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Martyribus Clemente etc. sagt: teutonica lingua olim omnibus Gallis communis. Frick in der commentatio de Druidis Ulmae 1744, S. 21: veteres Celtae quorum pars Germani fuere, und S. 22: Gallos aeque ac Germanos communi Celtarum nomine olim fuisse insignitos plurimis si opus foret veterum testimoniis comprobari posset; dabei wird verwiesen auf Brower, Reinesius, Spener, Wachter, Gundlingius. Leibnitz in den collectanea etymologica (ed. Eccard) S. 57: veteres Celtarum nomine Germanos Gallosque comprehendebant. Es wäre ein leichtes, mit solchen Stellen ganze Seiten zu füllen. Dagegen sind die Gelehrten, welche die jetzige Ansicht, dass die Germanen keine Kelten seien, schon vor 1738 aussprechen, sehr selten. Als Schoepflin im Jahr 1754 diese Ansicht vertheidigte, konnte er sich auf Niemand berufen, als auf Bodinus aus dem 16. Jahrh., von dem er doch gestehen muss, dass er seine Sache schlecht geführt habe. Es ist wahr, dass die Stelle Caesars, wonach Ariovist die gallische Sprache erlernen musste, schon früh an dem Keltenthum der Germanen zweifeln machte, z. B. bei Hotomanus und Beatus Rhenanus, der in seinen res germanicae sagt: veterem Gallorum linguam diversam a sermone germanico fuisse, satis indicat Caesar; allein diess sind bis 1738 ganz vereinzelte Stimmen, die in der allgemeinen Uebereinstimmung nicht gehört wurden. Boxhorn in den 1654 nach seinem Tod herausgegebenen origines Gallicae spricht sich S. 5 entschieden aus: Galli veteres et Germani ut pleraque alia omnia ita linguam inprimis communia et eadem habuere. Wenn daher gegen das Ende der Schrift behauptet wird, die altgallische Sprache sei die kymrische, und nach der Stelle Caesars von der germanischen ganz verschieden, so scheint hier nicht mehr Boxhorn, sondern der Herausgeber der Schrift zu sprechen. Wenn dieser sich aber auf Joh. Is. Pontanus beruft, so hat er Unrecht. Denn Pontanus in den res francicae nimmt zwar nach Tacitus eine Verwandtschaft des Gallischen und Brittischen an, aber trotz der Stelle Caesars, die er anführt, behauptet er, dass die gallische Sprache der deutschen sehr ähnlich gewesen sei, und: vocabula, quae ab autoribus Graecis Latinisque ut Gallica adducuntur, esse Germanicae indolis integro lexico demonstrari possit.

Erst seit 1738 änderte sich die herrschende Ansicht. In diesem Jahr erschien zu Paris der erste Band des grossen von den Benedictinern herausgegebenen Sammelwerkes: rerum Gallicarum et Francicarum scriptores. In der Vorrede S. XXX beruft sich der Herausgeber Dom Martin Bouquet gegen Boxhorn auf die bekannte Stelle Caesars als Beweis, dass die gallische Sprache eine andre war als die germanische. Er fährt dann fort: cette langue gauloise s'est conservée jusqu'aujourd'hui sans altération dans cette partie de la grande Bretagne qu'on appelle le pays de Galles. C'étoit aussi du tems de César la langue que parlaient les Celtes qui habitaient la troisième partie des Gaules. Diese kurze Stelle, die doch gewiss nicht eine Prüfung und Begründung genannt werden kann, genügte, um der neuen Ansicht Geltung zu verschaffen. Diese wurde angenommen von Schoepflin in seiner Alsatia illustrata, wo ein bretonisches Vaterunser als Beispiel der Sprache der altgallischen Bewohner des Elsasses eingerückt ist. Um zu zeigen, dass mit dieser neuen Ansicht die Nachrichten der Alten nicht im Widerspruch stehen, schrieb Schoepflin 1754 seine Vindiciae Celticae. Durch ihn ist die noch jetzt häufig geäusserte Meinung aufgekommen, dass die Griechen, welche die germanischen Völker zu den Kelten rechnen, von dem Norden und Westen Europas zu geringe Kenntniss gehabt hätten, um die Völkerunterschiede richtig aufzufassen, und dass erst die Römer seit Cäsar gemerkt hätten, dass die Germanen ein ganz anderes Volk als die Gallier waren. Auf Bouquet und Schoepflin gestützt, erhielt die neue Lehre eine rasche Verbreitung, ohne doch die alte ganz verdrängen zu können. Noch immer blieben die Gelehrten zahlreich, welche die Germanen zu den Kelten rechneten. Erst in unserm Jahrhunderte musste der neuen Lehre die aufgeregte Leidenschaft zu Hülfe kommen, um ihr allgemeine Geltung zu verschaffen. In der Zeit der Erbitterung und des Krieges hörte man auf beiden Seiten gerne, dass Germanen und Gallier von je her ganz verschiedene Völker gewesen seien; das feingebildete Volk der Gallier, sagte man in Frankreich, hatte nichts gemein mit den rohen nordischen Barbaren, die zuerst unter Ariovist, dann unter dem Vandalenkönig Krokus, dem Franken Chlodio und andern, und zuletzt unter

Blücher unsere Gefilde verheerten; und solche Stimmen kann man noch jetzt jenseits des Reines hören. Dagegen beriefen sich die Deutschen auf des Tacitus Schilderung der Germanen, und liebten es, alle Stellen der Alten hervorzuheben, die von dem Wankelmuth, dem Leichtsinn und den Lastern der Gallier handeln, um zu zeigen, dass von jeher keine andere Beziehung, als die des Hasses und der Feindschaft zwischen den beiden Völkern stattfinden konnte. In dieser Zeit war es erwünscht zu hören, dass nie eine Gemeinschaft der Sprache, eine Gemeinschaft des Blutes die Völker verbunden habe. So kam erst in unserm Jahrhundert die Lehre Bouquet's und Schoepflin's zu völliger Herrschaft.

Die Kymren und Gaelen waren natürlich mit dieser Wendung der Dinge nicht unzufrieden. In Wales waren schon seit dem zwölften Jahrhundert die Gelehrten überzeugt, dass sie die wahren Kelten seien, oder eigentlich das Urvolk, von dem die alten Gallier, so wie alle andern Völker der Erde abstammten. Nichts finden sie daher natürlicher, als dass aus ihrer Sprache die Reste der gallischen Sprache sowie aber auch alle andern Sprachen Licht erhielten. Sie hatten nicht nur nichts dagegen einzuwenden, als man anfieng, für altgallische Wörter kymrische und gaelische Etymologieen zu suchen, sondern sie fanden es sogar unbedenklich, die erhaltenen altgallischen Wörter als veraltete Ausdrücke in ihre Wörterbücher aufzunehmen. In Deutschland und Frankreich hatte man vor Bouquet in dieser Beziehung nur unsichre Meinungen, weil man von den brittischen Sprachen nur geringe Kenntniss hatte. Allerdings meinen auch Leibnitz und Keysler (dieser in seinen Antiquitates septentrionales, Hannover 1720 S. 36), dass man die irische Sprache mit Nutzen zur Erklärung altgallischer Wörter anwenden könne; aber nichts destoweniger ist ihnen die deutsche Sprache die eigentliche keltische. Erst seit Bouquet und Schoepflin gilt es für unerlaubt, die keltischen Wörter und Namen, welche die Alten aufbewahrt haben, aus dem Deutschen zu erklären; aber erst in neuester Zeit sind Schriften möglich geworden, wie die gallische Sprache von Mone, und die Ferienschriften von Leo, in welchen die Vorliebe für die kymrische und irische Sprache so weit getrieben ist, dass eigentlich für eine deutsche

Sprache kaum noch ein Winkelchen übriggelassen wird. Auch die Grammatica Celtica von C. Zeuss steht, wie schon der Name sagt, ganz fest in dem Glauben, dass die kymrische Sprache die nächste Verwandte der altgallischen sei und trägt nicht das geringste Bedenken, die gallischen Wörter unter die kymrischen und irischen aufzunehmen. So kann es also jetzt als eine unbezweifelte allgemeine Ansicht gelten, dass erstens die Germanen keine Kelten, zweitens dass die Kymren und Gaelen Kelten seien, und so fest gewurzelt ist diese Ansicht, dass z. B. Gerlach in seiner Germania S. 55 das Zeugniss des Strabo für das richtige Verhältniss nur höchst komisch finden kann.

Doch blieb diese Ansicht nie ganz ohne Widerspruch. Wenig geeignet zu nachhaltiger Wirkung war das Werk von Pelloutier, (Prediger an der französischen Gemeinde in Berlin), dessen erster Band schon 1740 erschien, und das noch 1777 bis 1784 in deutscher Uebersetzung von Purmann unter dem Titel: Aelteste Geschichte der Kelten, insonderheit der Gallier und Deutschen herausgegeben wurde. Er rechnete gegen Bouquet die Deutschen zu den Kelten, aber auch alle Völker Spaniens und der brittischen Inseln waren ihm Kelten. Viel wichtiger ist ein neueres Werk: Deutschlands Urgeschichte von Karl Barth, zweite Auflage, Erlangen 1840. Gleich in der Vorrede wird als Zweck des Buches angegeben, den Irrthum zu bekämpfen, dass die Kelten urverschieden von den Germanen seien, und dagegen das deutsche Keltien, das unsre Zunge spreche, aufzuhellen. Ebenso wird hier zuerst das Keltenthum der Britten angefochten und S. 359 wird gesagt: „die dreist behauptete Abkunft der Britten von den Kelten steht mit allen geschichtlichen Zeugnissen, den Meinungen und Ansichten der Alten in geradem Widerspruch." Mit gründlicher Gelehrsamkeit wird in diesem Buch oft mit unwiderleglichen Gründen der herrschenden Ansicht entgegengetreten. Aber es fehlt dem Verfasser an Klarheit und Entschiedenheit. Oft scheint er vielmehr die herrschende Ansicht aufs lebhafteste zu vertheidigen, und die kymrische Sprache ist ihm sogar eine germanische S. 360. Das Buch verdient Anerkennung; aber es war nicht im Stande, der herrschenden Verwirrung ein Ende zu machen; es hat eher dazu beigetragen, diese noch zu vergrössern.

Wenn ich mich nun anschicke, die ganz verstummte Opposition wieder aufzunehmen, so muss ich vor allen Dingen bemerken, dass meine beiden Sätze in nothwendiger Verbindung stehen. Man kann nicht den einen derselben bejahen und den andern verneinen. Die brittischen Völker, wie ich der Kürze wegen die Kymren in Wales und der Bretagne, und die Gaelen in Irland und Schottland, mit einem Namen nennen will, können nicht Kelten sein, wenn die Germanen Kelten sind, und umgekehrt, wenn die Germanen Kelten sind, so können die Britten keine Kelten sein. Denn die Britten und die Germanen sind zwei ganz verschiedene Völker; ihre Sprachen, obgleich allerdings nicht ohne deutliche Spuren eines gemeinsamen Ursprungs, weichen doch so weit von einander ab, dass sie unmöglich in dem Verhältniss naher Verwandtschaft stehen oder gar nur verschiedene Mundarten derselben Sprache sein können. Wer also beweisen will, dass die Germanen Kelten sind, dem ist ebendarum der Beweis dafür auferlegt, dass die Britten mit Unrecht zu den Kelten gezählt werden.

Um nun diesen doppelten Beweis zu führen, scheint mir das gerathenste den Stoff in folgender Weise in vier Theile zu ordnen. In den ersten Theil stelle ich die negativen Beweise, welche nicht sowohl die Wahrheit meiner Sätze, als die Unmöglichkeit der entgegenstehenden darthun sollen; im zweiten Theil werde ich die Ansichten und Zeugnisse der Alten über das Verhältniss der Germanen zu den Kelten einer neuen Prüfung unterwerfen; im dritten Theil sollen die Thatsachen angeführt und untersucht werden, ob die Leibesbeschaffenheit, die Sitten, die Rechtsverhältnisse, die Religion der alten Kelten sie zu den Britten oder zu den Germanen stellt; endlich im vierten Theil soll die letzte Entscheidung von der Sprache genommen werden; die erhaltenen altkeltischen Wörter sollen darauf angesehen werden, ob sie wirklich, wie jetzt allgemein behauptet wird, kymrisch oder ob sie deutsch sind. Ich werde mich in allen Theilen auf das Nothwendige und Hinreichende beschränken müssen, sonst hätte ich allerdings Gelegenheit, aus jedem Theil, ohne gerade Ungehöriges einzumischen, ein ganzes Buch zu machen.

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