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bleiben in einem Hause von solcher Ausdehnung, aber die Ueberzeu gung kann ich aussprechen, daß sämmtliche Anklagen, welche auf gröbere Pflichtverletzungen gerichtet sind, in all' ihren Theilen reine Lügen und Verleumdungen oder aber lügenhafte Entstellungen unbedeutender Vorfälle und unbefangener Worte sind.

Ich wende mich nun zu der anderen Klasse der Anklagen, welche die Moralität der Barmherzigen Schwestern, sowie anderer geistlichen Genossenschaften und Personen in der schwersten Weise angreifen und verdächtigen, und gerade diese Anklagen sind es am meisten, die mich zu dieser öffentlichen Erklärung veranlassen. Ich will hier die Hauptpunkte ausdrücklich hervorheben, um an ihnen zu zeigen, mit welch' schamloser, mir wenigstens noch nie und nirgends in dem Grade vorgekommener Frechheit und Lügenhaftigkeit hier die Verleumdung aufgetreten ist.

Die Schmähschrift erzählt, daß zwischen den Barmherzigen Schwestern und den Ordensleuten hiesiger Stadt, namentlich den Kapuzinern und Jesuiten, ein häufiger Verkehr bestehe, daß dieselben nicht blos oft im Invalidenhause durch die Oberin bewirthet werden, sondern ihnen auch aus demselben Weine, Lebensmittel und Mobilien in Ueberfluß zugetragen worden seien.

Ich habe diesen Punkt genau untersucht und erkläre hiermit, daß alles dieses vollständig und in allen seinen Theilen erlogen ist. Was insbesondere die Besuche der Kapuziner betrifft, so war der Pater Guardian, Bonifacius Söngen aus Mainz, seit dem Bestehen des dermaligen Invalidenhauses im Ganzen etwa sechsmal in dem Invalidenhause und zwar in nothwendigen Verrichtungen seines geistlichen Amtes, namentlich um einigen Kranken und Sterbenden, welche ihn hatten rufen lassen, beizustehen. Von den übrigen Kapuzinern hat keiner je mals das Haus besucht; nur zuweilen haben sie in der öffentlichen Kapelle den Gottesdienst gehalten. Darauf beschränkt sich der ganze Verkehr zwischen ihnen und dem Invalidenhause, und doch ist in der Schmähschrift von täglichen Besuchen die Rede.

Ganz ähnlich ist es mit den Patres Jesuiten. Sie stehen mit dem Hause und den Barmherzigen Schwestern in keiner Verbindung; find weder deren Beichtväter, noch Gewissensräthe. Auch sie haben nur zur Aushilfe für den Hospitalpfarrer oder bei kirchlichen Festen in der öffentlichen Kapelle der Anstalt einzelne geistliche Verrichtungen vorgenommen und einige Kranken und alte Leute auf deren Wunsch besucht und ihnen. die heiligen Sakramente gespendet. Ein einziges Mal, als der Generalsuperior der Barmherzigen Schwestern in Mainz war, hat ein Pater, der

dessen Landsmann, Anverwandter und alter Freund ist, mit demselben im Hospitale zu Mainz gespeist. Außer diesem Falle hat niemals irgend ein Ordensmann im Invalidenhause je auch nur ei nen Tropfen Wein getrunken oder ein Stücklein Brod gegessen.

. Was aber den andern Vorwurf betrifft, daß nämlich aus dem Invalidenhause Lebensmittel, Weine und andere Sachen von Werth in die Häuser der Kapuziner und Jesuiten verschleppt worden seien, so habe ich mir Mühe gegeben, zu erfahren, ob denn nicht irgend eine Thatsache zu einem solchen Vorwurf Anlaß gegeben habe. Nach genauestem Besinnen. konnte man nichts finden, als folgende zwei Vorfälle, in welchen nur die inhumanste Bosheit etwas Anstößiges finden kann. Im Jahre 1859 fam ein franker Priester des Ordens der Gesellschaft Jesu bei den hiefigen Patres an; seine Krankheit nahm einen so raschen Verlauf, daß derselbe bald dem Tode nahe war. Die wenigen hiesigen Patres, die kaum den nothwendigsten Hausrath besaßen, hatten nicht einmal einen Sessel, um dem Kranken eine Erleichterung zu verschaffen, und keine Matraze um ihn weicher als auf einen Strohsack zu betten. In dieser Noth lich ihnen die Oberin mit Bewilligung der Commission aus dem benachbarten Invalidenhause einen Sessel und eine Matraße, welche schon nach wenigen Tagen, nachdem der Kranke gestorben war, in's Haus zurückgebracht wurden. Was aber die Kapuziner betrifft, so hielt vor Jahren einer derselben in der Josephskapelle die Festpredigt und wurde dann vom Pfarrer eingeladen, ein Stück Kuchen und ein Glas Wein zu genießen; da er sich aber dessen weigerte und sofort aus der Kirche in sein Kloster zurückkehrte, schickte der Pfarrer den bereits zerschnittenen Kuchen in's Kloster. Dies geschah vor mehreren Jahren noch unter dem vorigen Hospital-Pfarrer. Außer diesen Fällen sind niemals Lebensmittel oder Wein oder gar irgend Mobilien oder Gegenstände von irgend einem Werthe aus dem Invalidenhause in das Kloster oder die Wohnung der Kapuziner oder Jesuiten ge= bracht worden.

Alle jene Ekel erregenden Schilderungen von Bewirthungen und Zuträgereien, welche die Schmähschrift enthält, sind also gleichfalls durch und durch verleumderisch.

Ebenso verhält es sich mit allen anderen derartigen Verdächtigungen gegen andere Geistliche, besonders aber damit, daß der General-Superior der Barmherzigen Schwestern oft und wochenlang im Invalidenhause ein Wohlleben geführt habe. Der hoch= würdige Kanonikus Spiß, zugleich Pfarrer am Münster in Straßburg,

gehört, man darf es mit vollem Rechte sagen, zu den ehrwürdigsten Priestern der Gegenwart und sein Name ist in Frankreich und Deutschland hochgeachtet. Er besucht jedes Jahr einmal sämmtliche Spitäler, wo ihm untergegebene Schwestern wirken; bei diesen seinen Visitationen aber verfährt er, von Geschäften überladen, mit einer solchen Eile, daß er auch nicht einen halben Tag länger verweilt, als seine Pflicht unbedingt fordert, und sein Aufenthalt stets nur ein äußerst kurzer war, meistens nur 1/2, nie über fünf Tage.

Noch empörender als diese schmachvolle Verdächtigung der sich von selbst verstehenden und geringen Gastfreundschaft, welche der ehrwürdige Superior im Gastzimmer des Hospitales oder welche daselbst in seltenen Fällen eine durchreisende Barmherzige Schwester gefunden, ist die Verdächtigung des Mutterhauses der Barmherzigen Schwestern in Straßburg, als ob nämlich dasselbe im Bunde mit den hiesigen Schwestern einen förmlichen und fortgesetten Diebstahl an dem Hospitalgut betreibe. In Frankreich gibt es viel Unglaube, Frivolität, selbst Haß gegen die Religion, aber wir erachten es dort und insbesondere in Straßburg für moralisch unmöglich, eine Anschuldigung auf gemeinen Diebstahl gegen die Barmherzigen Schwestern und gar eine Genossenschaft, wie das Mutterhaus in Straßburg ist, zu erheben, an deren Spize die tugendhaftesten Personen stehen und das unter seinen Mitgliedern Töchter aus den angesehensten Familien auch unseres deutschen Vaterlandes zählt.

Doch das ist immer noch nicht das Schlimmste; die Schmähschrift wagt es sogar die sittliche Reinheit einiger Barmherzigen Schwestern zu verdächtigen. Solche Anklagen sind um so verbrecherischer, weil ihre Unwahrheit sich in den wenigsten Fällen mit jener Evidenz, wie bei anderen Anklagen, öffentlich darlegen läßt und es nur zu leicht ist, bei Leichtfertigen, scandalsüchtigen, mit Abneigung und Vorurtheilen gegen alles Kirchliche erfüllten Menschen durch frivole Verdächtigungen den guten Ruf und die Ehre Gott geweihter` Jungfrauen anzuschwärzen.

Allein der sittliche Wandel der hiesigen Barmherzigen Schwestern ohne alle Ausnahme ist und war allezeit so gänzlich fleckenlos, daß es nicht gelingen wird, irgend etwas aufzufinden, was einen Mann von Ehre und Gewissen berechtigen könnte, auch nur den leisesten Schatten eines Vergehens oder auch nur einer Unzartheit in sittlicher Beziehung ihnen vorzuwerfen. Wer ihren Geist, ihre ungeheuchelte Frömmigkeit und ihre Eingezogenheit kennt, muß jeden derartigen Vorwurf für absolut unmöglich halten.

Allein was ist einem verderbten Sinn und Herzen nicht alles möglich? Schließt ja die Schmähschrift mit der auch in dem „Nürnberger

Anzeiger" erhobenen Verdächtigung, daß wohl die Barmherzigen Schwestern selbst, um ihre Diebstähle zu verdecken, das Invalidenhaus angezündet hätten!

Es wäre tröstlich, in dieser Schmähschrift nichts Anderes erblicken zu dürfen als die Ausgeburt eines fast bis zur Verrücktheit leidenschaftlichen und tief verkommenen Menschen. Allein leider steht diese Erscheinung feineswegs vereinsamt da; sie bildet vielmehr ein Glied in der Kette all' jener Schmähungen, Lügen und Verleumdungen, womit die ka= tholische Kirche mit all' ihren Instituten gegenwärtig hier verfolgt und durch welche eine heillose Einschüchterung gegen die glaubenstreuen Katholiken geübt wird.

Möchten diese Zustände bald vorübergehen! Sie werden es in dem Maße, als die Katholiken, im Vertrauen auf Gott und ihre gute Sache, all' diesen Angriffen eine unerschütterliche Festigkeit und einen erleuchteten Eifer für die Vertheidigung der Wahrheit und des Rechtes entgegenseßen. Diejenigen aber, welche Gegenstand solch' gewissenloser Verleumdungen und Lästerungen sind, mögen sich erinnern, daß unser göttlicher Heiland und seine treuesten Nachfolger, die heiligen Martyrer, noch Aergeres erduldet haben; — daß nicht die, welche Unrecht leiden, sondern welche Unrecht thun, zu beklagen sind; - daß endlich Gott, der Gerechte, nimmer die Lüge über die Wahrheit auf die Dauer triumphiren läßt.

An seine Nichte Anna Freiin v. Ketteler').

152.

Mainz, 24. Januar 1863.

Es thut mir innig leid, mein gutes, liebes Kind, daß ich Dir gar kein Zeichen der Theilnahme an Deiner ersten heiligen Communion gegeben habe. Ich habe seitdem die Absicht mit mir herumgetragen, dies wenigstens noch mit einem verspäteten Wörtchen nachzuholen. Hieran haben mich bisher zahllose Geschäfte, von denen Du Dir keinen Begriff machen kannst, behindert, und so komme ich jezt erst dazu Dir zu sagen, daß ich an Deinem großen Glück, den lieben göttlichen Heiland in Deinem Herzen zu empfangen, den innigsten und herzlichsten Antheil ge= nommen habe, und daß ich Dir dazu aus ganzer, voller Seele Glück wünsche. Es freut mich herzlich, Dich wenigstens zur Zeit der Vorbe

1) Tochter seines verstorbenen Bruders August.

reitung gesehen und damals wie später stets gehört zu haben, daß Du, geliebtes Aennchen, Dich auf diese hohe Handlung mit möglichstem Ernst vorbereitetest. Seitdem ist nun der göttliche Heiland zum ersten Male zu Dir gekommen, um mit Deinem jungen Herzen einen ewigen, unlösbaren Bund heiliger Liebe zu schließen. Je mehr Du an Frömmigkeit, Gnade und Glaube zunimmst, destomehr wirst Du erkennen, was der liebe Gott dadurch an Dir gethan hat. Ganz wirst Du es erst im Himmel erkennen, wo Du einsehen wirst, in voller Wahrheit, wie arm, wie nichtig, wie citel die ganze Welt mit allem, was in ihr die Menschen und auch die Kinder schon anlockt, gegen Jesus ist, der in der Communion zu uns kommt. Mögest Du ihn nie aus Deinem Herzen durch Sünde vertreiben, möge der Heiland immer gern in Dir wohnen und in Dir herrschen über alles, was Du bist und hast: über Dein Herz, über Deine Gedanken und Wünsche, über Deine Worte und Werke - dann wirst Du glücklich sein! Ein kleines Andenken lege ich bei und zugleich Medaillen aus Rom für Mutter und Geschwister. Ich segne Euch alle mit inniger Liebe.

Die Priesterconferenz zu Gau-Algesheim an den Bischof v. Ketteler').

153.

Gau-Algesheim, 28. Mai 1863.

Die am 28. Mai d. J. zu Gau-Algesheim zu einer freien Conferenz versammelten Geistlichen glaubten die Aufgabe ihres Zusammenseins nur dann vollständig gelöst zu haben, wenn sie, wozu sie Herz und Gewissen drängten, Ew. Bischöflichen Gnaden die Versicherung aufrichtigster Ergebenheit und treuester Nachfolge auf den Wegen, welche Hochdieselben in den gegenwärtigen beklagenswerthen Kämpfen gegen die Freiheit und Selbstständigkeit der Kirche ihnen vorangehen werden, einmüthig und feierlich ausdrückten.

Damit aller Welt, Freunden und Feinden der Kirche, es klar werde, daß der Klerus der altehrwürdigen Mainzer Kirche fest und treu zu seiner Kirche stehe und wie ein Mann um seinen Bischof sich schaare, wenn er mit seiner apostolischen Stimme die Rechte der Kirche proclamirt, so haben wir aus freien Stücken, von Niemanden dazu aufge

1) Dieses Schreiben und die darauf erfolgte Antwort aus der Flugschrift: „Adressen und Proteste gegen das von der zweiten Kammer der Stände zu Darmstadt beschlossene Kirchengeseß." Mainz 1863. S. 100-106.

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