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nachdem der Freund seines Sohnes für ihn gesprochen und, was am wirksamsten war, die Bezahlung der Schulden in Aussicht gestellt hatte. Wie in den Bacchides der Sklave Chrysalus, so ist hier der Sklave Tranio die Glanzfigur des Stückes.

Das griechische Original. Da Festus p. 162, p. 305 O. M. unser Stück unter dem Namen Phasma citiert, ist der Schluss gerechtfertigt, dass das Original diesen Titel geführt. Uns ist Kunde von drei Stücken des Namens Phasma geworden: das eine schrieb Theognetus, das andere Menander, das dritte Philemon. Unser Stück können wir nur mit dem Philemons in Verbindung bringen; vgl. Ritschl, Parerga p. 159. Zur Bestätigung dient, dass der Dichter des Originals sich selbst scherzweise genannt und dass Plautus diesen Scherz beibehalten. Der Sklave Tranio sagt nämlich dem Alten (Vs. 1149), auf dessen Frage: Quid ego nunc faciam? die von F. Leo und F. Buecheler (Hermes 18 (1883) p. 560) glänzend verbesserten Worte: si amicus Deiphilo aut Philemoni's, dicito iis, quo pacto tuos te servos ludificaverit. Die Zeit des Originals wird auf Grund des Vs. 775 (Alexandrum magnum atque Agathoclem aiunt maxumas duo res gessisse) in die Zeit nach 289 (Todesjahr des Agathokles) verlegt und zwar, da das Stück den Friedenszustand voraussetzt, vor oder nach dem Krieg der Athener mit Antigonus 287-283. Menander war bereits gestorben (290); daher wird er Vs. 1149 nicht erwähnt; vgl. Hueffner p. 68. Für die Zeit unmittelbar nach 289 entscheidet sich C. A. Dietze, De Philemone comico, Gött. 1901, p. 12. Die lateinische Bearbeitung. Ueber die Zeit der Aufführung lässt sich eine einigermassen begründete Ansicht nicht aufstellen; vgl. Lorenz, Ausg. (1866) p. 5; F. Schöll, Ausg. p. XXXVIII. Ueber die Exposition der Handlung vgl. F. Leo, Plaut. Forsch. p. 176; vgl. auch W. Kroll, Unsere Schätzung der röm. Dichtung (Neue Jahrb. für das klass. Altertum 11 (1903) p. 5).

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Fortleben. Die Mostellaria liegt der ausgezeichneten Komödie des dänischen Dichters Holberg,Das Hausgespenst oder Abracadabra" zu Grund; vgl. A. Lorenz, Ausg. (1866) p. 56 und Reinhardstoettner p. 477. Die Namen der zwei Sklaven Tranio und Grumio sind bekanntlich in Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ übergegangen.

Spezialausg. von W. Ramsay with notes critical and explanatory, prolegomena and excursus, London 1869; von S. Bugge, Christiania 1873 (mit norwegischer Uebersetzung von F. Gjertsen); von E. P. Morris with explanatory notes, Boston 1880; von A. Lorenz, Berl.2 1883 (mit deutschen Anmerkungen); von E. A. Sonnenschein with notes, Cambridge 1884; von E. W. Fay, Boston 1903; vgl. dazu Berl. philol. Wochenschr. 1900 Sp. 828; American Journal of philol. 18 (1897) p. 168; 24 (1903) p. 245.

Uebersetzungen von P. Vogel, Leipz. 1893; von P. Richard in Versen, Paris 1902. Litteratur. J. A. Stamkart, Commentarius in Plauti Mostellariam, Utrechter Diss., Amsterdam 1858; E. Teza, Un verso della Mostellaria, Rivista di storia antica N. S. 7 (1903) p. 420 (über die Verse 427--430); A. Cima, Per una facezia Plautina (Most. Vs. 770), ebenda p. 33.

11. Menaech mi. Die Zwillingsbrüder Menaechmus und Sosicles werden durch ein widriges Schicksal voneinander getrennt: der eine lebt in Epidamnus, der andere, Sosicles, in Syrakus. Um seinen Bruder zu suchen, durchzieht der Syrakusaner die ganze Welt. Er kommt auch nach Epidamnus. Da der Syrakusaner dem Epidamnier in allem Aeusserlichen vollständig gleich ist und seit dem Verschwinden seines Bruders auch noch den Namen Menaechmus führt, entsteht eine Reihe der ergötzlichsten Verwicklungen.

Das griechische Original. Hueffner (p. 54), zu dessen Ausführungen A. Holm (Berl. philol. Wochenschr. 1894 Sp. 1254) noch manches beibringt, setzt dasselbe mit anderen bald nach 269. Der Verfasser des Originals ist insofern schwer zu bestimmen, als der Stoff in der griechischen Komödie unter dem Namen idvuot vielfach behandelt wurde. Doch ist, seitdem Th. Ladewig (Philol. 1 (1846) p. 288) unter Hinweis auf Athenaeus XIV p. 658 F. den Posidippus als Verfasser des Originals hingestellt hatte, diese Meinung vielfach unterstützt worden; vgl. F. Schöll, Ausg. p. XVI; O. Ribbeck, Gesch. der röm. Dichtung 12 p. 125; Hueffner p. 56. In der Tat hat Posidippus ein Stück mit dem Titel Quolo verfasst; vgl. auch R. Reitzenstein, M. Terentius Varro etc., Leipz. 1901, p. 48 Anm. 2. (Gegen Posidippus spricht sich W. S. Teuffel, Stud. und Charakt. p. 325, aus.)

Die lateinische Bearbeitung. «) Die Zeit. Wenn die Verse 408 fg., wie es wahrscheinlich ist (Hueffner p. 47), dem Original zugehörten, so fällt damit das einzige ver

wertbare Zeugnis für die Aufführungszeit der römischen Bearbeitung. ) Die Composition. Sehr ausgedehnte Ueberarbeitung des Stückes behauptet mit F. Buecheler (Rhein. Mus. 35 (1880) p. 481) P. E. Sonnenburg, De Menaechmis Plautina retractata, Bonn 1882 (p. 44: misere ab retractatoribus turbatam et laceratam nos habere fabulam"), besonders gelte dies von IV 2. Gegen eine solche erklären sich mit Recht J. Vahlen, Ausg. p. IV und O. Ribbeck, Rhein. Mus. 37 (1882) p. 531, der aber zugibt, dass auch dieses Stück mit nachplautinischen Zutaten versetzt ist; vgl. auch F. Schöll, Ausg.2 p. XVIII. Eine Vs. 1099 bis 1110 umfassende Umarbeitung wies G. Götz (Rhein. Mus. 35 (1880) p. 481) nach.

Fortleben. In der modernen Litteratur wirkt unser Stück nach z. B. in der Komödie der Irrungen von Shakespeare, der aber durch Einführung eines zweiten Zwillingspaares (nach Amphitruo) die Verwirrung noch gesteigert hat; vgl. Reinhard stoettner p. 568; W. Pischl, Die Menaechmen des Plautus und ihre Bearbeitung durch Regnard, Progr. Feldkirch 1896.

Spezialausg. von J. Hildyard cum notis, Cambridge 1840; lat. und deutsch mit einer Einleitung über die Charakterrolle des Parasiten von C. E. Geppert, Berl. 1845; von W. Wagner with notes critical and an introduction, Cambridge 1878; Schulausg. mit deutschen Noten von J. Brix, 4. Aufl. von M. Niemeyer, Leipz., Teubner 1891 (vgl. dazu Fleckeis. Jahrb. 131 (1885) p. 193); krit. Ausg. von J. Vahlen, Berl. 1882; vgl. dazu Rhein. Mus. 16 (1861) p. 631; 27 (1872) p. 173; Hermes 17 (1882) p. 599, p. 603, p. 610; Ind. lect. Berl. 1901/02.

Uebersetzungen von C. Ch. C. Völker, Elberfeld 1871; von G. Schmilinsky, Bibliothek der Gesamt-Litt. des In- und Auslandes Nr. 1413, Halle 1900.

Litteratur. A. L. Stiefel, Ueber die Menaechmenfabel (Symbolae philol., Festschr. zu Ehren L. Spengels, München 1877, p. 21); Blätter für das bayr. Gymnasialschulw. 15 (1879) p. 309, p. 340; Th. Zielinski, Quaest. comicae, Petersb. 1887, p. 71 (dagegen F. Schöll, Ausg. p. XVII**); A. Goldbacher, Zur Kritik und Erklärung der Menaechmi des Plautus (Wien. Stud. 19 (1897) p. 117); Ueber die symmetrische Verteilung des Stoffes in den Menaechmen des Plautus (Festschr. für J. Vahlen, Berl. 1900, p. 205).

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12. Miles gloriosus (Der bramarbasierende Soldat). Die Haupthandlung des Stückes geht dahin, einem prahlerischen und lüsternen Hauptmann sein Liebchen, die Philocomasium, zu entreissen, welche der junge Pleusicles liebt. Dies bewirkt der intriguierende Sklave dadurch, dass dem Hauptmann der Glaube beigebracht wird, der alte Nachbar habe eine junge schöne Frau, welche sterblich in ihn verliebt sei. Der Hauptmann lässt sich auf die Sache ein. Ja um mit dieser Nachbarsfrau ungestört zusammenleben zu können, gibt er der Philocomasium den Laufpass. Diese zieht mit Pleusicles von dannen. Dem Hauptmann wird aber übel mitgespielt; kaum hat er sich ins Nachbarhaus begeben, um seiner neuen Liebe froh zu werden, da fällt man über ihn als Ehebrecher her und droht ihm mit dem Schlimmsten, was dem Mann widerfahren kann. Dieser Handlung geht eine ganz anders geartete voraus. Um Pleusicles, der im Nachbarhause seinen Wohnsitz aufgeschlagen, Gelegenheit zu geben, mit der Philocomasium ungestört zusammen zu kommen, wird die Wand zwischen der Wohnung des Hauptmanns und dem Nachbarhaus durchbrochen. Als nun der Wächter des Mädchens dasselbe einmal in den Armen eines anderen im Nachbarhause entdeckt hatte, wird diesem Wächter ein reizendes Doppelspiel vorgeführt, indem Philocomasium bald in dem einen, bald in dem anderen Hause erscheint. Seine Ungläubigkeit wird durch die Finte beschwichtigt, es sei die ganz gleich aussehende Schwester der Philocomasium angekommen und im Nachbarhause eingekehrt.

Das Stück, das keine eigentlichen Cantica hat, ist überaus anmutig und unterhaltend. Bei dem frischen Zug, der durch das Ganze weht, lassen wir uns über manche Schwäche der Composition gern hinwegtäuschen.

Das griechische Original. Als Original des Stückes wird im Prolog Vs. 86 ein 'Alasov genannt (Alazon graece huic nomen est comoediae: id nos latine gloriosum dicimus);

des Dichters Name wird verschwiegen. Nach F. Leo (Plaut. Forsch. p. 103 Anm. 4) war es ein Nachahmer Menanders. An Menander selbst denkt F. Ranke, Periplecomenus sive de Epicuri, Peripateticorum, Aristippi placitorum apud poetas comicos vestigiis, Diss. Marb. 1900, p. 87, der weiterhin die Ansicht Th. Birts (p. 67) durchzuführen sucht, dass für die Figur des Periplecomenus Aristippus das Modell abgegeben habe (vgl. p. 80). Dagegen nimmt C. A. Dietze (p. 42) das Original für Philemon in Anspruch. Als Zeit des Originals statuiert F. Hueffner p. 29 das Jahr 287. Ins Jahr 299 setzt das Original Dietze, De Philemone comico p. 41.

Die lateinische Bearbeitung. a) Der Titel. Ueberliefert ist der Titel Miles gloriosus. Vs. 87 gibt keinen Grund, mit Lessing (Sämtl. Schr. 93, 269) und A. Fleckeisen (Rhein. Mus. 14 (1859) p. 628) als Titel des Stückes bloss Gloriosus festzustellen. p) Die Zeit. Eine chronologische Anspielung erhalten wir in den zweifellos von Plautus herrührenden Worten (Vs. 211): nam os columnatum poetae esse indaudivi barbaro, quoi bini custodes semper totis horis occubant (zur Stelle vgl. F. D. Allen, Harvard studies in class. philol. 7 (1896) p. 37). Dass sich diese Worte auf die Einkerkerung des Dichters Naevius beziehen, ist zweifellos (vgl. § 25b). Daraus folgt ohne weiteres, dass der Miles zu den ältesten Schöpfungen des Plautus gehört. Leider können wir die Zeit der Einkerkerung nicht mit Sicherheit feststellen; doch ist das Jahr 206, wie bereits oben gesagt, sehr wahrscheinlich, so dass wir das Stück etwa 205 oder 204 ansetzen können. Vgl. A. F. West, American Journal of philol. 8 (1887) p. 17, der aber mit Unrecht in der militärisch gehaltenen Aufforderung Vs. 218 f. eine Zeitanspielung aus dem Jahre 205 sieht. Nicht zugänglich ist mir E. Cocchia, Le allusioni storiche e le attitudini artistiche di Plauto nella composizione del Miles gloriosus (Atti della R. accad. di archeol. di Napoli vol. 18, 1895). ) Die Composition. Auch beim Miles ist in Bezug auf die Composition die Hauptfrage, ob das Stück contaminiert ist. Zuerst hat G. A. Becker (De comicis Romanorum fabulis maxime Plautinis, Leipz. 1837, p. 83) die Behauptung aufgestellt, dass die erste Scene aus Menanders Colax entnommen sei. Im weiteren Umfange statuierten die Contamination Th. Ladewig, Plaut. Stud. (Philol. 17 (1861) p. 260), A. Lorenz, Ausg.2 p. 31, Fr. Schmidt, Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 9 (1877) p. 323, bes. p. 390 und 401, O. Ribbeck, Alazon mit Uebersetzung des Miles gloriosus, Leipz. 1882, p. 72, Ed. Zarncke, Parallelen zur Entführungsgeschichte im Miles gloriosus (Rhein. Mus. 39 (1884) p. 22), P. Langen, Plaut. Stud., Berl. 1886, p. 313, F. Hueffner p. 26, F. Leo, Plaut. Forsch. p. 161. Dagegen sucht Th. Hasper (De compositione Militis gloriosi, Progr. Dresden 1897), obwohl er die Contamination nicht leugnet (p. 7), doch den bisher über sie geäusserten Ansichten entgegenzutreten und ihren Umfang einzuschränken. Auch Th. Kakridis, Die Contamination in Plautus' Miles gloriosus (Rhein. Mus. 59 (1904) p. 626) steht der Contamination feindlich gegenüber und will mehrere Anstösse, die auch er zugeben muss, durch die Annahme späterer Zusätze erklären; so statuiert er (p. 628), dass die Lucrioscene (III 2) aus einem anderen Stück genommen und vom selben herrühre, von welchem der Vers 585, nicht von Plautus"; vgl. auch Barbara Plautina, Athen 1904, p. 29 und dagegen F. Hueffner, Wochenschr. für klass. Philol. 1905 Sp. 711.

Fortleben. Ueber die Figuren des Miles gloriosus und seines Parasiten bei älteren und neueren Dichtern vgl. A. Lorenz, Ausg. 2 p. 230 und K. v. Reinhardstoettner p. 605. Vgl. noch O. Fest, Der Miles gloriosus im Drama des klassischen Altertums und des französischen Mittelalters, Diss. München 1897 (vollständig in: Münchener Beiträge zur romanischen und englischen Philologie 13. Heft).

Spezialausg. Krit. Ausg. von O. Ribbeck, Leipz. 1881; A. Lorenz, Berl.2 1886 (vgl. dazu Philol. 30 (1870) p. 578; 32 (1873) p. 270, p. 406); Schulausg. mit deutschen Noten von J. Brix, 3. Aufl. bearbeitet von M. Niemeyer, Leipz. 1901 (vgl. dazu die eingehende Besprechung von O. Seyffert, Berl. philol. Wochenschr. 1902 Sp. 750, Sp. 775); R. Y. Tyrell, London3 1889 (vgl. dazu E. B. Lease, Notes to Tyrell's third edition of the Miles gloriosus, Classical Review 1898 p. 179); con note italiane von P. M. Rossi, Mailand 1900.

Litteratur. O. Ribbeck, Bemerkungen zu Plautus Miles gloriosus (Rhein. Mus. 12 (1857) p. 594; 29 (1874) p. 13; 36 (1881) p. 116); A. Schoene, ebenda 18 (1863) p. 157 (zu 1, 1); Th. Hasper, Ad Plauti militem gloriosum marginalia (Comment. Fleckeisenianae, Leipz. 1890, p. 171).

13. Mercator (Der Kaufmann). Auch in diesem Stück, dessen Original nach Angabe des Prologs der "Europos des Philemon ist, spielt das hässliche Motiv, dass sich Vater und Sohn um ein Liebchen streiten. Der junge Charinus hatte von seiner Handelsreise nach Rhodus eine schöne Hetäre mitgebracht. Als der Vater das Schiff des Sohnes besichtigte und

das schöne Mädchen erblickte, entbrannte er in Liebe für dasselbe. Es war sein fester Entschluss, es in seinen Besitz zu bringen. Er schlägt daher dem Sohne, der die Hetäre als Dienstmädchen für die Mutter gekauft haben will, vor, man müsse, da eine solche Person für die Mutter nicht geeignet sei, sie wiederum verkaufen. Nach einem ergötzlichen Gegenkampf des Charinus setzt der Vater seinen Willen unter Beihilfe seines Freundes, des Lysimachus, durch; dieser kauft das Mädchen und bringt es in sein Haus. Eben war man daran, ein lustiges Mahl zu bereiten, als die Frau des Lysimachus unvermutet vom Land kommt und die Hetäre im Hause findet. Es entsteht eine peinliche Situation, welche der gedungene Koch noch verschärft. Zum Glück erscheint Eutychus, der Sohn des Lysimachus. Nachdem er die verkaufte Hetäre seines Freundes Charinus, der aus Kummer über sein Liebesunglück in die Fremde ziehen will, lange vergeblich gesucht, findet er sie im eigenen Haus. Er vermag daher seine Mutter vollständig zu beruhigen. Dem Vater des Charinus wird sein Unrecht vorgehalten; er tritt einen Rückzug an.

Das griechische Original. Prolog. 5 graece haec vocatur Emporos Philemonis. Was die Zeit anlangt, so setzt C. A. Dietze (De Philemone comico, Gött. 1901, p. 15) den Emporos nach Menanders Disexapaton, also in die Jahre 315-307. Allein seine Argumentation ist völlig unzureichend und verfehlt; vgl. auch K. Zacher, Berl. philol. Wochenschr. 1904 Sp. 676. Ueber das Werk urteilt Marx, Sitzungsber. (s. u.) p. 29: „Das Stück des Philemon mag in seinem Inhalt unserem Gefühl abstossend und hässlich erscheinen: der dramatische Aufbau des Ganzen und die Aufführung der einzelnen Scenen zeigt überall eine echt attische Feinheit." Ebenso günstig urteilt Dietze p. 69.

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Die lateinische Bearbeitung. «) Die Zeit. Für die Abfassungszeit gewinnen wir ein Kriterium aus dem Verhältnis, in dem Rudens und Mercator in der Erzählung von einem Traume, die sich in beiden vorfindet, zueinander stehen. Es fragt sich, wo das Original und wo die Kopie vorliegt. Dieses Problem wurde von F. Marx, Interpretationes latinae (Ind. lect. Greifswald 1892/93) untersucht. Er kommt zu dem Schluss (p. IX), dass Plautus den Traum des Rudens getreu nach dem Original des Diphilus erzählt, dagegen den Traum im Mercator nach dem Muster des diphileischen im Rudens selbst gedichtet habe. Marx fand jedoch einen Gegner in F. Leo, der Plaut. Forsch. p. 148 schreibt: Für den Mercator ist die Scene erfunden, im Rudens ist sie nachgemacht Erfunden hat das Motiv, in Nachfolge der Tragödie, für seinen "Europos Philemon, aufgenommen hat es und dafür eine bessere Geschichte erfunden und gestaltet Diphilus." Allein dass Leo völlig im Unrecht ist, hat F. Marx, Ein Stück unabhängiger Poesie des Plautus (Sitzungsber. der Wien. Akad. der Wissensch. 140 (1899) Abh. 8) in durchaus überzeugender Weise dargetan. Schon ein Moment zeigt, wo das Original und wo die Kopie zu suchen ist: die Gleichsetzung des Kupplers mit dem Affen im Traum des Rudens ist naturgemäss; dagegen ist die Gleichsetzung des gutmütigen Nachbarn Lysimachus mit einem Affen im Traum des Mercator geradezu absurd (vgl. Marx p. 17). Ausgeschlossen ist, dass Philemon den Diphilus nachgeahmt hat (p. 26). Marx teilt also diesen Traum im Mercator Plautus selbst zu; sonach steht fest, dass der Mercator nach dem Rudens abgefasst ist. (H. Kellermann, De Plauto sui imitatore (Comment. philol. Jenenses 7, 1 (1903) p. 127) hält diesen Traum für eine spätere Eindichtung.) Die Schlussfolgerung, die Th. Ladewig (Zeitschr. für die Altertumsw. 1841 Sp. 1085) aus Vs. 525 f. für die Aufführung des Stückes nicht vor 196 zieht, ist zweifelhaft. 3) Die Composition. Die Erkenntnis, dass der Traum im Mercator eigenes Produkt des Plautus ist, wirft auch ein Licht auf die lateinische Bearbeitung. Der Anfang des zweiten Aktes im griechischen Original erfuhr Zudichtungen des Plautus in den Versen 225-254, 268-270, 272-276. Die Zutaten lassen sich leicht ausscheiden und die Originalfassung hier wiederherstellen, wie Marx (p. 29) gezeigt hat. Spuren einer Umarbeitung findet an drei Stellen Ritschl (vgl. G. Götz, Ausg. p. X), welchen Gedanken O. Ribbeck (Emendationum Mercatoris Plautinae spicilegium, Leipz. 1883, p. 4) aufgreift und weiter verfolgt.

14. Pseudolus. Um diesen Sklaven, die Hauptperson des Stückes, konzentriert sich alles Interesse. Der Hauptreiz besteht darin, dass der Schalk ausdrücklich vor seinen Schlichen warnt und die Gewarnten trotz

dem übertölpelt. Das Argument ist die alte Liebesgeschichte. Calidorus liebt Phoenicium; aber der grausame Leno Ballio hatte dieselbe treuloserweise um zwanzig Minen an einen Soldaten verkauft; fünfzehn Minen waren bereits bezahlt; werden auch noch die schuldigen fünf Minen entrichtet, so ist Phoenicium für Calidorus verloren. Der sicherste Weg scheint daher zu sein, die ganze Kaufsumme zusammenzubringen und dem Soldaten zuvorzukommen. Der Zufall kommt Pseudolus zu Hilfe. Der Soldat schickt einen Boten mit den fünf Minen und mit Brief und Siegel. Diesen trifft glücklicherweise Pseudolus; das Geld vermag er dem Boten nicht zu entlocken, wohl aber Brief und Siegel damit ist er Herr der Situation geworden. Es wird rasch ein Kerl als Bote des Soldaten ausstaffiert, mit Geld, Brief und Siegel versehen und zum Leno geschickt; er erhält die Phoenicium. Schon frohlockt der gewarnte Ballio darüber, dass er nun jeder Gefahr seitens des Pseudolus überhoben sei, als der echte Bote erscheint. Sein Unglück ist jetzt da; er verliert die Phoenicium, muss die erhaltenen zwanzig Minen zurückzahlen, ja noch dieselbe Summe an den Vater des Calidorus Simo infolge der Wette, dass Pseudolus ihm nicht die Phoenicium entlocken werde, entrichten. Aber dieser Gewinn geht dem Simo wieder verloren; denn auch er hatte eine Wette von zwanzig Minen mit Pseudolus eingegangen, dass diesem die Entführung der Phoenicium nicht glücken werde. Die Zeichnung des Pseudolus ist eine ganz vortreffliche. Wir staunen über sein unerschütterliches Selbstvertrauen und über seine Genialität, mit der er alles wie spielend abwickelt. Auch Ballio ist, wenngleich mit etwas starken Farben, gut charakterisiert. Ueber das ganze Stück ist Frische und Heiterkeit ausgegossen.

Das griechische Original. Ueber die Abfassungszeit des Originals spricht U. Wilamowitz (Antigonos von Karystos, Berl. 1881, p. 140 Anm. 13) die Ansicht aus, dass dasselbe in die Jahre 309 oder 308 falle. Damit steht im Einklang die von F. Leo (Hermes 18 (1883) p. 563) in Vs. 412 entdeckte Anspielung auf den Oŋoavoós des Menander. Eine solche Anspielung ist aber nur dann verständlich, wenn das Stück kurz vorher aufgeführt wurde; nach K. Dziatzko (Fleckeis. Jahrb. 121 (1880) p. 811) fällt der Onoavgós des Menander zwischen die Jahre 310 und 308. Vgl. F. Hueffner p. 11 und dagegen A. Holm, Berl. philol. Wochenschr. 1894 Sp. 1254. Hueffner (p. 17) vermutet mit Leo (1. c. p. 564) den Menander als Verfasser des Originals, was nicht den Beifall von U. Wilamowitz (Neue Jahrb. für das klass. Altertum 3 (1899) p. 517 Anm. 1) gefunden hat. Auf Philemon will C. A. Dietze (De Philemone comico p. 33) das Original zurückführen. In der mittleren Komödie sucht den Verfasser des Originals Th. Bergk, Kl. philol. Schr. 2 p. 744.

Die lateinische Bearbeitung. a) Der Titel. Hier fragt es sich, ob das Stück Pseudolus oder Pseudulus betitelt war. Ueber das Problem handelt in erschöpfender Weise G. Götz, Ausg. p. IX, und zwar so, dass er die gut bezeugte Form Pseudolus beibehält. 8) Die Zeit. Ueber die Zeit der Aufführung belehrt uns eine Didaskalie (vgl. F. Ritschl, Parerga p. 286, p. 295), die uns sicheren Aufschluss gibt, dass das Stück unter dem praetor urbanus M. Junius M. fil. = 191 aufgeführt wurde. Aus Liv. 36, 36 können wir schliessen, dass das Stück bei der Einweihung des Tempels der Magna Mater aufgeführt wurde. Als ein Werk, das Plautus im Alter schrieb und an dem er grosse Freude hatte, bezeichnet es Cic. Cato maior 14, 50: quam gaudebat Bello suo Punico Naevius! quam Truculento Plautus, quam Pseudolo! Ueber eine vom römischen Dichter herrührende Zeitanspielung (Vs. 296 bis 298; vgl. Liv. 35, 41) vgl. A. Kiessling, Rhein. Mus. 23 (1868) p. 417.) Die Composition. Hier handelt es sich um die Frage, ob das Stück contaminiert ist. Dies wurde zuerst von Th. Ladewig (Ueber den Kanon des Volcacius Sedigitus, Neustrelitz 1842, p. 33) behauptet. In eingehendster Weise hat J. W. Bierma (Quaestiones de Plautina Pseudolo, Groningen 1897) die Contamination des Pseudolus nachzuweisen versucht. Im Anschluss an ihn hat F. Leo, Ueber den Pseudolus des Plautus (Nachr. der Gött. Ges. der Wissensch., philol.-hist. Klasse 1903 p. 347) eine modifizierte Ansicht über die Contamination des Stückes aufgestellt. Auch O. Seyffert (Berl. philol. Wochenschr. 1898 Sp. 1512)

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