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Das Domcapitel von Mainz an den Propst v. Ketteler').

97.

Mainz, 31. März 1850.

Die Ereignisse, welche sich in dem Bisthume Mainz seit dem am 30. December 1848 erfolgten Hintritte unsers hochseligen Oberhirten Petrus Leopold in Hinsicht auf die Wiederbesezung unsers bischöflichen Stuhles zugetragen haben, sind Gegenstand so öffentlicher und allgemeiner Verhandlung gewesen, daß wir es wahrlich nicht nöthig haben, Ihnen, Hochwürdigster Hochwohlgeborner Herr, die entferntere Veranlassung unfers gegenwärtigen Schreibens erst noch weitläufig auseinander zu sehen 2). Ew. Hochwürden Hochwohlgeboren ist es auch bekannt, daß das hiesige bischöfliche Domcapitel, dessen Mitglieder die Unterzeichneten sind, die Wiederbejeßung des bischöflichen Stuhls auf die beste und für die Diöcese zuträglichste Weise dadurch einleiten zu müssen glaubte, daß es dem Heiligen Vater drei Candidaten vorzuschlagen und an Allerhöchstdenselben die Bitte zu richten sich entschloß, unter diesen durch ihre Frömmigkeit und Tüchtigkeit sämmtlich ausgezeichneten Männern denjenigen zum Oberhirten der Diöcese auszuwählen, welchen Ee. Heiligkeit selbst in ihrer Weisheit als den würdigsten und für unsere Verhältnisse geeignetsten erachtete.

Sie, Hochwürdigster Herr, standen an der Spiße dieses Verzeichnisses und der stille Wunsch, den wir auf diese Weise dem Oberhaupte der Kirche anzudeuten uns die Freiheit nahmen, ist in Erfüllung ge= gangen: mittels huldvoller Zuschrift vom 15. d. M. hat uns der Heilige Vater erklärt, daß er Sie, Hochwürdigster Herr, zu unserm Bischofe erforen habe.

Diese eben vor dem hohen Osterfeste dahier eingetroffene Nachricht hat uns mit der innigsten Freude erfüllt. Denn wir betrachten mit Zuversicht Ihre Berufung auf den hiesigen Bischofsstuhl als ein Unterpfand der Begründung und Befestigung des Friedens, als eine sichere Bürgschaft einer schönen kirchlichen Zukunft für unsere Diöcese.

Noch fehlt indcssen ein Umstand zur Vollendung unserer Freude.

1) Das Schreiben ist von dem Domcapitular Lennig, dem spätern Generalvis car des Bischofs v. Ketteler, verfaßt. Vgl. Adam Franz Lennig in seinem Leben und Wirken. Von Dr. Brück. Mainz 1870. S. 153.

2) A. a. D. 131-156.

Ew. Hochwürden Hochwohlgeboren haben das Wort der Annahme unserer Bischofswürde, so viel uns wenigstens bekannt, noch nicht ausgesprochen. Türfen wir daher auch von Hochdero inniger Hingabe an die Kirche und großer Ehrfurcht vor dem Oberhaupte derselben voraussetzen, daß Sie dem kundgegebenen Wunsche des leztern sich nicht entziehen, vielmehr im Hinblicke auf denselben den Einwendungen Ihrer uns bekannten Demuth und Bescheidenheit Schweigen gebieten werden, so fühlen wir uns dennoch ebenso sehr in unserm Gewissen verpflichtet, als durch unser Herz gedrungen, Sie um Ihre Einwilligung andurch auch unserseits auf das Angelegentlichste zu ersuchen. Wir erlauben uns zu diesem Zwecke Sie, Hochwürdigster Herr, darauf aufmerksam zu machen, wie unaussprechlich wichtig es ist, daß unsere durch ihre Lage und ihre eigenthümlichen Verhältnisse für das gesammte katholische Deutschland so beachtenswerthe Diöcese einen mit dem echten Geiste der Kirche, mit ebenso kräftiger als weiser Entschiedenheit erfüllten Oberhirten erhalte, einen Oberhirten, der, nachdem einmal bei Veranlassung der stattgehabten Zerwürfnisse die Ansichten und Gemüther von nicht wenigen nach verschiedenen Richtungen auseinander gegangen sind, durch den Adel seines von allen anerkannten Charakters sich in so hohem Grade zu einem Mittelpunkte allgemeiner Versöhnung eignet. Muß doch außerdem schon, Hochwürdigster Herr, die so bedeutungsvolle und segensreiche Art, wie Sie unmittelbar vor dem Hinscheiden unsers hochseligen Bischofs in hiesiger Stadt und in unserer Cathedrale Ihre apostolische Wirksamkeit begonnen 1) und in wenigen Tagen die Liebe und Hochachtung von Unzähligen erworben haben, Ihrem glaubensvollen Gemüthe als ein unverkennbarer Wink der Vorsehung erscheinen und daraus für Sie die Ueberzeugung hervorgehen, daß Gottes Rathschluß, für dessen Verwirklichung alles unter uns in jüngster Zeit Vorgefallene nur als eine Anbahnung dienen mußte, Sie in unsere Mitte und auf den Stuhl des heil. Bonifacius berufen hat.

Haben daher Ew. Hochwürden Hochwohlgeboren die Güte, diese Gründe, wenn anders solches zur Fassung Ihres Entschlusses irgend annoch erforderlich sein sollte, geneigtest in Erwägung zu ziehen und uns zu unserer sowie der Mainzer Diöcesanen vollständiger Beruhigung recht bald von Hochdero Entscheidung, welche wir indessen gar nicht anders denn als bejahend erwarten können, und überhaupt von dem, was Hochdieselben etwa wünschen und wodurch wir Dero baldmögliche Ankunft unter uns zu befördern im Stande sind, in Kenntniß zu sehen. Indem wir Sie hierum

1) Vgl. die sechs Vorträge über „die großen socialen Fragen der Gegenwart." v. Ketteler's Predigten 2, 115–221.

bitten und Ew. Hochwürden Hochwohlgeboren unserseits im voraus unserer aufrichtigsten Verehrung und Liebe, sowie unserer gewissenhaftesten Mitwirkung und Unterstüßung in der Erfüllung Ihrer bischöflichen Amtspflichten versichern, haben wir die Ehre zu zeichnen, Hochwürdigster Hochzuverehrender Herr, Ew. Hochwürden Hochwohlgeboren ehrerbietigst ge= horjame Diener, der Decan und die Mitglieder des Domcapitels von Mainz: Tobias Höfer, Decan, Grimm, Fell, Schnetter, J. Stratmann, Lennig, A. Gresser, Domcapitularen.

Subregens Paulus Melchers') an den Propst v. Ketteler.

98.

Münster, 3. April 1850.

Deinen Brief, welcher mir die Nachricht von Deiner Ernennung zum Bischof von Mainz überbrachte, erhielt ich am Osterabend. Eine größere Osterfreude hätte der liebe Gott mir nicht machen können; denn damit vernehme ich die Erfüllung eines meiner größten Wünsche, den ich seit lange gehegt habe. Gott sei dafür tausendmal gelobt und gepriesen, der in dieser Sache wieder so wunderbar und handgreiflich es gezeigt hat, wie es sein Werk ist, durch seine Widersacher seine heiligen Absichten durchzuführen. Er ist mit Dir und wird ferner mit Dir sein, mirabiliter deducet te dextera tua; und darum wünsche ich Dir und dem Bisthum, welches Dir angetraut wird, von ganzem Herzen Glück zu dieser Wahl, wenn ich auch als Freund an Deiner „desperaten Lage" und dem. großen Kreuze, das Dir auf die Schultern gelegt werden soll, innigen Antheil nehme. Der hl. Bonifacius, dem ich nächst Gott und der heiligen Mutter Gottes die ganze Geschichte zuschreibe, wird in allem Dein Helfer und Schüßer, Dein großes Vorbild sein. O wie nothwendig ist gerade unserer Zeit sein Geist, sein Wirken, sein Wiederaufleben! Gerne will ich fortfahren, in meinen schlechten Gebeten Deiner zu ge= denken; bewahre auch Du in Deinem künftig so sorgenreichen Herzen ein fleines Plätzchen für mich.

Die beikommenden Zeugnisse, deren Herbeischaffung ohne einigen Zeitverlust nicht geschehen konnte, werden hoffentlich den Anforderungen entsprechen.

Der hochw. Bischof, welcher Dich freundlichst grüßen läßt wie auch der Herr Weihbischof, haben sich über Deine Wahl herzlich gefreut;

1) Dermalen Erzbischof von Köln.

v. Ketteler, Briefe.

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überhaupt ist dieselbe von allen Seiten mit der größten Freude begrüßt worden.

Daß Du noch protestiren willst, das kann ich nicht billigen: denn erstens ist es ganz nuzlos; wenn Du auch noch so viele Irregularitäten aufzuzählen wüßtest, das anliegende Testimonium mit tausend andern strafen Dich Lügen; und zweitens ist es auch nicht secundum humilitatem: denn Dich ruft nicht nur ein menschliches Domkapitel, sondern der Stellvertreter Jesu Christi, dem wir den demüthigsten Gehorsam schuldig sind. Es ist einmal Gottes Wille! Verzeihe, daß ich einem Hochwürdigsten Herrn gegenüber wieder in den Lehrerton verfalle; Du hast es mit einem Subregens zu thun.

Lebe wohl! Oremus pro invicem.

Fürstbischof v. Diepenbrock an Propst v. Ketteler.

99.

Breslau, 4. April 1850.

Ew. Hochwürden beeilen wir uns ein soeben erst uns zugehendes, weil durch Versehen in München verspätetes apostolisches Breve Sr. Päpstlichen Heiligkeit vom 16. v. M. quoad passum concernentem abschriftlich mitzutheilen 1). So schmerzlich es für uns ist, Ew. Hochwürden nach

1) Itaque cum nosceremus, Dilectum Filium Liberum Baronem a Ketteler religione, doctrina, prudentia, zelo, aliisque praeclaris tum animi, tum ingenii dotibus pollere, eumque Moguntinae Dioecesi notum, atque acceptum esse, idcirco libentissimo prorsus animo illum nulla interposita mora in Moguntinum Antistitem eligendum esse censuimus, ac statim mandavimus, ut ex more opportuna acta conficerentur, quo idem Ketteler Moguntinae Ecclesiae regimen, curam et administrationem majori, qua fieri potest, celeritate suscipiat. Atque id per Nostras Litteras hesterno die datas Moguntinae Ecclesiae Canonicis statim significandum esse duximus. Nunc autem has Tibi scribimus Litteras, Venerabilis Frater, quibus a Te exposcimus, ut ipsum Dilectum Filium Liberum Baronem a Ketteler de ejusmodi sua electione a Nobis facta certiorem facias ac simul ei manifestes, Nostram esse voluntatem, ut ipse Moguntinae Ecclesiae Episcopus omnino esse debeat. Atque etsi dubitare non possumus, quin Ta, Venerabilis Frater, non parum doleas cum tam egregium Operarium a tua Dioecesi discedere videas, tamen pro certo habemus, non mediocri certo consolatione Te affectum iri cum animadvertas, id in majorem Ecclesiae utilitatem cedere atque eidem Ketteler ampliorem campum patere ad Dei gloriam et animarum salutem procurandam. Quocirca si ipsum Ketteler in hac re haerere ac fluctuare videris, illum nomine Nostro horteris et moneas velimus, ut in hac Nostra voluntate, Dei voluntatem agnoscens, ad Moguntinam Ecclesiam regendam et gubernandam alacri libentique animo accedat. Habes, Venerabilis Fra

kurzer zwar, jedoch höchst segensvoller Wirksamkeit in Berlin schon wieder scheiden und alle die Hoffnungen und begründeten Erwartungen dadurch vereitelt zu sehen, die wir von Ihrem ferneren Wirken in diesem nicht unwichtigen Amtskreise hegten, so fügen wir uns doch und ermahnen Ew. Hochwürden, sich in Ihrer priesterlichen opferwilligen Gesinnung hierin uns anzuschließen, willig in die so entschieden ausgesprochene Willensmeinung des Stellvertreters Jesu Christi, darin wir und Sie mit uns den ewigen Rathschluß Gottes anzuerkennen und demüthig anzubeten nicht umhin können. Zugleich aber sprechen wir Ew. Hochwürden unsere volleste Anerkennung und unsern tiefgefühlten Dank aus für Ihr so eifriges, echt apostolisches Bemühen und Wirken in Ihrer bisherigen schwierigen Etellung und wir hoffen zu Gott, daß die Spuren davon noch lange nachhalten und das segnende Andenken vieler Tausende dadurch erbauter Gläubigen mit dem unsrigen Ihnen auf den erhabenen Kirchenstuhl folgen wird, auf welchen Gottes Stimme Sie so unverkennbar beruft. Und wenn auch fern gerückt, wird doch Ihr Andenken und Ihre hohepriesterliche Fürbitte auch diese zerstreuten Gemeinden nicht aus dem Auge verlieren, die wir für eine leider nur zu kurze Zeit Ihrer treuen Obhut mit vollester Beruhigung anvertraut wußten.

Der Internuntius C. Sacconi an den Propst v. Ketteler1).

100.

München, 5. April 1850.

Gestern Abend erhielt ich den Brief, welchen Sie mir am heiligen Ostertage zu schreiben die Güte hatten. Die Gesinnungen, welche Ihre Demuth Ihnen dabei eingeflößt, machen Sie für das Amt eines Bischofs noch würdiger. Der Heilige Vater ist über Ihre Person sehr gut informirt und als er Sie zum Bischof von Mainz auserwählte, wußte er schon, daß Sie die für diese hohe und wichtige Würde erforderlichen Eigen

ter, quae Tibi communicanda esse censuimus, ac plane confisi, Te hisce Nostris desideriis omni cura et studio esse responsurum hac etiam occasione libentissime atimur, ut praecipuam Nostram erga Te benevolentiam denuo testemur et confirmemus. Cujus quoque pignus esse volumus Apostolicam Benedictionem quam toto cordis affectu Tibi ipsi, Venerabilis Frater, cunctisque istius Ecclesiae Clericis, Laicisque Fidelibus peramanter impertimur. Datum Neapoli in Suburbana Portici die XVI Martii anno MDCCCL.

Pontificatus Nostri Anno Quarto.
Pius PP. IX.

1) Ueberseßung. Das französische Original im Anhang Nr. I.

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