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Organisation des Gottesdienstes.

Die Darstellung der römischen Sacralverwaltung hat es nur mit denjenigen Culten zu thun, welche entweder von Anfang an in Rom bestanden oder, von dem Staate anerkannt und in den Kreis der staatlichen Administration gezogen, sich in der Stadt einbürgerten; sie wird diejenigen ausländischen Religionsübungen unberücksichtigt lassen, welche, obgleich sie in der Kaiserzeit ebenfalls aus Staatsmitteln unterstützt wurden, doch niemals ihren dem römischen Wesen völlig fremden Charakter verloren, sondern mit der einheimischen Religion in den Kampf tretend, den Untergang derselben herbeigeführt haben. Der Isisdienst ist immer ein ägyptischer, der Mithrasdienst ein persischer geblieben; über ihren Einfluss auf Rom aber wird die kurze Erörterung des vorigen Abschnittes für unseren Zweck ausreichen.

Bei den Römern ist die Gottesverehrung nicht in den Händen eines Priesterstandes, sondern der Bürger selbst; aber nicht nur den einzelnen Menschen liegt sie ob, sondern auch dem Staate und allen Theilen desselben, welche irgendwie eine Einheit bilden. Jeder derselben hat für den Gottesdienst seine Repräsentation; die Familie in dem pater familias, die Gens in dem Vertreter des Gentilcultes, die Curie in den Curionen, der ganze Sacra pri- Staat endlich in alter Zeit in dem Könige. Alle sacra sind dapublica. her entweder privata oder publica.1) Die sacra privata werden

vata und

1) Dionys. 2, 65: διαιρούμενοί τε διχῇ τὰ ἱερά, καὶ τὰ μὲν αὐτῶν κοινὰ ποιοῦντες καὶ πολιτικά, τὰ δὲ ἴδια καὶ συγγενικά. Cic. de dom. 40, 105: et sacra privata coluerunt et publicis sacerdotiis praefuerunt. Festus p. 245 a: Publica sacra, quae publico sumptu pro populo fiunt, quaeque pro montibus, pagis, curiis, sacellis. at privata, quae pro singulis hominibus, familiis, gentibus fiunt. Publica sacra sind also solche, welche entweder für das Volk im Ganzen oder für die einzelnen Theile des Volkes, aber für alle zugleich dargebracht werden. Das Fest der montes ist das septimontium, das in ältester Zeit die ganze Stadt umfasste (s. Becker Topogr. S. 122), während Varro (de l. I. 6, 24) von seiner Zeit richtig sagen konnte: Dies septimontium feriae non populi, sed montanorum modo. Das Fest der pagi sind die Paganalia, an welchen alle Pagi Theil nehmen; ein Fest der Curien sind z. B. die Fornacalia,

für den Einzelnen, die Familie oder die Gens angestellt, d. h. in den drei Beziehungen, welche in dem dreifachen Namen, dem praenomen, cognomen und nomen jedes Bürgers enthalten sind; im ersten Falle von der betreffenden Person selbst, im zweiten von dem pater familias, im dritten von der Gesammtheit der Gentilen; die sacra publica werden dagegen pro populo gefeiert und zwar entweder von den Magistraten und den sacerdotes populi Romani, oder von den Bürgern selbst nach gewissen Abtheilungen der Bürgerschaft, weshalb diese Opferfeierlichkeiten sacra popularia heissen, oder endlich von einzelnen gentes oder sodalitates, denen der Staat die Besorgung des Cultes übertrug, so dass es also Gentilsacra zweierlei Art giebt, nämlich solche, die dem Privatcult der gens,1) und solche, welche einem vom Staate übernommenen öffentlichen Cult angehören. Wir werden diese verschiedenen Arten der sacra im Einzelnen zu betrachten haben.

Der häusliche Gottesdienst.

Die regelmässige Religionsübung im Hause knüpft sich an den Cult der Penaten und Laren, welche oftmals zusammen als Beschützer des Hauses genannt werden, aber ursprünglich wenigstens wesentlich verschieden sind.2) Die Penaten sind die Die Penaten.

wo in jeder Curia geopfert wurde. Die sacella sind wahrscheinlich die sacella Argeorum. S. Mommsen De collegiis et sodaliciis Romanorum. Kiliae 1843, dessen Erklärung auch Savigny Ueber die juristische Behandlung der Sacra privata bei den Römern und über einige damit verwandte Gegenstände in Verm. Schriften I S. 151 ff. besonders S. 203 und Walter Gesch. d. R. Rechts I S. 170 annehmen. Dieselbe hat indessen schon früher Thorlacius De privatis Romanorum sacris. Havniae 1825 S. 6 gegeben. Aehnlich unterscheidet Macrob. 1, 16, 5 ff. feriae publicae, feriae propriae familiarum (d. h. gentium), feriae singulorum.

1) Diese sacra gentilicia stellt Liv. 5, 52, 4 den sacra publica entgegen: An gentilicia sacra ne in bello quidem intermitti, publica sacra et Romanos deos etiam in pace deseri placet?

2) Das Wesen dieser Götter ist eben so bestritten, wie das aller altrömischen Gottheiten. Ich muss mich hier darauf beschränken, meine Ansicht kurz vorzutragen und verweise auf die ausführlichen Untersuchungen von Jer. Müller De diis Romanorum Laribus et Penatibus. Havniae 1811. Klausen Aeneas und die Penaten S. 620 ff. Schoemann Opusc. acad. I S. 350 ff. Guil. A. B. Hertzberg De diis Romanorum patriis sive de Larum atque Penatium religione et cultu. Halae 1840. Raimund Scharbe De Geniis Manibus et Laribus. Kasan 1854. Krahner in Ersch und Gruber's Encyclopädie Sect. III Bd. 15 S. 409 ff. Schwegler R. G. I S. 317-324; 714 ff. Jordan De Larum imaginibus atque cultu in Annali d. Inst. 1862 S. 300 ff. (1872 S. 19 ff.) Reifferscheid De Larum picturis Pompeianis in Annali 1863 S. 121 ff. Jordan Vesta und die Laren. Berlin 1865. Helbig Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens.

Der Lar.

Schutzgötter des penus, 1) d. h. der Vorrathskammer (cella penaria), welche die für den Jahresbedarf aufgespeicherten Naturalien enthält, während die Speisekammer (cella promptuaria) für den täglichen Gebrauch bestimmt ist. Sie lag in den altrömischen Häusern neben dem atrium, 2) später in dem Hintergebäude, dem penetrale domus, weshalb die Alten den Namen Penates sowohl mit penus als mit penetrale zusammenstellen.3) Ueber dem Segen des Hauses also, welcher sich in dem Reichthum der Vorrathskammer kund giebt, walten die Penaten, und die Heiligkeit dieses ihnen gewidmeten Locales spricht sich darin aus, dass nur reine und keusche Personen dasselbe betreten dürfen.4) Der Herd des Hauses aber, welcher in alter Zeit in dem atrium steht, ist ihr Altar, 5) an ihm stehen auch ihre Bilder, und zwar zwei, denn sie erscheinen immer in der Zweizahl 6) und einen Singular des Namens giebt es nicht.7)

Eine andre Vorstellung liegt dem Larendienste zu Grunde. So wie die Römer glaubten, dass die Seelen der Verstorbenen als göttliche Wesen (dii Manes) in der Unterwelt fortlebten und eine Macht auf die lebende Generation ausübten, 8) weshalb man

Leipzig 1868 S. 10 ff. (Preuner Hestia-Vesta S. 236 ff. Philolog. XXIV S. 243 ff. und Burs. Jahresber. VII S. 144p ff. Zu den Bildwerken vgl. auch Friederichs Berlins antike Bildwerke II S. 438 ff. Wissowa Annali d. Inst. 1883 S. 156 ff.) 2) Varro de l. l. 5, 162.

1) Cic. de d. n. 2, 27, 68. 3) Cicero . . Festi ep. p. 208: Penetralia sunt penatium deorum sacraria, Serv. ad Aen. 3, 12: Penates appellantur, quod in penetralibus aedium coli soleant. Verg. Aen. 5, 660: Conclamant rapiuntque focis penetralibus ignem.

4) Columella de r. r. 12, 4, 3: His autem omnibus placuit, eum, qui rerum harum officium susceperit, castum esse continentemque oportere, quoniam totum in eo sit, ne contractentur pocula vel cibi nisi aut ab impube aut certe abstinentissimo rebus venereis. Quibus si fuerit operatus vel vir vel femina, debere eos flumine aut perenni aqua, priusquam penora contingant, ablui. propter quod his necessarium esse pueri vel virginis ministerium, per quos promantur, quae usus postulaverit. Verg. Aen. 1, 703: quinquaginta intus famulae, quibus ordine longam Cura penum struere et flammis adolere penates und dazu Klausen S. 648. 5) Serv. ad Aen. 11, 211: focus ara deorum Penatium. Vgl. 3, 176: focis, quia [privatum sacrificium loquitur. Nam] Penatibus sacrificat. 2, 469: singula enim domus sacrata sunt diis, ut culina penatibus.

6) Dass der Penaten zwei sind, sieht man aus den Denaren des Fontejus und Sulpicius (Mommsen G. d. R. Mw. S. 573 n. 198; S. 576 n. 203), welche die Köpfe zweier Penaten mit der Beischrift D[ei] P[enates] P[ublici] darstellen. 7) Ob dieser Singular Penatis oder Penas heisse, wusste man nicht. Festus p. 253a.

8) Schoemann a. a. O. S. 359. Vgl. die Inschr. Wilmanns 1225, zu lesen nach Ritschl Opusc. IV S. 243 f. 252f.: Manes colamus: namque opertis (i. e. rite sepultis) Manibus Divini vis est ae(vi)terni temporis. (vgl. Henzen 7346: tu qui legis et dubitas Manes esse sponsione facta invoca nos et intelleges.)

sie euphemistisch die Guten nannte, 1) und ihren Cult gesetzlich anordnete, 2) so ehrten sie in dem Lar familiaris den Herrn 3) oder den Stammvater der Familie, welcher der Genius des Hauses, 4) d. h. der als fortzeugende Kraft in dem Hause waltende und namentlich das Aussterben der Familie verhindernde Schutzgott ist.5) Dass jedes Haus nur einen Laren hat, ersieht man theils aus den sicheren Zeugnissen der älteren,) wie der genau redenden späteren Schriftsteller, 7) theils aus dem metonymischen

1) Varro de l. l. 6, 4. Nonius p. 66, 12. Fest. p. 146b. Macrob. sat. 1, 3, 13. Dass sie euphemistisch die Guten hiessen, sagt Serv. ad Aen. 3, 63: Sunt autem noxiae et dicuntur xatà dvτippasiv. (Zu der Geneta Mana betete man, dass keiner der Hausgenossen ein Guter (manus) werden d. h. sterben möchte. Plut. q. R. 52.)

2) De iure manium d. h. über die Begräbnisse handelten schon die XII Tafeln. Cic. de leg. 2, 25, 62. (vgl. Liv. 1, 20, 7. Luebbert Commentat. pontific. S. 70 ft.)

3) Das Wort Lar oder Lars gilt für etruskisch. Müller Etr. 12 S. 377. Man nimmt dabei an, dass die etruskische Form Lars, Lartis, die als Name öfters vorkommt, identisch ist mit Lar, Laris, im Arvalenliede im Plural Lases. S. Schoemann a. a. O. S. 363. Hertzberg S. 4. Krahner S. 420. Der Ursprung des Larencultes wird darauf zurückgeführt, dass die ältesten Römer ihre Todten im Hause begruben, bis dies die XII Tafeln untersagten. Serv. ad Aen. 6, 152: Apud maiores omnes in suis domibus sepeliebantur. Unde ortum est, ut etiam Lares colerentur in domibus. Vgl. 5, 64 und über das Verbot Cic. de leg. 2, 23, 58. Isidor. orig. 15, 11, 1. Serv. ad Aen. 11, 206.

4) Censorinus 3, 2: Eundem esse Genium et Larem multi veteres memoriae prodiderunt, in quis etiam Granius Flaccus in libro, quem ad Caesarem de indigitamentis scriptum reliquit. (Diese Ansicht der römischen Theologen findet ihre Bestätigung durch die von Reifferscheid a. a. O. unternommene Analyse der pompejanischen Larenbilder.)

5) Diesen Gedanken sprechen mehrere römische Sagen aus, wie die, nach welcher Servius Tullius der Sohn des Lar familiaris im Hause der Tarquinier war (Dionys. 4, 2. Plin. n. h. 36, 204. Granius Flaccus bei Arnob. 5, 18), und eine andere, nach welcher der Lar dem Valesius die Kinder rettet. Valer. Max. 2, 4, 5.

6) Die Aulularia des Plautus beginnt mit einem Prolog, den der Lar spricht: Ego Lar sum familiaris ex hac familia, Unde exeuntem me adspexistis. Hanc domum lam multos annos est quom possideo. Vgl. Plaut. Aulul. 386: Haec imponentur in foco nostro Lari. Mercat. 834: Di penates meum parentum, familiai Lar pater Vobis mando, meum parentum rem bene ut tutemini. Ego mihi alios Deos penates persequar alium Larem. Trinumm. 39: Larem corona nostrum decorari volo. Cato de agric. 143: Per eosdemque dies (vilica)

Lari familiari pro copia supplicet.

7) Sallust. Cat. 20: illos binas aut amplius domos continuare, nobis Larem familiarem nusquam ullum esse? Plin. n. h. 36, 204. Apulejus de deo Socratis 15: Ex iisdem ergo Lemuribus qui posterorum suorum curam sortitus placato et quieto numine domum possidet, Lar dicitur familiaris. Horat. sat. 2, 6, 65: O noctes cenaeque deum, quibus ipse meique ante Larem proprium vescor vernasque procaces pasco libatis dapibus. 2, 5, 12: dulcia poma et quoscunque feret cultus tibi fundus honores, ante Larem gustet venerabilior Lare dives. Tibull. 1, 3, 33: At mihi contingat patrios celebrare Penates reddereque antiquo menstrua tura Lari. Columella 11, 1, 19: consuescatque (vilicus) rusticos circa

Gebrauch der Hausgötternamen für das Haus selbst, nach welchem man von dem in seine Heimath Zurückkehrenden sagt: Lares. redit ad Penates suos, aber redit ad Larem suum.1) Wenn nichtsdestoweniger häufig von Lares die Rede ist, so kann dies verschiedene Gründe haben. Einerseits wurden Lares 2) auch ausserhalb des Hauses verehrt, worauf wir an einer anderen Stelle zurückkommen, und zwar an den compita zwei Laren, nämlich die Schutzgötter der beiden Strassen, die den Kreuzweg bilden; andererseits hat, wer mehrere Häuser besitzt, auch mehrere Lares, 3) und endlich stellte man in dem sacrarium des Hauses die Bilder der Penaten und des Lar so zusammen, wie wir es auf noch erhaltenen Denkmälern der Art finden, nämlich in drei Figuren, von denen die mittlere den Lar in der Toga, die zu beiden Seiten desselben stehenden tanzenden und das Trinkhorn erhebenden Genien die Penaten als Symbole des frohen und behaglichen Lebens repräsentiren, 4) und bezeichnete man diese Larem domini focumque familiarem semper epulari. Und noch im J. 392 verbietet das Gesetz Cod. Theod. 16, 10, 12: Larem igne, Penates odore venerari.

1) Martial. 8, 75, 1: Dum repetit sera conductos nocte Penates, und dagegen 11, 82, 2: Conductum repetens nocte iubente Larem. Dass penales für domus gesagt wird, lehren die Lexica; über lar in derselben Bedeutung s. Horat. od. 1, 12, 43: avitus apto cum lare fundus. (vgl. über die Bedeutung dieser Stelle Reifferscheid Analecta Horatiana. Ind. scholar, hibern. Vratisl. 1870/71 S. 10). 3, 29, 14: mundaeque parvo sub lare pauperum cenae. sat. 1, 2, 56: qui patrium mimae donat fundumque laremque. epist. 1, 7, 58: gaudentem parvisque sodalibus et lare certo. 1, 1, 13: ac ne forte roges, quo me duce, quo lare tuter. Laberius bei Macrob. 2, 7, 3: Eques Romanus e lare egressus meo Domum revertar mimus. Ovid. trist. 1, 3, 30: Capitolia cernens, Quae nostro frustra iuncta fuere lari. Seneca Medea 21: Exul, pavens, invisus, incerti laris. Auch bei Paulus sent. 3, 4a, 7 liest Huschke gewiss richtig: Quando tibi bona paterna avitaque nequitia tua disperdis, ob eam rem tibi lare (die Hdschr. eare oder aere) commercioque interdico. 2) Ovid. fast. 5, 143. 3) Cato de agric. 2: Pater familias, ubi ad villam venit, ubi Larem familiarem salutavit, fundum eodem die circumeat. Diesem Lar des Landhauses opfert die vilica c. 143.

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4) S. z. B. das römische Relief bei Jordan Annali 1862 Tav. d'agg. R 4. Wenn unter den succincti Lares bei Persius 5, 31 und den incincli Lares bei Ovid. fast. 2, 634, wie man annimmt, die beiden jugendlichen Gestalten mit dem Rhyton gemeint sind, so bin ich mit dem Scholiasten zu der Stelle des Persius der Ansicht, dass bei beiden Dichtern eine Begriffs verwirrung vorliegt. Denn dass diese beiden Genien die Penaten sind, schliesse ich aus zwei Thatsachen. Erstens werden die Laren auf dem Denar des Caesius (Cohen méd. consul. pl. 8. Mommsen S. 560 n. 174) als sitzende Jünglinge mit Stäben oder Lanzen und von Ovid. fast. 5, 137 und Plut. q. R. 51 als Wächter der Häuser dargestellt, und das ist auch der Charakter des Laren, dem in der Aulularia des Plautus der Schatz zur Bewachung übergeben ist. Einen solchen Laren tanzend und mit dem Trinkhorn, welches gar nicht zum Opferapparat gehört, zu denken, halte ich für unmöglich. Dagegen passt dies Symbol sehr wohl auf den Reichthum des Hauses, den die Penaten repräsentiren. Vgl. Firmicus Maternus de

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