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VORBEM. Z. D. REDE D. COTTA U. D. BRIEFE D. POMPEJUS. 241

nern; bei dem Allem und durch diess Alles wurden die Einkünfte aus den Provinzen immer geringer und unsicherer. Es war also natürlich, dass man die Ansprüche des hungernden römischen Volkes nur in geringem Maasse oder gar nicht befriedigen konnte und dass die Rede des Consul C. Cotta, die er zur Beschwichtigung eines dadurch hervorgerufenen sogar sein Leben bedrohenden Volkssturmes hielt, im Wesentlichen die Aufforderung enthält, sich geduldig in das unvermeidliche allgemeine Schicksal zu fügen. Welchen Erfolg die Sache sonst hatte, ist unbekannt. Auf einem andern Felde jedoch gab man den Forderungen einiges Gehör, indem derselbe Consul Cotta_durch sein Gesetz (lex Aurelia tribunicia),,ut tribunis plebis liceret postea alios magistratus capere" die entgegenstehende Bestimmung Sullas aufhob. Obgleich er damit dem Tribunat nur etwas an Ehre, nichts an Macht zulegte, so erregte doch schon diess den grossen Unwillen seiner Parteigenossen, und von den Gegnern erntete er wenig Dank (vgl. Or. Lic. 8). Uebrigens überlebte er sein Consulat nicht lange; im nächsten Jahre ging er nach Gallien und starb dort in Folge einer einige Monate vorher erhaltenen Verwundung, ohne die Ehre des sehr eifrig von ihm begehrten und auch bereits bewilligten Triumphs geniessen zu können.

Je weniger Glück Cotta im Allgemeinen in seinem Staatsleben hatte, desto mehr galt er nach Ciceros Bericht als Redner. In dessen Schrift de oratore erscheint er in Gesellschaft der beiden das Gespräch hauptsächlich führenden Koryphaeen M. Antonius und L. Crassus als jüngerer Mann zugleich mit seinem Altersgenossen P. Sulpicius (zu Or. Phil. 7), mit welchem ihn Cicero überhaupt oft vergleichend zusammenstellt. Im Brutus (55, 202) heisst es von beiden: inveniebat igitur acute Cotta, dicebat pure ac solute; et ut ad infirmitatem laterum perscienter contentionem omnem remiserat, sic ad virium imbecillitatem dicendi accommodabat genus. Nihil erat in eius oratione nisi sincerum, ni– hil nisi siccum atque sanum; illudque maxumum, quod, cum contentione orationis flectere animos iudicum vix posset nec omnino eo genere diceret, tractando tamen impellebat, ut idem facerent a se commoti, quod a Sulpicio concitati. Fuit enim Sulpicius vel maxume omnium, quos quidem ego audiverim, grandis et, ut ita dicam, tragicus orator. Vox cum magna tum suavis et splendida; gestus et motus corporis ita venustus, ut tamen ad forum, non ad scenam institutus videretur; incitata et volubilis, nec ea redundans tamen nec circumfluens oratio. Crassum hic volebat imitari, Cotta malebat Antonium; sed ab hoc vis aberat Antoni, Sallust. Crisp.

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Crassi ab illo lepos. Vgl. ebend. 49; 56; 92; 97; de orat. 3, 8, 31.

In das Todesjahr des Cotta, 680 (74), wahrscheinlich in den Anfang desselben, gehört der Brief des Pompejus. Der Krieg gegen Sertorius war im Ganzen von sehr geringem Erfolge gewesen; den geschickten und tapferen Gegner unterstützte die Anhänglichkeit des Volks und die Natur des Landes, in welchem die regelmässige Kriegskunst der Legionen gegen die des Gebirgskampfes gewohnten schnell sich sammelnden und wieder zerstreuenden Truppen des Sertorius wenig ausrichtete; dessen Fliehen durch die Berge (Or. Cott. 6) war für ihn so gut wie ein Sieg, für die Römer ein stetes Hinderniss der Beendigung des Krieges. Dazu kam der Mangel und mit ihm der Unmuth. Den früheren Klagen darüber (s. Or. Cott. 6; Ep. Pomp. 2) hatte man im Senat kein Gehör gegeben; die vorhandene Noth war der Grund oder der Vorwand dazu gewesen. Jetzt endlich drohte Pompejus, er werde, wenn man ihn nicht sogleich unterstütze, mit seinem Heere die Provinz verlassen und den Krieg nach Italien übertragen. Durch diese Ankündigung und besonders durch die Furcht, dass Pompejus nach seiner Rückkehr dem damaligen Consul L. Lucullus den zugedachten Oberbefehl gegen Mithridates entziehen werde, wurde endlich der Senat bewogen ihm Geld und Verstärkungen zu senden. Doch dauerte der Krieg noch zwei Jahre, und erst die Ermordung des Sertorius (zu Or. Phil. 7) verschaffte den Senatstruppen den Sieg. Metellus und Pompejus triumphirten an den beiden letzten Tagen des Jahres 683 (71) über Spanien, und Pompejus trat am nächsten Tage sein Consulat an.

EX C. SALLUSTI CRISPI HISTORIARUM

LIBRO SECUNDO

ORATIO C. AURELI COTTAE CONSULIS

AD POPULUM ROMANUM.

(Hist. fragm. II, 50 Kritz.)

Quirites, multa mihi pericula domi militiaeque, multa advorsa fuere; quorum alia toleravi, partim reppuli deorum auxiliis et virtute mea: in quis omnibus numquam animus negotio

1. multa mihi pericula etc. Im Jahre 663 (91) setzte der Volkstribun Q. Varius gegen die Intercession seiner Collegen eine gegen die Optimaten gerichtete lex de maiestate durch, welche eine Untersuchung wider diejenigen verhängte, durch deren Schuld (dolo malo) der Bundesgenossenkrieg veranlasst worden sei. Dieses Gesetz, nach welchem zwei Jahre darauf der Urheber Varius selbst verurtheilt wurde, brachte viele angesehene Männer vor Gericht, unter ihnen auch C. Cotta, als er sich im oben genannten Jahre um das Tribunat bewarb. Er ging am Ende desselben oder zu Anfang des folgenden Jahres in die Verbannung; Cic. de or. 3, 3, 11 C. Cotta.. depulsus per invidiam tribunatu.. eiectus

est e civitate. Im Jahre 672 (82) kehrte er mit Sulla nach Rom zurück, bewarb sich aber während der nächsten Zeit um kein Staatsamt, bis er Consul wurde.

partim: Diess Adverbium wird öfters (bei Sall. nur hier) als Nomen mit dem Genetiv oder der Praeposit. ex verbunden, und zwar wie hier als Accusativ (seiner Form gemäss) oder als Nominativ; Cic. in Vat. 7, 16 reliqui sex (tribuni) fuerunt, ex quibus partim plane tecum sentiebant, partim medium quendam cursum tenebant.

animus negotio etc. Zuerst verlangt ein schwieriges Geschäft, das zu thun vorliegt, Muth- zum Entschluss (Entschlossenheit), das Beschlossene aber erfordert dann aus

22 nestamentum? Itaque maxumam mihi fiduciam parit victor exercitus, cui per tot volnera et labores nihil praeter tyrannum 23 quaesitum est. Nisi forte tribuniciam potestatem evorsum profecti sunt, per arma conditam a maioribus suis, utique iura et iudicia sibimet extorquerent: egregia scilicet mercede, cum relegati in paludes et silvas contumeliam atque invidiam suam, prae24 mia penes paucos intellegerint. Quare igitur tanto agmine atque animis incedit? Quia secundae res mire sunt vitiis obtentui; quibus labefactis quam formidatus est tam contemnetur: nisi forte specie concordiae et pacis, quae sceleri et parricidio suo nomina indidit; neque aliter rem publicam et belli finem ait, nisi maneat expulsa agris plebes, praeda civilis acerbissuma, ius iudiciumque

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23. evorsum utique: Wechsel der Constr. wie Or. Lic. 17; ähnlich oben § 4.

per arma: So oft Sall. diess Ereigniss und die späteren ähnlichen erwähnt, versäumt er fast nie hinzuzufügen, dass das Volk bewaffnet war; vgl. Cat. 33, 3; lug. 31, 6 u. 17; Or. Lic. 1 u. 17. Hier haben die Worte noch besonderes Gewicht, gegenüber dem Umstand, dass auch die Vernichtung der Tribunengewalt wieder durch Bewaffnete geschah.

iura etc. Die von Sulla eingeführten ständigen Gerichtshöfe (quaestiones perpetuae) wurden nach seinen Bestimmungen nur aus Senatoren gebildet, während bis dahin seit C. Gracchus die Rechtsprechung vornehmlich in den Händen der Ritter gewesen war und eine Zeit lang auch die Plebejer daran Theil genommen hatten.

paludes etc. So heissen hier die

Ländereien, welche Sullas Soldaten erhalten hatten; die Namen der Dinge ändern sich nach der Absicht des Redenden.

suam: Theil des Praedicats und betont im Gegensatze zu penes paucos; vgl. Iug. 85, 34.

intellegerint: Der Form wegen zu lug, 6, 2.

24. animis: vgl. Or. Lic. 11; Cic. de imp. Cn. Pomp. 22, 66 quae civitas est in Asia, quae non modo imperatoris aut legati, sed unius tribuni militum animos ac spiritus capere possit? Subject zu incedit ist Sulla.

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formidatus est: als Praesens zu nehmen.

specie etc. gegenüber dem quia secundae res etc. Zu suppliren ist wieder tanto agm. et an. incedit.

neque: schliesst den explicativen Satz an das Vorhergehende an = negat enim aliter esse etc. Vgl. zu Cat. 19, 2; Iug. 112, 3. Wegen rem publicam (esse) vgl. die zu Iug. 24, 10 angeführte Stelle des Cicero.

expulsa agris: gehört zu plebes als wesentlicher und dem Sinne nach substantivischer Theil des Subjects, nicht als Theil des Praedicats zum Verbum maneat, welches vielmehr beim ersten Subject eben so ohne Zusatz steht, wie bei den folgenden.

omnium rerum penes se, quod populi Romani fuit. Quae si vo- 25bis pax et concordia intelleguntur, maxuma turbamenta rei publicae atque exitia probate, annuite legibus impositis, accipite otium cum servitio et tradite exemplum posteris ad rem publicam suimet sanguinis mercede circumveniundam. Mihi quam- 26 quam per hoc summum imperium satis quaesitum erat nomini maiorum, dignitati atque etiam praesidio, tamen non fuit consilium privatas opes facere, potiorque visa est periculosa libertas quieto servitio. Quae si probatis, adeste, Quirites, et bene iuvan- 27 tibus dis M. Aemilium consulem ducem et auctorem sequimini ad recipiundam libertatem.

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beste Kraft, Mark" wie u. a. bei Cic. p. Sest. 36, 78 eos (gladiatores), qui ab illo pestifero ac perdito civi iam pridem rei publicae sanguine saginantur, wo freilich (vgl. Halm z. d. St.) das Wort sanguis in materiellerem Sinne zu nehmen ist als hier. Der Genetiv steht exegetisch bei mercede, und bei diesem Wort hat man data is qui circumveniunt hinzu zu denken.

26. nomini etc. Die Dative von dem in satis quaerere liegenden quaerere quantum satis est abhängig.

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