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Bei den geistestüchtigen, gerade in der Zwischenzeit zwischen Cäsar und Tacitus am Rhein in Garnison gestandenen Syrern hat es seit alters her, gerade wie in Phönizien, ein im Zusammenhang mit Baal ständig gebrauchtes Epitheton „Herr“ =,,Adon“ gegeben, der von der Außenwelt als selbständiger Gottesname aufgefaßt wurde. Die Griechen machten daraus einen Gott Adonis. Bei den Juden wird das Tetragrammaton seit Jahrtausenden durch „Adonai“ ersetzt. Die Pluralform Adonai wird auch im Althebräischen als sakraler Ausdruck angesehen und nur in Beziehung auf Gott verwendet.

Mochte nicht Odin aus Adon entstanden sein und daher nicht nur der Herr der Weisheit, aber auch wie Baal (Hadad) wie ein richtiger orientalischer Obergott der Herr des Sturmes geworden sein?

In der nordischen Dichtung war der Beiname Odins Gaut1, dies hängt möglicherweise mit dem Etymon Gad-Gott zu

sammen.

Wodan, als fremder Eindringling, vermischte sich in der späteren Volkssage mit „Jude". Die Wodanseiche wurde im deutschen Norden in Westfalen zur „,Judeneiche", der unstete, ewig bewegliche Wodan zum wandernden, ewigen Juden 2.

Wie komisch ist nun die Wodansanbetung so mancher modernen alldeutschen Bibelfeinde!

Odin schöpfte seine Weisheit aus dem Quell des weisen Mimir. Die Sprachforschung urteilt darüber: ,,Die urgermanische Form des Namens lautete Mimior oder Mimio, d. h. der Sinnende" 3. Einen Gott Mimio kennt jedoch kein arisches Volk. Viel wahrscheinlicher wäre es hier, den assyrisch-phönizischen Gott-Repräsentanten der Weisheit, Moumos, als Ursprungsform heranzuziehen.

Wenig zwingende Gründe hat die Herleitung des Balder aus Baal, wie Nilsson vermutete. Auch die Slawen haben einen ähnlich anklingenden Bjeli-Boh, wo jedoch „Bjeli“ als Adjektiv,,weiß“ verstanden wird. Es ist dennoch nicht ausgeschlossen, daß im ersten und im zweiten Falle doch phönizische Wurzeln vorliegen, die jedoch durch Volksetymologie in einheimischeuropäische Wortformen umgebildet wurden.

1 Golther 301.

• Wöste: Wörterbuch der westfäl. Mundart 115, Norden und Leipzig 1882. 3 Golther 179.

Der germanische Wolkenbaum Yggdrasill wird vielleicht erst von den syrischen Christen oder sonstigen Trägern des Christentums nach dem deutschen Norden gebracht worden sein. E. H. Meyer und Bugge huldigen der Ansicht, daß überhaupt ein großer Teil der nordischen Mythen Nachbildung christlicher Glaubenslehre im heidnischen Gewande sind1.

Es ist wahrscheinlich, daß die spätantiken Germanen von den Syrern auch sonstige Zivilisationsanfänge erlernt haben. Die Hütte heißt im Althochdeutschen baiton, davon auch im Italienischen baita, wie auch im Englischen abode, diese Vokabeln erinnern zu sehr an das syrische baitha für Haus, um nicht von demselben entlehnt zu sein. Die deutsche ,,Burg" dürfte nicht an das griechische Túpyog anschließen, sondern an dessen syrische Übergangsform,,burga", und wird von den frühmittelalterlichen syrischen Ansiedlern in Deutschland mit der Sache eingeführt worden sein.

H. Die Semiten und die orientalischen Arier.

Die segensreiche Wirkung der Semiten erstreckte sich auch im großen Maßstabe auf die asiatischen Arier. Die heiligen Bücher der Hindus, die Veden, die großen Epen sind sämtlich in einem Alphabet niedergeschrieben, das zu ihnen vom Gestade des winzigen Phönizien herüberkam3. Auch Kulturinhalt wurde von den Semiten nach dem alten Indien importiert und somit die Grundlage für den späteren Aufschwung, des Gangeslandes gelegt. Der Sintflutmythus, wie er in einem indischen Brahmana vorkommt, kam nach Indien aus Babylonien. In dem Rigveda kommt die semitische Bezeichnung Mana als Maß für Gold vor".

Oldenburg findet in der Glaubenswelt des Rigveda einen sehr ernsten, kulturfördernden semitischen Einschlag. Er bemerkt einen auffälligen Unterschied zwischen dem Wesen des Indra und dem des Varuna und der andern Adityas. „Man glaubt neben einem Barbarengott die Götter einer höheren,

1 E. Mogk im Grundriß der germ. Phil. von H. Paul VI, 243 · Leviticus Rabba VII, vgl. Fürst 80.

* Wackernagel: Altindische Grammatik LVI. Göttingen 1896.

Zimmer: Altind. Leben in Zeitung der Deutsch-Morgenl. Gesellschaft XXXVI, 45-50.

zivilisierten Welt zu sehen. Dort ein übermächtiger Held, der etwas von einem göttlichen Raufbold an sich hat, der unergründliche Trinker, nicht ohne einen humoristischen Anflug. Hier die ruhig leuchtende Erhabenheit eines heiligen, die Ordnung des Kosmos bewahrenden sündenfreien Königtums" und vermutet in dieser Differenz semitischen Einfluß. „Ist nicht Varuna neben Indra der weltbeherrschende Souverän, neben dem durstigen Dreinschläger der Repräsentant einer älteren, höheren Kultur? Früher, scheint es, wie die Indogermanen waren die Semiten zum Ernst ethischer Lebensführung herangereift 1."

Im Gegensatz zur Berührung mit den Semiten war für die Hindus die mehrhundertjährige Herrschaft der Hellenen in der Diadochenzeit über sie eine bedeutungslose Episode, die fast vollständig spurlos für sie verging2.

Der dann nach Indien, über türkisch-persische Vermittlung der Großmogule, hingelangte Strom arabisch-muslimischen Kulturwesens erzeugte dort eine Hochblüte der Kunst und des Geisteslebens, beseitigte bei einem ansehnlichen Teile der Bevölkerung die Barbarei der Kastenunterschiede, den Unfug blutiger Opfer, den Mißbrauch der Selbstquälerei indischer Einsiedler, den Götzen-, Tier- und Flußkultus.

Bei der Volksmenge in Indien wie auch am Malaiischen Archipel sind die Araber besonders angesehen. Sie nehmen eine bedeutendere Stellung dort als die Chinesen ein, obwohl kein Großstaat hinter ihnen steht. Sie schlagen selbst den Europäer aus dem Felde. „Trotz des Widerstandes der europäischen Missionäre hat der Islam in den letzten Jahrzehnten weite Gebiete im Innern Sumatras fast ganz für sich gewonnen 3."

Die Perser gestalteten ihr Geistesleben immer in Abhängigkeit von semitischen Mustern. Das achämenidische Persien schrieb mit den Lettern Assyriens, das Sassaniden-Persien gebrauchte das aramäische Alphabet, das neuere Persien verwendet die Schrift Arabiens. Die Verschiedenheit der Schrift ist jedesmal das Spiegelbild des geistig-religiösen Zustandes, des kulturellen Abhängigkeitsverhältnisses.

Ein geistiges Lehensverhältnis zum Semitentum bestand seit

1 Oldenburg: Die Religion der Veden.

Lehmann: Geschichte des alten Indiens 5, Berlin 1890.

3 Ratzel: Völkerkunde I, 364.

jeher auch in Armenien. Christlich-syrischer und arabischer Einfluß wechselten im späteren Altertum wie auch im Laufe des Mittelalters miteinander auf den Bergen des Ararat. Die armenische Sprache enthält syrische Lehnwörter aus dem Beginn der christlichen Ära, die dann seit dem 7. Jahrhundert eine arabische Gefolgschaft bekommen 1.

I. Die Semiten und die sonstigen Allophyle.

Die mitteilsame Fruchtbarkeit der Semiten gelangte auch sonstigen nichtarischen Gruppen und auch fremden nichtkaukasischen Rassen zum Vorteil.

In Georgien erwachte das Geistesleben, als unter dem aufgeklärten Herrscher David, dem Wiederhersteller, die arabische Wissenschaft dort Eingang fand. Die Georgier schreiben den Arabern nach eigener Tradition die Einführung der Verskunst zu wie auch verdanken ihnen einige Kenntnisse in der Medizin, Astronomie und Geographie. Sie lernten bei den Arabern auch die Kunst des Seidezüchtens. Dagegen sei zu bemerken, die viel näheren Byzantiner übten so gut wie keinen Einfluß auf die weltliche Kultur Georgiens aus. Ebensowenig richtete bis ins 19. Jahrhundert hinein der Einfluß der Westeuropäer dort was aus. Nur Mönche waren die Vertreter Europas. Im Jahre 1672 fragte der Fürst des nachbarlichen kaukasischen Mingrelien einen ihn besuchenden Europäer, warum nach Mingrelien keine europäischen Handwerker kommen, die so gut Metall, Seide und Wolle zu verarbeiten verständen, und warum nur Mönche kämen, mit denen nichts anzufängen wäre und welche sie auch gar nicht wünschen 3.

Umbildend und kulturerzeugend wirkte der arabische Islam auch bei der malaiischen Inselrasse, wie auch bei den nordafrikanischen Kabylen, so auch in der Negerwelt. Der Islam bringt nach dem Sudan mehr als bloß eine Glaubensform. Mit den Trägern des Islam kommt nach dem Sudan eine materielle Kultur, die dort von großem Einfluß ist, dann der Sinn für eine

1 H. Hübschmann: Die Semit. Lehnwörter im Altarmen. Zeitschrift der Deutsch. Morgenl. Ges. XLVI, 226–248.

2 Leist: Die Georgier 104.

3 Ib. 150.

politisch-staatliche Organisation. Die staatlichen Neubildungen, die unter der Ägide des Arabertums im Sudan entstanden, reichten an Größe und Dauer weit über den innerafrikanischen Maßstab 1. Auch die Poesie der Neger gestaltete sich unter dem Einfluß des arabischen Geistes, besonders gestalteten sich unter diesem Einfluß die lyrischen Gesänge derselben3.

J. Die Juden und Europa.

a. Die Einführung des Monotheismus.

I.

Gerade die Juden sollen eine zersetzende Wirkung auf die europäische Gesellschaft ausüben.

Europa verdankt den Juden den Monotheismus; Einfluß desselben für die Arier Europas nachteilig?

-

war der

Was liegt besonders am Eingottglauben, lassen sich gegnerische Stimmen hören. Ist Religion eine arithmetische Frage etwa, meinte Lagarde. Bedeutet nicht die Reduktion der olympischen Mannigfaltigkeit auf einen einzigen Himmelsherrscher und Weltgott bloß Zerstörung und Vernichtung und negative Leistung?

Schon der heidnische Philosoph und Gegner des Christentums Celsus bemerkte, wenn die Juden sich einer höheren Weisheit rühmen und die Gesellschaft anderer Menschen geringschätzen, da haben sie nicht recht. Man sagte ihnen schon, daß ihr Glaube an den Himmel nicht ihnen allein eigen sei; auf dieselbe Weise haben auch die Perser, wie Herodot berichtet, die Sitte, den Gipfel hoher Berge zu besteigen und dem Zeus zu opfern, sie nennen so den Himmelskreis. Mir bleibt es gleich, ob man diesen höchsten Gott den allerhöchsten Zeus nennt oder Zen oder Adonaion oder Sabaoth oder Amon wie bei den Ägyptern oder Panaion wie bei den Skythen 3.

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In Gesellschaft von antiken Heiden, sowohl in biblischer wie in römisch-griechischer wie auch in talmudischer Zeit"

1 Ratzel: Völkerkunde II, 495.

Friedr. Müller: Allgem. Ethnogr. 147.

• Origenes: Contra Celsum V, 43.

Gen. 14, 9; Jesaias 14, 14 usw.

Josephus: Antt. XI, 4, XIII, 3. • Mnachoth 110a.

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