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sammen eine Monade; beide sind Theile der Monade Sonnensystem u. s. w.

Die höchste Monade ist das All, die einfachsten Monaden sind die Atome. Sie allein existiren wahrhaft und mit Nothwendigkeit als Monaden; sie sind wahrhaft Substanz, alle übrigen Monaden sind nur Formen, Relationen: wie sich leicht aus der Betrachtung ergibt, daß im Verlaufe der Entwicklung der Organismen die ursprünglichen Atome durch andere ersezt werden, während die Form bleibt.

Je bestimmter, je allseitig innerlich bedingter ein Wesen, je nothwendiger jeder seiner Theile sich zur Einheit zusammenschließt, desto vollkommener die Monade. Die vollkommensten Monaden sind also nach meiner Darstellung S. 88 die organischen Wesen und zwar die Thiere vollkommnere, als die Pflanzen. Die gleichen Eigenschaften müssen in den Kunstwerken, Monaden der Kunst, zu Tage treten, da diese der Natur nur nachschafft.

wendige Einheit eines jeden Kunstwerks. *)

Das ist die noth

Von großer Bedeutung wird der Begriff Monade für die Richtigkeit unserer Erkenntniß. Diese wird nur dann ihr Ziel erreichen, wenn die Monaden unserer Denkbilder in Uebereinstimmung kommen mit den Monaden der Wirklichkeit, d. h. wenn wir die Dinge in ihrer richtigen Abhängigkeit und Bedingtheit erkennen lernen. So hielten die Alten die Erde für die eigentliche Monade, Sonne, Sterne und Himmel für Theile derselben. Die Geister Copernicus, Newton, Kepler erschufen eine Denkmonade, welche in Uebereinstimmung steht mit der Wirklichkeit.

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Gegen diese Wahrheit, welche so alt ist wie die Kunst, wird heute noch vielfach gesündigt von Männern, denen man eine bessere Einsicht zutrauen sollte. Wenn ein Kapellmeister am Schlusse der Aufführung des Judas Maccabäus das so nothwendige, so innig sich anschließende und so prächtig abschließende Hallelujah wegläßt und dafür – des schnöden Effekts halber das Hallelujah aus Messias folgen läßt, begeht er da nicht eine himmelschreiende Sünde gegen den heiligen Geist der Kunst? Thut er etwa etwas Anderes, als der Künstler, der auf den Rumpf der Venus von Melos den Kopf der mediceischen Venus aufschen wollte ?

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Für die speculative Philosophie war die menschliche Vernunft in ähnlich kindlicher Auffassung die absolute Monade, das All des Vernünftigen. Mit Hegel waren alle Räthsel des Daseins gelöst, es blieb nichts mehr übrig. Die monistische Philosophie faßt die menschliche Vernunft auch als eine Monade, dię, als Entwicklung in der Zeit aufgefaßt, da beginnt, wo das erste Empfindungsleben aufkeimt und von Jahrtausend zu Jahrtausend durch immer andere und neue Organe sich fortpflanzt und stets zu größerer Klarheit vervollkommnet, die ursprüngliche Eigenschaft — die innere Eigenschaft des Stoffs immer mehr steigert und potenzirt und die sich heute schon des Ziels ihres Strebens wohl bewußt ist, wenn sie auch eingestehen muß, daß sie dasselbe wohl nie erreichen wird.

Also die Mehrzahl der Monaden sind in unserem Denken sich abspiegelnde und zusammengefaßte Relationen, welche, wie ich im vorigen Abschnitte nachwies, für den menschlichen Geist als wahre Substanzen und individuelle Wesen gelten. So waren Zeit, Raum, Krankheit, Tod früher wirkliche Wesen. So werden die meisten Menschen heute noch die Sprache für eine wirkliche Substanz halten, während sie weiter nichts ist, als eine ungeheure Monade, die aus anderen Monaden besteht, deren Inhalt nichts als Relationen sind. Daher auch der so vielfach, fast allgemein grafsirende Irrthum, vermöge dessen die Mehrzahl der Menschen glaubt, mit einem Worte eine Sache erklären zu können, da sie eben jenes für etwas Wesent liches halten. Der Irrthum stammt wohl aus der Urzeit der Sprache, wo Alles Eigenname war und wo jede Empfindung als von einem persönlichen Wesen veranlaßt aufgefaßt wurde. In diesem Falle wäre wirklich das Wort die Sache: statt der Relation des Schlafes hätten wir den Sandmann, statt der Monade Baum eine Dryade, statt des Quells eine Nixe.

Wenn der Sag der monistischen Philosophie richtig ist, daß es nur Eine Substanz gibt, den raumerfüllenden Stoff, mit seinen zwei Attributen Bewegung und Empfinden, so müssen für unser Denken zwei große Monaden sich als natürlich darstellen, nämlich das

aus dem Zusammenwirken aller Atome sich als ein System von Kräften ergebende bewegte Universum und die Geisteswelt, welcher dieses Universum sich als ein klingendes, leuchtendes, helles, dunkles, farbiges darstellt. Die Gegensäglichkeit und gegenseitige Bedingtheit dieser beiden Monaden ist Jedem einleuchtend. Am befangensten ist hier der Materialismus, der nur ein mechanisch bewegtes Universum, also nur Eine wirkliche Monade anzunehmen scheint. Nein, dieser mein Körper, dieser Stoff, der, so wundervoll in demselben combinirt, die Geistesthätigkeit ermöglicht, er ist ein Accidens, die Form desselben aber, sie ist das wahrhaft Wesentliche, sie wäre niemals auf mechanischem Wege zu Stande gekommen, sie hat die Empfindung geschaffen, indem diese vom kleinen lichten Pünktchen ausgehend, von Jahrtausend zu Jahrtausend sich günstigeren Stoff, günstigere Bedingungen, günstigere Organe aneignete. Und so bin ich denn wirklich eine geistige Monade oder Relation oder Form, denn alle Stofftheilchen, die in mir sind, zusammengerüttelt, sie werden nie auf mechanischem Wege meine Person schaffen: die Form, die Lagerung derselben ist das Wesentliche, die aber ist durch eine vielhunderttausendjährige Vergangenheit von Empfindungsleben, bewußtem, geistigem Leben geschaffen. Und so bin ich denn als Mensch eine wahrhaft geistige Monade, zugleich ein Atom jener großen Geistesmonade, welche als Menschheit von grauer Vorzeit bis in ferne Jahrtausende lebt und sich fortentwickelt. Und als Theil dieser großen Monade geht der geistige Strom der Vergangenheit durch mich hindurch, werde ich von dem Geistesleben der Gegenwart bedingt und durchdrungen, wenn man mich herausrisse aus diesem Ganzen, so wäre ich ein unvollkommenes, dysteleologisches Wesen.

Du muthest uns da, wird der Leser einwenden, ein schwierige Abstraction zu, die doch gar zu sehr an die Worterklärungen der mittelalterlichen und modernen Scholastik mit ihrem quatenus und An- und Fürsichsein erinnert. Unser Geist soll eine Wirkung des Stoffs sein und dennoch soll lezterer, der das wahrhaft Substanzielle ist, nicht das Wesentliche dieser Monade sein. Unser Geist soll

nur Relation, Form sein und doch die wahre Monade, das wahre Ich, das diesen Körper geschaffen hat. Das sind logische Widersprüche, die sich durch keine dialektische Kunst lösen lassen.

Zum Glück ist die Pflanzenwelt da, in welcher der Geist nicht wirkt, bei der der Chemismus das einzige formgebende Princip ist, deren ganze Entwicklung als ein chemischer Prozeß betrachtet werden muß, bei welchem die inneren Vorbedingungen im Verein mit den äußeren Wirkungen die Erscheinungen jedes Moments durchaus und vollständig erklären müssen, da die Pflanze willenlos ist. Nimm nun an, an irgend einem Punkte der Pflanze träte Empfindung und Wille auf: augenblicklich wäre die bloß chemische Wirkung aufgehoben, ein revolutionäres Princip, ein formschaffendes, wäre eingetreten, welches nach Verwirklichung drängte, gerade wie der Stein durch die mechanische Wirkung der Schwere zur Erde fällt. Es ist aber kein chemisches Princip, denn sonst wären wir selber Pflanzen. Es ist die besondere Eigenschaft des Stoffs, das Empfinden, welches den beiden Wirkungen Chemismus und Schwerkraft sich entgegensett, gerade so wie bei der Pflanze die chemische Wirkung die mechanische überwindet.

Und so ist es denn wahrhaft und wirklich der Geist, welcher sich diesen Körper geschaffen hat, als eine möglichst günstige Form, durch welche er in die Erscheinung treten kann. Es ist die eine Eigenschaft des Stoffs, die Empfindung, welche als Geist alle übrigen Kräfte überwindet und in seinen Dienst nimmt, obschon zeitweilig auch die mechanische Wirkung des seelenlosen Stoffs wieder siegt, wenn z. B. ein Erdbeben volkreiche Städte zertrümmert und viele Menschenleben vernichtet. Die Schwierigkeit jener Abstraction wird aufgehoben, wenn man sich den formgestaltenden Geist nicht als eine in dem einzelnen Individuum eingeschlossene Kraft, sondern als eine Entwicklungsmonade denkt, welche von dem ersten Aufdämmern des Empfindungslebens bis auf den heutigen Tag fortlebt und sich weiter entwickelt.

Gehen wir nun mit Benußung des eben entwickelten Begriffs

Monade auf den Entwicklungsgang der menschlichen Erkenntniß zurück. Also wie der Mensch eine centralische Monade war, bei welcher alle Organe und Theile zu einem Mittelpunkt, seinem Empfinden, zu sammenwirkten und von diesem als Wille thätigen Mittelpunkte aus wieder beherrscht wurden: ebenso faßte er ursprünglich auch alle Dinge der Außenwelt als persönliche, belebte Monaden. Das Gefühl der Abhängigkeit und die daraus hervorgehende Furcht oder Hoffnung erfüllte die Welt mit selbstgeschaffenen gütigen Geistern und Unholden. In seinen Göttern malt sich der Mensch, sagt Schiller und nie ist ein wahreres Wort gesprochen worden. Die schönste Form der personificirten Naturkräfte, wie sie in der Außenwelt und den Regungen der eigenen Seele dem Menschen bewußt wurden, war der vielgestaltige, poetisch ausgebildete griechische Polytheismus. Ein sehr religiöses oder wenn man will, sehr abergläubisches Volk waren die Römer, sie hatten für alle Lebensverhältnisse ihre besonderen Gottheiten, d. h. sie erkannten in allen möglichen Relationen wirkende Monaden. Die Gebärende schrie zur Juno Lucina, das erste Aufstellen des Neugebornen war der Statina geweiht, sein künftiges Geschick der Fata Scribunda; Vitumnus und Sentinus geben ihm Leben und Empfindung, schreit das Kind, so wirkt der Vagitanus; in der Wiege beschüßen es die Cuba, Cunina und Rumina und wenn es entwöhnt wird, so müssen Edusa und Potina helfen u. s. w. Mit einem Worte, in den allergewöhnlichsten, ja selbst höchst prosaischen Dingen (Cloacina) erkannten die Römer das Wirken göttlicher Monaden.

Wenn wir uns vermittelst einer uns heute schwer fallenden Abstraction in jene Zeiten des naiven und idealen Anthropomorphismus zurückzuversehen suchen, in welchen das Weltall für die Menschen mit beseelten Monaden erfüllt war, so werden uns die Vorzüge dieser Auffassung, deren Verschwundensein ja Schiller in einem tief. empfundenen Gedichte beklagt, sowie ihre Einseitigkeit, welche nachmals einer höheren Entwicklung Raum gewähren mußte allmählich klar werden. Unter erstere rechne ich vor allem den seelischen Antheil,

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