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Wir rüsten uns jezt hier auf die Feier des Bonifacius-Festes. Meinen Hirtenbrief in dieser Beziehung habe ich Ihnen neulich zuge= schickt. Möge der hl. Bonifacius für das Land beten, dem er einst sich im Leben und Tode gewidmet hat. Im Herzen und im Gebete werden Sie gewiß in jener Zeit recht mit uns verbunden sein.

Beten Sie auch recht für mich, verehrte Frau! Ihr Leben ist ja gewiß fast ganz ein Leben des Gebetes geworden, seitdem Gott äußerlich Ihnen das Augenlicht entzogen hat, um einst Ihrer Seele in seiner Anschauung um so viel mehr Licht zu geben. Ich habe den Kampf, den mir der Beruf zur bischöflichen Würde verursacht hat, noch immer nicht überwunden und eine verkehrte Sehnsucht, die meinem innern Leben Schaden thut, zieht mich oft mit großer Macht nach dem seelsorglichen Wirken auf dem Lande, nach meinen Bauern und Bauernkindern zurück. Ich bitte daher recht um Ihr Gebet.

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Die herzlichsten Grüße an den Herrn Professor und Ihre Hausgenossen. Auch bitte ich Marie Esterházy recht freundlich von mir zu grüßen. Ich danke ihr recht, daß sie auf Zusendung Ihrer Arbeit bestanden hat. Der liebe Gott wolle uns einst um seinen Thron und in seiner Liebe ewig alle vereinen.

An feine Schwägerin Cäcilie,

133.

Mainz, 9. Juli 1856.

Deinen lieben Brief erhielt ich am Tage meiner Abreise nach dem Hegau im Badenschen, wo ich fast vier Wochen lang für den alten Erzbischof die heilige Firmung gespendet habe.

Ich kann mir lebhaft denken, wie die Sorge für die Kinder Tir jedes Unwohlsein doppelt schwer macht. Gott segne Deine Badekur. Die Kinderchen müssen recht beten und diese Gnade vom lieben Gott erflehen. Das Gebet frommer Kinder hat eine wunderbare Kraft. Gott gebe Dir auch die Gnade, Deine geliebten Kinder immer gottesfürchtiger zu erziehen. Diesen Reichthum, gegen den der andere Koth ist, können, Gott Dank, alle Eltern ihren Kindern hinterlassen. Er fließt besonders aus dem Herzen der Mutter. Mutter und Kind hängen so innig zusammen, daß jede wahre und jede falsche Empfindung der Mutter, jedes wahre und falsche Urtheil, jede wahre und falsche Richtung sich in das weiche Wachs des Kinderherzens abdrückt. Die wahren Gedanken, Empfindungen und Urtheile lernen wir aber beim lieben Heiland. Deßhalb müssen wir trachten, ihn recht kennen zu lernen.

Wir haben in allen Verhältnissen des Lebens vieles zu tragen, aber auch immer für vieles Gott zu danken. Auf das Eine sollen wir nicht sehen und das Andere nicht übersehen. Auch muß die beste Mutter nicht Vorsehung sein wollen, sondern die Vorsehung Gott überlassen. Das führt zum Frieden. Den Kinderchen die herzlichsten Grüße! Meine Herbstprojekte1) sind noch nicht festgestellt, wohl aber meine Wünsche.

An seine Nichte Helene Gräfin von Galen.

134.

Mainz, 21. November 1856.

Ich lebe jest wieder nach allen den vielen Sommerreifen in meiner Winterruhe, die mir nicht wenig behaglich ist. Bis zur heiligen Adventzeit sind einige alte Reste versäumter Amtsarbeiten, an denen es mir leider nie fehlt, aufgeräumt und dann beginnt die schöne heilige Zeit mit allen ihren geliebten seelsorglichen Arbeiten, die bis nach Ostern fast ununterbrochen dauert. Gott gebe, daß da alles und recht vieles zu seiner Ehre und dem Heile so vieler bedürftigen Seelen, die mitten im Lichte noch blind und mitten in der Liebe noch kalt sind, geschehe. Dies Verhungern so vieler Seelen bei all' dem Ueberfluß an Gnade und Wahrheit, den wir vom Heiland empfangen haben, ist kaum zu ertragen. Ich freue mich in jedem Jahre auf diese Arbeiten mit immer innigerer Freude, wobei es nur meine Qual ist, daß ich sie so elend vollbringe! Den Ton zu finden, der in die Herzen dringt und sie bekehrt das ist die Sache! Das sind aber die vom heiligen Geiste geweihten Töne und diese fehlen mir. Schließe mich deßhalb auch in Tein Gebet ein, geliebtes Helenchen, denn was wir für einander erbitten, bekommen wir immer eher, als was wir für uns selbst erbitten.

An Karl Fürst v. Löwenstein zu Kleinheubad.

135.

Mainz, 20. Januar 1857.

Da durch die Vollendung des Baues des St. Marien-Waisenhauses bei Neustadt i. O. und durch die Ablegung der Baurechnung diese Angelegenheit zu einem vorläufigen Abschluß gekommen ist, so halte ich mich

1) Bezüglich eines Besuches der Verwandten in Westphalen.

verpflichtet, Ew. Durchlaucht über den jezigen Stand derselben Mitthei

lung zu macher.

Ew. Durchlaucht hohe Familie hat mir von dem Vermächtniß Ihrer Großmutter1) 84,514 fl. 25 kr. zur Disposition gestellt. Dieses Kapital ist bisher in folgender Weise zur Verwendung gekommen:

1. Ankauf eines großen mit einer Mauer umgebenen Grundstückes, genannt der Thiergarten, bei Neustadt

2. Baukosten des Hauses.

3. Innere Einrichtung des Hauses, Möbel, Betten 2c.
4. Auf Hypotheken ausgeliehen
5. Baar in meiner Kasse

.

Summa

fl.

2,500

tr.

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Das Mehr der Ausgabe gegen die Einnahme erklärt sich aus den Zinsen des in der Zwischenzeit angelegten Kapitals. Die Anstalt ist bereits in vollem Gange. Es befinden sich in derselben schon 12 Kinder unter Leitung von 4 Schwestern, und da die Theilnahme nach den erhaltenen Berichten in der ganzen Umgegend eine allgemeine ist, so hoffe ich, daß sie ihr wohlthätiges Wirken immer mehr wird ausdehnen können.

Nach dem, was ich mir über den Stand des Vermögens der Anstalt zu bemerken erlaubt habe, ist also von dem uns überwiesenen Kapitale ein großes Grundstück angekauft, ein geräumiges, solides Haus, das fast 200 Kinder aufnehmen kann, erbaut und vorläufig entsprechend ein gerichtet worden. Außerdem besize ich für die Anstalt ein hypothekarisch angelegtes Kapital von 16,250 fl., mit dessen Zinsen die jährlichen Unkosten der Anstalt theilweise bestritten werden sollen. Die noch vorhandenen 934 fl. dagegen werden für nachträgliche Rechnungen von Baukosten und Vervollständigung des Inventars zur Verwendung kommen.

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Es bleibt jezt noch übrig, zur Sicherung der Zukunft der Anstalt das Eigenthum derselben festzustellen, da ich bisher vor dem Geseze als deren Eigenthümer figurire. Bisher konnte das nicht geschehen, da der Betrag der Baukosten noch nicht mit voller Gewißheit zu bestimmen war. Jezt aber wird eben die Ordnung dieser Sache meine nächste Sorge fein und ich werde nicht verfehlen Ew. Durchlaucht hierüber später Mittheilung zu machen. Ich will aber nicht unterlassen schon jetzt zu bemerken, daß ich unter den Bedingungen, unter denen ich zur Uebertragung des Eigenthums die Staatsgenehmigung einzuholen gedenke, auch die aufführen werde, daß, im Falle die Anstalt durch äußere Verhältnisse ihrem Zwecke

1) Fürstin Sophie geb. Fürstin Windischgrät.

gewaltsam entfremdet und der Bischof verhindert werden sollte, das Vermögen zu ähnlichen oder zu kirchlichen Zwecken zu verwenden, das ganze Vermögen wieder der Fürstlich Löwenstein'schen Familie zurückfallen solle. Eine Abschrift der bei der schönen Einweihungsfeier der Anstalt am 24. August 1856 in die Fundamente gelegten Urkunde verfehle ich nicht hierbei anzulegen 1).

1)

Im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit.

der

Nachdem der Vater der Erbarmungen und der Gott alles Trostes, Schüßer und Ernährer der Armen und Verlassenen, schon früher das edle Herz der über alles Lob erhabenen frommen und wohlthätigen Durchlauchtigsten Frau Fürstin Sophie von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg gebornen Fürstin von Windischgrät zu dem christlich hochherzigen Entschlusse gebracht hatte, leßtwillig ein bedeutendes Stiftungskapital anzuweisen und zu verfügen, daß eine Wohlthätigkeitsanstalt auf Fürstlich Löwenstein'schem Gebiete gegründet werden solle und nachdem ferner nach dem Hinscheiden dieser edlen Fürstin der Hochwürdigste Herr Bischof von Mainz, Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, in seiner Sorgfalt für das geistliche und zeitliche Wohl seiner von Gott ihm anvertrauten Heerde die Aufmerksamkeit der Fürstlichen Familie auf den schrecklichen Nothstand und die geistliche und leibliche Armuth des bedürftigsten Theiles des Visthums Mainz, auf den hessischen Odenwald, und auf die große Anzahl hilfsbedürftiger und verwahrloster Kinder hingelenkt hatte so entschied man sich von Seiten der Fürstlichen Familie, die von der edlen Fürstin Sophie beabsichtigte Wohlthätigkeitsanstalt im hessischen Odenwalde und zwar zu Neustadt als ehemalig Fürstlich Löwenstein'sches Gebiet zu errichten.

--

Die göttliche Vorsehung leitete diese christliche Angelegenheit so, daß, was die edle Fürstin Sophie begonnen, die würdigen Nachkommen dadurch schneller zum Ende zu führen verhalfen, daß die Fürstliche Herrschaft den ehemaligen sogenannten Thiergarten bei Neustadt dem Hochwürdigsten Herrn Bischof zu diesem Zwecke veräußerte und so der Grundstein zu dieser Wohlthätigkeitsanstalt unter Mitwirkung der edlen Nachkommen in einen bisher Fürstlich Löwenstein'schen Boden gelegt werden konnte. Dies geschah in dem für das Bisthum Mainz so bedeutungsvollen Jahre, in welchem das elfte Säkularfest des hl. Bonifacius im ganzen Bisthum Mainz aufs Feierlichste begangen wurde, im Jahre 1855 und heute am Tage des hl. Apostels Bartholomäus, im Jahre des Heils 1856, ward die neue Anstalt, welche nach der Anordnung des Hochwürdigsten Herrn Bischofs den Namen „St. MarienWaisenhaus" führen soll, von dem Hochwürdigsten Herrn Bischof Wilhelm Emmanuel selbst in Beisein der Durchlauchtigsten Familie Löwenstein zur Freude der katholischen Bevölkerung von nahe und fern feierlich eingeweiht und den „Schul- und Krankenschwestern von der göttlichen Vorschung“ aus dem Mutterhause von Finthen bei Mainz überwiesen, um fortan das Andenken an die edle Fürstin Sophie und deren ganzes Haus zu erhalten und arme und verwahrloste Kinder in dieser Anstalt zu pflegen und zu guten katholischen Christen zu erziehen, wozu insbesondere der hl. Apostel Bartholomäus, und der hl. Bonifacius den Segen des allmächtigen Gottes erbitten mögen.

Deß zu mehrerer Beglaubigung ward diese hier hinterlegte Urkunde aufgegenommen und eigenhändig unterzeichnet. Am Tage des hl. Bartholomäus 1856.

Ich danke dem lieben Gott von ganzem Herzen, daß die unaussprechlich wohlthätige Absicht der sel. Fürstin Sophie sich in dieser Weise zum Heile meiner armen Kinder zu verwirklichen begonnen hat. Möge der liebe Gott die sel. Fürstin und Ew. Durchlaucht mit der ganzen Familie dafür tausendfach segnen.

An seine Schwägerin Cäcilie.

136.

Mainz, 9. December 1857.

Ferdinand Galen hat die Güte gehabt mir die Trauernachricht von dem so unerwarteten Tod Deiner Mutter 1) mitzutheilen. Ich empfing sie unmittelbar vor dem gestrigen Festtag, wo ich durch Predigt 2c. verhindert war, Dir sofort meine innige Theilnahme auszusprechen. Möge die Gnade Gottes Dir recht mit ihrer Kraft beistehen und Dich stärken, eine so schwere Prüfung ergeben zu ertragen. Es ist ja doch so unaussprechlich schwer für dieses irdische Leben auf den Verkehr mit der Mutter und allen Trost zu verzichten, den uns die mütterliche Liebe in allen Verhältnissen- unseres Lebens gewährt hat! Da gibt es nur einen wahren. und zureichenden Trost: ganz festes und inniges Anschließen an den lieben Heiland, an seinen heiligen Willen und sein heiligstes Herz, seine Liebe. Die Ereignisse unseres Lebens eilen so schnell vorüber. Wenn wir uns ganz und unbedingt an den lieben Heiland festhalten, so kommt bald auch wieder die Zeit in unserem Leben, wo wir selbst unter den Dornen der schwersten Prüfungen wie verborgen die liebevolle Hand und Führung Gottes durchblicken sehen. Die lieben Kinder segne ich und grüße sie in der herzlichsten Liebe.

An seine Schwägerin Cäcilie.

137.

Mainz, 16. Januar 1859.

Gestern Abend, als ich aus dem Beichtstuhl nach Hause kam, erhielt ich Deinen Brief mit der Trauernachricht vom Tode Deines geliebten Vaters 2). So hat denn also der liche Gott in seinen unerforschlichen

1) Cäcilic, Gemahlin des preußischen Generals von Luck, geb. de St. Luce, † 2. December 1857.

2) Hans v. Luck, preußischer General der Infanterie, † 8. Januar 1859.

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