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folge dagegen wurde nicht ohne heftigen widerspruch das Schmellersche system adoptiert, wonach das consonantische gerippe der hauptsilbe eines wortes mafsgebend für dessen einreihung ist. nach Graffs und Beneckes vorgang sind zusammengesetzte worte nach dem zweiten teile der composition eingeordnet, was sich für diesen fall als besonders practisch erweist da nämlich ein mathematisch - alphabetisches register dem ganzen werke angehängt werden soll, so wird man dort auch noch die verbindungen, welche ein wort als erster compositionsteil eingeht, übersehen können.

Das transscriptionssystem, für den streng wissenschaftlichen dialectforscher nicht genügend, muste sich dem zwecke des wörterbuchs, welches doch auch von laien fleifsig benutzt werden möchte, anpassen; die typographische technik ist einfach und klar. nur mit dem, was über das fehlen der ortsangabe hinter den einzelnen belegen s. xxv bemerkt wird, kann ich mich nicht einverstanden erklären: 'wenn die ortsangabe fehlt, so ist dieselbe entweder ohne bedeutung, die verbreitung eine ziemlich allgemeine oder es stand uns keine verbürgte angabe zu gebote.' der fall allgemeinerer verbreitung ist doch gerade so wichtig, dass er von dem zuletzt genannten (der unsicheren localen anknüpfung) auch aufserlich scharf unterschieden werden muste.

Und noch eine dringende bitte hätten wir an die herren redactoren. möchten dieselben sich doch entschliefsen, mit der veröffentlichung eines quellenverzeichnisses nicht bis zum abschluss des ganzen werkes zu warten. durch den mangel desselben wird selbst für denjenigen, der in der schweizerischen litteratur nicht nur oberflächlich zu hause ist, der brauch des idioticons vorläufig noch ungemein erschwert.

ua.

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Die & bogen text der ersten lieferung behandeln 1 wörter, deren hauptsilbe blofs aus a oder anderen vocalen besteht, darunter eine ganze reihe interjectionen, aber auch rechts- und culturhistorisch wichtige artikel wie E, ehaft s. 6 ff, Ei s. 13 s. 16 oben wird, wol aus den Sulgerschen sammelheften, das aus dem Freidank bekannte sprichwort 125, 17 ein kint næm ein gemålet ei für ander driu (oder zwei] in leise abweichender form beigebracht: E Chind niem e g'färbt Ei für drü andri; die von Bezzenberger bevorzugte lesung mehrerer hss.: gevärwet ei steht übrigens der schweizerischen überlieferung noch näher. unter folgen wörter, deren hauptsilbe vocalisch an- und consonantisch auslautet; der schlussartikel dieser lieferung ist Agnus dei.

Es erübrigt nur noch, dem viel versprechenden, weit ausschauenden werke, welches wie so manche andere arbeit der letzten jahre den deutschen studien der Schweiz alle ehre macht, rustigen fortgang und weite verbreitung zu wünschen. möchte A. F. D. A. VIII.

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auch unser etwas entnervtes schriftdeutsch an dem frischen quell der unserer alten sprache so nahe stehenden mundart manch stärkenden trunk tun! FRANZ LICHTENSTEIN. KSELDNER, Lessings verhältnis zur altrömischen komödie. litterarhistorische untersuchung. programm des realgymnasiums in Mannheim. 1881. 29 ss. 4o. die verfasser von dissertationen über dies thema an philologischer bildung und an belesenheit in Lessings werken übertreffend gibt Seldner zwar durchaus keine weiter ausschauende einheitliche darstellung, wol aber im einzelnen, chronologisch fortschreitend, tüchtige anmerkungen. über den Schatz erfahren wir freilich nichts neues. dagegen werden die Beiträge zur historie und aufnahme des theaters einsichtig besprochen und einige winke hier sowie zu den Terentianis der Dramaturgie sollten auch unsere viri plautinissimi beherzigen. seine auffassung des philologen Lessing stützt sich auf Ribbecks gesundes urteil. E. SCHMIDT. PHWEGENER, Volkstümliche lieder aus Norddeutschland, besonders dem Magdeburger lande und Holstein, nach eigenen sammlungen und nach beiträgen von Carstens und Pröhle herausgegeben. I heft: Aus dem kinderleben. II Rätsel, abzählereime, volksreime. Spott, tänze, erzählungen. Leipzig, Koch (JSengbusch), 1879. 80. xv und 350 ss. 8°. 4,80 m. — dr Wegener hat in den 3 vorliegenden heften aus eigenen und ihm von Carstens und Pröhle überlassenen sammlungen dankenswerte beiträge zur kunde des deutschen volksliedes geliefert. wie der titel schon andeutet, ist für das Magdeburger land sowie für Holstein mit besonderer vorliebe gesammelt und für diese landschaften möglichste vollständigkeit angestrebt worden. dem ersten hefte ist ein verzeichnis der darin genannten orte, dem schlussheft ein sachliches und ein register der liedanfänge angehängt. den einzelnen nummern ist der ort beigesetzt, an welchem der betreffende text aus dem volksmunde aufgezeichnet wurde, soweit sich dies noch feststellen liefs. die lesarten abweichender versionen aus benachbarten territorien hat der verf. unter dem texte verzeichnet, dort auch seltene, schwer verständliche ausdrücke erklärt. freilich ist nach dieser seite viel zu wenig getan; auch ist der stoff nicht mit der wünschenswerten sorgfalt gruppiert. zusammengehöriges ist aus einander gerissen: I nr 15 und 64, nr 31 und 91, ш 1045 und 1067 waren nicht zu trennen. dasselbe liedchen wird mit geringer variation 2 mal abgedruckt: vgl. nr 731 mit 774; von nr 45 kehrt die erste hälfte sehr ähnlich in nr 225, die zweite genau in derselben gestalt in 94 wider: da hätte es doch wenigstens eines kurzen verweises bedurft. das sind nur wenig beispiele für viele.

Der verdacht, dass die texte nicht immer correct gelesen oder gehört wurden, ist in einigen fällen nicht abzuweisen. so

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ist zb. schwer zu glauben dass in nr 114. 116, welche nur eine kürzere und längere fassung desselben liedes repräsentieren, in der ersten stehen soll Do keem de Franke Mit ehr Pusch manke und in der zweiten Kummt een lüttje Frau ken Mit ehr bunten Mauken. 114, 5 Mit sin bunte Klöre zeigt ein französisches wort in volkstümlicher entstellung, deren ergetzliche formen wir ja aus Fritz Reuters Franzosentid zur genüge kennen. dieser umstand liefs mich bei Puschmanke (114, 7), vom verf. als 'kurze hochaufgedunsene... gefütterte jackenärmel der frauen' erklärt, zuerst an eine volkstümliche entstellung der frz. worte poche manche denken, aber die lesart Puschmauke verdient doch wol den vorzug; es ist ein bauschärmel, vgl. Fischart Garg. 136 pauschen an den ermelin (DWB 1, 1199), mhd. bûschen, der zweite teil des compositums mauke ist deminutiv von mouwe, vgl. Schiller-Lübben Mnd. wb. 3, 129. ist 120, 2 Miete richtig statt der gewöhnlichen koseform Mieke? ist 172. 174 die schoene Ninive nicht einfach entstellt aus die schoene Nymphe 171, 7? was soll 249, 2 die schreibung Dien Oesken blött die (vgl. 247, 2 Diene Neese blötte, dick)? man denkt natürlich zuerst an falsches hören und abteilen der worte. zu 294 wäre ein hinweis auf die volksetymologie von Pirol Bierhol (vgl. Weigand 2, 354) für den nicht sächsischen oder thüringischen leser am platze gewesen. auch 168, 2 könnte verhört sein, sodass man statt Toom un Teister, was ich nicht zu verstehen bekenne, Toom (Schiller - Lübben 4, 572) oder Tuun un(d) Heister zu lesen hätte: de Heister op de Tuun scheint formelhaft, vgl. 334 vorletzte zeile. formelhaft zusammengehörende wörter werden in dem ganzen ziemlich sinnlosen ostfriesischen kinderreime gepart: Fifs (vgl. Brem. wb. 1, 398) und Fadel, Stool und Difs, Pool und Waater, Katt und Kater. aber was ist z. 4 Saadel un Boom? darf man an eine auflösung von Saade(n)-boom, der nd. form für sebenbaum, juniperus, oder Sadelbom sattelbaum (Schiller-Lübben 4, 6) denken?

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Mehrfach sind nahe liegende emendationen unterlassen. nummer 657 muss der schluss der ersten zeile (in einem sonst durchweg rein reimenden liedchen) statt wie gäiht'et mick lauten: wie gäiht mik dat (: Alle Maek'ns hebb'n 'n Schatz lies Schat!). in nr 673 hat Wegener einige notwendige änderungen angedeutet. der text ist keinesfalls direct nach dem hören aufgezeichnet. wie in str. 5 und 7 ist auch schon in str. 2 der reim und überdies das versmafs zerstört. W. bietet:

Herr Fähnrich daher geritten kam

Und fragte die schoene Hanna: Was weinst du so sehr? die 1 zeile muss man umstellen: Herr Fähnrich geritten kam daher, in der zweiten streiche man wie in 5, 2 die und schreibe die echt volkstümliche form schoen wie in zeile 1, so kommen

die 4 hebungen bei dactylischem rhythmus heraus. 3, 2 muss, wie die folgende strophe lehrt, etwa also gelautet haben: Oder weinest du über Geld und Gut? in str. 4. 5. 6 ergeben die reimworte in streng nd. mundart umgesetzt reinen reim. in z. 1 hiefs es wol ursprünglich, ohne bestimmten artikel: auf breitem Steine. wie str. 8 und 9 ursprünglich lauteten — die jetzigen reime sind unmöglich, lässt sich wol nicht mehr mit wahrscheinlichkeit vermuten. in nr 676 möchte man in str. 2 die schlusszeile lesen: Den nüee Danz etreten (statt esprungn) im reim vergettn; esprungn gehört wol als letztes reimwort in str. 3, welche lückenhaft überliefert ist. str. 8 waren die reimwörter a gewis ursprünglich mî: hî; in str. 2 vielleicht mi: sie. nr 688 str. 7, 3 reimt Buern: luuren, zu der variante Woahren möchte ich Noarren als reimwort ergänzen.

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In nr 690 str. 4, 2 ist dängt (?) wol gedengelt, über bildlichen gebrauch dieses wortes vgl. DWB 2, 926. wie in der alten fassung bei Uhland 119 fehlt auch in der Olvenstedter version nr 715 in der 4 zeile des hungernden kindes durchweg der reim. in Thüringen singt man diesen vers in dactylischem rhythmus: Morgen da wollen wir sähen geschwind (: Kind) usw. auch 783, 4 kenne ich aus meiner thüringischen heimat mit reinem reim: Geht die Wirthschaft hinter sich. im dritten hefte stimmt das lügenliedchen nr 1066 von z. 5-8 fast genau mit 4 zeilen des grofsen lügenmärchens bei Uhland 240 A str. 2, B str. 9 überein; ob die neue version etwa identisch ist mit dem von Uhland Schriften 3, 223 citierten lügenlied aus den Kinder- und ammenreimen in plattdeutscher mundart, Bremen 1836, s. 10 konnte ich leider nicht feststellen, da mir die genannte sammlung nicht zugänglich war.

Einen weiteren willkommenen beleg zu der wendung úz geben, zu MSD XXVIII s. 365, gewährt nr 1038 str. 4 De Schlachder gift sien Dochder ut.

Trotz dieser kleinen ausstellungen und trotzdem wir auch die höhere kritik, eine reinliche scheidung der würklichen volkslieder von den nur volksmässigen gesängen, vermissen, muss man dem vielseitig beschäftigten herausgeber doch dankbar sein für das in fülle gebotene neue material. FRANZ Lichtenstein.

FÜR

DEUTSCHES ALTERTHUM UND DEUTSCHE LITTERATUR

VIII, 3 JULI 1882

Phonetik. Zur vergleichenden physiologie der stimme und sprache von FTECHMER. I text und anmerkungen. x und 218 ss. I atlas. vII und 112 ss. und vin lithographierte tafeln. Leipzig, WEngelmann, 1880. lex. 8°. 18 m.*

Das vorliegende buch unterscheidet sich seiner ganzen anlage nach wesentlich von allen früheren darstellungen der phonetik; am ehesten erinnert es an Kempelens Mechanismus der menschlichen sprache, ist aber davon ebenso verschieden wie das 19 jahrhundert vom 18. dr Techmer will in seinem werke 'eine übersicht zu gewinnen suchen über das material der vergleichenden physiologie der stimme und sprache' (1 s. 1-2). 'das ende unserer betrachtung', fügt er hinzu, 'wird die grenze sein, wo die sprachlichen erscheinungen aufhören mit den einfacheren anorganischen und organischen commensurabel zu sein.' wie man sieht, hat sich der verfasser eine aufserordentlich umfassende aufgabe gestellt; es wird aber niemand behaupten können dass er ohne ernstliche vorbereitung an die ausführung gegangen sei, denn nachdem er sich während seiner universitätszeit vorwiegend mit den naturwissenschaften beschäftigt, hat er sich nachher jahre lang hauptsächlich mit vergleichender und historischer sprachwissenschaft sowie auch mit dem studium der neueren methoden sprachen zu lernen und zu lehren abgegeben. ein fünfjähriger aufenthalt in Frankreich, England und Italien kam ihm in dieser beziehung sehr zu statten. wenn es mithin wol angenommen werden darf dass hr T. unter den jetzigen phonetikern der einzige ist, der sich in der physiologie und physik wie in der philologie gleichmässig zu hause fühlt, so kann es nicht wunder nehmen dass er sich eine gröfsere aufgabe gewählt hat als diejenigen es vermögen, die nur das eine von den genannten gebieten beherschen. eben der umstand, dass das gesammte gebiet der 'vergleichenden physiologie der stimme und sprache' in einem verhältnismäfsig engen rahmen behandelt werden sollte, hat aber zur folge gehabt dass mehrere einzelne abschnitte des eigentlichen textes kürzer und dürftiger ausgefallen sind als in anderen sprachphysiologischen werken, die nur ein kleineres gebiet umfassen. so

[* vgl. DLZ 1881 sp. 624 f. Litt. centralbl. 1881 sp. 534 (ESievers).]

A. F. D. A. VIII.

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