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SCHWAZER PARCIVALFRAGMENT.

Pater Melchior Lechner, lector im franciscanerkloster zu Schwaz, machte mir vor einiger zeit gütigst mitteilung über ein als vorsetzblatt zu einer incunabel der dortigen bibliothek verwendetes pergamentblatt, das sich, wie er selbst bereits vermutet hatte, als fragment einer Parcivalhandschrift erwies. wann und woher das buch dahin gekommen, darüber konnte ich keine nähere auskunft erhalten; die bemerkung am äusseren rande von bl. 1a des pergaments nr 23 Pro Conuentu suazensi Fratrum Minorum rührt von einer hand des 17-18 jhs. her.

Unser bruchstück, das nach schrift und sprache den ersten jahrzehnten des XIV jhs. entstammt, besteht aus einem doppelblatte, 30 cm. hoch und 25 cm. breit, von dem die zweite hälfte jedoch am äusseren rande beschnitten ist, sodass von spalte b und c die verse nur teilweise erhalten sind. jede seite ist in zwei spalten zu je 42 zeilen geschrieben, der erste buchstabe jedes verspars herausgerückt. spalten wie anfangsbuchstaben werden von verticallinien, die wie die verslinierung mit der feder gezogen sind, begrenzt, überdies ist sp. a und b des ersten blattes noch durch einen breiten gemalten streifen in form einer doppellanze geschieden. die initialen der einzelnen abschnitte, welche nicht durchweg mit denen der Lachmannschen ausgabe übereinstimmen, sind abwechselnd blau und rot mit einfacher verzierung, nur jene, mit der das Iv buch (L. 179, 13) beginnt, wurde grösser und prächtiger, insofern auch gold zur anwendung kam, ausgeführt.

Die sprache zeigt bairisch-österreichische färbung. es findet sich für û ou: ouz 177, 13. 217, 10; douhte 177, 21. 179, 20. 21. 216, 20; stouden 180,3; ouf 180, 27; hovs: artovs 221, 15; daneben auch uo: artûs: hûs 220, 11 f; kingrin: zvn 178, 3 f; gentafluors: amuors 177, 29 f.eu (ev, ew) für iu, nur iv (pron.) 178, 10. 218, 6; iuch 182, 22; criutze 180, 3 und stets div mit ausnahme von 177, 23. 181, 9. 10. 216, 23. 218, 16. 220, 21, wo dafür di steht; ew an stelle von iw, blofs riwek 179, 11; eu vertritt ebenso

1 Lectura abbatis Panormitani super 3o decretalium, gedruckt zu Venedig 1497, der beigegebene juridische tractat de Homicidio zu Mailand 1493. alte signatur C nr 23.

=

ou; ou ist bis auf auch 218, 17 bewahrt. auch kann hinsichtlich des vocalismus noch bemerkt werden dass einmal ie î (kondwier 177, 30) begegnet, sonst ist ei fast durchgedrungen, i begegnet in einzelnen fällen: sins 182, 15, wol auch sin 180, 27, yn schin 182, 3 f, mabonagrin 220, 9, wo ein späterer corrector, über den noch zu sprechen sein wird, radiert und den diphthong eingesetzt hat. für ie ist überwiegend i, für uo meist (fruo 178, 6; rûrte 179, 16; fuor 181, 9), für üe, ü immer u geschrieben, wie auch für œ stets o; æ wird einige male (brehte 216, 28; enreche: vispreche 219, 29 f) durch e gegeben.

Der consonantismus bietet wenig beachtenswertes. in der verwendung von media und tenuis verfährt der schreiber nicht ganz consequent, er liebt tz, zz für z und schreibt kk für ck (nur brucce 181, 3), ch durchwegs in nicht, einmal w für b (arweit 221, 28).

Im laufe des 14 jhs. ist ein corrector über das ms. gekommen, dessen änderungen, so weit sie durchgreifend sind, gleich hier angeführt werden mögen, um nicht jedes mal beim text vermerkt werden zu müssen. er schrieb für

:

altes ei ai; ersteres blieb unangetastet beim unbest. pron. ein, ausgenommen ainen 180, 9; ferner in reit 178, 16; reislachen 216, 21; leider 220, 5; warheit 221, 25; arweit 221, 28; auch in den namen pelrapeire, tampvnteire, brittaneise und key wurde e belassen.

ou (ov) und ow: au (av) und aw, selbst bei owe 178, 8. 179, 16. 221, 14; nicht in hovpstat 178, 20 und vrloup 179, 7. bei vf ist stets a übergeschrieben.

uo: ue mit ausnahme von rårte 179, 16; artûs: hås 220, 11 f und kingrån: zvn 178, 3 f. hierher gehört auch übergeschriebenes e bei mut 178, 25, furte 179, 15, trugen 182, 3, hohmut 219, 22; an einigen anderen stellen bezeichnet er damit auch den umlaut, den die ursprüngliche schreibung bei den dunkeln vocalen nicht ersichtlich macht; so ist auch e übergesetzt bei schone 178, 9. 17. 179, 3 (dagegen fehlt es 182, 19 sowie bei grozer 182, 6 und horet 217,8) und mehrere male, wo i ie vertritt: bei lihten 178, 24; ginc 181, 3; wi 181, 7. 217, 8; dint 217, 5; vmbevinge 220, 3; enpfinc ginc 220, 21 f; ligen 221, 24.

Ausserdem erscheint noch anlautendes b mit ausnahme der namen brandigan 220, 7 und brittaneise 221, 26, sowie der vor

silbe be in p corrigiert, auch in gebot, gebunden, erbeitzte, geborn, gebirge, und c am wortende zumeist in k, bei sluc 178, 23; manic 179, 17. 181, 4. 216, 17; genuc 180, 9; tac 180, 20; kunic 180, 26. 220, 11 und ginc 181, 3 dagegen in g. Die lesarten des fragments stimmen meist zur recension G; in bezug sowol auf einteilung als übrige beschaffenheit hat es vieles mit den bruchstücken gemein, welche Pfeiffer in den Denkschriften der Wiener academie phil.-hist. cl. xvi 82 ff mitteilte.

1a

177, 11 ds wirt mit im ze velde reit
hie hup sich newez herzenleit
do sprach ds furst ouz trewe er-

korn

ir seit mein vierd sun vlorn 15 ia wand ich ergetzet wære drey iæm'leichen mære

ds warn dānoch nicht wan drew

d nu mein herz in virew mit sein hende sluge 20 vnd isleich stukke truge

daz doubt mich ein groz gewin einez fur euch ir reitet hin di drev fur meinev werdev kint div ellenthaft erstorben sint 25 sus lont idoch div ritt'schaft ir zagel ist iam3 strikkehaft ir tot mich lemt an vreud'e gar meins suns wolgevar

der ist geheizzen gentafluors 30 do vrow kondwier amuors 178, 1 leip vnd ir lant nicht wold gebn in yrm dinst er floz daz lebn von klamide vnd vō kingrin des ist mir durchl als ein zvn

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178, 8 owe] e übergeschrieben 11 Mein] die initiale M ist herausgeschnitten 15f kurzgrey: bey] y corr. von urspr. hand aus i 16 machaude] chaude vom corrector radiert und dafür hude geschrieben

diese strophe findet sich nur in classe der hss. 1 (in A'B'D1) und wurde von Lachmann deshalb in den anmerkungen übergangen. 2 statt ihrer bietet classe II (B2E2) an späterer stelle, zwischen Hahn 1432 und 1433, eine ihr eigentümliche beschreibung des hundes:

Der bracke rôt zinobervar

an siten was der einen,

diu ander sam ein hermel gar, kolswarz an houbt ûf rücke an wadel und beinen,

die füeze blanc daz

mûl und ouch diu stirne,

brust wit, sat hals,

diu murre tief, ougn gróz, ôrn lanc, breit zuo dem hirne, 3

der zusammenhang in der erzählung ist hier folgender: Orilus hat sich des hundes bemächtigt. er trifft mit Schionatulander, der im dienste Sigunens nach dem brackenseil ausgezogen ist, auf Artus maifest zusammen, aber erzürnt, weil der junge dauphin seinen verwandten im kampfe erschlagen hat, verlässt er, alle vermittlung zurückweisend, vor den augen des hofes das lager, den hund an der leine. jedermann sieht das tier, der dichter beschreibt es uns. da tritt Ehkunaht, der eigentliche besitzer des bracken hervor. er hat sein eigentum erkannt und macht nun seine ansprüche darauf geltend.

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Versuchen wir zunächst

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ganz abgesehen von Wolframs text die frage für den Jüngeren Titurel ins reine zu bringen. von den zwei verschiedenen beschreibungen des hundes in classe I und n kann doch klärlich eine nur gelten. leicht freilich liefsen sie sich beide entbehren. denn Ehkunaht durfte sein eigentum erkennen, ohne dass wir von der farbe und den ohren des tieres etwas erfuhren. und das wichtigste an dem bracken ist uns das seil, von dessen aussehen wir hinlänglich unterrichtet sind. die strophen fehlen auch beide in der älteren Heidelberger hs.' (nr 141 H), was allerdings, da diese überlieferung oft verkürzt ist, nicht bestimmt gegen ihre echtheit entscheidet, wenngleich die stimme von H für classe i den ausschlag geben würde. es ist aber andererseits wol möglich dass Albrecht in seiner red

=

I

1 über das handschriftenverhältnis vgl. Zarncke aao.

2 dass Lachmann sie kannte, ist sicher, denn sie steht in der Heidelberger hs. 383 (B'), von der er eigenhändig abschrift genommen hat.

3 vgl. die beschreibung des hundes in der Eneit 61, 24 ff, im Trist. 15822 ff und im Wig. 60, 24 ff.

seligen breite uns auch ein bild des hundes hat geben wollen. doch für welche der beiden strophen sollen wir uns dann entscheiden? was sich s. 206 vom standpunct Wolframscher kritik gegen die plusstr.* 138 vorbringen liefs, ist bei Albrecht natürlich nicht mafsgebend. in seiner erzählung sind beide gesetze gleich erträglich. mit gutem grund aber hat man bisher immer die strophenordnung der classe u bevorzugt. und ist es in unserem falle wol denkbar dass ein interpolator, der die beschreibung des bracken str.* 138a (Hahn str. 1151) bei seinem ersten auftreten also an der natürlichsten stelle vorfand, sie dort aushob, um sie 300 strophen später in wesentlich veränderter fassung wider einzurücken? müssen wir nicht viel eher annehmen dass er eine vermeintliche lücke im anfang der erzählung ergänzte und deshalb nachher die parallelstrophe zwischen 1432 und 1433 wolweislich ausliefs? in der tat ist str.* 138 zusammengeflickt: v. 4 widerholt, was str. 1144 im wesentlichen schon gesagt ist. so, sehen wir, erscheint unsere plusstrophe selbst in Albrechts text verdächtig, und noch viel weniger kann die rede davon sein, sie Wolframs zweitem liede zuzusprechen, trotz des männlichen cäsurreims (den übrigens auch str. 1432/33 bietet) und des 'ganz wolframisch gebildeten' gemûlet (Bartsch aao. vgl. ausser Tit. 142, 2 gehundet noch Parz. 313, 21 genaset).

Waldau bei Liegnitz 13. 8. 81.

J. STOSCH.

EINE PARALLELE ZU SCHILLERS

HANDSCHUH.

Im Toiletten Kalender für Frauenzimmer 1796. Wien bey Jos. Grämmer, welcher nebst modenbildern und den üblichen kalenderrubriken zwölf stiche mit den dazu gehörigen balladen enthält, findet sich zum monate august Die Liebesprobe; das gedicht (s. 23) lautet wie folgt:

Einst drängte sich, ein Thiergefecht zu schauen,
Herbey die halbe Stadt Paris,

Schon sahe man vom Söller ohne Grauen,

Wie grimmig Löw' auf Löwe stiefs,

Als wohlbedacht, die Schönste schöner Frauen

Den seidnen Handschuh fallen liefs.

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