Immagini della pagina
PDF
ePub

Seite

Wolframs selbstverteidigung, Parzival 114, 5-116, 4, von Stosch 313 Die anordnung der Ruodliebfragmente und der alte Ruodliebus, von

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Kleine beiträge zur geschichte der deutschen mystik, von Strauch 368 I Mechthild von Magdeburg

I Die jüngere Gertrud .

II Mechthild von Hackeborn

Bemerkungen zu Seifrid Helbling, von Martin

Eine hs. des Wälschen gastes, von Steinmeyer

368

373

376

382

384

DIE RÄTSEL DER KÖNIGIN VON SABA.

Zs. 23, 48 hat herr prof. Müllenhoff eine notiz des herrn Carl Becker aus Amsterdam über einen bisher unbekannten gobelin mitgeteilt. ich war dieses frühjahr eben damit beschäftigt, dem darauf abgebildeten gegenstande nachzugehen, als mir ein glücklicher zufall einen zweiten teppich mit derselben darstellung vor augen brachte.

Dieser, seit kurzem im besitze s. d. des fürsten von Reufs j. 1., war zur ausbesserung hieher nach München geschickt worden. laut gütiger mitteilung des fürstl. reufsischen hofmarschalls, freiherrn von Meysenbug, hat er sich seit unvordenklicher zeit in der kirche zu Kirschkau, einem dorfe bei Schleiz, befunden, wo er zuletzt in einem kleinen raume hinter der sakristei an eine bretterwand genagelt war. nach Brückner (Volks- und landeskunde des fürstentums Reufs j. 1., Gera 1870, s. 623) soll er in der früheren, im j. 1503 erbauten und 1751 abgebrochenen, Kirschkauer kirche als altardecke gedient haben. er ist jetzt im fürstl. schlosse zu Schleiz aufbewahrt und wird dort voraussichtlich im münzkabinet aufgehängt werden, in welchem freiherr von Meysenbug ein kleines museum zusammenstellt.

Der gobelin stammt aus dem j. 1566. er ist 86 cm. hoch und 120 breit. wie die noch unverblichene rückseite zeigt, prangte er dereinst in buntester farbenpracht. in einem üppigen garten voll blumen und fruchtbäumen sitzt rechts (vom beschauer) ein könig auf goldenem throne, in reicher tracht, die krone auf dem haupt, den scepter in der rechten. drei hofleute stehen hinter ihm. am fufse des thrones ist ein affe angekettet. daneben sieht man im blumigen grase weifse hasen und einen pfau. dem throne gegenüber auf der linken seite des bildes steht eine Z. F. D. A. XXVII. N. F. XV.

1

gekrönte frau in prächtiger tracht des 16 jhs. sie hält in der linken einen blumenstraufs, über dem eine (kaum mehr zu erkennende) biene fliegt. hinter ihr stehen vier edelfrauen, deren eine, eine jugendliche gestalt, ihr die schleppe trägt. ein weifses hundlein mit rotem halsband läuft neben her; im grase tummeln sich eichhorn und feldhuhn. in der mitte des bildes unter einem apfelbaum vor den mit rotem, grünumsäumtem teppich belegten stufen des thrones sind zwei gleich grofse kinder beschäftigt, äpfel aufzulesen, beide mit kurzen blonden lockenhaaren, beide in gegürteten gelben knabenröcken mit blauen säumen, in weifsen strümpfen und gelben schuhen. das eine steht aufrecht und steckt einen apfel in den busen; das andere bückt sich und sammelt äpfel in seinen wie eine schürze aufgenommenen rockschoofs. oben in den bäumen sitzen und flattern verschiedenartige vögel, darunter eine eule. in den oberen ecken sind zwei wappenschilde angebracht, rechts eine goldene lilie auf rotem dreiberg in blauem feld, links ein stehendes goldenes kreuz in schwarzem feld. 1

Über und zwischen den personen windet sich ein vielgeschlungenes weifses spruchband mit derselben inschrift in schwarzen gotischen buchstaben wie auf dem von herrn Becker beschriebenen gobelin. nur müssen die reimpare umgestellt werden. über der königin, die mit der rechten nach den kindern zeigt, stehen die verse: 2

Bescheide mich, kinig, ob die blumen und kind
von art glich oder unglich sindt.

des königs antwort lautet:

1 wie mir freiherr von Meysenbug bestätigt, stimmt keiner dieser schilde zu den wappen der einst in Kirschkau begüterten adelsfamilien, welche Brückner (aao. 624) aufzählt.

2 ich gebe die verse nach herrn Beckers aufzeichnung. die inschrift des Kirschkauer teppichs hat Brückner noch vollständig vorgelegen, wie seine freilich incorrecte widergabe (aao. 623) beweist. als der teppich nach München kam, war die inschrift grofsenteils zerstört. ich habe mit herrn bibliotheksecretär dr Wilhelm Meyer, der mir in dieser ganzen untersuchung aufs freundlichste an die hand gieng, nur noch folgende bruchstücke lesbar gefunden: Besch . . . . mich kinig o

[ocr errors][merged small][ocr errors][merged small]
[ocr errors]
[ocr errors]

m...

te blum nit spart

art 1566.

die jahreszahl ist sicher. das fehlende ist seitdem nach dem Beckerschen text ergänzt worden.

1

Die Bienn die rechte blum nicht spart, Dieses kind zeigt an sin wiblich art. dabei deutet er mit der linken auf das kind, das die äpfel im aufgehobenen rocke sammelt.

Bild und inschrift lassen keinen zweifel darüber, dass wir den könig Salomo und die königin von Saba vor uns haben.

Im 1 buch der Könige c. 10 heifst es: und die königin von Sabäa hörete den ruf Salomos zu ehren Jehovas und kam, ihn zu versuchen mit rätseln. und sie kam nach Jerusalem mit einem sehr grofsen zuge, mit kameelen, tragend spezereien und gold sehr viel und köstliche steine, und kam zu Salomo und redete zu ihm alles, was in ihrem herzen war. und Salomo sagte ihr alles, was sie fragte; nichts blieb verborgen vor dem könige, das er ihr nicht sagte (ebenso 2 Chron. 9, 1). es war natürlich dass diese schlichte erzählung der wissbegierde der nachwachsenden geschlechter nicht genüge tat, und dass die sage ergänzte, was die chronik verschwiegen hatte. in erster linie stand die frage, welcher art die rätsel gewesen seien, an denen Salomo seine weisheit bewährt habe, ein willkommener anlass für orientalische erzähler, ihren scharfsinn leuchten zu lassen. sehen wir zu, wie sie dieser aufgabe gerecht wurden. 1

Was zunächst die jüdische sage betrifft, so fällt auf dass sie uns nur späte und fragmentarische kunde über die begegnung Salomos mit der königin von Saba zu bieten weifs. es erklärt sich dies aus der von Grünbaum (Zs. der DMG 31, 214) dargelegten eigentümlichen tendenz der talmudischen überlieferung, weniger Salomos macht und herlichkeit als seinen übermut und abfall von Jehova sowie seine darauf folgende demütigung und strafe hervorzukehren.

Im Midrasch zu den Sprüchen nach der vermutung von Zunz (Gottesdienstliche vorträge der juden s. 268) aus dem 10 jh. stammend steht gleich zu anfang: die königin von Saba sagte

die dissertation des Wittenberger professors Karl Heinr. Zeibich De quaestionibus abstrusis reginae Sabae Salomoni regi propositis (Vitemb. 1744, 4°), welche Friedreich in seiner Gesch. des rätsels (Dresden 1860 s. 98) als ihm unzugänglich anführt, behandelt nur die frage, ob unter den aenigmata der königin ausschliesslich rätsel im engeren sinn oder nicht auch ernstere probleme zu verstehen seien.

zu ihm (dem könige): bist du Salomo, von dem ich gehört?
ja. da fragte sie ferner: möchtest du mir antworten, wenn
ich dich etwas frage? worauf Salomo: der herr wird weisheit
verleihen (Sprüche 2, 6). die für einen frauenmund wenig
ziemenden rätsel, welche die königin hierauf vorbringt, mögen
in der übersetzung Lightfoots folgen: Dicit ea: Quid hoc est ?
Septem exeunt, et novem intrant. Duo miscent, et unus bibit.
Dicit ille: Septem dies separationis foeminae exeunt, et novem
menses foetationis intrant. Duo ubera parant poculum, et unus
sugit. Iterum, inquit illa, ego quaeram: Quid hoc est? Foemina
dicit filio suo: Pater tuus erat pater meus, avus tuus erat mari-
tus meus, tu es filius meus, et ego sum soror tua.
Cui respon-
dit ille: Certe filiae Lothi erant (Joh. Lightfoot Horae hebraicae,
in Evang. Lucae 11, 31, s. Opera omnia, Roterodami 1686,
II 527). dann, fährt die erzählung fort, machte sie noch eine
probe. sie liefs knaben und mädchen kommen, alle eines aus-
sehens, einer gröfse und mit denselben gewändern bekleidet. sie
sagte: scheide die männlichen personen von den weiblichen!
alsbald winkte er seinen dienern (eigentlich eunuchen), und sie
brachten nüsse und backwerk (geröstetes brot? q°lioth), was er
unter jene verteilte. die knaben, die sich nicht schämten, nahmen
sie mit ihren kleidern entgegen, die mädchen, die sich schämten,
empfiengen sie mit ihrer kopfbedeckung (schleiertuch, sudar —
sudarium), worauf Salomo sagte: das sind die knaben, und das
sind die mädchen.

=

Dieselbe sage findet sich mit geringen abweichungen in dem sammelwerk Jalkut zu 2 Chron. 9, 1 (§ 1085). 1

Eine ausführlichere, leider unvollständige, erzählung enthält das zweite chaldäische Targum zum buch Esther (1, 3), dessen abfassungszeit nicht sicher ist. nach Gaster (Germania 25, 292) wäre es spätestens aus der zweiten hälfte des 7 jhs. gott hatte dem könig Salomo die herschaft verliehen über alles wild des feldes, über die vögel der luft, über das gewürm der erde, sowie über teufel, dämonen und geister, deren aller sprache er verstand. als er eines tages wolgemut beim weine war, lud er alle könige des ostens und des westens zu sich und beherbergte sie in seinem palast. da liefs er geigen, cymbeln, pauken und 1 die deutsche übersetzung aus dem Midrasch und die sie begleitenden notizen verdanke ich der gefälligkeit des herrn Rabbinowicz.

1

« IndietroContinua »