Immagini della pagina
PDF
ePub

manen. Weder die Kelten noch die Germanen waren Nomaden, sondern sie bauten sich an, jedoch nicht so fest, dass sie nicht leicht ihre Wohnsitze ändern konnten. Diess bezeugt ausdrücklich Polybius 2, 17 von den italischen Kelten: ᾤκουν δὲ κατὰ κώμας ἀτειχίστους τῆς λοιπῆς κατασκευῆς ἄμοιροι καθεστώτες· διὰ γὰρ τὸ στιβαδοκοιτεῖν καὶ κρεωφαγεῖν, ἔτι δὲ μηδὲν ἄλλο πλὴν τὰ πολεμικὰ καὶ τὰ κατὰ γεωργίαν ἀσκεῖς, ἁπλοῦς εἶχον τοὺς βίους, οὔτ ̓ ἐπιστήμης ἄλλης, οὔτε τέχνης παρ' αὐτοῖς τὸ παράπαν γινωσκομένης· ὕπαρξίς γε μὴν ἑκάστοις ἦν θρέμματα καὶ χρυσός, τῷ μόνα ταῦτα κατὰ τὰς περιστάσεις ῥαδίως δύνασθαι πανταχῆ περιαγαγεῖν καὶ μεθιστάναι κατὰ τὰς αὐτῶν προαιρέσεις. Es ist das mit andern Worten ganz dasselbe, was Caesar und Tacitus von den Germanen berichten; sie hatten zwar Ackerbau, aber kein anderes Eigenthum als Vieh und Gold, also keinen Grundbesitz; daher Leichtigkeit, den Wohnsitz zu verändern. Wenn an einer Stelle S. 291 Strabo von einem Theil der Germanen, den Sueven sagt, dass sie keinen Ackerbau kennen, und wie Nomaden leben, so ist er gewiss nur so zu verstehen, wie Caesar, der von denselben Sueven sagt: agriculturae non student, und dann doch die Art ihres Ackerbaus beschreibt. Die Germanen waren also keine Nomaden; aber ihr Feldbau konnte nur ein beschränkter sein, da bei ihnen der Acker kein bleibendes Eigenthum des Einzelnen war, sondern nach regelmässiger, von der Obrigkeit geleiteter Vertheilung des Bodens, jedes Jahr einem andern Besitzer zufiel. Dass diess so war, bezeugen Caesar und Tacitus in den deutlichsten und bestimmtesten Ausdrücken in den bekannten Stellen bell. Gall. IV, 1; VI, 22. Germ. 26; und es kann gegen diese Zeugnisse nicht in Betracht kommen, dass die Herrn von der modernen Wissenschaft einen andern Beschluss zu fassen beliebt haben, worüber sich auch Hillebrand, Rechtsgeschichte §. 7, nur wundern kann. Dasselbe nun ist in der angeführten Stelle des Polybius ziemlich deutlich von den italischen Kelten gesagt; denm wenn sie Ackerbau hatten, aber keine Felder als Eigenthum der Einzelnen, so muss die Einrichtung dieselbe gewesen sein, wie bei den Germanen Caesars. In Gallien selbst finden wir noch zu den Zeiten Caesars ein ganzes Volk, die Helvetier, die den Beschluss fassen, andre Wohnsitze aufzusuchen; das wäre bei erblichem Grundbesitz

nicht möglich gewesen, und am wenigsten hätte diesen Beschluss der reichste von allen, Orgetorix, longe nobilissimus et ditissimus, veranlasst, wenn sein Reichthum in grossen erblichen Landgütern bestanden hätte. Auch bei den spanischen Kelten finden wir dieselbe Einrichtung. Von den Wakkäern berichtet Diodor V. 34: ovτoť jàq καθ ̓ ἕκαστον ἔτος διαιρούμενοι τὴν χώραν, γεωργοῦσι, καὶ τοὺς καρποὺς κοινοποιούμενοι μεταδιδόασιν ἑκάστῳ τὸ μέρος· καὶ τοῖς νοσφισαμένοις τι γεωργοῖς θάνατον τὸ πρόςτιμον τεθείκασι. Wir finden also Ackerbau ohne Privateigenthum des Bodens als ursprüngliche Institution aller keltisch-germanischen Völker.

Ueberhaupt hat man viel zu viel Nachdruck auf die Stelle Caesars 6,21 gelegt: Germani multum ab hac consuetudine (Gallorum) differunt. Es ist vielmehr alles, was er von den Galliern sagt, fast ganz wörtlich auch von den Germanen wahr; z. B. was er von der höchsten Strafe, die bei den Galliern vorkommt, 6, 13 erzählt, gilt ganz genau noch von den alten Isländern. Der Friedlose, vargr i véum, ist derjenige, cui sacrificiis est interdictum.

[ocr errors]

Gegen unsere Ansicht möchte angeführt werden, dass Ariovist die Gallier wie ein fremdes Volk grausam beherrschte. Allerdings benahm sich Ariovist in Gallien wie in Feindesland; er und seine Sueven verachteten die unterworfenen Gallier, und zwangen sie ihnen einen Theil ihres Landes abzutreten. Aber folgt daraus, dass die Gallier ein ganz andrer Volksstamm als die Germanen waren? Keineswegs; denn ganz ebenso wie die Gallier wurden auch entschieden germanische Völker von den mächtigern Sueven behandelt; die Usipetes und Tencteri wanderten aus, weil sie nach langen Kriegen von den Sueven ihres Feldes beraubt worden waren, bell. Gall. 4,4: qui cumplures annos Suevorum vim sustinuerunt, ad extremum tamen agris expulsi. So gewiss die Tencterer und Usipeter Germanen waren, wie die Sueven, obgleich sie von diesen verjagt wurden, ebenso gewiss können die Sequaner mit den Sureven zu demselben keltischen Volksstamm gehört haben, obgleich sie von diesen unterdrückt wurden. Das Bewusstsein der Stammeseinheit hinderte die germanischen Völker schon in den ältesten Zeiten nicht, sich gegenseitig zu be-1 kriegen, zu berauben, zu unterdrücken und zu verjagen. Jenseits des

Reins hausten sie nicht anders als diesseits, die Gallier sahen voraus, dass ihnen, wenn Caesar nicht helfe, nichts übrig bleibe, als wie die Usipeter auszuwandern und ferne yon den Germanen neue Wohnsitze zu suchen (bell. Gall. 1, 31); aber nichts destoweniger waren die Germanen, wie sie, keltischen Stamms und sprachen dieselbe Sprache wie sie.

Es mögen noch einige auffallende Züge gemeinsamer Sitte hervorgehoben werden.

Von den Galliern sagt Livius 21, 22. beim Zuge des Hannibal: armati fita mos gentis erat) in concilium venerunt. Ebenso Caesar V, 36: Indutiomarus armatum 'concilium indicit. Dasselbe sagt Tacitus von den Germanen Germ. 13: nihil autem neque publicae neque privatae rei nisi armati agunt. Dasselbe gilt noch von den alten Skandinavern.

Dass die italischen Kelten die Sitte hatten, aus den Schädeln der erschlagenen Feinde Trinkgeschirre zu machen, erzählt Livius 23, 24. In Oberitalien wurde a. Chr. 215 der Consul Postumius mit zwei Legionen in der silva Litana vernichtet; spolia corporis caputque ducis praecisum Boii ovantes templo quod sanctissimum est apud eos intulere: purgato deinde capite ut mos iis est calvam auro caelavere; idque sacrum vas iis erat, quo solemnibus libarent, poculumque idem sacerdoti esse ac templi antistibus. Bekannt ist der Becher Alboins, der aus dem Schädel seines Schwiegervaters Cunimund gemacht war.

Tacitus schildert Germ. 13 und 14 die Gefolgschaften der Deutschen. Es kann nicht geläugnet werden, dass diese ausführliche Schilderung Zug für Zug auf die gallischen Institutionen passt, wie wir sie bei Caesar finden. 6, 15: eorum (equitum) ut quisque est genere copiisque amplissimus ita plurimos circum se ambactos clientesque habent. Diese Clientes erscheinen öfters. 7, 40 flieht Litavicus cum suis clientibus, quibus more Gallorum nefas est etiam in extrema fortuna deserere patronos. Vgl. 7, 4; 6, 30. Dumñorix der Aeduer hat durch seinen Reichthum eine grosse Gefolgschaft gewonnen, 1, 18, und der Helvetier Orgetorix wird durch, die grosse Zahl seiner Klienten der gerichtlichen Verurtheilung entzogen, 1, 4.

Besonders verdient bemerkt zu werden, dass die ganz eigenthümliche Art der. Germanen, die Schlachtreihe aus Fussvolk und Reiter zu mischen, ganz ebenso bei gallischen Völkern vorkommt. Caesar 1, 48: genus hoc erat pugnae quo se Germani exercuerant. Equitum milia erant sex, totidem numero, pedites velocissimi ac fortissimi, quos ex omni copia singuli singulos suae salutis causa delegerant; cum his in proeliis versabantur; ad eos se equites recipiebant; hi si quid erat durius concurrebant, si qui graviore. vulnere accepto equo deciderat, circumsistebant; si quo erat longius prodeundum aut celerius recipiendum, tanta erat horum exercitatione celeritas, ut iubis equorum sublevati cursum adaequarent. Dazu Tacitus Germ. 6; damit vergleiche man Pausanias 8, 844: er spricht von den Kelten vor Delphi; jedem Reiter folgten zwei Fussgänger; das nannten sie Trimarkisia. Dazu kommt noch Livius 44, 26: dem Perseus kommt ein gallisches Heer zu Hülfe: veniebant decem milia equitum, par numerus peditum, et ipsorum jungentium cursum equis et in vicem prolapsorum equitum vacuos capientium ad pugnam equos. Die Galli, von denen Livius hier spricht, sind wohl die Bastarnae, denn er nennt ihren König Clondicus, und wohl derselbe Clondicus ist 40, 58 ein König der Bastarnen.

Von den Germanen sagt Tacitus, Germ. 4, sie seien hitzig im Angriff, aber ohne Ausdauer, und könnten wohl Kälte und Hunger, aber nicht Hitze und Durst ertragen: magna corpora et tantum ad impetum valida. laboris atque operum non eadem patientia, minimeque sitim aestumque tolerare, frigora atque inediam coelo solove assueverunt. Ganz dasselbe sagt bei Livius 37, 17 von allen Galliern Consul Manlius:

iam usu hoc cognitum est si primum impetum quem fervido ingenio et caeca ira effundunt, sustinueris, fluunt sudore et lassitudine membra, labant arma; mollia corpora, molles ubi ira consedit animos, sol pulvis sitis, ut ferrum non admoveas, prosternunt.

Auch in der Kleidung und Bewaffnung ist ursprüngliche Einheit der Gallier und Germanen nicht zu verkennen, obgleich hierin nicht nur von jeher die einzelnen Völkerschaften ihre unterscheidenden Kenn

Holtzmann, Kelten und Germanen.

11

zeichen hatten, sondern auch mit der Zeit Veränderungen eintraten. Ursprünglich war die Bewaffnung aller Kelten, wie noch der Germanen des Tacitus, eine höcht mangelhafte; aber weder die Gallier, noch später die Germanen verkannten den Werth besserer Waffen, und sobald sie die Mittel dazu hatten, vertauschten sie ihre ungenügende Ausrüstung gegen eine vollständigere, ihre hölzernen Schilde. gegen lederne, ihre kupfernen Schwerter, die nach jedem Hieb wieder gerade gebogen werden mussten, gegen eiserne. Zur Zeit Cäsars mochten die Gallier sich sehr merklich in der Kleidung und Ausrüstung von den Germanen unterscheiden; aber wenn wir bei Livius von den Galliern im Heere Hannibals lesen, 22, 46: Galli super umbilicum erant nudi, so erinnert das an die Beschreibung, die Agathias von den Franken gibt, 2, 5: γυμνοὶ δὲ τὰ στέρνα εἰσὶ καὶ τὰ võτa μéxoi tηs ỏoquos. Hosen und Mantel, sagum und braccae waren die Nationaltracht der Gallier wie der Germanen.

[ocr errors]

Auch die spanischen Kelten haben ganz germanische Sitten. Von Gallaecia, das nach Strabo von unvermischten Kelten bewohnt war, sagt. Silius Italicus Punica, III, 344:

Fibrarum et pennae divinarumque sagacem
flammarum misit dives Gallaecia pubem,

barbara nunc patriis ululantem carmina linguis,
nunc pedis alterno percussa verbere terra

ad numerum resonas gaudentem plaudere caetras.
Haec requies ludusque viris, ea sacra voluptas.
Cetera femineus peragit labor: addere sulco
semina et impresso tellurem vertere aratro,

segne viris; quidquid duro sine Marte gerendum,
Gallaici coniux obit inrequieta mariti.

Fast zu jedem Wort könnte man auf eine Stelle des Tacitus verweisen. Von dem Feldbau der Wakkäer war oben die Rede.

Am meisten sollen Germanen und Gallier in der Religion geschieden sein; denn allerdings wird diess von Caesar 6, 21 ausdrücklich behauptet. Es ist aber schon längst dargethan, dass Caesar hier entweder sich ungenau ausdrückte, oder schlecht unterrichtet war. Denn es kann nicht im mindesten bezweifelt werden, dass die

« IndietroContinua »