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Wissenschaftliche Beilage zum Programm des Luisenstädtischen
Gymnasiums zu Berlin. Ostern 1888.

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Illa nimia quorundam fuit observatio, ut vocabula verbis, verba rursus adverbiis, nomina appositis et pronominibus essent priora. Quintil. VIIII, 4, 24.

Im ganzen Altertum ist man nicht zu der Unterscheidung gekommen, die in unseren Kategorieen Substantivum und Eigenschaftswort ausgesprochen ist. Schon der Name nistov, adiectivum, deutet an, dafs man nicht den Gegensatz von Ding und Eigenschaft hervorhob; man sah in dem Adjektivum wie in jedem andern ὄνομα ein σῶμα ἢ πρᾶγμα, eine οὐσία, und Apollonius de synt. II, 7 p. 103, 27 bemerkt, ἐντεῦθεν συνεπενοήθησαν καὶ αἱ ἐπιθετικαὶ θέσεις, ἵνα καὶ τὰ παρακολουθήσαντα τοῖς κοινῶς ἢ ἰδίως νοουμένοις ἀναπληρωθῇ (Steinthal, Geschichte der Sprachwissenschaft bei den Griechen und Römern S. 609-612). Aus dieser eigentümlichen Auffassung des Begriffes Adjektivum als eines Nomen u. z. als eines Nomen appositum erklärt sich die Stellung, die demselben in der des Artikels entbehrenden lateinischen Sprache in Verbindung mit dem Substantivum ursprünglich angewiesen worden ist es folgte diesem (grammatische Stellung). Da jedoch die lateinische Staats- und Schriftsprache, wie Jahn in den Jahrbüchern Bd. 45, 1 p. 41-59 gezeigt hat, gleich bei ihrer Entstehung ein entschieden rhetorisches Gepräge annahm, das sich nicht zum mindesten,,in der kühnen, besonders von Dichtern gesteigerten Wortstellung" zu erkennen giebt, so konnte es nicht ausbleiben, dafs häufig auch das Adjektivum eine von der gewöhnlichen abweichende Stellung erhielt (rhetorische St.) Die Frage, nach welchen Gesetzen hier die Sprache verfuhr, in welchen Fällen sie die eine vor der anderen Stellung bevorzugte, ist von älteren und neueren Grammatikern meist allgemein dahin beantwortet worden,,Das Adjektivum steht vor dem Substantivum, wenn es den Begriff des Substantivums wesentlich in seinem Unterschiede von andern bestimmt, nach, wenn es ein hinzukommendes Accidens enthält." Dafs diese mit einigen Zusätzen von Zumpt (lat. Gr. § 793) und von andern Grammatikern in ähnlicher Weise gegebene Regel sehr weit gefafst ist, ergeben zahlreiche Belege aus den Schriften der römischen Prosaiker. Es dürfte daher der Versuch gerechtfertigt erscheinen, die Grenzen etwas enger zu ziehen und nach bestimmteren Gesetzen zu forschen, die für die Stellung des Adjektivums mafsgebend gewesen sind. Freilich müfste zu diesem Zwecke die ganze römische Litteratur der Betrachtung unterzogen werden, da indes einerseits die Resultate, die aus der poetischen Sprache gewonnen würden, zweifelhafter Natur sind, anderseits es nicht möglich ist, bei zugemessenem Raume alle prosaischen Schriften zu behandeln, so beschränkt sich Verf. auf die älteste und ältere historische Prosa und will die von ihm aufgestellten Gesetze auch nur für diese verstanden wissen. Das Material für die Untersuchung bieten, soweit es die ältesten historischen Denkmäler betrifft, die Fragmente, welche wir von den Schriften der Annalisten (Historicorum romanorum relliquiae,

ed. H. Peter) und Catos (M. Catonis praeter librum de re rustica quae extant, ed. H. Jordan) besitzen, für die ältere historische Prosa würden Sallust und Cäsar in Betracht kommen. Da für letzteren jedoch in einem Programm der Gelehrtenschule des Johanneums zu Hamburg vom Jahre 1884 (D. Rohde, adjectivum quo ordine apud Caesarem et in Ciceronis orationibus coniunctum sit cum substantivo) eine wenn auch ganz anders angelegte und vorzugsweise statistischen Zwecken dienende Arbeit bereits vorhanden ist, so sind dessen Schriften unberücksichtigt geblieben. Zwar liegt zwischen Sallusts Lebenszeit und der des ältesten der Annalisten ein Zeitraum von mehr als hundert und fünfzig Jahren, trotzdem eignen sich die Werke dieser Männer zur gemeinschaftlichen Betrachtung, da nach der schon im Altertum allgemein verbreiteten Ansicht Catos. Schreibart von der der Annalisten nicht allzu verschieden war (cf. Cic. de orat. II, 12, 53f. qualis apud Graecos Pherecydes, Hellanicus, Acusilaus fuit aliique permulti, talis noster Cato et Pictor et Piso, qui neque tenent, quibus rebus ornetur oratio, et dum intellegatur quid dicant, unam dicendi laudem putant esse brevitatem ..... Ipse Caelius neque distinxit historiam varietate colorum neque verborum collocatione et tractu orationis leni et aequabili perpolivit illud opus) und Sallust wiederum,,seinen ganzen Vortrag fast durchgängig in ein echt altrömisches Gewand gekleidet hat" (Jacobs). Vgl. Fronto, Epist. IV, 3, 62 Sallustius frequens sectator M. Porcii.

Die gewonnenen Resultate, die bei der Lage der Überlieferung vorzugsweise den Schriften Sallusts) zu gute kommen, sind das Ergebnis einer Prüfung, der jede Stelle im Zusammenhange unterworfen worden ist. Von der in der Philologie jetzt so beliebten Zählmethode ist sehr selten Gebrauch gemacht worden, denn in Dingen, bei denen innere Gründe das Mafsgebende und Entscheidende sind, haben Zahlen nur relativen Wert. Ersehen wir bw. aus der Rohdeschen Abhandlung, dafs in Ciceros Reden siebenmal pecunia grandis und siebenmal grandis pecunia gesagt wird, so gelangen wir im gegebenen Falle durch die Statistik zu einem wirklichen Resultate, nämlich dem, dafs Cicero in dieser Verbindung das Adjektivum bald vor, bald hinter das Substantivum setzt, lesen wir aber weiter, dafs iustus 41 mal vor und 21 mal hinter dem Substantivum steht, so sind die Zahlen kaum ,,schätzbares Material", denn über die Gründe, welche die eine oder die andere Stellung veranlafsten, geben sie keinen Aufschlufs.

Vorbemerkungen.

I. Eine lebende Sprache ist in steter Entwickelung begriffen; sie schafft und zeitigt nicht nur neue Formen, sondern auch syntaktische Verbindungen, welche die älteren teils verdrängen, teils neben sich ohne wesentlichen Unterschied bestehen lassen. Die Freiheit, welche sich die Sprache in der Formenbildung und Syntax verstattet, wird in den Dingen, für die als erstes Gesetz bene dicere gilt (Quintil. II, 15, 38 rhetorice est bene dicendi scientia), noch weniger auffallend erscheinen. So erklärt sich schon in der älteren Prosa eine Reihe von Verbindungen

1) Von Rohdes Gratulations-Schrift zum Jubiläum der Universität Göttingen Adiectivum quo ordine apud Sallustium coniunctum sit cum substantivo, Hamburg 1887 hat Verf. nur aus der Recension im Archiv für lat. Lexikographie und Grammatik, her. v. Wölfflin, Jahrg. 4, Heft 3 und 4 Kenntnis nehmen können; aus dem Schlufssatze der Anzeige „eine blofse Sammlung der Beispiele genügt nicht, sondern zur Erklärung gehört notwendig die ratio" vermutet er, dafs die Arbeit der oben erwähnten für Cäsar und Ciceros Reden ähnlich ist.

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des Adjektivums mit dem Substantivum, in denen ersteres letzterem bald voraufgeht, bald ihm folgt, ohne dafs dafür ein anderer Grund anzugeben wäre als der: Die ältere Stellung behauptete sich neben der jüngeren. Das ergiebt sich aus einer Reihe von Beispielen, in denen das Adjektivum in seiner Stellung vor dem Substantivum und hinter demselben für den Gedanken von gleichem Werte ist. Sallust (her. v. Dietsch) Cat. (in weiteren Citaten nur C.) 14, 2 Catilina alienum aes grande conflaverat: C. 24, 3 aes alienum grande conflaverant Historiarum lib. (H.) 2, 41, 11 talem honorem bonus nemo volet: C. 33, 4 libertatem nemo bonus nisi cum anima simul amittit C. 52, 12 dum paucis sceleratis parcunt, bonos omnis perditum eant: Jugurtha (J.) 85, 48 omnis bonos rei publicae subvenire decebat. cf. 85, 40. H. 1, 5 me divorsa pars in civilibus armis a vero non movit cf. 3, 61, 11: H. incert. lib. (H. i.) 76 inter arma civilia aequi bonique famas petit cf. 1, 48, 10. J. 59, 3 illi non, ut equestri proelio solet, sequi, dein cedere cf. H. i. 55: J. 60, 3 intenti proelium equestre prospectabant. J. 89, 7. Numidae plerumque lacte et ferina carne vescebantur: J. 18, 1. Gaetulis cibus erat caro ferina. J. 105, 3 equites Sullae aliisque omnibus hostilem metum efficiebant: J. 41, 2 metus hostilis in bonis artibus civitatem retinebat. H. 1, 41, 6 solus omnium post memoriam humani generis supplicia in post futuros composuit cf. J. 2, 3. H. 1, 19: J. 1, 1 falso queritur genus humanum. -H. 1, 7 vitio humani ingeni: J. 93, 3 more ingeni humani. — H. 2, 2 Sardinia in Africo mari in orientem quam in occidentem latior prominet. J. 18, 9 Libyes propius mare Africum agitabant: Cato 1) incert. libr. rel. (i) 17 intempesta nocte cf. C. 27, 3. J. 38, 4: C. 32, 1 nocte intempesta. C. 33, 1 liberum corpus habere: Cato orat. 57 vim in corpus liberum non aecum censuere adferri. J. 60, 7 pauci integri, magna pars volneribus confecti abeunt cf. C. 53, 1. J. 15, 2. 19, 7. 51, 3, 56, 5. 58, 2. 62, 7. 76, 1. 85, 46. H. 2, 52: H. 4, 61, 18 pauci libertatem, pars magna iustos dominos volunt cf. Macer fr. 23. J. 56, 4 magna voce Siccenses hortatur: H. 1, 56 ei voce magna gratulabantur. H. 1, 42 maxuma voce adpellans: Quadrigarius fr. 10ь cum voce maxuma conclamat -H. 2, 96, 4 fateor me ad hoc bellum maiore studio quam consilio profectum: H. 2, 21 Saguntini studio maiore quam opibus (Romanis dediti fuerunt; Dietsch). C. 1, 1 nostra omnis vis in animo et corpore sita. est cf. H. 3, 62 o. vis im Pluralis: H. 3, 61, 15 cum vis omnis, Quirites, in vobis sit. H. i. 2 omnis Italia animo discedit cf. 4, 18: J. 114, 1 hoc metu Italia omnis contremuit (cf. H. 1, 45 Etruria omnis suspecta erat). H. 4, 35. Lentulus patriciae gentis: J. 95, 3. Sulla gentis patriciae nobilis fuit. J. 93, 8 proxumum diem cf. 106, 1: C. orat. 19, 7 die proxumi (sic). C. 30, 4 (iis) omnia honesta atque inhonesta vendere mos erat cf. J. 80, 5: J. 31, 12 (iis) honesta atque inhonesta omnia quaestui sunt. J. 50, 1 P. Rutilium legatum cum expeditis cohortibus praemisit ad flumen cf. 59, 3. 100, 2, 103, 1: J. 90, 2 A. Manlium legatum cum cohortibus expeditis ad oppidum Laris ire iubet. C. 37,6 multi memores Sullanae victoriae Romam confluxerunt: C. 21, 4 admonebat multos victoriae Sullanae. C. 38, 1 tribunicia potestas restituta est cf. H. 1, 41, 23. 48, 14. 3, 61, 23: H. 3, 61, 8 L. Sicinius primus de potestate tribunicia loqui ausus est. C. orat. fr. 44 ecquis publicis negotiis repulsior?: J. 64, 3 ubi primum

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1) Die Citate sind nur den im Wortlaut erhaltenen Stellen entnommen.

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