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fessoren und Vorsteher protestantischer Bildungsanstalten, wie Dr. Daniel Schenkel, Schriften erscheinen lassen, welche die katholische Kirche wahrhaft als das Reich des Antichrist darstellen, wie z. B. in dessen Ge= sprächen über Protestantismus und Katholicismus geschieht, worin auch wie ich hiermit auszusprechen keinen Anstand nehme kein Wort von der Lehre der katholischen Kirche und ihren Institutionen gesagt wird, das nicht eine Unverschämtheit oder eine Verdrehung enthielte, und worin der katholischen Kirche Lehren und Consequenzen aufgebürdet werden, die im Wesen mit den Säßen des obigen Glaubensbekenntnisses ganz iden= tisch sind - heute, sage ich, kommt auch jenes so oft widerlegte Pamphlet wieder zum Vorschein und wird nicht etwa in einem jener Winkelblätter, die den moralischen Unflath unserer Zeit zum gänzlichen Um= sturz aller göttlichen und menschlichen Ordnung auszubreiten pflegen, sondern in einer in Berlin erscheinenden protestantischen Zeitschrift, welche sich vorzugsweise für ein Organ der Gläubigkeit und Religiosität ausgibt — als etwas ganz Neues und ein unzweifelhaft ächtes Aktenstück den Lesern mitgetheilt.

Da nun dieses Aktenstück auch in meiner Diöcese verbreitet wird und nicht blos die größten Lügen gegen die katholische Kirche enthält, sondern auch durch verleumderische Vorgaben, die katholische Kirche verpflichte die Ihrigen zum Hasse und zur Verfolgung der Protestanten, so ganz darauf berechnet ist, Mißtrauen und Feindschaft zwischen Protestanten und Katholiken hervorzurufen und zu nähren, so halte ich mich verpflichtet, abermals zu erklären, daß obiges angebliches Glaubensbekenntniß nicht blos ein niedriger Betrug ist, sondern daß auch, wenn man einige, wohl zum Scheine beibehaltene Säße, wie: daß es 7 Satramente gibt, daß der Papst das Oberhaupt der Kirche ist, daß es recht und heilsam ist, die Heiligen zu ehren und für die Verstorbenen zu beten, ausnimmt, alles Andere nie und nirgends von der katholischen Kirche gelehrt, noch daß eine solche Lehre von ihr geduldet wurde, daß sie vielmehr alles dieses theils als Gotteslästerung, theils als Unsinn und Abscheulichkeit verwirft und verabscheut, ganz insbesondere aber die wahnwißigen Blasphemien, daß der Papst göttlich zu verehren sei, daß er willkürlich von Sünden lossprechen oder verdammen, die heil. Schrift ändern, nach seiner Willkür deuten, neue Glaubenslehren einführen könne, und daß als Kezer zu verbrennen seien, die sich diesen Neuerungen nicht unterwerfen; ferner: daß Maria göttlich, wie oder gar mehr als Christus zu verehren sei, daß Christus ihr gehorchen müsse; endlich: daß die Protestanten, die katholisch werden, ihre Eltern, ihre Glaubensge

nossen, den Abendmahlskelch 1) u. s. w. verfluchen und die evangelische Lehre mit List und Gewalt verfolgen müßten.

Weil aber die Möglichkeit der Verbreitung so grober Lügen beweist, welche Vorurtheile über die Lehren der katholischen Kirche bei Nichtkatholiken sich finden, so benuße ich diese Gelegenheit, denselben entgegen zu erklären:

1) Die Katholiken glauben nicht, daß der Papst Herr sei über die Religion und in Sachen des Glaubens irgend etwas nach seiner Willkür thun könne oder dürfe; vielmehr ist nach ihrer Lehre und ihrem Glauben der Papst als erster Diener Jesu Christi den Lehren und Gesezen der göttlichen Offenbarung gerade so unbedingt und vollkommen unterworfen wie jeder katholische Christ. Er hat nicht die Gewalt, an der katholischen Lehre das Mindeste zu ändern, vielmehr besteht sein Amt darin, gemeinschaftlich mit den Bischöfen darüber zu wachen, daß dieser Glaube stets unverändert und unversehrt bewahrt bleibe; und wenn je neue und falsche Lehren entstehen, so hat er nicht etwa als einzelner Mensch, jondern in Einheit mit der Kirche, als deren Oberhaupt, nicht twa neue Dogmen aufzustellen oder Auslegungen und Entscheidungen nach Menschenwiß und Willkür zu geben, sondern lediglich zu bezeugen und auszusprechen, was der alte und allgemeine Glaube sei, wie er zu allen Zeiten und an allen Orten von der ganzen Kirche als göttliche Wahrheit geglaubt und festgehalten wird, und in welchen Stücken jene Neuerungen Einzelner von diesem Glauben, dem alten und allgemeinen, abweichen. Kurz, der Heilige Vater hat so wenig über den Glauben, über die göttliche Offenbarung und namentlich über die heil. Schrift Gewalt, als ein Richter Gewalt hat über das Gesetzbuch. Aber das glauben wir und halten wir fest und scheint uns auch die Thatsache der göttlichen Offenbarung, der Stiftung der Kirche durch Christus vorausgesezt überaus vernünftig, daß wenn der Papst in Einheit mit dem Episkopate und dadurch mit der ganzen Kirche Zeugniß ablegt vom alten Glauben und einen Glaubensstreit entscheidet, dieses Zeugniß und diese Entscheis dung nach der Verheißung Christi, daß die Kirche nie dem Irrthum anheimfallen werde, unfehlbar ist, und daß jeder Einzelne seine dem Jrrthum unterworfene Meinung der Entscheidung der Kirche unterwerfen muß.

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1) Beiläufig bemerkt ist es lediglich eine in uralter Gewohnheit begründete und durch das Dogma, daß der lebendige Christus ungetheilt unter jeder Gestalt gegenwärtig ist, gerechtfertigte Disciplinarvorschrift, daß bei den Katholiken das Abendmahl außer der hl. Messe sowohl von Priestern als von Laien nur unter einer Gestalt empfangen wird.

2) Was Maria betrifft, so hat niemals irgend ein Katholik auf der ganzen Welt ihr göttliche Ehre oder Anbetung erwiesen; wir würden vielmehr das als Gözendienst betrachten: denn Maria ist ein Geschöpf und was sie ist und hat, ist und hat sie allein von der Gnade Gottes. Wir glauben aber, daß Maria durch diese Gnade die Heiligste ist unter allen Geschöpfen, und daß wir sie um Jesu Christi willen als die wahre Mutter des wahren Sohnes Gottes vor allen andern Geschöpfen, die Gott geehrt haben will, ehren müssen, wie auch hinwiederum ihre Fürbitte bei Gott die wohlgefälligste und kräftigste ist; aber nur durch ihre Fürbitte vermag sie von Gott uns Gnaden zu erlangen.

3) Was endlich jene Angabe betrifft, daß Protestanten, die katholisch werden, ihre bisherigen Glaubensgenossen und selbst ihre Eltern verfluchen müssen, so ist das eine wahrhaft teuflische Lüge. Wer katholisch wird und ist, der wird und ist durch seine Religion verpflichtet, alle Menschen werkthätig zu lieben, vor allem aber seine Eltern und Angehörigen, - und wenn etwas, so muß er schwören, die Geseße der Gerechtigkeit und Liebe gegen alle Menschen in Herz und That zu üben. Ueberhaupt haben die Protestanten kein anderes als das allgemeine von dem Kirchenrath von Trient vorgeschriebene Glaubensbekenntniß der katholischen Kirche, wie es in jeder Agende zu finden ist und bei hundert Gelegenheiten in der katholischen Kirche öffentlich ausgesprochen wird, abzulegen.

Noch muß ich endlich eine weit verbreitete Perfidie, die auch in obigem Machwerke zu Tage tritt, kennzeichnen. Es wird nämlich jenes Glaubensbekenntniß als ein von den Jesuiten herrührendes und gebrauchtes bezeichnet, und hält man sich damit die falsche Ausrede offen, daß man nur die Jesuiten, nicht aber die katholische Kirche angreife. Aber es gibt überhaupt kein jesuitisches Glaubensbekenntniß, so wenig als eine jesuitische Religion. Die Jesuiten, die wirklichen, sind einfache Priester und Diener der katholischen Kirche und dürfen und können nichts anders predigen als die Lehre der Kirche, und predigen nichts anders, und so je ein Jesuit auch nur im mindesten Punkte von der katholischen Lehre abwiche, würde er deßhalb sofort von der Kirche zurecht gewiesen, und so er auf seinem Irrthume beharrte, aus seinem Orden und aus der Kirche ausgestoßen werden.

Wenn ich aber so oft widerlegte Angriffe noch einmal zurückweise, so oft gesagte Wahrheiten noch einmal öffentlich ausspreche, so habe ich dafür keinen andern Grund als mein Verlangen, Irrthümer zu beseitigen, die ganz geeignet sind, in dieser Diöcese, wo Katholiken und Nichtkatholiken nahe zusammen wohnen, tiefen Haß und Zwietracht zu veran

lassen. Wenn mein Wort auch nur in einem einzigen Falle hierzu beiträgt, so bin ich schon für mein Verfahren hinreichend belohnt. Es besteht zwischen uns und unsern nichtkatholischen Brüdern ein Gegensaß, der schon groß genug und den wir nur beklagen, aber nicht beseitigen können, der Gegensatz in unserm Glauben. Eben weil wir von der Wahrheit der Glaubenssäge der katholischen Kirche überzeugt sind, deßhalb können wir keinen Satz von denselben aufgeben. Dagegen scheint es mir ein durchaus schändliches Verbrechen zu sein, die Trennung, wie es jest geschieht, durch Lug und Trug zu vergrößern und an Stelle einer vernünftigen, redlichen Erörterung den Kampf blinder Leidenschaft hervorzurufen. Ich gebe daher diese Erklärung in der wohlmeinenden Absicht, um das, was uns trennt, wieder auf Wahrheit und Wirklichkeit zurückzuführen, und in diesem Bestreben sollten sich Katholiken und Nichtkatholiken, deren Ziel nicht der Haß, sondern die Wahrheit ist, die Hand bieten. In jedem Bisthume der katholischen Kirche besteht ein eigener Diöcesankatechismus, d. h. ein vom Bischofe genehmigtes Lehrbuch des katholischen Glaubens, nach welchem die gesammte Jugend der Diöccse unterrichtet wird. Außerdem liegen die Beschlüsse des Kirchenrathes von Trient vor aller Welt offen da als Zeugniß des katholischen Glaubens, und unzählige, von Katholiken verfaßte Lehrbücher 1) bieten so leichte Gelegenheit, das kennen zu lernen, was die Kirche wahrhaft lehrt. Möchten doch aus diesen Allen zugänglichen Quellen Alle ihr Urtheil über die katholische Kirche schöpfen, denen es um Wahrheit und nicht um Lüge zu thun ist.

An seine Schwägerin Paula.

119.

Mainz, 1. Februar 1853.

Ueber die leßten lieben Nachrichten von Euch habe ich mich noch gemeinschaftlich mit P. Bonaventura 2) erfreut, der damals hier weilte. Seine Anwesenheit war mir zum größten Troste und ich hätte ihn gar gern zu meiner Unterstüßung in der Seelsorge noch hier behalten.

1) Vgl. Bossuet, Exposition de la doctrine de l'église catholique, etc. Deutsch: Luzern bei Anich 1821. Wiesemann, Die vornehmsten Gebräuche der kath. Kirche c. Regensburg, Manz 1847. Möhler, Symbolik oder Darstellung der dogmatischen Gegensätze der Katholiken und Protestanten nach ihren öffentlichen Bekenntnißschriften. Mainz bei Kupferberg 1843.

2) Dessen Bruder Richard als Kapuziner.

Meinem Theologen Max1) geht es Gott Dank recht wohl. Unter den Professoren meines Seminars habe ich in diesem Winter leider viel mit Krankheiten zu schaffen.

Den Tod des verehrten Melchior 2) haben wir natürlich alle mit demselben Schmerz erfahren. Jarde3), dann gar Diepenbrock das find schwere unerseßliche Verluste. Der sehnlichste Wunsch des leztern, wie er ihn mir so lebhaft ausgesprochen, ist dadurch erfüllt. Hoffentlich wird er bald mit Alfred4) am Throne Gottes für uns beten. Möge uns ein ewiger Friede dort alle wieder vereinen.

Graf Ferdinand v. Galen3) an den Bischof v. Ketteler.

120.

Berlin, 16. Februar 1853.

Ich bin gestern hier angekommen und heute sagte mir Fürst Boguslaw Radziwill, den ich in der Messe traf, Folgendes:

Er sei gestern vom König empfangen worden. Dieser habe die Rede auf Dich gelenkt und geäußert, wie sehr schon früher sowohl als besonders während Deiner hiesigen Amtsführung Du seine Achtung, sein Vertrauen und seine Zuneigung in hohem Grade erworben hättest. Es seien ihm aber seitdem Meldungen über Dich von verschiedenen und dem Anscheine nach zuverlässigen Seiten zugegangen, die seinem Herzen wehe gethan hätten. Nach diesen solltest Du nämlich in der Zeit der Dis

1) Vgl. Nr. 116.

2) Cardinal Melchior v. Diepenbrock † 20. Januar 1853. Vergl. dessen Lebensbild „von seinem Nachfolger auf dem bischöflichen Stuhle." Breslau 1859. 3) Karl Ernst Jarcke † 27. December 1852. Dessen Biographie von Phillips in den Hist. pol. Bl. 31, 277–290.

4) Graf Alfred zu Stolberg, geboren am 13. August 1800, des Grafen Friedrich Leopold hochbegabter Sohn. In der Jugend hatte er sich über die von Gott gesetzten Schranken menschlichen Erkennens hinweggesezt, fand aber später in demüthiger Unterwerfung unter die Lehren der Kirche den verlorenen Frieden wieder und wurde Diepenbrod's Geisteskind und Freund. Da er sich nicht für würdig hielt Priester zu werden, wonach es ihn drängte, so entschloß er sich durch Theilnahme an dem Carlistenkrieg sein Leben einer gerechten Sache zu widmen und starb, von einer Krankheit ereilt, zu Sare, einem Dorfe in den Pyrenäen, am 9. November 1834. Vgl. Zum Andenken an Alfred Stolberg. Von Melchior Diepenbrock. Regensburg 1835.

5) Der ehemalige preußische Gesandte. Vgl. S. 37. b. Ketteler, Briefe.

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