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nochmals, gestüßt auf den Rath und Beschluß der leitenden Körperschaft, den Versuch wiederholte, den er aus eigenem Antriebe so oft gemacht hatte, Pompejus zu einem gütlichen Vergleich zu bewegen1. Die Sache wurde drei Tage lang hin und her besprochen. Es zeigte sich, daß alles Vertrauen zu einer Beilegung des Streites geschwunden war. Pompejus und seine verbissenen Parteigånger hatten durch ihre Erklärungen von unversöhnlicher Feindschaft mit jedem, der zu Caesar hielte, sogar die Möglichkeit von Verhandlungen abgeschnitten. Es fand sich niemand, der es wagen wollte, eine Gesandtschaft an ihn zu übernehmen, und so fiel die Sache zu Boden 2. Caesar hatte nicht Zeit, sich mit der Ordnung der inneren Angelegenheiten weiter zu befassen. Er beruhigte nur das noch immer besorgte Volk in einer Versammlung, worin er ihm Ruhe und Schuß zusicherte, und jedem Bürger nach Herstellung des Friedens ein Geldgeschenk verhieß. Dann bemächtigte er sich des von den Pompejanern in ihrer Eile zurückgelassenen Staatsschaßes im Saturn-Tempel, ohne Rücksicht zu nehmen auf die Einsprache des Tribunen L. Metellus, der sich schließlich selbst vor die Thüre der Schazkammer ftellte, um im Vertrauen auf die Heiligkeit seiner Person das Erbrechen zu verhindern, aber der Gewalt weichen mußte3. Er folgte darin dem Vorgange der Staatsmänner, welche im hannibalischen Kriege (209 v. Chr.) diesen Reserveschaß angegriffen hatten, und konnte nicht ohne Grund behaupten, daß er im Sinne der Männer verfahren, welche das Geld grade für Zeiten der Noth zurückgelegt

1) Cicero redete sich ein, Caesar treibe damit nur falsches Spiel, ad Att. 10, 1: mihi omnino non venit in mentem, quae possit actio esse de pace, cum illi (nämlich Gaesarn) certissimum sit, si possit, exspoliare exercitu et provincia Pompeium .... de pace idem sentio, quod tu, simulationem esse apertam. Er, der so lange auf Friede und Ausgleich gedrungen hatte (Band 6, 552, 569 Anm. 3) suchte jezt nach einem Vorwand, aus dem Senate wegzubleiben, wo Caesar Vorschläge zum Frieden machen wollte.

2) Caesar b. c. 1, 33: Probat rem senatus de mittendis legatis; sed qui mitterentur, non reperiebantur, maximeque timoris causa pro se quisque id munus legationis recusabat. Pompeius enim discedens ab urbe in senatu dixerat, eodem se habiturum loco, qui Romae remansissent et qui in castris Caesaris fuissent.

3) Caesar b. c. 1, 14. Caesar behauptet nicht, wie Drumann, Gesch. Roms 3, 446 A. 100 sagt, der Schaß sei nicht verschlossen gewesen, sondern nur, daß der Consul Lentulus ihn geöffnet habe, in der Absicht, ihn zu plündern, woran er durch die übereilte Flucht gehindert worden sei. Es ist damit nicht gesagt und auch nicht wahrscheinlich, daß der Schaß offen blieb.

hätten. Ebenso hatte Marius gehandelt und die Pompejaner selbst waren im Begriff gewesen es zu thun, als sie durch die falsche Nachricht vom Heranrücken Caesars verhindert wurden. Caesar hatte ein ebenso gutes Recht, seine Handlung als eine durch das Wohl des Vaterlandes bedingte darzustellen, wie irgend einer seiner Vorgänger.

Die Ereignisse hatten ihn zum thatsächlichen Herrscher gemacht und als solcher nahm er keinen Anstand zu handeln. Er ernannte M. Aemilius Lepidus zum Stadtpräfecten, übergab den Befehl über seine Truppen in Italien seinem getreuen M. Antonius1 und eilte nunmehr nach Spanien, um das dortige pompejanische Heer aufzusuchen. Gegen die Gefahr eines Angriffs des Pompejus von Griechenland aus hatte er schon gleich nach der Einnahme von Brundisium dadurch Vorkehr getroffen, daß er sowohl diese Stadt, als auch die andern öftlichen Hafenstädte Italiens, wie Tarent, Sipontum und Hydruntum durch Besaßungen sicherte.

Seinen Legionen vorauseilend erreichte Caesar bald 2 das wichtige Massilia, die dem Namen nach mit Rom verbündete, unabhängige griechische Freistadt öftlich der Rhonemündung, welche seit der Anlage der römischen Provinz im jenseitigen Gallien immer größere Wichtigkeit für Rom gewonnen hatte. Wie sehr die Eroberung Galliens durch Maffilia vorbereitet und gefördert worden war, haben uns die römischen Annalen nicht erzählt, wie ste ja grundsäßlich die Verdienste ihrer Bundesgenossen möglichst verschweigen. Aber es liegt in der Natur der Sache, daß die reiche Handelsstadt, welche bis tief in Gallien hinein seit Jahrhunderten Beziehungen hatte und die Verbindung der ganzen gallischen Nation mit den Kulturländern des Mittelmeeres vermittelte, wenn sie, wie es geschah, allen ihren Einfluß den Römern zur Verfügung stellte, von kaum zu überschäzender Bedeutung für sie sein mußte3. Auch für die Blüthe Massilias waren die Eroberungen Roms in Gallien von Vortheil und das gemeinsame Interesse schloß die ungleichen Verbündeten eng an einander an und begünstigte beiderseitig die Märchen, welche von uralter Gastfreundschaft und freundlichen Beziehungen zwischen Massilia und Rom berichteten. Mit dem Bürgerkrieg kam für Massilia eine schwere

1) Plutarch Anton. 6. Appian b. c. 2, 41. Dio 41, 18.

2) Wahrscheinlich Ende Februar. Vgl. Göler, Krieg zw. Cäs. u. Pomp. S. 23. 3) Anerkannt wird dieses von Cicero de offic. 2, 8: Urbs, sine qua nunquam nostri imperatores ex transalpinis bellis triumpharunt.

4) Nicht zufrieden damit, daß sie für sich das Verdienst in Anspruch nahmen,

Massilias Stellung zu Rom.

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Zeit. In jedem Zusammenstoß zwischen Rom und Galliern hatten die Maffilier ohne Bedenken Stellung auf Seiten Roms genommen. Aber jezt war Rom mit sich selbst in Zwiespalt und es war hart für die griechische Stadt, daß sie sich entscheiden sollte, Partei zu ergreifen in einem Kampfe um innere Fragen, welche sie nicht im Geringften berührten. Die Maffilier hegten den Wunsch, neutral zu bleiben, und sprachen diesen Wunsch mit scheinbarer Ehrlichkeit gegen Caesar aus, als dieser jezt die Vorsteher der Bürgerschaft zu sich beschied und Einlaß in die Stadt verlangte1. Als aber mittlerweile L. Domitius Ahenobarbus mit einer Flotte von sieben Schiffen vor dem Hafen erschien, erhielt oder erzwang sich derselbe Einlaß und gewann somit die wichtige Stadt als Stüßpunkt für die Partei der Optimaten. Domitius war, wie wir gesehen2, bei der Einnahme von Corfinium in Caesars Gefangenschaft gerathen, aber von diesem großmüthig und bedingungslos entlassen worden. Er hatte seine Freiheit dazu benußt, sofort von neuem gegen Caesar zu rüsten, war nach Etrurien gegangen und hatte hier die Schiffe in Stand gesezt und bemannt, mit denen er jeßt vor Massilia erschien. Zum zweiten Male warf er sich nun grade wie bei Corfinium Caesar in den Weg und es schien, als wenn es ihm auch diesmal gelingen sollte, dessen Marsch zu hemmen und dadurch den Erfolg seines Feldzugs zu vereiteln. Caesar hatte alle Ursache, sobald wie möglich Spanien zu erreichen. Er konnte sich mit der Belagerung von Masfilia nicht aufhalten. Als er daher sah, daß diese sich in die Länge ziehen würde, ließ er seinen Legaten C. Trebonius mit drei Legionen dort zurück, übergab D. Brutus den Befehl über ein Geschwader von zwölf Schiffen, welche eiligst in der Rhone ausgerüstet wurden, und eilte nach Spanien.

Hier stand die Hauptmacht des Pompejus, sieben Legionen unter L. Afranius, dem Consul von 60 v. Chr., M. Petrejus und M. Te

zur Zeit der gallischen Eroberung den Römern ihre Sympathie ausgedrückt und einen Beitrag zur Loskaufsumme gegeben zu haben, wollten die Masfilier schon unter Tarquinius Priscus mit Rom freundschaftliche Verbindung gehabt haben, ja sogar auf ihrer Fahrt von Phocaea aus noch vor der Gründung Massilias in die Tiber eingelaufen sein, um mit Rom Freundschaft zu schließen. Justin. 43, 3, 4. 5, 3 und 8. Ebenso wie diese Angaben sind auch die von einem gemeinschaftlichen Schaghause der Massilier und Römer in Delphi nichts als Erfindungen der Clienten. Liv. 5, 25. Appian Ital. 8. Diodor 14, 93.

1) Caesar b. c. 1, 35.

2) Band 6, 574.

rentius Varro, dem berühmten Forscher und Gelehrten. Diese Heeresmacht war seit Jahren gerüstet und bereit gehalten, über Gallien nach Italien zu rücken. Spanien sollte gewissermaßen für Pompejus sein, was Gallien für Caesar gewesen war. In Spanien hatte er vom Jahre 76 bis 71 den Krieg gegen Sertorius geführt. Er hatte die Provinz, die eine Zeit lang für Rom verloren gewesen war, wieder erobert. Dann war er auf fünf Jahre, wie Caesar für Gallien mit proconsularischer Gewalt für Spanien bekleidet worden und ihm war ebenfalls wie Caesar und offenbar um diesen in Schach zu halten diese Gewalt auf weitere fünf Jahre verlängert worden. So lange er in Spanien eine starke Kriegsmacht stehen hatte, war für Caesar weder Gallien zu halten, noch Italien ficher, noch konnte er daran denken, den Krieg gegen Pompejus im Often fortzusehen. Es war also für ihn fürs erste schon ein großer Gewinn, daß sein Legat C. Fabius durch schnellen Vormarsch mit drei Legionen von Narbo aus die von den Pompejanern nur schwach beseßten Pyrenäen mit geringem Widerstand überschreiten konnte. Die Feinde hatten ihre Hauptmacht, fünf Legionen mit 5000 Reitern und 80 Cohorten spanischer Hülfstruppen nördlich des Jberus bei der Stadt Jlerda (Lerida) am Flusse Sicoris (Segre) concentrirt, unter dem Befehl von Afranius und Petrejus, während M. Varro mit zwei Legionen im südlichen Spanien 1 stehen ge blieben war. Fabius, jezt an der Spiße von sechs Legionen?, marschirte gradezu auf die Stellung der Feinde am Sicoris los und nahm in unmittelbarer Nähe von ihnen Stellung3. Die Stadt Flerda, am rechten Ufer des Sicoris gelegen, der von Norden nach Süden fließend 30-40 Kilometer von der Stadt entfernt in den Jberus mündet, war durch eine feste Brücke aus Stein mit dem linken Ufer in gesicherter Verbindung. Die Pompejaner, die südlich unweit der Stadt lagerten, waren also ohne Gefahr im Stande, auf beiden Seiten des Flusses sich mit Lebensmitteln zu versorgen, während die Vorräthe, die sie in Ilerda aufgespeichert hatten, auf lange Zeit für die Truppen ausreichten. Fabius nahm, ohne dieselben Vortheile zu besigen, troßdem keinen Anstand, auf das rechte Ufer des Flusses Sicoris überzuseßen, in der Absicht, den Feinden die

2) S. Anm. 3 G. 9.

1) Caesar b. c. 1, 38. 3) Vgl. die ausgezeichneten Karten (5 und 6) in der Histoire de Jules César vom Obersten Stoffel (Paris 1887) der Fortsehung des Werkes von Louis Napoleon. Nach p. 256 liegt diesen Karten zu Grunde die Aufnahme des spanischen Generalstabs, welche 1863 auf Veranlassung Napoleons III. gemacht wurde.

Die Caesarianer vor Jlerda.

Schlacht anzubieten. Diese indessen zogen vor zuzuwarten, bis Fabius durch die Schwierigkeit der Verpflegung gezwungen wäre, einen verzweifelten Angriff auf ihre feste Stellung zu machen. Das Land auf beiden Seiten des Sicoris war schon vor Fabius Ankunft ausgefogen. Seine Lage wurde von Tag zu Tage schwieriger.

Er hatte, oberhalb der Stadt Jlerda, zwei Brücken über den Sicoris geschlagen 1. Die untere von diesen wurde eines Tages durch Hochwasser weggerissen, als gerade eine Abtheilung Reiter zum Futterholen, und zwei Legionen zur Deckung hinübergegangen waren. Diese Truppen wurden sofort von einer überlegenen Macht angegriffen und kamen in großes Gedränge, bis Fabius über die obere Brücke ihnen mit zwei Legionen zu Hülfe kam und sie schließlich, aber nicht ohne Verluste2, über den Fluß zurück in sein Lager in Sicherheit brachte3.

Zwei Tage nach diesem Unfall (Anfangs Mai) traf Caesar, der sich bis jezt vor Massilia aufgehalten, am Sicoris ein. Er verfügte keine Aenderung in den von Fabius getroffenen Dispofitionen, als daß er sein Lager näher an das feindliche Lager heranrückte, blieb aber auf dem rechten Ufer des Sicoris stehen, auf einem durch diesen Fluß und dessen

1) Caesar b. c. 1, 40: In Sicore flumine pontes effecerat duos distantes inter se milia passuum quatuor. Daß die Brücken oberhalb der Stadt Flerda sich befanden, sagt Caesar nicht. Es ergibt sich aber daraus, daß die Pompejaner bei Jlerda die herabschwimmenden Trümmer der einen Brücke bemerkten.

2) Caesar b. c. 1, 40 sagt davon nichts, deutet es auch nicht an. Dagegen heigt es bei Dio 41, 20: τῷ μὲν Φαβίῳ προσπεσόντες ἐξαίφνης πολλοὺς ἀπέ κτειναν ἀποληφθέντας.

3) Fabius war mit drei Legionen nach Spanien aufgebrochen (b. c. 1, 37). Gaesar hatte aber das Nachrücken weiterer Legionen befohlen (Ib. Reliquas legiones, quae longius hiemabant, subsequi iubet). Wie viel es dieser waren, von wo sie kamen und wann sie bei Fabius eintrafen, wird nicht angegeben. Bei Gelegenheit des oben erwähnten Zusammenstoßes werden vier Legionen erwähnt. Da aber Fabius sein Lager auf dem rechten Ufer des Sicoris, nahe bei der ganzen Macht der Pompejaner nicht entblößen konnte, so ist anzunehmen, daß schon die ganze Streitmacht, die Caesar in Spanien verwendete, nämlich sechs Legionen, angelangt war. Dasselbe ergibt sich daraus, daß Caesar, der zwei Tage darauf am Sicoris eintraf (ib. 1, 41), zwar 900 Reiter mitbrachte, aber von Legionen nichts sagt. Göler (Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompejus S. 26 f.) rechnet heraus, daß Caesar sieben Legionen beisammen hatte. Dagegen spricht Stoffel Hist. de César I p. 256 ff., der zu dem Schlusse kommt, daß Caesar die reliquas legiones, drei an der Zahl, von Brundisium aus heranzog.

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