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versehen wie die Küster das des Kirchenschmuckes. Nachdem uns diese am Morgen erfreut, haben wir uns an jener mehrere Stunden am Abend ergözt. Doch ich eile jezt zur Ruhe und zum Abschied, geliebte theure Schwester, und wünsche Dir und Ferdinand so heitere und freudige Festtage, wie wir sie hier verlebt.

An seine Schwester Sophie.

58.

München, 24. Mai 1843.

Ich möchte statt mit Worten, mit Heulen und Weheklagen beginnen über die desperate Lage, in die mich Dein Brief versezt hat. Zu verändern ist an den Wappen nun einmal nichts mehr, und wenn sie statt mit Eichenlaub umgeben, auch noch mit Rosenblättern durchflochten und mit Vergißmeinnicht verziert wären, so wäre es jezt zu spät, denn sie haben schon sammt und sonders den ersten Marsch durchs Feuer gemacht und dadurch Zierde wie Unzierde so tief eingeprägt erhalten, daß sie nur mit der Person des Glases selbst zu vertilgen wären. Dagegen schüßt Dich nur unsere weite Entfernung vor einem gerichtlichen Verfahren, um vor aller Welt offenkundig und klar zu machen, ob man es nur mit einem Schein von Recht unternehmen kann, mir, der in seinem ganzen Leben keinen andern Geschmack als den der Jägerei ausgebildet hat, die Verantwortung für diese eichenlaubigen Verzierungen aufzubürden. Ich würde mich zuerst auf die Worte Deines Briefes vom 2. Mai berufen, die in möglichst treuer Copie (mit Ausnahme der unnachahmlichen Schriftzüge) so lauten: Findet man es passend, die Wappen mit einem Laubwerk oder andern Verzierungen zu umgeben, so ist mir das sehr recht;" und: „Die alten Wappen haben eine Laubverzierung in Schwarz." Laubverzierung und zwar in Schwarz war also ausdrücklich vorgeschrieben und ich glaubte nichts besseres thun zu können, als mich ganz streng daran zu halten, wobei ich nur in das unglückliche Eichenlaub gepurzelt bin, ohne freilich eine Ahnung davon zu haben, daß gerade das Eichenlaub den Charakter des Modernen an sich trage. Dagegen gestehe ich, auch jezt noch keine Idee davon zu haben, welche Art antiquer Belaubung Deine neueste Zeichnung vorstellen soll, so daß mir hiernach eine Abänderung, etwa in Tannennadeln, zu bestellen noch nicht möglich gewesen wäre. Du siehst, geliebte Sophie, hiermit in die Verwickelung dieser Affaire, gegen die es zulegt kein anderes Mittel geben wird, als die Schilder, die auf eine Scheibe gemalt werden, aus ihrer Umkleidung zu Hause wieder herauszunehmen und dagegen anderes Glas einzufügen,

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wenn es Dir nach eigenem Anblick so genehm sein wird. Nur eine Anmaßung von meiner Seite, gegen Teinen Geschmack Bestellungen gemacht zu haben, muß ich abweisen, da ich so arrogant nicht bin, so etwas besser wie Du verstehen zu wollen. Sonst hätte ich gewiß einen andern Fond bestellt, etwa Schildhalter oder Wappenmantel oder Aehnliches, oder blos gefärbtes Glas, um das Schild besser zu heben: denn ich gestehe gern, daß mir der Kranz ebenso wenig gefiel wie die Krone auf den Wappen. Uebrigens thut es mir von Herzen leid, wenn die Sache nun nicht ganz gut ausfallen sollte, und ich tröste mich nur mit dem schon angegebenen Ausweg, der sich ja auch zu Hause noch immer wird einschlagen lassen. Beim ersten Brand ist dem Maler ein Wappen gesprungen. Dies Risiko macht die Sache so theuer, da die Gläser viermal gebrannt werden müssen. Grüße Ferdinand herzlich und behalte Deine theologischen Brüder in treuem Andenken. Ich eile jezt zu einer Abendlitanei, wo ich auch Ferdinand herbeiwünschte, den die wunderschöne Musik entzücken würde. Ueberhaupt würde Ferdinand in dieser Beziehung hier manchen Genuß haben. Die Musik ist doch in einigen Kirchen außerordentlich schön.

An seine Schwägerin Paula.

59.

Münster, 6. Januar 1844.

Mit herzlichem Danke sende ich Dir den Brief Deiner so tief betrübten Schwester zurück und bitte Gott, daß er Dir und Deiner Schwester Malchen 1) seinen heiligen Trost in das Herz geben möge; daß er Euch mit recht lebendigem Glauben erfülle: denn nur in dem Glauben kann bei einem solchen Verluste 2) Trost und Rühe gefunden werden. Wir wollen daher recht bitten, geliebte Paula, daß Gott unserm Unglauben zu Hilfe komme. O vermöchten wir einen Augenblick mit den geistigen. Augen das Leben zu erschauen, das Christus in den Wiedergebornen begründet und mit seinem Fleische und Blute das ganze Leben hindurch genährt hat wie könnten wir dann noch in dem Hinwegfallen des Körpers einen Tod erkennen und beweinen! Wie wunderbar schön muß oft in solchen Klöstern, wo das geistige Leben einen hohen Grad der Ausbildung erlangt hatte und ein starker Glaube schon in annäherndes Schauen übergegangen war, das Hinscheiden eines heiligen Bruders gewesen sein!

1) Gräfin Amalie Robiano geb. Gräfin zu Stolberg.

2) Tod der Gräfin Maria Therese Robiano geb. Gräfin zu Stolberg am 25. Dec. 1843.

Ja, wir stecken noch viel, viel zu tief in einer starren, ungeistigen, sinnlichen Auffassung der Dinge fest. Welche Macht hat noch die sinnliche Trennung und Vereinigung auf uns, obwohl sie in durchaus gar keiner Beziehung zur Wahrheit, d. i. zur wahren Verbindung in Christo Jesu steht! Unsere Thränen bei der Trennung sind noch nicht in die Erlösung in Christo eingegangen, sonst würden sie vielleicht zwar ebenso häufig fließen, nicht aber so bitter sein wie jest. Wahrlich, sichtbar, handgreiflich muß sich unsere Trauer von der der Heiden unterscheiden, wenn unser Glaube lebendig, wenn unsere Hoffnung Wahrheit ist. Keinen Namen gibt sich unser Heiland lieber als solche, die das Leben ausdrücken, das er der Welt zugetragen, und alle andern Gaben wären nichts, wären Staub und Asche, wenn diese fehlte. Dieses neue Leben ist es, das wir uns gewöhnen müssen in unsern lieben Angehörigen zu erkennen und allein zu lieben. Dieses Leben vermag uns aber keine Gewalt zu neh= men, am wenigsten der Tod des Leibes. Ja, Paula, dieser Leib ist selbst in dem Heiligsten ein Versucher wider den Geist, wider Gott und Christus. Und wenn der heilige Paulus ausrufen konnte: „ ich Unglückseliger! wer wird mich befreien von dem Leibe?" so haben gewiß auch unsere Lieben, je inniger fie im Geiste mit Christus vereinigt waren, desto tiefer geseufzt nach der Auflösung des Leibes, der dieser Vereinigung feindlich entgegen stand. Nicht den Leib, der auch im Besten gegen den Geist ankämpft, sollen wir lieben, sondern den Geist, der ja doch schon hier auf Erden fast um so mehr unserm Verkehr entzogen ist, je inniger er mit Christus vereinigt ist. Und endlich, was nüßt das Festhalten der Menschen hier auf Erden? Wird denn unsere Liebe schwächer werden, so daß wir uns später leichter trennen können; oder wollen wir uns nur den Schmerz ersparen, damit die Andern uns überleben und statt unser den Trennungsschmerz empfinden?

Das Stündchen, das ich mit Dir zu sprechen mir vorgenommen, ist durch einen Besuch von Christian und Clemens nebst Twickel so verkürzt, daß ich schon Abschied von Dir nehmen muß. Sage Wilderich recht herzlichen Gruß, auch den Kindern.

Du hast mich sehr mißverstanden, wenn Du im trüben nassen Wetter mein Wetterideal zu finden glaubst. Es ist nur durchaus meine Theorie in allem das Angenehme zu finden und das Unangenehme möglichst zu übersehen. Wenn Dein Vater die Eichen in Lütjenbeck bewunderte 1), so wollte er sie gewiß nicht der Schönheit Neapels vorziehen.

Gelobt sei Jesus Christus!

1) S. Stolberg's Brief vom 22. Mai 1801 bei Janssen S. 43.

Einige Notizen über Mütterchens Tod1).

60.

Münster, im März 1844.

Samstag, 2. März. Empfang der heiligen Weihe 2); Mütterchen anwesend. Um 11 Uhr zu Anna. Mütterchen traf ich zu Hause, aß mit ihr und May 3) und Antonia), wo ich sie zum leztenmal gesund in unserm Hause gesehen. Etwas vor 4 Uhr kam Dehmchen 5); wir fuhren zusammen mit Mütterchen zur Fastenandacht nach Ueberwasser 6).

Dienstag, 5. März, traf ich Mütterchen bei Sophie am Bett und fuhr mit ihr zu Galen's.

Mittwoch, 6. März. May besucht mich des Abends auf meinem Zimmer und erzählt mir, Mütterchen sei nicht ganz wohl

Donnerstag, 7. März. Als ich um 10 Uhr aus dem Colleg komme, ruft mich Max, weil Mütterchen unwohler geworden. Unterwegs erzählt er mir, Mütterchen sei Tags zuvor schon krank aufgestanden, darnach aber zur Kirche gegangen, wo sie sich erbrochen; sie sei später auch noch zu Merveldt's und Galen's gegangen, bis sie sich am Abend zu Bett gelegt, worauf Busch 7) gerufen worden. Max und Sophie hatten dann bei ihr gewacht. Ich fand Mütterchen 10 Uhr schon in einem höchst leidenvollen Zustand, der sich, wie Max mir sagte, seit 4 Uhr so eingestellt hatte, wie ich Mütterchen fand. Sie mußte fast aufrecht im Bette sizen, jede mehr liegende Lage vermehrt ihre Schmerzen. Mütterchen litt außerordentlich heftig und zwar an der linken Seite unter der Brust. Der Schmerz erneuerte sich bei jedem Athemzug; der Athem war beschleunigt und kam immer mit heftigen Stößen heraus. Mütterchen klagte sehr über diesen Schmerz und sagte wiederholt, daß sie außerordentlich heftig leide. Am Mittwoch war Mütterchen schon zur Ader gelassen worden. Bald nach mir kam Busch. Er verschreibt spanische Fliege, Medicin. Mütterchen fragt mehrmals, ob die Medicin noch nicht da sei;

1) Dieses Denkmal der Pietät gegen die Mutter, obschon nicht in Briefform abgefaßt, durfte hier nicht wohl fehlen.

2) des Subdiaconats.

3) Bruder des Bischofs, damals Lieutenant im 11. Husaren-Regiment († 5. Juli 1862).

4) Gemahlin von Clemens Ketteler geb. Freiin von Korff.

5) Graf Ferdinand von Galen, Neffe des Bischofs.

6) Liebfrauenkirche in Münster.

7) Arzt.

ich gehe dem Bedienten entgegen. Gegen 2 Uhr 14 Blutegel. Um 3 Uhr fuhr ich noch zu Aennchen, um ihr Nachricht über die Wirkung der Blutegel zu bringen. Da aber Busch für ihren Umzug nach Mütterchens Haus stimmte, so kam sie gegen 4 Uhr mit dem Kindchen1) herüber. Die Schmerzen ganz unverändert. Auch Wilderich kam, von Gott geführt, gegen Mittag an. Abends Umschläge. Ich blieb die Nacht an Mütterchens Bett. Die Brüder im Vorzimmer; Sophie war auch die Nacht auf und besorgte die Umschläge.

Freitag, 8. März. Gegen 3 Uhr Morgens ließen die Schmerzen etwas nach und Mütterchen konnte zuweilen etwas schlummern. Die spanische Fliege abgenommen; viele Blasen gezogen. Es wurde nun eine Barmherzige Schwester zur Aushilfe herbeigeholt. Die Linderung des Schmerzes in der Seite hörte um 6 Uhr auf. Der Schmerz dauerte nun mit gleicher Heftigkeit den ganzen Tag hindurch und Mütterchen stieß fortwährend vor Schmerz die Worte: O Gott! O Je! aus. Des Nachmittags wurde noch ein Aderlaß am rechten Arm angewendet und damit gelang es endlich diesen Schmerz zu bemeistern. Der Pastor 2) wird noch gegen Abend gebeten und kömmt. Als ich es Mütterchen sagte, antwor tete sie, sie habe ihn doch schon wollen bitten lassen morgen zu kommen. Sie bittet ihn für den folgenden Morgen zur Beichte nach seiner Messe. Die Nacht die Barmherzige Schwester bei Mütterchen. Clemens kommt an. Wir sizen bis 12 Uhr beisammen. Die Schwestern legen sich nieder, die Brüder saßen im großen Zimmer. Ich stehe auf und bringe den Schwestern dreimal Nachricht.

Samstag, 9. März. Etwas vor 5 Uhr stellte sich ein Würgen ein, weßhalb ich zu Busch ging; das Würgen wiederholte sich noch mehrmals während ihrer Krankheit. Um 7 Uhr findet Busch ihre Zunge fast ganz rein. Der Pastor kömmt später; Mütterchen beichtet lange. Am Mittag betete ich ihr die Litanei vor; sie antwortet bei: „Hilfe der Kranken!" Ihre Lage immer unbequem, doch liegt sie etwas mehr. Der Arzt spricht sich nicht bekümmert über sie aus. Ich gehe zum Seminar. Abends kommt Richard an. Mittags Wilderich aus Alst gerufen.

Sonntag, 10. März. Ich komme erst gegen Mittag zu Mutter; gegen 12 Uhr umgebettet, findet sich sehr erleichtert, läßt sich von Clemens und Richard erzählen. Es stellt sich Schweiß ein, aber auch Fieber.

1) Christoph Bernhard v.. Galen, Pathenkind des Bischofs, von demselben am 9. August 1868 im Dom zu Mainz zum Priester geweiht.

2) Kerklau, Pfarrer der St. Aegidikirche zu Münster.

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