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laubte, diese Auffäße mit Anmerkungen, die er (Reusche) hinzufügen wolle, auf seine alleinige Verantwortlichkeit in Frankfurt in einem Heftchen besonders abdrucken lassen zu dürfen. Nachdem ich genanntem Reusche, der zur Einziehung von Localnotizen zur Zeit fast täglich in's Spital kam, die erwähnten Aufsäße geschrieben hatte, und ein Theil davon im „Mainzer Anzeiger" erschienen war, suchte ich alsbald die Fortsezung sistiren zu lassen, was mir aber nicht gelang. Auch erschienen diese Aufsäße mit Veränderungen, daß ich um so weniger für dieselben eintreten konnte, was mich aber um so mehr bestimmte, den besonderen Abdruck zu verhindern, was mir denn schließlich gelungen ist. Der ganze Vorfall machte aber auf mich einen überaus peinlichen Eindruck, daß ich meinen in dieser Beziehung gethanen ersten Schritt seit dieser Zeit unaufhörlich bitter bereute, ohne ihn wieder ungeschehen machen zu können.

Dazu kam noch, daß ich gestern in dieser Angelegenheit gerichtlich vernommen wurde. Ich habe in dieser Vernehmung ausweichende Antworten gegeben, um inzwischen Zeit zu gewinnen, Ew. Bischöflichen Gnaden meine Lage zu offenbaren.

Da die ganze Sache, wie es scheint, vor Gericht gezogen wird, und ich höchstwahrscheinlich entweder als Zeuge oder gar als Mitangeklagter (soviel ich weiß, ist Gottsleben unbekannt, daß ich der ursprüngliche Verfasser dieser Artikel bin) dabei erscheinen müßte, so richte ich an Ew. Bischöfliche Gnaden die vertrauensvolle und inständige Bitte, bei der Staatsbehörde dahin wirken zu wollen, daß dieser Prozeß niedergeschlagen werde. Ich gebe Ew. Bischöflichen Gnaden dabei das Versprechen, nicht nur allein nie mehr etwas Derartiges mir zu Schulden kommen zu lassen, sondern auch nach allen Kräften dahin zu streben, meinen Fehler möglichst wieder gut zu machen. Zugleich erkläre ich mich bereit, entweder baldmöglichst nach Amerika auszuwandern oder sofort in ein Kloster einzutreten.

Nur wage ich an Hochdieselben die gehorsamste Bitte zu stellen, mich nicht vorher prostituiren zu wollen, da ich befürchte, daß, wenn dieser Fall einträte, ich, wenn auch ungern und mit Schmerzen, doch lieber mit Aufgebung meiner geistlichen Stellung eine mir in Mainz angebotene Stelle übernehmen würde. Indeß glaube ich, daß ich durch Ew. Bischöflichen Gnaden väterliche Nachsicht und Liebe, die ich aus innigstem Herzen

Waffen und Leute. Mainz 1866 S. 32), hat sich neuerdings Professor Nippold bedient für sein Lebensbild oder vielmehr für seine Carikatur von dem legten Bischof in Mainz" in den Deutsch-evangel. Blättern," herausgegeben von Beyschlag und Wolters, Berlin 1878.

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um Verzeihung anflehe, von leßterem so verhängnißvollen Schritte abgehalten werde.

Sollten Ew. Bischöfliche Gnaden geneigt sein, meiner Bitte zu willfahren, so wage ich Hochdieselben um sofortige Beschleunigung dieser Angelegenheit zu bitten, da mir sonst eine zweite gerichtliche Vernehmung bevorsteht, in der ich mich offen als den ursprünglichen“ Verfasser jener Auffäße bekennen und nothgedrungen die Vertheidigung des sachlichen Inhalts derselben auf mich nehmen würde.

"

Indem ich Em. Bischöfliche Gnaden um Verzeihung anflehe und Hochderselben Entschließung vertrauensvoll entgegensehe, habe ich die ausgezeichnete Ehre zu sein 2c.

Pfarrverwalter Biron an den Bischof v. Ketteler.

156.

Bechtheim, 4. November 1863.

Einem mir heute zugekommenen Briefe entnehme ich, daß irgend eine Person in Mainz den Verdacht geäußert habe, als stünde ich mit dem Uhrmacher Schöppler in einer „entfernten" Beziehung. Damit Ew. Bischöfliche Gnaden für den Fall, daß ein derartiges Gerede entstünde, hierüber nicht im Unklaren seien, erlaube ich mir Hochderselben gehorsamst zu berichten, daß ich noch zu keiner Zeit, sei es direct oder indirect, mit dem Genannten in irgend welcher Verbindung gestanden habe. Reusche hat mir zwar einmal geschrieben, der Vorstand des ArbeiterBildungsvereins sei troß meiner entgegengeseßten Willensäußerung entschlossen, mir, wenn ich einige Wochen aus Mainz entfernt sei, eine Ovation zu bereiten, weßhalb ich mich zur Vermeidung dessen an Schöppler, der in jenem Vorstande eine Hauptrolle spiele, wenden möge; allein ich habe mich nicht einmal in dieser Angelegenheit, weder mündlich noch schriftlich, mit Schöppler benommen, so daß ich diesem Manne ganz fern stehe. In ähnlicher Weise hat Reusche mir einmal geschrieben, daß die Mitglieder der Oppenheimer Loge, von denen ich keines, weder der Person noch dem Namen nach, kenne, mir, um mich zu gewinnen, eine Ovation zugedacht hätten, mit der Warnung, falls mir es unlieb wäre, mich nur nicht in Oppenheim sehen zu lassen.

Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir, Ew. Bischöfliche Gnaden weiter davon in Kenntniß zu sehen, daß derselbe Reusche mir im Auftrage eines Mitgliedes der zweiten Kammer eine Anzahl von allerlei Actenstücken kirchlichen Inhalts, die dem betreffenden Abgeordneten anonym zu dem Zwecke zugestellt worden seien, daß er davon in der Kammer

Gebrauch machen möge, zuschickte, um dieselben zu prüfen und zu begutachten. Ebenso schickte mir Reusche von Zeit zu Zeit, der Redaction angeblich anonym zugesandte Schriftstücke über Diöcesanverhältnisse, zur Begutachtung. Auch erlaube ich mir noch, Ew. Bischöflichen Gnaden mitzutheilen, daß mir Seitens der Besißer einiger Journale die Stelle eines Redacteurs angeboten wurde, ohne daß dieselben mich kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hätten. Ich kann in allem Dem jezt nur ein Werk des Herrn Reusche erblicken, der mich offenbar öffentlich compromittiren und dadurch gleichsam mit Gewalt auf eine andere Bahn bringen wollte.

Schließlich sehe ich, daß ich in meinem Schreiben vom 1. d. M. Ew. Bischöflichen Gnaden berichtet habe, Gottsleben wisse nicht, daß ich an diesen Artikeln betheiligt sei. Es ist mir das aus Uebereilung so in die Feder gekommen; es hätte statt „weiß“ - „wußte" heißen müssen. Reusche versicherte mir nämlich, Gottsleben wisse durchaus nichts davon. Auch wird Gottsleben vorkommenden Falls, wie er bereits gerichtlich erklärt hat, unter allen Umständen die Autorschaft des Aussages vertreten und mich nur als Zeugen aufrufen.

Indem ich Ew. Bischöflichen Gnaden durch Darlegung des Vorstehenden ein Bild meiner Lage verschaffen wollte, wiederhole ich auch bei dieser Gelegenheit meine Bitte vom 1. d. M. und verharre in vertrauensvollster Zuversicht zc.

An Pfarrverwalter M. Biron.

157.

Mainz, 6. November 1863.

Nachdem ich gestern von einem Gerüchte gehört hatte, daß Sie jenen Artikeln nicht ganz fremd feien, bringt mir heute Ihr Schreiben die Bestätigung desselben. Ich will über den schmerzlichen Eindruck desselben nicht reden. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, wo ich Sie zum Priester geweiht habe, an die Hoffnungen, die ich auf Sie sehte, an das Vertrauen, das ich Ihnen so oft bewiesen habe, so scheint es mir fast unmöglich, daß Sie so gegen mich handeln konnten. Doch, ich will Ihnen auch keinen Vorwurf machen. Gott verzeihe Ihnen so vollkommen, wie ich Ihnen verzeihe. Möge er Ihnen insbesondere die Demuth, den Muth und die Kraft geben, offen Ihr Unrecht anzuerkennen. Möge er Sie in seiner Erbarmung vor einer stolzen Gesinnung bewahren; die könnte Sie tief in den Abgrund herabziehen.

Ihren Wunsch, auf Niederschlagung der Untersuchung anzutragen,

kann ich dagegen unmöglich erfüllen. Sie müssen das selbst einsehen, wenn Sie bedenken, daß ich dadurch den Schein eines Zugeständnisses der vielen Beschuldigungen gegen mich auf mich laden würde. Das kann ich nicht, weil sie ungerecht sind, und weil es sich bei denselben um-meine öffentliche Wirksamkeit handelt. Der Versuch, sie zu verthei= digen, würde Ihr Unrecht nur vergrößern. Gott leite Sie bei dieser, vielleicht für die Ewigkeit entscheidenden Wendung Ihres Lebens.

An Pfarrverwalter M. Biron.

158.

Mainz, 6. November 1863.

Sie werden mein Schreiben erhalten haben. Inzwischen ist Ihr zweites Schreiben vom 4. c. mir zugekommen. Ich freue mich über die Offenheit, mit der Sie sich in demselben aussprechen. Ich hoffe um so mehr, daß Sie diese schrecklichen Bande zerreißen werden, mit denen man Sie umgarnen will. In diesen Tagen ist mir die Mittheilung ge= worden, daß der unglückliche Bertsch, der auch von Feinden der Kirche verführt ist, in weiter Ferne, verlassen und mit allen verfallen, gestorben ist. Möge der liebe Gott Sie vor ähnlichem Verderben bewahren. Wenn Sie offen und rückhaltlos Ihren Fehltritt bekennen und so viel als möglich wieder gut machen, so werde ich diesen Act der Selbstdemüthigung als Sühne aufnehmen und so mild als möglich gegen Sie verfahren. Gott gebe es1)!

An seinen Neffen Friedrich Graf v. Galen2).

159.

Mainz, 15. Januar 1864.

Ich muß doch mit einem Worte Dir es auch selbst aussprechen, wie leid es mir ist, Deiner freundlichen Einladung nicht folgen zu können.

1) Als dieses Schreiben in Bechtheim eintraf, hatte der unglückliche Priester, den krankhafte Selbstüberhebung zum Falle gebracht, seine Stelle bereits verlassen und in Frankfurt bei Ronge's Anhängern Unterkunft gefunden. Vgl. Mainzer Abendblatt 1863 Nr. 262, 275--279.

2) Pastor in Lembeck. Derselbe hatte seinen Onkel zur Theilnahme an der feierlichen Verehrung des heiligsten Altarsakramentes, welche in dessen Pfarrkirche während der Carnevalstage alljährlich stattfand, eingeladen.

Wie hätte ich so gern einmal wieder einige Tage bei Dir, in Deinem lieben Pfarrhaus, bei Deinen lieben Pfarrkindern zugebracht und fromme schöne Tage dort verlebt. Es geht aber nicht. Ich stehe in dieser ohnehin so bewegten Zeit an einem Punkte, wo der Teufel Tag für Tag Sturm läuft. Wie kann ich da gehen? Schließe mich deßhalb im Gebete auch abwesend ein und bitte Deine guten Leute ausdrücklich um dieses Gebet für mich.

Meine innigsten herzlichsten Wünsche schließe ich für Dich an, mein lieber Pastor! Unsere Wege scheinen auf dieser Welt nicht weit auseinander, aber weit entfernt nebeneinander herlaufen zu sollen. Um so inniger laß uns in der Nachfolge des göttlichen Heilandes und in priesterlicher Gesinnung verbunden sein. Du hast auch den Beruf, alle die Deinigen recht zu heiligen, Eltern und Geschwister, so oft Du bei ihnen bist.

H. N. C. an den Bischof v. Ketteler.

160.

Barmen, 24. Mai 1864.

Ew. Bischöflichen Gnaden fühle ich mich gedrungen kurz mitzutheilen, was Ihre Schrift: Die Arbeiterfrage und das Christenthum 1)" in den letzten Tagen erlebt hat.

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Am vorigen Donnerstag Morgen hatten zwei Dekonomen aus Württemberg durch die Zeitungen das Publicum zu einer Besprechung „über die Vereinigung der Confessionen und Secten, sowie über die Beseligung des Menschengeschlechts" eingeladen. Gegen 5-600 Personen hatten sich Abends in dem angekündigten Locale eingefunden. Nachdem der erste Redner seinen höchst abstrusen Vortrag beendet, begann der zweite Redner Herr Hardegg damit, daß die Welt jezt von vielen wichtigen Fragen aufgeregt werde. Da sei die polnische, die italienische 2c. Frage auf politischem Gebiete; auf socialem Felde sei ein lebhafter Kampf zwischen Schulze und Lassalle entbrannt, woran sich in den letzten Tagen auch der „römisch-katholische Bischof von Mainz" betheiligt habe und man könne nicht leugnen, daß durch dessen Ansichten die Lösung der Arbeiterfrage bedeutend gefördert worden." Weiter wurde indeß hierüber nicht gesprochen und will ich auch nicht über diese Versammlung berichten, weil nicht hierher gehörig.

1) Mainz 1864.

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