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auch der Prophet Hoseas, Gott möge Israel mit einem andern Volke vertauschen 1. Das Beten zu Gott muß nicht in der eigenen Sprache der Hebräer erfolgen, das Schmagebet darf in allen Sprachen stattfinden, so dürfen auch Bibelkodices und Phylakterien in allen Sprachen geschrieben werden3.

Die Theoretiker der psychologischen Inferiorität der Semiten sehen sich gezwungen, stets ihre Ansichten einzuschränken. Renan will den seelischen Charakter der gesamten Semiten schildern, merkt aber bald, sein Bild entspräche nicht den Tatsachen, und nimmt daraufhin eine semitische Nation nach der andern aus diesem Generalurteil heraus. Da werden zuerst die Assyrer und Babylonier exzipiert, ihr politischer Eroberungsdrang nach Art Cyrus', Alexanders, der Römer, Karls des Großen zeigt, nach Renan, daß sie Semiten nicht gewesen sein konnten. Die Aramäer - die Syrer - die waren ja gewiß Semiten, aber erlagen immermehr der Wirkung der arischen Völker und verloren langsam ihren Charakter und wurden der semitischen Familie fast fremd 5". (,,.... subit de plus en plus la pression de races ariennes et perdant peu à peu son caractère devient presque étranger à la famille sémitique".) Die Syrer als Christen konnten dem ehemaligen Jesuitenzögling Renan nicht als Semiten richtiger Art dünken. Die Phönizier müssen nach Renan ebensowenig Semiten gewesen sein, obwohl sie eine semitische Sprache redeten, da sie in ihrer ganzen Art von den Semiten sich verschieden zeigten.,,Der besondere Charakter der Semiten ist, weder Gewerbe zu kennen, noch politischen Geist, noch Munizipalorganisation zu haben; die Schiffahrt und die Kolonisation erscheinen ihnen antipathisch... hier finden wir im Gegenteil eine gewerbliche Zivilisation, politische Umwälzungen, den regsamsten Handel, den das Altertum kannte, ein Volk, das unaufhörlich nach außen strahlte." „Es ist möglich, wenn man unter allen Völkern der Antike eines bezeichnen wollte, dessen Physiognomie der der Semiten am meisten widerspricht, dann wäre man versucht, das der Phönizier zu nennen." (Peut-être, s'il fallait designer

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parmi les peuples antiques, celui dont la physiognomie contraste le plus avec celle de Semites, seraient les Phéniciens, qu'on serait tenté de nommer) 1." Der Kultus der Phönizier und Aramäer, der den psychologischen Voraussetzungen von Renan nicht entspricht, muß fremde Entlehnung gewesen sein. Renan nimmt auch die alte südarabische Bautätigkeit aus seiner schablonenhaften Semitencharakteristik heraus. Die Monumente Südarabiens müssen nach ihm von Nichtsemiten stammen 3.

. Die Semitencharakteristik Renans bezieht sich demnach nicht auf die Assyrobabylonier, Phönizier, Syrer, alte Südaraber. Bleiben noch Juden und Nordaraber.

Aber auch die Juden fallen, nach Renan, aus der allgemeinen Rassencharakteristik heraus. Die Juden der Gegenwart haben nach Renan, obwohl sie in direkter Linie von den Semiten herstammen, nichts vom semitischen Charakter, infolge ihrer Anpassung an die Zivilisation. (Israelites de nos jours, qui descendent en droite ligne des anciennes habitants de la Palestine n'ont rien du caractère sémitique et ne sent plus que des hommes modernes etc.). Renan will die Juden aus der Semitenart eximiert sehen, mindest seit der Zeit, wo die christliche Epoche begann.

Nach Renan sollen überhaupt Urteile über Rassen nur mit Einschränkungen angesprochen werden, da ursprüngliche Veranlagung durch späteren Einfluß aufgewogen werden kann. Völker können ihren Charakter verschiedenartigen Einflüssen verdanken; Renan nennt einmal die Franzosen Romanen der Sprache nach, Griechen der Zivilisation nach, Juden der Religion nach 6.

Nöldeke in seiner Charakteristik der Semiten nimmt sogar die arabische Literatur aus seinem Bilde des semitischen Geistes in beträchtlichem Maße heraus,,,man muß sich hüten, alles, was arabisch geschrieben ist, ohne weiteres für arabisch und semitisch zu halten: das wäre fast so, als wollte man alle lateinischen Schriftsteller des Mittelalters den Italienern zugute rechnen"."

1 Ib. 174.

2 Ib. 462.

3 Ib. 300. 4 Ib. VIII.

Ib. 357.

Renan: Der Islam und die Wissenschaft 3, Basel 1883.

Nöldeke: Zur Charakteristik der Semiten in: Orientalische Skizzen 17.

Den Ausgangspunkt aller Beurteilung der semitischen Rasse durch diverse Forscher bilden einzig allein die arabischen Beduinen. Doch ist dies verfehlte Methode. Die Charakteristik des Semitismus auf Grund der arabischen Beduinen ist falsch und muß zu ständigen Ausnahmen führen. Die Juden sind heute semitische Orientalen in ihrer Psyche! Wer die europäischen Juden, die nach dem Orient gelangt sind, mit den einheimischen semitischen Orientalen vergleicht, merkt, welcher tiefe Abgrund hier gähnt. Ein Kenner Palästinas der Neuzeit aus langjähriger, eigener Erfahrung, Greßmann, ein sonst den Juden wenig gewogener Autor, der gern den Aberglauben der heutigen palästinensischen Juden betont, bemerkt an einer Stelle: ,,Die Juden, die heute in Palästina wohnen - man unterscheidet polnische, spanische, bucharische und jemenitische Juden sind nicht die im Lande geborenen Nachkommen ihrer Vorfahren, sondern aus der Fremde eingewandert und meist mit europäischem Wesen so durchsetzt, daß man sie eher für Europäer als Orientalen halten darf. Da sie durch ihre große Zahl bereits in einigen Städten wie Jerusalem, Tiberias, Jaffa, Safed das Gepräge ihres Geistes aufgedrückt haben, so ist Gefahr vorhanden, daß durch sie das einheimische Wesen entstellt werde 1.".

In Europa wird oft die psychische Verwandtschaft zwischen Juden und Einheimischen nicht selten von Psychologen betont. Salomon Reinach hebt eine gewisse geheime Verwandtschaft zwischen dem jüdischen und dem französischen Geist hervor, was die moralische Assimilation beider Rassen beschleunigt 2. (......une certaine affinité secrète entre l'esprit juif et l'esprit français hâte l'assimilation morale de deux races.)

Auf Ähnlichkeiten zwischen Deutschen und Juden wies man zu verschiedenen Zeiten hin. Aventinus, der jede Gemeinschaft der Deutschen mit den Lateinern ablehnte, machte darauf aufmerksam, daß die Germanen zwei S, zwei Z, zwei H gerade wie die Juden besitzen, daß die Deutschen ein ähnliches kurzes „E“ besitzen wie die Juden in Schwa3. Auf die Ähnlichkeit der Ausprache des deutschen a in manchen Gegenden

1 Greßmann: Palästinas Erdgeruch 8, Berlin 1909.
Reinach 343.

3

Joh. Türmair genannt Aventinus: Bayer. Chronik. München 1883.

Einleitung IV, 14,

mit dem hebräischen Kamez wiesen mehrere deutsche Grammatiker der früheren Jahrhunderte hin. Ein deutscher Grammatiker der neuesten Zeit gebrauchte in seiner Dialektgrammatik die hebräischen Lettern Gimel und Beth mit und ohne Dagesch zur Bezeichnung des Unterschiedes zwischen den aspirierten und inaspirierten Lauten in der niederösterreichischen Mundart1. Hierher gehört auch die Sage, die deutschen Juden wären Nachkommen der Vangionen. Der Deutschenhaß wird oft mit dem Judenhaß verglichen, doch ist der Vergleich nur ein zufälliger. In ruhigen Zeiten hat es nie Deutschenpogrome gegeben; auch keinen allgemeinen Haß. Eine ganze Anzahl von verwandten psychologischen Zügen zwischen Deutschen und Juden stellte Schreiber dieser Zeilen in seiner im Jahre 1917. erschienenen Schrift,,Germanen und Juden" (Verlag Löwit)

zusammen.

Aus der Annahme ähnlicher psychischer Dispositionen wird es entsprungen sein, wenn Hans Fehr Parallelen zwischen dem Rechtskodex Hammurabis des Semiten und dem salischen Gesetz der Germanen nachweisen will. Ein anderer neuer Autor, Richard Dehmel, bemerkt:,,Grundzüge der jüdischen Gemütsverfassung sind den deutschen auffallend gleichgestellt: Eigenwille bis zur Halsstarrigkeit, Selbstgefühl bis zur Prahlerei, Naturgefühl bis zur Stimmungsduselei, Innigkeit bis zur Schwärmerei, Anhänglichkeit bis zur Kriecherei" s.

1 Nagl: Grammat. Analyse des niederösterr. Dialekts 29, Wien 1886,

2 Constantin Brunner: Deutschland etc. Nord und Süd 1917. 57. 3 R. Dehmel in Judentaufen von Werner Sembart.

SIEBENTES KAPITEL.

Semitisches und arisches Staatswesen.

I.

Als gewichtiges Unterscheidungs- und auch Scheidungsmerkmal zwischen Semiten und Ariern wird von mancher Seite das staatsorganisatorische Bewußtsein angeführt. Renan meint, man findet bei den Semiten weder große organisierte Imperien, noch politischen Geist, nichts was an die griechische Politeia oder die absolute Monarchie Ägyptens oder Persiens erinnern sollte. Die Semiten seien geborene Nomaden, behauptet Wahrmund, die Juden nomadisieren noch heute in Europa. Das Vaterland der Juden ist nicht die Erdscholle, sondern der Stamm; für sie bedeutet das Exil, die Zerstreuung kein Aufhören des Nationalbewußtseins: betonen viele. Es wird darauf verwiesen: Die jüdische Staatsform war eine sonderbare theokratische, mit Gott als Staatsoberhaupt. Einige legen auf den orientalischen Despotismus der semitischen Staatenbildungen als dem europäischen arischen Charakter zuwiderlaufend Nachdruck. Die Juden können sich in die europäischen staatlichen Organisationsformen infolge ihrer konträren Veranlagung nicht hineinfinden, gehen daher allenthalben unter die Reformer, propagieren Ideen, die den europäischen, ihnen widerstrebenden Staatsgedanken zu zerstören bestimmt sind, so den Liberalismus, den Sozialismus, den Bolschewismus. Die Juden gehören überall zu den Fahnenträgern der Revolution. Die Juden bedeuten in den europäischen Staaten, behauptete bereits Theodor Mommsen, ein Element der Dekomposition.

Wenn von großen Imperien die Rede ist, darf an das mehrtausendjährige Weltreich der Assyrer und Babylonier, darf an

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