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Vielleicht dürfen wir hoffen, dass weitere Inschriftenfunde noch mehr Licht in die dunklen Verwandtschaftsverhältnisse der odrysischen Fürsten bringen.

Husum, im Mai 1898.

ADELBERT HÖCK.

MISCELLEN.

DER GOLDENE HUND DES ZEUS UND DIE HOCHZEIT DES LAERTES AUF GRIECHISCHEN VASEN.

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Eine von Pottier in seinen schönen Vases antiques du Louvre I pl. 17 veröffentlichte schwarzfigurige Trinkschale aus Kamiros (A 478) zeigt in dem einen ihrer Aussenbilder, das wir verkleinert hier wiederholen, zum ersten Mal die Sage von Pandaréos.') Diese tritt uns in der litterarischen Ueberlieferung in doppelter Fassung entgegen. Nach der einen ist es Pandareos selbst, der den goldenen Hund des Zeus nach Schol. Od. z 518 ein Werk des Hephaistos, nach Antoninus Liberalis 36 der einstige Beschützer der den Zeus nährenden Ziege und ursprünglich vielleicht wie diese ein Sternbild, Canis maior aus dem heiligen Hain entwendet und ihn dem Tantalos zur Aufbewahrung übergiebt, welcher dem suchenden Hermes mit heiligen Eiden versichert, nichts von dem Thiere zu wissen. So berichten ausser Antoninus Liberalis a. a. O. und den Pindarscholien (Ol. I 90) die Scholien zur Odyssee v 66: Πανδάρεως δὲ παραγενόμενος εἰς Κρήτην κλέπτει τὸν τοῦ Διὸς κύνα καὶ αὐτὸν οὐκ ἤνεγκεν εἰς Μίλητον 1) Das andere Aussenbild stellt Bellerophon und die Chimaira, das Innenbild Herakles und Nessos dar.

δείσας τὸν Δία, παρὰ Ταντάλωι δὲ εἰς Φρυγίαν κατατίθεται φάμενος ἄγειν ἐκ Φοινίκης τοῦτον. ὁ δὲ Τάνταλος δεξάμενος ἐφύλασσεν. ἔπειτα κελεύσαντος τοῦ Διὸς ἐρευνᾶν τὸν κύνα παραγίνεται πρὸς τὸν Τάνταλον ὁ Ἑρμῆς, ὁ δὲ ἀρνεῖται καὶ ὄμνυσι τὸν Δία καὶ τοὺς ἄλλους θεοὺς μὴ συνειδέναι τι περὶ τοῦ κυνός. ὁ δὲ Ἑρμῆς εὑρίσκει αὐτὸν παρ ̓ αὐτῶι. In der anderen Fassung haben Pandareos und Tantalos die Rollen getauscht. Dieser ist der Dieb, jener der Hehler; so die Scholien des Ambrosianus B') zu τ 518: Μερόπη δὲ καὶ Κλεοθήρα (die Tochter des Pandareos) ανετράφησαν ὑπὸ ̓Αφροδίτης. ἐπεὶ δὲ Πανδάρεως δεξάμενος παρακαταθήκην ὑπὸ Ταντάλου τὸν ἐκ Κρήτης κλαπέντα κύνα χρυσοῦν ἔξαρνος ἐγένετο μὴ λαβεῖν, ἁρπασθεῖσαι ὑπὸ Αρπυιῶν Ἐρινύσι παρεδόθησαν. Dass nicht etwa der Scholiast durch ein blosses Versehen die Namen verwechselt hat, lehrt ausser dem ganzen Zusammenhang der Stelle auch Pausanias Χ 30, 2 τὸν δὲ Πανδάρεων Μιλήσιόν τε ἐκ Μιλήτου τῆς Κρη τικῆς ὄντα ἴστω τις καὶ ἀδικήματος ἐς τὴν κλοπὴν Ταντάλωι καὶ τοῦ ἐπὶ τῶι ὅρκωι μετασχόντα σοφίσματος. Auch er kennt also Tantalos als den eigentlichen Dieb. Welche Bewandtniss es in dieser Fassung mit dem Eide hatte, der nicht ein eigentlicher Meineid, sondern doppelsinnige Ausrede gewesen zu sein scheint, lässt sich bei der geheimnissvollen Ausdrucksweise des Pausanias und dem summarischen Bericht des Odysseescholions nicht mehr feststellen.

Welcher der beiden Formen ist nun der Vasenmaler gefolgt? Dargestellt ist offenbar der Moment, wo der Hund gefunden wird, der in riesigen Proportionen gezeichnet ist. Links von ihm entflieht der ertappte Hehler, ein bärtiger Mann im ionischen Chiton, ob Pandareos oder Tantalos, lassen wir zunächst dahingestellt. Auf den Hund läuft eine weibliche Flügelgestalt zu, die über dem kurzen Chiton ein gegürtetes Thierfell trägt; auch sie möge vorläufig unbenannt bleiben. Dann folgt Hermes, durch das Kerykeion gesichert, der gleichfalls auf den Hund zueilend, den Kopf nach zwei Frauen umwendet, die rechts die Darstellung abschliessen. Bei der Deutung auf Tantalos hätte man in ihnen etwa dessen Gemahlin und Tochter, also Euryanassa und Niobe, zu sehen, aber viel passender wird man in ihnen die beiden Pandareostöchter Merope und Kleo

1) S. über das Alter dieser Handschrift und die Bedeutung der in ihr enthaltenen Scholien H. Schrader in dies. Ztschr. XXII 338 ff.

thera1) erkennen. Das entscheidet für Pandareos; der Vasenmaler hat dieselbe Mythenversion befolgt, wie Pausanias und die Odysseescholien B.

Die Odysseescholien lassen, und zwar in beiden Fassungen, diese Pandareostöchter, nachdem die Schuld ihres Vaters entdeckt ist, von den Harpyien entführt werden. Man könnte daher einen Moment daran denken, dass die Flügelfigur auf unserer Vase eine Harpyie sei, und müsste dann annehmen, der Vasenmaler habe, seine Vorlage missverstehend, die ursprünglich auf die beiden Mädchen zueilende Harpyie an falscher Stelle und mit falscher Wendung gezeichnet. Doch liegt zu einer solchen Annahme um so weniger ein Grund vor, als die Flügelfigur, wie namentlich der Vergleich mit der Harpyie auf der aeginetischen Schüssel des Berliner Museums (Arch. Zeit. XL 1882 Taf. 9) zeigen kann, gar nichts Harpyienhaftes an sich hat. Weit natürlicher ist es, in ihr Iris zu sehen, die ja auch auf der Françoisvase ein Thierfell trägt. Zeus hat sowohl Hermes als Iris zur Suche ausgesandt, wie auch beim Parisurtheil öfters beide die Göttinnen zum Ida geleiten,*) und Iris ist es, die mit weiblicher Findigkeit zuerst den Hund entdeckt.

Die Hauptdarstellung der schönen Münchener Amphora Nr. 805 abgebildet Dubois-Maisonneuve pl. 44, danach Arch. Zeit. XVIII 1860 Taf. 139. 140 und,mit Benutzung einer Revision Brunns und einer von ihm geschenkten Durchzeichnung Wiener Vorlegeblätter Ser. IV 3 hat eine befriedigende Erklärung noch immer nicht gefunden. Während man sich früher durch die Scene des unteren Streifens, Iasons Drachenkampf, verleiten liess, die Deutung im Argonautenkreis zu suchen, hat Flasch3) an die Vermählung des Bellerophon mit der Tochter des lobates gedacht. Die Inschrift Σίσυφος auf der tessera hospistalis eine solche hat man in dem Blatt, das der König wie Flasch richtig bemerkt, nicht von dem Jüngling in Empfang nimmt, sondern ihm zum Lesen hinhält, mit Recht meistens erkannt solle bedeuten: ,ein Nachkomme des Schurken Sisyphos, also selbst ein Schurke und so die ońμara 1) S. Robert Nekyia 13. 81; Hiller von Gärtringen in dies. Ztschr. XXXII 320. Aedon ist eine der ursprünglichen Form des Mythos fremde Zuthat der Odysseescholien.

2) S. z. B. Overbeck Her. Gall. Taf. IX 7.
3) Angebliche Argonautenbilder S. 30 ff.

Avyoά der Ilias vertreten. Abgesehen von dem Gezwungenen dieser Auffassung, leidet auch diese Erklärung an demselben Uebelstand wie die früheren; sie muss entgegen den Principien der attischen Vasenmalerei zwei zeitlich getrennte Scenen annehmen. Robert, Homerische Becher S. 92 A. 2 wirft die Frage auf, ob das gewöhnlich als Symbolon gefasste Epheublatt nicht der Stempel sein könne, den Sisyphos den Hufen seiner Rinder einbrennt; der König würde dann Autolykos, der Jüngling Sisyphos, die Gruppe links von der Säule Autikleia und Laertes sein. Doch schien ihm wieder andererseits die Situation nicht recht zu stimmen; vor Allem sei es befremdlich, dass der vermeintliche Autolykos dem vermeintlichen Sisyphos den Stempel zeige, während man das umgekehrte erwarten würde. Auch der feierliche Charakter der ganzen Darstellung schien

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ihm zu dieser frivolen Geschichte wenig zu passen. Dennoch, und obgleich die vorgeschlagene Auffassung der tessera hospitalis als Stempel natürlich ausgeschlossen ist, hat Robert wenigstens die dargestellte Sage, wie sich zeigen wird, richtig erkannt.

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Die Säule scheidet die Darstellung in zwei zwar nicht zeitlich, aber räumlich getrennte Vorgänge. Die kleinere Scene rechts spielt im Innern des Palastes, die grössere links im Freien vor dem Hause. Es ist ein Hochzeitszug darüber sind mit Recht alle bisherigen Erklärer einig die Braut ist durch Schleier und Krone, der Bräutigam durch die Art, wie er ihre Hand fasst, hinlänglich gekennzeichnet, aber freilich ein Hochzeitszug eigner Art. Der Bräutigam, der die Braut eben aus ihrem Vaterhause herausgeführt hat, macht Halt und blickt auf die Lanze gestützt seine junge Frau mit misstrauischem Blick und gerunzelter Stirn an. Ebenso seltsam ist das Gebahren des aus vier Jünglingen bestehenden Hochzeitsgefolges. Es bezeugt keineswegs Freude, sondern Erstaunen und Befremden. Der vorderste, der wie der Bräutigam eine Lanze trägt und wohl als der ragavvupos zu denken ist, zeigt, sich weit

Hermes XXXIII.

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