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in ihm der dame seinen dienst mit entschiedenheit kündigt. als ursache dieser aufkündigung nimmt Lehfeld eine eben erlittene abweisung an und diese annahme wäre möglich, wenn wir weiter kein lied von Friedrich von Hausen hätten. betrachtet man aber auch die anderen lieder sammt jenem MF 42, 1-27, in welchem sich würklich eine solche abweisung erwähnt findet, so erweist sich. Lehfelds annahme als unbegründet. das vorangehende lied MF 47, 9-32 soll einen beweis gegen die chronologische ordnung enthalten, weil es, wie Lehfeld s. 359 behauptet, fern von der dame und zweifellos auf dem wege nach dem heiligen lande gedichtet sei. Paul drückt sich etwas unentschiedener aus, wenn er s. 448 sagt, es müsse bereits auf dem kreuzzuge gedichtet sein oder wenigstens unmittelbar vor dem aufbruche. daraus allein lässt sich schon vermuten, da Paul dieselbe sache wie Lehfeld führt ⚫ und dessen ansichten nicht ohne grund modificiert und abgeschwächt haben wird, dass der letztere mit seinem zweifellos' zu viel behauptet hatte. auch bringt derselbe dafür keinen anderen beweis, als dass er auf die worte hinweist: sô bite ich got daz er dich ruoche senden an eine stat, da man dich wol enpfd. diese allein aber geben nicht einmal eine sicherheit dass das lied nicht vor der kreuznahme gedichtet sei, geschweige nach dem aufbruch zum heiligen lande, da sie der dichter auch hätte aussprechen können, wenn er den kreuzzug mitzumachen und nach dem heiligen lande zu ziehen auch nur die absicht hatte. indessen geht aus v. 18 dô ich daz kriuze in gotes ére nan hervor dass der dichter schon das kreuz genommen hat, aber weiter auch nichts. zwischen dieser zeit jedoch und dem würklichen aufbruche liegt noch ein volles jahr, wenn er mit dem kaiser das kreuz nahm und mit ihm auch aufbrach, wie es doch sehr wahrscheinlich ist. der inhalt des gedichtes spricht weiter nur noch dafür dass es nach dem liede MF 45, 37-46, 18 verfasst ist, da der dichter, wie v. 25-32 zeigen, sich um sein herz jetzt nicht mehr kümmern will, sondern es in seiner not allein lässt und es nur gottes gnade noch empfiehlt, also seiner liebe entsagt, was er in jenem liede noch nicht getan hatte. jedesfalls steht es auch an einer so passenden stelle, dass die chronologische ordnung dadurch nicht nur nicht gestört, sondern offenbar bestätigt wird, während sie gerade gestört werden würde, wenn das lied MF 45, 37 etwa nach diesem und dem folgenden MF 47, 33 Z. F. D. A. neue folge XIV.

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stände. ferner soll das lied nach Lehfeld dieselbe friedlich-sehnsüchtige stimmung atmen wie MF 48, 3-22; auch spreche 48, 35 f (soll wol heifsen: 48, 5 f, da 48, 35 ja zu einem ganz anderen liederbüchlein gehört) deutlich genug aus dass der dichter in ungetrübtester liebe von seiner dame geschieden sei. alle solche auffassungen aber, ohne die stütze der chronologischen ordnung gebildet und nur aus dem einzelnen liede, nicht aus einem zusammenhange aller lieder abgeleitet, reichen nicht einmal aus, die lieder selbst, für die sie gelten sollen, zu verstehen und befriedigend im einzelnen zu erklären, und können auf richtigkeit keinen anspruch machen. sehnsüchtig freilich ist des dichters stimmung, daran ist sein herz schuld, und er vermag es selbst bis zuletzt nicht zu hindern; aber friedlich kann sie nicht heifsen, wenn das herz in streit mit dem verstande und gewissen ist, wie der dichter es doch auch bis zuletzt zu erkennen gibt. sein herz verlangt ⚫ nach nahrung und es findet sie noch nicht im dienste gottes. aber seiner höheren pflicht getreu, bestrebt sich der dichter, sich über die neigung desselben zu erheben, und bittet gott dass er demselben in seinem dienste einen ersatz gebe. der dichter ist eben wegen seiner herzensnot, wie er selbst MF 47, 21 andeutet, noch nicht ze rehte ein lebendic man. einen gouch nennt er sich, wenn er die dame nicht aufgeben würde, da sie ihn nicht glücklich mache, sondern seine wünsche nicht verstehen wolle. sagt nicht dass er sie hasst, aber wol dass, wenn er sie jetzt hassen würde, dies niemand deswegen, weil er sie früher geliebt hätte, unstate nennen dürfte. aber sein herz will er nicht mehr an sie hängen, es soll im dienste gottes frieden finden. das lied MF 48, 3-22 enthält durchaus nichts, was den vorangegangenen liedern widerspräche, nichts, was sich nicht vielmehr auf das beste anschlösse. der dichter sagt: das herz glaubt von mir, ich könnte meiner höheren pflicht so vergessen, dass ich am Rheine geblieben wäre, wenn irgend jemand um der liebe willen hätte in der heimat bleiben dürfen. dass dieser glaube aber auch nach des dichters sinne sei denn er, der kreuzritter, und sein herz werden in den letzten liedern immer wie zwei verschiedene und einander feindliche personen dargestellt gibt er keineswegs zu, sondern sagt vielmehr MF 48, 9 mit bemerkbarer zurückhaltung swie ez doch dar umbe ergát. aber er empfiehlt die dame gottes gnade, dessen willen er sich unterordnet, indem er ihr entsagt. gottes

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gnade aber konnte er, als christlicher kreuzritter, auch einen feind empfehlen. jedoch ist es, wie gezeigt, nicht einmal würklich ausgesprochen dass er hass oder feindschaft gegen die dame hegt, und auch der ausdruck: ich war ein gouch, ob ich ir tumpheit hate für guot kann dies nicht beweisen; denn tumpheit ist kein schimpfwort in dem heutigen sinne und gouch nennt er sich. selber. die letzte strophe MF 48, 13-22 ist an die frauen im allgemeinen gerichtet und beschliefst diese lieder mit einer warnung, die zugleich eine letzte rechtfertigung ist. ein solcher schluss kann es widerum nur bestätigen dass wir es hier würklich mit einer chronologischen liedersammlung zu tun haben. Müllenhoff spricht von dem inhalte dieser letzten strophe so, als ob der dichter v. 15-16 meinte, wenn die frauen einen der in der heimat zurückgebliebenen ritter liebten, so wäre es eine schande für sie. dann ist aber freilich deheinen ohne beziehung, da von den zurückgebliebenen rittern vorher nicht gesprochen ist, und man müste schon sagen dass Haupts frage, ob eine strophe vorher ausgefallen sei, zu bejahen wäre. aber diese beziehung ist hier darum nicht wol möglich, weil die folgenden worte wie kunde in der gedienen iet, der gotes verte alsó erschrac unter dieser voraussetzung völlig zusammenhangslos und unverständlich wären. deheinen kann hier nicht ullum, sondern muss nach dem zusammenhange nullum bedeuten. der dichter wünscht nicht dass jemals der tag käme dass die frauen keinen lieb hätten, der ihnen nicht dienen könnte, weil er gott dienen müste. das wäre eine unehre für sie. er sende ihnen also dieses lied, um sie zu warnen. denn es würde ihm wehe tun, wenn sie sich solche unehre zu schulden kommen liefsen, auch wenn er nie wider heimkehrte. deheinen ist also auf alle, die zum kreuzzuge aufgebrochen waren, zu beziehen, und der dichter versteht darunter auch sich selbst, wie unter den guten frauen, von denen er spricht, auch seine dame; er meint aus dem sinne aller weggezogenen mit deheinen keinen von uns.' der gedanke wie kunde in der gedienen iet, der gotes verte alsó erschrac ist allgemein zu fassen, als ob es hiefse 'einer der.' das wort also kann sich nur auf die damals vollzogene würkung der furcht vor gott beziehen, also auf die geschehene kreuznahme und den bereits erfolgten aufbruch nach dem heiligen lande. wenn sich nun so aus dem zusammenhange der strophe die dargelegte auffassung von dehienen ergibt,

so wird dieselbe auch dadurch noch verständlich dass der dichter schon in der vorigen strophe von seinem wegzuge von der heimat gesprochen und in den worten v. 4 solt ich od ieman bliben sin bereits sich mit den anderen, die nach dem heiligen lande aufgebrochen waren, zusammengestellt hatte, sodass die beziehung 'keinen von uns' hinlänglich vorbereitet zu sein scheint. wahr scheinlich ist das lied noch im mai 1189 verfasst, als der dichter zwar vom Rheine bereits aufgebrochen war, aber noch in Deutschland weilte. kurz darauf mag dann und ebenfalls in Deutschland das noch übrige kreuzzugslied C 17. MF 53, 31-38 entstanden sein; es ist das einzige von allen überlieferten liedern des dichters, welches keine beziehung auf den minnedienst enthält. stand es nun ursprünglich, wie ich glaube, auch in der richtigen chronologischen folge, nämlich an letzter stelle, so musten beide umstände es begünstigen dass ein schreiber es ausliefs, zumal da das vorangehende lied an die frauen ein abschiedslied ist und daher leicht als schlusslied der ganzen sammlung gelten konnte; später wird es dann ein anderer schreiber an die in C sich findende, chronologisch nicht passende stelle gesetzt haben. dass es aber würklich zuletzt verfasst wurde, ist, auch abgesehen von dem fehlen der beziehung auf den minnedienst, aus einem anderen grunde nicht unwahrscheinlich. das lied enthält nämlich eine drohung gegen die, welche den kreuzzug versprochen hatten und sich ihm doch entzogen. sein herz nun hatte der dichter dem frieden gottes überlassen, der dame hatte er entsagt und sie gottes gnade empfohlen und zuletzt sich an die frauen im allgemeinen mit einem rechtfertigenden und mahnenden abschiedsworte gewandt. mit allem, was ihm nahe lag, hatte er somit abgeschlossen; es galt jetzt sein leid zu tragen und seiner pflicht treu zu sein. da konnte ihn wol der gedanke an die meineidigen, die ehrlos und feige in der heimat zurückblieben und bequeme sicherheit den gefahren vorzogen, am leichtesten zu einem solchen warn- und drohliede gegen sie bewegen.

Ohne chronologische bestimmung sind bisher noch die frauenstrophen geblieben. auch in ihnen lässt sich der inhalt als kriterium der abfassungszeit benutzen, aber nicht anders, als dass derselbe die stimmung des dichters und nicht der dame widergibt. die strophe MF 49, 4-12 hat in den hss. ihren richtigen platz im ersten büchlein und bildet mit der strophe MF 48, 32 bis

49, 3 zusammen ein lied. es tritt darin die zuversichtlichste hoffnung des dichters hervor, wie sie im anfange dieses liebesdienstes, wo nur erwartung und noch keine erfahrung sprach, auch erklärlich ist. schwieriger scheint es, die strophen MF 54, 1 bis 55, 5 chronologisch zu beurteilen. Müllenhoff lobt sie als das schönste und hervorragendste beispiel von Friedrichs dichtungsart. hart ist aber der übergang von dem schlusse der dritten strophe in MF ich entars in niht gewern zum anfange der vierten ich wil tuon den willen sin, sodass Lehfeld s. 361 eine scheidung in zwei lieder für notwendig hält. Paul stimmt ihm s. 450 hierin nicht bei ihm scheint vielmehr das schwanken der dame, der plötzliche übergang von banger scheu zu kühnem entschlusse psychologisch wol begreiflich oder, besser ausgedrückt, psychologisch wol begreiflich vom dichter dargestellt. denn auch Paul ist der ansicht dass nur des dichters phantasie ihm die dame so gewogen zeige. indessen muss man doch gegen Paul geltend machen dass der übergang unvermittelt, wie er ist, immerhin hart erscheint. nun ist ferner die überlieferung der beiden hier in betracht kommenden hss. C und F nicht übereinstimmend. Chat nämlich nur die drei ersten strophen und str. 2 und 3 in umgekehrter folge, als sie in F stehen; in MF folgen die strophen wie in C. hat nun aber F wie die vollständigere so auch die richtigere überlieferung, so konnte der schreiber in C, der nur die drei ersten strophen kannte, zur umstellung dadurch bewogen werden dass die zweite strophe in den letzten versen ich wil immer hüeten min; ich entars in niht gewern einen besseren liedabschluss zu bieten schien als die dritte. ferner fällt, wenn F die richtige strophenfolge hat, jene härte des übergangs der zweiten und dritten strophe fort und an ihre stelle tritt dann eine vollkommen schöne schilderung eines seelenkampfes: die erste strophe spricht den wunsch des herzens, die zweite den widerstand des verstandes, die dritte wider den wunsch des herzens, die vierte und fünfte strophe den völligen sieg des herzens über den verstand aus. endlich nehmen wir bei annahme der überlieferung von F noch wahr dass auch in diesem fünfstrophigen liede der dichter dem princip der dreiteiligkeit gefolgt ist. die reimsilbe, welche den bau dieser strophen beherscht, weil sie dreimal vorkommt, während die anderen nur je zweimal stehen, ist die, welche am ende des zweiten, vierten und fünften verses

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