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keit bis ins mittelalterliche Latein vererbt, wo z. B. Conrad Hirsaugiensis oft quis statt uter gebraucht. Schulgemässe Genauigkeit zeigt rhet. ad Her., welcher scharf scheidet 4, 40: utrum de duobus potius aut quid de pluribus potissimum dicat.

190. Die Bestätigungsfragen, welche wir durch die Wortstellung als Fragen charakterisieren, waren ursprünglich im Lateinischen, wie in allen Sprachen, wohl nur durch die Betonung von dem Behauptungssatz geschieden. So finden wir denn auch, namentlich in lebhafter, affektvoller Rede, oft in Äusserungen der Missbilligung, durch die ganze lat. Sprache hindurch, ganz besonders aber in den Erzeugnissen der volkstümlichen Diktion, Fragesätze, die kein Erkennungszeichen ausser dem Zusammenhange aufweisen. Im Laufe der sprachlichen Entwicklung treten besondere Wörtchen ein, welche den Satz schon von Anfang an als Fragesatz kennzeichnen. Solche Wörtchen sind ne, num, utrum, an, nonne, numne, utrumne, anne und si.

191. Allen diesen Fragewörtern (ausser utrum, an und si) ist die Negation eigen. Ne ist die ursprüngliche Negation, num ist = „nicht zu irgend einer Zeit"; an die aus ne entstandenen Wörtchen non ( = neoenum, vgl. REICHARDT in Neue Jahrb. 1889 S. 120 und STOLZ oben § 36), num, sowie an utrum und an kann noch ne angehängt werden. Es gehen somit alle diese mit ne, num, numme etc. gebildeten Fragen von der negativen Voraussetzung aus (vgl. auch WEGENER p. 75).

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nunc und

Anmerkung 1. Die Analogie von tum tunc führt auch auf num darnach wäre num Acc. sing. masc. vom Pronominalstamm no-; in diesem Falle wäre in num keine Negation erhalten; vgl. LANDGRAF zu Reisig-Haase III S. 301 Anm.

Anmerkung 2. Nonne ist nach O. KELLER nicht aus non-ne, sondern aus num-ne hervorgegangen; Bedenken hiegegen äussert mit Recht CRAMER in Neue Jahrbb. 1897 S. 106.

192. Das mit Vokalkürzung oder -abfall enklitisch gebrauchte ne wird dem Tonwort angehängt und findet sich in allen Zeiten der Sprache, jedoch so, dass es mit dem Verfall der Sprache immer mehr zurücktritt (z. B. selten in der Vulg., THIELMANN, Philol. 42 p. 347, und bei Gregor. Turon.). Der archaischen Sprache eigentümlich mit je einem Ausläufer bei Hor. (sat. 1, 10, 21) und Catull (64, 180) ist die Anfügung von ne ans Relativum; die Prosa ausser spätlat. Panegyr., z. B. esse pudicam nuptam, quaene queat (vgl. BÄHRENS zu Catull p. 411 u. N. Phil. Rundsch. 1887 p. 301) und alle Dichter ausser Plaut., Ter., Catull, Hor. kennen diese Konstruktion nicht. Noch seltener ist die Verbindung des fragenden ne mit einem Pron. interrog., sicher nur an mehreren Stellen bei Horaz (FRITZSCHE ZU sat. 2, 3, 251) und bei Lucan 7, 301 und 10, 99, oder mit einem Adv. interrog., was nur für ecquandone bei Properz 2, 8, 15 (Vell. u. Apul.?) feststeht.

193. Durch Anfügung von ne an non entsteht nonne, welches bei Plautus und bei Terenz noch selten ist (dafür genügt non ohne Fragepartikel oder auch an andere Wörter angehängtes ne, was SIGISMUND in comm. Jen. III, 231 allein für Plaut. u. Ter., nie nonne, gelten lässt); oft aber wird es von Cic. gebraucht. Manche Autoren verschmähen es ganz, wie Catull u. Tibull, Sen. rhet., Plin. mai., jedoch nicht Properz, Horaz; Spätlat. wie Lucifer, Prudent. u. a. gebrauchen dafür nach dem Vorgang der Vulgata ne, z. B. ne dixisse memineras dominum? oder wie schon Plaut. non allein, z. B. Lact., der indes auch oft nonne hat, Commod., Prudent.

Anmerkung 1. Die Behauptung, dass nonne bei Plaut. gar nicht vorkommt, stammt von A. SPENGEL, Die Partikel nonne im Altlat., Progr., München 1867. Dagegen hat SCHRADER, De particularum ne, anne, nonne apud Plautum prosodia, Strassburg 1885, S. 42 die Existenzberechtigung von nonne verteidigt; thatsächlich weist auch der neueste Plautustext nonne auf, z. B. Amph. 165, 403; Pers. 747; vgl. noch Ter. Andr. 869 (vgl. Zusätze).

Anmerkung 2. Dass nonne durch non weitergeführt werden kann, zeigt schon Plaut. Amph. 406 nonne non non. nonne. .; auch bei Cic. ist das Gleiche der Fall.

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194. Num, welches eigentlich „nicht zu irgend einer Zeit" bedeutet, hat wie die Negation ne gleichfalls die Bedeutung eines Frageworts angenommen. Es findet sich von Plautus und Terenz an bis in die silberne Latinität in ziemlich häufigem Gebrauche; von da ab wird es seltener, so haben es z. B. Sen. rhet. u. Plin. mai. gar nicht verwendet, und es scheint in der Zeit des Hieronymus schon untergegangen zu sein. Gehalten wurde es in der Zusammensetzung mit quid numquid; dies quid hat nur den einen Zweck, dem kleinen Wörtchen num mehr Konsistenz und Halt zu geben. Wie numquid wird auch numquidnam gebraucht. Noch bei Gregor. Turon. treffen wir öfters numquid. Sonst hat man nach einem Ersatz für num gesucht, dafür fand sich ne. Daher treffen wir Spätlat. ne = num, z. B. Joh. 4, 12 ne tu maior es patre nostro Iacob? Die Form numne wird von RITSCHL op. II, 248 verworfen; sie findet sich jedoch schon bei Naev. Coroll. IV M., bei Afran. fr. 29 R. und noch spätlat. bei Prudentius wiederholt; auch dürfte sie bei Cic. zu halten sein, so de nat. d. 1, 88 deum ipsum numne vidisti? Lael. 36 (dazu SEYFFERT-MÜLLER); vgl. LEASE in Am. Journ. of Phil. XX S. 62. Numnam ist nur altlat.

195. Durch Anfügung des fragenden ne an die Interjektion e entstand mit Abwerfung des Schlussvokals das Fragewort en, welches eine affektvolle, an der Bejahung sozusagen verzweifelnde Frage einleitet. Dasselbe gehört den Komikern und Epik. (Verg. Sil.), sowie Liv. in archaisierender Rede an und findet sich noch in Quint. decl., ebenso bei Ausonius zur Einleitung einer Frage mit ironischem Sinne oder Unwillen. In der Hauptsache aber reicht dieser Gebrauch nur bis zur augusteischen Zeit.

Anmerkung. Im Spätlatein finden wir noch andere Einleitungsformeln bei direkten Fragen, so z. B. si, vgl. Vulg. act. apost. 1, 6, Lucif. 13, 8 H. si non es tu Constantius imperator?; ferner itane, das sich ja schon öfters bei Plaut., auch bei Ter. und Cic. findet und hier schon nahe daran ist, eine Interrogativpartikel zu werden, z. B. Ter. Phorm. 536 itane hunc patiemur fieri miserum?, Act. apost. 8, 30 itane intellegis, quae legis?, auch ita allein, so besonders bei Arnobius, dann auch putasne oder putas, z. B. Eugipp. vit. Sever. 9, 2 putasne possum invenire hominem?

196. Die Doppelfrage wird richtiger wohl Wahlfrage genannt; denn wenn auch zumeist die Wahl zwischen zwei Gliedern gestellt ist, findet man doch schon bei Cicero, z. B. de or. 3, 211 refert qui audiant, populus an senatus an iudices, und bei Caesar, sowie noch beim Metriker Terentian dreigliedrige Fragen. Die zweigliedrige Frage wird zunächst so gebildet, dass die beiden Frageglieder ohne Fragewort bloss mittels der disjunktiven Partikel an nebeneinander gestellt werden, z. B. maneam an fugiam? diese Form ist Regel bei Juvenal, sonst im ganzen selten, öfters nur bei Plaut. und Sen. rhet., bei Cicero wohl nur, wenn die Negation den Gegensatz bildet, z. B. sortietur an non? Häufiger ist nean, am gewöhnlichsten (jedoch nicht zu finden bei Catull, Tib., Prop., Hor., Lucan) utruman, wobei der zur Partikel gewordene Akk. neutr. utrum

darauf hinweist, dass die Wahl zwischen zwei Dingen gestellt wird. Utrum kann auch zur Einleitung dienen, und zwar als Pronomen, z. B. Naev. Gymn. I utrum est melius: virginemne an viduam ducere? dann als Fragepartikel, z. B. Accius 479 R. utrum terraene motus sonitusne inferum pervasit aures? An diesem Beispiel erkennen wir den Übergang vom Pronomen zur Fragepartikel utrum, vgl. auch BRUGMANN, Gr. Gramm. § 592 bezüglich Tótεgov. An utrum wird noch ne angehängt bei Cic. inv. 1, 51 utrumne tuum virum malis an illius, sonst nicht bei Cic., nicht bei Caes. und Liv., aber bei Horaz und Plin. mai., Curt., Lact. Ferner hat Cicero an einigen Stellen den beabsichtigten zweiten Teil der Frage unterdrückt, so dass utrum scheinbar in einfacher Frage steht, z. B. Cic. top. 4, 25 utrum igitur hactenus satis est? Ganz vereinzelt, aber vorbereitet durch Acc. 479 R. ist nene bei Ovid. Met. 3, 367, Verg. Aen. 11, 126 iustitiaene mirer belline laborum? Nur spätlat. ist utrumnam; bezüglich Livius 37, 17, 10 vgl. Novák S. 259.

Anmerkung. Num-an erscheint nie in disjunktiver Frage (höchstens vielleicht Plaut. Poen. 1315?); bei Ter. Phorm. 412, Cic. Tusc. 1, 112 num rhetorum epilogum desideramus? an hanc artem plane relinquimus? Cic. sen. 23 und sonst wird mit an überall eine neue, selbständige Frage (oder vielmehr) eingeleitet.

197. Unstreitig die wichtigste Fragepartikel ist an; dieselbe ist wahrscheinlich aus einem demonstrativen Pronominalstamm hervorgegangen und weist auf einen Punkt in den Worten eines anderen hin, welcher die Aufmerksamkeit des Sprechenden besonders erregt, z. B. Plaut. Poen. 334 ut Venerem propitiem. Eho, an iratast? propitia herclest so, ist sie erzürnt? Die Beziehung kann auch auf die Worte des Sprechenden selbst stattfinden, z. B. Plaut. Amph. 1027 paene ecfregisti cardines. An foris censebas nobis publicitus praeberier so? meintest du du meintest wohl gar? Durch diese stete Beziehung auf etwas Vorausgesetztes wurde an besonders befähigt, einen zweiten Gedanken in gegensätzliche Stellung zu einem ersten zu bringen und so erklärt es sich, dass es seinen regelmässigen Platz im zweiten Teil einer disjunktiven Frage hat; ja es kann auch zum zweiten Glied eine neue Beziehung gesucht und so ein drittes Glied mit an angeschlossen werden.

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Die mannigfache Art der Beziehung, welche an zu einem vorausgehenden Gedanken nehmen kann, ermöglichte eine vielseitige Verwendung desselben. Dies zeigt sich schon im Altlatein bei Plautus, namentlich aber bei Cicero. Und so spielt denn an in der Lehre vom kunstreichen Bau der Rede oder Abhandlung eine grosse Rolle; es dient vorzugsweise zur Einleitung der argumentierenden Frage, ferner in der Widerlegung, in der occupatio und in der reprehensio (ausführlich behandelt von SEYFFERT in dessen scholae latinae). — Verstärkt wird an durch angehängtes ne; anne kommt häufig im Altlat. vor, später seltener, nicht bei Hor., Tib., Prop., bei Cicero nur im zweiten Gliede einer Frage, nicht wenn an die eben erwähnten stilistischen Funktionen hat; nachklass. und spätlat. bei Juv., Pers., Mart., Sil. It., Prudent. Zum Schlusse sei bemerkt, dass an non in direkten Fragen bei Cicero regelmässig ist (necne nur Tusc. 3, 19 u. p. Flacc. 59).

Anmerkung. Nach SKUTSCH, Forschungen S. 59 ist an aus atne hervorgegangen,

welches vor Vokalen zu anne, vor Konsonanten zu an geworden sei. Nach HINZE ist an durch Apokope aus anne entstanden; vgl. jetzt auch Arch. XI S. 125 und BRUGMANN, Gr. Gramm. § 599.

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198. Manche Fragesätze sind nur der Form nach Fragen, enthalten aber thatsächlich eine Behauptung, eine Aufforderung, einen Wunsch, einen Befehl. Solche Fragesätze nennt man im allgemeinen rhetorische Fragen. Sie finden sich allenthalben, oft schon im Altlatein, häufig auch in klass. und nachklass. Zeit bei Dichtern und Prosaikern. So ist z. B. vis tu bei Petron sat. 111 auffordernd, ebenso bei Horaz sat. 2, 6, 92, Sen. brev. 19, Serv. Sulp. Rufus bei Cic. Fam. 4, 5, 4 visne tu te cohibere ei so bezwinge dich doch; Properz 2, 13, 47 quis minuisset ist = utinam aliquis minuisset, vgl. noch Verg. Aen. 10, 675. Ferner enthalten Sätze wie quid virtute est divinius? eine Behauptung virtute nihil est divinius u. ä., vgl. noch § 162, 5. Auch der Ausdruck des Unwillens oder der Missbilligung gegenüber einer Behauptung, einer Absicht, einer Aufforderung, auch einer Thatsache kann in die Form einer Frage gekleidet werden und so gehören hieher noch die sog. missbilligenden Fragen. Dieselben erscheinen teils im Konjunktiv ohne einleitendes ut, z. B. vir ego tuus sim (Pl. Amph. 813), oder mit solchem, z. B. Ter. Andr. 263 eine ego ut advorser; daneben findet sich auch der sog. Infinitivus indignantis, vgl. § 161. Alle diese Ausdrucksweisen, wobei ne vielleicht nicht als Fragewort, sondern als Versicherungspartikel aufzufassen ist (so WARREN in American Journal of Philol. vol. 2, no. 5), gehören dem täglichen Leben an und sind von da in die Komödie, in die Briefe und zum Teil auch in die Reden Ciceros, dann in die Satiren, Epod. und Epist. des Horaz übergegangen; Caes. und Sall. haben sie nicht, Verg. und Liv. vereinzelt in den Reden.

199. Das Verbum finitum eines Fragesatzes kann stehen

a. im Indikativ, b. im Konjunktiv und zwar

a. im Potentialis, 3. im Irrealis, y. im Dubitativus.

Alle Fragesätze werden ausnahmslos mit non negiert. Dies gilt auch für die dubitative Frage; schon Lucil. 288 B. sagt quid sumam, quid non? Cicero hunc ego non diligam? cur ego non lacter? etc. Bei Cic. Att. 12, 40, 2 ne doleam? ist ne doleam, ne iaceam? von dem vorausgehenden postulent abhängig, also num postulant, ne doleam?

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Zu § 189-198 vgl.: MORRIS, The sentence-question in Plautus and Terence, Baltimore 1890; SCHMID, Zur Lehre von den Fragesätzen, Ulm 1854; HINZE, De an particulae apud priscos scriptores latinos vi et usu, Brandenburg 1887; WOLFF, De enuntiatis interrogativis apud Catullum, Tibullum, Propertium, Halle 1883; GRABENSTEIN, De interrogationum enuntiativarum usu Horatiano, Halle 1883; WEISS, Gebrauch der Fragesätze bei Juvenal, Stockerau 1882; KRAZ, Die sog. unwillige oder missbilligende Frage etc., Stuttgart 1862; G. MÜLLER, Über die sog. unwilligen oder missbilligenden Fragen im Lat., Görlitz 1875; W. GUTHMANN, ber eine Art unwilliger Fragen im Lat., Nürnberg 1891; RIEMANN, Revue de philol. 1882 p. 168; O. RIBBECK, Beiträge zur Lehre von den lat. Partikeln (über ne, num u. ä.), Leipzig 1869.

c. Aufforderungssätze.

200. Das Verbum finitum der Aufforderungssätze steht im Imperativ oder im Konjunktiv; die Negation ist ne. Der Konjunktiv in Aufforderungssätzen ist Hortativus oder Jussivus.

Zu den Aufforderungssätzen gehören auch die Wunschsätze. Hier steht das Verbum finitum im Coniunctivus Optativus.

Die Wunschform sowie die Befehlsform dienen auch zum Ausdruck einer Einräumung, eines Zugeständnisses, genau wie im Griechischen, z. B. sier, čotw; dabei wird gewöhnlich der Imperativus Futuri gebraucht; vgl. Plaut. Men. 1029 mea causa liber esto, Ter. Heaut. 464 faciat quidlubet.

B. Modi, Tempora und Genera Verbi.

201. Wie bemerkt, beruht der Hauptunterschied der einzelnen Arten der einfachen Sätze im Modus des Verbum finitum; es sollten deshalb bei jeder Satzart die in ihr üblichen Modi behandelt werden. Allein der Übersicht wegen folgen hier die Haupterscheinungen im Modusgebrauch nacheinander; weil jeder Modus in einem Tempus und Genus Verbi erscheint, wird dann die Lehre vom Gebrauche der Tempora und Genera Verbi angeschlossen.

a. Modi.

202. Der Indikativ steht im Lateinischen oft, wo wir den Konjunktiv setzen, und zwar:

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1. in den prädikativen Phrasen wie longum est, aequum est, satius erat, par fuit u. ä., sowie von den Verben des Könnens, Sollens, Müssens, wie possum, debeo, oportet. Dabei ist zu bemerken, dass im Altlatein satius est heisst es wäre besser, satius erat es wäre besser gewesen, ebenso Plaut. Mil. 911 bonus vates poteras esse du hättest sein können; selten ist hier das Plusquamperfekt, wie satius fuerat satius erat; ein potuerat begegnet noch nicht bei Plautus, sondern erst bei Terenz. Mit der klass. Zeit wird es anders; nunmehr heisst poteram ich könnte und erhält sich so, indem z. B. noch Lact. II, 47, 6 poteram nunc exponere, nisi me pudor revocaret schreibt. Dieses Imperfekt, welches PALMER zu Hor. sat. 2, 1, 7 bezeichnend the imperfect of the neglected duty nennt, findet sich klassisch, nachklass. und spätlat. allenthalben bei Dichtern und Prosaikern, z. B. Cic. off. 1, 28; Hor. sat. 2, 1, 16. Wenn nun auch der Indikativ hier vorgezogen wird, so ist überall der potentiale Konjunktiv nicht ausgeschlossen; doch treffen wir mehr den Konjunktiv des Präsens, seltener den des Imperfekts, noch seltener den des Perfekts, dann den Irrealis, bei Cicero besonders in Sätzen mit negativem Sinne, z. B. Cic. div. 2, 24 quid enim posset iis esse laetum exitus suos cogitantibus? Von den Ausdrücken des Müssens scheint der Konjunktiv nur im Präteritum üblich gewesen zu sein, z. B. Cic. Fam. 3, 11, 3 quae quidem (res publica) tales viros tueri deberet, so auch von der Coniug. periphr. pass., z. B. Cic. Tusc. 2, 14 magis esset pudendum, si in sententia permaneres. Hieher gehört auch der dem Cicero besonders geläufige Ausdruck non putaram, z. B. off. 1, 81; Sen. phil. de ira 2, 31 sagt non putavi, aber Val. Max. auch non putaram. Ebenso ist ciceronianisch malueram, wofür manche der Späteren maluissem schreiben, wie Liv., Sen., Suet., Gell.; andere wie Lucan und Tac. haben malueram wieder aufgenommen.

Der Indikativ steht

2. an Stelle des dubitativen Konjunktivs namentlich im Altlatein, dann bei Catull, Varro, bei Cicero in den Erstlingsschriften und in den Briefen ad Att., bei Verg. und vereinzelt bei Späteren; diese Ausdrucks

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