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19. Trinummus. Das plautinische Stück ist dem „Schatz" Philemons nachgebildet, hat aber seinen Namen von dem Dreier, den der Sykophant für seine Dienste erhielt. Ein junger Mann mit Namen Lesbonicus war in der Abwesenheit seines Vaters Charmides sehr verschwenderisch gewesen, so dass er zuletzt gezwungen war, sein Haus zu verkaufen. In diesem Haus aber war ein Schatz verborgen. Dies wusste Callicles, dem Charmides für die Dauer seiner Abwesenheit den Lesbonicus anvertraut hatte. Um diesen Schatz zu retten, hatte Callicles das Haus selbst gekauft. Nun trifft es sich, dass um Lesbonicus' Schwester ein trefflich gearteter Jüngling aus guter Familie wirbt. Um die nötige Mitgift zu beschaffen, zugleich aber Lesbonicus in Unkenntnis des Schatzes zu erhalten, wird von Callicles ein Sykophant gedungen, der angeblich die Mitgift von dem in der Fremde weilenden Vater überbringt. Allein der Sykophant trifft mit dem inzwischen zurückgekehrten Charmides zusammen; dies führt zu einer heiteren Scene. Der Schluss ist, dass der junge Taugenichts unter der Bedingung Verzeihung erhält, dass er die Tochter des Callicles zur Frau nimmt. Das an moralischen Ergüssen reiche Stück verläuft im ganzen sehr ruhig und ist mehr ein Familiendrama als eine Komödie. Bemerkenswert ist, dass keine weibliche Rolle in demselben auftritt.

Das griechische Original. Prolog. Vs. 18 huic graece nomen est Thensauro fabulae: Philemo scripsit. Ueber die Zeit des Originals vgl. F. Hueffner p. 61, der es nach der Schlacht bei Ipsus, vielleicht 292-287 ansetzt; vgl. dagegen C. A. Dietze, De Philemone comico p. 16, der aber keine stichhaltigen Argumente beibringt.

Die lateinische Bearbeitung. a) Der Titel. Vs. 843 huic ego die nomen Trinummo facio: nam ego operam meam tribus nummis hodie locavi ad artis nugatorias. 3) Die Zeit. Die Aufführungszeit kann durch folgende Betrachtung bestimmt werden. Vs. 990 spricht Plautus von den novi aediles, sie hatten also kurz vor der Aufführung des Stückes ihr Amt angetreten. Der Amtsantritt der Aedilen fand aber von 217, wahrschein lich sogar schon 222, bis 153 regelmässig am 15. März statt; vgl. Mommsen, Röm. Staatsrecht 13 (Leipz. 1887) p. 599; E. Herzog, Gesch. und System der röm. Staatsverfassung 1 (Leipz. 1884) p. 614. In dieses Intervallum fällt die dichterische Tätigkeit des Plautus. Wir müssen also ein scenisches Fest suchen, das die Aedilen bald nach dem 15. März ausrichteten; dies können nur die ludi Megalenses sein, die in den April fielen, denn die ludi Romani werden von den curulischen Aedilen erst im September, die ludi plebei von den plebeischen Aedilen erst im November ausgerichtet, und man konnte sonach an den beiden Festen nicht von novi aediles sprechen. Da die ludi Megalenses erst 194 scenisch wurden (vgl. § 54), muss die Aufführung unseres Stückes nach 194 fallen. Grundlegend wurde hier die Abhandlung Ritschls, De actae Trinummi tempore (Parerga p. 339). 7) Die Composition. Ueber das Vorspiel vgl. F. Leo, Plaut. Forsch. p. 183. Ueber die Interpolationen vgl. F. Ritschl, Parerga p. 511.

Fortleben. Das Lessingsche Stück „der Schatz“ (1750; Sämtl. Schr. 23, 125) ist eine vortreffliche Bearbeitung der plautinischen Komödie; vgl. E. Sierke, E. G. Lessing als angehender Dramatiker, geschildert nach einer Vergleichung seines Schatzes» mit dem Trinummus des Plautus, Diss. Leipz. 1869; K. Seldner, Lessings Verhältnis zur altröm. Kom., Mannh. 1881, p. 28. Ueber andere moderne Bearbeitungen vgl. Lessing, Hamb. Dramaturgie 13 (9. Stück) p. 222 und dazu Reinhardstoettner p. 763.

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Spezialausg. von G. Hermann, Leipz. 1853; lateinisch und deutsch von C. E. Geppert, Leipz. 1854 (Berl. 1844); Schulausg. mit deutschen Noten von J. Brix, 4. Aufi. von M. Niemeyer, Leipz. (Teubner) 1888; with notes critical and exegetical von W. Wagner, London 1875 (Cambridge 1872); von A. Spengel, Berl. 1875; von C. E. Freeman und A. Sloman, London 1883; commentato da E. Cocchia, Turin 1886; with introduction and notes von E. P. Morris, London 1898 (mit Captivi); von J. H. Gray, London 1897 (vgl. Athenaeum 1898 Nr. 3700 p. 416); von H. C. Nutting, Boston 1904 (vgl. Neue philol. Rundschau 1904 p. 439).

Uebersetzungen von F. Osthelder, Progr. Speier 1852/53; von W. Wagner, Frankfurt a. M. 1861.

Litteratur. M. H. E. Meier, Commentatio de Plauti Trinummo (Opusc. 2 p. 321);

F. V. Fritzsche, Loci aliquot difficiles Trinummi (Ind. lect. Rostock 1849,50); W. Studemund, Der plautinische Trinummus im cod. Ambrosianus (Rhein. Mus. 21 (1866) p. 574); über adsidui cives (Vs. 202) vgl. C. Pascal, Rivista di filol. 30 (1902) p. 22.

20. Truculentus (Der Polterer). Eine Hetäre hat drei Liebhaber und beutet alle drei in schändlicher Habsucht aus. Die einzige Verwicklung des Stückes besteht darin, dass die Hetäre, um einen der drei Liebhaber, einen Hauptmann, gehörig auszunutzen, vorgibt, sie habe ihm einen Sohn geboren. Zu diesem Zweck wurde ein fremdes Kind untergeschoben. Es stellt sich aber bald heraus, dass dieses Kind einer Freigeborenen zum Vater den zweiten der drei Liebhaber hat. Damit ist dieser für die Hetäre verloren, denn er muss das verführte Mädchen. heiraten. In dem Stück kommt ein Sklave vor, der sehr grob, truculentus, und dem Hetärenvolk feindselig ist; dieser Sklave gibt dem Stück seinen Namen. Merkwürdig ist aber, dass dieser Sklave plötzlich 1) ein ganz anderer wird. Von den plautinischen Stücken ist der Truculentus eines der unerfreulichsten; denn der Stoff ist ein sehr abstossender und gemeiner, und wir werden nicht durch wahrhaft heitere Scenen entschädigt. Diesem traurigen Eindruck gegenüber, den das Stück macht, muss man sich wundern, wenn uns Cicero erzählt, dass Plautus als alter Mann noch mit Freuden den Truculentus bearbeitete.

Das griechische Original. Eine unsichere Vermutung über die Zeit (zwischen 299 und 297) spricht Hueffner (p. 33) aus; vgl. dazu Dietze p. 41 (299-295). Als Original vermutet F. Schöll (Divinationes in Plauti Truculentum, Leipz. 1876, p. 15; Ausg. p. IX) den Sikyonios des Menander; vgl. dagegen F. Schmidt, Gött. gel. Anz. 1877 p. 951; O. Ribbeck, Alazon, Leipz. 1882, p. 79. Ebenso unsicher ist die Vermutung Dietzes (De Philemone comico p. 43), dass Philemons Babylonius die Vorlage gewesen sei. Einem Nachahmer Menanders will das Original zuweisen U. Wilamowitz, Neue Jahrb. für das klass. Altertum 3 (1899) p. 517 Anm. 1.

Die lateinische Bearbeitung. a) Die Zeit. Der Truculentus gehört zu den letzten Stücken des Plautus; denn er wird Cic. Cato maior 14, 50 (quam gaudebat bello suo Punico Naevius! quam Truculento Plautus, quam Pseudolo!) als Werk seines Alters bezeichnet. Etwa ins Jahr 189 setzt das Stück W. S. Teuffel, Stud. und Charakt.2 p. 352. 3) Die Composition. Obwohl die Ueberlieferung des Stückes die denkbar schlechteste ist, lassen sich doch die Gebrechen desselben unmöglich aus ihr erklären; es irrt A. Spengel, wenn er in seiner Ausgabe (Gött. 1868) p. V schreibt: Tertii actus qui integer non est sunt scaenae III 1 et III 2, quartus totus intercidit (nisi quod III 1 et III 2 etiam quarti actus et tertius totus intercidisse potest)." Es liegt allem Anschein nach eine Verkürzung des Originals vor. O. Ribbeck (Rhein. Mus. 37 (1882) p. 422) bemerkt, anderen folgend: „Schon der Titel Truculentus lässt vermuten, dass dieser Rolle in dem unverkürzten Stück ein weiterer Spielraum als in den zwei einzigen uns erhaltenen Scenen eingeräumt gewesen sein muss, namentlich kann in der zweiten (III 2) die Umwandlung des Charakters kaum so unmotiviert eingetreten sein, wie sie Donat bereits vorfand." F. Leo (Plaut Forsch. p. 187) sagt: Es ist ganz klar, dass das Original eine Vorrede gehabt hat Die erhaltene Rede des prologus ist im Anfang von Plautus selbst frei gestaltet; der vermisste Teil der Vorgeschichte fehlt durch Schaden der Ueberlieferung, er stand in der Lücke nach v. 17."

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Fortleben. Reinhardstoettner p. 772: „In Deutschland hat R. Lenz den Truculentus des Plautus erst übersetzt, dann modernisiert und in sein Lustspiel „Die Buhlschwester" umgewandelt."

Spezialausg. von F. Goeller, Köln 1824; von F. H. Bothe, Leipz. 1840 (mit Rudens und Pseudolus); von C. E. Geppert, Berl. 1863; cum apparatu critico Guilelmi Studemund et epistula eiusdem de codicis Ambrosiani reliquiis ed. illustr. A. Spengel, Gött. 1868. Litteratur. C. E. Geppert, Ueber die sog. italienische Recension im Truculentus (Plaut. Stud. 1 (Berl. 1870) p. 87); L. Reinhardt, De compositione Truculenti (Studemunds studia in priscos scriptores lat. collata 1 (Berl. 1873) p. 93); E. Kellerhoff, Vollständiger

1) Er motiviert es Vs. 682: postquam in urbem crebro commeo; vgl. Donat. zu Terent. Ad. Vs. 986 p. 184 Wessner.

Text des plaut. Truc. aus der Pariser Plautushandschrift Nr. 7889, mit Abweichungen von F und den Kollationen von Geppert, Progr. Oldenburg 1886; W. M. Lindsay, On the text of the Truculentus of Plautus (American Journal of philol. 17 (1897) p. 438).

21. Vidularia (Das Kofferstück). Von diesem Stück haben wir ausser den Grammatikercitaten noch grössere Bruchstücke im ambrosianischen Palimpsest. Die Handlung ist der im Rudens dargestellten ausserordentlich ähnlich. Der junge Nicodemus hatte sich aus einem Schiffbruch gerettet, aber dabei seinen Koffer (vidulus) verloren, der den Ring, welcher das Erkennungszeichen seiner Abkunft war, enthielt. Später findet ein Fischer die Handlung spielt am Meere den Koffer des Nicodemus. Der Ring verhilft dem Nicodemus zu seinem Vater, bei dem er, ohne es zu wissen, nach dem Schiffbruch Dienste genommen hatte.

Das griechische Original. Aus dem Prolog hat Studemund mit grossem Scharfsinn Züge ermittelt, aus denen sich das Wort schedia (das für vorübergehenden Gebrauch rasch hergestellte Schiff) ergibt. Ohne Zweifel war damit das Original bezeichnet. Da wir nun von keinem anderen Dichter als von Diphilus eine Exedia kennen (Kock, Fragm. 2 p. 567), hat Studemund ihn als Verfasser des Originals angenommen. Nun ist das Original für den Rudens ebenfalls eine Komödie des Diphilus. Wir hätten sonach zwei „Parallelkomödien desselben Autors. Vgl. W. Studemund, Ueber zwei Parallelkomödien des Diphilus nebst dem Anhang „Die Fragmente der plautinischen Vidularia auf Grund einer erneuten Vergleichung des ambrosianischen Palimpsestes" (Verh. der 36. Philologenvers. zu Karlsruhe 1882 p. 33); vgl. dazu F. Schöll, Ausg. des Rudens p. VII.

Ausg. Die Fragmente bei Studemund; Winter p. 49; Götz p. 125; Götz-Schöll p. 131; Leo p. 512.

Litteratur. F. Leo, De Plauti Vidularia comment. (Ind. lect. Gött. 1894/95). 32 a. Rückblick. Von mehr als 50 Stücken des Plautus ist uns Kunde geworden; erhalten haben sich aber nur 21, die mit Recht als die „fabulae Varronianae" gelten. Ueberschauen wir die Namen, die der Dichter seinen Schöpfungen gegeben hat, so finden wir lateinische Sachnamen und zwar doppelter Art: einmal in adjektivischer Gestalt mit Ergänzung von fabula (z. B. Mostellaria), dann als Substantive (z. B. Rudens), ferner Personennamen und zwar sowohl Eigennamen als lateinische Gattungsnamen (z. B. Stichus, Mercator). Den Titeln der griechischen Originale gegenüber wahrt sich der Dichter seine Freiheit, wie dies am deutlichsten beim Rudens und Trinummus hervortritt. Auch auf Doppeltitel, wie bei der Casina, stossen wir; sie rühren nicht von Plautus her, sondern beruhen auf fremder Schöpfung. Die Namen der in den Stücken auftretenden Personen sind zu einem grossen Teil der neueren griechischen Komödie entnommen, andere unmittelbar aus dem Leben, wobei manches auf Süditalien hinzuweisen scheint. Auch an komischen Neubildungen fehlt es nicht, sie sind regelrecht und im Geiste der Zeit gehalten. Am wichtigsten wäre es für uns, zu wissen, welche griechischen Orginale den von Plautus bearbeiteten Stücken zu Grunde liegen und wann die plautinischen Komödien aufgeführt wurden. Ueber diese beiden Dinge würden wir vollständig unterrichtet sein, wenn uns die Didaskalien von den verschiedenen Aufführungen erhalten wären. Es sind uns aber deren nur zwei im Ambrosianus überliefert, eine zum Stichus und eine in Trümmern zum Pseudolus. Wie wir bereits gesehen, bezeugt die Didaskalie zum Stichus, dass derselbe 200 v. Chr. an den plebeischen Spielen, während die zum Pseudolus erschliessen lässt, dass derselbe bei den Megalesia des Jahres 191 aufgeführt wurde. Es liegen Versuche vor, auch für die meisten

übrigen Stücke auf Indicien hin die Aufführungszeit zu bestimmen; doch kommen diese Versuche selten über eine gewisse Wahrscheinlichkeit hinaus, sie führen von etwa 205 bis auf etwa 186, d. h. einige Jahre vor dem Tode des Dichters. Auch die Frage nach den Originalen ist eine schwer zu lösende, doch kommen uns die Prologe mehrfach zu Hilfe; auch auf anderem Wege ist hie und da mit Glück das Original festgestellt worden.

Verlorene Stücke des Plautus. Ausser den 21 fabulae Varronianae haben wir noch Kenntnis und grösstenteils auch Fragmente von folgenden Stücken, die wir nach der kleinen Teubner-Ausgabe p. 138 aufführen: Acharistio, Addictus, Agroecus, Anus, Artemo, Astraba (G. Götz, Ind. lect. Jena 1893), Bacaria (vgl. dazu G. Löwe, Prodr. p. 292), Bis compressa, Boeotia, Caecus vel Praedones, Calceolus, Carbonaria, Cesistio (Cacistio F. Ritschl, Parerga p. 151, Cocistrio Löwe, Prodr. p. 291), Colax (dieses Stück hält Ritschl, Parerga p. 104 nach dem Prolog des Terenz zu Eun. 25 für eine Neubearbeitung des menandrischen Colax des Naevius), Commorientes, Condalium, Cornicula, Dyscolus, Faeneratrix, Fretum, Frivolaria, Fugitivi, Hortulus, Lenones (oder Leones) gemini, Lipargus (?), Nervolaria, Pagon (Phago Pius), Parasitus medicus, Parasitus piger, Plocinum (?), Saturio, Scematicus(?), Sitellitergus, Trigemini. Vgl. F. Ritschl, Opusc. 3 (1877) p. 178. Die Fragmente sind ausser in der kleinen Teubner-Ausgabe fasc. 7, Leipz. 1896, publiziert von F. Winter, Plauti fabularum deperditarum fragmenta, Bonn 1885, von G. Götz hinter der grossen Ausgabe der Cist. von F. Schöll, Leipz. 1894, in der Ausgabe von F. Leo 2 p. 523 und von W. M. Lindsay hinter 2. Vorangegangen war bes. die Fragmentsammlung des J. Ph. Pareus in der 3. Ausg., Frankfurt 1641.

Die Namen der Stücke. Vgl. F. Ritschl, Parerga p. 138. Ueber Doppeltitel vgl. denselben p. 157.

Ueber die Personennamen bei Plautus handeln F. Ritschl, Opusc. 3 p. 333; Karl Schmidt, Hermes 37 (1902) p. 173, p. 353, p. 608, der als Ergebnis seiner Untersuchungen besonders die Sätze hinstellt (p. 626): Die griechischen Personennamen des Plautus sind ebenso regelrecht wie seine Sprache und Metrik; sie sind ebenso wie diese geschichtlich aus ihrer Zeit zu erklären."

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Die Didaskalien. F. Ritschl, Die plautinischen Didaskalien (Parerga p. 249). Dass die Didaskalie zum Stichus wirklich zu diesem Stück gehörte, setzt W. Studemund, De actae Stichi Plautinae tempore (Comment. in honorem Th. Mommseni, Berl. 1877, p. 782), nachdem Ritschl mit der genannten Abhandlung den Weg gezeigt, durch den Nachweis ausser Zweifel (p. 802), dass Worte des auf demselben Blatte stehenden Arguments, welche er entzifferte, sich sicher auf den Stichus beziehen. In der palatinischen Recension findet sich keine Spur von didaskalischen Notizen; vgl. W. M. Lindsay, The ancient editions of Plautus, Oxford 1904, p. 88.

Allgemeine Schriften über die Abfassungszeit der Komödien. F. Windischmann, Didascaliae Plautinae (Rhein. Mus. 1 (1833) p. 110); Chr. Petersen, Bestimmung der Zeit, in der einige plautinische Stücke zuerst aufgeführt sind (Zeitschr. für die Altertumsw. 1836 p. 615); S. Vissering, Quaest. Plautinae part. 1 (Amsterdam 1842) p. 94; F. Ritschl in den Parerga an verschiedenen Stellen.

33. Die plautinischen Prologe. Eine eigene Erörterung erfordern die plautinischen Prologe. Es ist nämlich eine Eigentümlichkeit der neueren Komödie, durch einen Prolog die Zuschauer über die Voraussetzung und den Gang der Handlung im allgemeinen zu unterrichten. Der Dichter konnte aber den Prolog entbehren, wenn er in seiner Exposition die Voraussetzungen der Handlung einflocht. Das Institut des Prologs der neueren Komödie ist eine Fortsetzung des euripideischen Prologs. Zu Plautus sind uns 15 Prologe erhalten, zu 6 Stücken liegen keine vor, nämlich zu Bacchides, Epidicus, Mostellaria, Persa, Stichus, Curculio. Die Prologe zum Pseudolus und zur Vidularia sind nur verstümmelt auf uns gekommen. Von den 15 uns erhaltenen Prologen werden fünf von allegorischen Personen gesprochen: der zum Trinummus von der Luxuria (und Inopia), der zur Aulularia vom Lar familiaris, der zum Rudens vom Arcturus, der zur Cistellaria von Auxilium und nach höchst wahrscheinlicher Vermutung der zur Casina von der Fides; in drei Stücken spricht eine handelnde Person

des Stückes selbst den Prolog: im Mercator, Miles gloriosus, Amphitruo, dagegen in den übrigen Stücken: in den Captivi, den Menaechmi, im Truculentus, in der Asinaria, im Pseudolus,1) im Poenulus, in der Vidularia 2) ein jüngerer Schauspieler mit besonderem Abzeichen, der selbst den Namen Prologus führte. Die Prologe des Miles gloriosus und der Cistellaria wurden nicht vor der Eröffnung des Stückes gesprochen, sondern nach dem ersten Akt.

Die plautinischen Prologe bieten der Forschung mehrere Probleme dar. Vor allem handelt es sich um die Feststellung der ursprünglichen Gestalt; denn diese Produkte legten für wiederholte Aufführung Umarbeitung, Nachdichtung und Interpolation sehr nahe. In der Tat kann festgestellt werden, dass manches, was in den Prologen steht, nicht von der Hand des Dichters herrührt. Am deutlichsten liegt dies bei der Casina vor, wo sich die Verse 5-20 auf eine zweite Aufführung beziehen. Aber auch andere Stücke, wie z. B. der Poenulus, 3) haben Umgestaltung erfahren. Doch ist man früher mit diesen Prologen zu scharf ins Gericht gegangen, indem man subjektive Erwägungen zu stark vorwiegen liess. Das zweite Problem, das hier vorliegt, ist die Frage, welche Prologe schon in dem Originalstücke vorhanden waren, und welche von Plautus selbst gemacht sind. Diese Frage kann nur gelöst werden durch eine umsichtige Interpretation der Exposition für die einzelnen Stücke. Eine solche hat ergeben, dass die meisten Prologe Plautus aus dem Original herübernahm. Freilich gestattete sich der Nachdichter manche Freiheiten und Zusätze; in letzter Beziehung ist zu bemerken, dass die Angabe des Titels und des Dichters des griechischen Originals auf Plautus' Rechnung zu setzen ist. Eigenes Werk des Dichters sind die Prologe zu Asinaria) und Vidularia; 5) diese Prologe gleichen schon den terenzischen.

Geschichtliche Entwicklung des Prologs. Im allgemeinen vgl. Ph. Fabia, Les prologues de Térence (Thèse), Paris 1888, p. 61. Skizzenhaft wird die Geschichte des Prologs gezeichnet von Leo, Plaut. Forsch. p. 170. Für den Prolog in der Komödie wurde der euripideische von besonderer Wichtigkeit; vgl. J. Klinkenberg, De Euripideorum prologorum arte et interpolatione, Bonn 1881; H. v. Arnim, De prologorum Euripideorum arte, Greifswald 1882. Für die Geschichte des Prologs in der neuen Komödie ist grundlegend W. Frantz, De comodiae Atticae prologis, Strassb. 1891.

Die Ankündigung des Stückes. Aus Ter. Heautontim. Vs. 7 nunc qui scripserit et quoia graeca sit ni partem maxumam existumarem scire vostrum, id dicerem muss man schliessen, dass dem römischen Publikum Gelegenheit gegeben wurde, sich zu orientieren, was an den Festspielen gegeben werden sollte. Aber die Worte vertragen sich nicht mit der Auffassung, dass eine feierliche pronuntiatio unmittelbar vor der Aufführung im römischen Theater statthatte, und richtig bemerkt F. Ritschl, Parerga p. 302, dass man in der obigen Stelle eher die Worte ni modo audissetis erwarten würde. Vgl. Leo p. 222. (Unrichtig daher E. Rohde, Rhein. Mus. 38 (1883) p. 264 Kl. Schr. 2 (Tüb. und Leipz. 1901) p. 395.) Da die Möglichkeit gegeben war, sich vor der Aufführung über das Stück zu orientieren, konnte der Dichter in dem Prolog jede Ankündigung unterlassen oder sich mit einer teilweisen Ankündigung zufrieden geben. Wir finden daher das argumentum ohne nomen, aber auch das nomen ohne argumentum angekündigt. Aber da der Dichter nicht die volle Gewissheit hatte, dass die Zuschauer sich über das aufzuführende Stück unter

1) Von dem Prolog zu diesem Stück haben wir nur zwei Verse.

2) Reste des zu diesem Stück gehörigen Prologs hat aus dem Ambrosianus W. Studemund entziffert; vgl. Verh. der Karlsr. Philologenvers. 1882 p. 43.

3) Vgl. Leo l. c. p. 191; über den Prolog zum Miles vgl. die Bemerkungen Ribbecks zu Vs. 79.

4) Leo 1. c. p. 182.
5) Leo 1. c. p. 197.

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