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wiederholt seinen Vergleich an mehreren Stellen1. Auch bei Cassiodor findet sich die Parallelisierung zwischen Isaak und Christo hinsichtlich der Opferung 2. Beda Veneralibis berichtet, daß im 7. Jahrhundert Benedikt, der Abt des Peterklosters von Weremouth (Jarrow) in England, in Nachahmung des Meisters der Imagines zu Rom unter anderm als ein Vorbild des kreuztragenden Erlösers Isaak, das Holz für seine eigene Opferung tragend, darstellen ließ.

Die Parallele zwischen einem sein Kreuz tragenden Sträfling und Isaak, der sein Holz zum Altar trug, findet sich auch im jüdischen Midrasch3.

Isaak und Christus werden auch von mittelalterlichen Griechen, wie Kosmas, dem Indienfahrer, parallelisiert, wie auch von den Syrern, wie Ephraem und Abulfaradsch. In der syrischen Schatzhöhle heißt es, daß in Golgatha jener Baum aufsproß, welcher das Lamm trug, das Isaak errettete.

Die mittelalterliche Tradition der Christen in Palästina brachte die Opferung Isaaks am Kalvarienberge, der Kreuzigungsstätte Jesu, an. Wir lesen bei Theodosius: Est ibi mons Calvariae ubi Abraham obtulit filium suum in Holocaustum '. Arculf fand im 8. Jahrhundert den Opferaltar Abrahams zwischen der Kalvarienkirche und der Basilika, der zu seiner Zeit als Tisch zur Verteilung von Almosen an Arme diente. Dasselbe wiederholt auch Beda. Ein Zeitgenosse der Kreuzzüge, Wilhelm von Tyrus, führt in seiner Palästinaschilderung Golgatha als den Ort an, wo Abraham sein Opfer an unsern Herrn darbrachte (den Isaak) (La fist Abraham sacrifice a Nostre Seigneur) 9.

1 Augustinus: Enarratio in Psalmum c. 30, 9, Migne Patrol. lat. XXXVI. 245, idem: De civitate Dei c. XXXII Migue XLI, 511.

2 Cassiodor: Historia tripartita I, 2, Migne LXIX, 284.

3 Genesis Rabba LVI.

• Kosmas Jndikopleustes: Kosmographia. Patrol. graeca LXXXVIII, 242.

5 Ephraem: In Genesin c. XXIV.

• Abulfaradsch: Historia 14.

7 Theodosius: Itineraria terrae sanctae ed. Tobler I, 63.

8 Beda ib. I, 214.

9 Guillaume de Tyre: Itin. II, 164.

E. Der Gottessohn Jesus.

I.

Wie kommt es, daß gerade die Juden die fehlenden Qualifikationen Jesu einsahen und dessen Verehrung zurückwiesen und das auch nicht die hunderte Millionen Europäer und Westasiaten wie auch Nordostafrikaner taten, für die ja der Märtyrer von Golgatha im Mittelpunkte alles Glaubens steht.

Die Motive, die bei den Juden zur Ablehnung des Märtyrers Jesu maßgebend waren, wären sicherlich auch für die dann christlich gewordenen Nationen entscheidend gewesen, wenn für sie Jesus, der menschliche Märtyrer, in Frage gekommen wäre.

Wäre Jesu als Mensch nicht solcher Art, wie er faktisch in den Evangelien erscheint, sondern tatsächlich eine glanzvolle Idealgestalt, die ihr Leben im stolzen Bewußtsein für hehre Grundsätze preisgab, auch dann wäre er, als menschliches Opfer der Unduldsamkeit, keine Zentralgestalt des weitverbreitetsten Religionssystems geworden. Märtyrer, auch fehllose und ideale, sind in der Geschichte der Menschheit so zahlreich wie der Sand am Meer, wer schert sich um deren Dauerverehrung? Im Zeitalter Jesu tötete Pilatus auch einen samaritanischen Messias 1, wie die Römer auch sonst verschiedene Messiase umbrachten 2, dachte jemand an deren Adoration für spätere Geschlechter? Ist Jesus die einzige Märtyrergestalt des Christentums? Für den Glauben Christi ließen sich in der Antike in der römischen wie auch persischen Welt, wie dann auch im muslimischen Mittelalter, wie im 17. Jahrhundert in Japan, wie in der neuesten Zeit noch in Armenien und China, unzählige Myriaden Christen hinmorden, fällt jemandem ein, diese Glaubenszeugen vom Standpunkte des Opfertodes dem Gekreuzigten von Golgatha gleich zu werten? Wenn es auf einen Märtyrer ankam, der für seine Überzeugung vornehm und dazu auch furchtlos in den Tod ging, stand nicht dem antiken Menschen Sokrates näher? Träumt jemand von einem Personalkultus für Hus, Savonarola, Serwet, Giordano Bruno, Lavoisier, Kurt Eisner? Jede Revolution, jeder Krieg, jede Religionsverfolgung schafft en masse Opfer, ohne daß daraus für die Dauer viel Aufhebens gemacht wird. Um den Gekreuzigten geschart, wieviel

1 Josephus: Antiquitates XVIII, 4.

3 Acta 5, 36.

Millionen Märtyrer erzeugte die katholische Welt an den sog. Häretikern seit den Manichäern und Arianern bis Alba, Ferdinand II. und Ludwig XIV., dem Aufheber des Ediktes von Nantes. Wer windet Ruhmeskränze um die unübersehbaren Scharen der in den Tod gehenden Kriegsmärtyrer, Vaterlandsverteidiger. Vergilbte Kränze melden hier und da ihre Glorie, und dabei bleibt es im besten Falle.

Wenn ein Drittel der Menschheit heute Jesum verehrt, so ist es der Fall, nicht weil ein sich als Judenkönig dünkender Wanderprediger gekreuzigt wurde, sondern weil der Sohn Gottes, der menschliche Gestalt anhatte, für die Menschen, um sie von Satans Händen loszukaufen, starb, dann auferstand, in den Himmel fuhr und dort eine Person in der dreieinigen Gottheit bildet.

Jesus ist Gottessohn bereits bei den Synoptikern1. Für den Evangelisten Johannes ist er der fleischgewordene Logos. Paulus läuft in die Synagogen, um Jesum zu verkünden, erst als er sich davon überzeugte, daß Jesus Gottes Sohn ist. Die Theologie von Paulus beruht darauf, daß der Gekreuzigte, der der persönliche Sohn Gottes ist, für alle sich hergab3 und durch dessen Tod unsere Sünden gesühnt wurden, als himmlischer Hohepriester opferte er sich selber einmal und machte alle weiteren Versöhnungstage überflüssig. Die Rückkehr Jesu des Auferstandenen hoffte Paulus noch selber zu erleben. Jesus kommt dann vom Himmel bei Posaunenschall'. Bei Matthäus spricht Jesus von Gott als,,seinem Vater, die Gläubigen sprechen dagegen im Plural,,unser Vater", es wurde bei ihm die Rückkehr Jesu vom Himmel als Gott erwartet und das baldigst; viele, die ihn sehen, werden nicht sterben, bevor er zurückkommt. Jesus in der christlichen Propaganda galt nichts anderes als der Sohn Gottes. Celsus bemerkt bei Origenes, die Christen fordern vor allem: glaube, daß der, den

1 Marcus 14, 61.

• Acta 9, 20.

3 Röm. 8, 32.

• Ib. 5, 6.

5 Hebr. 9, 17.

I. Kor. 5, 51: I. Thes. 4, 15.

I. Thes. 4, 16.

• Mt. 6, 19.

• Ib. 16, 28.

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ich dir künde, Gottes Sohn ist1. Die offizielle christliche Kirche in allen ihren Hauptformen erklärt Christum für einen Sohn Gottes und mit Gott-Vater ranggleich. Christliche Richtungen, die Jesu dem Gott-Vater gegenüber eine geringere Stellung zuschreiben wollten, wurden von der Nachwelt entweder vollständig beseitigt, so die antiken Arianer, oder dann auf geringe Sekten degradiert wie die Unitarier.

Jesus nahm in der christlich gewordenen Heidenwelt jenen Platz ein, der in allen polytheistischen Religionen des östlichen Mittelmeerbeckens der sterbende und dann auferstehende Vegetationsgott, der Sohn des Obergottes, einnahm. Osiris, Adonis, Thammuz, Attis, Dionysos haben für zahlreiche Völker des Altertums verschiedenster Rasse das Sinnbild des Leidens, das dann durch neues Leben ausgesöhnt wird, gebildet. Für die heidnischen Völker war das Moment der leiblichen Gottessohnschaft Jesu jenes Bindeglied, das ihnen den Übergang zur Religion der Bibel ermöglichte. Jesus der Gottessohn saugte in sich derart den heidnischen Vegetationsgott auf, daß nicht wenige neuere Forscher der Ansicht werden konnten, Jesus sei überhaupt keine historische Person, sondern ein historisierter Leidensgott.

Dieses Moment der leiblichen Gottessohnschaft, das den Polytheisten Jesum zugänglich machte, war es gerade, das ihn den führenden Kreisen des Judentums durchaus unakzeptierbar werden ließ. Ein Gottessohn, der leidet und beweint wird, das war ja ein Stück jenes Heidentums, dessen Überwindung Israel soviel Mühe und Ringen kostete; und nun zurückkehren? War es nicht Thammuz, der semitische Leidensgott, dessen Beweinen durch jüdische Frauen Ezechiel bekämpfte, war es nicht Osiris, den Artapan und dann auch der Talmud gewaltsam in den biblischen Josef umwandelten, was dann auch so mancher Kirchenvater sogar wiederholte, um Osiris' übernatürliche Stellung zu beseitigen. Christus der Gottessohn konnte in den höheren Schichten des geschichtlichen Judentums gerade aus denselben Gründen keinen Eingang finden, die ihm in der Heidenwelt den Triumph verschafften. Das Judentum, das aus Isaak, der höchstwahrscheinlich einst mit dem alten Mondmythos in Verbindung stand, einen blassen, wenn auch geopferten, beim Leben bleibenden und sühnenden Patriarchen 1 Origenes: Contra Celsum VI, 10.

machte, wie konnte es nun wieder einen bei zeitgenössischen Heiden lebenden Mythos hinnehmen und dem Weltgott seine so schwer erfochtene Einheitsstellung in seinem Glaubensleben streitig machen.

II.

Das talmudische und sonstige antike rabbinische Schrifttum, das gegen sonstige christliche Thesen fast nie Stellung nimmt, hält die leibliche Gottessohnschaft Jesu für einen Stein des Anstoßes, gegen den es oft und unumwunden polemisiert. Der Midrasch lehrt:,,Wer Nachkommen hat, der stirbt und wird verfault, da er selber erschaffen ist, wer aber keine Nachkommen hat, stirbt nicht und wird nicht verfault. R. Asaria sagt, dies bezieht sich auf die Gottheit1." Diese ganze Stelle erinnert merkwürdigerweise an einen Passus in der erythräischen Sibylle. Eine andere Stelle im Midrasch lehrt im Namen des R. Abahu: Gott spricht, ich bin der erste, d. h. ich habe keinen Vater. ich bin der letzte, d. h. ich habe keinen Sohn, außer mir gibt es keinen Gott, daß ich keinen Bruder habe. Als Nebuchadnezar sagte, daß neben den drei Jünglingen im Feuerofen er einen Sohn Gottes (Engel) sehe, schlug ihm ein Engel auf den Mund: Verbessere Deine Worte, Frevler, Gott hat keinen Sohn. R. Simlai lehrte: Adam wurde aus der Erde geschaffen, Eva aus Adam, seit damals kann ein Mensch nur von Mann und Frau entstehen (also nicht von einer Frau ohne Mann). (Letzter Hinweis stammt von meinem am 3. II. 1920 verstorbenen Vater Jakob Osias Mieses.) Gegen den Eintritt eines Zeitalter des Sohnes lesen wir bei den alten Rabbinen: „Ich bin der erste, sagt Gott, daß ich von niemandem mein Reich übernahm, ich bin der letzte, daß ich es einem andern, der überhaupt nicht existiert, nicht übergebe, ohne mich gibt es keinen Gott, da es überhaupt keinen zweiten gebe 5"

Der buchstäblichen Gottessohnschaft des stellte das Judentum eine figürliche entgegen:

1 Genesis Rabba XII.

2 Exodus Rabba XXIX.

3 Jrusch. Sabbath II.

4 Genesis Rabba.

5 Hohelied Rabba I; Jrusch. Sanh. I, 1.

Christentums
Wie ist der

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