 6 (1902) p. 280.

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Ueber das Leben des Plautus haben wir eine Jugendabhandlung Lessings, Von dem Leben und den Werken des Plautus (1750) in dessen Sämtl. Schr. hrsg. von C. Lachmann 43 (1889) p. 57. Grundlegend sind mehrere Abhandlungen F. Ritschls, die in den Parerga, Leipz. 1845, vereinigt sind; vgl. die testimonia in der Ausg. von Götz-Schoell 12 p. XV. a) Die Namen des Dichters. Der Dichter hiess lange irrtümlich M. Accius Plautus; allein am Schluss der Casina steht in A deutlich geschrieben: T. Macci Plauti. Das Praenomen T. ist am Schluss der Menaechmi durch das Zeugnis Ritschls, Studemunds, Schoells (Ausg. p. VIII) sicher festgestellt und kann nach Studemund am Schluss des Epidicus gestanden haben. Es kommen hinzu zwei weitere Stellen, in denen die Ueberlieferung auf Macci Titi führt. Mercator 10 ist in dem Verse: eadem latine Mercator Macci Titi statt der zwei letzten Worte überliefert: mactici und mattici, was Ritschl richtig verbessert hat. Gellius 3, 3, 9 wird eine Stelle des Accius über die plautinischen Komödien angeführt, an deren Schluss es in der Ueberlieferung heisst: M. Accii (Actii V) Titi. Auch hier zwingt das Praenomen Titi uns, Macci zu lesen. Sonach hiesse der Dichter T. Maccius Plautus. Zwar wird Paulus Diac. p. 239 O. M. Plautus als poeta Accius bezeichnet, allein bei Festus ist die Handschrift hier zerstört (vgl. die Ausgabe des Festus von Thewrewk p. 304), so dass wir nicht wissen, was hier gestanden hat; vgl. über die Stelle Ch. Huelsen, Berl. philol. Wochenschr. 1886 Sp. 419. Schwierigkeit machte Asin. prol. 11: Demophilus scripsit, Maccus vortit barbare. In diesen Vers Maccius direkt oder indirekt (Macius oder Maccis) einzuführen, ist eine Unmöglichkeit; die Form Maccus muss festgehalten und erklärt werden. a) F. Buecheler (Rhein. Mus. 41 (1886) p. 12) hat folgende Erklärung gegeben: Sarsinas poeta dum Romae scaenam tenet ludosque facit populo, simpliciter maccus vocabatur, ioculator γελωτοποιός Postea Umber civitatem Romanam adeptus cum tria nomina sumeret ritu civium, tracto gentilicio ab artis opera et appellatione qua inclaruerat, ex Ploto macco factus est T. Maccius Plautus. Consimili ratione persaepe accidit, qui publicus erat servus, ut in libertatem vindicatus T. Publicius existeret." Der Annahme Buechelers, dass Maccius ein aus Maccus künstlich gebildeter Gentilname sei, steht die Tatsache gegenüber, dass in oskischen Inschriften das Gentile Maccius sich oft findet und dass wegen der Verwandtschaft des Oskischen mit dem Umbrischen wahrscheinlich ist, dass auch in diesem Dialekt das Gentile Maccius bestanden hat; vgl. z. B. CIL 10, 8148; Notizie degli scavi 1881 p. 24; 1898 p. 422; A. Sogliano, La Gens Maccia in Pompei (Rendiconto della R. accademia di archeol. lett. e b. arti N. S. 12 (Napoli 1898) p. 179). ) F. Leo (Plaut. Forsch., Berl. 1895, p. 72) schlägt einen anderen Weg ein, indem er Maccius zu beseitigen sucht. Dieses beruhe nur auf einer falschen Auflösung des in den Prologen genannten Macci Titi; der Dichter habe in seiner umbrischen Heimat den Individualnamen Titus und den Spitznamen Plotus, latinisiert Plautus, geführt. In Rom sei der Spitzname Maccus hinzugekommen; er habe sich daher in seinen Prologen Maccus Titus oder auch Plautus genannt; spätere Gelehrte hätten dann, um die dreisilbige römische Nomenklatur zu erhalten, den Dichter T. Maccius Plautus genannt. Diese Hypothese schiebt das deutliche Zeugnis des Ambrosianus beiseite, was insofern bedenklich ist, als der Gentilname Maccius höchst wahrscheinlich auch Umbrien zugeteilt werden kann und die Möglichkeit bestand, den Namen des Dichters aus den didaskalischen Urkunden zu ermitteln. y) Die einfachste Lösung des Problems gab F. Marx, Die neueren Forschungen über die bürgerliche Stellung und die Lebensschicksale des Dichters Plautus (Zeitschr. für österr. Gymn. 1898 p. 398). Er hält an Maccius als Familiennamen des Plautus fest und erachtet Maccus als ein frostiges Spiel des Prologschreibers mit dem nomen gentile. Ein Hanswurst (statt Maccius) hat das Stück ins Lateinische übersetzt." d) Maccus verteidigt Wilh. Schulze (Zur Gesch. lat. Eigennamen, Berl. 1904, p. 298) mit Rücksicht auf das etruskische Namenssystem, das auf Umbrien seinen Einfluss erstreckt habe. - Ueber den Namen Plautus enthielt eine wertvolle Notiz Festus an der bereits oben erwähnten Stelle, welche aber durch Zerstörung des Blattes sehr gelitten hat; die Epitome des Paulus Diaconus gibt: Ploti appellantur, qui sunt planis pedibus. Unde et poeta Accius, quia Umber Sarsinas erat, a pedum planicie initio Plotus, postea Plautus est dictus.

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Geschichte der Frage. Der erste, der die Namen T. Maccius Plautus unserem Dichter vindizierte, war F. Ritschl; vgl. dessen Parerga, Leipz. 1845, p. 13. Gegen Ritschl erhob sich C. E. Geppert, Ueber Vor- und Zunamen des Plautus und die Echtheit seiner Stücke (Jahns Archiv 19 (1853) p. 262), der wiederum von M. Hertz, T. Maccius Plautus oder M. Accius Plautus, Berl. 1854 bekämpft wurde. Ein neuer Gegner erstand Ritschl in dem Turiner Professor Thomas Vallauri, der gegen die Abh. der Parerga die Animadversiones in dissertationem Friderici Ritschelii de Plauti nominibus (Ex actis regiae societatis Taurinensis scientiarum finibus proferendis vol. 24 ser. 2 (Turin 1867) p. 147; auch in dessen Acroases 4 (1868) p. 91) schrieb. Zur Verteidigung der Ritschlschen Anschauung trat wieder M. Hertz in seinem Dissertationis de Plauti poetae nominibus epimetrum (Ind. lect. Greifswald 1867/68) auf den Kampfplatz. Auch Ritschl (Opusc. 2 p. XVI) machte

gegen Vallauri einen satirischen Ausfall. Ueber ein Jahrzehnt ruhte der Streit, bis derselbe im Jahre 1884 neuerdings wieder in Italien auflebte; denn in diesem Jahre erschien E. Cocchias Aufsatz: M. Accius Plautus ovvero T. Maccius Plautus? (Rivista di filol. 13 p. 97; auch separat erschienen: La patria di Ennio ed il nome di Plauto, Turin 1884), in dem T. Maccius als Name des Dichters verworfen wird. In eine Widerlegung traten L. Mantegazza, Tito Maccio Plauto, e non Marco Accio Plauto, Bergamo 1885, und, soweit die Festusstelle in Betracht kam, Ch. Huelsen, Der Name des Plautus (Berl. philol. Wochenschr. 1886 Sp. 419) ein. Aber Cocchia gab seine Sache noch nicht verloren; im Jahre 1899 verfocht er nochmals den herkömmlichen Namen in: L'origine del gentilizio Plautino secondo i più recenti seguaci della teoria Ritscheliana (Estratto dal vol. 20 degli Atti della R. accademia di archeologia, lettere e belle arti, Neapel 1899), rief aber eine scharfe Entgegnung O. Seyfferts in der Berl. philol. Wochenschr. 1900 Sp. 137 hervor.

b) Heimat und Lebenszeit des Dichters. a) Als Umber bezeichnet ihn Festus p. 238 0. M. Hieronym. z. J. 1817 200 v. Chr. (2 p. 125 Sch.) erfahren wir auch den Ort seiner Geburt: Plautus ex Umbria Sarsinas. 8) Fest steht das Sterbejahr des Dichters: Cic. Brut. 15, 60 Plautus P. Claudio L. Porcio viginti annis post illos, quos ante dixi, consulibus mortuus est, Catone censore (die vorher erwähnten Konsuln des Jahres 204 waren Cethegus und P. Tuditanus). Das Konsulat der Konsuln P. Claudius und M. Porcius und die Censur Catos fallen in das Jahr 184. Das Geburtsjahr des Dichters kann nur durch Combination ermittelt werden. Die Hauptstelle ist hier Cic. Cato maior 14, 50 quam gaudebat Bello suo Punico Naevius! quam Truculento Plautus, quam Pseudolo! Hier werden Truculentus und Pseudolus als Werke aufgeführt, die dem Plautus als senex angehören. Der Dichter muss also damals mindestens 60 Jahre alt gewesen sein. Da der Pseudolus im Jahre 191 aufgeführt wurde, kommen wir auf 251 als spätestes Geburtsjahr. Mit diesen Ermittelungen steht im Widerspruch Hieronym. 1. c.: Plautus ex Umbria Sarsinas Romae moritur, qui propter annonae difficultatem ad molas manuarias pistori se locaverat, ibi quotiens ab opere vacaret scribere fabulas solitus ac vendere. Man hat durch Conjektur moritur zu beseitigen versucht. M. Hertz schlug moratur, R. Sabbadini (Rivista di filol. 28 (1900) p. 293) meretur vor; beides ist unmöglich. Richtiger würde claruit oder ein ähnliches Wort sein; vgl. C. Pascal, Studi sugli scrittori latini, Turin 1900, p. 52. Ueber die Blüte des Plautus vgl. Gellius 17, 21, 46: ac deinde annis fere post quindecim bellum adversum Poenos sumptum est atque non nimium longe M. Cato orator in civitate et Plautus poeta in scaena floruerunt. F. Ritschl, De aetate Plauti (Parerga p. 45).

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c) Die übrigen Lebensumstände des Dichters. Der Hauptbericht ist Gellius 3, 3, 14: Saturionem et Addictum et tertiam quandam, cuius nunc mihi nomen non subpetit, in pistrino eum scripsisse Varro et plerique alii memoriae tradiderunt, cum pecunia omni, quam in operis artificum scaenicorum (Theaterarbeiter) pepererat, in mercatibus perdita inops Romam redisset et ob quaerendum victum ad circumagendas molas, quae trusatiles' appellantur, operam pistori locasset. F. Leo (Plaut. Forsch. p. 67; Die griech.-röm. Biogr. p. 137) verwirft diesen Bericht und glaubt, dass zu der ganzen Erfindung über Plautus' Leben einzelne Stellen seiner Komödien den Anlass gegeben haben" und dass die römische litterarische Forschung hier ganz nach dem Muster der griechischen verfahren sei. Demgegenüber zeigt Marx in der schon erwähnten Abhandlung (p. 391), dass Varros Bericht aus dem Studium historischen Materials, das sich wohl zum grössten Teil aus Prologen verlorener Stücke des Dichters vorfand, geflossen sei und daher vollen Glauben verdiene. Einer Erklärung bedürfen die Worte in operis artificum scaenicorum. Diese Worte können nur bedeuten: 'unter den Arbeitern, Gehilfen der Bühnenkünstler', was unserem 'als Arbeiter etc.' entspricht; vgl. Nägelsbach, Lat. Stilistik, Nürnberg 1905, p. 527. Cic. epist. ad fam. 13, 9, 3 Cn. Pupium, qui est in operis eius societatis. Ueber dieses niedere Theaterpersonal vgl. auch Serv. zu Verg. georg. 3, 25: Augustus postquam vicit Britanniam, plurimos de captivis, quos adduxerat, donavit ad officia theatralia. Unrichtig erklärt mit Anderen Leo (p. 65) operae artificum scaenicorum als die Leistungen, die Aufführungen der Schauspieler" und macht Plautus zu einem Schauspieler. Dies können die fraglichen Worte nicht bedeuten und hätte dies ausgedrückt werden sollen, so würde doch arte histrionica der nächstliegende Ausdruck gewesen sein. Das seltene trusatiles stand höchst wahrscheinlich in der Stelle, die Varro als Quelle benutzte; vgl. Marx p. 398. Durch haltlose Vermutungen bringt Cocchia (1899 p. 15) das verlorene Stück Addictus mit dem Leben des Plautus in Zusammenhang. Gegen den Bericht Varros bei Gellius verhält sich ablehnend A. Cima, Intorno alla vita e al nome di Plauto (Rivista di storia antica N. S. 7 (1903) p. 429). Um die Schaffenszeit des Dichters festzustellen, müssen wir auf die wenigen überlieferten Daten über die Abfassung der einzelnen Stücke rekurrieren. So wissen wir aus Didaskalien, dass der Stichus 200, der Pseudolus 191 aufgeführt wurde; Combinationen ergeben, dass der Miles etwa dem Jahre 204 angehört. Fassen wir die Lebensumstände des Dichters ins Auge, so müssen zwei Tatsachen in die Wagschale geworfen werden: 1. dass Plautus eine grössere Reihe von Jahren am

Theater beschäftigt war, um sich eine Summe zu ersparen, mit der er in der Fremde einen Handel anfangen konnte; 2. dass der Zusammenbruch seines Geschäftes wohl mit dem Ausbruch des hannibalischen Krieges in Zusammenhang stand. Wir werden daher wohl einige Jahre nach Ausbruch des zweiten punischen Krieges für die Rückkehr des Plautus nach Rom ansetzen müssen. Auch die Abfassung der drei Komödien in der Mühle wird einige Jahre beansprucht haben.

31. Sichtung des plautinischen Corpus durch Varro. Unter Plautus' Namen waren nach Gellius' Zeugnis ungefähr 130 Komödien in Umlauf. Von vornherein ist nicht wahrscheinlich, dass alle diese Stücke plautinisches Erzeugnis waren. Da Plautus in der Palliata tonangebend war, wird sich, wie dies so oft bei hervorragenden Litteraturerscheinungen der Fall ist, an den Meister ein Kreis von Nachahmern und Nachtretern angeschlossen haben. Die auf diese Weise entstandenen Nachahmungen konnten aber um so leichter den Namen des Plautus annehmen, als es an einer durchgreifenden Kontrolle von seiten des Publikums fehlte. Die Stücke kamen ja zumeist nur durch die Aufführung zur allgemeinen Kenntnis. Wenn das Stück gefiel, war der Name des Autors von sehr untergeordneter Bedeutung. Auch die Theaterdirektoren, welche die Stücke für die Aufführung sammelten, hatten kein Interesse, sorgfältige Untersuchungen über die Autorschaft der einzelnen Komödien anzustellen. Daher ist es nicht zu verwundern, wenn bei dieser Sorglosigkeit die Sonderung des Eigentums zurücktrat und der berühmte Name des Plautus für eine ganze Reihe von Produkten herhalten musste. Es war keine geringe Aufgabe für die römische Philologie, in diesem Chaos Ordnung zu schaffen. An dieser Arbeit beteiligten sich L. Aelius Stilo, Aurelius Opilius, Volcacius Sedigitus, L. Accius, Serv. Clodius, Manilius. Sie entwarfen Verzeichnisse der echten plautinischen Stücke. Einen entscheidenden Abschluss erhielten diese StuIdien durch Varro. Er unterschied drei Klassen der unter dem Namen des Plautus umlaufenden Komödien: in die erste Klasse setzte er die Stücke, welche von allen Forschern als plautinisch bezeugt waren; der zweiten Klasse wies er diejenigen zu, für welche als plautinische die Mehrzahl der Zeugen sprach und ausserdem historische Erwägungen und Stilbeobachtungen. Es blieb dann noch eine kleine Klasse von solchen übrig, die in den Verzeichnissen der Gelehrten entweder fehlten oder auch ausdrücklich als nichtplautinische aufgeführt waren; hier konnten nur Gründe, aus dem Stil und der Darstellung hergenommen, den plautinischen Ursprung dartun. Für die erste Klasse erhielt er 21 Stücke. Nun sind uns auch gerade 21 Komödien überliefert; eine, die Vidularia, stand noch im ambrosianischen Palimpsest, und ihre Fragmente liegen jetzt entziffert vor; auch in der zweiten Familie war das Stück ursprünglich vorhanden, ging aber bis auf den Titel im Laufe des Mittelalters verloren. Hier an einen Zufall zu denken, ist unmöglich; wir werden vielmehr zu dem Schluss gezwungen, dass unsere 21 Stücke diejenigen sind, welche Varro in die erste Klasse gestellt hat. Es sind dies die sog. fabulae Varronianae. Wir haben sonach nur Komödien von Plautus, welche den Gelehrten des Altertums bezüglich der Echtheit gar keinen Zweifel darboten; es ist unbestrittenes Gut.

Ueber die fabulae Varronianae handelt meisterhaft F. Ritschl, Die fabulae Varronianae des Plautus (Parerga, Leipz. 1845, p. 73). Mit Unrecht werden dessen Resultate

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