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Die erste grössere Arbeit die mir zu vollenden vergönnt wird und die ganz unabhängig von äussern Anlässen entstanden ist erlaube ich mir Ihnen zu überreichen, als ein Zeichen dankbarer Erinnerung an die Zeit da Sie mir Lehrer und Freund zugleich waren, als einen geringen Beweis treuer Anhänglichkeit und Liebe, durch die ich mich Ihnen, auch in der Ferne, nahe verbunden fühle.

Gönnen Sie dem Buche eine freundliche Aufnahme!

Nicht viel habe ich zur Erläuterung oder Rechtfertigung hinzuzufügen. Ich weiss, dass ich eine schwierige Arbeit übernommen habe und andern so wenig wie mir selbst genügen werde. Aber dass ich nicht leichtsinnig gearbeitet, werden hoffentlich Sie, und auch andere strengere Richter werden es zugestehen. Der Gegenstand ist es werth, dass man ihm alle Kräfte widme. Nicht auf einmal wird es gelingen die herrschende Verwirrung zu überwinden und an die Stelle oft willkürlicher Annahmen, falscher oder einseitiger Auffassungen, die volle Richtigkeit und ungetrübte Wahrheit zu setzen. Ich habe darnach gestrebt, aber ich weiss, dass ich sie nicht immer gefunden, und es mag das öfter der Fall sein als ich es jetzt einsehe. Hie und da habe ich vielleicht zu viel gewagt; doch wird das der richtigen Erkenntnis geringen Schaden thun, und mitunter wenigstens den Weg zu derselben anbahnen helfen.

Sie wundern sich vielleicht, dass ich so weit in rechtshistorische Forschungen mich eingelassen habe. Aber Sie werden gewiss auch zugeben, dass die Arbeit ohne das nicht unternommen werden konnte; und da mögen Sie sich erinnern, dass ich schon auf der Universität mit Vorliebe den Studien des Deutschen Rechts mich zuwandte und nahe daran war mich denselben ganz und auf immer zu widmen; nun hat hier die alte Vorliebe sich wieder geltend gemacht. Und ich fand, dass gerade auf diesem Gebiete mehr zu thun und zu bekämpfen, freilich auch leichter zu irren war, als auf dem Felde das man gewöhnlich der Geschichte anzuweisen pflegt. Die Zustände des alten Roms, der Zusammenhang aller rechtlichen und politischen Verhältnisse in dem Römischen Staate sind besser ergründet, richtiger aufgefasst, deutlicher dargelegt, als die unserer heimatlichen Vorzeit; so grosses auch mitlebende, von mir hoch verehrte Männer auf diesem Gebiete geleistet haben. Dass ich diesen und andern oft entschieden widersprochen, den Irrthum gerügt habe wo ich ihn zu finden glaubte, werden Sie mir nicht als vermessene Ueberschätzung eigener Leistung zurechnen. Sie wissen, dass es mir nur um Wahrheit zu thun ist.

Kiel, den 26. März 1844.

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Nach mehr als zwanzig Jahren bringe ich Ihnen dieses Buch noch einmal dar, fast ganz und gar eine neue Arbeit, und doch im grossen und ganzen dieselben Resultate. Viel ist in dieser Zeit von den verschiedensten Seiten her über das Deutsche Alterthum geschrieben: fast alle einzelnen Fragen auf die es ankommt sind besonders behandelt, und wiederholt ist auch eine Darstellung im allgemeinen versucht. Meinen Ausführungen hat es dabei nicht an Beachtung gefehlt, und bald Zustimmung oder weitere Begründung, bald auch entschiedener Widerspruch ist ihnen zu theil geworden. Einzelne sind ganz abweichende Wege gegangen. Aber im ganzen, glaube ich sagen zu dürfen, ist jetzt vieles als beseitigt anzusehen, mit dem diese Darstellung früher zu kämpfen hatte, und eine Auffassung der altdeutschen Verhältnisse ist zur Geltung gekommen, die als den Zeugnissen unserer Berichterstatter entsprechend und durch die spätere Entwickelung der verschiedenen Germanischen Stämme bestätigt angesehen werden muss. Diese so umfassend wie möglich zu begründen und gegen andere Ansichten zu schützen, habe ich mir angelegen sein lassen. Ich weiss selbst am besten, wie viel noch immer der Zweifel bleiben, wie es nicht möglich ist überall zu voller Sicherheit zu gelangen oder alles Einzelne genau zu erkennen. Aber ich denke doch, die neue Darstellung wird zeigen, dass die Arbeit der zwanzig Jahre, fremde und eigene,

nicht vergebens gewesen und ein nicht ganz kleines Maass von wirklich besserer Erkenntnis gewonnen ist, das wir uns nicht wieder rauben lassen dürfen von solchen die eigensinnig oder beschränkt nur das sehen wollen was ihnen gefällt. In einzelnen Fällen habe ich gefunden, dass ältere Forscher der richtigen Ansicht schon näher waren als die welche nachher lange sich überwiegenden Ansehns erfreuten, und gerne habe ich darauf aufmerksam gemacht, überhaupt den früheren Bearbeitungen des Gegenstandes, soviel ich konnte, Berücksichtigung zu theil werden lassen. Wir stehen auf den Schultern unserer Vorgänger, und wenn wir weiter oder schärfer zu sehen glauben als sie, so vergessen wir nicht was wir ihnen schuldig sind, haben auch gewiss nur den Wunsch, dass die welche nach uns auf diesem Gebiete thätig sind mit rechtem Eifer und glücklichem Erfolg die begonnenen Arbeiten weiter führen mögen.

Dieser Band wird nicht lange vor dem Tage Ihres siebzigjährigen Geburtsfestes in Ihre Hände kommen, und so mag er sich als ein kleines Festgeschenk einstellen von einem der vielen die da aufs neue mit Dank und Liebe Ihrer eingedenk sind, der Sie uns die Wege strenger historischer Forschung und tieferen Eindringens in das geschichtliche Leben aller Zeiten und Völker gelehrt, der Sie, wie weit umfassend Sie auch in einem arbeitsreichen Leben die Gebiete unserer Wissenschaft durchmessen haben, doch immer vor allem der vaterländischen Deutschen Geschichte Liebe und Theilnahme bewahrt. Mögen Sie noch lange selber an ihrer Pflege thätig sein und sich der Fortschritte erfreuen zu denen nicht am wenigsten Sie hier die Anregung gegeben.

Göttingen, den 11. September 1865.

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