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cussionen über die Zollfrage 1) nicht allein für die österreichische Ansicht agitirt haben, sondern sogar als ihr Bannerträger in dortiger Gegend aufgetreten sein, gegen die preußische Ansicht feindselig gewirkt und die Geistlichkeit in der preußischen Rheinprovinz in diesem Sinne bearbeitet haben. Er wisse nicht, was er hievon denken solle, aber ein einfaches Dementi von Dir werde ihn vollständig beruhigen. Er sage dies nicht an ihn (Radziwill), damit er es für sich behalte, sondern daß er auf Grund davon dasjenige thun möge, was ihm gut scheine.

Ich habe nun Radziwill, der meinen Rath in Anspruch nahm, gesagt, er möge Dir selbst schreiben. Er wollte aber lieber, daß dies durch mich oder Mathis geschehen möge. So gewiß ich nun bin, daß hier Verleumdungen vorliegen, so bestimmt erscheint mir die Pflicht, meine Theilnahme nicht zu verweigern, damit sie zu Deiner Kenntniß kommen. Dir allein stelle ich das Weitere anheim, möchte aber hinzufügen, daß Radziwill's ausdrücklicher Versicherung zufolge der Wunsch des Königs in keinerlei Beziehung zu der Wiederbeseßung des erledigten Stuhles in Breslau steht?). Nach meiner Ansicht ist es in dieser Zeit zuweilen unerläßlich, der Verleumdung, wo sie sich nackt zeigt, wie hier der Fall ist, entschieden entgegen zu treten. Willst Du meine weitere Vermittelung in dieser Sache, so stehe ich zu Deinen Diensten. Ein paar Wochen bleibe ich wenigstens hier. Mathis und Wilderich grüßen herzlichst.

An Graf Ferdinand von Galen.

121.

Mainz, 22. Februar 1853.

Gleich nach Vollendung der seelsorglichen Arbeiten der vorigen Tage soll es mein erstes Geschäft sein, auf Deinen Brief vom 16. 1. M. zu antworten. Wie Du in Deinem Briefe vollkommen richtig annimmst, ist an dem Gerüchte von irgend einer Betheiligung meiner Person an jenen Zollangelegenheiten kein wahres Wort. Mein Privatwunsch war und ist

1) Die süddeutschen Staaten knüpften im Jahre 1852 den Wiedereintritt in den Zollverein an die von Preußen energisch bekämpfte Bedingung, daß zuerst Desterreich in den Zollverein aufgenommen werde, und ließen dieselbe erst fallen, nachdem Desterreich, durch politische Verhältnisse gezwungen, zwei Jahre später mit Preußen einen Handelsvertrag auf 20 Jahre abgeschlossen. Vgl. Menzel's Gesch. der legten 40 Jahre 2, 371–374.

2) Bischof v. Ketteler stand auf der Candidatenliste für den bischöflichen Stuhl von Breslau.

freilich immer eine Zolleinigung für ganz Deutschland. Ich habe aber über diese Sache nur äußerst wenig und im vertrautesten Kreis einiger wenigen Bekannten, wie überhaupt über alle weltlichen Angelegenheiten, gesprochen und es ist mir nie eingefallen, weder für noch gegen, sei es schriftlich oder mündlich, an diesen Dingen mich irgendwie zu betheiligen. Die ganze Sache ist also total aus der Luft gegriffen. Das Gerücht ist um so unbegreiflicher, da mein ganzer Verkehr sich auf äußerst wenige Menschen beschränkt und ich vom Morgen bis Abend mit meinen eigenen Angelegenheiten über und über beschäftiget bin.

Ich gebe Dir, lieber Ferdinand, diese Erklärung mit Freude, wenn es sich nur darum handelt, eine irrige Ansicht des Königs über mein Wirken zu berichtigen, da es mir ein großes Anliegen ist, von ihm, soweit er noch die Gnade hat an mich zu denken, nicht mißverstanden zu werden. Du sagst mir ja auch in Deinem Briefe, daß es sich dabei durchaus nicht um meine Berufung (oder wie ich es nennen soll) nach Breslau handelt. Wenn aber inzwischen irgendwie die Möglichkeit eingetreten sein sollte, an meine Person in dieser Beziehung zu denken, so bitte ich dafür sorgen zu wollen, daß meine obige Erklärung dem Könige nicht anders als mit dem bestimmten Zusaß hinterbracht werde, daß ich den Stuhl in Breslau durchaus nicht übernehmen kann und daß ich alles daran sehen werde, nicht abermals von den Seelen losgerissen zu werden, die Gott mir anvertraut hat.

Grüße Mathis, Wilderich und August recht herzlich. Ich freue mich, daß Ihr jezt zusammen seið. Max geht es vortrefflich. Er läßt herzlich grüßen.

An seine Schwägerin Paula.

122.

Mainz, 17. April 1853.

Die Gefahr wegen Breslau ist jezt glücklich an mir vorüber, da auch Viale Prela erklärt hat, daß mich der Heilige Vater nicht von hier wegnehmen werde. Dagegen gehen wir hier großen Kämpfen entgegen. Durch Gottes Gnade werden wir thun, wozu wir verpflichtet sind, und Ihm den Erfolg überlassen, den Er allein in der Hand hat.

Geh. Hofrath Dr. Bell an den Bischof v. Ketteler.

123.

Heidelberg, 27. Juli 1854.

Zu meinem Bedauern kam ich nicht mehr dazu, Ew. Hochwürden Gnaden die Druckschrift: „Die katholischen Zustände in Baden von Nebenius)" persönlich zu überreichen, nachdem Sie den Wunsch, dieselbe zu erhalten, ausgedrückt hatten. Ich thue dieses nun nachträglich auf diesem Wege. Der Verfasser ist bei uns als ein wohlwollender, wohlgesinnter, talentvoller und kenntnißreicher Staatsmann bekannt, und ich selbst hatte mich bei verschiedenen Veranlassungen vieler Freundlichkeit von seiner Seite zu erfreuen. Auch hatte ich mehrmals Gelegenheit wahrzunehmen, daß er für viele Seiten einzelner katholischer Institutionen Sinn hat und ihnen aufrichtige Anerkennung zollt; um so mehr ist es zu bedauern, daß er hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche sich von den so lange und allgemein in den Regierungskreisen herrschenden Ansichten nicht frei machen konnte. Er lebt jezt im Pensionsstande und fast erblindet zu Karlsruhe.

Die Eindrücke, welche die lezte Spendung der heiligen Firmung unter den Katholiken unserer Gegend zurückgelassen hat, zeigen sich in allen Kreisen der Gesellschaft als sehr stark und lebhaft. Möge der Himmel die bischöflichen Bemühungen und unsere guten Vorfäße segnen, damit die Wirkungen des Gnadenmittels nachhaltig und fruchtbringend seien!

An seine Schwägerin Paula.

124.

Rom, 3. December 1854.

Alles zu

Ich bin jetzt schon drei Wochen in dieser wunderbaren Stadt, wo sich ein großer Theil der Weltgeschichte zusammendrängt. sagen ist mir unmöglich. Mein treuer Begleiter Lennig 2), mein General

1) Gerichtet gegen die Schrift: Die katholischen Zustände in Baden. Mit urkundlichen Beilagen. Regensburg 1841, welcher 1843 unter gleichem Titel eine „zweite Abtheilung" nachfolgte.

2) Vgl. dessen Lebensbild von Dr. Brück S. 203.

vikar, führt mich täglich nach dem einen oder andern Heiligthum und dort suchen wir dann uns Gnaden zu sammeln und damit den Genuß und die Freuden zu verbinden. Der Augenblick meines Hierseins ist durch die Anwesenheit so vieler Bischöfe noch von ganz besonderem Interesse. Am nächsten Freitag wird nach einer heute erfolgten Bekanntmachung die Erklärung der unbefleckten Empfängniß in der St. Peterskirche während eines feierlichen Pontifikalamtes stattfinden. Alle Pracht und Herrlichkeit wird sich an diesem Tage entfalten und alles wird geschehen, um die heilige Jungfrau nach besten Kräften zu ehren. Möge die heilige Gottesmutter es mit Wohlgefallen aufnehmen, daß die Kirche sie mitten unter dem Wüthen des Unglaubens als die Mutter Gottes bekennt und ehrt. In den Herzen aller Kinder der heiligen Jungfrau wird diese Erklärung gewiß die größte Freude erwecken.

Zwei Tage später, also am nächsten Sonntag, erwartet uns ein anderes großes Fest, die Einweihung der neuen Paulskirche, die an die Stelle der abgebrannten gebaut ist. Es ist ein ganz prachtvolles Gebäude geworden.

Alle diese schönen und ergreifenden Feste verzögern dagegen meine Privatgeschäfte bezüglich der oberrheinischen Kirchenprovinz und verlängern zugleich meinen Aufenthalt. Doch hoffe ich im Februar wieder zu Haus einzutreffen und habe vielleicht dann die große Freude Dich auf der Rückreise 1) noch zu sehen.

Vom geliebten Pater 2) lauten alle Nachrichten recht schlecht. Gott scheint das schwere Opfer von uns fordern zu wollen. Hoffentlich sind die Jesuiten in Innsbruck Dir zum Trost. Grüße P. Thuiner3) besonders von mir. Auch natürlich die lieben Kinder. Der liebe Gott beschütze und bewahre Dich und gebe Dir auch die Gesundheit, wenn es so gut ist.

1) In Innsbruck.

2) P. Bonaventura, Guardian des Mainzer Kapuzinerklosters, welcher ebenso streng in Beobachtung der Regeln seines Ordens als eifrig, selbst bis zur Erschöpfung, im Dienste des Herrn gewesen, namentlich im Predigtamte, wofür er hervorragende Talente besaß, hatte sich zur Erholung zu seinem Schwager Graf Galen nach Assen begeben, wo er nach mehrmonatlichen Leiden am 3. Januar 1855 an der Auszehrung gestorben ist. Vgl. Katholik, Neue Folge 11, 38-41.

3) Vgl. S. 135.

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An seine Schwägerin Cäcilie1).

125.

Rom, 2. Januar 1855.

Dein lieber Brief von Harkotten ist mir hierher nachgeeilt und hat mich also in recht weiter Ferne durch den Ausdruck Deiner Liebe erfreut. Ich bin nämlich inzwischen zu den Gräbern der Apostelfürsten gereist. Der entschiedene Wunsch des Heiligen Vaters hat dazu gehört, um mich von meinen täglichen Geschäften in meiner Diöcese loszureißen. Nachdem ich aber erst dies überwunden hatte, ist mir natürlich die Reise und der hiesige Aufenthalt, besonders unter so außerordentlichen Umständen, wie die große Versammlung der Bischöfe ist, vom höchsten Interesse. Mein Begleiter, Generalvikar Lennig, ist zudem ein unterrichteter Mann und kennt Rom von seinen früheren Aufenthalten her, wodurch mein Hiersein an Annehmlichkeit sehr gewinnt. Ich habe hier auch eine Bekannte von Dir, eine Marchesa Spinola geb. Garnieri angetroffen, welche mich Deinetwegen aufgesucht hat und voll Freundlichkeit gegen mich ist.

Der Eindruck, welchen Rom macht, ist, was die Stadt und Umgegend betrifft, mit keiner andern zu vergleichen. Beide passen ganz zusammen. Um aber alles ungestört zu genießen, muß ein Norddeutscher sich zuerst fest vornehmen an hunderttausend Kleinigkeiten sich nicht zu stoßen, denn Rom ist zu selbständig und eigenthümlich, um allen Zeitanforderungen sofort zu entsprechen. Ohne irgend den Eindruck von Verlassenheit zu machen, ruht auf Rom und seiner Umgebung eine gewisse ernste Ruhe. Die unzähligen Denkmale, christliche und heidnische, welche mit den größten Ereignissen der Weltgeschichte zusammenhängen, mit Thatsachen, von denen man von Jugend auf gehört hat, fordern Ruhe und Denken. Darin ist man aber hier gar nicht gestört und das finde ich ganz eigenthümlich und unbeschreiblich angenehm. Die Ruinen des Heidenthums sind hier wie von Gott erhalten, um den Sieg des Christenthums und die Gotteskraft, die diesen Sieg errungen, zu veranschaulichen. Auf dem Palatin, auf dem alten Palast der römischen Kaiser, auf jenen ungeheueren Ruinen, die den ganzen Berg umfassen, auf diesen Mauern, die menschlicher Stolz, menschliche Macht, menschliche Genußsucht aufgeführt, steht jezt ein ganz armes Franziskaner-Kloster, in dem jene Ar

1) Wittwe des Freiherrn August v. Ketteler, preußischer Major im 1. GardeUlanenregiment, † 27. Juli 1853.

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