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unsere stelle absolut nichts beweisen. 1246 ff die prosa weicht hier so stark ab, dass sie zur bestätigung von B.s überkühner conjectur nicht angeführt werden durfte. mit letzterer verträgt sich übrigens auch das den nachsatz einleitende so nicht in z. 1248 so sullit ir kile sendin. die beseitigung von lengen durch H in z. 1590 darf mit unserer stelle gar nicht verglichen werden, denn dort bot ohne zweifel die seltsame wendung den tôt lengen anstofs, vgl. auch Zur kritik des prosaromans s. 11. meine viel näher liegende emendation als ich den kan gevindin (: sendin), wofür D im reime gewendin, H vollenden schreibt, erklärt die abweichungen der beiden jüngeren texte ebenso gut wie Bartschs weitergehender vorschlag. - sehr verunglückt scheint mir die behandlung von 1344. ein principieller fehler von Bartschs kritik liegt meines erachtens darin, dass er überall da, wo D kürzt oder ein, auch zwei reimpare auslässt, assonanzen als ursache dieses verfahrens voraussetzt. stellen wie 1405 f. 2844 f. 2925 ua. hätten ihn eines besseren belehren können. in unserem speciellen falle gibt swachen, in H überliefert, guten sinn, vgl. Clara Hätzlerin 83, 17 Dein trauren macht mich lachen, Dein schertzen tut mich schwachn; swachen in der bedeutung 'kränken, ärgern' scheint selten (im Mhd. wb. kein beleg dafür): möglich dass D darum kürzte: die wendung daz begunden sere hazzen passt gar nicht zum vorhergehenden; auf keinen fall aber durften die worte von P da waren etliche an dem Hofe... und hasseten ihn sehr darum von Bartsch zur bestätigung seiner conjectur angerufen werden, weil diese stelle vielmehr die z. 1350 ff übersetzt, namentlich die worte des wart . . . Tristrant sêre geniden ... ouch wanden etliche man, daz ez wêre sîn rât. 1956 ff ist die erste zeile nur sehr unsicher ergänzt, 1958 darf wol zu den éren aus D oder eine dem ähnliche nähere bestimmung nicht fehlen wegen P 26 von dem ihr keiner guten That noch Würdigkeit gewärtig seid. von der falschen voraussetzung aus seiner vorlage unreine reime fand. D gehalten, weil H auch sonst den reim mehrfach zerstört hat (s. o.); das eingeschobene sprach her (2252) konnte verwirrung herbeiführen. 2254 ist mit dem pron. he Isaldens vater gemeint: folgen wir wie Bartsch will H, so findet in diesem satze

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2165 geht Bartsch widerum dass D nur kürzte, wo es in

2253 habe ich mich an

ziemlich auffallender subjectswechsel statt, auch sagt dann z. 2258

nur noch einmal dasselbe wie 2253. die von Bartsch zur bestätigung von H herbeigezogenen worte von P sie seinem Oheim zu bringen übersetzen vielmehr 2258 und sie sîme nebin brechte. eine noch stärkere tautologie bürdet B. Eilhart auf, indem er die z. 2544ab für echt hält. sollte Eilhart würklich denselben gedanken in 2 sätzen, die unmittelbar auf einander folgen, fast mit denselben ausdrücken widerholt haben? 2543 ff

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2723 ist eine sehr überflüssige änderung. wie kann dem übereinstimmend in DH überlieferten ausdruck daz sie Markes lant vornamen gegenüber P 38 bis sie König Marchsen Land sahen etwas für Bartschs conjectur sågen beweisen? konnte denn P den echt mhd. ausdruck vornamen beibehalten? eine treffende parallele zu unserer stelle bietet aber Morant und Galie 16 Biz so verre quamen dat sie Riueire vornamen. auch 5904. 7216 hält Bartsch die übereinstimmende überlieferung nicht ab, sågen zu conjicieren, nur um ein par assonanzen mehr zu gewinnen.

II DAS FIECHTER BRUCHSTÜCK VON EILHARTS TRISTRANT.

Dies bruchstück einer pergamenthandschrift wurde zuerst erwähnt von ESteinmeyer in der beilage zur Augsburger allgemeinen zeitung 1878 nr 108. durch die güte meines unvergesslichen freundes JMWagner bin ich in der lage, einige nähere angaben darüber zu machen. das stift Fiecht (Viecht) bei Schwaz in Tirol besafs vor jahren ein exemplar von Besoldi Synopsis Politicae Doctrinae, Regimonti, 1647. 12°; auf dem deckel fand sich das fragment eines Tristan auf pergament: Tristrant von geluppe wart so wunt Isalde machte en so wedir gesunt usw. in 2 columnen. woher Wagnern diese notiz zugekommen, die sich wol seit jahren in seinen händen befand, wuste er mir nicht mehr anzugeben. eine von dem hrn prälaten des stiftes Fiecht freundlich beantwortete anfrage bestätigte leider dass in der stiftsbibliothek von dem buche und seinem kostbaren umschlag keine spur mehr vorhanden ist. das ausgehobene verspar stimmt fast wörtlich zu der überschrift der Heidelberger hs. vor dem ab

schnitt X 1051 meiner ausgabe (s. 68), von dem es sich indes durch mitteldeutsche lautgebung unterscheidet; die roten überschriften von H werden zwar durch diesen umstand etwas besser beglaubigt, wol auch durch die überlieferung in einer pergamenths. in der zeit etwas höher (ins 14 jh.) hinaufgerückt. trotzdem aber bleibt bestehen, was ich über dieselben s. XIV bemerkte.

III EILHART UND VELDEKE.

OBehaghel hat in der einleitung zu seiner kritischen ausgabe von Veldekes Eneide, aus welcher ein sonderabdruck unter dem titel 'Veldeke und Eilhart' erschienen ist, den nachweis zu führen gesucht dass Eilharts Tristan jünger sei als die genannte dichtung des Veldekers. das resultat dieser kleinen untersuchung hat er auch bereits im Litteraturblatt 1881 nr 3 s. 114 den weiteren kreisen der fachgenossen verkündet. da die neue these einen wichtigen abschnitt der litteraturgeschichte des 12 jhs. förmlich auf den kopf stellen würde, nahm ich die kleine abhandlung, welche der verf. mir zu übersenden die güte hatte, mit der grösten spannung in die hände, um sie aber bald recht entteuscht bei seite zu legen. seine beweisführung scheint mir durchweg verfehlt. ich sehe davon ab dass B. die von mir für Lachmanns allgemein gebilligte ansicht vorgetragenen gründe vornehm ignoriert. freilich wäre ich begierig zu erfahren, wie er sich, wenn der Tristrant erst nach der Eneide gedichtet wurde, die doch ihrerseits vor 1184 in weiteren kreisen nicht bekannt sein konnte, das verhältnis der Eilhartschen dichtung zum Grafen Rudolf oder auch zu dem Strafsburger Alexander denkt. soll auch hier bei den klar erkennbaren entlehnungen Eilhart der empfangende gewesen sein? nach B. hat ja Veldeke gerade bei dem Strafsburger Alexander zahlreiche anleihen gemacht! und wo behält B. bei seiner datierung, nach welcher der Tristrant erst in der zweiten hälfte der achtziger, ja wahrscheinlich erst in den neunziger jahren entstand, raum für die verschiedenen bearbeitungen dieses gedichtes, versuche, den erhöhten anforderungen an die reimtechnik gerecht zu werden, die bestimmt zum gröfseren teile noch ins 12 jh. fallen? dass eine dieser überarbeitungen, in den Regens

1 gegen diese annahme spricht ganz besonders, was ich QF 19 s. CLIV unten angemerkt habe.

burger und Donaueschinger bll. fragmentarisch auf uns gekommen, in Oberdeutschland verfertigt worden ist, verdient besonders hervorgehoben zu werden. aber auch dass Eilhart bei verhältnismäfsig hochentwickelter verskunst in syntax und reim hinter seinen kunstgenossen in Mitteldeutschland zurückgeblieben sei, was doch die erste bedingung für B.s chronologische annahme wäre, lässt sich durch nichts wahrscheinlich machen. beachtenswert für das verhältnis der mitteldeutschen bearbeitung X zum alten gedicht ist was RvMuth über den einfacheren satzbau der ersteren in seiner recension meines buches (Zs. f. d. österr. gymn. bd. 30 s. 364) geäufsert hat.

Aber lassen wir solche allgemeinere erwägungen aufser acht, mögen feiner entwickelter stil und ausgebildetere reimkunst als kriterien des alters in diesem falle keine geltung haben. halten wir uns ausschliesslich an die von B. vorgelegten tatsachen. die unpassende einreihung der zwischen Veldeke und Eilhart übereinstimmenden verse soll letzteren zum plagiator stempeln.

Folgt man an der ersten von B. bemängelten stelle mit Bartsch (Germ. 23, 352) D, so geben die z. 257 f einen ganz passenden sinn; dass ich hier in meinem texte H zu sehr nachgegeben habe, räume ich gerne ein. zum haupttummelplatz seiner kritik macht B. die liebesklage der Isalde (2357-2600): diese wimmle von ungereimtheiten; hier könne man, ohne den sinn zu stören, die einzelnen sätze beliebig umstellen. aber lässt sich die sprache der leidenschaft überhaupt solcher gestalt in die logische schnürbrust zwängen? und könnte man jenen vorwurf nicht mit derselben berechtigung gegen die entsprechenden partien der Eneide erheben? und, wenn sich denn würklich bei Eilhart tollere gedankensprünge finden, ist diese unbeholfenheit der syntactischen verknüpfung nicht vielmehr als anzeichen minder geschulter darstellungskunst auf rechnung des älteren dichters zu setzen (vgl. QF 19, CLXXXII) ?

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Doch ich wende mich wider zu den einzelheiten, zunächst zu B.s angriff gegen Eilh. 2357-86. über den ausdruck 2361 sie worden beide tougen bleich unde rôt macht B. die ironische bemerkung 'wie seine zeitgenossen heimlich erröteten, hat der dichter leider nicht gesagt.' tougen bedeutet indessen hier natürlich nicht 'unsichtbar' sondern 'unbemerkt' wie so oft (vgl. zb. Gottfr. 297, 25. 298, 12) und der dichter meint also wol dass

die beiden geliebten so ganz mit sich selbst beschäftigt waren, dass sie sich so sehr über die wider ihren willen zu tage tretenden verräterischen anzeichen ihrer leidenschaft schämten, dass eben deshalb das erbleichen und erröten vielleicht auch das seufzen

-

sich bei jedem unbemerkt vom anderen vollziehen konnte. überdies sind die zeilen Eilh. 2379-86 nur in H überliefert, in der prosa entsprechen die worte: dass ihrer jegliches Sorge hatte, das andere würd' es merken. hat die prosa damit ihre poetische vorlage dem sinne nach genau widergegeben, so ist die überlieferung in H hier so mangelhaft, dass mit Bartschs conjectur (2386 rechte für nicht) noch nicht genügend geholfen wäre. die stelle ist demnach schlecht geeignet, um an ihr die überlegenheit und priorität Veldekes vor Eilhart zu erweisen. aber müsten wir selbst den Eilhartschen text nach H mit stumpf und stil acceptieren: so würde ich immer nur das eine zugeben dass der ritterliche poet mit übertrieben lebhaften farben geschildert hat, nicht aber dass seine darstellung sinnlos und folglich interpoliert sei. ob B. diesen starken farbenauftrag mit mir naiv, oder geschmacklos nennen will, muss ich ihm überlassen.

Die verse Eilh. 2369 ff und Veldeke 64, 13 drücken einen nur entfernt ähnlichen gedanken formell so abweichend aus, dass sie überhaupt den von mir aufgestellten parallelen nicht eingereiht werden durften; aber gesetzt, wir hätten es würklich auch hier mit einer reminiscenz zu tun, so kann ich Behaghel durchaus nicht einräumen dass Isalde sehr wenig grund habe, sich über die plötzlichkeit ihrer liebe zu schämen, da sie ihrer liebe noch keinerlei äusserung verliehen! Behaghel vergisst hier wie in seinen weiteren bemängelungen Eilharts dass Isalde sich mit Tristrant, dem todfeinde ihres vaters und ihres oheims Morolt, welchen letzteren jener im zweikampf erschlagen, nur widerstrebend versöhnt hatte, dass der junge held nach besiegung des drachen ihre hand ausdrücklich zurückgewiesen (worauf Isalde auch in demselben monologe z. 2552 hindeutet). und muste nicht, abgesehen von all diesen besonderen verwicklungen, eine königstochter

' an übertreibungen fehlt es auch sonst nicht bei Eilhart, vgl. zb. 9123 f. da wird erzählt dass Tristrant und Kehenis einem reh so lange nachjagten

daz in die ros wordin krang

und von libe rechte slang.

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