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die Geschichte der Republik bis auf Cäsar diente gewissermassen nur zur Einleitung seiner wirklichen Aufgabe, der römischen Kaisergeschichte. Aber auch hier unterscheidet er die Geschichte der früheren Zeit von seinen eigenen Erlebnissen und der Zeitgeschichte, welche er wieder ausführlicher behandelt: καὶ τἄλλα πάντα τὰ ἐπ ̓ ἐμοῦ πραχθέντα καὶ λεπτουργήσω καὶ λεπτολογήσω μᾶλλον ἢ τὰ πρότερα, ὅτι τε συνεγενόμην αὐτοῖς καὶ ὅτι μηδένα ἄλλον οἶδα τῶν τι δυναμένων ἐς γραφὴν ἄξιον λόγου καταθέσθαι διηκριβωκότα αὐτὰ ὁμοίως ἐμοί. Lib. LXXII, 18.

Von diesem grofsartigen Werke besitzen wir leider aufser bedeutenden Resten des Buches XXXVI nur XXXVII-LIV vollständig, von der Geschichte des Lucullus und Pompejus gegen Mithridates bis zum Tode des Agrippa 10 v. Chr.; von den fünfunddreifsig ersten Büchern sind uns nur spärliche Bruchstücke, von LV-LX dagegen sehr bedeutende Überreste erhalten. Den letzten Teil endlich LXI-LXXX kennen wir durch einen Auszug, welchen im XI. Jahrhundert Xiphilinus von dem ganzen Werke des Dio gefertigt hat. Da ferner Zonaras, der Verfasser eines Xooviнóv im XII. Jahrh., den Dio oft wörtlich benutzt hat, so bietet auch dieses Werk für das Verlorne einen wenn auch nur magern Ersatz, aus dem aber doch Niebuhr für seine römische Geschichte vielen Gewinn zu ziehen wufste.

Dios Werk gehört zu den wichtigsten historischen Quellen des Altertums. Denn abgesehen von seinem künstlerischen Werte ist es schon darum von aufserordentlicher Wichtigkeit, weil es für diejenigen Teile der Kaisergeschichte, wo uns Tacitus fehlt, entweder die einzige oder doch die hauptsächlichste Quelle ist. Dazu kommt, dafs Dio nicht nur das weitschichtige Material mit Fleiss und Kritik behandelt hat, sondern dafs er auch als Staatsmann besonders politische Parteifragen mit scharfem staatsmännischen Blick auffafst und beurteilt. Er hat von römischen Staatseinrichtungen ein viel schärferes und klareres Verständnis als Livius und in der umsichtigen Beurteilung seiner Zeit ist er auch Tacitus überlegen, der aus Mifsmut und Verdrufs oft ungerecht wird. Dio ist wie Polybius und Thukydides vorwiegend Pragmatiker: er forscht immer nach den Gründen und Veranlassungen der Begebnisse und weils die Thatsachen unter sich in Verbindung zu bringen, so dafs er die Chronologie öfters darüber vergifst. Den Charakter der Personen weifs er scharf aufzufassen und zu beurteilen, doch fehlt ihm wie eben seiner Zeit die herzliche Hingabe und die interesselose Bewunderung grofser Männer. Am meisten wurde es ihm zum Vorwurf gemacht, dafs er ein gewisses Streben zeige Ciceros Charakter und Verdienste herabzusetzen. Dieser Vorwurf ist aber nicht gerechtfertigt. Es ist wahr, Cicero erscheint ihm nicht als das Ideal eines Republikaners, er verschweigt seine kleinen Fehler nicht, aber er verschweigt oder verdreht auch nicht seine Ver

dienste. Schwere persönliche Angriffe gegen Cicero legt Dio nur in den Mund seiner Feinde; er versetzt dabei den Leser in die Wirklichkeit, in die damalige Sittenlosigkeit, ohne darum sagen zu wollen, dafs er solche niedrige Angriffe billige, wie sie von Antonius oder seinen Freunden gegen Cicero gerichtet wurden. Betrachten wir den Cicero wie er bei Dio erscheint gegenüber dem Cicero neuerer Historiker, so müssen wir gestehen: Cicero ist bei Dio noch ein Ideal von Bürgertugend.

Der historische Stil des Dio zeichnet sich durch klare Darstellungsweise aus, sodafs er hierin Plutarch und Appian weit überragt; am glänzendsten freilich entfaltete er seine stilistische Begabung in den Reden, deren er eine grofse Anzahl eingestreut hat und die den vorzüglichsten Produkten der späteren griechischen Beredtsamkeit beigezählt werden dürfen.

In der Sprache finden sich schon viele Latinismen, besonders im Gebrauch der Tempora (Plusquamperfectum) und des Participiums, sonst aber ist sie rein attisch so gut wie die des Plutarch, schlicht und einfach, ohne dabei so trocken zu werden wie Appian. Fassen wir also unser Gesamturteil zusammen, so müssen wir Dio nach Herodot, Thukydides und Polybios für den gröfsten griechischen Historiker halten. Darum ist es zu bedauern, dafs seine Schriften so selten gelesen und benützt werden, zumal da der Stoff seiner Geschichte von so grofsem Interesse für jeden ist, der tiefer in die innere Entwicklung des römischen Staates eindringen will.

II. C. Sallustius Crispus.

Die römische Litteratur hatte bereits in Poesie und Prosa durch Cicero und Catullus sich zu einer achtungswerten Höhe emporgeschwungen, als es ihr infolge des auf praktische und politische Thätigkeit gerichteten Strebens der Nation noch immer an einem grofsen Geschichtschreiber fehlte. Bis jetzt hatte man die römische Geschichte entweder nur poetisch bearbeitet, wie Ennius in seinen Annales, oder man bediente sich der griechischen Sprache, wie Q. Fabius Pictor, L. Sulla und L. Licinius Lucullus (Memoiren), oder man begnügte sich mit trockenen und dürren Annalen, wie L. Cölius Antipater, Q. Claudius Quadrigarius oder Q. Valerius Antias; auch die Kommentarien des C. Julius Cäsar dienten nur einem politischen Zweck und konnten deshalb, wenn auch ein Muster geschmackvoller Erzählung, den Anforderungen der historischen Kunst nicht genügen. So ist also Sallustius der erste Historiker Roms von Bedeutung. Als Anhänger und Freund Cäsars gehörte er zu der Volkspartei, welche seit der Zeit der Gracchen in ununterbrochenen Kämpfen die bestehende Regierung des Senats anfeindete und damit der künftigen Monarchie den Weg bahnte. Diese Stellung Sallusts ist für uns von

grofser Wichtigkeit. Die römische Litteratur war und blieb vorzugsweise in den Händen der Nobilität, die meisten Schriftsteller zählten entweder selbst zu dieser Partei, wie Cicero und M. Terentius Varro oder Cornelius Tacitus, oder sie arbeiteten unter ihrem Einfluss wie Livius, Vergilius und Horatius. Es ist also für uns von grofsem Interesse, auch die Anschauungen der Volkspartei zu vernehmen unter Vermittlung eines gemäfsigten und gebildeten Anhängers dieser Partei. Diese Gesinnung tritt uns am schärfsten in der Geschichte des Jugurthinischen Krieges in den Volksreden des Memmius und Marius entgegen.

Aufser der Darstellung des bellum Catilinarium und Iugurthinum verfasste Sallust noch ein zusammenhängendes Geschichtswerk, Historiarum libri V, welches die römische Geschichte seit Sullas Tode vom Jahr 78-67 v. Chr. umfafste, also hauptsächlich den Principat des Pompejus behandelte. Sallust hat sich durch dieses Werk die offene Feindschaft der Pompejaner zugezogen, weil er die Politik und die Verdienste dieses Mannes nicht mit derselben Bewunderung erhob, wie wir sie z. B. bei Cicero in der Rede de imperio Cn. Pompei wiederfinden.

Eine Eigentümlichkeit des Sallustius ist es, sich in den Einleitungen seiner Werke räsonnierend zu ergehen über die sittliche Verkommenheit seiner Zeit gegenüber der alten republikanischen Sittenstrenge und Bürgertugend. Einer solchen Einleitung der Historien gehörte das Bruchstück an, welches wir unten mitteilen werden. Denn die Historien sind leider verloren gegangen, wir besitzen nur noch eine Anzahl von Fragmenten, darunter eine Sammlung von Reden und Briefen, welche man in den gewöhnlichen Ausgaben des Catilinarischen und Jugurthinischen Krieges abgedruckt findet.

Der Stil des Sallust ist kurz, lebhaft und energisch, seine Sprache verrät würdevollen Ernst und altertümliche Einfachheit. Man mufs Sallust wiederholt und auch im reiferen Mannesalter lesen, um die Schönheit seiner Darstellung vollständig empfinden und richtig beurteilen zu können. Je ernster und tiefer ein Schriftsteller denkt, um so kürzer und bündiger wird sein Ausdruck, um so häufiger und aufmerksamer aber will er gelesen sein, um vollständig verstanden zu werden. Darum giebt es auch von Sallust mehr erklärende Ausgaben als von irgend einem Autor und dennoch ist die Erklärung noch nicht abgeschlossen. Wie viel Studium erfordert z. B. nur die diplomatische Rede Cäsars im Catilina (c. 51), um die angedeuteten Rechtsverhältnisse, worauf sich sein Votum im Senat gründet, zu erkennen und zu verstehen.

Vom äusseren Leben des Sallust ist uns nur wenig Sicheres bekannt. Er wurde 86 v. Chr. in Amiternum im Sabinerland geboren und starb in friedlicher Mufse 35 v. Chr. Im Jahre 52, während des Prozesses gegen Milo, finden wir ihn als Volkstribun

und Gegner des Cicero, später wurde er von Cäsar zum Proconsul der Provinz Africa nova ernannt, welche Cäsar aus dem gröfsten und fruchtbarsten Teil des numidischen Reiches gebildet hatte. Seine Aufgabe, die neue Provinz zu ordnen und zugleich Kontributionen als Entschädigung für die Kriegskosten zu erheben, war keine leichte und zog ihm vielfach Hafs und Verleumdung zu nicht nur der Provinzialen, sondern auch seiner politischen Gegner in Rom.

Für seine eifrige Unterstützung erhielt Sallust ebenso wie Antonius und andere Cäsarianer von Cäsar aus dem Erlös der konfiscierten Güter der Pompejaner und aus dem Ertrag der Kontributionen grofsen Reichtum. Sallust benützte ihn zum Bau eines Hauses mit Thermen und Säulenhallen und zur Anlegung kostbarer Gärten am Quirinalis, die seit Nero in den Besitz der Kaiser übergingen.

III. M. Vellejus Paterculus.

Von Vellejus sind uns zwei Bücher Historiae Romanae überliefert; das erste Buch ist sehr verstümmelt und lückenhaft, dagegen das zweite Buch fast vollständig erhalten, etwa vom Zeitalter der Gracchen bis auf seine Zeit (30 n. Chr.). Dieses Werk steht einzig in der römischen Litteratur da. Vellejus behandelt die Geschichte nur summarisch (transcursu) in geistreicher Auffassung und pikanter Form, nicht etwa ruhig und objektiv, wie der Historiker, sondern mit lebendiger Teilnahme für alle Ereignisse, welche in Beziehung stehen zu Livia und Tiberius. Diese Teilnahme wächst, je näher er in der Erzählung an die Kriegsthaten und an die Regierung des Tiberius heranrückt. Man hat diese Teilnahme für die Cäsaren und für Tiberius insbesondere Schmeichelei genannt, sie ist aber mehr der freie Ergufs eines loyalen Offiziers, der unter seinem Fürsten lange gedient und ihn achten gelernt hat. Für die Beurteilung von Tiberius' Charakter und Regierung ist das Buch von Vellejus von grofser Wichtigkeit. Zum künstlerischen Historiker aber besass er weder volle Freiheit und Unabhängigkeit noch das Talent des Erzählers.

D. Das Revolutionszeitalter der Republik.

I. Symptome des Verfalls der alten Sitte und Zucht.

1. Die Folgen der asiatischen Kriege (Liv. XXXIX, 6.)

VI. Extremo anni, magistratibus iam creatis, ante diem tertium nonas Martias Cn. Manlius Vulso de Gallis qui Asiam incolunt triumphavit. serius ei triumphandi causa fuit, ne Q. Terentio Culleone praetore causam lege Petillia diceret et incendio alieni iudicii, quo L. Scipio damnatus erat, conflagraret, eo infensioribus in se quam in illum iudicibus, quod disciplinam militarem severe ab eo conservatam successorem ipsum omni genere licentiae corrupisse fama attulerat. neque ea sola infamiae erant, quae in provincia procul ab oculis facta narrabantur, sed ea etiam magis, quae in militibus eius cotidie aspiciebantur. luxuriae enim peregrinae origo ab exercitu Asiatico invecta in urbem est. ii primum lectos aeratos, vestem stragulam pretiosam, plagulas et alia textilia, et quae tum magni

C. 6. Extremo anni] des Jahres

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187. - de Gallis] Nach dem Sturze des Antiochus konnten die Völker und Städte Asiens sich nicht mehr gegen die Galater schützen. Dies gab Rom Gelegenheit zu einem Kriegszuge unter Cn. Manlius Vulso gegen die Galater als Beschützer der asiatischen Völker. Manlius zog durch Phrygien und griff die Barbaren in ihren Bergen an, ohne sie jedoch ganz auszurotten: sie blieben dort und behielten die keltische Sprache bei noch zu den Zeiten des Cäsar und Augustus (vgl. Cic. p. Deiotaro); endlich aber wurden auch sie hellenisiert, und so finden wir sie zur Zeit des Apostels Paulus (Brief an die Galater). Über die frühere Geschichte der Galater vgl. Nieb. Vorl. II, 179 sq. serius] denn der Triumph war ihm schon seit längerer Zeit bewilligt. lege Petillia] die Rogation lautete:,,velitis iubeatis, Quirites, quae pecunia capta ablata coacta ab rege Antiocho est quique sub inperio eius fuerunt, quod eius in publicum relatum non est, uti de ea re Ser. Sulpicius praetor urbanus ad senatum referat, quem eam rem velit senatus quaerere de eis, qui praetores nunc sunt". M. Cato suasit rogationem et exstat oratio eius de pecunia regis Antiochi.

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Omnes tribus uti rogassent iusserunt. Ser. Sulpicio deinde referente, quem rogatione Petillia quaerere vellent, Q. Terentium Culleonem patres iusserunt. ad hunc praetorem reus extemplo factus L. Scipio. Er wurde verurteilt, seine Güter konfisciert, Liv. 38, 54 sq. ne causam diceret] denn als Proconsul mit dem inperium konnte er nicht belangt werden. Das neue Jahr begann mit den Iden des März, vom 5.-14. März aber war ein ordentliches Gerichtsverfahren nicht mehr möglich. successorem ipsum] Manlius war der Nachfolger des Scipio im Kommando über die Truppen in Asien. aspiciebantur] an den Soldaten wahrgenommen werden konnte. Damit ist zu vgl. Sall. Cat. c. 11. lectos aeratos] Speisesophas entweder aus Holz mit eingelegter Arbeit aus Elfenbein und Schildpatt verziert oder ganz aus edlem Metall (zum Teil Bronze) verfertigt. Vgl. Guhl und Koner II, 178 sqq.-vestem stragulam] kostbare Teppiche, Decken und Tücher, kostbar gefärbt und mit eingestickten und eingewebten Mustern und Bordüren geziert, welche über Polster und Kissen der Sophas ausgebreitet wurden. - plagulas] kostbare Vorhänge an Wänden und Betten und Tragsophas (lecti

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