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schaften besigen. Zur Zeit werden Sie durch den Hochwürdigsten Fürstbischof von Breslau erfahren haben, daß es der Wille Sr. Heiligkeit ist, daß Sie die bischöfliche Würde annehmen und in dessen festem Willen den Willen Gottes erkennen müssen. Ich betrachte daher Ihre Annahme als vollendete Thatsache und übersende Ihnen sonach das angeschlossene Schreiben für den Hochwürdigsten Fürstbischof von Breslau, wodurch ich ihn bevollmächtige, Ihr Glaubensbekenntniß in vorschriftsmäßiger Form entgegen zu nehmen.

An das Bischöfliche Domcapitel zu Mainz.

101.

Berlin, 8. April 1850.

Das sehr geehrte Schreiben vom 31. v. M. mit der Nachricht von meiner Ernennung zum Bischofe von Mainz habe ich erhalten. Es traf in den lezten Tagen der Vorbereitung der Kinder zur ersten heiligen Communion bei mir ein und deßhalb war ich nicht im Stande sofort zu Einem so hohen Rufe gegenüber weiß ich armer Mensch wahrhaft kaum, was ich sagen soll. Wenn ich auf mich sehe, so kann ich vor Gott versichern, daß ich mich erstens für gänzlich unfähig halte cine solche Stelle zu bekleiden, und daß zweitens meine ganze Seele vor derselben zurückschaudert. Wenn ich dagegen auf meine Pflicht hinblicke, als Priester dem Heiligen Vater Gehorsam zu leisten, so kann ich nur erklären, daß ich bereit bin selbst den Siz des heil. Bonifacius einzunehmen. Ich habe mir erlaubt, dem Heiligen Vater meine gänzliche Unfähigkeit zu dem heiligen Amte noch einmal vorzustellen. Bleibt er bei seinem Entschlusse, so werde ich seinem Befehle folgen. Gott möge mir dann gnädig sein; ich glaubte so handeln zu müssen der heiligen Ordnung wegen, die Er in Seiner Kirche gestiftet hat.

Dem Hochwürdigsten Domcapitel spreche ich übrigens den innigsten Dank für den ganzen Inhalt des so wohlwollenden Schreibens aus. Möge der gute Hirt, dessen Stellvertreter ich ja werden soll, mir in seiner unendlichen Barmherzigkeit die Gnade ertheilen, die Worte Jyres Schreibens zu erfüllen: „Wir betrachten mit Zuversicht Ihre Berufung auf den hiesigen Bischofsstuhl als ein Unterpfand der Begründung und Befestigung des Friedens, als eine sichere Bürgschaft einer schönen kirchlichen Zukunft. für unsere Diöcese." Dazu spreche ich aus voller Seele Amen. Hätte ich das Vertrauen, dann wollte ich gern kommen und um so viel lieber, weil dann offenbar Gott allein alle Ehre gebührte.

Indem ich sonach der endlichen Bestimmung des Heiligen Vaters entgegensehe, beharre ich in besonderer Hochachtung des Hochwürdigsten Domcapitels ganz ergebener v. Ketteler, Propst.

Fürftbischof v. Diepenbrock an den Propst v. Betteler.

102.

Breslau, 31. Mai 1850.

Ihre Präconisation ist also nach übereinstimmenden Zeitungsberichten im Consistorio am 20. d. M. erfolgt, gleichzeitig mit der des Cardinals Schwarzenberg für Prag. Ich wünsche noch einmal von ganzer Seele Glück und Segen. Was Gott Ihnen schon so reichlich gegeben hat, ist, nach solcher apostolischen Berufung, das sichere Unterpfand, daß Er Ihnen auch reichlich geben wird, was Sie noch ferner brauchen: Licht, Muth, Kraft, Geduld!

Daß Ihr Herr Bruder dem Könige als Jhr Nachfolger officiell vorgeschlagen ist, wissen Sie. Ich erwarte nur die amtliche Mittheilung der königlichen Genehmigung, um den Herrn Bischof von Münster seinem Versprechen gemäß um die Marschordre für Ihren Herrn Bruder zu bitten. Können Sie die Sache indirect beschleunigen, desto besser.

Der mir vorgestern durch Ihre Güte zugekommene Brief des Euperiors der Barmherzigen Schwestern enthielt den Wunsch: daß den Berliner Schwestern ein eigener, verlässiger, älterer Priester als Beichtvater und Seelsorger für ihr Haus möge gegeben werden. Wenn das nur so leicht ginge! Woher die Subsistenzmittel nehmen, da das Haus ja selbst nur von Almosen besteht? Und woher den Priester nehmen, der für die Stellung paßt, also auch mit dem Nothdürftigsten sich begnügt? Vielleicht finden Sie noch einen Augenblick Zeit, mir Ihre Ansicht darüber zu sagen.

Ich lege hier auch für dies Jahr einen kleinen Beitrag für die Schwestern bei und bitte um Behändigung desselben. Leider bin ich so übermäßig in Anspruch genommen und habe in Johannesberg soviel verloren und soviel Lasten zu tragen, daß ich mich nicht rühren kann, wie ich wohl möchte.

Daß Sie mit Gräfin Jda fortwährend zufrieden sind, freut mich sehr. Ich dachte einmal daran, sie zu Pfingsten hieher zur Firmung einzuladen; sagte mir aber dann, daß sie wohl bald von Ihren bischöflichen Händen das heilige Sakrament mit noch mehr Trost und Erbauung empfangen könne, und das wird nun auch bald der Fall sein. Ich bitte sie

aber freundlichst von mir zu grüßen; in ihrem Gebete möge sie mich nicht ganz vergessen.

Für Ihren Herrn Bruder, der diese Stelle hoffentlich länger als Sie bekleiden wird, habe ich die Absicht, später die auch Herrn Brinkmann früher gewährte Vollmacht, zu firmen, wieder nachzusuchen, da es bei der Größe und den endlosen Geschäften in dieser Diöcese nicht möglich ist, überall selbst hinzukommen.

Lassen Sie mich Ihrem freundlichen. Andenken und Ihrem Gebete empfohlen sein, und wenn Sie am Tage Ihrer Weihe zum ersten Male aus der Fülle apostolischer Gnadengabe Ihre hohepriesterliche Hand segnend erheben, dann schließen Sie auch mich und meine große, große Heerde mit in den Kreis der Gesegneten ein.

Fürstbischof v. Diepenbrock an den Propst v. Ketteler.

103.

Breslau, 11, Juni 1850.

Nachdem der Herr Minister v. Ladenberg mir heute auf mein jüngstes dringendes Ansuchen um Beschleunigung der Sache gemeldet, daß Ihr Herr Bruder 1) von Sr. Majestät dem Könige zu Ihrem Nachfolger präsentirt sei, so habe ich sogleich heute an denselben, nachdem ich ihn schon am 6. d. M. vertraulich prävenirt, amtlich geschrieben und ihn unter Berufung auf seinen Hochwürdigsten Herrn Ordinarius, den ich gleichzeitig hievon in Kenntniß gesezt, aufgefordert, sich ungesäumt nach Berlin zur einstweiligen provisorischen Uebernahme Ihrer Aemter zu begeben, da Sie schon am 23. d. M. von dort abzugehen gedächten. Dies zu Ihrer Kenntnißnahme und Beruhigung und zur weitern Verständigung mit Ihrem Nachfolger.

Fürstbischof v. Diepenbrock an den Propst v. Ketteler.

104.

Breslau, 16. Juni 1850.

Ihr Herr Bruder hat mir nun in demselben Sinne wie Ihnen geschrieben, jedoch mit dem Beifügen, daß er die Entscheidung seinem Beichtvater überlassen habe. Wie dieser aber entschieden, sagt er mir

1) Richard, Pfarrer in Hopsten.

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noch nicht. Auch hatte Ihr Herr Bruder am 12., wo er schreibt, mein officielles Schreiben vom 11. noch nicht in Händen, sondern nur erst das vertrauliche vom 6. Ersteres wird ihn nun wohl zur baldigen Entscheidung treiben.

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Ich gestehe, daß mir diese Wendung schmerzlich ist, nicht sowohl wegen der großen Mühe, die ich mir in der Sache gegeben denn darauf kommt es nicht an sondern wegen der getäuschten Hoffnungen vieler guten Menschen. Ich achte vollkommen die Gesinnung Ihres Herrn Bruders; aber zugegeben, daß die Selbstwürdigung seines geringen Talentes eine gerechte, begründete sei, so möchte doch das heutige Festevangelium von dem vergrabenen einen Talente wohl auch auf solche Anwendung finden, die ihr Talent in das Schweiß- und Angsttuch allzugroßer Bescheidenheit eingewickelt vergraben, und sollte dies Schweißtuch auch die Kapuziner-Kutte sein. Jedoch ich habe darüber nicht zu richten.

Nur Sie, den wir vor allem behalten möchten, gehen fort! Ach ich ginge auch gern fort, denn es wird mir hier der Sorge und des Kummers zu viel. Mein Generalvikar in Bieliz liegt jezt auch sterbend und ich weiß ihn kaum angemessen zu erseßen, jezt, wo in Oesterreich so vieles neu zu ordnen ist!

Richard v. Ketteler an seinen Bruder Wilhelm.

105.

Hopsten, 16. Juni 1850.

Heute Morgen empfing ich Deinen Brief, für den ich herzlichst danke. Gleichzeitig erhielt ich vom Fürstbischof meine definitive und sofortige Berufung nach Berlin. Ich weiß nun selbst noch nicht, was ge= schehen wird, und bin in diesen acht Tagen nicht weiter gekommen, da ich noch keine Antwort von Melchers habe, dem ich gleich die Sache zur Entscheidung vorgelegt. Was den äußern rein menschlichen Kampf an= belangt, so ist mir das Nach-Berlingehen viel leichter, als Kapuziner werden. Manche sinnliche Entbehrungen, primo loco Schlaf und Essen, schrecken den alten Adam. Vor allem ist es aber das gänzliche Verlassen der Meinigen und dann wiederum die unbedingte Trennung von Dir, welche es mir schwer machen.

Von der andern Seite ist aber mein Herz und meine Seele voller Friede und Zuversicht, ja ich könnte sagen Freudigkeit beim Gedanken an das Kloster und voller Furcht vor Berlin. Es drängt sich mir unwiderstehlich der Gedanke auf, es sei dies vielleicht der lezte entschiedene Ruf der Gnade, und Du kennst ja unsern alten Wahlspruch aus den Exer

citien: Nescit Spiritus sancti gratia tarda molimina 1). Auch Dein kurzer Brief, wenn er auch leider etwas mysteriös ist, erscheint mir als eine Bestätigung in meiner Wahl für den Kapuziner.

Doch wie auch die Sache ausfallen möge, so urplöglich kann ich doch keinenfalls nach Berlin kommen. Ich habe doch auch heilige Pflichten gegen meine arme hiesige Gemeinde, für die ohnehin der rasche Wechsel der Pastore bei der Ständigkeit des Vikarius doppelt schlimm ist. Manches habe ich zu ordnen, ehe ich gehe, und vor allem muß ich mich noch um einen Nachfolger umsehen, den ich dem Patron vorschlagen kann.

Dem Fürstbischof habe ich in dieser Woche ganz offen geantwortet, ihm dargelegt, was mich so besonders unfähig zu solcher Stelle macht, ihm aber auch erklärt, daß ich gehorchen würde, wenn ich nicht den höhern Ruf zum Orden als Gottes Wille erkännte. Hoffentlich bekomme ich heute Abend noch einen Brief von Melchers 2) und werde dann das Resultat

1) Des heiligen Geistes Gnade kennt kein langes Zaudern.

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2) Dieser Brief, am 14. Juni 1854 geschrieben, lautet: Ihre große Furcht vor der Propst-Stelle ist gewiß wenn man an die damit verbundenen ungeheuren Schwierigkeiten und Verantwortlichkeiten denkt nicht ohne Grund; jedoch wäre es unrecht, wenn Sie blog dadurch sich wollten bestimmen lassen, in ein Kloster zu gehen. Denn Derjenige, der Sie ganz ohne Ihr Zuthun und ganz gegen Ihre Neigung durch Ihre Obern dazu beruft, wird sicher, wenn Sie solchem Rufe folgen, mit seiner allmächtigen Hilfe Ihnen beistehen; und wenn Er mit uns ist, was sollten wir dann fürchten? Uebrigens können Sie nicht verkennen, daß auch vom rein menschlichen Standpunkte aus angesehen – Ihrer Wirksamkeit zu Berlin manches sehr günstig sein würde. Die bloße Furcht und Ueberzeugung von dem eignen Unvermögen darf Sie nicht bestimmen, weder die Stelle auszuschlagen, noch durch Eintritt in's Kloster sich derselben zu entziehen. Fühlen Sie sich aber innerlich positiv berufen zum Ordensstande und können Sie diesem Berufe mit bereitwilligem und geneigtem Herzen Folge leisten · dann wünsche ich Ihnen dazu Glück von ganzem Herzen, und werde mich wohl hüten, Sie davon auch nur einen Augenblick abzuhalten Ueberdies ist der KapuzinerOrden ein so ehrwürdiger und dem Geiste seines Etifters so vorzüglich treugebliebener, daß ich auch in diesem Punkte nichts einzuwenden hätte, vielmehr wenn ich den Ordensstand ergreifen wollte, gerne mit Ihnen gemeinschaftliche Sache machen möchte.

Dazu kommt noch folgendes merkwürdige Zusammentreffen. Am Tage oder zwei Tage vor dem Eintreffen Ihres Briefes kamen zwei Kapuziner, ein Pater und ein Frater, aus Holland zu mir, produzirten ein Schreiben des P. General aus Rom, wonach sie beauftragt waren, nach Münster zu reisen, um dort mit dem Bischofe Rücksprache zu nehmen über die Wiederbesetzung des ehemaligen KapuzinerKlosters zu Werne, welche vom dortigen Magistrat, dem von Staatswegen die sä kularisirten Klostergebäude geschenkt sind, gewünscht wird. Der Bischof, welcher jest wieder hier eingetroffen, ist ganz einverstanden, und die beiden Ordensleute,

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