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thums eine Adresse an Se. Königliche Hoheit den Großherzog gerichtet, worin die Behauptung vorkömmt, daß in unserem Lande der evangelische Glaube „eine Menge von Verunglimpfungen und Herabwürdigungen“ zu dulden habe, insbesondere in Hirtenbriefen des Bischofs von Mainz." Ich habe von dieser Adresse erst im verflossenen Monate eingehende Kenntniß erhalten, weil ich damals und fast den ganzen Sommer hindurch abwesend war. Eine solche gänzlich unwahre Anschuldigung konnte ich natürlich nicht auf mir ruhen lassen und ich habe deßhalb Ende December an den Herrn Prälaten die Aufforderung gerichtet, entweder diese Beschuldigung öffentlich zurückzunehmen oder aber mir die Stellen aus meinen Hirtenbriefen zu bezeichnen, worauf diese Anschuldigung sich gründe. Vor einigen Tagen ist mir hierauf die Antwort zugegangen. Und da der Herr Prälat jene Beschuldigung aufrecht erhält, so werde ich nicht ermangeln, sobald es mir die Zeit erlaubt, auch diese Streitfrage der Deffentlichkeit vorzulegen, zur Entscheidung, ob ich in der That den evangelischen Glauben beschimpft habe oder ob der Herr Prälat vor dem Großherzog und dem ganzen Lande eine völlig unwahre Behauptung aufgestellt hat. Auf diese Correspondenz, von welcher der Verfasser jener Artikel der „Evangelischen Blätter“ Mittheilung erhalten hat, ich natürlich nicht wissen kann, in wie intimer Beziehung dieser Verfasser und der Herr Prälat Dr. Zimmermann stehen, worüber namentlich auch wegen der Invectiven gegen die höchsten Persönlichkeiten, welche ich bereits mitgetheilt habe, Aufschluß zu erhalten nicht uninteressant wäre wird nun hier in ganz mysteriöser Weise hingedeutet und von geheimen Wegen gesprochen, um die opponirende Stellung der protestantischen Geistlichkeit zu paralysiren,“ und davon, daß „ich mich aufgemacht habe in privater Weise zur Bekämpfung der gegentheiligen Ansichten des evangelischen Landesprälaten." So macht man aus einem ganz schlichten und einfachen Schreiben an den Herrn Prälaten, statt es offen bei Namen zu nennen, eine geheimnißvolle Sache, wobei jeder Leser das Schrecklichste vermuthen kann, und man gewinnt so den Schein für angebliche „wichtige Manöver," indem man durch diese Unklarheit Dinge verbindet, die absolut nichts miteinander zu thun haben. Welch ein verkehrtes Verfahren!

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wobei

Diese angeblichen „Manöver," welche der Zweck meiner Artikel über die politische Lüge sein sollen, werden nun am Schlusse des ersten und im ganzen zweiten Artikel der Evangelischen Blätter" aufgedeckt.

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Dort wird als eigentlicher Zweck dieses „Manövers“ angegeben : „Herr v. Ketteler versuchte mit dieser „politischen Lüge“ sichtlich neues Fahrwasser nach Preußen hin zu gewinnen und seinen Rückzug von der

seitherigen Solidarität mit dem Ministerium Dalwigk möglichst friedlich in dankbarer Rückerinnerung an geleistete Dienste anzutreten. Die „Darmstädter Zeitung" aber läßt ihn nicht so leicht fort; sie druckt diese Artikel aus dem „Mainzer Journal" ab. Die Bundesgenossenschaft dieses Mannes darf um keinen Preis verloren gehen, und Herr v. Ketteler, dem ohnedies die österreichischen Sympathien im eigenen Lager zu schaffen. machen, läßt sich's gerne gefallen, auf zwei Sätteln auch fernerhin zu reiten. Diese politische Zweideutigkeit ist das eigentlich Lehrreiche an diesem höchst politischen Falle."

Ich glaube nicht, daß es den „Evangelischen Blättern" gelingen wird, selbst unter meinen Gegnern die Ansicht zu verbreiten, daß es meine Art sei, „auf zwei Sätteln zu reiten“ und „politischer Zweideutigkeit" zu huldigen. Mag auch die Macht der politischen Lüge sehr stark sein, hier glaube ich nicht an ihren Erfolg. Dagegen bitte ich meine Leser, einen Augenblick den übrigen Inhalt der vorstehenden Worte festzuhalten, daß der eigentliche Zweck meines Manövers mit jenen Artikeln gewesen sei, „Fahrwasser nach Preußen zu gewinnen." Sie werden ohne Zweifel erstaunen, zu vernehmen, was in demselben Blatte ein anderer Artikel über den Zweck meines angeblichen Manövers sagt.

In dem Schlußartikel heißt es nämlich hierüber: Die Bedeutung jener Artikel scheint uns vielmehr darin zu liegen, daß sie gerade jezt erschienen sind." Nachdem dann die völlig unwahre Behauptung ausgesprochen worden, daß ich bis jezt zu allen diesen Anklagen geschwiegen habe, fährt er fort: „Warum? Warum gerade jest? So muß man unwillkürlich fragen. Weil die „Köln. Zeitung" in einem nur halbwahren Ausfall den Bischof dazu nöthigte? Demjenigen, welcher die Verachtung kennt, in welcher die liberale und freimaurerische Presse bei Herrn v. Ketteler und seines Gleichen steht, wird es unmöglich sein, solches zu glauben. Deßhalb sind wir denn der Ansicht, die Ursache der energischen und weitläufigen Vertheidigung des Bischofs liege in der gegenwärtigen europäischen Lage, und die „Köln. Zeitung" habe nur den Haken abgegeben, an welchen die Sache gehängt worden ist. Seit Louis Napoleon sich entschieden zum Ritter des Papst-Königs erklärt hat, schwellt frischer Wind die ultramontanen Segel und die kühnen Schiffer in der Arche Betri regen sich überall, um verlorene Macht wiederzugewinnen, neue zu erobern, althergebrachte zu befestigen." An diese sublimen Gedanken anknüpfend wird dann weiter ausgeführt, es sei deßhalb darauf angekommen, in „hohen mächtigen Kreisen auch die Wolken zu zerstreuen, die sich im letzten Jahre durch die äußeren Ereignisse, sowie die lauten Klagen des Protestantismus und Liberalismus gegen die ultramontanen

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Führer und ihren Anhang gelagert haben." Auch in Darmstadt habe es wohl ein solches Wölkchen gegeben. Dagegen sei ich nun aufgetreten. Nicht für das Volk habe ich geschrieben, sondern: „er schreibt für die Männer der Macht, um vor diesen mit eigener Hand seine Gegner niederzuschmettern." Der Abdruck meiner Artikel in der „Darmstädter Zeitung" habe deßhalb vor dem ganzen Lande bekunden sollen, „daß der alte Bund zwischen Darmstadt und Mainz, den das Land schon so lange beklagt, noch unverrückt feststeht und festbestehen bleiben soll.“

Also in demselben Blatte, ja in derselben Nummer desselben Blattes wird in einem Athemzug behauptet, daß der Zweck meines „Manövers“ gewesen sei, „Fahrwasser nach Preußen zu gewinnen,“ und dann gleich darauf, daß der Zweck gewesen, „den alten Bund zwischen Darmstadt und Mainz“ von neuem und für immer zu befestigen.

Das genügt für meinen Zweck. Ueber die vielen anderen Unwürdigkeiten, die noch in großer Menge in diesem Artikel vorhanden sind, gehe ich hinweg. Ich wollte lediglich an einem Exempel meine Behauptungen über die politische Lüge in unserem Lande bestätigen. Möchten meine Gegner darauf verzichten, mit Vorurtheilen, Voraussetzungen, krummen Wegen, verdeckten Wegen, geheimnißvollen Andeutungen mich zu bekämpfen, sondern möchten sie es thun mit Offenheit, Geradheit und Ehrlichkeit. Auf diesem Boden bin ich immer gerne bereit, mich mit allen meinen Gegnern auseinanderzusetzen.

An die Redaction der Kreuz-Beitung in Berlin.

196.

Mainz, 1. Mai 1868.

Ich bitte die geehrte Redaction der Neuen Preußischen Zeitung, mir zu gestatten, einige Berichtigungen über den meine Broschüre „Die wahren Grundlagen des religiösen Friedens" behandelnden Artikel (Beilage zu Nr. 100) in Ihrem geschäßten Blatte auszusprechen 1).

Vor allem die Bemerkung, daß ich troß aller abweichenden Ansichten doch das redliche Bestreben, nach beiden Seiten das Wahre zu finden, in dieser Beurtheilung meiner Controverse mit den drei Herren Superintendenten des Großherzogthums Hessen mit Freuden anerkenne.

1) Die Kreuz-Zeitung veröffentlichte über die zwischen dem Bischof von Mainz und den drei Superintendenten von Hessen entstandene Streitfrage eine Reihe von Artikeln in den Beilagen zu Nr. 52, 58, 100, 104, 149, 151, 179, 185.

Es ist mir, bei allem Tadel über meine Schrift im Einzelnen, diese Ge= sinnung um so wohlthuender, da ich sie leider hier fast nie antreffe.

Die Absicht dieser Zeilen ist nicht, den ganzen Artikel kritisch zu besprechen, sondern nur einige Ansichten des geehrten Verfassers zu berichtigen.

Im Eingange wird hervorgehoben, daß die katholische Kirche „das Dogma der Untrüglichkeit“ für sich habe und könne deßhalb „nie Ursache haben, weder über früheren Irrthum und Verschuldung zu trauern, noch in der Gegenwart mit dem Blicke ernster Selbstprüfung in sich zu schauen oder gar vom Feinde zu lernen." Diesen Worten liegt offenbar eine irrige Auffassung des Lehrsages von der Unfehlbarkeit der Kirche zu Grund. Diese bezieht sich nur auf den Inhalt der Offenbarung. Die katholische Kirche lehrt, nicht daß der Einzelne, er mag sein wer er will, für sich und seine Ansichten unfehlbar sei, sondern nur, daß das Lehramt der Kirche, wenn es sich über den Inhalt der Offenbarung feierlich ausspricht, also über das, was Gott den Menschen durch die Patriarchen und Propheten und zulezt durch seinen Sohn Jesus Christus in übernatürlicher Weise kundgegeben hat, durch einen besonderen Schuß Gottes vor jeglichem Irrthum bewahrt bleibt. Sie stüßt diese ihre Lehre namentlich auf die Verheißungen Christi, daß er selbst bei seiner Kirche sein werde alle Tage bis an's Ende der Welt, daß die Pforten der Hölle (also das Reich der Lüge) fie nicht überwältigen und daß der Geist der Wahrheit allezeit bei ihr bleiben werde. Diese Lehre fällt zusammen mit der Wahrheit, daß die Lehre Jesu Christi für alle Zeiten und für alle Menschen bestimmt ist und deßhalb auch so, wie der Herr selbst sie gelehrt hat, verkündet werden muß allen Völkern bis an das Ende der Zeiten. Diese Auffassung hindert uns also in keiner Weise, Irrthümer, Fehler und Sünden des Einzelnen, er mag Papst, Bischof, Priester oder Laie sein, mit voller Wahrheit anzuerkennen. Dagegen können wir nie zugeben, daß die Kirche Christi bei den feierlichen Acten des Lehramtes und ihrer Erklärung der Lehre Jesu troz aller Fehlerhaftigkeit ihrer Hirten und ihrer Gläubigen jemals in Irrthum gefallen sei.

Alle Ausführungen des geehrten Herrn Verfassers über die segensreiche Wirkung der Reformation treffen nicht die Ausführungen meiner Broschüre. Ich habe die Stellen Luther's nicht angeführt, um die fittlichen Zustände des Protestantismus zu schildern; ich habe vielmehr ausdrücklich erklärt, daß ich jene Aussprüche Luther's für vielfach übertrieben" halte. Ich habe auch in dem Zusammenhange, wo ich diese Stellen anführe, sie nicht zu dem Zwecke mitgetheilt, um diese Zeit und um die protestantischen Länder gegen die katholischen zurückzusehen, sondern le

diglich um durch Parallelstellen zu beweisen, wie überaus unbillig es ist, einen Sag, den ich vor fünfzehn Jahren in einem Hirtenbriefe ausgesprochen und der über jene Zeit etwas behauptet, was tausend und tausend Mal gesagt worden ist, seitdem ohne Unterlaß auszubeuten, als ob ich damit ein unerhörtes Novum, eine nie dagewesene Beleidigung des Protestantismus ausgesprochen hätte. Solche ganz ungeheuerliche Uebertreibung eines feindseligen Parteigetriebes wollte ich durch diese Anführungen in ihr wahres Licht stellen. Im Uebrigen werde ich mich nie. auf eine principielle Vergleichung der einen Zeit mit einer anderen, ja nicht einmal eines. katholischen Landes mit einem protestantischen in sittlicher Hinsicht einlassen. Je länger ich solche Vergleichungen beobachte, desto mehr sehe ich, wie schwer es sei, sie erschöpfend und wahr anzustellen, desto mehr überzeuge ich mich, daß diese Discussion nur an dem Tage des großen Weltgerichts zur Entscheidung kommen kann. Die Geschichte berichtet uns fast lediglich und selten unbefangen die Thatsachen des öffentlichen Lebens und auch diese nur zu einem kleinen Theile; alle Tugenden und Laster des Privatlebens und noch mehr die Absichten der Herzen, worauf es vor allem bei einem solchen vergleichenden Urtheile ankäme, sind ihr verborgen, sind nur Gott bekannt.

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Die Note des Verfassers: „Die stark antipreußische, althabsburgische Gesinnung des Bischofs bricht an dieser Stelle unverhohlen hervor u. s. w.“ ist unrichtig. Ich habe nie eine stark antipreußische“ Richtung gehabt und eben so wenig eine „althabsburgische." Ich erkenne alles Gute und Tüchtige in Preußen gern und in vollem Umfange an und habe aus dieser Gesinnung nie ein Hehl gemacht. Ich kann mich aber nicht exclusiv auf die eine oder andere Seite stellen. Es gibt eine preußische Anschauung, die ich nicht theilen kann; wie es auch eine österreichische gibt, die ich verwerfe. Ueber allen Landesgrenzen und

über allen Dynastien steht mir die Gerechtigkeit und die Wahrheit, denen ich mit meinem Gewissen anhänge, und sie kann ich keinem Landesinteresse und keiner Dynastie opfern.

Die Schlußbemerkung des geehrten Verfassers, wo gesagt wird, „daß es weder mit der Geschichte stimmt, noch zum Frieden führt, wenn man mit neuer Starrheit die alte Scheidewand mit ihren Anathemen immer wieder auf's Schroffste zur Geltung zu bringen sucht, die trennende Kluft immer tiefer und unausfüllbar erweitert. Es würde ein größerer Segen auch für die politische Einheit Deutschlands darauf ruhen, wenn, statt in abstoßender Kälte und finsterer Unzugänglichkeit sich zurückzuziehen (wie das in dem Sprengel des Bischofs v. Ketteler mit jedem Tage fühlbarer hervortritt), man vielmehr des großen gemeinsamen Gutes

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