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In ihrem südarabischen stammland von dessen einstiger anmut und üppigkeit die griechischen schriftsteller märchenhafte schilderungen hinterlassen haben (s. Duncker Gesch. des altert. 1230 ff), von dem es noch im buche Chamis heifst: das land Saba war gleichsam ein diadem auf der stirne des weltalls (Weil Bibl. legenden 249) hat sich keine einheimische kunde von der sagenberühmten königin erhalten. aus den inschriften, welche in der hauptstadt Mariaba, dem heutigen dorfe Ma'reb, gefunden wurden, ersehen wir dass sich die könige dieser stadt könige von Saba 1 genannt haben (AvKremer Über die südarab. sage, Leipzig 1866, s. 27); aber von Balqis zeigt sich keine

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1 der name Saba, hebr. Scheba', ist ein kuschitisches (vorsemitisches) wort, unter allen semitischen sprachen nur im äthiopischen erhalten: Sabe' heifst mensch. die Sabäer nannten sich also die menschen schlechthin, eine naive exclusivität, die bei zahlreichen anderen völkern widerkehrt. eigentlich versteht es sich von selbst dass ein volk den menschennamen zunächst auf sich anwendet (vgl. JChrAdelung Älteste gesch. der Deutschen 154). das wort Lutu, das das ägyptische volk bezeichnete (hebr. in der völkertafel Ludim), heifst einfach menschen (Ebers Ägypten und die bücher Mose 1 97). der Litauer nennt sich im gegensatz zum ausländer jmonus mensch (Pott Etymologische forschungen 112 2, 814). der zigeuner nennt sich Manusch, sanskr. manushja, oder Róm mann (Pott Die Zigeuner i 35 ff). dieselbe bedeutung haben die namen der Tschuktschen, tschekto, der Samojeden, nenetsch (Wolheim Nationallitt. sämmtlicher völker des orients 1 488), der Tungusen, Boje und Donki (Peschel Võlkerk., Leipzig 1874, s. 403), der Ainos (Humbert Japon illustré 1 111), der Eskimo Innuit pl. von innuk mensch (FMüller Allg. ethnographie, Wien 1873, s. 73). die von den Russen so genannten Kaljuschen in Aljaska reden von sich selbst als den Thlinkit, menschen (Peschel 425); auch der name Kurilen bedeutet dasselbe (Egli Nom. geogr. 312). die Kenaivölker, an die Eskimo grenzend, nennen sich Thnaina, menschen (FMüller 217), die Athapasken Tinneh, menschen (aao. 218), die Mandan Numang-Kake, menschen (Pott Personennamen s. 681); Illinois heifst mann, ebenso der name der Delawaren Lunnapee (Pott aao. 689). der eigentliche name der Arowacken im englischen Guyana ist Lukkunu, menschen (FMüller 234); die Chiriguanos, eine horde der Guarani am Orinoko, heifsen sich Abas oder Ababas, menschen (Ausland 1867 s. 869), die Chiquitos in Bolivia naquiñoñes, menschen (Pott aao. 690). früher nannten sich auch die brasilianischen Indianer Cari, männer (Ausland 1867 s. 871). die den Namadialect redenden Hottentotten geben sich den ehrennamen Khoikhoin menschen der menschen, heifsen sich aber auch einfach khoin, menschen (FMüller 73). wenn man Reinegg glauben darf, so bedeutet auch der name Hunnen, kalmückisch und nogai-tatarisch gi'un, nichts anderes als menschen (Allg. histor. topogr. beschreibung des Kaukasus, Gotha und SPetersburg 1796, 1 67).

spur. auch die königslisten des in den ersten christlichen jahrhunderten in Jemen zur herschaft gelangten stammes der Himjaren nennen sie nicht. erst mit dem siegreichen vordringen des ismaelitischen elements nach süden scheint sich hier die jüdisch-arabische sage von Balqis eingebürgert zu haben; erst muhammedanische chronisten wie Abulfeda, Hamza von Ispahan, Nuwairi trugen ihren namen in die königslisten ein, allerdings um ein jahrtausend zu spät (Schultens Hist. imperji vetustiss. Joctanidarum, Harderovici Gelrorum 1786, s. 9. 25. 55). die himjarischen prachtbauten in Sa nå sollten die drei schlösser sein, welche von den dämonen auf Salomos geheifs für Balqis erbaut wurden (Osiander in der Zs. der DMG 10, 19). jeder alte bau in Jemen wurde auf sie zurückgeführt (Rösch 561), so vor allem der in den sagen viel genannte damm von Ma'reb, dessen bruch später die stadt verwüstet haben soll. am berühmtesten ist noch heute die grofsartige tempelruine eine halbe stunde von Ma'reb, Haram Balqis, der palast der Balqis, genannt (Kremer aao. 6).

Aber auch jenseits des roten meeres bei den stammverwandten Äthiopen ist die sage von der königin von Saba zu hause. möglich dass, wie Caussin de Perceval (Essai sur l'hist. des Arabes, Paris 1847, 44) annimmt, schon die sabäischen colonisten, welche das abesinische reich gründeten, die erinnerung an die freundin Salomos in die neue heimat mitbrachten und dort wie eine autochthone überlieferung localisierten: 1 soweit uns die äthiopische sage bekannt ist, steht sie gleich der südarabischen unter nordarabischem einfluss. der äthiopische name der königin ist Maqda, Maqedá (über den namen s. Rösch 557). so wird sie im verzeichnis der abesinischen könige aufgeführt (Dillmann in der Zs. der DMG vu 341). man zeigt einen ort mit bedeutenden ruinen als ihre geburtsstätte; ihre residenz soll Axuma gewesen sein. Ludolf (Hist. aethiopica, Francof. 1681, l. 2 c. 3, 22) vergleicht den streit der Araber und Äthiopen um die

' die resultate der neueren ethnologischen und historischen forschungen resumiert Hommel (Die namen der säugetiere bei den südsemitischen völkern, Leipzig 1879, s. 345). nach Renan (Hist. générale des langues sémitiques 12 318) verdankt die sage von der königin von Saba wie alle andern biblischen erzählungen ihre popularität in Abesinien und Jemen den juden und keinen nationalen erinnerungen.

königin des südens mit dem zwischen Deutschen und Franzosen um Karl den gr. dieser streit um die heimat der königin hat auch die schriftsteller des abendlandes bis in unsere tage herein in zwei lager gespalten; noch in neuester zeit ist Rob. Hartmann (Die Nigritier, Berlin 1876, 1 383) für die äthiopische nationalität der königin von Saba (Sobah oberhalb Chartum beim Bahr el Asrak?) eingetreten. zwischen beiden parteien vermittelt eine dritte, welche die königin über beide reiche zugleich herschen lässt.

Schon bei Belâmî fanden wir die angabe dass Balqis dem Salomo einen sohn geboren habe. auf diesen sohn führte das legitime christliche königshaus von Habesch seinen ursprung zurück. die sage hatte daher bei den Äthiopen hervorragend politische bedeutung. das wappentier der abesinischen könige ist der löwe von Juda mit dem wahlspruch: 'der löwe von Salomos geschlecht und von Judas stamm hat gesiegt' (James Bruce Travels to discover the source of the Nile in the years 1768-73, Edinb. 1813, 3 392). noch Theodoros II, als er aus niederem stande sich aufschwingend das äthiopische reich widerherstellte, rühmte sich seiner abkunft von Salomo und der königin von Saba, da er wol wuste dass das abesinische volk nur einen könig von Salomonischem blute anerkennen würde.

Nach der einen tradition stellte die königin vor ihrem scheiden an Salomo, ganz wie die amazonenkönigin Thalestris an Alexander (Justin. 12, 3), die bitte, er möge ihr einen sohn zeugen (Pineda De rebus Salomonis regis, Moguntiae 1613, l. 5 c. 14, 46 p. 547). nach der andern geschah dies wider ihren willen. diese letztere fassung enthält das in Abesinien hochangesehene königsbuch, Kébra Nagást (ruhm der könige) betitelt, zur verherlichung des von Salomo stammenden königtums und der kathedrale von Axum, nicht vor dem 14 jh., geschrieben (Dillmann Verzeichnis. der abes. hss. der Berliner bibl. p. 69). die von Mâqeda handelnden abschnitte hat Franz Prätorius übersetzt (Fabula de regina Sabaea apud Aethiopes, Halis 1870). hier ist alles mythische, alles wunderbare sorgfältig verwischt. das märchen ist zur novelle geworden. an die stelle des vogels hudhud ist ein kaufmann namens Tamrin getreten, der der äthiopischen königin von Salomos herlichkeit erzählt. sie reist hin und lässt sich durch Salomo vom sonnencult zum dienste des wahren gottes bekehren. Z. F. D. A. XXVII. N. F. XV.

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vor ihrem scheiden lädt er sie zu sich in seinen palast, wo er sie trotz all ihrer vorsicht zu überlisten weifs, dass sie sich ihm um einen trunk wasser hingeben muss. auf der heimreise gebiert sie einen sohn, der den namen Baina - Hekem erhält. das sind die arabischen worte Ibn-al-haqim, sohn des weisen. die sage trägt somit ihren arabischen ursprung deutlich an der stirne. von den rätseln ist in der äthiopischen überlieferung nirgends die rede.

Wenden wir uns dem abendlande zu, so begegnet uns bei den Byzantinern ein zeugnis für unsere sage, das die arabischpersischen an alter noch übertrifft. dasselbe findet sich in der weltchronik des mönchs Georgios, der in den überschriften der meisten handschriften 'Georg der sündige mönch' (Tewgytos ἁμαρτωλὸς μοναχός) genannt wird. er schrieb sein werk, das von der erschaffung der welt bis zum j. 842 reicht, unter dem kaiser Michael (842-867). im 2 buch, im 43 cap., das die überschrift trägt von Sibylla der königin der Äthiopen', erzählt er folgendes: und die königin Saba, die bei den Hellenen sibylle genannt wird, da sie von seinem (Salomos) ruhme gehört hatte, kam nach Jerusalem, um ihn mit rätseln zu versuchen, und nachdem er ihr alle auf die verständigste und anmutigste weise gelöst hatte, stellte sie ihm noch folgende aufgabe: 'sie brachte vor ihn männliche und weibliche kinder, welche sie mit gleicher kleidung und gleichem haarschnitt hergerichtet hatte, und verlangte von ihm dass er sie dem geschlechte nach unterscheide. sie war nämlich selbst, die sibylle, durch ihren scharfsinn, ihre weisheit und reiche erfahrung weitberühmt. da befahl ihnen der könig, sich das gesicht zu waschen, und erkannte so ihre natur, indem die knaben sich kräftig und energisch das gesicht erfrischten, die mädchen aber zart und zaghaft, worüber die königin höchlichst erstaunte' (Georgii monachi dicti Hamartoli chronicon ed. EdeMuralt, Petropoli 1859, p. 141, 25; Migne Patr. graec. cx col. 251).

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Georgios sagt in seiner vorrede dass er sowol ältere hellenische als auch neuere byzantinische geschichtschreiber sowie auch erbauliche schriften benutzt habe (s. Ferd. Hirsch Byzantinische studien, Leipzig 1876, s. 7). seine vorgänger in der universalgeschichte haben die erzählung nicht. Eusebius (anf. des 4 jhs.) erwähnt wol nach Josephus (Ant. 8, 5, 3) den rätsel

kampf Salomos mit Hiram und Abdemon (Chronicor. libri duo ed. Schoene, Berol. 1875, 116, 23); aber die königin von Saba erwähnt er gar nicht. auch Joannes Malalas (vor dem 8 jh.) übergeht sie mit stillschweigen. Georgios Synkellos (gegen ende des 8 jhs.) führt wol die königin des südens an (Chronographia ed. Dindorf, Bonnae 1829, 1 341); aber von ihren rätseln sagt er nichts. Georgios monachos hat seine erzählung wahrscheinlich aus alexandrinischer quelle geschöpft. dass Salomo die kinder an der art ihres waschens unterscheidet, beweist arabisch-persischen ursprung. das abweichende erkennungszeichen haben sich die Griechen selbständig zurecht gelegt, da sie den orientalischen haremsaberglauben nicht verstanden.

Aus Georgios monachos gieng die erzählung mit geringen textlichen abweichungen über in die weltchroniken des Georgios Kedrenos, gegen ende des 11 jhs. (ed. Bekker, Bonnae 1838,

166, 21; Migne Patr. gr. cxxi col. 200), und des Michael Glykas, nach der mitte des 12 jhs. (ed. Bekker, Bonnae 1836, p. 343; Migne Patr. gr. CLVI col. 352).

Georgios monachos bemerkt dass die königin von Saba bei den Hellenen sibylle genannt werde. es ist dies das älteste zeugnis für die prophetenrolle, welche der königin in einer reich entfalteten legendendichtung des späteren mittelalters zu teil werden sollte. wo immer die königin als sibylle auftritt, steht sie im engsten zusammenhang mit der legende vom kreuzesholz, deren vielverzweigte versionen besonders durch die trefflichen untersuchungen Mussafias (Sulla leggenda del legno della croce, Sitzungsber. der Wiener ak. ph. hist. cl. 1869, LXIII 165 ff) und WMeyers (Die gesch. des kreuzholzes vor Christus, Abh. der Münchner ak. I cl. 1881, xvI 2, 103 ff) klar gelegt worden sind. das sibyllentum der königin besteht darin, dass sie bei ihrem besuche an Salomos hof in einem lebenden baum oder einem zubehauenen balken den künftigen kreuzesstamm erkennt und in prophetischen worten auf den tod des erlösers hinweist. 1

Wie die königin zu dieser prophetenrolle gekommen ist, dafür gibt uns eben Georgios monachos einen fingerzeig. er

Nu was Saba ein prophetin. Darumb ward sy ein Sybille genannt. Dann sy weissaget vom holtz des heyligen creutz vnd von zerstörung der Juden. Vnd was ein ererin eins waren gotles. Schedels Chronik, Augsburg, Hans Schönsperger, 1500, bl. XLIX.

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