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das Recht, im Kloster und seinen Zellen die kanonischen Stunden bei Tag und bei Nacht anzuzeigen, und gewährt den Aebten das Privileg, die Mitra, die Handschuhe und die Sandalen an den Hauptfesten bei der Messe und beim Konzil zu tragen. Dafür soll das Kloster jährlich drei Goldschillinge an den Lateranpalast zahlen. Das Privileg ist unterfertigt vom Papste, von den drei Kardinalbischöfen Petrus von Porto, Cono von Palestrina, Lambert von Ostia, den Kardinalpriestern Amicus von SS. Nereo ed Achilleo, Guido von S. Balbina und Erzbischof Landulf von Benevent, und den drei Kardinaldiakonen Romuald von S. Maria in Via Lata, Petrus von SS. Cosma e Damiano und Hugo (?) von S. Nicola in Carcere, und ist ausgestellt in Benevent vom Kardinal und Bibliothekar Iohannes am 20 April 1117.

An der Echtheit ist ein Zweifel nicht möglich; Formular und Inhalt verbürgen sich gegenseitig. Als Zinskloster des h. Stuhles steht S. Vincenzo auch im Albinus und im Cencius eingetragen (1).

Dieses echte Privileg Paschals II entlarvt gleichsam mit einem einzigen Ruck jene beiden Fälschungen. Was zunächst JL. 6555 anlangt, so sieht man auf den ersten Blick, dass das Spurium für S. Pietro in Valle Tritana nichts weiter ist, als eine ziemlich wörtliche Kopie der echten Urkunde für S. Vincenzo, auf die der Fälscher seine falschen Lappen ungeschickt genug flickte. Die beiden Vorgänger des Abtes Amicus, Gerard und Benedikt, figurieren auch hier, freilich als Vorgänger des Propstes Antonius: sie haben natürlich nie existiert. Der Kardinalpriester Antonius ver

(1) Beim Albinus (ed. FABRE-DUCHESNE, II, 111: «In episcopatu << Venafrano monasterium S. Vincentii II morabutinos»; beim Cencius (loc. cit. I, 42): «In episcopatu Venefrano monasterium S. Vin<< centii de Sancra III squifatos». Fabre's irrige Deutung auf eine Dependenz des Hauptklosters hat Duchesne loc. cit. p. 249, not. 20 richtig gestellt. Es handelt sich natürlich immer um S. Vincenzo a Volturno.

schwindet mit ihnen in der Versenkung (1). Alles ist nur eine abgeschmackte Uebertragung aus der Urkunde für S. Vincenzo. Ja, man kann sogar behaupten, dass der Fälscher nicht das Original jenes echten Privilegs kannte, sondern auch nur dessen Kopie von 1329, denn der verdorbene Name «Gustheonus» in der lezten Kardinalsunterschrift kehrt in dem Spurium in der Form «< Suedonus >> wieder. Also ist die Fälschung erst zwischen 1329 und 1360 entstanden. Auch ihre Tendenz ist ganz deutlich. Ughelli's Abschrift steht in einem Faszikel, welches den Titel trägt Scripturae attinentes ad exemptionem monasterii et abbatiae S. Petri apostoli ord. S. Benedicti ad Oratorium prope illius terras vel oppida Capestranum etc. (2), die der bekannte Abt Constantinus Caietanus 1638 abschreiben liess ,,ex scripto exemplari",,mendosissimo quidem dici possit" fügt er treffend am Rande hinzu,,D. Josephi Strappulae clerici Aquilani et abbatis commendatarii prefatac abbatiae S. Petri ad Oratorium ord. S. Benedicti", in welchem Notizen und Urkunden zusammengestellt sind, um die Unabhängigkeit des Klosters von dem Diözesanbischof von Sulmona zu erweisen. In der Tat erlangte im Jahre 1589 der damalige Abt Giuseppe Pasqualucci eine seinem Kloster günstige Sentenz des Auditors der päpstlichen Kammer durch die Vorlegung seiner Privilegien, vorzüglich der angeblichen Urkunde Paschals II,

(1) CIACCONIUS, Vitae pontif. I, p. 914, führt den Antonius unter den Kardinälen Paschals II auf und lässt ihn an den Synoden von Guastalla 1106 und vom Lateran 1112 teilnehmen. Aber das sind leere Vermutungen, gegründet auf unser falsches Diplom.

(2) Aus diesen Angaben ergibt sich, dass die bei Lubin, p. 79 verzeichnete Abbatia tit. s. Petri Apostoli in territorio Capistrano und unser bei Lubin, p. 394 erwähntes Kloster S. Petri in comitatu Valvensi identisch sind. Nur irrt Lubin, p. 79, wenn er es als Nullius dioecesis in die Provinz Chieti verlegt; es lag vielmehr im Sprengel von Sulmona. Ueber J. v. PFLUGK-HARTTUNG'S fabelhafte Geographie habe ich bereits oben das Nötige gesagt.

Sie ist offenbar gefälscht, um die Abhängigkeit des Petersklosters von S. Vincenzo zu erweisen und seine Freiheit gegen den Diözesanbischof zu verteidigen. Und wirklich hat sie hernach gegen den Bischof von Sulmona ihre guten Dienste getan.

Nicht so deutlich ist der Zusammenhang der zweiten Fälschung JL.6556 mit den beiden andern Urkunden. Dass sie mit Benutzung des echten Privilegs Paschals II für S. Vincenzo a Volturno fabriziert ist, ist zwar ganz klar: das beweist nicht nur die vielfach wörtliche Uebereinstimmung, sondern noch mehr alle angeblich historischen Beziehungen. Hier begegnet wieder der Abt und Kardinal Amicus, aber dieser Doppelgänger des echten Abts und Kardinals von S. Vincenzo ist wahrscheinlich eine ebenso ungeschichtliche Persönlichkeit wie der Propst und Kardinal Antonius (1). Da werden als seine Vorgänger Bernard und Benedikt genannt, welche den Gerard und Benedikt des echten Privilegs entsprechen; vielleicht stand Gerard auch in der Vorlage des Lauretus. Dass mit ihnen auch die noch von Duchesne Liber pontificalis II 310 not. 65 für wahr gehaltene Weihe von S. Pietro all'Oratorio und von S. Salvatore delle Castelle durch Paschal II aus den Annalen dieses Papstes zu streichen ist, versteht sich nach dem Gesagten von selbst. Aber wie Lauretus oder sein Gewährsmann zu dem Diplom Paschals II für S. Vincenzo gekommen ist, das habe ich nicht zu ermitteln vermocht. Auch ist die Tendenz der Fälschung eine andere. Zwar handelt es sich auch hier darum, dem Diözesanbischof von Penne ein Schnippchen zu schlagen und die Abtei S. Salvatore als angeblich Nullius dioecesis seiner Iurisdiktion zu entziehen.

(1) Unter Paschal II stossen wir auf zwei Kardinäle des Namens Amicus; der eine, unser Abt von S. Vincenzo, war Kardinalpriester von S. Croce; der andere Kardinalpriester von SS. Nereo ed Achilleo. Vgl. auch die Vita Gelasii II (DUCHESNE, Lib. pontif. II, 312).

Aber stärker noch tritt die Persönlichkeit des h. Berard aus dem Hause Pallara und der Anspruch auf eine lange Liste von Besitzungen hervor.

I.

1117, April 20, Benevento.

Paschal II bestätigt dem Kloster San Vincenzo a Volturno unter dem von ihm zum Kardinalpriester geweihten Abt Amicus die Freiheiten und Rechte, vorzüglich die Exemption von der bischöflichen Gewalt.

Kopie saec. XVII. Roma, Arch. Vat. Fondo Garampi (Ex archivo S. Annae de Urbe).

Paschalis episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto in Christo filio Amico abbati uenerabilis monasterii Christi martiris Vincentii, quod iuxta Vulturnum fluuium situm est in prouincia Samnii, et eiusdem successoribus regulariter substituendis in perpetuum. Diuinis preceptis et apostolicis monitis informamur, ut (a) pro ecclesiarum omnium statu () inpigro (<) uigilemus affectu (4). Nostris siquidem diebus tam per tuam quam per tuorum predecessorum Gerardi et Benedicti abbatum industriam beati Vincentii monasterium secus Vulturni fluuium renouatum et per nos prestante Domino dedicatum est. Hoc itaque uenerabile cenobium iuxta petitionem tuam et fratrum tuorum presentis (e) decreti pagina communimus, ut, sicut a predecessoribus nostris statutum dignoscitur, soli semper sedi apostolice subditum sub eius perpetua protectione seruetur. Tibi ergo, dilecte in Christo fili Amice abbas, quem nos prestante Deo in nostre sancte Romane ecclesie presbyterum cardinalem consecrauimus, tuisque successoribus et per uos (f) eidem monasterio confirmamus et ab omni iurisdictione episcoporum eximimus monasteria, cellas, oppida, uillas, ecclesias seu possessiones ceteras, quae ad

(a) ne (korr. aus ut) (b) sanctarum (c) pigro (f) nos

(d) effectu

(e) praesenti

monasterium ipsum concessione pontificum, liberalitate principum, oblatione fidelium uel aliis iustis modis in presenti decima indictione pertinere uidentur, in Samnii, Campanie, Valerie et Apulie finibus, in territorio Beneuentano, Salernitano, Neapolitano, Capuano et Alifano et in comitatu Valuensi, Pinguensi, Aprutino et Teatino, et quecumque predecessorum nostrorum authenticis priuilegiis tuis constat predecessoribus confirmata. Preterea quecumque in posterum prestante Deo ad idem monasterium iuste atque canonice offerri acquiriue contigerit, firma uobis uestrisque successoribus et illibata permaneant. Decernimus ergo, ut nulli omnino hominum liceat sepedictum monasterium temere perturbare aut eius possessiones auferre uel ablatas retinere, minuere uel temerariis uexationibus fatigare, set omnia integre conseruentur, eorum pro (a) quorum substentatione et gubernatione concessa sunt, usibus omnimodis profutura. Obeunte uero te nunc eiusdem loci abbate uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qualibet subreptionis astutia seu uiolentia preponatur, nisi quem fratres communi consensu uel fratrum pars consilii sanioris secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam uel de suo uel de alieno, si oportuerit, collegio elegerint, a Romano pontifice consecrandum. Crisma uero, oleum sanctum, consecrationes altarium siue basilicarum et ordinationes monachorum a quo malueritis catholico recipiatis episcopo siue clericorum monasterio pertinentium. Interdicimus etiam, ne quis episcoporum de eodem monasterio abbatem uel monachum audeat ad suam sinodum prouocare uel excommunicare nec ibi cuiuslibet ecclesie sacerdotem preter sedem apostolicam ditionem quamlibet habere permittimus, adeo ut, nisi ab abbate fuerit inuitatus, nec missarum solempnia ibidem celebrare presumat. Clericos seculariter uiuentes ad conuersionem suscipere nullius contradictio uos inhibeat, nec presumat quispiam eidem monasterio et cellis uel possessionibus et ecclesiis et causis eius uiolenter incumbere uel quamlibet malitie iacturam inferre, ut omni tempore idem locus cum pertinentiis suis libere et quiete sub apostolice sedis

(a) per

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