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muth, Demuth und Keuschheit geübt wird, welche den Reichthum, den Stolz, die Schwelgerei des Heidenthums überwunden hat. Der Palatin und dieses Klösterchen ist ein Abriß der Weltgeschichte und zugleich, geliebte Cäcilie, ein Abriß des Lebens eines jeden Menschen. So wird alles Ruine werden, was wir in jenem Geiste in unserm Leben aufbauen, der die Kaiserpaläste erbaut hat, und so wird alles über die Vergänglichkeit triumphiren, was wir in jenem Geiste thun, der das Heidenthum überwunden hat.

Mit ganz besonderer Freude habe ich vor einigen Tagen das Grab Deiner lieben Namenspatronin besucht. Sie ruht jezt in einer ihr an der Stelle erbauten Kirche, wo einst ihr Wohnhaus stand. Früher ruhten ihre Gebeine in den Katakomben des Callistus, wohin Papst Urban sie gleich nach ihrem Tode bringen ließ. Papst Paschalis ließ sie gegen 821 in die Kirche transferiren, wo sie jezt ruht. Siebenhundert Jahre später (1599) öffnete man den Sarg und legte sie in einen neuen prachtvollen Sarkophag, in dem jezt ihr heiliger Leib eingeschlossen ist. Ganz so wie man sie damals im Sarge fand, ist sie in einer Marmorstatue dargestellt, welche über ihrer Ruhestätte angebracht ist1). Hiernach lag sie noch ganz erhalten in der Stellung in dem Sarg, wie sie mit drei Hieben im Hals niedergestürzt war und so liegend nach einigen Tagen starb. Mit dem vordern Körpertheil ist sie etwas zur Erde geneigt, der Kopf hängt herab und berührt mit der Stirn die Erde, die Hände etwas vorgestreckt, als wollte sie den Körper etwas aufrecht halten. Die Statue in dieser Lage ist ganz ergreifend und ich hätte unbeschreiblich gern mit meinen Augen den Sarg durchdringen mögen, um den Leib der Heiligen selbst in dieser Lage zu schauen. Uebrigens ist es erfreulich zu sehen, wie sehr ihr Andenken hier geehrt wird. Eine große Menge Lichter brennt ununterbrochen an der Vertiefung vor ihrem heiligen Leibe.

Die Mehrzahl der Bischöfe ist schon wieder heimgekehrt; mich hält dagegen noch die Verhandlung wegen unserer kirchlichen Angelegenheit in der oberrheinischen Kirchenprovinz und besonders in meiner Diöcese zurück. Bisher war es natürlich unmöglich zu Verhandlungen zu kommen. Jezt haben sie aber, Gott Dank, begonnen und ich hoffe, daß ich in drei Wochen sie beendigt haben werde. Wie unangenehm alle diese Verhand

1) Stefano Maderno, der Schöpfer dieses Werkes, hatte den Leichnam oft betrachtet, wie die Inschrift der Statue besagt: „In diesem Marmor stelle ich hier das Bild der heiligen Jungfrau Cäcilia dar, ganz in derselben Lage, wie ich sie selbst unversehrt in ihrem Grabe liegend gesehen habe." Vgl. Kraus, die römischen. Katakomben 150-155; Sainte Cécile par Dom Guéranger. Paris 1874, pag. 495-521. In beiden Werken ist die Statue abgebildet.

lungen sind, kannst Du denken. Es ist wunderbar, mit welchen Vorurtheilen wir zu kämpfen haben, um der Kirche die Stellung zu erwirken, die wir rechtlich fordern können und die sie nothwendig hat, um ihre Aufgabe zu lösen.

Ich wünsche Dir nun, geliebte Schwester, und Deinen lieben Kins derchen von ganzem Herzen Gottes Segen zu dem neuen Jahre, welches wir begonnen haben. Ich will mich in dieser Absicht hier recht oft mit Dir im Gebete vereinigen, besonders an den Gräbern so vieler Heiligen. An Leiden wird es uns gewiß auch in diesem Jahre nicht fehlen, aber auch nicht an Kraft und Trost, wenn wir unser Kreuz recht in der Nachfolge Christi tragen. Grüße die lieben Kinder recht herzlich.

Gräfin Sophie v. Merveldt an ihren Bruder Wilhelm.

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126.

Assen, 3. Januar 1855.

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Der liebe Gott möge mir doch die Worte geben, Dir eine Trauernachricht mitzutheilen, die, wenn auch nicht unerwartet, doch so unendlich schmerzlich für Dich sein wird und doppelt schwer und schmerzlich, weil Du so entfernt bist und nicht den Trost mit uns getheilt hast, den geliebten lieben Pater noch sehen und an seinem gottseligen Sterbebett stehen zu können. Gottes Willen und Wege sind ja unerforschlich und seine Barmherzigkeit war in den letzten schweren Stunden so groß, daß wir nur anbeten und danken können, wenn auch das Auge sich dabei mit Thränen füllt und mit Schmerz den geliebten Geschwisterkreis sich immer mehr lichten sieht; dafür gewinnen wir aber mit Gott Fürbitter im Himmel, die uns auch noch holen werden, wenn die Zeit in diesem Jammerthal erfüllt ist.

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Durch Helenens Brief 1) hörtest Du schon, wie sichtlich der Zustand des geliebten Paters sich dem Ende nahte. Seit acht Tagen konnten wir es fast täglich wahrnehmen, wie die Kräfte sanken. Doch schien der liebe Pater selbst seinen Zustand durchaus nicht für bedenklich zu halten und ein Vorschlag von Herrn Fecke), ihm die Generalabsolution zu

1) Gräfin Helene von Galen, seit 1858 vermählt mit dem Erbdrosten Clemens Graf Droste zu Vischering.

2) Damals Hausgeistlicher und Informator auf dem Schlosse Affen, jezt Pfarrer zu St. Martin in Münster.

geben, machte ihn fast ungeduldig. Um so erwünschter war es uns, als P. Behrens) am Freitag ankam und sogleich erklärte, er werde seinem früheren Versprechen gemäß den lieben Pater nicht mehr verlassen. Er suchte ihn auch sogleich geneigt zu machen, die Generalabsolution zu empfangen und seine Zweifel darüber, daß es noch zu früh sei, zu beschwichtigen. Am Sonntag Abend ertheilte er ihm dieselbe im Beisein von Max. Der geliebte Pater war davon aber so angestrengt, daß er dem P. Behrens sagte: „Ich glaubte Ihnen unter den Händen zu sterben.“ Montag empfing er die heilige Communion als Viaticum Gott Lob ohne besondere Hustenstörungen. Dagegen war er gestern den ganzen Tag mit Husten geplagt, der den geliebten Kranken sehr quälte und gegen Abend auch einige Zeit recht beängstigte. Doch schien er die Nähe des Todes so wenig zu ahnen, daß er Anna noch beauftragte, an Gauwerky?) über diesen besonderen Zustand zu berichten. Gegen 10 Uhr verließen wir ihn wie gewöhnlich, weil er uns in der Regel nicht gern länger bei sich hatte und der Barmherzige Bruder und P. Behrens auch für die Nacht keine Gefahr befürchteten und uns für diesen Fall zu holen versprachen. Die ganze Nacht war der liebe Pater aber recht unruhig und beklommen und ließ gegen 5 Uhr mich rufen, um ihm wo möglich Erleichterung für den immer fester werdenden Schleim zu verschaffen. Aber ach Gott! dazu war keine Möglichkeit. Den geringsten Tropfen zu schlucken fiel ihm beschwerlich und ward ihm bald unmöglich. Wir tamen dann bald alle an sein Sterbelager, küßten seine liebe Hand und empfingen seinen Segen, den er auch Dir, geliebter Wilhelm, und Wilderich im Geiste ertheilte. Er war bis zum letzten Athemzug beim vollsten Bewußtsein, nickte P. Behrens zu oder drückte ihm die Hand, wenn er ihn durch kleine Gebete und Seufzer ermunterte und stärkte, und verlangte recht nach dem Augenblick der Erlösung aber immer die vollkommenste Ruhe und Ergebung, keine krankhafte Zuckung und außer dem Schweiß auf der Stirne keine Spur von Angst. Seine rechte Hand ruhte fortwährend unter seinem Kopfe, mit der linken hielt er die Hand von P. Behrens. Gegen 8 Uhr ungefähr sagte er ganz deutlich: „Jezt wird es ernst." Der Athem wurde dann immer leiser, so ruhig, so still, daß nur P. Behrens den eigentlichen Uebergang seiner lieben geliebten Seele wahrnehmen konnte. Gegen 1/29 Uhr lag er da wie ein sanft Schlummernder, den friedlichst wohlthuendsten Ausdruck in seinen

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1) Rector auf der Friedrichsburg bei Münster, dem in Folge des Reichsgejeges vom 4. Juli 1872 aufgehobenen Noviciat der Jesuiten.

2) Der den Kranken behandelnde Arzt, ein geschäßter Homöopath aus Soest.

lieben Zügen, die rechte Hand unter dem Kopfe, in der linken das Kreuz und den Rosenkranz. Sanft und selig war er hinüber gegangen und hat gewiß als ein guter und getreuer Knecht seinen Lohn empfangen. Mit welcher Freude werden ihn die geliebten Eltern und so viele geliebte Vorangegangene empfangen haben und wie wird er mit der Gnade Gottes jezt ausruhen von allen Beschwerden dieses mühevollen Lebens und seiner schweren leidenvollen Krankheit! Möge Gottes Gnade uns einst allen einen so seligen Tod bereiten.

Clemens läßt es sich nicht nehmen, die geliebte Leiche nach Harkotten zu bringen, und ich hoffe Du wirst damit auch einverstanden sein. In aller Stille, so einfach und anspruchslos als möglich. soll am Freitag Abend die liebe Leiche dorthin gebracht werden und wegen der Feiertage bis Dienstag dort ausgestellt bleiben und alsdann die Beiseßung in der Gruft zu den geliebten Eltern stattfinden. Anna und ich werden dem geliebten Pater hoffentlich bis zur leßten Ruhestätte das Geleit geben und ich kehre dann in meine liebe Lembeck'sche Einsamkeit zurück, um dort, wenn es so Gottes heiliger Wille ist, den Winter recht still zuzubringen. Der Trost des geliebten Paters wird mir dort recht abgehen. Ich habe immer und besonders in dieser legten Krankheit so unverdient viele Liebe von ihm empfangen. Gott lohne es ihm im Himmel und schenke mir nun um so kräftiger seine Fürbitte, je mehr diese Liebe, jezt aller brüderlichen Blindheit entkleidet, meine Schwachheit und Bedürftigfeit erkennen wird. Das verwaiste Leben drückt oft recht schwer und doch sollte man ja Gott nur danken und ihn prcisen für alles, was er an uns gethan hat. Wie oft, wie oft trat mir in diesen Tagen so lebhaft vor die Seele, welchen Trost wir schon allein als Kinder der heiligen Kirche haben und wie wir nie genug dafür danken können.

Verzeihe diesen vielleicht etwas confusen Brief. In einigen Tagen schreibe ich Dir wieder; für heute mußt Du es mir zu gute halten. Mein Herz sagte Dir gern viel, viel mehr, als meine armseligen Worte und mein recht müder Kopf es auszudrücken vermögen. Der liebe Gott sei mit seinem reichlichsten besten Troste bei Dir, lieber Wilhelm. Ich küsse Deine lieben Hände. Der liebe Gott hat es recht gnädig gefügt, daß so viele von uns hier sein konnten; hättest nur Du und Wilderich nicht gefehlt!

An Graf Ferdinand v. Galen1) in Madrid.

127.

Rom, 8. Januar 1855.

Gestern habe ich von dem Erzbischof von Compostella gehört, daß er in diesen Tagen wieder nach Spanien zurückkehrt. Ich benuße daher diese Gelegenheit, Dir und Aennchen 2) den herzlichsten Dank für die Grüße zu sagen, die mir Dein Brief vom 6. November überbracht hat. Du hast mir durch denselben große Freude gemacht, da es mir immer eine sehr empfindliche Entbehrung ist, daß wir durch unsere Verhältnisse so wenig äußere Verbindung haben können. Meine Gedanken sind recht, recht oft bei Euch und Dein Gebet will ich treu erwiedern.

Die Mehrzahl der hier versammelten Bischöfe ist schon wieder heimgekehrt. Diese vollendete Einigung so vieler aus allen Theilen der Welt hatte etwas außerordentlich Ergreifendes. Mit großem Recht hat der innerste Gegensatz dieser Versammlung zu jener in Frankfurt Dich van lettere erinnert. Owenn doch die Menschen sich untereinander mit dem Bande verbinden lassen wollten, mit dem Gött sie verbinden will! Dann wäre sofort die Einigkeit so wahr und innig. Aber das wollen die Menschen nicht. Sie wollen andere Mittel der Einigung und finden fie nicht.

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Ich glaube übrigens, geliebter Ferdinand, daß wir die Absichten Gottes sowohl über die Entscheidung der unbefleckten Empfängniß Mariens als über die Versammlung der Bischöfe noch nicht übersehen können. Solche Fügungen haben bei Gott ihren Grund mehr in der Zukunft, die uns gar nicht, als in der Vergangenheit, die uns nur wenig bekannt ist. Jedenfalls bestätigen sie, was ja alle empfinden, daß wir in einer sehr wichtigen Zeit leben und vor einer Zukunft stehen, die große Ereignisse bringen wird. Daß die Kirche, während die Welt durch zahllose Fragen bis in ihre Fundamente aufgeregt ist, sich versammelt, alle diese Fragen außer Acht läßt und sich nur mit einer beschäftiget, welche die Ehre der heiligen Jungfrau und dessen, den sie geboren hat, angeht, ist schon so seltsam, daß man daran den Geist erkennt, welcher der Welt eine Thorheit, in Wahrheit aber Gottes Weisheit und Kraft ist. Gott

1) Damals außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister zu Madrid.

2) Dessen Gemahlin geb. Gräfin v. Bocholz-Asseburg. Vgl. S. 66.

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