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noch in diesen Brief aufnehmen. Jedenfalls gehe ich aber am Montag nach Münster, um mit Melchers und dem Bischof zu sprechen. Von Münster aus denke ich dann Dir und dem Fürstbischof definitive Antwort zukommen zu lassen. Letzterer schreibt, Du gingest am 23. von Berlin fort. Könnte ich Dich doch noch einmal, ehe ich Hopsten wohl für immer verlasse, hier sehen. Hier ahnt natürlich noch kein Mensch etwas von der Möglichkeit meines Fortgehens. Bete doch auch für diese arme Gemeinde, in der der Herr Dich als ein Werkzeug zu so vieler Heil benußte, daß er ihr einen treuen Hirten geben wolle. Gott mit uns.

Fürstbischof v. Diepenbrock an Propst v. Ketteler.

106.

Breslau, 20. Juni 1850.

Gleichzeitig mit Ihren lieben herzlichen Zeilen, für die ich Ihnen innig danke, erhielt ich die Entscheidung Ihres Herrn Bruders und ein sie bestätigendes Schreiben des Herrn Bischofs von Münster. Ihr Bruder ist mit Zustimmung seines Gewissensrathes fest entschlossen Kapuziner zu werden und hat mir das amtliche Berufungsschreiben nach Berlin zurückgeschickt. Er war persönlich beim Herrn Bischof und dieser schreibt: „Nach allem, was er mir darüber vortrug, mußte ich es für bedenklich halten, seinem Entschlusse entgegen zu treten; ich halte vielmehr dafür, daß, was der katholischen Gemeinde in Berlin und meiner Diöcese entgeht, in reichlichem Maße der Kirche Gottes anderweitig ersetzt werden. wird." So möge er denn ziehen in Frieden; der Herr wird ihn aber schon wieder zu finden wissen, wenn Er ihn irgendwo brauchen will. Wir haben kein Recht, ihn zu tadeln, denn er handelt nach altkirchlicher Regel, die überall gestattet, vom milderen zum strengeren Gehorsam überzugehen. Aber leid thut mir's doch und versezt mich in große Verlegenheit. Denn da ich, um die Sache diesmal schnell vorwärts zu bringen,

welche mir sehr gut gefallen haben, sind wieder nach Werne gereist, um die Sache näher zu ordnen. Ebenso werden von Baiern oder Tirol Kapuziner zur Begründung eines Noviziats requirirt werden müssen. Hat der liebe Gott Sie dazu be= rufen, dann könnten Sie dort vielleicht bald eintreten und einer der ersten Steine des neuen Gebäudes werden. Ob nun dieser göttliche Ruf wirklich an Sie ergeht, das kann ich freilich nicht mit Sicherheit entscheiden; Sie selbst müssen es mit dem lieben Gott ausmachen und zu dem Ende, wenn irgend es möglich und nöthig ist, Exercitien halten beim guten P. Stoppar, oder wo Sie sonst wollen. Beten wir denn gemeinschaftlich, daß die voluntas Domini integre in Te fiat!

die controverse Bejezungsrechtsfrage in suspenso und den modus procedendi beim Alten gelassen habe, so kann ich auch jezt davon nicht abgehen, kann alio auch nicht willkürlich nach meiner einseitigen Bestimmung jemand zur einstweiligen Uebernahme des Amtes aus weiter Ferne herbeirufen auf die Gefahr hin, später einen andern präsentirt zu sehen.

Das ist wirklich eine recht große Verlegenheit, zumal Sie, wie ich wohl einsche, Ihre Abreise nicht länger verzögern können. Aber auch meine Abreise steht auf den 25. d. fest, und es erwarten mich in Oberschlesien mehr als 20,000 vorbereitete Firmlinge, so daß ich nicht ausbleiben darf. In der Breslauer Diöcese würde es, wie ich allgemein vernehme, einen üblen Eindruck machen, wenn nun, nachdem Ihr Herr Bruder nicht kommt, wieder ein Fremder und dazu ein hier Unbekannter Propst würde. Ich darf auch diese Stimmung nicht ganz unberücksichtiget lassen. Ich will mich indeß hier noch weiter besinnen und auch mit Förster nochmals berathen, ob wir nicht jemand Verlässigen und Annehmbaren finden. Früher dachte ich an Erzpriester Pelldram in Warmbrunn, der viele passende Eigenschaften hat. Wenn nur die Sache nicht so gar eilig wäre!

Auch diese Zeilen zeigen von gleicher Eile. Ich bin wirklich überladen. Jezt soll noch der Plan für die Erziehung der 4000 oberschlesischen Typhus-Waisen festgesetzt werden; übermorgen habe ich Priesterweihe, Montag ist Patrocinium und Dienstag reise ich ab. Für Bieliz habe ich auch noch keinen tüchtigen Generalvikar und so bin ich am rechten und linken Flügel (Bieliz und Berlin) gelähmt und in der Mitte schachmatt. Ora pro me, Carissime!

An den Cultusminister v. Ladenberg').

107.

Berlin, 20. Juni 1850.

Ew. 2c. haben durch den Hochwürdigsten Fürstbischof von Breslau schon die Mittheilung erhalten, daß ich Er. Heiligkeit dem Papste zu der bischöflichen Stelle in Mainz in Vorschlag gebracht bin. Meine Hoffnung, daß irgend ein Zwischenfall diese schwere Bürde von mir nehmen. werde, ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Seit einigen Tagen ist die betreffende päpstliche Bulle in meinen Händen, und da ich meinem geistlichen Obern Gehorsam schuldig zu sein glaube, so sehe ich mich ge=

1) Aus dem Concept.

nöthiget Ew. c. nunmehr die Anzeige zu machen, daß ich sofort nach dem Eintreffen meines Nachfolgers und spätestens bis Ende dieses Monats mein Amt hier niederlegen werde.

Ew. 2c. sage ich den verbindlichsten Dank für die wiederholten Zeichen des Wohlwollens, die Hochdieselben mir in der kurzen Zeit meines Hierseins erwiesen haben. Zugleich bitte ich dasselbe Wohlwollen meinem Nachfolger zuzuwenden und es ihm dadurch möglich zu machen, die hiesige Kirchenangelegenheit, die in Bezug auf Verfassung wie Seelsorge so manche Umgestaltungen erfordert, zu ordnen. Nur dann wird es ihm gelingen das schwere Amt mit der erforderlichen Wirksamkeit zu verwalten und den Geist der Gottesfurcht und Ordnung zum Heile der Einzelnen und zum Besten der Stadt und des Staates in der katholischen Gemeinde zu befestigen und wo er geschwunden ist, wieder herzustellen.

An den Großherzog Ludwig III. von Hessen').

108.

Berlin, 20. Juni 1850.

Se. Heiligkeit der Papst haben nach einer Mittheilung des Domcapitels von Mainz nach erfolgter Zustimmung Ew. Königlichen Hoheit mich zum Bischofe der Diöcese Mainz bestellt.

Diesem Rufe meines geistlichen Oberhirten folge ich aus Gehorsam und opfere dieser Pflichterfüllung alle persönlichen Rücksichten, die mir die Uebernahme eines solchen Amtes zu dem schwersten Opfer machen, das ich darbringen könnte.

Ew. K. H. wollen hochgeneigtest in dieser Handlungsweise die Gesinnung anerkennen, die mich antreiben wird auch gegen meine weltliche Obrigkeit den Gehorsam zu üben, den ich ihr schuldig bin. Der Gehorsam gegen die geistliche und weltliche Autorität wurzelt in meinem Glauben an Gottes Vorsehung und Anordnung und ist unerschütterlich, wie dieser Glaube selbst. Die Erfüllung des Gebotes Gottes, Gott zu geben, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist, wird daher fortan wie bisher mein ernstes Bestreben sein.

Ew. K. H. bitte ich unterthänigst diesen Ausdruck meiner Gesinnung huldreichst entgegen nehmen zu wollen, und indem ich mir die Bemer= kung erlaube, daß ich den 25. Juli zu meiner Consekration festgestellt habe und deßhalb den 14. in Mainz eintreffen werde, sehe ich dem Allerhöchsten Befehle, wann ich mich zur Ablegung des Eides persönlich ein zufinden habe, ganz gehorsamst entgegen.

1) Aus dem Concept.

An den Cultusminister v. Ladenberg1).

109.

Berlin, 20. Juni 1850.

Ew. 2c. haben in dem hochgeneigten Schreiben vom 14. c. mir die gütige Mittheilung gemacht, daß Se. Majestät der König geruht haben mir als Zeichen der Allerhöchsten Gnade den Rothen Adlerorden der zweiten Klasse zu verleihen. Ich kann in dieser Gnade, für deren Vermittelung ich Ew. 2c. meinen verbindlichsten Dank ausspreche, leider nur die Anerkennung meines guten Willens sehen: denn Niemand kann mehr als ich selbst es fühlen, wie wenig ich auf dem unermeßlichen Gebiete der Seelsorge, das mir übertragen war, zu leisten vermocht habe.

Der Cultusminister v. Ladenberg an den Propst v. Ketteler.

110.

Berlin, 26. Juni 1850.

Aus Ew. Bischöflichen Hochwürden Mittheilung vom 20. d. M. habe ich ersehen, daß Dieselben sich in der Nothwendigkeit befinden Jhr hiesiges Amtsverhältniß schon bald aufgeben und zu dem neuen und wichtigen Berufe, welcher Ihnen übertragen worden ist, übergehen zu müssen. Ew. Bischöfliche Hochwürden wollen sich überzeugt halten, daß ich es aufrichtig bedaure, Dieselben nach einer erst kurzen Wirksamkeit schon jezt der hiesigen katholischen Gemeinde, deren Achtung und Anhänglichkeit Sie sich in nicht gewöhnlichem Maße erworben haben, entrissen zu sehen. Möge der ausgedehntere Wirkungskreis, in welchen Dieselben nunmehr eintreten werden, Ihnen jederzeit die Befriedigung gewähren, welche dem ernsten Streben nach Beförderung wahrer Gottesfurcht und Menschenwohls niemals versagt wird.

1) Aus dem Concept.

VII.

Als Bischof von Mainz.

1850-1877.

Dorothea Herzogin von Sagan an den Bischof v. Ketteler.

111.

Sagan, 27. August 1850.

Die Güte, die Ew. Bischöfliche Gnaden dem Künstler Bürde bewiesen, als er auf mein Verlangen einen schmerzlich heiligen Moment des Jahres 1848 auffaßte1), berechtigt mich dieses gelungene Werk Ihnen, mein Gnädiger Herr, zu senden mit dem Wunsch, daß es Ihren Beifall erlangen möge. Jedenfalls läßt es Ihr edles Herz nicht ohne Rührung; uns Freunde des Verklärten erinnert es an die schönen Worte, die Sie ihm nachriefen 2). Ich habe dieses Bild nur zu einer sehr geringen Zahl Exemplare abdrucken lassen, da es einen zu heiligen Gegenstand vorstellt, um dem gleichgiltigen Publikum geliefert zu werden. Wohl erweckt dieses Bild tiefe Wehmuth, doch verfehlt es nicht zugleich einen beschwichtigenden Eindruck hervorzurufen. Der kirchliche Segen, wenn auch nur in der Abbildung, beruhigt, mildert, tröstet. Ihnen, Hochwürdigster Herr, bleibt

1) Propst v. Ketteler war auf die erste Kunde von dem Mordanfall auf den Fürsten Lichnowsky in früher Morgenstunde in das Heilig-Geist-Hospital zu Frankfurt geeilt, um dem Sterbenden wo möglich die Gnadenmittel der Kirche zu spenden. An Ort und Stelle stand er aber einem Leichnam gegenüber und konnte nur Gottes Barmherzigkeit auf das Opfer der Frankfurter Emeute herabflehen. Dieser Moment ist in dem fraglichen Bilde dargestellt.

2) Vgl. Leichenrede, gesprochen am Grabe der am 18. September 1848 zu Frankfurt a. M. gewaltsam Ermordeten und der im Kampfe gegen die Aufständischen Gefallenen. v. Ketteler's Predigten 2, 107–114.

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