Immagini della pagina
PDF
ePub

gefühl einen großen Theil des Lebens der Einzelnen ausmacht. In der That zeigt uns die Geschichte, daß gewisse Zeiten des höchsten materiellen Aufschwungs, des verfeinerten Lebensgenusses (selbst in Wissenschaft und Kunst) den Anfang des Verfalls bezeichnen. In den rohen oder gesunden Anfängen des Gemeinlebens dagegen beherrscht das Stammgefühl derart alle Einzelwesen, daß sie ganz und gar in demselben aufzugehen scheinen. Die Todesverachtung und der unglaubliche Stoicismus, mit welchem die Indianer die ihnen bereiteten Qualen ertrugen, sind keineswegs bloß auf ihre größere Nervenstärke zurückzuführen; sie sind wohl hauptsächlich aus dem Stammesstolz zu erklären. Klein und unbedeutend waren die Privathäuser der Römer in ihrer guten Zeit, aber groß und prächtig die Tempel und öffentlichen Gebäude.

[merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

-

Es möge uns verstattet werden, einen möglichst einfachen. animalischen Organismus uns vorzustellen, ein Gegenstück zu der aus gleichartigen Zellen bestehenden Urpflanze. Es ist natürlich, daß bei der letteren Förderungen und Störungen des Wachsthums eintreten müssen, je nachdem ein Theil der Zellen den günstigen Bedingungen desselben Wärme, Licht, Ernährungsstoffe 2c. mehr zugänglich ist, als der andere. Hier hätten wir demnach auch schon bei der Urpflanze den natürlichen Anfang der Differenzirung. Die nach oben liegenden Zellen müssen durch die Einwirkung des Lichtes intensiver gefärbt sein; sie sind unbeschränkt in ihrer Aufeinanderlagerung, während die unteren Zellen z. B. auf Stein aufliegend, dem Sonnenlicht wenig zugänglich, farblos sein werden und sich nur dahin weiter entwickeln können, wo Löcher und Risse im Steine es ihnen verstatten. Wir hätten also das so vielfach ausgeprägte Gestaltungsprincip der vollkommnen Pflanzen Stamm und Wurzel in seiner primitivsten Erscheinung.

Der animalische Organismus in Bezug auf das Wachsthum denselben Gesezen folgend wie die Pflanze möge angenommen werden als im Wasser schwimmend, die gleichartigen Zellen zur einfachsten Urform, der Kugelgestalt zusammengelagert. Es ist nun sehr natürlich, daß die peripherischen Zellen, die Grenze des Organismus, und in direkter Wechselwirkung mit dem umgebenden Medium stehend, eine eigenthümliche von der Function der inneren

Zellen etwas verschiedene Rolle werden spielen müssen. Nehmen wir an, ihre äußere Hülle, Zellenwand oder Haut, habe durch Endosmose *) aus dem Wasser die Ernährungsstoffe der Einzelzellen, welche dieselben gleichfalls endosmotisch dem Gesammtorganismus zuführen, aufzunehmen. Je nach der Verschiedenheit der äußeren Verhältnisse

[ocr errors]

namentlich der Wirkung der Wärme, der chemischen Zersehung durch das Licht, dem Vorhandensein stärker angezogener, weil der Ernährung zuträglicher Stoffe wird diese Endosmose lebhafter oder träger vor sich gehen, was wir uns wohl auch nicht gut anders vorstellen können, als daß die unendlich seinen Capillargefäße die Fähigkeit haben sich mehr zu erweitern oder zu verengen. Diese Function der äußeren Zellen muß nun aber nothwendig in einen gewissen Rapport zu den inneren Zellen treten, welche in Bezug auf ihre Ernährung auf die äußeren angewiesen sind d. h. die Capillargefäße auch der inneren Zellenwände müssen gleichmäßig angeregt werden durch die Veränderungen der äußeren. Wir haben demnach einen von dem peripherischen Leben ausgehenden Impuls zu constatiren, der sich durch alle Wandungen der inneren Zellen fortpflanzt bis zur Centralzelle. Die Ausscheidungen müßten natürlich den entgegengesezten Weg nehmen.

Im Pflanzenleben nun ist dieser Ernährungs- und AusscheideProceß ein durchaus direkter; das peripherische Leben ist entscheidend für Wachsthum oder Absterben der Pflanzen. Unter der Anregung des Sonnenlichtes nimmt die äußere Hülle ebensowohl die nüzlichen als die verderblichen Stoffe auf; eine Auswahl zu

*) Ich gebrauche in dem ganzen Auffage der Kürze halber dieses Wort. Ich weiß recht wohl, daß die neuere naturwissenschaftliche Anschauung die Endosmose in viel engerem Sinne nimmt. Man möge hier also moleculare Zwischenräume sich denken oder noch besser, daß die Moleculen in steter Bewegung sind, daß also die von außen fortschreitende flüssige Molecüle zwischen den schwingenden Molecülen der Zellwand eintreten könne. Bei höherer Wärme, bei der Einwirkung der höheren Schwingungszahlen des Lichts wird die Bewegung lebhafter, also das Eindringen verstärkt. In diesem Sinne bitte ich die Worte Endosmose, Capillarien, stärkere Anziehung“ zu verstehen.

« IndietroContinua »