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Nach diesem Vorfall werden Ew. E. G. ermessen, daß ein abermaliger Versuch ebenso nuzlos bleiben würde. Ich sehe es immer mehr als gewiß an, daß ein Conflict unausbleiblich ist, und ich sehne mich nach dem Zeitpunkte, wo endlich die Entscheidung fallen muß. Die Last, einen so unseligen Zustand im Widerspruch mit allen kirchlichen Gesezen fortbestehen zu lassen, wird täglich schwerer und drückt immer mehr auf das Gewissen.

Wenn Ew. E. G. mir den Ausdruck meiner Ansicht gestatten wollen, so geht sie dahin, daß wir, sobald die Weihnachtszeit vorüber ist und der Winter, wenn er bis dahin eingetreten ist, sich bricht, zusammentreten müssen, um definitive und entscheidende gemeinsame Schritte zu berathen. Indem ich zugleich die Gelegenheit benuße, mich Ihrem Gebete zu empfehlen, zeichne ich mit tiefster Verehrung und Liebe 2c.

Oeffentliche Erklärung des Bischofs von Mainz

in Betreff eines angeblich katholischen Glaubensbekenntnisses 1).

118.

Vor Kurzem ist ein bei H. 2. Brönner in Frankfurt a. M. gedrucktes Flugblatt in unserer Gegend, namentlich in gemischten Orten, in zahlreichen Exemplaren verbreitet worden, welches also lautet: „Ist es den Jesuiten um das Seelenheil der Menschen zu thuen oder um die Macht des Papstes?

Was die Evangelischen glauben und bekennen müssen, wenn sie sich zum Uebertritte in die römisch-katholische Kirche verführen lassen und vom Glauben ihrer Väter abfallen.

Je schlauer es die Jesuiten anfangen, um hie und da unsere Glaubensgenossen von der Wahrheit des Evangeliums wieder irre zu führen, je mehr sie ihre eigentliche Absicht verdecken und deßhalb denjenigen ihrer Lehren, die am augenscheinlichsten dem Worte Gottes widerstreiten, ein Mäntlein umhängen: um so mehr sind diejenigen, welche der Herr zu Wächtern in seiner Kirche bestellt hat, verpflichtet, die Christenheit zu warnen und ihr den Abgrund des Irrthums und Verderbens zu zeigen, zu dem jene führen wollen. Dazu, meinen wir, wird auch die einfache Mittheilung eines Bekenntnisses dienen, wie es die armen bethörten Evan

1) Mainz 1852. Bischöfliche Buchdruckerei von Joh. Wirth.

gelischen in Ungarn, welche sich von den Jesuiten zum Uebertritte zur römisch-katholischen Kirche verführen ließen, bei der Aufnahme in jene Kirche ablegen mußten. Es liegt in lateinischer Sprache gedruckt vor uns und wir geben es in wortgetreuer Uebersetzung:

„Römisch-katholisches Glaubensbekenntniß, wie es in Angarn den Evangelischen öffentlich vorgeschrieben und vorgelegt worden.

1) Wir gestehen und bekennen hiermit, daß wir durch die besondere Sorgfalt unserer höchsten geistlichen und weltlichen Obrigkeit und durch Fleiß und Mühewaltung der Herren Väter von der Gesellschaft Jesu vom kezerischen Wege und Glauben zum wahren, heilbringenden römisch-katholischen Glauben geführt worden sind und wollen denselben mit Mund und Zunge aller Welt offen kund thun.

2) Wir bekennen, daß der römische Papst das Haupt der Kirche sei und daß derselbe nicht irren könne *).

3) Wir bekennen und sind dessen gewiß, daß der römische Papst der Stellvertreter Christi sei und die unumschränkte Vollmacht habe, allen Menschen nach seiner Willkür Sünden zu erlassen oder zu behalten, sie in die Hölle zu verstoßen und aus der Gemeinschaft der Kirche auszuschließen.

4) Wir bekennen: was irgend der Papst Neues verordnet, mag es mit der heiligen Schrift übereinstimmen oder nicht, was er irgend befiehlt, das ist wahr, göttlich, heilbringend und muß deßhalb von Laien (Nichtgeistlichen) höher gehalten werden als die Befehle des lebendigen Gottes.

5) Wir bekennen, daß der allerheiligste Papst von Allen göttlicher Ehre werth geachtet werden müsse, ja daß Alle tiefer vor ihm sich beugen müssen als vor Christo selbst.

6) Wir bekennen und versichern, daß dem Papste von Allen und in allen Dingen ohne alle Ausnahme als dem allerheiligsten Vater gehorcht werden müsse; daß aber die, so seinen Befehlen ungehorsam sind, ohne alle Barmherzigkeit als Ketzer.nicht allein mit Feuer zu verbrennen, sondern mit Leib und Seele der Hölle zu übergeben sind.

7) Wir bekennen, daß das Lesen der heiligen Schrift der Grund aller Keyereien und Secten und der Quell aller Gotteslästerung sei.

8) Wir bekennen, daß es gut, fromm, heilig, nüßlich und heilsam ist, wenn man die verstorbenen Heiligen anrufet, ihre Bilder ehrt, vor ihnen die kniee beugt, zu ihnen wallfahret, sie kleidet und ihnen Lichter anzündet.

9) Wir bekennen, daß jedweder Priester viel größer sei als die Gottesgebärerin, die heilige Jungfrau Maria, da diese Christum nur einmal gebar, während der römische Priester **), nicht blos wann er will, sondern auch so oft er will, Christum darbringt und schafft, ja den geschaffenen auch verzehrt.

*) Papst Clemens XIV. verdammt die Jesuiten im Jahre 1773 als schädliche und gefährliche Leute und hebt ihren Orden auf; Papst Pius VII. erweckt den Jesuitenorden wieder im Jahre 1814; wir sollten meinen, einer von beiden müßte sich doch entschieden geirrt haben; ich glaube die Jesuiten meinen das auch.

**) Nach der römischen Frrlehre, daß der Priester im heiligen Abendmahle Brod und Wein durch die Weihe in Christi Leib und Blut verwandelt.

10) Wir bekennen, daß es nüßlich und heilsam ist, für die Todten Messen zu feiern, Almosen auszutheilen und zu beten.

11) Wir bekennen, daß der römische Papst Macht habe, die heil. Schrift zu verändern, nach seiner Willkür ab- und hinzuzu thun.

12) Wir bekennen, daß die Seelen im Fegfeuer gereiniget werden und daß die Scelenmessen der Priester ihnen daraus Hilfe und Befreiung bringen.

13) Wir bekennen, daß es gut und heilsam ist, das heilige Abendmahl nur unter einer Gestalt zu empfangen, kezerisch aber und verdammungswürdig, wenn man's unter beiderlei Gestalt genießt.

14) Wir bekennen und versichern, daß die, so das heilige Abendmahl unter einer Gestalt gebrauchen*), den ganzen Christus mit Fleisch und Blut, mit Gottheit und Menschheit empfangen; daß aber diejenigen, welche es unter beiderlei Gestalt nehmen, nichts weiter als bloßes Brod genießen.

15) Wir bekennen, daß es sieben wahre und wirkliche Sakramente gibt.

16) Wir bekennen, daß Gott in Bildern zu ehren sei und durch solche von

den Menschen erkannt werden könne.

17) Wir bekennen, daß die heilige Jungfrau Maria bei Engeln und Menschen größerer Ehre würdig sei als Christus, der Sohn Gottes selbst.

18) Wir bekennen, daß die heilige Jungfrau Maria die Königin des Himmels sei und zugleich mit dem Sohne regiere, der alles nach ihrem Willen thun müsse.

19) Wir bekennen, daß die Gebeine der Heiligen eine große Kraft haben; deßhalb sind sie von den Menschen zu verehren und müssen ihnen Tempel gebaut werden.

20) Wir bekennen, daß die römische Lehre die allgemeine, reine, göttliche, heilbringende, alte und wahre ist; die evangelische dagegen falsch, irrthümlich, gottes lästerlich, verflucht, kezerisch, verdammungswürdig, aufrührerisch, erdacht und erdichtet. Da nun also die römische Lehre: daß gemeine Christen das heilige Abendmahl nur unter einerlei Gestalt zu empfangen haben, im Ganzen und vollkommen in allen ihren Erklärungen gut und heilsam ist, so fluchen wir allen denen, die uns zu der gottlosen, jener Lehre entgegengesetzten Keßerei vom Genusse des Abendmahles unter beiderlei Gestalt unterwiesen haben. Verflucht erklären wir unsere Eltern, welche uns in jenem ketzerischen Glauben erzogen haben; wir fluchen auch denen, welche uns Zweifel gegen die römisch-katholische Lehre beibrachten, so wie denen, welche uns jenen verfluchten Kelch reichten; ja uns selbst fluchen wir und erklären uns für verflucht, weil wir jenes verfluchten, kezerischen Kelches theilhaftig worden sind, aus welchem zu trinken uns nicht ziemte.

21) Wir bekennen, daß die heilige Schrift unvollkommen und ein todter Buchstabe ist, so lange der höchste Bischof sie nicht ausgelegt und sie zu lesen den Laien gestattet hat.

22) Wir bekennen, daß cine einzige Messe eines römischen Priesters nüßlicher ist als hundert und mehr Predigten der Evangelischen. Deßhalb fluchen wir

*) In der römisch-katholischen Kirche wird bekanntlich den Nichtgeistlichen beim heiligen Abendmahle nur das Brod gereicht, wider Gottes Wort aber ihnen der Kelch vorenthalten, aus dem nur der Priester trinkt.

jenen Büchern, die wir gelesen haben und die jene kezerische und gotteslästerliche Lehre enthalten. Dies thun wir aus aufrichtigem Herzen, indem wir versichern, daß die römische Kirche in diesen und andern Glaubensartikeln durchaus wahr sei, und indem wir feierlich vor cuch, ihr geehrten Männer und Frauen, ihr gegenwärtigen Jünglinge und Jungfrauen, jene tezerische Lehre widerrufen. Dazu schwören wir, daß wir uns niemals wieder jener Irrlehre vom Abendmahle unter beiderlei Gestalten zuwenden wollen, wenn sie auch erlaubt wäre oder erlaubt werden sollte. Wir schwören auch, daß wir, so lange ein Tropfen Blutes in unseren Adern ist, jene verfluchte evangelische Lehre auf alle Weise, heimlich und öffentlich, mit Gewalt oder List, mit Wort und That, selbst mit dem Schwerte verfolgen wollen. Endlich schwören wir änderungen auch in den weltlichen oder geistlichen Zuständen eintreten mögen vor Gott, den Engeln und in euerer Gegenwart, daß wir weder aus Furcht noch aus Gunst jemals von dieser heilbringenden und göttlichen römisch-katholischen Kirche weichen und wieder zur verfluchten evangelischen Keßerei uns wenden und bekehren wollen."

welche Ver

Wir haben diesem Bekenntnisse nichts hinzuzufügen, es zeigt uns nackt und klar das Ziel, zu welchem alle jene Bestrebungen der Jesuiten führen sollen, es zeigt uns offen den Abgrund des Irrthums und Verderbens, dem diejenigen zucilen, welche durch ihre glatten Worte und schönen Reden sich bethören lassen. Wir wollen nicht mit dem Schwerte von Eisen, aber mit dem Schwerte des Geistes gegen sie kämpfen, welches ist das Wort Gottes," das bleibet und behält den Sieg in Ewigkeit!"

Dieses Machwerk ist aus Nro. 9 der Dorfkirchenzeitung von 1852, welche vom Pastor Bötticher in Blumberg herausgegeben und von Justus Albert Wohlgemuth in Berlin verlegt ist, abgedruckt.

Dieses angebliche Glaubensbekenntniß wird jeht bereits zum viertenmal verbreitet, obwohl es jedesmal sofort nach seinem Erscheinen als ein unterschobenes Lügenwerk von den Katholiken nachgewiesen worden ist. Zum erstenmal geschah dies im Jahre 1725 in Ulm bei Gelegenheit des Uebertrittes einer angesehenen Person dieser Stadt zum katholischen Glauben. Damals haben die Katholiken dieser Stadt nicht blos den Betrug entlarvt, sondern auch eine gerichtliche Verfolgung des Pasquillanten bewirkt.

Nichts desto weniger ließ einige Jahre später ein Hofprediger von Weimar, Bartholomäi, dasselbe in den 13. Band der Acta historico-ecclesiastica unter dem Titel: Confessio Romano-catholica in Hungaria Evangelicis publice praescripta et proposita als ein authentisches Actenstück abdrucken. Dies hatte nicht blos katholischer Seits wiederum die entschiedensten Protestationen zur Folge, sondern ein katholischer Pfarrer, J. N. Weißlinger, sah sich veranlaßt, in einem ei

genen Werke die Unächtheit jenes Glaubensbekenntnisses unwiderleglich zu beweisen.

Man wagte daher lange nicht mehr, mit demselben hervorzutreten. Als sich aber 1817 in Begleitung der Reformationsfeste eine Aufregung unter den Protestanten gegen die Katholiken zeigte, und gleichzeitig auch einige Uebertritte ausgezeichneter Männer zur katholischen Kirche stattfanden, da holte man jenes alte, längst entlarvte Lügenwerk wieder hervor und verbreitete es von den verschiedensten Theilen Deutschlands aus derart, daß nicht blos eine Menge Zeitungen es abdruckten, jondern selbst wissenschaftliche protestantische Zeitschriften, wie des Professors Wachler theologische Annalen, und ein Osterprogramm der Universität Königsberg 1821 es aufnahmen und so durch ihr Ansehen dem abs che ulichen Betrug Glauben verschafften. Auch damals wurde von katholischer Seite die Geschichte dieser immer wiederkehrenden Verleumdung aufgedeckt. So von den Ordinariaten von Würzburg, Augsburg, Hildesheim u. s. w., wie in dem 1821 in Bamberg erschienenen Werke von P. Brunnquell1) ausführlich zu lesen ist. In Ungarn aber, bei der im Jahre 1822 abgehaltenen Synode, protestirten sämmtliche Erzbischöfe und Bischöfe gegen diese Verleumdung öffentlich, wie aus den gedruckten Akten zu ersehen 2). Auch fanden sich in allen katholischen Zeitschriften jener Zeit, z. B. in dem Katholiken von 1821, der Litera= turzeitung von Mastiaux vom Jahre 1821-1823 u. s. w., ausführliche Nachweise hierüber.

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Und heute, wo eine ähnliche, nicht genug zu beklagende Agitation gegen die katholische Kirche ohne alle begründete Veranlassung hervortritt, wo man sich nicht scheut, auf öffentlichen Versammlungen protestantischer Notabilitäten, zu Bremen, Wiesbaden, die katholische Kirche ein Werk der Hölle und ihren Cultus Gößendienst zu nennen, wo Pro

1) Apologie des ächten Glaubensbekenntnisses bei dem Uebertritte anderer christlichen Konfessionen zur römisch-katholischen Kirche. Zugleich Widerlegung der ohne allen Grund den Katholiken aufgebürdeten Glaubensbekenntnisse, welche das Osterprogramm der Universität zu Königsberg in Schuß nimmt. Von P. Pius Brunnquell, der Gottesgelehrtheit Magister. Mit gnädigster Genehmigung des hochwürdigsten Generalvikariats des Erzbisthums Bamberg. Bamberg 1821. S. 96.

2) Elicita mox ab omnibus PP. Synodalibus per Concilium Tridentinum praescripta Professio Fidei. Post haec idem RR. D. Lang ex eadem cathedra quaesivit ex Patribus Synodalibus, an placeat declarare, hanc unicam esse Fidei formulam, ab illis, qui ad sinum Ecclesiae catholicae redeunt, eliciendam, ac proin falsam, et calumniosam esse, quae in Germania circumfertur, et in Programmate Academiae Regiomontanae (in Borussia) anno 1821 typis vulga batur; ad quod cum responsum fuisset per Placet etc.

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