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An seine Schwester Sophie.

202.

Mainz, 23. November 1868.

Wie immer bin ich auch jezt wieder schon recht lange Dir für meh rere so liebe Briefe Dank schuldig, und es tröstet mich dabei nur die Gewißheit, daß Du in Deiner Liebe und Güte gegen mich dieses Versäumniß mir nicht übel nimmst. Deinen kleinen Reisen, namentlich Deinem Aufenthalt in Lembeck bin ich mit dem größten Interesse gefolgt. Es ist mir so lieb und werthvoll, daß ich dort, wo wir so viele liebe Erinnerungen gemeinsam haben, mit meinen Gedanken und Vorstellungen Deinem Leben und Treiben so ziemlich folgen kann. Ebenso freut es mich außerordentlich, wenn Du Deinen Plan, nach dem lieben Dinklage und zu seinen lieben Bewohnern zu gehen, ausgeführt haben solltest. Ich habe auch ein Stück Heimweh nach der alten Burg und zudem noch durch die mir angebotene Altarweihe eine legitime Veranlassung, hinzugehen).

In Mecheln habe ich vielen Trost gehabt, nur that die Trennung dieses deutschen Volkes von uns, das Französiren desselben meinem Herzen wehe. Der Erzbischof ist ein überaus einfacher, tiefeinsichtiger, liebenswürdiger Mann. Auch sein Bruder, der frühere Minister, ist ein Mann voll Einsicht und Begeisterung. Dein Quartier ist hier wieder fix und fertig und wartet mit großer Sehnsucht auf Dich.

An seine Nichte Clementine Gräfin v. Galen.

203.

Mainz, 24. December 1868.

Soeben bringt mir die Post vom lieben Assen und seinen geliebten Bewohnern Dein schönes Geschenk und Deine freundlichen Worte, die es begleiten. Ich bin recht gerührt von der Liebe, die Du mir dadurch be weisest, und lasse alle meine Arbeiten liegen, um Dir noch vor dem hei ligen Weihnachtstage meinen allerherzlichsten Dank auszusprechen. Ich will die sehr schöne Stola recht viel gebrauchen und dabei recht oft Deiner

1) Erst im September 1873 consetrirte der Bischof den neu errichteten Altar in der Burgkapelle zu Dinklage, dem Wohnsize seines Neffen Ferdinand Grai v. Galen.

gedenken, du gutes liebes Kind! besonders auch morgen bei meiner ersten heiligen Messe um 4 Uhr.

Wie freut es mich, daß es Euch in Assen wohl geht, namentlich auch den lieben Eltern. Ihr könntet mich eigentlich wohl mal wieder besuchen und einige Tage unter meinem Dache verweilen; das wäre mir eine große Freude.

Die Brüder wird der liebe Gott führen und beschützen. Unsere jungen Leute müssen immer mehr lernen, daß der ganze Werth' des Menschen in der Befolgung seiner Grundsäße besteht und nicht im äußern Erfolg. Das ist die große Predigt aus der Krippe: die absolute Nichtigkeit alles Aeußerlichen in dem Urtheil Gottes über uns. Dieses Urtheil muß aber der Maßstab des unsrigen mehr und mehr werden. Die Schule dazu ist oft hart, aber unerläßlich.

Wenn Du ** etwas an Dich ziehen würdest, so würde mich das sehr freuen; freilich aber nur dann, wenn es Dir gelingt in dieselbe das, was überall die Seele sein soll, die Liebe Gottes, die Liebe Jesu, die Liebe zur Kirche mit allen ihren großen Interessen in natürlicher einfacher Weise, ohne Exaltation, aber dennoch in voller Wahrheit hinein. zu bringen. Ein intimer Verkehr, bei dem man für alle höhern Interessen, die über das Irdische hinaus liegen, gewissermaßen einen neutralen Boden einnimmt, ist nur verderblich; denn wenn er lebendig wird, berührt er doch das schwache Herz und wo dies berührt wird ohne Gott, da ist gleich Gefahr. Das ist oft so schlimm, daß man verlernt hat, die täglichen Interessen nicht blos im Innern des eigenen Herzens, sondern im Verkehr mit andern einfach und natürlich auf Gott zu beziehen daß man gewissermaßen conventionell von der Religion abstrahirt. Das kann nicht geschehen ohne große Nachtheile. Religiöse Sentimentalität ist gewiß eine Verkehrtheit, aber kaum größer als dieses Abstrahiren von der Religion im ganzen gesellschaftlichen Leben, soweit keine offenbaren Todsünden vorkommen.

Leider kömmt da der Kanzleibote und ruft mich zur Sizung. Bezüglich des einen Punktes also ein anderes Mal. Alle Bücher sind aber in dem einen Worte des Apostels enthalten: „Die Jungfrau denkt an das, was des Herrn ist, und wie sie heilig sei an Leib und Seele" (1 Kor. 7, 34). Von den Verheiratheten sagt er dagegen, daß sie „getheilt find," d. h. nicht so wie jene ungetheilt der Liebe und dem Dienste Jesu leben können. Doch da kömmt alles auf Beruf an, und wir haben gute Frauen ebenso nothwendig wie gute Jungfrauen.

I. B. Vernaz an Bischof v. Ketteler').

204.

Chambery, 18. Februar 1869.

Gestatten Sie mir, mich in Ihre Erinnerung zurückzurufen. Seit langer Zeit ist Ihr Name bis zu meinem kleinen Heimathlande gelangt; aber es fiel mir schwer zu glauben, daß der aufbrausende Zögling von Brig ein so eifriger Diener des Herrn geworden sei. Erst lehthin habe ich es durch einen Mitschüler desselben Collegs erfahren. Eine Reihe von Jahren sind dahin gegangen, wir sind durch ganz Europa zerstreut, ohne Hoffnung uns wieder zu sehen. Troßdem verursacht es mir stets die größte Freude, wenn ich von einem meiner alten Mitschüler sprechen höre. Ich habe Sie und alle meine deutschen Schulkameraden in so gutem Andenken bewahrt. Empfangen Sie also meine aufrichtigsten Glückwünsche zu dem hohen Berufe, dem Sie mit so großem Erfolge und so großer Hingebung sich widmen. Wollen Sie diese Erinnerung an eine alte Freundschaft gütig aufnehmen 2c.

An I. B. Vernaz in Chambery).

205.

Mainz, 24. Februar 1869.

Ich bin tief gerührt durch Ihr liebes Schreiben und durch das freundliche Andenken, das Sie mir so lange Jahre hindurch bewahrt haben. Ich kann Ihr Erstaunen, daß der ,,bouillant élève de Brigue" ein Stellvertreter des sanftmüthigen guten Hirten geworden, vollkommen begreifen und kann Ihnen versichern, daß ich über diese große Gnade Gottes selbst nicht weniger erstaunt bin wie Sie. Außer der Freude über Ihre treue Freundschaft, die Sie mir seit unsern Jugendjahren bewahrt haben, erfüllt es mich noch mit einer ganz besondern Freude, daß Ihr Brief mir ein Unterpfand ist, daß wir auch jezt noch im reifen Alter, wie damals in Brig, in der Liebe zu unserm heiligen göttlichen Glauben überein

1) Uebersetzung. Das französische Original im Anhang Nr. IV. - 3. B. Vernaz, Richter an dem Tribunal zu Chambery (Savoyen), studirte mit Ketteler in dem Convikt zu Brig und war dessen Schulfreund.

2) Deutsches Concept.

stimmen. Ich kann also mit Zuversicht hoffen, daß, wenn wir auch auf Erden unsere Jugendfreundschaft nicht mehr durch persönlichen Verkehr sortsezen, können, wir uns doch einst in der Ewigkeit wiedersehen werden. Ich spende Ihnen, hochverehrter Herr und Freund, den bischöflichen Segen und verharre in alter Freundschaft 2c.

An Caplan Wesener in Recklinghausen.

206.

Lorsch, 5. Juni 1869.

Dein liebes Schreiben habe ich auf einer Visitationsreise an der Bergstraße erhalten. Ich danke Dir recht herzlich, daß Du in dieser für uns so ernsten und wichtigen Erinnerungszeit auch an mich gedacht hast. Es ist mir von großem Werth, daß Du mir Deine alte Freundschaft so treu bewahrst. Wie schnell eilt das Leben dahin! Es ist mir faum begreiflich, daß schon 25 Jahre seit unserer Priesterweihe 1) verflossen sind. Deine Glückwünsche erwiedere ich auf das Innigste. Einen bessern Beschluß, wie Du ihn bei den lezten Exercitien gefaßt hast bezüglich der Darbringung des heiligen Meßopfers, kann man zum Andenken an die Priesterweihe gewiß nicht fassen. Bei meinen Lebensverhältnissen, wo ich eigentlich täglich wie auf einem stürmenden Meere bin, ist es doppelt schwer, nur einigermaßen die Ruhe zu finden, die für diese heilige Handlung so nothwendig wäre. Ich bedarf daher Deines Gebetes viel mehr als Du des meinigen und ich bitte recht herzlich darum.

An seinen Bruder Wilderich.

207.

Ich will Dir meine glückliche Ankunft ich weiß, welchen Antheil Ihr daran nehmt.

Rom, 29. November 1869.
in Rom sogleich melden, da
Wir sind hierher geflogen 2).

Am Dienstag Morgens 1012 Uhr reisten wir von Mainz ab und waren am Mittwoch Abends 10 Uhr bereits in Bologna. In Innsbruck begrüßte uns um 4 Uhr Morgens der liebe Bernhard 3). In Padua

1) Im Dome zu Münster am 1. Juni 1844.

2) Subregens Graf Mar v. Galen und der Herausgeber dieser Briefe bil

deten die Begleitung des Bischofs.

3) Graf von Galen, welcher dort Theologie studirte.

blieben wir drei Stunden, welche uns herrlich zu Statten kamen, um Kirche und Grab des heiligen Antonius zu besuchen, an der Hand eines Paters und eines Bruders, welche dort im Minoritenkloster wohnen und uns bekannt waren. In Bologna lasen wir die heilige Messe im Dom, besuchten dann den berühmten Campo santo, der unvergleichlich prachtvoll ist, aber fast ohne alle Erinnerung an alles, was uns Christen den Triumvh über den Tod gewährt eine Art Gallerie schöner Statuen.

Donnerstag Abends langten wir bereits in Loretto an, wo ich alles, was mir lieb und theuer in der Welt ist, worunter Jhr ja keine kleine Rolle spielt, der lieben Gottesmutter, so gut ich konnte, empfohlen habe. Auch da sind deutsche Patres, die einem überall zur Hand sind. Ich hatte das unbeschreibliche Glück, am Freitag Morgens in der Kapelle mit der lleberschrift: Hic Verbum caro factum est geworden" die heilige Messe zu lesen. was sich über die Eindrücke in Loretto zigen übernatürlichen Auszeichnung hat Loretto überdies für den natürlichen Menschen eine so wunderbare Lage, daß man ganz davon berauscht wird.

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Hier ist das Wort Fleisch dieser Inschrift liegt alles, sagen läßt. Neben dieser ein

In

Um 11 Uhr fuhren wir Freitag Morgens nach Ancona zurück, besahen uns da namentlich die Kathedrale - ein nicht großer, aber überaus interessanter Bau aus dem zehnten Jahrhundert auf einem in das Meer hineinragenden Felsen, gleichfalls mit ganz herrlicher Aussicht. Nach einer Nachfahrt von 10 Uhr Abends bis Samstag 9 Uhr langten wir endlich in der alten Roma glücklich und eigentlich ohne alle namhafte Ermüdung an.

An Professor Nippold in Heidelberg.

208.

Rom (Collegio Germanico), 6. December 1869.

"

In diesen Tagen ist mir die Augsburger Allg. 3tg." zugekommen, worin Ihr Buch: Welche Wege führen nach Rom?" besprochen und aus demselben folgende Stelle angeführt wird:

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Persönlich bekenne ich gern, daß ich mich mit wenigen Menschen so eins auf dem religiösen Gebiete weiß als mit meinen katholischen Verwandten, und daß ich speciell keinem Protestanten in wahrer Universalis tät des Geistes so viel Anregung danke als meinem unvergeßlichen Oheim Feldmarschall-Lieutenant v. Paumgartten († 1866 als Generalgouverneur von Galizien), in dessen Hause in Mainz ich volle Gelegen

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